stein zum Wegfall gebrachten Abgaben, soweit sie über den 1. Sep⸗ tember 1867 hinaus gezahlt sind, zurückerstattet worden sind, wird dasselbe hinsichtlich der seit jenem Termin entrichteten Beträge von den durch die Verordnung vom 27. Juni 1881 zum Wegfall gebrachten Leistungen derselben Provinz geschehen müssen. Dazu sind etwa 30 000 ℳ erforderlich.* Aus dem vorliegenden Etat geht ferner hervor, daß das Betriebs⸗ kapital der General⸗Staatskasse 30 330 000 ℳ beträgt. Eine dem Etat beigelegte Nachweisung zeigt, daß der Bestand bei
dem Reservefonds der Rentenbanken am 15. September 1881 war: 1) In Effekten: 6 444 812 ℳ 14 J. 2) In Baar: 144 ℳ 90 ₰.
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des Statistischen Bureaus der Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der vom 5. Februar bis inkl. 11. Februar cr. 170 Eheschließungen, Sterbefälle.
1 Stadt Woche zur Anmeldung gekommen: 889 Lebendgeborne, 32 Todtgeborene, 542
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
In der St. Marienkirche veranstaltete am Mittwoch Abend
der erblindete Organist A. Weisse ein Coneert, in welchem die Sängerinnen Fr. Natalie Schröder und Fr. Bindhoff, der Kammer⸗ musikus (Cellist) Hr. König und der Königliche Seminarchor unter Leitung des Musik⸗Direktors Hrn. Otto Dienel mitwirkten. Das Concert wurde mit dem Chorgesang des apostolischen Segens (von Christian Gregor) eingeleitet, welchem der herrliche Hymnus von Beethoven: „Die Himmel rühmen des ewigen Ehre“ folgte. Beide Eingangsnummern gelangten, von dem Seminarchor unter der Leitung des Hrn. Dienel gesungen, zu mächtiger Wirkung. Der aus der Schule des Hrn. Dienel hervorgegangene Concertgeber bewährte sich durch die Vorträge des Präludiums in E-moll von Seb. Bach und der Sonate in A-dur von Mendelssohn mit dem die Fuge im Basse begleitenden Choral: „Aus tiefer Noth schrei ich zu Dir“ als ein trefflicher Organist, der sich und seinem Lehrer Ehre macht. Mit Hrn. Kammermusikus König führte der Concertgeber ferner ein prächtiges Larghetto für Cello und Orgel von Mozart und ein Adagio religioso für dieselben Instrumente von Fitzenhagen aus. Die Damen Schröder und Bindhoff sangen ein Duett von Otto Dienel, Fr. Bindhoff mit schöner Altstimme ferner Recitative und Arien aus „Samson“ von Händel und „Paulus“ von Mendelssohn, 85 Schröder Recitativ und Arie von Rust und den 55. Psalm von
ienel. Unter des letzteren Direktion brachte ferner der Seminar⸗ chor den 106. Psalm (von Hrn. Dienel für Männerchor komponirt) und „Ich bete an die Macht der Liebe“ (von Demetrio Bortnianskpy) zur Aufführung. Mit einer effektvollen Concertfuge in C-moll von Otto Dienel, vorgetragen von Hrn. Tiebach, schloß das abwechselungs⸗ und genußreiche Concert, welches in dem schönen Gotteshause ein zahlreiches Publikum versammelt hatte.
— Joseph Baer & Co., Buchhändler und Antiquare in Frankfurt a. M. und Paris, haben vor Kurzem über ihr antiqua⸗ risches Bücherlager 3 Kataloge, Nr. 104—106, veröffentlicht. Lagerkatalog Nr. 104 enthält ein Verzeichniß von 825 Schriften über Amerika und Australien unter folgenden Rubriken: Amerika im Allgemeinen (111 Nrn.); Britisches Nordamerika, Grönland und Nordpolarfahrten (im Ganzen 73 Nrn.); Vereinigte Staaten von Nord⸗ amerika (296 Nrn.); Mexiko, Centralamerika und Westindien (im Ganzen 144 Nrn.); Südamerika (149 Nrn.); Australien (78 Nrn.). Der vorste⸗ hende Katalog enthält eine Menge wichtiger, werthvoller, und zum Theil seltener Werke, von denen gar manche im Handel fehlen. Der bei weitem größte Theil derselben gehört zwar dem 19. Jahrhundert an, doch finden sich auch Schriften aus dem 18., 17. und 16. Jahrhundert. Was ihren Inhalt anlangt, so beziehen sich die Schriften nicht blos auf Amerika im Allgemeinen, sowie auf Nord⸗, Central⸗ und Süd⸗ amerika im Allgemeinen, sondern auch auf die einzelnen Länder und Staaten in Amerika, auf deren Geschichte im Allgemeinen und im Besonderen, auf die dahin unternommenen Reisen, die Beschaffenheit der verschiedenen Länder und die verschiedensten Staats⸗ und andere Verhältnisse derselben, sowie auf einzelne berühmte Männer (Washing⸗ ton, Franklin, General Jackson u. s. w.). Abgefaßt sind die Schriften in verschiedenen Sprachen, die auf Mittel⸗ und Südamerika bezüg⸗ lichen zum großen Theil in spanischer, die Nordamerika betreffenden in der Mehrheit in englischer Sprache, außerdem auch in französischer, deutscher, hin und wieder auch in lateinischer. Ein Anhang zu demselben Kataloge bringt in 66 Nrn. eine „Auswahl von Zeitschriften und größeren Bibliothekswerken“, Werke des verschiedensten Inhalts, wie Zeitschriften über Naturwissenschaften, Medizin, Rechtswesen, Philologie u. s. w.; Sammelwerke, wie die Monumenta Germaniae historica, die Monumenta Boica u. s. w., Lepsius' Denkmäler aus Egypten u. s. w. — Lagerkatalog 105 enthält ein Verzeichniß von 703 Schriften über
Philosophie nebst einem Anhange von 56 Schriften über Frei⸗ maurerei. Man findet hier alle bekannteren Philosophen aus dem Alterthume und aus der neueren Zeit mit ihren Schriften verzeichnet sowie allerhand dieselben und ihre Werke betreffenden Schriften. — Lagerkatalog 106 endlich bringt ein Verzeichniß von 345 Schriften über „Provenzalische und altfranzösische Literatur bis 1600, meist aus der Bibliothek des verst. Professor Neve in Louvain“. Auch in diesem Kataloge sind eine Menge wichtiger, interessanter und zum Theil sehr seltener Schriften zusammengestellt. A-
Land⸗ und Forstwirthschaft. X. Penarversammlung des Deutschen schaftsraths. In der heutigen Sitzung, welche der Vorsitzende von Wedell⸗Malchow um 10 Uhr eröffnete, wurde zunächst die Dis⸗ kussion über die Deichfrage wieder aufgenommen. Oekonomie⸗Rath Dr. Bürstenbinder⸗Braunschweig unterbreitete der Versammlung folgenden, in Uebereinstimmung mit dem Korre⸗ ferenten Frhrn. von Hammerstein⸗Loxten formulirten Antrag: Der Deutsche Landwirthschaftsrath wolle beschließen: In Erwägung daß . die Hochwasser der deutschen Ströme nach Verstärkung der Deiche gewachsen sind und dadurch die wirthschaftlichen Zu⸗ stände in den Deichverbänden an dem Unterlaufe der Flüͤsse, t Ebbe und Fluth einwirken, ungünstige geworden sind, wei 1) die Erhaltung und Vertheidigung der Deiche auf manchen Stromstrecken unverhältnißmäßige Opfer fordert, 2) die Gefahren der Deichbrüche, im Ganzen zwar selten aber intensiven sind, Waef w evse 3) das durch die Deiche dringende Quellwasser den Boden immer mehr und mehr verschlechtert, 4) die Entwässerung der Binnendeichsländereien während der Hochwasser mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen hat; durch Regelung der Inundation, der Be⸗ und Entwässerung, sowie durch eine Rücklegung der Winterdeiche und Entlastung des Strombettes in den meisten Fällen diese Nothstände ver⸗ mindert werden können und dadurch geofe Flächen Landes durch die befruchtende Wirkung der Sinkstoffe des Wassers zu hohem Ertrage gebracht werden können, (eine durchgreifende Abhülfe nur durch gemeinsames Vorgehen der betheiligten Uferstaaten möglich ist, ersucht der Deutsche Landwirthschaftsrath die betheiligten deutschen egierungen, Untersuchungen dieser Wasser⸗ und Deichverhältnisse vor⸗ nehmen — kommissarische Verhandlungen unter einander einleiten zu wollen und auf Grund derselben Vorschläge zu einer gemeinsamen und durchgreifenden Abhülfe der jetzigen Nothstände für die einzelnen Stromgebiete auszuarbeiten. . Nach eingehender Debatte wurde der Antrag Bürstenbinder —von Hammerstein angenommen. Freiherr von Hammerstein (Borten) referirte sodann über einen Antrag des Lippeschen Hauptvereins in Lemgo, betreffend die Veran⸗ staltung einer Enquete zur Ermittelung des der Landwirthschaft durch
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Gewerbe und Handel.
Paris, 16. Februar. (W. T. B.) Der Präsident der Union géenérale, Bontoux, und der Direktor derselben, Feder, sind heute Nachmittag 4 ½ Uhr gegen Kaution in Freiheit gesetzt worden. Washington, 16. Februar. (W. T. B.) Der Bericht
des Ackerbaudepartements über das Ergebniß der Getreide⸗ ernte im Jahre 1881 konstatirt, daß das Jahr 1881 für alle Ge⸗ treidearten, mit Ausnahme des Hafers, außerordentlich ungünstig war. Das Gesammterträgniß aller Getreidearten stellt sich auf 2 063 029 570 Bushels gegen 2 718 193 501 Bushels im Jahre 1880.
Verkehrs⸗Anstalten.
Triest, 16. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Mars“ ist heute Abend 6 ½ Uhr aus Konstantinopel hier an⸗
gekommen. New⸗York, 16. Februar. (W. T. B.) Der Dampfer „Denmark“ von der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie
(C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.
Berlin, 17. Februar 1882.
Witterungsverhältnisse im nördlichen und mitt⸗ leren Deutschland im Januar 1882.
Es war eine ziemlich abnorme Witterung, welche auf dem ganzen Beobachtungsgebiete den Januar dieses Jahres auszeichnete. Was zunaͤchst den Luftdruck betrifft, so erreichte derselbe in der Mitte des Monates überall eine ganz ungewöhnliche Höhe, und da derselbe auch fast die zweite Hälfte desselben sehr hoch blieb, so war auch der mitt⸗ lere monatliche Barometerstand so groß, wie er seit einer Reihe von Jahren nicht gewesen ist. In Berlin z. B., wo allerdings der Ja⸗ nuar im Allgemeinen unter allen Monaten den größesten Barometer⸗ stand hat, übertraf derselbe den 30jährigen Durchschnitt um 9,1 mm und wurde seit 1848 nur einmal (im Jahre 1864) von dem Baro⸗ meterstande des Januar ein wenig übertroffen, und in Breslau war seit den genauen Aufzeichnungen von 1825 ab noch niemals ein so hohes Monatsmittel in irgend einem Monate vorgekom⸗ men. Aber trotz des hohen Luftdruckes erhielt der Polarstrom immer nur auf kurze Zeit die Oberhand über die überall weitaus vorherr⸗ schende äquatoriale Strömung, und dem entsprechend war denn auch der diesjährige Januar ziemlich mild. Kältegrade unter — 10 Grad wurden nur an einzelnen Tagen im äußersten Nordosten und an den hochgelegenen Stationen beobachtet; verhältnißmäßig war die Witte⸗ rung in den östlichen Provinzen wärmer als in den westlichen; in diesen hatte der Januar einen Wärmeüberschuß von 1 bis 2, in jenen von 2 bis 5 Grad, und die Anzahl der Frost⸗ und Eistage war an den westlichsten Stationen mindestens eben so groß, als an den öst⸗ lichen. In Bezug auf die Anzahl der Tage mit Niederschlägen, sowie auf die Menge der letzteren, stand dieser Januar dem mittleren Durch⸗ schnitte nach, dagegen war die Anzahl der trüben Tage groß. Heitere Tage hatten, wie bereits zu Ende des Dezember, die hochgelegenen Stationen mehr, als die in der Ebene.
Der Januar begann überall mit einem mäßig kalten Tage, und zwar schwankte das Thermometer im Allgemeinen nur wenig über und unter dem Gefrierpunkte. Dabei hatten die hochgelegenen Stationen eine geringere Kälte, als die tiefer gelegenen. Auf der Schneekoppe waren die Wärmeextreme des 1. Januar 6,5 Grad und — 0,5 Grad, auf der über 700 m niedriger gelegenen Station Wang 2,2 Grad und —5 Grad und in Eichberg, welches 1152 m unter der Koppe liegt, — 1,0 Grad und —7,2 Grad. Das Barometer behielt während dieses Tages fast ganz denselben Stand und der Wind wehte ganz sanft, zum Theil herrschte völlige Windstille. So war es, wie es Die, welche den letzten Dezember 1881 die Schneekoppe bestiegen, bei ihrer Ankunft daselbst und am 1. Januar auf dem Gipfel fanden, nicht nur dort, sondern auch in Wang und Eichberg. Niederschläge gab es zu Anfang des Monats nicht. Den 2. Januar begann das Barometer zu sinken und bereits auf den 3. Januar fiel auf allen Stationen ohne Aus⸗ nahme — auch auf sämmtlichen badenschen Stationen — das baro⸗ metrische Minimum. Mit dem Fallen des Barometers verband sich eine plötzliche Erregung der Atmosphäre, so daß hier und da auf völlige Windstille schon 24 Stunden darauf heftiger Orkan folgte. Die stürmische Zeit währte im Allgemeinen bis zum 11. Januar; es herrschte meist ein heftiger Südwest, bald nach 8., bald nach NW. umschlagend. Dabei fielen fast täglich Niederschläge, wenn auch oft nur als feiner Sprühregen, und Nebel trafen häufig ein. Schnee, der überhaupt im Januar nur selten beobachtet wurde, gab es in diesen stürmischen Tagen nur an den Gebirgs⸗ und den nordöstlichen Stationen. Trotz der häufigen Niederschläge und Nebel hielt sich im ersten Monatsdrittel die Wärme bis etwa zum 12. Januar auf gleicher Höhe, nachdem sie vom 1. bis 3. Januar um bis 5, an manchen Orten um 7 Grad gestiegen war. Von den Stationen in der Ebene war es allein Claußen, wo in dieser ganzen Zeit das Thermometer kaum einen Grad unter den Gefrierpunkt herabging, an allen andern blieb die mittlere Tages⸗ temperatur immer über demselben und das absolute Maximum er⸗ reichte in den östlichen Provinzen zu verschiedenen Malen 6 bis 8, in den mittlern 8 bis 10, in den westlichen noch mehr als 10 Grad. In Münster, wo den 5. Januar das Thermometer bis 11 Grad stie und der 6. Januar eine Tageswärme von 8,1 Grad hatte, entlud sich am Nachmittag des 7. Januar ein Gewitter, während wiederholt bei srn stürmischem Wetter mit Graupeln verbundene Regenschauer elen. Auch an den westlich der Elbe gelegenen Gebirgsstationen Clausthal und Großbreitenbach sank bis zum 11. Januar das Thermo⸗ meter nur einmal bis —2 Grad, etwas tiefer an den Stationen des Riesengebirges, ganz besonders auf der Schneekoppe. Hier ging ent⸗ gegen dem allgemeinen Gange der Temperatur die Wärme bereits vom 1. bis 3. Januar herab. In Eichberg hatte der 1. Januar eine mittlere Temperatur von — 4,2 Grad, auf der Koppe 2,8 Grad, da⸗ gegen der 3. Januar in Eichberg 6,8 Grad, auf der Koppe — 3,2 Grad, und im Minimum sank daselbst am 10., 11. und 12. Januar die Wärme unter — 10 Grad, während in Eichberg an diesen drei Tagen das Thermometer nur bis 0,8 Grad, — 2,6 Grad und — 1,0 Grad fiel. Den 11. Januar bereitete sich ein Umschlag in der Witte⸗ rung vor; vom Mittag dieses Tages an begann das Barometer konti⸗ nuirlich zu steigen, in den nächsten 4 Tagen etwa um 20 mm, an den östlichen Stationen noch etwas mehr; es trat auf kurze Zeit der Polarstrom auf, und der Himmel hellte sich auf. Das Maximum des Luftdruckes rückte von Osten nach Westen vorwärts. Wie die unten folgende Uebersicht zeigt, stellte sich dasselbe an den nordöst⸗ lichsten Stationen bereits am 15. Januar ein, und zwar in Claußen früh um 6, in Königsberg Nachmittags um 2, in Lauenburg und Bromberg Abends um 10 Uhr. Bei den meisten Stationen fiel das barometrische Maximum auf den 16. Januar, in Cöln auf den 17., in Münster und Aachen auf den 18. Januar. Von den Stationen, welche bereits eine längere Reihe von Jahren bestehen, wird zum Theil darauf hin⸗ gewiesen, daß ein so hohes borometrisches Maximum, wie das dieses Monates, höchst selten oder noch nicht beobachtet worden sei, so in Breslau seit dem Jahre 1825. Auch in Berlin ist seit 1848 ein so hoher Barometerstand noch nicht vorgekommen; da er bei einer Seehöhe von 50 m 781,4 mm betrug, so er⸗ giebt eine Reduktion auf den Meereshorizont 786,0 mm. In der zweiten Hälfte des Januar ließ der Luftdruck zwar wieder nach, erhielt sich aber doch bis etwa zum 29. Januar weit über dem durchschnittlichen Mittel. Trotz dieses so bedeutenden Luftdruckes blieb fort und fort die äquatoriale w vorherrschend. An den östlichen Stationen gab es im Allgemeinen häufigere und reichlichere Niederschläge, als weiter nach Westen hin Besonders arm an Nieder⸗ schlägen waren die schlesischen, sowie überhaupt die südlicher gelegenen Stationen; in Trier fiel vom 10. Januar bis zu Ende des Monats kein Regen und kein Schnee, und ähnlich war es in Darmstadt und echingen. Dagegen notirte man überall fast täglich feuchte Luft,
den Moorrauch erwachsenden Schadens und empfahl, über diesen aentrag zur Tagesordnung überzugehen.
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bei der Schneekoppe hervorzuheben. In den Tagen vom 12 bis 18. Januar, ebenso am 21. und am 23. bis 28. Januar war daselbst völlig wolkenloser Himmel, während in derselden Zeit Eich⸗ berg nur 4 ganz wolkenfreie Tage hatte. Es stieg daher auch, da die Sonnenstrahlen ganz ungehindert wirken konnten, das Thermometer fast täglich über den Gefrierpunkt. Nach der Bemerkung des dorti⸗ gen Beobachters, welcher bereits mehrere Winter auf der Koppe sich aufhält, ist daselbst im Januar die Witterung noch nicht so schön gewesen; ganze Schwärme von Vögeln haben sich Tage lang daselbst aufgehalten, und Schnee, welcher zum letzten Mal, und zwar in ge⸗ ringer Menge, den 11. Januar fiel, befand sich zu Ende des Monats daselbst gar nicht mehr. Erst in den letzten Monatstagen, wo überall namentlich in den östlichen Provinzen, sich Kälte einstellte, nahm auch in der Höhe die Wärme rasch ab. Der 27. Januar hatte auf der Koppe eine mittlere Tagestemperatur von 1,4 Grad, der 30. von — 4,0 Grad und der 31. von — 13,4 Grad.
Mittlerer Barometerstand im Januar 1882 nebst den absoluten Extremen, ausgedrückt in Millimetern.
Seehöhe B I Marim. Minim. in Metern. Tag. Stand. Tag. Stand.
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Bern, 12. Februar. Am 30. Januar hat man die tägliche Beobachtung des Risikopfs bei Elm, welche man während dieses Monats wegen des gefrorenen Bodens ausgesetzt hatte, wieder be⸗ gonnen. Leider hat dieselbe ergeben, daß der Fels trotz des Frostes im Januar sich wieder um etwa 6 Zoll gesenkt hat und zwar von Anfang dieses Monats an täglich um eine Linie. Dazu kommt aber leider noch, daß die Bewegung wieder mehr die Richtung nimmt wie bei dem Sturze am 11. September v. J., so daß die Befürchtungen für den noch stehenden Dorftheil wieder groͤßer geworden sind.
London, 17. Februar. (W. T. B.) In der Kohlengru Tremden Grange, unweit Hartlepool, hat gestern eine Explo⸗ sion schlagender Wetter stattgefunden, durch welche, wie man befürchtet, gegen 100 Arbeiter getödtet wurden.
Concerthaus. Auf dem Programm des Forgigen Symphonie⸗ Concerts des Hof⸗Musikdirektors Bilse steht lals Novität eine Se⸗ renade in 4 Theilen (Nr. 3) von Jadassohn, sowie ferner die Symphonie „Lenore“ von Joachim Raff.
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner Vier Beilagen
Berlin:
ebel hohe Himmelsbedeckung, auch Reif und Rauhfrost. Auf der Höhe war das Wetter heiterer. Vor Allem ist dies
1 8
(einschließlich Börsen⸗Beilage).
Besuch der landwirthschaftlichen Anstalten
ddort stattgehabten Veränderungen erfolgt sind im Interesse der Schiff⸗
3 42.
um Deutschen Reichs⸗A
—
Erste Beilage
nzeiger und Königlich Preußi
Berlin, Freitag, den 17. Februar
1882.
Richtamtliches. Preußen. Berlin, 17. Februar. Im weiteren Verlaufe der gestrigen (13.) Sitzung setzte das Haus der Abgeordneten die zweite Berathung des Staatshaus⸗ halts⸗Etats für das Etatsjahr 1882/83 fort mit der Dis⸗ kussion des Etats der landwirthschaftlichen Verwaltung (dauernde Ausgaben, Kap. 102, landwirthschaftliche Lehr⸗ anstalten und sonstige wissenschaftliche und Lehrzwecke). Bei Tit. 1 (landwirthschastliche Hochschule in Berlin, 80 400 ℳ Besoldungen) bedauerte der Abg. Sombart, daß für den schon das Ein⸗ ährigenzeugniß berechtige. Wünschenswerth sei es, daß wenig⸗ stens die Reflektanten auf Domänenpachtungen die Qualifi⸗ kation für Prima besäßen. Die Geodäsie und Bodenkunde werde noch immer als Nebenfach zum Schaden der Aus⸗ bildung behandelt und auch die Bibliotheken genügten nicht den berechtigten Anforderungen.
Der Staats⸗Minister Dr. Lucius entgegnete, es könne der andwirthschaftlichen Verwaltung nur erwünscht sein, wenn sie Unterstützung und Wohlwollen finde für die Entwickelung des Instituts der landwirthschaftlichen Hochschule. Er seiner⸗ eits werde gewiß bestrebt sein, die betreffenden Fonds in der
Weise erweitert zu sehen, daß eine angemessene Bibliothek be⸗ chafft werden könne und es werde das auch allmählich geschehen. Der Vorschlag des Abg. Sombart, für den Besuch der land⸗ wirthschaftlichen Hochschule eine höhere wissenschaftliche Vor⸗ ildung zur Bedingung zu machen, werde er sich nicht ohne Weiteres aneignen. Er glaube, man sei doch zunächst darauf angewiesen, zu sehen, daß der Besuch einige Ausdehnung ge⸗ winne, und er würde glauben, daß es nicht richtig sei, mit Beschränkungen vorzugehen in einer Zeit, wo man noch nicht wissen könne, wie weit der Zuhörerkreis sich ausdehnen werde. Und den würde man allerdings verengen, wenn man eine
here Vorbildung verlange, als die gegenwärtige — d. h die Qualifikation für den einjährigen Dienst. Immerhin nmöge es eine Zeitfrage sein, ob in späteren Jahren diese Frage weiter zu erörtern sei. Was die weiter angeregten Wünsche angehe, daß ein besonderer Lehrstuhl für Geodäsie ingerichtet werden möge, so schwebten darüber z. Z. Ver⸗ handlungen. Daß die Kulturtechniker an dieser Schule einen esonderen Vertreter finden werden, auch darin sei er mit dem Vorredner vollkommen einverstanden.
Das Kapitel wurde darauf genehmigt, desgleichen Kap. 103 Thierarzneischulen⸗ und Veterinärwesen 621 576,70 ℳ“, und Kap. 104 „Förderung der Viehzucht 618 420 ℳ“.
Bei Kap. 105 „Förderung der Fischerei 213 416 ℳ“ lagte der Abg. von Enckevort über die Verarmung der Fischer am Stettiner Haff. Die Schuld treffe allerdings in gewisser Be⸗
ziehung die Fischer selbst, aber auch die Regierung zu Stettin sei an
dem Elende nicht schuldlos. Die Haidefahrt, durch welche die Fische n großen Massen ins Haff gekommen wären, sei zugedämmt und dafür die Kaiserfahrt eröffnet. Die Fische nähmen aber nach wie vor ihren Weg nach der ihnen verschlossenen Haide⸗ fahrt und sammelten sich dann dort an. Anstatt nun die alte Durchfahrt wieder zu öffnen und den Fischen den Weg ins Haff frei zu machen, habe die Regierung zu Stettin die Küste an der Haidefahrt für 18 000 ℳ jährlich verpachtet. Auch habe die Baggererde, mit der man die Durchfahrt ausgefüllt habe, den Fischen nicht unerheblich geschadet. Eine Aenderung der traurigen Zustände sei im Interesse der Fischereibevölke⸗ rung an den Küsten des Haffs dringend wünschenswerth.
Demnächst nahm der Staats⸗Minister Dr. Lucius, wie folgt, das Wort: Die von dem Herrn Vorredner berührten Fragen haben bereits die Aufmerksamkeit der Köͤniglichen Staatsregierung auf sich ge⸗ zogen. Ich muß vorausschicken, daß gerade der angeregte Punkt über die technische Behandlung der Haidefahrt nicht zu meinem Ressort gehört, sondern von der Strombauverwaltung ressortirt und daß die
fahrt. Die bschließung der Haidefahrt auf der Süd⸗ seite hat stattgefunden durch die Aufschüttuug der Baggererde und, wie der Herr Vorredner schon hervorgehoben hat, würde es einen ganz immensen Kostenaufwand voraussetzen und auch nur einen zweifelhaften Erfolg garantiren, wollte man diese Oeffnung wieder herstellen. Ebenso bin ich wenigstens belehrt worden dahin, daß es wahrscheinlich mit den Interessen der Strombauverwaltung nicht ver⸗ träglich sein würde, die jetzt noch vorhandene Einfahrt zu schließen, und zwar aus der Rücksicht nicht, weil dieses Territorium zur Ab⸗ lagerung der Baggererde dient. Ich würde meinestheils vollkommen bereit sein, mit dem betreffenden Ressortminister in Verhandlung darüber zu treten, aber ich zweifle, daß sich dadurch etwas ändern läßt. Das kann ich aber konstatiren, daß wenigstens ein fiskalisches Inter⸗ eesse Seitens der Fischereiverwaltung als der Domänenverwaltung in Bezug hierauf gegenüber der dortigen Fischereibevölkerung in den letzten Jahren in keiner Weise geltend gemacht worden ist; ebenso hat eine Erhöhung der Pachtzinse seit dem Jahre 1875 nicht statt⸗ gefunden. Allerdings aber gehen mir seit der Einführung des Fischereigesetzes von 1874 aus den verschiedensten Theilen der Mon⸗ archie Klagen zu über die Ausführung dieses Gesetzes. Es ist das Gesetz damals diktirt worden von der Rücksicht, der Raubfischerei, die der Herr Vorredner auch bereits als vorhanden anerkannt hat, die weessentlich mit zur Entvölkerung der Gewässer beigetragen hat, zu be⸗
gegnen. Wir sind jedenfalls auf einem tiefen Niveau in Bezug auf
den Fischreichthum vieler Gewässer im Osten angekommen, ich fürchte aber, daß die Maßregeln, die getroffen sind, um den bestand zu erhöhen, immer noch eine mehrjährige sorgsame Praxis erfordernf ehe wir einen Erfolg sehen können. Das aber, glaube
ich, wird unrichtig sein, wenn man die Maßregeln, die im Interesse
der Schonung der jungen Brut gegeben sind, also die Vorschriften
über die Maschenweite der Fanggeräthe, über die Abgrenzung der Schonreviere und über die Schonzeiten, wenn man an allen diesen Füsfbin 8 hat Zahrscheinlichkeit ergeben, daß die 1-29. edenheit, die hat sich mit Wahrscheinlich ge schedendn Flct⸗ und Stromgebieten herrscht, eine sehr verschiedene Han behens des Möglich⸗ allen Verhältnissen begründet auf dem betretenen Wege, soweit wie es mit der Pflege der Fischerei verträglich ist, der Fischereibevoͤlkerung jede Erleichterung gewährt werden
unkten jetzt schon wieder gesetzlich etwas ändern wollte. in der weiten Aubdehnung der Monarchie in den ver
und in diesem Sinne meinerseits den einzelnen Bezirksregierungen jede keit egeben, Dispense eintreten zu lassen in den Fällen, wo sie irgend in den örtlichen sind. Ich kann Ibnen meinerseits die Zusicherung geben, daß
Fischereivorschriften gestattet
Fisch⸗
jenigen, die jedes Soulagements von Seiten des Staats bedürfen und dessen würdig sind.
Der Abg. Frhr. von Minnigerode erklärte, das sehr dürstige Gehalt und die unzureichenden Dienstaufwands⸗ entschädigungen der Fischmeister entspreche keineswegs der 1b wichtigen und oft gefährlichen Stellung derselben, um so weniger, als sie jetzt Staatsbeamte geworden seien. Die Stellung der Fischmeister sei eine äußerst verantwortliche und lebensgefährliche; sie hätten die Verpachtung vorzunehmen und dabei gleichzeitig gerade die wichtigsten Vorgänge für die Fischerei, so die Laichung, zu überwachen. Ihr Gehalt stehe zu diesen Verpflichtungen in keinem Verhältniß.
Der Staats⸗Minister Dr. Lucius erwiderte, es wäre un⸗ natürlich, wenn ein Ressortchef sich nicht für seine Beamten interessiren und jede Anregung, dieselben besser zu stellen, nicht mit Freuden ergreifen würde. Allein es sei die Möglich⸗ keit, für einzelne Beamtenkategorien Erhöhungen eintreten zu lassen, doch dadurch außerordentlich schwierig, daß ja in gleicher Lage in anderen Ressorts sich eine große Anzahl von Beamten befinde. Nun gebe er vollkommen zu, daß gerade die Fischmeister einen sehr anstrengenden und mit Gefahren verknüpften Dienst hätten, so daß man für sie vielleicht eine Erhöhung in höherem Maße in Anspruch nehmen könnte, als für manche anderen Beamtenkategorien. Er werde also seinerseits die entgegen⸗ kommende Erwägung dieser Angelegenheit ohne Weiteres zu⸗ sagen können. Die Organisation des Dienstes sei noch keine abgeschlossene, daher auch die augenblickliche Lage der Fisch⸗ meister eine provisorische. Man habe in Erwägung gezogen, die Segelboote durch eine Dampfbarkasse zu beseitigen, wobei die Zahl der jetzt benöthigten Fischmeister von 8 oder 9 auf 2 oder 3 reduzirt und demgemäß das Gehalt erhöht würde. Der Abg. Schmidt bemerkte, man zeige sich der Revision des Fischereigesetzes abgeneigt, weil die betreffenden Konven⸗ tionen mit den andern Staaten dadurch modifizirt würden. Trotz der Konvention mit den Niederlanden verschwinde der Lachs durch die dortige irrationelle Betreibung des Fischfangs mehr und mehr aus dem Rhein. Auf dem Haff sei zur Durch⸗ führung und Erleichterung der getroffenen Maßnahmen ein Dampfer durchaus nothwendig. Die Unterstützung Seitens der Marine sei eine anerkennenswerthe, und der Wunsch, daß die nöthigen Ausgaben für Hebung der Fischerei bewilligt würden, ein allgemeiner. 1
Der Abg. Prinz Handjery bat um Nachsicht gegen die Noth der Fischer seines Kreises, speziell der Krebspächter, die durch die Krebspest so sehr heimgesucht seien, er bitte den Minister, einen Erlaß in der Pacht der Fischerei eintreten zu lassen, namentlich da, wo ohne eigenes Verschulden eine Schädigung des Pächters eingetreten sei.
Der Rest des Kap. 105 wurde ohne erhebliche Diskussion genehmigt, desgl. Kap. 106 „Landes⸗Meliorationen, Moor⸗, Deich⸗, Ufer⸗ und Dünen⸗Wesen 789 867,30 ℳ, nachdem der in diesem Jahre zum ersten Male im Etat erscheinende Titel 8 b. „Zu Eissprengungen und Deichvertheidigungs⸗ kosten bei Hochwassergefahren 45 000 ℳ“” vom Abg. Frhrn. von Minnigerode aufs Wärmste empsohlen war. Derselbe wies auf die bedrohlichen Verhältnisse an der Weichsel⸗ und Nogatmündung hin. Von den zwei Projekten für die Regulirung der beiden Flüsse habe sich das erste als unaus⸗ führbar erwiesen, wenn nicht die Schiffahrt bei Pillau ge⸗ fährdet werden solle. Hoffentlich werde die Regierung bald in anderer Form der drohenden Gefahr begegnen und zunächst Eisbrecher aufstellen lassen. Ein Deichbruch würde 15—20 Quadrat⸗Meilen des besten Bodens, auf dem auch die Zucker⸗ fabrikation in erfreulichem Aufschwung begriffen sei, ver⸗ wüsten.
Demnächst nahm der Staats⸗Minister Dr. Lucius das Wort: 1
Ich kann meinerseits nur die Voraussetzung bestätigen, die der Herr Vorredner geäußert hat. Nachdem das große Projekt, das soge⸗ nannte Projekt I. durch das Gutachten der höchsten technischen Bau⸗ behörde als ein undurchführbares bezeichnet worden ist, sind wir aller⸗ dings in der Nothwendigkeit, auf andere Regulirungsprojekte zurück⸗ zugehen. Ich habe es meinerseits für richtig gehalten, diese Frage nicht dilatorisch zu behandeln, sondern, nachdem die böchste Behörde gesprochen und sich negativ geäußert hat — dieses Gutachten auch sofort zur öffentlichen zu bringen, damit das betheiligte Publikum sich für ein anderes Projekt inter⸗ essiren kann. Augenblicklich liegt die Sache in der Lage, daß nun⸗ mehr das Projekt II. bei dem zuständigen Ministerium, dem Ministerium für öffentliche Bauten, einer Prüfung und weiteren Erörterung unterzogen wird. Bis zu welchem Stadium das gediehen ist, bin ich augenblicklich nicht in der Lage, zu sagen. Jedenfalls wird es sich noch in einem frühen Stadium befinden..
Was der Hr. Abg. von Minnigerode als eine Möglichkeit, ge⸗ wissen Uebelständen abzuhelfen, bezeichnet hat, glaube ich meinerseits nicht als zweckmäßig bezeichnen zu dürfen. Der Versuch, die Verthei⸗ lung der Wassermassen in der Nogat, überhaupt und besonders zur Zeit des Eisganges, in der Weise zu reguliren, daß man durch Einsetzung von Eisböcken und Einlegung von Grundschwellen zu regeln, hat sich, so⸗ viel ich unterrichtet bin, nach den bisherigen technischen Erfahrungen als durchführbar nicht erwiesen. Die etablirten Eisbrecher sind bei jedem Hochwasser weggeschwemmt worden, und so glaube ich, daß dieser Versuch nicht erneuert werden wird. Dagegen glaube ich zur Beruhigung für die betheiligte Bevölkerung darauf hinweisen zu dürfen, daß jetzt die Technik in dieser Beziehung in wesentlich besserer Lage ist in der Bekämpfung des Wassernothstände, welche der Eisbang mit sich bringt. Einmal haben sich die Eis⸗ sprengungen bewährt als ein sehr gutes Mittel, was der weiteren Ausbildung fähig ist und zweitens hat sich die Beschaffung von Dampfern, die das Eisbrechen befördern, gleichfalls als sehr gute Maßregel bewährt. Nachdem im vergangenen Jahre erst ein Eisbrecher angeschafft und in Thätigkeit gewesen ist, wird jetzt ein zweiter gebaut, der eine stärkere Maschine, also auch stärkere Gewalt, höhere Leistungsfähigkeit hat, um die Eisstopfung zu verhüten. Ich glaube also, daß wenigstens für das Provisorium, was doch voraussichtlich Jahre hinaus dauern wird, alles das ge⸗ schehen ist von Seiten der Verwaltung, was⸗ geschehen kann, einmal 88 Eissprengung und durch Anschaffung von Dampfern, welche die Eisdecken brechen und in Fluß bringen.
Der Titel wurde bewilligt. b .
Bei Titel 10: „Zu Vorarbeits⸗ und Verwaltungskosten in
worden
versuchsstation in Bremen 262 358 ℳ“ bedauerte der Abg. Frhr. von Schorlemer⸗Alst, daß der Betrag für die Vielheit von staatlichen Aufgaben von Jahr zu Jahr mehr zusammenschmelze und jetzt ganz ungenügend sei. Die Summe von 262 358 ℳ sei viel zu gering. Seien auch nach Inkrafttreten des Dotationsgesetzes die Meliorationen zum Theil auf die Provinzen übertragen, so verbleibe doch der Initiative des Staates noch Arbeit genug, da besonders, wo durch Meliorationen mehrere Provinzen berührt würden. Einen besonderen Antrag stelle er nicht, hoffe aber, daß der Titel im nächsten Etat bedeutend verstärkt erscheinen werde.
Darauf ergriff der Staats⸗Minister Dr. Lucius das Wort: 1 Meine Herren! Ich muß meinerseits bestätigen, daß ich aller⸗ dings eine Erhöhung dieses Etatstitels für ein sehr dringendes Be⸗ dürfniß halte. Ich glaube, daß kaum ein Etatstitel vorhanden ist⸗ der produktiver angewendet werden kann, wie gerade der hier vorliegende. Ich habe mir bereits erlaubt, bei einer früheren Verhandlung darauf hinzudeuten, daß im Laufe des 1 Jahres Ermittelungen angestellt sind über den Zustand, in welchem sich die kleinen Flußläufe befinden. Diese Ermittelunsgen haben ergeben, daß dieser Zustand ein Zustand fast der vollständigen Verwilderung ist, und daß Flußläufe, die nützlich und produktiv befruchtend genutzt werden könnten, jetzt häufig nur einen schädlichen zerstörenden Einfluß auf die benachbarten Ländereien üben. Ich habe deshalb auch die Absicht, auf Grund dieser Darlegungen, die eine weitere technische Bearbei⸗
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tung noch finden müssen, die eine längere Zeit in Anspruch nehmen, bei der Aufstellung schon des nächsten Etats mit einer weitergehenden
Forderung, gerichtet auf eine stäͤrkere Dotirung dieses Titels, hervor⸗ zutreten, und ich werde es meinerseits dankbar anerkennen, wenn ich
in diesen Bestrebungen die Unterstützung der Häuser des Landtages
finden werde.
Das Kap. 106 wurde darauf bewilligt.
Bei Kap. 107 „Allgemeine Ausgaben 362 528 ℳ“, Titel 1 „Dispositionsfonds zur Unterstützung der landwirthschaftlichen Vereine und zur Förderung der Landkultur im Allgemeinen ꝛc. 225,642 ℳ“ wünschte der Abg. Rickert es klargestellt, ob der Minister Lucius über die landwirthschaftlichen Vereine die gleiche Anschauung habe, die im Mai v. J. kurz vor den Wahlen von der „Nordd. Allg. Ztg.“ aufgestellt worden sei. Die Konservativen seien von der Zeitung aufgefordert, sich der land⸗ wirthschaftichen Vereine als politischer Handhaben zu bedienen, und dementsprechend seien auch von Berlin an die landwirt schaftlichen Vereine Aufforderungen ergangen, konservative Politik zu treiben. Er glaube, daß der Minister für Land⸗ wirthschaft diesem Gebahren fern stehe. Trotzdem müsse im Interesse des vornehmsten Gewerbes, der Landwirthschaft, vor dem Lande festgestellt werden, daß die landwirthschaftlichen Vereine den neutralen Boden bildeten, auf dem sich all Parteien vereinen sollten. Es müsse daher auch verbotern werden, daß in diesen Vereinen Politik getrieben werde, um so mehr, da sie Subventionen aus Staatsmitteln erhielten.
Demnächst nahm der Staats⸗Minister Dr. Lucius das Wort:
eine Herren! Ich habe keine Veranlassung, einer offenen und ——1 und konstatire, daß ich es allerdings gegen die Zwecke der landwirthschaftlichen Vereine finden würde, wenn sie zu politischen Agitationen gebraucht würden. Daß in den land⸗ wirthschaftlichen Vereinen, die auch aus Menschen bestehen, gewisse poli⸗ tische Ansichten prädominiren je nach der Verschiedenheit des Kreises und daß bei Gelegenheit landwirthschaftlicher Versammlungen auch politische Gegenstände besprochen werden, das wird wohl nach keiner Seite hin beschränkt werden können. Ich kann aber konstatiren, daß ich nicht in einem einzigen Falle in die Lage gekommen bin, von hier aus irgend eine Einwirkung in der Beziehung zu üben, weil meines Wis⸗ sens von landwirthschaftlichen Vereinen als solchen Ausschreitungen nicht zu konstatiren sind. Ich habe auch gar keine Verknlassung gehabt gerade gegenüber einer Wahlbewegung wie die letzte, die so ungewöhnlich hoch gegangen ist, den Provokationen verschiedener Seiten gegenüber irgend eine Antwort zu ertheilen. Ich bin mit Aufmerksamkeit der Thätigkeit der landwirthschaftlichen Ver⸗ eine in den verschiedenen Provinzen gefolgt, und ich kann nur wieder⸗ holen, ich kann nicht sagen, daß irgendwo eine politische Ausschrei⸗ tung stattgefunden hat. Hätte sie stattgefunden, so würde ich aller⸗ dings darin eine ernste Gefahr für das landwirthschaftliche Vereins⸗ wesen erblicken, und ich würde meinerseits dann allerdings den Wunsch betonen müssen, daß dieses Gebiet, wie ja auch eigentlich die ganze Etatsberathung der landwirthschaftlichen Verwaltung es fast regelmäßig zeigt, nach Moͤglichkeit den politischen Differenzen und Diskussionen entzogen blieb. Wenn wir aber dieses Gebiet als neutrales betrachten, so muß es auch von allen Seiten so betrachtet werden. 1
deght diesem Wunsche und mit dieser Bitte an die landwirth⸗ schaftlichen Vereine und die anwesenden Vertreter glaube ich schließen zu dürfen.
Der Abg. Hellwig erklärte, daß er es sich von Niemand, auch vom Minister nicht, verbieten lassen würde, in den land⸗ wirthschaftlichen Vereinen von Politik zu reden. Er selbst sei Vorsitzender eines solchen Vereins, aber er wolle lieber sein Amt niederlegen, als sich einer solchen Beschränkung seiner Rechte fügen. K
888 Abg. Kantak bemerkte, es würden die polnischen land⸗ wirthschaftlichen Vereine polizeilich bewacht, obwohl in den⸗ selben keine Politik getrieben werde; er halte im Gegentheil die Landwirthschaft fuͤr ein neutrales Gebiet. Er hoffe, daß nach der Erklärung des Ministers die polnischen Vereine ebenso behandelt würden, wie die deutschen.
Der Abg. Dirichlet erklärte, wenn der Abg. Hellwig sich vom Minister nicht das Recht wolle rauben lassen, in land⸗ wirthschaftlichen Vereinen von Politik zu sprechen, so könne der⸗ selbe leicht mit dem Staatsanwalt in Verbindung kommen. Die bisher freien landwirthschaftlichen Vereine müßten, wenn sie Politik treiben wollten, durch die Polizei überwacht werden, was jedenfalls eine große Schädigung wäre. Die Vereine würden vom Staate unterstützt, und nähmen also eine ganz exceptionelle Stellung ein.
B Der Abg. von Ludwig bemerkte, er habe aus den Worten des Ministers nicht das herausgehört, was der Abg. Hellwig herausgehört zu haben scheine. Der Minister habe nur gegen politische Agitation in den landwirthschaftlichen Vereinen ge⸗ sprochen, aber wenn jede politische L“ aus den land⸗ wirthschaftlichen Vereinen verbannt werde, so sei dies der
Meliorations⸗ und Deichbau⸗Angelegenheiten, zu Subventionen
wird. Es motiviet sich das ja schon von selbst aus der Rücksicht
daß die Fischereibevölkerung durchweg zu
11“
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den ärmsten gehört, zu den
für Wiesenbautechniker, für Moorwesen sowie für die Moor⸗
Todesstoß für dieselben, es müsse ihnen doch gestattet sein, zu lden Fragen der Wirthschaftspolitik Stellung zu nehmen.