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Beziehungen der öffentlichen Gewalten, und erklärt, daß es am Platze ist, die Verfassungsgesetze zu revidiren.“
— 25. Januar. (W. T. B.) Die Meinungen über den Ausgang der morgigen Debatte in der Deputirtenkammer gehen sehr weit auseinander. Das Kabinet hält die begrenzte Verfassungsrevision aufrecht und verlangt nicht, daß die Kammer sich für das Listenskru⸗ tinium ausspreche, wohl aber die Ermächtigung, diese Frage im Kongresse aufzuwerfen. Der „Temps“ sagt: viele bisher den Gambetta’schen Vorschlägen entschieden abgeneigte Depu⸗ tirten kämen mehr und mehr von diesen Gesinnungen zurück
Italien. Rom, 25. Januar. (W. T. ͤSm der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer interpellirte Berio wegen der Spielbank Monte Carlo in Monaco und sprach sich beifällig über die philanthropische Initiative des Engländers Thomson aus. Der Minister des Auswärtigen, Mancini, erklärte: Italien sei bereit, sich wegen jeder diplomatischen Aktion, welche beantragt werden sollte und dem Völkerrechte entsprechen würde, den anderen Mächten anzuschließen. Bisher sei indessen keinerlei Vorschlag ge⸗ macht worden. Er theile nicht die Ansicht Berio's, daß Frankreich das Protektorat über Monaco habe. Er hoffe, der Fürst und die Bepölkerung von Monaco werde sich aus freien Stücken von dieser Geißel befreien, und er rechne in dieser Beziehung auch auf die Wirksamkeit der öffentlichen Meinung. Auf die Interpellation Ricotti's über die aus⸗ wärtige Politik erwiderte Mancini: er müsse sich die Vorlage der Dokumente, betreffend Tunis, Sfax und Mar⸗ seille, für einen geeigneten Moment vorbehalten. Frankreich habe über Tunis noch nicht das letzte Wort gesprochen; die Verhandlungen bezüglich der Vorgänge in Marseille und Sfax seien noch nicht erschäpft. Mit Rücksicht auf die geäußerten Besorgnisse über die allgemeine Lage konstatirte Mancini, daß alle Mächte einstimmig den Frieden wünschten. Rußland müsse sich noch von dem letzten Kriege erholen, Frankreich habe ernste innere Fragen zu lösen und durch aus⸗ wärtige Unternehmungen geschaffene Schwierigkeiten zu regeln, England sei systematisch der Sache des Friedens ergeben; Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn hätten den festen Willen, den Frieden zu erhalten; Italien hege mit denselben den gleichen Wunsch. Die internationalen Beziehungen Italiens würden übrigens irgend eine Besorgniß nicht rechtfertigen. Die Haltung der italienischen Regierung gegenüber der Macht, mit welcher sich die Regierung jüngst in Meinungsdifferenzen befunden, habe nie aufgehört, eine skrupulös korrekte zu sein. Die Beziehungen Italiens zu allen Mächten seien durchaus freundschaftliche, namentlich diejenigen zu Deutschland und DOesterreich⸗Ungarn; schon wiederholt habe die Regierung die ünstigen Wirkungen der Annäherung Italiens an jene Fücen Völker zu konstatiren vermocht. Das Rüstungs⸗ problem müsse demnach als Erfüllung einer Pflicht gegen die nationale Sicherheit betrachtet und von wesentlich technischem Gesichtspunkte aus geprüft werden, ohne hierbei irgendwelche politische Momente und momentane, vorübergehende Verhält⸗ nisse in Betracht zu ziehen. Mancini dementirte auf das Ent⸗
schiedenste die Verdächtigungen gewisser Organe der Presse, zwischen den Ministern Meinungsverschiedenheiten beständen. Schließlich forderte der Minister Ricotti möge eine Motion einbringen, um der die Möglichkeit zu bieten, ein Vertrauens⸗ votum auszusprechen. Das Kabinet könne nach der bestehen⸗ den Geschäftsordnung ein solches Votum nicht provoziren, doch wünsche das Ministerium eine baldige Gelegenheit hierzu. Wenn Ricotti keine Motion einbringen würde, so wäre dies in Beweis dafür, daß Ricotti zugestehe, die Majorität der Kammer billige die Politik des Kabinets. Ricotti brachte keine Motion ein.
1 Türkei. Konstantinopel, 2ℳ4. Januar. Dem, ZPest. L.“ wird von hier gemeldet: Man hält hier die Publikation des Kaiserlichen Irade, betreffend die Details des Anschlusses der türkischen an die europäischen Bahnen, für evorstehend, da es Reschid Bey während seiner Anwesenheit in Wien gelungen sei, die wesentlichsten Hindernisse, welche diesfalls einer Verständigung zwischen der Türkei und Oesterreich⸗Ungarn im Wege gestanden hatten, zu beseiligen, und die seither durch den türkischen Botschafter in Wien, Edhem Pascha, mit dem österreichisch⸗ungarischen Kabinet fort⸗ gesetzten Unterhandlungen eine entschiedene Wendung zum esseren genommen hätten.
Aus St. Petersburg, 25. Januar, meldet „W. T. B.“: Die „Börsenzeitung“ erfährt, daß zwischen Rußland nd der Pforte ein Einvernehmen in Betreff der Zah⸗ lung der Kriegsentschädigung erzielt sei. Darnach verpflichte sich die Pforte, 10 Millionen Francs jährlich an Rußland zu zahlen. Die Zahlung wird sicher gestellt durch ein Zehntel der Steuern einiger Provinzen und außerdem speziell durch ein Zehntel der Hammelsteuer. Die Erhebung dieser Steuern fuͤr die Kriegsentschädigung wird von der Kommission ausgeführt werden, welche die Steuern für die Garantie der Besitzer türkischer Bonds erhebt.
Rumänien. Bukarest, 25. Januar. (W. T. B.) Eine Versammlung sämmtlicher Deputirten der liberalen Partei beschloß, den Minister des Innern, Rosetti, durch eine Adresse um Zurückziehung seines Entlassungsgesuchs zu er⸗ suchen. Die Entschließung Rosetti's ist noch nicht bekannt.
„Amerika. Washington, 25. Januar. (W. T. B.) Prozeß Guiteau. Nach der heutigen 1 stündigen Rede des Richters Burant, in welcher derselbe auf das Eingehendste die Gesetzesbestimmungen über das in Frage stehende Ver⸗ brechen auseinandersetzte und die Zeugenaussagen für und wider den Angeklagten hervorhob, zog sich der Gerichtshof zu⸗ rück. Nach mehr als einstündiger erathung kehrte er zurück, um sein Verdikt abzugeben, durch welches Guiteau der Er⸗
—
mordung des Präsidenten Garfield schuldig befunden wird.
FBSBeitungsstimmen.
Dem in der „Berg⸗ und Hüttenmännischen Zei⸗ tung“ von Hrn. Dr. Frantz veröffentlichten Jahresberichte vom Montanproduktenmarkte, aus dessem ersten Theile wir gestern einen Auszug mitgetheilt haben, entnehmen wir weiter noch die folgenden Ausführungen:
Der wichtigste Faktor der Eisenproduktion ist die Verarbeitung des Roheisens und sonstigen Materials zu Fabrikaten aller Art, die
duktion der Eisengießereien, der Schweiß⸗ und Flußeisenwerke.
uch bei dieser ist in den letzten Jahren ein Aufschwung eingetreten, der sich besonders in der Mehrung der Inlandsproduktion und in der Minderung des Imports fremd er Eisen⸗ und tahlwaaren zeigt.
““
Wie bereit in fünf Jah Zunahme der Eisenproduktion, wie ätzen zeigt, schon in drei Jahren. irksamkeit der neuen Eisenzö lthätige, wenn sie auch begleitet ist se und der Löhne. ist, wollen wir näher untersuch enen Zifferta unseren in ähnlicher Weise, wie 1 dart gegen die Zeit v litischen Reformen erken ontanindustrie, Das Jahr 1881 falls zeine ungünstigeren Zahlenangaben zu machen, haben w den 11 Monatsangabe erscheint, da die steigen wird. Der Preisstand vor der Zollreform w duktionskosten kaum Erst seit 1880 zeigt sich neueste Zeit and möglichst unparteiische s eine Zusammenstellung Statistischen Amt zu B durchschnittspreise . . .. Der Eingangszoll ist bei von Bedeutung, da Stein . eisenzoll beträgt seit 1. selbe an der oben ersichtlich ge a Antheil haben, diese weniger zulässig, da auch die zoll steigerung aufweisen. Hütten gestiegen sind, also ganz unbeeinflu geht schon daraus hervor, Statistik nach den Verka gestiegen sind, eine Thatf rung ihre selbständige, Würdigung beanspruch tions⸗Statistik konstatirte D
erwähnt, mehrte sich die Bevölkerung weit 0, dagegen eine so starke in vorstehenden Prozent⸗ Unzweifelhaft tritt damit die und sie ist unbestreitbar von gleichzeitiger Besserung Ob und wie diese Besserung Thatsache d die weiteren Folgerungen aus ern überlassen. wir es oben gethan, die Differenz or den neuesten handels⸗ und wirth⸗ inen, so weit es sich um die Haupt⸗ und Konsumtion, wird, wenn nicht noch günstigere, jeden⸗ wie schon aus obigen ersichtlicher jahres mit so zulässiger on 1880 über⸗
ren nur um 5,87 0
den angegeb sich ja leicht der Gegenwa
Ueberall läßt
faktoren der Produktion Resultate ergeben, schließen läßt. ir die Produktionsziffern des Vor i von 1881 kombinirt, was um Produktion von 1881 noch diejenige v
ar ziemlich niedrig, die erreichend oder doch wenig überschreitend. jene entschiedene Besserung, die bis in die hier an der Hand der eizubringen, geben wir vom Kaiserlichen ⸗ und Monats⸗
auert. Um auch achliche Nachweise b der amtlich festgestellten,
erlin veröffentlichten Jahres
diesen Preissätzen nur beim kohlen und die übrigen Metalle zollfrei Juni 1879 für 100 Lg 1 ℳ machten Preiserhöhung immer⸗ hm allein beizumessen freien Mon
tanprodukte eine Preis⸗ Daß und wie die Ro
heisenpreise schon auf den t von dem Eingangszolle, on den Produzenten zur offtziellen
angegebenen Durch ache, die bei der starken von dem Eingangszolle vö Der offiziell in der urchschnittswe
hschnittswerthe Produktionssteige⸗ llig unabhaäͤngige Roheisenproduk⸗ rth betrug pro Tonne R
in den IJaha im Deutschen Reiche ℳ in Luremburg
e Preissteigerung und jedenfalls bei chwunge und der dadurch bedeutend indirekten Einflusse des Ro fragt sich dan Besserung ihres Lohn Aufschwung erfahren haben?
maßen brauchbaren statistischen bezüglich einer für die wichtigsten politischen Fragen so unentb Verheißungen für die Zukunf schon nach einzelnen bekannte ebenfalls an dem allgemeinen Umsch der Privatstatistik der o
hier schon loco Hütte eingetreten dem allgemeinen Industrieauf⸗ vermehrten Nachfrage, als dem heisenzolles beizumessen.
in weiter, ob und wie die Arbeiterkla durch den wirthschaftlichen Um⸗ und Leider fehlt es hier an ateriale, und noch immer ist man volkswirthschaftlichen und sozial⸗ ehrlichen Berufs⸗ und Lohnst Doch immerhin läßt sich ten nachweisen, daß die Arbeiter Bessern betheiligt sind. berschlesischen
allem einiger⸗
t angewiesen. ywunge zum
industriellen
Die Lohnzahlung ist also zahl und der Pro Löhne auch in ih 1878 erhielt der Ko nur 455 ℳ
weit stärker gestiegen, als die atsache, welche beweist, daß die en erhöht sein müf hlenarbeiter einen durchschnittl „dagegen 1880 von 525 ℳ Und diese Lohnbesserung verdankt der2 Produzenten, denn 1878 betrugen di 44,99 % des Gesammtwerth welchem Maße die zufrieden, sein können durchschnigtslöhne beurtheilen. . .. In Oberschlesien stehen die Löh lassen die angegebenen Durchschnitte Montanarbeiter im Verhältniß anderer Industriezweige als zu bezeichnen ist, durchschnitte in vi fach zur Erhebung kommen. meist ist er Mitglied einer Familie. Wer Fachmann ist, weiß auch zu würdigen, welche die Löhne von dem duktion vorwegnehmen, namentlich bei der spielige Anlagen und Vorrichtun bei den Hütten w
duktionswerth, eine Th chschnittssätz sen. Im Jahre ichen Jahreslohn von „also 70 ℳ pro Kopf mehr. Arbeiter seinem Arbeitgeber, dem e Löhne nur 42,64, dagegen 1880 es der Kohlenproduktion. ntanarheiter überhaupt mit ihrem Lol schon eine Vergleichung ihre
ne bekanntlich nicht hoch, dennoch annehmen, daß der Lohnstand der zu demjenigen der Arbeiter vieler ein befriedigender, ja völli zumal mit der Erwägung, d elen Arbeiterfamilien und
g genügender aß die obigen Kopf⸗ Arbeiterhaushalten mehr⸗ ist der Montanarbeiter völlig seinem Berufe angehörenden die Prozentsätze der Quote Gesammtwerthe der Pro⸗ n Bergbau, der so kost⸗ Wenn die Lohnquote Grund einer⸗ anzulegenden in der verhältnißmäßig ge⸗ Im Uebrigen
1 gen erfordert. eit geringer ist, so hat dieses in der Kostbarkeit des zu Kapitales und Materials, ringeren Anzahl von Arbeit macht die Höhe der hältniß zu den Grubenarbeiterlö — In einer Betrachtung über die Reichstagssitzung vom „Die heutige, von der über den Königlichen Erlaß Unternehmer der großen weniger gewünscht haben. anderes, wie altes Recht er dem Abg. Dr. Hänel lichen Darlegung bieten. von vornherein auf einen Vo bestätigte Thesrie des Hrn. von Beamten zu den Wahlen gerüstet. der Reichskanzler ihnen die b reicher Taktik entwand, chische Frage mit Emp Erlasses eine Interpretation gab, Stichhaltiges eingewendet werden k⸗ daß sich der Minister des In strikte an die Auslegung des In ihrem gestrigen dem nämlichen Thema: „In den Blättern d beendete Debatte ü sich, trotz aller Redewen doch das Gefühl Sieg eingetragen daß der Reichskanzle zu wünschen, Thatsachen hi
dem Hüttenbetriebe andererseits ern, die derselbe erfordert. hne der Hüttenarbei hnen einen angenehmen Eindruck. Verhandlungen in der 24. d. M. sagt die „Germania“: 1 „Vereingten Liberalen“ hat einen Verlau
Durchschnittslö
en“ provozirte Debatte — f genommen, den die sicherlich nicht erwartet und noch a der erste Theil des Erlasses nichts und zum Ausdruck bringt, so konnte nur Anlaß zu einer unwirks
- amen staatsrecht⸗ Die Redner der Linken
hatten sich darum asse anscheinend über die Stellung der 3 t sich nicht leugnen, d ereitgehaltenen Waffen
indem er zunächst die unbestrit hase behandelte und d
egen die im Erl. Puttkamer
mit erfolg⸗ tene monar⸗ ann dem Wabhlpassus des gegen welche wohl kaum etwas ann — unter der nern und die ihm unterste Reichskanzlers halten.“
Abendblatt bemerkt die „Germ.“ zu
Voraussetzung, llten Beamten
er Parteien, w ber den König dungen über den Erfolg bemerklich, daß die Aktion
Sie verzeichnen zwar ler seinerseits in Abrede aber sie können doch nzuweisen, welch Reichskanzler müßte nicht ein eine Gelegenheit sich entgehen vor dem Lande in helles Licht ins Unrecht Schuldkonto. Wortführer im
Erlasses behandel
elche die gestern begonnene und ß provozirten, macht des gestrigen Tages, den Liberalen mit Genugthuung, einen Konflikt die zahlreichen
glichen Erla
nicht umhin, au e dennahenden Konflikt andeuten. plomat sein, wenn er irgend um seine Friedfertigkeit beralen Gegnkr leibt auf ihrem t en die liberalen der Presse den Wahlpassus des ffekt der gestrigen Debatte fast terie getrieben, gegen Windmühlen aß nach der Interpretation des Reichs⸗ auferlegen will, mußten die und Eugen Richter als gner entwaffnet,
gewiegter Di lassen könnte, und seine li Auch die gestrige Debatte b ach den großen Worten, mit welch Parlamente und in der t hahen, war der G Man hatte also Don⸗Quiro Denn was der Erl⸗ kanzlers den Beamten unterf erren von Bennigsen, von St berechtigt anerkennen. und die Diskussion ve⸗
„— In einem Artikel widerlegt, die „
zu versetzen
Mit dieser Taktik w rlor jede Bedeutung. „Das Brod des armen Mannes“ Allg. Ztg.“ die Behauptung von der
aren die Ge⸗
Vertheuerung des Brodes durch die Wirthschaftspolitik der Regierung, indem sie hervorhebt, daß es feststehe, daß sogar viel namhaftere Preisverschiebungen in den Zerealien⸗ und selbst in den Mehlpreisen, als sie durch den Zoll bedingt seien, auf die Brodpreise nicht den geringsten Einfluß übten, und zum Beweise dafür folgende Thatsachen anführt:
Hier in Berlin wirken die Miethspreise der verschiedenen Stadt⸗ theile, die Bezirksusanze, die Ingredienzen, die örtliche Konkurrenz allein maßgebend auf die Brodpreise ein und ergeben Differenzen, die
ganz unabhängig von den Roggen⸗ und Mehlpreisen sind. So erhält
man um 50 ₰ an Schwarzbrod in der Niederwallstraße 3 Pfd. 24 Lth. in der Friedrichstraße (Süden) 3 „ 15 „ in der Anhaltstraße mq“ 8 in der Manteuffelstraße k 1“ am Zionskirchplatz 1113“ Im vergangenen Jahre 1881 finden wir am 20. Januar fast an allen diesen Verkaufsstellen die nämlichen Gewichtsmengen ebenfalls für 50 ₰ erhältlich, obwohl die Rohmaterialienpreise sich in folgendem Maße geändert darstellen: 100 kg Roggen gute Sorte 1881 = 21.00 ℳ bis 20.80 ℳ 100 kg Roggen gute Sorte 1882 = 18.80 ℳ bis 17.80 ℳ bestes Roggenmehl im Jahre 1881 15.00 ℳ pro 100 Pfd. bestes Roggenmehl im Jahre 1882 12.50 ℳ pro 100 Pfd. Ungeachtet der neuen Wirthschaftspolitik und dem Getreidezoll ist also Roggen und Mehl um etwa 12. % billiger geworden, das „Brod des armen Mannes“ aber unverändert im Preise geblieben.
— Die „Leipziger Zeitun g“ enthält eine Correspondenz
aus Thüringen über die wichtigsten politischen Zeitfragen; dieselbe bespricht im Eingang die Stellung der Liberalen Thüringens zu dem Allerhöchsten Erlaß vom 4. Januar und fährt dann fort: EWbenso ist für das von dem fortschrittlichen Liberalismus eingebrachte Unfallversicherungsgesetz in Thüringen keine Begeisterung zu spüren. Man bricht dafür nothgedrungen und aus Parteirücksich⸗ ten eine Lanze, doch erscheint in dem Entwurf die Verquickung von staatlicher und privater Versicherung als ein solches Monstrum, daß sich keine lebhafte Parteinahme für dasselbe finden will und eigentlich Jeder zufrieden ist, wenn es in der Kommission ein frühes, aber ver⸗ dientes Grab findet.
Weiterhin heißt es dann:
Auch die Resultate der in Folge des Schutzzolles sichtbar besseren industriellen Verhältnisse Thüringens begleitet der Fortschritt — und diesmal in seinem eigenen Interesse! — mit keinem Worte der Ermuthigung oder Anerkennung. Mit saurer Miene re⸗ gistrirt er die nicht zu umgehenden Thatsachen. Hatte er doch in der Zeit manchesterlicher Freihandelsherrschaft nur über den Niedergang der besten industriellen Geschäfte zu berichten! Nun wird aus Meiningen, Gera, Weimar und Gotha ein Aufschwung und eine Lebhaftigkeit der Industrie konstatirt, die zu den besten Hoffnungen berechtigen. In Meiningen ist das durch seine große Spielwaarenfabrikation und durch sein Wollengeschäft bekannte Sonneberg auch nach Weihnachten noch vollauf mit der Ausführung von immer neu wiederkehrenden Aufträgen aus England, Amerika und Frankreich beschäftigt, so daß die nach Weih⸗ nachten gewöhnliche Stille im Geschäft sich gar nicht geltend macht. Das sind erfreuliche Zeichen für die beginnende Wirkung der wirth⸗ schaftlichen Politik des Reichskanzlers, freilich liegt auch darin die Verurtheilung der manchesterlichen Freihandelstheorie, welche nur die Preisgebung an die industriell und kapitalistisch überlegenen Staaten, wie England und Amerika, bewirkt hat — und das ist der Grund, weshalb der Fortschritt nur widerwillig die besseren Resultate der neuen Wirthschaftsreform verzeichnet. Wir aber freuen uns, wenn auch hier der Reichskanzler in wirthschaftlicher Beziehung Deutsch⸗ land „in den Sattel hilft, reiten wird es schon lernen!“
— Die von Dr. Victor Böhmert und Dr. Arthur von Studnitz herausgegebene „So zial⸗Correspondenz“ bringt in Bezug auf den Arbeitsmarkt u. A. folgende Mittheilungen: Der Aufschwung, den in Schneeberg in Sachsen die Maschinen⸗ stickereibranche in Folge der Einführung der Tüllstickerei seit einiger Zeit zu verzeichnen hat, scheint erfreulicherweise von Dauer zu sein; dafür spricht die Vermehrung der Maschinen und die volle Beschäfti⸗ gung aller Arbeitskräfte. Die Arbeiter verdienen gegen früher be⸗ trächtlich mehr, da ein fleißiger und geschickter Arbeiter per Woche recht gut einen Reinverdienst von 20 ℳ und darüber erzielen kann. Die in Adorf sehr stark betriebene Perlmutterwaarenfabrikation hatte in der Regel vor Weihnachten eine stille Zeit, da die Aufträge für den Sommerbedarf immer erst nach Neujahr eingehen. Diesmal tra aber keine Stockung ein, so daß die Arbeiter immer beschäftigt waren Ueber die Löhne hört man allerdings manchma klagen, denn gestiegen sind dieselben seit langer Zeit nicht. .
enheiten.
„Die Begründung des Gesetzentwurfs, betreffend den weiteren Erwerb von Privat⸗Eisenbahnen für den Segen (s. Nr. 21 des „R. u. St.⸗A.“*), lautet im allgemeinen
heil:
In ausführlicher Begründung hat die Staatsregierung bei Vor⸗
lage des Gesetzentwurfs, betreffend den Erwerb mehrerer Privat⸗
eisenbahnen für den Staat (Nr. 5 der Drucksachen des Hauses der
Abgeordneten, Session 1879/80), die Durchführung des Staatseisen⸗ bahn⸗Systems als das nothwendige Ziel der preußischen Eisenbahn⸗ Politik bezeichnet und darin die Zustimmung der Landesvertretung
durch Annahme der unterm 20. Dezember 1879 und 14. Februar
1880 Allerhöchst sanktionirten Gesetzentwürfe (Gesetz⸗Samml. de 1879
S. 635 ff. und Gesetz⸗Samml. de 1880 S. 20 ff.) gefunden. Es hat damit das Gebiet der Staatseisenbahnverwaltung in
seiner Gesammtausdehnung von mehr als 15 000 km bereits eine
mehr geschlossene Gestalt erhalten, durch welche die Möglichkeit einer einheitlicheren Organisation der Verwaltung gegeben und zugleich die im wirthschaftlichen und finanziellen Interesse des Landes gebotene einheitliche Regelung des Betriebes angebahnt ist.
Immerhin aber befinden sich noch wichtige und ausgedehnte Linien in einer Gesammtlänge von 5486 km in dem Besitz und der Verwaltung von Privatgesellschaften. Auch wird ein sehr beträcht⸗ licher Theil der in der Verwaltung des Staates befindlichen Linien — mit im Ganzen 3676 km — noch für Rechnung der Privatgesell⸗ schaften, deren Eigenthum sie sind, verwaltet, so daß die völlige Ver⸗ schmelzung des Betriebes und der Verwaltung mit den anschließenden fiskalischen Linien durch die nothwendige Rücksicht auf die Interessen der Eigenthümer ausgeschlossen wird.
Es widerräth sich, dieses mit allen Unzuträglichkeiten eines unfer⸗ tigen und Uebergangszustandes verbundene unvollkommene Verhältniß Inher und in weiterem Umfange, als nöthig und erträglich, bestehen zu lassen.
So lange dieser Zustand dauert, ist die einbheitliche Regelung des Betriebes nur mit erheblichen, für die wirthschaftlichen Interessen des Landes nachtheiligen Einschränkungen möglich. Die dem Eigen⸗ betriebe von Gesellschaften verbliebenen Linien werden dem Interesse der Aktionäre entsprechend verwaltet und bleiben den für das Gebiet der Staatseisenbahnverwaltung in Aussicht zu nehmenden, die Landeswohlfahrt bezweckenden einheitlichen Reformen unzugänglich, soweit das maßgebende Erwerbsinteresse der Gesellschaften eine Be⸗ einträchtigung befürchten läßt. Die Ausbildung einheitlicher Grundeinrichtungen in Betrieb und Verwaltung, im Tarif⸗ und Fahrplanwesen und jene Gleichmäßigkeit und Uebereinstimmung des gesammten Betriebsapparates, welche die Benutzung der Eifen⸗ bahnen durch die Transportinteressenten, wie die Orientirung des Publikums erleichtern, beschränken sich daher im Wesentlichen auf das engere Gebiet der Staatseisenbahnverwaltung. se Entwickelung
“
in eine Richtung, welche herigen Verwaltungsform zu einer auf die Die sachkundige Mitwirkung n Interessen auf die Leistungsfähigkeit weise angewiesen sind, hat immer chon in dem beschränkteren Um⸗ zur Geltung
des Eisenbahnwesens dränkt unverkennbar eine Modifikation der bis Dauer unabweisbaren Forderung macht. der wirthschaftlichen Kreise, dere des Eisenbahnbetriebes vorzugs weiteren Boden gewonnen und Bedeutung
umfassendere,
Bedürfnisse alten gewinnen zu lassen, als uf die Steigerung der finanziellen Er⸗ en. Mit der Einführung enskräftigen Gestaltung wird
isenbahnverwaltung 25 wirthschaftlichen gegenüber den Eisenbahn⸗Transportanst iber eine einseitige nur a trägnisse gerichtete Bewirthschaftung zu erheb dieses neuen Elementes und seiner leb ft 1 3 die Erörterung und Entscheidung aller das Eisenbahnwesen berühren⸗ den wirthschaftlichen Fragen, aller wichtigen Reformen wesens, deren Tragweite in die verschiedenen Zwei lichen Entwickelung des Landes hineingreift, au Kreise der Eisenhahnverwaltung in die Oeffentl der freien Diskussion eröffnet. Institution
muß dieselbe inländischen
Eisenbahn⸗ ge der wirthschaft⸗ s dem geschlossenen ichkeit getragen und Um aber die Mitwirkung dieser und wirkungsvollen in organischer Gestaltung das gesammte Eisenbahnen s Organisation vielfach divergirenden wirthschaftlichen Verständigung — lage einer erschöpfenden, mit zuverlässigem Material ausgerüsteten Vorbereitung zu finden, bedarf es einer über alle Verkehrsgebiete und Verkehrsrichtungen sich erstreckenden, unter einheitlicher Leitung ge⸗ gliederten Einrichtung, welche die Verkehrsbewegung und ihre Bedeu⸗ tung, in ihrem Fallen und Steigen, in ihren wechselnden Richtungen, in ihren Ursachen und ihren Zielen jederzeit festzustellen und zu er⸗ Die Durchführung einer solchen Reform ist nicht bvahnen verschiedenen Herren und Interessen unterstehen, so lange ein Drittheil des gesammten Gebietes in willkürlicher und zufällier Zerstückelung, im Gemenge mit anschließenden Staatsbahnstrecken, unter mannigfaltigen Betriebs⸗ und Verwaltungsformen ebensoviel verschiedenen Interessen dienstbar ist, als sich das Eigenthum und die Verwaltung auf die verschiedenen Unternehmungen vertheilt. ““
Die Unhaltbarbeit eines solchen Zustandes ist bereits so offen⸗ kundig geworden, daß das Interesse der Privatgesellschaften ihre möglichst günstigen Staat abzutreten, zahlreiche andere Rücksichten überwiegt und nament⸗ lich die Fürsorge der Verwaltungen für eine zweckmäßigere, dem allgemeinen Interesse entsprechende Umgestaltung der Verkehrseinrich⸗ tungen, für die Vervollständigung der Bau⸗ und Betriebsanlagen, für eine mehr der künftigen Entwickelung, als der augenblicklichen Rente günstige Erweiterung des Unternehmens, ja selbst für die Erhaltung eines normalen und betriebssicheren Zustandes der Bahn und der Transportmittel vielfach zurücktreten läßt. : und eines günstigen Aktienkurses erkennt man die s Gesellschaft mög⸗
gedeihlichen
Gebiet der gleichmäßige, andererseits
anschließen. Interessen, Konferenzen
unter den Berathungen
kennen geeignet ist.
möglich, so lange große inländische Eisen
Unternehmungen Bedingungen an
In der Erhaltung einer
Voraussetzungen Verstaatlichung. mit Maßnahmen, Aktienkurses ndesvertheidigung Ablehnung
wesentlichen Vora vortheilhaften Zurückhaltung
erwünschte
des Verkehrs Unlag Gesellschafts⸗
und Einrichtungen Vertretungen, während Konkurrenzprojekte, welche den Verkehr der Staatsbahnlinien beeinträchtigen würden, eifrig verfolgt und betrieben werden, um den Staat zum Ankaufe zu drängen. 1 1
Für den Ausbau des inländischen Eisenbahnnetzes, so weit der⸗ selbe von den vorhandenen großen Privatbahnen abhängig ist, muß sich eine solche Haltung derselben besonders nachtheilig erweisen. Die Herstellung sekundärer Verzweigungen b Hauptbahnen, welche für die wirthschaftliche Zukunft als eine unabweisbare Nothwendigkeit erkannt ist, mäßig auf vollkommen legalem und solidem Bo Privatunternehmungen Abhängigkeit rslinien, an welche sie anschließen, die beschränkten Aus⸗ sichten auf einen rentablen Betrieb derselben bieten für die Spekula⸗ tion nur äußerst selten einen Anreiz, so die Ausführung derselben dem Unternel bahnen überlassen bleibt, welche in dem von der Zweigbahn zu ge⸗ wärtigenden Verkehrszufluß die Ausgleichung des unzureichenden Er⸗ Während der Staat Jahren in umfassendstem Maße für den Ausbau solcher Zweigbahnen in dem Verkehrsgebiete der fiskalischen Bahnen Sorge trägt, wird von den Privatbahnen die Zumuthung eines gleichen Vorgehens, so⸗ fern dasselbe auch nur die Möglichkeit eines vorübergehenden Rück⸗ ividende eröffnet, der Regel nach zurückgewiesen. Die ist für manche der Aufhülfe dringend bedürftige Ge⸗ eine Verkümmerung, welche mit der Pflicht gleichmäßiger Fürsorge des Staates für das gesammte Staatsgebiet auf die Dauer nicht vereinbar ist. 1
Auf dem Gebiete der Verkehrsleitung hat die Gegnerschaft gegen ng ihren schärfsten Ausdruck gefunden. ig und geschlosseneren Gestaltung des Verwaltungs⸗ gebietes der Staatseisenbahnen mußte die vielfach in widersinniger Konkurrenz hervortretende Selbstständigkeit der einzelnen Staatsbahn⸗ verwaltungen in der Leitung des V Um den S
des Landes längst kann erfahrungs⸗ 1 den nur zum geringeren selbstständigen Zweigbahnen Hauptverke
daß in den meisten Fällen hmer der anschließenden Hau
trages der letzteren in den letzten drei
ganges der Folge davon bietstheile des
die Staatseisenbahnverwaltu Mit der Erweiterun
erkehrs eine Einschränkung erleiden. aatsbahnen den ihnen gebührenden, bis dahin aber vielfach entzogenen Antheil an dem Verkehr zu sichern un Konkurrenz der fiskalischen Linien zu beseitigen, Verkehrsleitung nach dem Gesichtspunkte Rechnung des Staates betriebenen L unterzogen werden. st und in erster Lini in soweit, als dasselbe bei de ie verschiedenen Staatsbahnen Betheiligung Verkehre (vgl. die Mittheilungen in der Denkschrift, bisherigen E bahnbesitzes; Nr. 44 S. 32 ff.)
d die gegenseitige mußte die gesammte der Solidarität aller für inien einer einheitlichen Re⸗ Wenngleich bierbei überall das öffentliche J nd sein mußte, so ergab sich doch r Leitung der Transporte und der Ver⸗ nicht berührt ungünstigen
e maßgebe
eine größere betreffend die ge der Erweiterung und Konsolidation des Staats⸗ geordneten Session 1880/81. aß die hierdurch erluste bisheriger Verkehrs⸗ der betheiligten Verwaltungen schiedensten Art find von Privatbahnen zur Anwendung gebracht, um sich den Besitz der streitigen Verkehre zu erhalten. Nicht eine den veränderten Verhältnissen entsprechende Revision der vormaligen Verkehrsleitung, sondern eine Vergewal⸗ tigung der Privatbahnen durch das Uebergewicht der Staatsbahnen wollte man in dem Vorgehen derselben erkennen. früher völlig unbedenklich gefunden wurde, jeder Verwaltung auf den eigenen Linien so we Interesse entsprechend angänglich in der Konkurrenz rücksichtslos Gebrauch gemacht wurde, wollte man i ungerechtfertigten Staatsbahnen Antheil an dem Verkehr in Anspruch genommen wurde. rößeren Machtmitteln den vollen Gebrauch zu taatsbahnverwaltung nicht Anstand leistungsfähigen und konkurrenzberechtigten dem Konkurrenzverkehr zu betheiligen.
Ausscheidung unwirthschaftlicher Konku Billigkeit und dem Verkehrsinteresse entsprechend neu kehrstheilung manchen Privatbahnen Verluste erw 1 Aktionären um so schwerer empfunden wurden, als sie den künftige Verstaatlichung gerichteten H
rucksachen des Hauses der Ab Es kann nicht befremden, d einzelnen Privatbahnen erwachsenden V einnahmen dem heftigen Widerspruch
daß die Transporte von ahren werden,
diesem Grundsa es jetzt als unerhörten Gewaltakt
gebührende
machen, hat die die wirklich — Immerhin aber rrenzen und dure geordnete Ver⸗ achsen, welche von
offnungen nicht günstig
So unleidlich dieser Zustand gegenüber den im Eigenbetriebe der Gesellschaft stehenden Privatbahnen erscheint, so hat derselbe bei solchen vom Staate für Rechnung der Gesellschaften ver⸗ walteten Privatbahnen, deren Linien mit den für Staatsrechnung ver⸗ walteten Bahnen konkurriren, in vieler Hinsicht noch bedenklichere Seiten. In der Begründung des Gesetzentwurfs, betreffend den Er⸗ werb mehrerer Privatbahnen für den Staat (Druckschriften des Hauses der Abgeordneten 1879/80 Nr. 5 S. 73) sind die Unzuträg⸗ lichkeiten eines solchen Verhältnisses offen ausgesprochen. Je mehr die Linien eines solchen Unternehmens mit den im fiskalischen Betriebe stehenden Linien sich berühren und im Gemenge liegen, desto mehr wird die Kollision der Pflichten hervortreten, durch welche die Stellung des Staates als Verwalter entgegengesetzter Interessen eine überaus schwierige wird. Wie soll überdies der Staat von der ihm zustehenden Aufsichtsgewalt solchen Unternehmungen gegenüber Gebrauch machen, wenn jede Anwendung von Zwangsmitteln ebensowohl dem fiskalischen Interesse, wie den öffentlichen Interessen des allgemeinen Verkehrs und der Landes⸗ vertheidigung zu Gute kommt! Was von der einen Seite als voll berechtigt, als geboten durch die pflichtmäßige Fürsorge des Staates für die Wahrung der ihm anvertranten öffentlichen Interessen ver⸗ langt wird, wird von der anderen Seite als eine Vergewaltigung, als Rechtsverletzung bezeichnet. Die Differenz der Auffassungen, welche bei den vorigjährigen Verhandlungen über den Erwerb der Rhein⸗Nahe⸗Bahn für den Staat hervorgetreten ist, hat die schweren Mißstände, welche mit der Fortdauer solcher Verhältnisse verbunden sind, in grellem Lichte gezeigt.
Wenn sonach für die Ordnung des inländischen Eisenbahnwesens in seiner Gesammtheit die Unvollkommenheit der bestehenden Zustände in die Augen fällt und die Nothwendigkeit, nicht auf halbem Wege stehen zu bleiben, selbst demjenigen einleuchten muß, dessen grundsätz⸗ liche Auffassung des wirthschaftlichen Lebens dem Staatsbetriebe ein so weites Gebiet nur ungern einräumen möchte, so ist andrerseits auch innerhalb des enger begrenzten Gebietes der Staatseisenbahnverwal⸗ tung die Ausbildung eines einheitlich geregelten Betriebssystems in vollkommener Weise nicht zu erreichen, so lange an den zahlreichen Berührungspunkten mit den nicht fiskalischen Linien den ge⸗ sonderten Interessen der verschiedenen Eigenthümer Rechnung zu tragen ist. Gerade in der jüngst verflossenen Zeit, welche in die seit langen Jahren stagnirenden Verkehrsverhältnisse neue Bewegung ge⸗ bracht hat, sind die Mängel der Transportzustände in den großen Industriebezirken des Landes und die Wege, auf welchen Abhülfe zu suchen ist, offenbar geworden.
Jede durchgreifende Reform begegnet naturgemäß in der Ueber⸗ gangsperiode besonderen Schwierigkeiten. Um die nach dem Gesichts⸗ punkte der Konkurrenz ausgebildeten Betriebsordnungen der Rheinisch⸗ Westfälifchen Bahnen durch ein einheitlich geregeltes Betriebssystem zu ersetzen, bedurfte es einer wesentlichen Umgestaltung in der Ver⸗ waltung, in dem Betriebe und in den baulichen Einrichtungen der vereinigten Bahnen. Die mit einer Maßregel von solcher Tragweite verbundenen Schwierigkeiten mußten aber eine erhöhte Bedeutung und einen zeitweise nicht unbedenklichen Umfang durch den Umstand gewinnen, daß die Durchführung der Maßregel gerade in die Zeit einesaußerordentlichen, unerwarteten und rapiden Verkehrsaufschwunges fiel. Nach den vorliegenden Be⸗ richten über den Umfang der Kohlenförderung im Ruhrrevier berech⸗ nete sich die Steigerung schon im dritten Quartale 1881 auf nahezu 10 % gegenüber dem Vorjahre. Dieselbe entspricht einer vermehrten Produktion auf dem gesammten Gebiete der Montanindustrie. Die hierdurch bedingte erhöhte Transportleistung der Eisenbahnen be⸗ gegnete gleichzeitig den Anforderungen, welche die umfangreichen Ge⸗ treide⸗, Kartoffel⸗ und Rübentransporte neben der jährlich wieder⸗ kehrenden Bestellung der Wintervorräthe während der drei letzten Monate des verflossenen Jahres an die Eisenbahnen gestellt haben. Ein solcher Verkehrsaufschwung ist in den Kreisen des Handels und der Industrie ebenso wenig, wie von den Eisenbahnverwaltungen vorhergesehen worden. In einem auf Vermehrung des Wagenparks der Staatsbahnen gerichteten Antrage eines der angesehensten in⸗ dustriellen Vereine des Landes aus dem Januar 1880 wurde die vor⸗ aussichtliche Transportaufgabe der Eisenbahnen im Ruhrrevier für das laufende Jahr auf die tägliche Gestellung von 13 000 Halb⸗ ladungen veranschlagt, während die effektive Gestellung dieses Maß weit übersteigt, gleichwohl aber nicht unerheblich hinter dem Bedarf zurückgeblieben ist. Mit einer veränderten Organisation, einer ver⸗ änderten Betriebsaufgabe und in vielen Beziehungen geänderten Be⸗ triebseinrichtungen standen die Verwaltungen der Rheinischen Bahnen einer Anforderung gegenüber, deren Höhe über alle Erwartun⸗ gen hinausging. Die Reorganisation der Verwaltung hatte zugleich eine Verschiebung in dem Personal der höheren Be⸗ amten zur Folge gehabt, so daß ein Theil der betreffenden Beamten mit dem ihnen angewiesenen neuen Wirkungskreise noch nicht völlig vertraut geworden war. Auch das Personal der niederen Beamten in seiner bisherigen Gewöhnung an eine nach dem Gesichtspunkte der Konkurrenz der früher getrennten Linien aus⸗ gebildete Betriebsordnung hatte sich in das neue System des einheit⸗ lich geregelten Betriebes der nunmehr vereinigten Bahnen noch nicht in erwünschtem Maße finden können. Die weitaus größte Schwierig⸗ keit aber mußte aus dem Umstande erwachsen, daß die bauliche Ein⸗ richtung der Bahnhöfe und der früher getrennten Gleissysteme der Rheinischen Bahnen noch fast unverändert in dem Zustande verblieben war, in welchem sie bei der Uebernahme aus dem Gesellschaftsbetriebe sich befand. Die Vereinigung der bisher getrennten Konkurrenz⸗ Bahnhöfe, — der Umbau eines Theiles derselben und zwar gerade der größten und hauptsächlich belasteten Bahnhöse. — die bessere Verbindung der früheren Konkurrenzlinien, um den Uebergang zu er⸗ leichtern und die kürzesten und leistungsfähigsten Routen aus den ver⸗ einigten Strecken zu bilden, — eine Vermehrung der Gleise auf manchen Linien, um eine moöglichst gleichmäßige und zweck⸗ entsprechende Belastung der einzelnen Routen zu ermöglichen, — kurz eine neue und rationelle Gliederung in der baulichen Anordnung des dicht verflochtenen Netzes der rheinischen Bahnen im Ruhrgebiet ist die unerläßliche Voraussetzung für die Herstellung und Ausbildung eines leistungsfähigen, einheitlich geregelten Betriebssystems. Für die Ausarbeitung der Projekte zu so umfassenden baulichen Aenderungen, für die zu der Ausführung erforderliche Geldbewilligung. geschweige denn für die Ausführung selbst war die seit Uebernahme der Bahnen verflossene kurze Zeit selbstverständlich nicht ausreichend. Ueberdies war der Zeitpunkt für die Ausführung einer so umfangreichen und schwierigen Aufgabe noch nicht gekommen. So lange die für Rech⸗ nung der Gesellschaft verwalteten, mit den im fiskalischen Betriebe stehenden Strecken im dichten Gemenge liegenden Linien der Bergisch⸗ Märkischen Bahn noch nicht auf den Staat übergegangen sind, steht die Verschiedenheit der Interessen auch jeder durchgreifenden Umge⸗ staltung der baulichen Einrichtung des Gesammtnetzes hindernd ent⸗ gegen. Die Staatseisenbahnverwaltung war daher außer Stande, die bauliche Anlage der Bahnstrecken wie der Bahnhöfe dem neuen Betriebssystem zu aptiren. Mit unzureichenden Mitteln unter der Einwirkung der Unzuträglichkeiten einer sich naturgemäß nur langsam vollziehenden Uebergangsperiode hatte sie eine in —9 Umfange nicht erwartete Aufgabe zu lösen, so daß die Leistungsfä ig⸗ keit des neuen Systems der einheitlichen Ordnung des Betriebes auf eine schwere Probe gestellt wurde. Gleichwohl wird eine unbefangene Prüfung des engach nicht verweigern dürfen, daß die Probe be⸗ standen ist. Wenngleich die vielfach über das Maß der Berechtigung hinaus gesteigerten Klagen noch kaum verhallt find, so hat doch be⸗ reits die Einsicht Raum gewonnen, daß bei der Ungunst der Ver⸗ hältnisse Seitens der Verwaltung in der That das Mögliche ge⸗ leistet ist. Dank der erhöhten Leistungsfähigkeit, welche durch die Vereinigung des Wagenparks aller für Staatsrechnung verwalteten Bahnen und * einheitliche Wagendisposition für das gesammte Verwaltungsgebiet erreicht worden ist, sind die Schwierigkeiten in der Hauptsache in nicht zu langer Zeit überwunden worden. Im Rußbrrevier, wo die Klagen über un⸗ genügende Wagengestellung am lebbaftesten hervorgetreten sind, ist es thatsächlich gelungen, während der Periode vom 8. bis 15. Dezember
1881 die tägliche Wagenstellun ladungen zu bringen, während Zeitperiode des Vorjahres auf 13 636 H
g auf die Höhe von 16 091 Halb⸗ die Durchschnittsleistung der gleichen sich auf 14 311, diejenige des Jahres 1879 Im Monat November erhob sich 18 393 Halbladungen, während die- ahl von 15 405, 1879 sogar nur die enn die bis zu solcher Höhe gesteigerte n Kreisen der Industrie selbst veran⸗ übersteigend, dennoch zeitweise hinter den gen zurückgeblieben ist
albladungen bezifferte. die Maximalleistung zeitweise auf selbe im Vorjahre nur die ahl von 15 122 erreichte. ransportleistung, den in de schlagten Bedarf weit wirklichen Anforderun Bedürfniß einer Vermehrung des Wa ewiesen, wohl aber der Vorwurf, eistung in dem Mangel genügender länglichkeit des neuen Betriebssy Nicht in dem Sy Verhältnisse, vor allem in dem Umstande, unvollkommener Weise und und deshalb zur Grund, daß es bis jetzt no fähigkeit der einheitli zur Entfaltung zu bringen. Alle diese Erwägungen bestande großer Privatb
genparks nicht von der Hand daß die zeitweise ungenügende Voraussicht oder in der Unzu⸗ stems ihren Grund habe, abgelehnt in der Ungunst der daß die Reform nur in ausführbar war konnte, liegt der wesen ist, die rem ganzen Umfange
stem selbst, sondern
in beschränktem Umfange vollen Wirkung nicht gelangen ch nicht möglich ger
verwalteten Bahnen in ih
drängen darauf hin, die aus dem Fort⸗ ahnen erwachsenden Hinderni lichen Betriebsordnung sobald als möglich zu b
In der Begründung des Gesetzentwurfs üb für den Staat zu erwerbenden Privatbahnen eines allmählichen und planm auf den Umfan
sse einer einheit⸗
er die erste Serie der ist die Nothwendigkeit s durch den Hinweis auf die finanziellen führung gerechtfertigt regierung unter Z ebenen Erklärung wurde die erste abgeschlossen bezeichnet daß zunächst der Effekt atsinteresse, das wirthschaftliche llen Seiten hin gesichert werden euen Erwerbungen vorzugehen sei. sicher zu erreichen, hat die Re ihren Besitz In der Denkschrift, betreffe
äßigen Vorgehen g einer so großartigen Reforn und administrativen Schwierigkeiten ihrer Durch worden. Nach der von der Königlichen Staats stimmung der Landesvertretung abgeg Serie mit den damaligen Bewerb und die Nothwendigkeit ausdrücklich betont, dieser großen Operation für das Sta sowohl, wie das finanzielle nach a müsse, bevor mit n schnell und der Verwaltung der in Kräfte aufgeboten. folge der Erweiteru welche in der vorigjährigen Anschluß an die Ausführun werbungen betreffenden Gesetz in dem Betriebe gehend erörtert worden. jährigen Bericht über die Ergebnisse Ueberblickt man den Gesammterfol her zur Ausführung gebracht ist, so nicht mehr unterliegen, d welchen die weitere Durchf gemacht ist, und daß alle Bedenken sowoh der eingeleiteten Reform rung haltlos sind.
Durch den Umtausch von Aktien der verstaatilchten Bahnen i schuldverschreibungen in Höh gelangt, ohne daß der Cou Schwankung gezeigt hat. sicht auf die bevorstehende noch umf kredit in irgend nachth wenig hat die Umw irgend welche b Geldmarktes zur Folge gehabt.
Im Gegentheil scheinen die V der Einleitung der gegenwärtigen S lich solidere Gestaltung anzunehmen. durch die Erwartung bevorstehender dem Eisenbahnmarkt wiederholter Erklärungen, d in Aussicht
Um dieses Ziel gierung mit der Uebernahme übergegangenen Bahnen alle nd die bisherigen Er⸗ ;Konsolidation des Staatseisenbahnbesitzes, Session dem Landtage vorgelegt ist, sind im der Begründung des die ersteren Er entwurfs die Ergebnisse der Reo und der Verwaltung Weitere M
gen in der rganisation der vereinigten Bahnen ein⸗ ittheilungen sind in dem dies⸗ des Betriebes 1880/81 enthalten. g der Reform, soweit dieselbe bis⸗ kann es einem begründeten Zweifel aß die Voraussetzungen erfüllt sind, von eisenbahnpolitik abhängig l gegen die Berechtigung ortunität der Weiterfüh⸗
ührung der Staat; ‚,wie gegen die Opp
und Prioritäts⸗Obligationen st bis jetzt ein Gesammtbetrag von Staats⸗ e von mehr als 420 000 000 ℳ zur Ausgabe rs der letzteren irgend welche nennenswerthe herigen Emissionen, noch die Rück⸗ angreichere Emission hat den Staats⸗ eiliger Weise beeinflussen können.
andlung des Aktienkapitals in feste Ren edenkliche Verschiebungen in
Weder die bis
den Verhältnissen des
erhältnisse des Geldmärkte taatseisenbahnpolitik eine w
Die zeitweise Erregung, welcht eiterer Verstaatlichungen au rt worden ist und ungeachtet aß zur Zeit weitere Bahnankäufe nicht Theil noch fortbesteht, ist einung solcher Operationen, n Abschluß der letzteren ihr
selbst herbeigefüh
genommen worden sind, dagegen lediglich eine begleitende Ersch welche an sich unvermeidlich erst mit den Ende erreicht.
Der finanzielle Erfol in hohem Grade befriedi 1879 berechnet sich der Gesammtgewinn für die den in den Betriebsrechnungen nicht zur Erschein sitionen abgesehen — auf 5 254 857 ℳ Session vorgelegte Denkschrift N. das Jahr 1880 auf 14 905 138 Verstaatlichung der Staatskas sondert hervor, da mit der R maßgebenden Verwaltungsgeb derselbe aus dem Gesammtert teten Bahnen, welche mäßig veransch
g der bisherigen Erwerbungen kann als ein gender bezeichnet werden. Staatskasse — von ung kommenden Po⸗ (vergl. die in der vorigen r. 44 der Drucksachen pag. 82), für ℳ Für die Folge tritt der aus der se zufließende Gewinn nicht mehr ge⸗ eorganisation die für die Rechnungslage iete verschoben sind. rägniß der für Staatsrechnung verwal⸗ s für das laufende Rechnungsjahr den etats⸗ 756 000 ℳ voraussichtlich nicht dasselbe nach dem Etatsvoran⸗ ℳ, mithin um 5069 000 ℳ angenommen ist. anheimgefallenen Ertrafonds der ammtbetrage von rot. 91 000 000 ℳ um dem Lande zu einer nicht unwesent⸗ nbahnnetzes durch den Ausbau von bahnen zur Melioration zurückgebliebener Landestheile und besserung der bestehenden Verkehrswege zu verhelfen. dung des Nationalkapitals, chten Privatbahnen hervortrat ein Gesammtkapital von annähernd und wirthschaftlichere Verwendung erhalten w Der wirthschaftliche Effekt der Durchführung des Staatsbahn⸗ liegt nicht allein in der Möglichkeit einer rationellen, plan⸗ erwendung des Nationalkapitals für den weiteren Ausbau des vaterländischen Eisenbahnnetzes, sondern vor allem darin, daß liche Ordnung des Betriebes auf dem gesammten Gebiete der g kehrslinien eine bessere und wirksamere Pflege des Verkehrs Die Bedeutung einer einheitlichen TW übereinstimmenden Ordnung des gesam in den Grundzügen einheitlichen, portinteressen leicht verständlichen ordneten Verkehrsleitung und einer gesammten Transportmittel der inl gründung des Gesetzentwurfes über die erste von Privatbahnen eingehend dargelegt worden. grenzten Umfange des gegenw verwaltung ist die Reform in diesem Sinne, s die Verhältnisse gestatten, zur Durchführun g ist in gleichmäßiger Weise innerhalb des ge⸗ Die Abgrenzug der sachlichen Zustän⸗ ren Verwaltungsbehörden ist ecentralisation geregelt. † bei den Streckenbehörden (Be⸗ triebswechsel, bei den irektionen) dagegen vorzugsweise die Rücksicht bestimmend gewesen, jeder Verwaltung ein möglichst geschlossenes und für d Verwaltungsapparates genügend großes Ve⸗ s gemäße Bildung blikum leicht zu arates gefunden. schadet ihrer weiteren Aus⸗ onderen Bedürfnisse einzelner Ge⸗ neentririem Verkehr vollkommen be⸗ prompte und wohl geregelte Verkehrs⸗ ssen des Ver⸗
Dagegen erhellt
lagten Betrag von 150 unerheblich übersteigen wird, während schlage für das Jahr 1882 höher, als für das Vorjahr Die beträchtlichen, dem Staate betreffenden Gesellschaften im Ges⸗ haben die Mittel geboten, lichen Erweiterung des Eise
/83 auf 155 825 000
Der Verschwen⸗ welche in den Konkurrenzbauten der ver⸗ ,ist Einhalt gethan und hierdurch
84 000 000 ℳ für eine nützlichere
mäßigen V die einheit⸗ roßen Ver⸗ ermöglicht. Berwaltungsorganisation, einer mten Betriebsapparates, eines übersichtlichen und für alle Trans⸗ einer einheitlich ge⸗ einheitlicheren Disposition über die ändischen Bahnen ist in der Be⸗ Serie der Erwerbung
In dem enger be⸗ ärtigen Gebietes der Staatseisenbahn⸗ oweit es die Zeit und
rachttarifes,
Die Verwaltun sammten Gebietes o digkeit zwischen den ob nach dem Gesichtspunkte thunlichster D die örtliche Abgrenzung der Bezirke ist triebsämtern) im Wesentlichen der Be Behörden (Di
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