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8 (257 472,33 ℳ mehr gegen das Vorjahr). Die Gesammt⸗ ausgabe 16 961 258,80 ℳ (466 702,54 ℳ mehr gegen 1879/82), der Ueberschuß 334 578,35 ℳ — Von den Einnahmen ist zu bemerken: die Demänen (Erträge aus dem Familieneigenthum des Regentenhausesz) mit 4 046 745 ℳ ergaben einen Minderbetrag von 1 136 355 ℳ, hauptsächlich in Folge der gesunkenen Holzpreise und nicht zu vermeidenden Beschränkung des Fällungsetats, dagegen wird bei den Landesdomänen (907 163 ℳ) ein höherer Ertrag von 215 670 ℳ durch Die steigenden Reinerträge der Staatseisenbahnen erwartet. Der Ertrag der indirekten Steuern (Grund⸗, Gewerbe⸗ und Einkom⸗ mensteuer) ist mit einem Mehr von 158 000 ℳ (7 900 186 ℳ) vorgesehen, die inneren indirekten Auflagen (Tranksteuer, Brücken⸗ geld, Collateralsteuer) betragen 2 461 722,86 ℳ (51 152,86 ℳ mehr); aus Reichssteuern (Zollgefälle, Tabak, Salz, Brannt⸗ wein⸗, und Braumalzsteuer, Stempelabgabe, Wechsel⸗ und Spielkartenstempel) werden die auf: 3 930 947,86 ℳ gegen 1 206 984,86 ℳ im Vorjahre geschätzten Einnahmen so reichlich fließen, daß der Ausfall bei den Domänen aus⸗ geglichen wird. Die Einnahme aus verschiedenen Quellen (Kriminalstrafen, Geldbußen u. s. w.) ergiebt mit 503 395,28 ℳ einen Ausfall von 268 528 ℳ Im Vergleich zum laufenden Staatsbudget enthält die Gesammt⸗ summe der ordentlichen Staatseinnahmen ein Mehr von jähr⸗ lich 257 472,33 ℳ, der jährliche Einnahmeüberschuß berechnet sich auf 334 578,35 ℳ, für drei Jahre auf 1 003 735,2 ℳ Mit diesen Mitteln wird es, unter Zuziehung von Ueber⸗ schüssen der Staatsschuldenverwaltung im Betrage von 810 758,67 ℳ möglich, eine Reihe von außerordentlichen Aus⸗ gaben zu decken.
— (Frkf. Ztg.) Von dem Abg. Möllinger ist in der Zweiten Kammer ein Antrag eingebracht worden, wonach die Regie⸗ rung ersucht werden soll, Mittel zu ergreifen, um dem Ueber⸗ handnehmen der Landstreicherei zu steuern. Der An⸗ tragsteller glaubt, daß dem Uebel nur durch streng überwachte Arbeitsbücher, durch welche Arbeitsuchende von Landstreichern zu unterscheiden seien, sowie durch Bestrafung der letzteren durch Zwangsarbeit zu begegnen sei. Das Stromerthum habe in
der That in einer Besorgniß erregenden Weise überhand ge⸗ nommen; an frequenten Landstraßen kann man derartigen Ge⸗ stalten täglich an Hunderten begegnen; die Beseitigung dieses Mißsta ndes gehöre auch zu dem Problem der sozialen Frage.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 21. Januar. Die „Polit. Corr.“ schreibt: Die Kriegsverwaltung beabsichtigt nicht, weitere Truppenkörper nach Süden zu schicken, jedoch werden die in den okkupirten Provinzen und Dalmatien befindlichen Streitkräfte, ausgenommen jene im Lim⸗Gebiete, in ihren Beständen erheblich vermehrt, wozu die Anordnungen bereits ergangen sind. — Die „Pol. Corr. be⸗ richtet weiter: Laut Meldung des Statthalters, FMML. von Jo⸗ vanovic, wurde ein Korporal der dritten Compagnie des 11. In⸗ fanterie⸗Regiments, welcher die Bedeckung der Finanzwache am Planik, nördlich von Bilek, befehligte, am 16. Januar von 200 Insurgenten überfallen. Derselbe vertheidigte sich 30 Stunden hindurch in einem Hause und schlug sich nach theilweisem Abzuge der Insurgenten nach Korito durch. Der Korporal erhielt die Tapferkeitsmedaille. — Ein Oberst⸗ Lieutenant rückte am 20. d. mit einem Proviant⸗Munitions⸗ transport von Korito in Bilek ein. Das Detachement war am 19. d. auf dem Marsche über das Gebirge zwischen der Straße und der montenegrinischen Grenze 6 Stunden hindurch in einem fortgesetzten Gefechte mit Insurgenten gewesen, welche dasselbe bei Bilarudina erwartet und angegriffen hatten. Die In⸗ surgenten wurden überall zurückgeworfen und die von den⸗ selben besetzt gewesenen und vertheidigten Hütten in Brand gesteckt; die daselbst angehäufte Munition explodirte. Während des Rückmarsches am 20. d. folgten Insurgenten der Nachhut, ohne indeß einen Angriff zu wagen. Das Detachement hatte drei Verwundete. In den seit dem 16. Januar stattgehabten acht Gefechten zwischen Bilek und Korito sind 1 Lieutenant, 2 Unteroffiziere und 3 Soldaten verwundet, 1 Soldat ge⸗ tödtet, einer vermißt. Der Lieutenant ist seiner Brustwunde erlegen. Die Insurgenten erlitten bei allen Zusammenstößen bedeutende Verluste.
— 22. Januar. Wie die amtliche Zeitung meldet, hat der Kaiser dem Polizei⸗Präsidenten von Wien, Baron Marx, anläßlich der von ihm erbetenen Versetzung in den Ruhestand seine Zufriedenheit mit der vieljährigen treuen Dienstleistung desselben aussprechen lassen. Der niederösterreichische Statt⸗ halterei⸗Rath Ritter Krticzka von Jahden, welcher mit der einstweiligen Leitung der Geschäfte der Polizei⸗Direktion betraut ist, ist zum Hofrath ernannt worden.
— Die „Politische Correspondenz“ bezeichnet in einem Communiqué die heutige Nachricht eines Wiener Blattes, wonach in einem der Gefechte bei Bilek, im Widerspruch mit den offiziösen Meldungen, daß die österreichischen Truppen 65 Mann verloren hätten, auf Grund erhaltener Ermächtigung, als erfunden, und konstatirt auf Grund „verläßlicher Informatio⸗ nen“, daß eine angebliche Konvention mit Monte⸗ negro wegen Truppendurchzugs weder abgeschlossen ist, noch überhaupt angestrebt wurde. Mit Rücksicht auf die geogra⸗ phische Lage sei auch kein Anlaß für eine solche Konvention vorhanden. Von Montenegro werde beansprucht, daß es den Obliegenheiten eines Neutralen bezüglich Entwaffnung und
nternirung Uebertretender nachkomme. Dieser Pflicht habe ontenegro bisher entsprochen.
— Nach einer Mittheilung der „Presse“ wird zur Be⸗ deckung des rund 8 Millionen betragenden Mehrerforder⸗ nisses aus Anlaß der Unruhen in Dalmatien keine Rentenoperation beabsichtigt, auch eine Verpfändung der Central⸗ aktiven wird als inopportun und nicht nothwendig nicht vor⸗ geschlagen werden. Der aus den Zinserträgnissen der Central⸗ aktiven in den Kassen des gemeinsamen Finanz⸗Ministeriums vorhandene Betrag reiche vollständig aus zur Bestreitung des gemeinsamen Erfordernisses und die Verwendung desselben zum obigen Zwecke solle vorgeschlagen werden. Auch zur Be⸗ deckung der Kosten der in Cisleithanien nothwendigen Ver⸗ waltungsmaßregeln, welche 2 Millionen nicht erreichen würden, dürfte keine Kreditoperation nothwendig sein.
— 23. Januar. (W. T. B.) Wie aus Trebinje ver⸗ lautet, hat bei Bilek ein hestiges Gefecht zwischen einer Compagnie des 67. Regiments (Ritter von Schmerling) mit Asman Bey stattgefunden. Bei der Verfolgung der Auf⸗ ständischen hätten dieselben ihre Verwundeten zurückgelassen. Unter den Todten soll sich Svetozar Angyelics befinden. —
Der in Metkovich Seitens der Behörde sistirte Güterverkehr von Mostar nach Serajewo ist wieder freigegeben, da die
Straße ganz sicher ist. — Aus Serajewo wird gemelbdet, daß das dortige Generalkommando mit der ungarischen Kredit⸗ bank bedeutende Verträge über Lieferungen, besonders von Mehl, abgeschlossen habe.
Frankreich. Paris, 20. Januar. (Fr. Corr.) Das genaue Resultat der so bedeutsamen gestrigen Ausschuß⸗ wahl ist folgendes: 32 von 33 Mitgliedern sind, wenn auch nicht ganz von demselben Standpunkte, entschiedene Gegner der Regierungsvorlage (die einzige Ausnahme ist der Dep. Marcellin Pellet), 20 haben sich für die Revision schlechtweg und für die unumschränkte Souveränetät des Kongresses er⸗ klärt, im Widerspruch mit einem Votum, welches die Kammer noch in der Sitzung vom 15. November mit 345 gegen 120 Stimmen abgegeben hatte; 11 wollen eine partielle Revision, ver⸗ langen aber desto bestimmter, daß die Frage des Listenskrutiniums auf drei Ihhre vertagt bleibe, worin übrigens die anderen 20 eventuell mit ihnen übereinstimmen; ein Mitglied endlich er⸗ klärt sich gegen jede Verfassungsrevision. Zählt man die in den einzelnen Abtheilungen abgegebenen Stimmen zusammen, so haben von 440 Deputirten, welche an der Wahl des Aus⸗ schusses theilnahmen, 390 die Regierungsvorlage verurtheilt.
— 21. Januar. (W. T. B.) Der Conseils⸗Präsident Gambetta gab heute in der Kommission der Ver⸗ fassungsrevision Antwort auf die an ihn gerichteten Fragen und erklärte: Alles, was der Kongreß über das vor⸗ ausgängige Einvernehmen der Kammern hinaus thun mödte, würde ungesetzlich sein. Der Kongreß würde sich damit in eine revolutionäre Stellung bringen, und der Präsident der Republik als Hüter der Verfassung würde sich vernehmen lassen müssen.
— 22. Januar. (W. T. B.) Die in der 33er Kom⸗ mission zwischen Gambetta und den Mitgliedern der Kom⸗ mission ausgetauschten Erörterungen betrafen besonders die Bofugnisse des Kongresses. Gambetta hielt dabei seine Meinung aufrecht, daß der Kongreß über die Grenzen der Tagesordnung, wie sie von vornherein durch Senat und Kammer festgestellt sei, nicht hinausgehen könne. Die Kommission nahm schließlich folgende Re⸗ solution an: Gemäß Artikel 8 der Verfassung vom 25. Februar 1875 und auf Verlangen des Präsidenten der Republik erklärt die Kammer, in Anbetracht der Noth⸗ wendigkeit, die Artikel 4, 7 und 8 der Verfassung bezügli“ der Organisation des Senats und den §. 3 des Artikels 1 des Verfassungsgesetzes vom 16. Juli 1875 über die gegenseitigen Beziehungen der öffentlichen Gewalten zu revidiren, daß eine Revision der Verfassungsgesetze stattzufinden habe. Die Reso⸗ lution gelangte mit 24 gegen 3 Stimmen zur Annahme. 5 Mitglieder enthielten sich der Abstimmung.
Der „Agence Havas“ zufolge befriedigt die von der 33 er Kommission angenommene Resolution, obschon sie eine theilweise Revision der Verfassung zuzulassen scheine, das Kabinet nicht, da sie die Aufnahme des Listenskrutiniums in die Verfassung beseitige und da außerdem der Bericht der Kommission die Rechte des Kongresses als souverän und un⸗ beschränkt hinstelle. — Mehrere Zeitungen sprechen sich gegen
die Resolution aus.
— 22. Januar, Abends. (W. T. B.) Der ‚„Sisecle“ sagt: Die Resolution der Revisionskommission habe, da sie die Revision ohne vorgesteckte Grenze zulasse, die Revision selbst unmöglich gemacht, weil der Senat dieselbe ablehnen werde.
Die türkische Botschaft vbementirt in formeller Weise die Gerüchte, daß der Sultan die Absicht habe, den Bey von Tunis abzusetzen und Ali Ben Kalifa zu seinem Nach folger zu ernennen, sowie daß die Verhandlungen in dem Prozeß Roustan ins Arabische übersetzt nnd in Tausen⸗ den von Exemplaren nach Tripolis und Tunis geschickt wer⸗ den sollten.
Italien. Rom, 21. Januar.
Deputirtenkammer hat —
— heute bei der geheimen Ab⸗ stimmung über den ganzen Gesetzentwurf, betreffend die Wahlreform, die Vorlage mit 217 gegen 64 Stimmen angenommen. Die Berathung der Interpellation Ricotti über die auswärtige Politik der Regierung ist auf nächsten Dienstag anberaumt worden. Die Kammer wird demnächst in die Berathung des Listenskrutiniu ms eintreten.
— 22. Januar. (W. T. B.) Die „Gazzetta ufficiale“ veröffentlicht heute Abend in einer außerordent⸗ lichen Ausgabe das Wahlreform⸗Gesetz. — Garibaldi hat mit seiner Familie eine Villa bei Posilippo auf drei Monate bezogen; derselbe erhält auf Wunsch keine Besuche. Sein Befinden ist ziemlich gut.
— 23. Januar. (W. T. B.) Die Seligsprechun g des italienischen Franziskaners Lezze fand gestern in An⸗ wesenheit der Herzogin von Madrid statt. — Der „Agenzia Stefani“ wird aus Madrid gemeldet: Obwohl das italienische Kabinet dem spanischen zu Dank verpflichtet ist da⸗ für, daß letzteres angelegentlich bestrebt ist, der spanischen Wallfahrt nach Rom den Charakter einer politischen De⸗ monstration zu benehmen, so hat die italienische Regierung doch deutlich zu verstehen gegeben, daß sie die Anwendung Z“ Gesetze auf das Skrupulöseste überwachen müsse.
Rumänien. Bukarest, 22. Januar. (W. T. B.) Der Minister des Innern, Rosetti, beharrt auf seinem Demissionsgesuche. — Der Minister⸗Präsident und der Kammer⸗ Präsident begeben sich morgen nach Pitesti, um der Beerdigung ihres daselbst verstorbenen Bruders Theodor Bratiano beizuwohnen. b
Serbien. Belgrad, 21. Januar. (W. T. B.) Die Skupschtina wählte Popovic zum Präsidenten, Kujundzic zum Vize⸗Präsidenten. — In der bendsitzung der Skupschtina verlas der provisorische Präsident einen Ukas des Fürsten, durch welchen das gewählte Präsidium bestätigt wird. Hierauf wurden sechs Sekretäre (sämmtlich Mitglieder der forischritt⸗ lichen Partei) gewählt.
— Die „Polit. Corresp.“ veröffentlicht die Thronrede zur Eröffnung der Skupschtina, welche der Fürst in Person berlesen hat. Dieselbe versichert, daß die auswär⸗ tigen Beziehungen sich ununterbrochen befestigen, und daß die korrekte Haltung Serbiens allenthalben Anerkennung finde. Die Thronrede thut des Besuches des Fürsten bei dem Deut⸗ schen Kaiser Erwähnung, und giebt dem Danke für die sym⸗ pathische Zuneigung der deutschen Regierung Ausdruck. Der ausgezeichnete Empfang des Fürsten bilde einen neuen werthvollen Beweis, wie sehr die Erfolge Serbiens geschätzt würden. Der Empfang des Fürsten in St. Petersburg sei
1““ gleichfalls eine angenehme Erinnerung und ein erneuter Be⸗ weis der Sympathie des Czaxen für Serbien. Der Empfang bei dem Kaiser von Oesterreich habe den Fürsten neuerdings von den freundschaftlichen Intentionen dieses Monarchen für Serbien, welche der Fürst hoch schätze und wofür er aufrichtig dankbar sei, überzeugt. Die Thronrede erwähnt der bereits abge⸗ schlossenen und noch abzuschließenden Handelskonventionen, be⸗ tont die Nothwendigkeit der Ernennung der bereits gesetzlich be⸗ stimmten Vertretungen bei den auswärtigen Höfen und kündigt Vorlagen an über die Reorganisation der Verwaltung, über Entwickelung der Kommunikationen und des Volksunterrichts, über Organisation der Wehrkraft, Regelung der Beziehungen zwischen Staat und Kirche, über die Agrarfrage in den annektirten Gebietstheilen, über eine Steuerreform, die Er⸗
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richtung einer Nationalbank und die Verfassungsreform.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 22. Januar. (W. T. B.) Im heutigen „Regieru ngsanzeiger“ wird Seitens des Finanz⸗Ministeriums in eingehenden Details die völlige Grundlosigkeit der Meldung des Londoner „Eco⸗ nomist“ nachgewiesen, nach welcher die Regierung die Ein⸗ gänge aus den konsolidirten Eisenbahnobligationen für Staatsbedürfnisse verwendet haben sollte. Das Finanz⸗ Ministerium beweist im Gegentheil an der Hand von Ziffern, daß die Regierung nicht nur alle Summen aus den realisirten Eisenbahnobligationen durchaus für Eisenbahnzwecke veraus⸗ gabt, sondern noch außerdem über 150 Millionen Rubel aus verschiedenen Ressourcen des Staatsschatzes für gleiche Zwecke vorgeschossen hat.
Dem „Golos“ zufolge hat die Regierung beschlossen, in allen drei baltischen Provinzen eine Revision durch Senatoren ausführen zu lassen, wie solche in anderen Gouver⸗ nements stattgefunden hat.
Die Ernennung des Generals Gourko zum zeitweiligen General⸗Gouverneur von Odessa wird amtlich publizirt. — Der „Moskauer Telegraph“ hat die erste Ver⸗ warnung erhalten. — Dem Vernehmen nach ist von dem General Kauffmann das Projekt einer Eisenbahn nach Taschkent ausgearbeitet worden.
Amerika. Washington, 21. Januar. (W. T. B.) Das Exekutiv⸗Comité des nationalen Gesundheits⸗ Bureaus beantragte die Ergreifung strenger Maßregeln gegen die Verbreitung der Pockenepidemie, u. A. die Errichtung von Quarantäneanstalten.
— Zeitungsstimmen. 1“
In der deutschen „St. Petersburger Ztg.“ lesen wir:
Die Thronrede, mit welcher der preußische Landtag am 14. eröffnet wurde, findet in der fortschrittlichen Presse vielfach eine unberechtigte Kritik, deren leitendes Motiv ist, die segensreiche Wirkung des im Reich inaugurirten neuen Zoll⸗ und Steuersystems in keinem Falle zuzugestehen, damit nur nicht der in der Bevölkerung sich volt eteabe Umschwung in der wirthschaftspolitischen Ueberzeugung, welche mehr und mehr die Doktrinen und Thaten der Manchesterpolitiker als irrthüm⸗ lich und überwunden betrachtet, sich festsetze. Auch die Debatte im Reichstag am Sonnabend über den Etat der Zölle zeigte deutlich das Bestreben der Manchesterpartei, die unleugbaren guten Wir⸗ kungen der Zollpolitik auf andere Ursachen zurückzuführen, um nur nicht das Dogma der Partei darunter in den Augen des Volkes leiden zu lassen. Man wird diesen Versuchen mit Ruhe zu⸗ sehen können, da sie den Umschwung nicht werden aufhalten können. Was die Thronrede anbetrifft, so sucht man die in derselben behauptete und begründete Besserung der Finanz⸗ lage, für welche der aus der Verwaltung der verstaatlichten Eisenbahnen sich ergebende Ueberschuß von nahezu 29 Millionen Mark sehr ins Gewicht fällt, sowie die Ankündigung eines neuen Steuer erlasses durch den Hinweis auf die Nothwendigkeit einer mäßigen An⸗ leihe zur Befriedigung produktiver Interessen, sowie durch den vor⸗ läufigen Aufschub einer Aufbesserung der Beamtenbesoldung als völlig vdaralysirt hinzustellen. Das ist aber nur ein Strohhalm, an welchem sich die Opposition in Verfolgung ihrer Interessen und Theorien fest⸗ zuklammern sucht. Für produktive Anlagen ist bisher stets eine An⸗ leihe aufgenommen worden, da dieselben auch der Zukunft zu Gute kommen sollen und es nicht richtig wäre, die lebende Generation allein mit den Ausgaben dafür zu belasten. Und trotz alledem, um die Anleihe nicht zu groß zu machen, ist ein Theil der für Stromregulirungen und Kanalbauten nöthig werdenden Ausgaben in das Extraordinarium eingestellt worden; wäre dies nicht ge⸗ schehen, würde das Geschrei über die Anleihe noch viel größer sein. — Die Thronrede kündigt einen neuen Steuekerlas an. Dieser neue Erlaß ist die glückliche Folge des im Sommer vom Reichstag beschlossenen Börsensteuergesetzes, das unmittelbar der Bevölkerung zu Gute kommt, — gewiß ein hand⸗ greiflicher Segen der Reform! Ferner aber soll von Neuem dem Landtage ein Verwendungsgesetz vorgelegt werden, welches die Normen und Zwecke für die Verwendung zukünftiger neuer indirekter Reichs⸗ steuern feststellen soll. Als Verwendungszweck bleibt die auch schon im vorigen Jahre angekündigte Ueberweisung der . der Grund⸗ und Gebäudesteuer an die Kommunen estehen und ferner noch sollen die neuen Reichssteuern, soweit si Preußen zu Gute kommen, für die Beseitigung des Schulgeldes i den Volksschulen und für die Aufbesserung der Beamtengehälter ver wendet werden. Man sieht, daß die Zwecke, welche durch eine Er weiterung des indirekten Steuersystems befriedigt werden sollen größer und zahlreicher geworden sind und man kann wohl annehmen daß Diejenigen, welche hierbei ein unmittelbares Interesse haben mehr und mehr sich der Reform gegenüber günstig verhalten werden
— Die Handelskammer zu Osnabrück beschäftigte sich wie die ‚„Osnabrücker Ztg.“ meldet, in ihrer Plenar versammlung vom 16. d. M. mit dem Erlaß des Handels Ministers, die Handelskammer betreffend. Derselbe fordert bekanntlich die Handelskammer auf: 1) vierteljährlich eine Ab⸗ schrift der Sitzungsprotokolle an den Minister zu über⸗ senden, 2) die Plenarversammlung öffentlich abzuhalten, 3) den Jahresbericht pünktlich einzuliefern, 4) die Veröffent⸗ lichung des letzteren aufzuschieben, bis vier Wochen nach Ein⸗ sendung an den Minister Seitens desselben Monita nicht er⸗ gangen sind, welche letztere eventuell in dem zu veröffent⸗ lichenden Berichte wiederzugeben wären. Die genannte Zei⸗ tung berichtet über die betreffenden Verhandlungen der Han⸗ delskammer Folgendes:
Der Vorsitzende bemerkte nun dabei, daß der Ausschuß über diese Vorlage bereits konferirt und zu derselben Stellung genommen habe, daß es im Uebrigen angezeigt erscheine, den Gegenstand in ver⸗ traulicher Sitzung zu berathen. Letztere hatte nach eingehender Debatte das Ergebniß, daß die Kammer einstimmig be⸗ schloß, den Anforderungen des Handels ⸗Ministers stattzu⸗ geben. Sie war dabei von der Frwägun geleitet, daß die Einforderung der Protokolle Seitens des Mmnisters mit großer Be⸗ feiedigung zu begrüßen sei, da nicht aus den Majoritätsbeschlüssen, ondern nur aus den Verhandlungen selbst eine Information über die für oder wider eine Maßnahme in Be⸗ tracht zu ziehenden Gesichtspunkte gewonnen werden inne. Es wurde für besonders wesentlich erachtet, daß auf solche Weise
richtige
.“
auch die Ansichten der Minorität zur Kenntniß der maßgebenden
Stelle gelangen. Im Uebrigen wurde darauf hingewiesen, daß die Osnabrücker Kammer eine Einsicht der Protokolle durch die Behör⸗ den bereits bei Berathung der Reocganisationsfrage (Mai 1880) als dem sachlichen Zwecke entsprechend bezeichnet habe und aus den vor⸗ erwähnten Rücksichten schon seit längeren Jahren nicht nur die Pro⸗ tokolle der Plenarsitzungen, sondern auch jene der Ausschußsitzungen stets in extenso durch die Presse veröffentliche. Da die Oeffentlichkeit der Plenarsitzungen bereits seit dem Bestehen der Kammer durch deren Geschäftsordnung ausgesprochen ist, so gab dieser Punkt gar keinen Anlaß zur Debatte, zumal kon⸗ statirt werden konnte, daß dasselbe Motiv, aus welchem der Minister die Oeffentlichkeit wünscht, auch dem betreffenden Paragraphen der Geschäftsordnung zu Grunde gelegen habe. In Betreff der erforderten Einsendung der Jahresberichte vor deren Veröffentlichung, um dem Minister in dem einen oder anderen Punkte eine thatsächliche Berichtigung zu ermöglichen, welche auf solche Weise zur Kenntniß der Leser des Berichtes gelange, vermochte die Kammer den für diesen Anspruch Seitens des Ministers geltend gemachten Gesichtspunkten die Würdigung nicht zu versagen. Andererseits hält sich die überwiegende Majorität des Kollegiums nicht berechtigt, aus jenem Theile des Ministerialerlasses — wie es ander⸗ weitig geschehen — die Absicht einer Censur der Jahresberichte heraus zu interpretiren, da eine solche Intention keineswegs als selbstver⸗ ständlich aus dem gestellten Anspruche zu folgern sei. Die Kammer sah unter diesen Erwägungen um so weniger Bedenken, dem Wunsche des Ministers zu entsprechen, da es ja unbenommen bliebe, wenn es sich — ihrer Auffassung entgegen — jemals um eine Beschrankung ihrer freien Meinungsäußerung handeln solle, einem solchen Versuche mit der gehörigen Entschiedenheit entgegen zu treten. So lange dieser Fall jedoch nicht praktisch vorliege, bestehe ebenso weder Be⸗ rechtigung noch Anlaß, bezüglich einer solchen Annahme „den Ka mpf gegen Windmühlenflügel zu insee mren. — Die Erklärung der Kammer soll in diesem Sinne der Königlichen Landdrostei über⸗ mittelt werden.
— Die „Elberfelder Ztg.“ sagt in einer Besprechung des Buhlschen Antrages zum Schluß:
Die Ansicht, daß die Privat⸗Versicherungsgesellschaften in ihrer jetzigen Verfassung, auch wenn sie gewissen Normativbestimmungen unterworfen werden, den Aufgaben einer allgemeinen Zwangsversiche⸗ rung nicht gerecht werden können, gewinnt offenbar immer mehr Boden.
— Die „Germania“ schreibt: “
In der Uebersicht der im vergangenen Jahre konditionirten „Robhseiden empfehlen wir den Freihändlern, welche in dem Schutz⸗ zolle für unsere heimische Industrie einen Niedergang vorhersahen, folgende Zahlen: 3 Lyon verbrauchte in 1881 3 871 601
1880 3 317 688 Also mehr in 1881 553 915 I U; Crefeld verbrauchte in 1881 1880 Also mehr in 1881 0
1 1881 1880 Also mehr in 1881 = 30 %. Die Zunahme des Verbrauchs an Rohmaterial in 1881 von % für Crefeld und 30 % für Elberfeld gegenüber Lyon mit nur 7 % dürfte doch in einem wachsenden Absatze im Inlande für Cre⸗ felder Fabrikate zu finden sein und nichts weniger als einen Nieder⸗ gang der Industrie für unsere Artikel bekunden. 8
— Die „Wiesbadener Zeitung“ enthält folgende Mittheilungen: “
Bie Rabakiion der „Deutschen Hutmacher⸗Zeitung“ konstatirt daß auch in dem von ihr vertretenen speziellen Gewerbszweige die segensreichen Wirkungen der neuen Zollpolitik sich in erfreulichster Weise geltend machten. Was im Besonderen die Filzhutfabrikation anbelangt, sind uns ziffermäßige Belege darüber in Aussicht gestellt; als Beweis aber, wie sehr die neue Zollpolitik auch der Strohhutfabrikation zu Statten komme, die im Deutschen Reich auch 200 000 Menschen beschäftigt, wird nachstehender Schmerzens⸗ schrei angeführt, in welchem die engliche Hutmacher⸗Zeitung „The Hatters Gazette“ vom 2. Januar 1882 in einem Rückblick auf das englische Strohhutgeschäft im Jahre 1881 über die Wirkungen dieser Politik auf die englische Konkurrenz sich Luft machte: „Wir haben große Störungen unseres Strohhutgeschäfts in Folge feindlicher Zoll⸗ tarife auszugleichen, wodurch unser Geschäft mit Deutschland fast vollständig vernichtet ist, und die dortigen Fabrikanten in die Lage versetzt worden sind, mit uns überall auf den kontinentalen Märkten vollständig konkurriren zu können.“ 8
Von der Loreley, 19. Januar. Nach einem Vergleiche zwischen den letzten 5—6 Jahren ist das Jahr 1881 bezüglich des Verkehres auf dem Rheine das beste und entschieden günstigste gewesen, was, nach den wenig tröstlichen Erfahrungen von Seiten der Schiffer und Gesellschaften in der letzten Zeit, recht erfreulich zu nennen ist. Be⸗ sonders waren 8 16 stets sehr gut besetzt und der Fracht⸗ verkehr ein ganz beträchtlicher. . 1
— Die neueste Rundschau der „Els. Lothr. Ztg.“ auf dem Eisenmarkt Elsaß⸗Lothringen, Luxemburg, Saardistrikt lautet: “
Die Tendenz des Eisenmarktes ist fortgesetzt eine steigende zu nennen. Die Hochöfen haben ihre ganze Produktion fest verschlossen. Auch die Walzwerksbranche ist sehr stark engagirt. Auf den Maschinenfabriken und Gießereien mehrt die Arbeit sich ebenfalls, da man allenthalben mit den so lange zurückgehaltenen größeren Re⸗ varaturen und Neu⸗Anschaffungen hervortritt. Der Kohlenmarkt liegt ziemlich unverändert.
550 339 434 091 116 248
243 979 kg 188 197 kg
55 782 kg
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Reichstags⸗Angelegenheiten.
Augsburg, 22. Januar. (W. T. B.) Der frühere Reichs⸗ tagsabgeordnete Dr. Völk ist heute Nacht gestorben.
Landtags⸗Angelegenheiten
Folgende Kommissionen des Herrenhausessind wie folgt usammengesetzt: Für Eisenbahnangelegenheiten: Dr. Stephan, Vor⸗ sitzender. Prinz zu Hohenlohe⸗Ingelfingen, Stellvertreter des Vorsitzen ⸗ den. Lindemann, Schriftführer. Brüning, Stellvertreter des Schrift⸗ ührers. Dr. Graf von Moltke. Fürst zu Salm⸗Reifferscheid. von Simpson⸗Georgen⸗burg. von Bethmann⸗Hollweg. Camphausen (Otto). Fürst zu Putbus. von Rath. Bredt. Fürst von Hatzfeldt⸗Trachen⸗ berg. Graf zur Lippe. von Waldow und Reitzenstein. 1
Für kommunale Angelegenheiten: Graf von Arnim⸗Boitzen⸗ burg, Vorsitzender. Bredt, Stellvertreter des Vorsitzenden. Friedensburg, Schriftführer. von Pfuel Stellvertreter des Schrift⸗ sshede Mölling Dr. Francke. von Woyrsch. „Graf von Borcke. Dr. von Forckenbeck. von Rochow. Graf von Pückler. von Winter⸗ feld. Boie. Fürst von sepfenht Frachenech Struckmann.
Für Agrarverhältnisse: Graf von Bruͤhl, Vorsitzender. von Schuhmann, Stellvertreter des Vorsitzenden. Graf von Königsmarck⸗ Plaue, Schriftführer. Graf von Zieten⸗Schwerin, Stellvertreter des Schriftführers. Freiherr von Bodenhausen. Graf von Schwerin. Graf zu Solms⸗Sonnewalde. Dr. Dernburg. von Woyrsch. Fürst zu Putbus. von Rath. von Rochow. Dr. Friedenthal. von Winterfeld. Graf zu Stolberg⸗Roßla.
Für Vorberathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Für⸗ sorge für die Wittwen und Waisen der unmittelbaren Staatsbeamten: Camphausen (Otto), Vorsitzender. Freiherr von Patow (Magdeburg), Stellvertreter des Vorsitzenden. Graf von Dönhoff⸗Friedrichstein, Schriftführer. Bredt, Stellvertreter des Schriftführers. Adams. von Bernuth. Dr. Sulzer. von Dechend. Dr. Dernburg. von Brand. Fürst zu Putbus. Meyer (Berlin). von Winterfeld. Dr. Beseler. Graf zu Lippe.
Der dem Hause der Abgeordneten vorliegende Entw urf eines Gesetzes, enthaltend Bestimmungen über die Gerichts⸗ kosten und die Gebühren der Gerichtsvollzieher, hat fol⸗ genden Wortlaut:
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ec. verordnen, unter Zustimmung der beiden Häuser des Landtages der Monarchie, was folgt: — . 2
Soweit die in dem Ausführungsgesetze vom 10. März 1879 (Gesetz⸗Sammlung Seite 145) in Bezug genommenen Vorschriften des Gerichtskostengesetzes vom 18. Juni 1878 (Reichs⸗Gesetzblatt Seite 141) und der Gebührenordnunng für Gerichtsvollzieher vom
24. Juni 1878 (Reichs⸗Gesetzblatt Seite 166) durch das Reichsgesetz vom 29. Juni 1881 (Reichs⸗Gesetzblatt Seite 178) eine Abänderung erfahren haben, gelten die Abänderungen auch für die Anwendung des Gesetzes vom 10. März 1 1 Die Beglaubigungen der zu Eintragungen oder Löschungen in einem Grund⸗ oder Hypothekenbuche (Stockbuche, Schuld⸗ und Pfand⸗ protokolle) erforderlichen Anträge s Urkunden sind stempelfrei.
An Selle des §. 15 des Ausführungsgesetzes vom 10. März 1879 treten die folgenden Bestimmungen: Für die Erledigung der in dem Handelsgesetzbuch und in den Einführungsgesetzen zu demselben, sowie in dem Gesetze vom 4. Juli 1868, betreffend die privatrechtliche Stellung der Erwerbs⸗ und Wirth⸗ schaftsgenossenschaften, den Gerichten zugewiesenen, von den deutschen Prozeßordnungen nicht betroffenen Angelegenheiten, welche eine Ent⸗ scheidung des Gerichts erfordern, mit Ausnahme der in den §§. 3, 13, 14 des gegenwärtigen Gesetzes erwähnten, werden drei Zehntheile der Sätze des §. 8 des deutschen Gerichtskostengesetzes erhoben.
Wird der Antrag vor Erlaß einer Entscheidung in der Haupt⸗ sache oder über das Verfahren zurückgenommen, so wird ein Zehn⸗ theil der erwähnten Sätze erhoben. 1 8
Für die höhere Instanz finden die §§. 45, 46 und für alle In⸗ stanzen die Vorschriften der §§. 2, 101 des Deutschen Gerichtskosten⸗ gesetzes entsprechende Anwendung. 8
Erfolgt in den Fällen der Artikel 348, 365, 407 des Handels⸗ gesetzbuchs die gerichtliche Vernehmung von Sachverständigen, so werden für dieselbe nochmals zwei Zehntheile der vollen Sätze (§. 8) erhoben.
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Die Vorschrift des Artikel XII. H. Absatz 3 des Gesetzes vom 7. März 1870, betreffend die Gerichtskosten im Bezirke des Appella⸗ tionsgerichts zu Wiesbaden (Gesetz⸗Sammlung Seite 193), wird auf⸗ gehoben.
Der §. 4 des Gesetzes, betreffend den Ansatz und die Erhebung der Gerichtskosten vom 10. Mai 1851 (Anlage) tritt auch für die Provinz Hannover, das Gebiet der vormaligen freien Stadt Frank⸗ furt und den Bezirk des Ober⸗Landesgerichts zu Cöln in Kraft. Die Gebührenfreiheit entbindet nicht von der Bezahlung der baaren Auslagen (§. 79 des Deutschen Gerichtskostengesetzes vom 18. Juni 1878).
Urkundlich ꝛc.
Statistische Nachrichten.
Nach der dem Reichstag vorliegenden Zusammenstellung des Ergebnisses der Reichstagswahlen vom Jahre 1881 sind bei einer ortsanswoesenden Bevölkerung von 45 234 061 Seelen (davon 62,6 % evangelisch, 35,9 % katholisch) und 9 090 381 wahl⸗ berechtigten Wählern bei den ersten Wahlen des Jahres 1881 5 097 760 gültige und 20 572 ungültige Stimmen abgegeben worden. Auf 100 Einwohner kamen 20,1 % Wahlberechtigte, auf 100 Wahl⸗ berechtigte 56,3 % abgegebene Stimmzettel, von 100 abgegebenen Stimmzetteln waren 0,4 % ungültig. Von den gültigen Stimm⸗ zetteln fielen auf die Kandidaten folgender Parteien Stimmen: deutsch⸗konservativ 830 807 (16,3 % der gültigen Stimmen), deutsche Reichspartei (freikonservativ) 379 293 (7,5 %), liberal (mit Ausschluß von national⸗liberal, liberale Vereinigung und Seeh 120 501 (2,4 %), national⸗liberal 642 718 (12 6 %), liberale Vereinigung 412 702 (8,1 %), deutsche Fortschrittspartei 649 286 (12,7 %), Centrum 1 182 873 (23,2 %), Polen 194 894 (3,8 %), Sozialdemo⸗ kraten 311 961 (6,1 %), Volkspartei 103 422 (2,0 %), Welfen und Autonomisten 92 504 (1,8 %), Elsässer 147 191 (2,9 %), Dänen 14 398 (0,3 %), unbestimmt 851 (0,0 %), zersplittert 14 359 (0,3 %). Die auf die Abgeordneten bezw. Majoritätskandidaten gefallenen Stimmen betragen 60,3 % der sämmtlichen abgegebenen gültigen Stimmen und 33,8 % der sämmtlichen wahlberechtigten Stimmen.
Bei den entscheidenden Wahlen wurden 5 301 784 gültige und 23 551 ungültige Stimmen abgegeben, im Ganzen stimmten 58 % der Wahlberechtigten; von je 100 abgegebenen Stimmen waren 0,4 ungültig. Es fielen auf die Kan⸗ didaten folgender Parteistellung Stimmen (wobei die der ersten Wahl zur Vergleichung in Klammern beigefügt sind): ‚deutsch⸗konservativ 807 202 (830 807) oder 15,2 % (16,3 %) der gültigen Stimmen, deutsche Reichspartei 393 529 (379 293) = 7,4 (7,5) %, liberal (mit Ausschluß von national⸗liberal, liberale Vereinigung und Fortschritt 142 341 (120 501) = 2,7 (2,4) %, national⸗liberal 696. 120 (642 718) = 131 (12,7) %, liberale Vereinigung 466 406 (412 702) = 8,8 (S,1) %, deutsche Fortschrittspartei 721 755 (649 286) ä= 13,6( 12,7) %, Centrum 1 149 449 (1 182 873) = 21,7 (23,9) %; Polen 196 471 (194 894) = 3,7 (3,8) %; Sozialdemokraten 33 537 (311 961) = 6,3 (6,1) %; Volkspartei 119 777 (103 422) = 2,3 (2,0) %; Welfen und Autonomisten 94 4090 (92 504) =—= 1,9 (1,8) % 3 Elsässer 150 119 (147 191) = 2,9 (2,9) %; Dänen 15 983 (14 398) = 0,3 (0,3) %; unbestimmt 744 (851) = 0,0 (0,0) %; ersplittert 12 172 (14 359) = 0,2 (0,3) %. Auf die Abgeordneten fielen 64,5 (60,3) % der abgegebenen gültigen Stimmen und 37,6 (33,8) % der sämmtlichen wahlberechtigten Stimmen. “
Von 2. Stimmen, welche bei der ersten Wahl für die Majori⸗ tätskandidaten abgegeben wurden, fielen auf Deutsch⸗Konservative 366 575 (44,1 % der von der Partei im Ganzen abgegebenen Stim⸗ men), Deutsche Reichspartei 238 675 (62,9 %), Liberale (erkl. National⸗Liberale, liberale Vereinigung und Fortschritt) 14 407 (12 %), National⸗Liberale 287 854 (44,8 %), liberale Vereinigung 258 996 (62,8 %), deutsche Fortschrittspartei 424 209 (65,3 %), Centrum 955 776 (80,8 „), Polen 181 359 (93,1 %), Sozialdemokraten 71 866 (23 %), Volkspartei 51. 790 (50,1 %), Welfen und Autonomisten 66 906 (72,3 %), vAFr (99,3 %), Dänen 9021 (62,7 %), usammen 3 073 566 (60,3 %).
8 Bei den . Vahlen fielen auf die Kandidaten der Ma⸗ jorität: deutsch⸗konservativ 353 971 Stimmen (43,9 % der von der Partei abgegebenen Stimmen), deutsche Reichspartei 224 995 (57,2 %) liberal 11 573 (8,1 %), nationalliberal 362 204 (52 %), liberale Ver⸗ einigung 370 693 (79,5 %), deutsche Fortschrittspartei 553 577 (76,7 %), Centrum 934 569 (81,3 %), Polen 173 278 (88,2 %), So⸗ zialdemokraten 118 960 (35,5 %), Volkspartei 79 568. Eeb’ 9) Welfen und Autonomisten 70 495 (74,7 *⁄%%), Elsässer 149 060 (99,3 %. Dänen 14 414 (90,2 %), zusammen 3 417 307 (64,5 %0). deutsch
eutsch⸗
7
Von den 397 Abgeordneten gehören zu den Parteien: eut konservativ 50 (12,6 % der Zahl der Abgeordneten), deutsche Reichs⸗ 1
liberal 1 (0,2 %), nationalliberal 46 (11,6 % liberale Vereinigung 46 (11,6 %), deutsche Fortschrittspartei 60 (15,1 %), Centrum 100 (25,2 %), Polen 18 (4,5 %), Sozialdemo⸗ kraten 12 (3,6 %), Volkspartei 9 (2,3 %), Welfen und Autonomisten 10 (2,5 %), Elsässer 15 (3,9 %), Dänen 2 (0,5 %). — Vergleicht man schließlich die Zahl der von der Partei abgegebe⸗ nen Stimmen mit derjenigen der Abgeordneten, so ergiebt sich Fol⸗
partei 28 (7,1 %),
Prozentsatz der 8 Stimmen Abgeordneten Deutsch⸗Konserativrve. 16,3 12,6 Deutsche Reichspartei.. Liberale. 1“ Nationalliberale. Liberale Vereinigung.. Deutsche Fortschrittspartei Co“ Polen 1XAXX“ Sozialdemokraten.. Eö“ Welfen und Autonomisten. ͤ1““ „ ö“ — Die Bergwerksproduktionin Großbritannien und Irland im Jahre 1880. (Stat. Corr.) — Auf Anordnug de Parlaments werden für das Vereinigte Königreich von der Bergwerks verwaltung jährlich eingehende Daten über die Produktion der Mon tanindustrie erhoben. Nach den bezüglichen Mittheilungen, die kürz⸗ lich für das Jahr 1880 veröffentlicht worden sind, wurde der Ge⸗ sammtwerth der gewonnenen Mineralien und Metalle auf 87 517550 4 geschätzt. Hiervon entfallen allein auf die Kohlen 62 395 414, auf die Metalle 21 582 501 (hiervon auf Roheisen allein 19 373 082) und auf die übrigen Mineralien, insbesondere Salz und Schiefer 3 517 550 f. Was zunächst die Kohlenproduktion betrifft, die zur Hebung des Nationalreichthums in den letzten Dezennien nicht unwesentlich bei⸗ getragen hat, so zeigt dieselbe eine stete Zunahme, denn es wurden
5 64 453 079 Tons] 1870. 110 431 192 Tons . . 80 042 698 5 1879D. .131 8Jö1— 2
.. 98 150 587 1880. 146 818 622 „
Die Förderung dieser bedeutenden Kohlenmenge erfolgte im Jahre 1880 in 3880 Kohlengruben. Hiervon befanden sich, um nur die wichtigsten Produktionsgebiete hervorzuheben: 8 205 im südl. Durham, vondenen gefördert wurden 20 581 275 Tons Kohle 4“ . 17 473 525 298 „Süd⸗Wales (Glamorganshire) . 15 519 362 175 „Northumberland u. dem nödl. Durham 14 046 008 361 „ westlichen Schottland . 1 . 12 019 443 454 „ südlichen Staffordshire. 9 661 534 174 „westlichen Lancashire... 9 559 850 361 „ nördlichen und östlichen Lancashire 9 520 150 29bz8 veao&““
Von den übrigen Kohlengruben sind nur die im westlichen Schott⸗ land, Nottinghamfhire und dem nördlichen Staffordshire belegenen noch von einiger Bedeutung. “ 1
Die Kohlenförderung überschreitet bei Weitem den einheimischen Bedarf, sie ließ 18,719 971 Tons im Werthe von 8 372 933 9ℳ zur Ausfuhr übrig, während im Jahre 1879 nur 16 442 295 Tons im Werthe von 7 206 799 ₰ exportirt wurden. Die wichtigsten Import⸗ länder sind Frankreich und Deutschland; es wurden 1880 verschifft: nach Frankreich. 3 715 762 Tons im Werthe von 1 552 756 —
„ Deutschland. 2281101Alb“ 8 8 868 779 Italien. “ 8 „ 628 477 Rußland. ½ 4.508 681 6 „ 688 991 Unter der Metallproduktion nimmt, wie bereits erwähnt, die de
Roheisens im Vereinigten Königreich den ersten Rang ein. Zur Her⸗ stellung von 7 749 233 Tons, von denen 5 752 683 in England,
1 049 000 in Schottland und 947 550 in Wales erzeugt wurden,
kamen 16 682 629 Tons Kohle zur Versendung. Die bedeutendsten Werkstätten der Eisenproduktion befinden sich in Yorkshire, Cumber⸗ land, Lancashire und Northumberland, welche 1 972 716 bezw. 790 343, 750 262 und 750 884 Tons Roheisen herstellten. Von dem in weiterer Verarbeitung angefertigten Eisen nebst Eisenwaaren und Stahl wurden ausgeführt: 1878 2 296 860 Tons zum Werthe von 18 393 240 £ 1879 2 883 484 „ 5 8 „ 19 417 363 „ 1880. 87871W „ „ „ 28 907 175 „ Von den zur Ausfuhr gelangenden 1 631 629 Tons Eisen bezw 694 019 Tons Eisenbahnschienen wurden allein 612 013 bezw. 220 893 Tons nach den Vereinigten Staaten von Amerika versandt, 247 874 bezw. 577 nach Deutschland, 190 026 bezw. 2193 nach Niederland und 152 966 bezw. 10 000 nach Rußland. Für geringere Beträge treten alsdann britisch Nordamerika, Belgien und Frankreich als Käͤufer auf. 1 Noch ist die Produktion von Blei⸗ und Zinnerz hervorzuheben. Von ersterem wurden im Jahre 1880 72 245 Tons im Werthe von 816 368 f von letzterem 13 737 Tons im Werthe von 673 142 £ gefördert. 1 1 Nicht geringe Bedeutung hat ferner die Ausbeute der Schiefer⸗ brüche, die im vorgenannten Jahre auf 3 062 544 Tons im Werth von 1 635 650 ℳ, sowie die Salzgewinnung, deren Produktion von 2 645 000 Tons auf 1 322 500 f geschätzt wurde. Von dem Salz, das weit über den einheimischen Bedarf ge⸗ wonnen wird, wurden in den letzten fünf Jahren ausgeführt: 1876 865 804 Tons im Werthe von 534 753 £ 1877 Feene“ R; „ 462 575 1878 vrEE6“ „ „ 502 809 TI 962 011 . 5 5 „ 552 177 1880 1 054 917 5 b 8 „(16 Der größte Theil dieses Erports ging nach Britisch⸗Indien und den Vereinigten Staaten von Amerika, denn es wurden ausgeführt: nach Britisch⸗Indien nach den Vereinigten Staaten von Amerika
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Tons . 224 748 im Werthe von 158 796 233 661 144 305 230 703 148 198 278 622 173 495 286 699 183 263.
£ 1876 252 302 i. Werthe v. 146 384 1877 227 460 „ „ „ 115 392 1878 231 819 „ „ „ 148 764 1879 310 200 „ „ „ 177 700 1880 317 209 „ „ „ 172 330
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Auf ein kürzlich erschienenes interessantes Werk von Dr. Fr. Blau: „Die deutschen Landsknechte, ein Kulturbild“ (Görlitz, C. A. Starke, 1882) ist bereits in einer kurzen Anzeige hin⸗ gewiesen worden. Dasselbe liefert dem Leserkreise, welcher Interesse für die eingehende Schilderung einer Episode unserer vaterländischen Kulturgeschichte hat, einen willkommenen Beitrag zur Entwickelungs⸗ geschichte des sechszehnten Jahrhunderts. Ueher das deutsche Lands⸗ knechtswesen ist in den letzten Jahrzehnten, seit Barthold, durch ge⸗ schichtliche und bildliche BVarstellung reiche Aufklärung verbreitet wor⸗ den, aber nirgend in so bündig⸗zusammenhängender, umfassender und anschaulicher Weise, als es in der vorliegenden Schrift geschieht. Wie wenig sicher noch im zweiten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts Ursprung und Art des Landsknechtwesens bei unseren Historikern feststand, be⸗ weist u. A. die Geschichte der deutschen Kriegsverfassung im Mittel⸗ alter von G. A. Stenzel, woraus, bei aller Gründlichkeit, es unmög⸗ lich ist, ein klares Bild der betreffenden Vorgänge zu gewinnen. So verweist derselbe auf einige Stellen zeitgenössischer Annalen, welche darthun, daß die Schreibweise „Landsknechte“ damals nicht die all⸗ gemeine war, sondern mit einer anderen, nämlich „Lanzknechte“ (Lantz- knechtii i. e. Lancearii) „usammenging, wodurch Stenzel sich verleiten ließ, unter diesen Bezeichnungen zwei verschiedene Arten von Fuß⸗
volk anzunehmen, ohne sich indeß auf eine nähere Auseinander⸗
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