Bürgermeister und einem Kanzlisten. Die Verwaltung der städtischen Kassen (der Kämmereikasse, der Grundstockskasse, der Schuldenverwal⸗ tung, der Sparkasse, der Armenkasse und der Hospitalkasse) liegt in den Händen 2 Beamten. — Was das Finanzwesen der Stadt anlangt, so sind 1880 im Vergleich zum Etat eingetreten 12 517 ℳ 25 ₰ Mehreinnahmen und 1928 ℳ 23 ₰ Minderausgaben, zusammen 14 475 ℳ 48 ₰. Diesen gegenüber stehen 1122 ℳ 78 ₰ Minder⸗ einnahmen und 35 931 ℳ 10 ₰ Mehrausgaben, zusammen 37 153 ℳ 18 ₰%. In der Mehrausgabe ist mit ent⸗ halten die Summe von 25 346 ℳ 95 ₰ außerordentliche Schuldentilgung. Der auf 1881 zum Vortrag gekommene Kassenbestand betrug 30 250 ℳ 55 ₰. Die Aktivkapitalien des Grundstocks beliefen sich beim Schlusse der Rechnung des Jahres 1880 auf 81 936 ℳ 58 ₰, sind also im Jahre 1880 um 2633 ℳ 11 ₰ gewachsen. Der Kassenbestand beim Rechnungsschlusse 1880 und die Aktivkapitalien des Grundstocks betragen zusammen 112 187 ℳ 13 ₰ Aktivvermögen gegen 129 248 ℳ 53 ₰ des Vorjahres, also weniger nur 17 061 ℳ 40 ₰, obgleich 25 346 ℳ 95 ₰ Schulden aus dem Kassenbestande getilgt sind. Die Gemeindeschuld belief sich beim Schlusse der 1880er Rechnung auf 453 444 ℳ 92 ₰, sank also im Verwaltungsjahr 1880 um 25 196 ℳ 95 ₰. Wird das Aktiv⸗ vermögen an baarem Gelde und Grundstockskapitalien von dem Gesammtbetrage der Gemeinschuld abgezogen, so bleiben 31 257 ℳ 79 ₰ Passiva, das Plus der letzteren betrug im Vorjahre 349 377 ℳ 34 ₰, mithin ist eine Verminderung der Passiva um 8115 ℳ 55 ₰ eingetreten. Obigem Passivstande steht nun das gänzlich hypotheken⸗ freie Grundvermögen der Stadtgemeinde gegenüber, dasselbe besteht 1) aus rentablem Grundeigenthum (der Stadtforst, Domäne, Pläne, Berggarten, Areal am Hungerbrunnen, der Rathskeller, 2 Häuser, das Krankenhaus, die Gasfabrik) mit einem Werthe von 1 262 650 ℳ, desscn, jährlicher Betrag an Rente und Pacht 42 151 ℳ 10 ₰ beträgt und 2) aus unrentablem Eigenthum mit einem Werthe von 152 570 ℳ Der Gesammtwerth des aufgeführten Grund⸗ vermögens der Stadt beträgt hiernach 1 415 220 ℳ Nach Abzug der Passira mit 341 260 ℳ (rund) bleiben am Rechnungsschlusse 1880 1073 860 ℳ reines Vermögen der Gemeinde, ohne das bewegliche Vermögen derselben. Wird von einer Einrechnung des unrentablen Eigenthums abgesehen, so bleiben 921 390 ℳ reines Vermögen. Die definitiven Finanzresultate des Jahres 1881 können erst im Mai dieses Jahres festgestellt werden. Zu bemerken ist noch, daß die Stadt jetzt eine Schuld von rund 564 640 ℳ hat, nachdem in den letzten 22 Jahren die Summe von 149 480 ℳ getilgt worden ist. Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von der Naturgeschichtedes Cajus Plinius Secundus, ins Deutsche übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Prof. Dr. G. C. Wittstein in München (Leipzig, Druck und Verlag von Greßner u. Schramm), ist soeben die 10. Lieferung ausgegeben worden.
— Die in Leipzig, am 4. d. M. erschienene Nr. 2018 der „Illustrirten Zeitung“ (Leipzig J. J. Weber) enthält olgende Abbildungen: Vom dalmatinisch⸗herzegowinischen Aufstand. 3 Abbildungen. Nach Skizzen unseres Spezialzeichners: 1) Kampf bei Orahowatz in den Bocche am 9. Februar. 2) Ein Verbandplatz der Aufständischen in der Herzegowina. 3) Beschießung von Perasto urch die Krivoscianer am 10. Februar. — Porträts aus dem deutschen Reichstag: 13) Heinrich Rickert. — Berliner Bilder: in der Depositen⸗ abtheilung der Reichsbank. Originalzeichuung von C. Koch. — Böttger, der Erfinder des Meißener Porzellans. — Carnevalsfest im Dogenpalast zu Venedig. Gemälde von Professor Karl Becker. Nach einer Photographie aus dem Verlag von Gustav Schauer in Berlin. (Zweiseitig.) — Exriechische Flötenbläserin. Modellirt von Gustav Eberlein. — Friedrich Weber, † am 14. Februar. Geh. Regierungs⸗ Rath. .—Iieber, † am 29. Januar. — Die von der Stettiner Maschinenbau⸗Aktiengesellschaft Vulcan in Bredow erbaute chinesische Panzerkorvette „Ting⸗Yuen“. Originalzeichnung von H. Penner. — Neue Forschungen über Herkunft und Entwickelung des Leberegels. 10 Abbildungen. — Kuriositäten aus den Gebieten der Heraldik, Numismatik und Sphragistik. Siegel von Schiffergilden: 2) Das Siegel der deutschen Gotlandfahrer. — Polptechnische Mittheilungen: Kaffeebrenner. Patent⸗Tellerportemonnaie. 3 Figuren. Kinderwagen mit patentirtem Untergestell. 2 Figuren. Die elastische Gummitrense
für Pferde. Gewerbe und Handel.
* Der Abschluß der Deutschen Bank für das Jahr 1881 zeigt einen Bruttogewinn von 9 242 087 ℳ und nach Abzug der Geschäftsunkosten und Abschreibungen einen Reingewinn von 7 490 554 ℳ Der Verwaltungsrath hat beschlossen, hiervon 1 577 055 ℳ den Reserven zu überweisen, 4 725 000 ℳ gleich 10 ½ % Dividende zu vertheilen, 906 462 ℳ für Tantièmen zu verwenden, 260 000 ℳ für Pensionsfonds und Gratifikationen zu reserviren und 22 036 ℳ auf neue Rechnung vorzutragen. Die etwa 4 400 000 ℳ betragende Reserve, welche aus der Ausgabe der neuen Aktien der Bank sich ergeben wird, ist in dieser Bilanz noch nicht enthalten, wird vielmehr erst in der Bilanz pro 1882 Ausdruck finden. — Die Bilanz der Berliner.-Hasale pro 31. Dezember 1881 zeigt folgende Positionen: Activa: Kassabestand 6 782 561 ℳ, Wechsel⸗ bestände 23 666 942 ℳ, Eigene Effekten 18 475 082 ℳ, Reportirte 26 953 380 ℳ, Konsortialberheiligungen 14 031 460 ℳ, Conto⸗Corrent⸗ Debitoren 60 388 938 ℳ, Vorschüsse und Waarenverschiffungen 5 777 632 ℳ, Filialen und Kommanditen 7 503 344 ℳ Passiva: Aktienkapital 45 000 000 ℳ, Einzahlungen auf Aktien IV. Serie 12 197 348 ℳ, Depositengelder 8 375 988 ℳ, Conto⸗Corrent⸗Credi⸗
von 9 % geliefert.
8 % Die Bank hat einen Immobiliarbesitz von über 2 Millionen Mark,
darunter die Oberkirchener Sandsteinbrüche, Logirhäuser in Norderney, Hohofen Bremerhütte in Geis⸗ weid, sowie Wohnhäuser und Bauterrain in Wilhelmshaven und in Bremen. Obernkirchen und Norderney haben auch im Vorjahre verhältnißmäßig befriedigende Erträge geliefert; die Bremerhütte hat die Bank anläßlich der günstigen Eisenkonjunktur im vorigen Herbste für eigene Rechnung in Betrieb gesetzt, und die Wohnhäuser bringen sämmtlich ihrem Werthe entsprechende Miethen. Das Bremer Bauterrain (circa 400 000 Ouadratfuß in der Uthbremer und circa 700 000 Quadratfuß in der Woltmershauser Gegend) ist verpachtet. Der nach Abzug der Einkommensteuer verbleibende Reingewinn des verflossenen Jahres beträgt 4 898 639 ℳ; davon erhalten zunächst die Aktionäre 5 % mit 539 535 ℳ; die statuten⸗ und vertragsmäßigen Tantièmen an Vorstand und Direktion betragen 566 964 ℳ; die Ak⸗ tionäre erhalten alsdann 35 % Superdividende mit 3 776 745 ℳ, und der Rest von 15 395 ℳ wird auf neue Rechnung vorgetragen. Die Bank hat sich bei der kürzlich in Paris errichteten „Compagnie financiéère et commerciale du Pacifique“ betheil'gt, um sich die dauernde Agentur des von dieser Compagnie übernommenen Ver⸗ triebes der Peruanischen Guanoläger für Deutschland und einen wei⸗ teren Theil des Kontinents zu sichern.
— Die Rumänische Nationalbank hat ihre erste Jahresbilanz pro 31. Dezember 1881 veröffentlicht. Dieselbe schließt mit einem Reingewinn von 2 164 667 Frcs. ab, wovon 1 440 000 Frcs. an die Aktionäre als Dividende vertheilt werden, was einer jährlichen Verzinsung des Grundkapitals von 12 Millionen Francs mit 12 % entspricht. Außerdem werden 300 000 Frcs. in den Reservefonds hinterlegt, 231 000 Frecs. an das Finanz⸗Ministerium als Antheil der Regierung am Gewinne der Bank abgeführt und schließlich 20 000 Fres. auf das nächste Jahr vorgetragen.
Gera, 4. März. (W. T. B.) Der Aufsichtsrath der Geraer Handels⸗ und Kreditbank beschloß, der Generalversammlung eine Dividende von 5 ¼½ %, ferner die Dotirung des ordentlichen Re⸗ servefonds mit 15 % anstatt mit 10 % des Reingewinns (ℳ 10 222 und die weitere Dotirung der Spezialreserve mit 14 000 ℳ vorzu⸗
schlagen. Wien, 6. März. (W. T. B.) Die „Presse“ erklärt die Nach⸗ zwischen der öster⸗
richt von einem Präliminar⸗Uebereinkommen
reichischen Regierung und der Gruppe Bodenkreditanstalt unter Theilnahme der Länderbank wegen Bedeckung des Defizits des Jahres 1882 für unrichtig mit dem Hinzufügen, daß hierüber bis⸗ her nach keiner Richtung hin irgend welche Besprechungen statt⸗ gefunden hätten. Es scheine vielmehr die Absicht zu bestehen, nach Zustandekommen des Bedeckungsgesetzes eine Offertausschreibung wegen Uebernahme der zur Bedeckung des Deftzits erforderlichen
Titres zu veranstalten. (W. T. B.) In der gestrigen Woll⸗
London, .RMWMerz. auktion waren Preise unverändert.
Glasgow, 4. März. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 631 100 Tons gegen 528 000 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 108 gegen 120 im vorigen Jahre.)
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Verkehrs⸗Anstalten.
Kiel, 6. März. (W. T. B.) Der für die Hamburg⸗australische Linie bestimmte, auf der Norddeutschen Werft in Gaarden erbaute Dampfer „Balder“, 3200 Tons, Maschine 1300 Pferde⸗ kräfte, von der Märkisch⸗Schlesischen Maschinenbau⸗ und Hütten⸗ Aktiengesellschaft, »früher F. A. Egells, gebaut, machte gestern eine Probefahrt, welche glänzend verlief.
Berlin, 6. März 1882.
Der Bazar zum Besten des unter dem Allerhöchsten Festght Sr. Majestät des Kaisers und Königs tehenden Vereins zur Beförderung des Schulbesuchs armer Kinder ist heute in den vorderen Sälen des Architekten⸗ hauses eröffnet worden. Der Bazar ist sehr reich mit Gaben aller Art bedacht worden; auch Ihre Majestät die Kaiserin hat huld⸗ vollst geruht, dem Bazar werthvolle Geschenke, darunter ein paar künst⸗ lerisch ausgeführte Büsten des Kaiserpaares, ein Kolossalbild des Kronprinzen in reichem Rahmen, Majoliken u. dgl. zu überweisen. Im Uebrigen haben die Damen des Vereins sich vor Allem bemüht, Gegenstände des täglichen Gebrauchs, Wäsche u. dgl. zur Ausstellung zu bringen. Eine in dieses Gebiet fallende Spezialität des Bazars sind seine Armensachen, durch deren Ankauf und Schenkung an Arme den Freunden des Vereins Gelegenheit geboten ist, direkt und indirekt den Zwecken desselben zu gleicher Zeit zu dienen. Bereits vor der offiziellen Eröffnung des Bazar erschien Gräfin Hacke, um im Allerhöchsten Auftrage des Kaisers und der Kaiserin eine große Anzahl Einkäufe zu machen. — Der Verein hat im ab⸗ gelaufenen 54. Jahre seines Bestehens 115 Knaben und 84 Mädchen mit Kleidungsstücken und Schuhwerk so ausstatten können, daß ihnen der Schulbesuch ermöglicht werden konnte.
London, 4. März. (W. T. B.) Der bekannte Luftschiffer Simmons ist heute Vormittag mit dem Obersten Brine von Canterbury in einem Ballon aufgestiegen, um über den Kanal zu
toren 71 947008 ℳ, Acceyote msHeerveneeener Hente Nachmittas ging desalle zelaern- e Se ver .
8 636 548 4R, Der ranbannat 10 484 498 000 ℳ in 188
— Der Aufsichtsrath der Berliner Produkten⸗ und Handelsbank hat die Dividende für 1881 nach den Abschreibungen auf 4 ½ %, wie für 1880, normirt.
— Die Aktiengesellschaft für Spinnerei und Weberei an der Hohen Mark bei Ober⸗Ursel hatte am 4. März ihre 23. ordentliche Generalversammlung. Aus dem Rechenschafts⸗ berichte geht hervor, daß der Ueberschuß des Jahres 1881 138 768 ℳ beträgt. Auf Vorschlag des Verwaltungsrathes wurde beschlossen, 60 000 ℳ, d. i. 40 ℳ pro Aktie als Dividende, zu vertheilen, 60 000 ℳ dem Ersatz⸗ und Abnutzungskonto zu überweisen, 6000 ℳ dem Kapitalreservefonds gutzuschreiben, das Erneuerungsfondskonto mit 10 000 ℳ zu dotiren und den Rest von 2768 ℳ auf das Jahr 1882 vorzutragen.
— Nach dem Rechenschaftsberichte der Westfälischen Bank per 1881 hat der Gesammtumsatz der Bank im vorigen Jahre sich auf 123 408 993 ℳ belaufen gegen 130 917 244 ℳ im Vorjahre. Davon fallen auf den Conto⸗Corrent⸗Verkehr 48 704 663 ℳ gegen 52 325 072 ℳ Die von den Kreditoren am Ende des Jahres in Anspruch genommene Kreditsumme stellt sich auf 5 308 846 ℳ, wo⸗ von 2 606 528 ℳ gedeckt sind. Die Summe der ungedeckten Kredite hat gegen das Vorjahr um 350 770 ℳ abgenommen. Das Gewinn⸗ und Verlust⸗Conto ergiebt einen Bruttogewinn von 268 277 ℳ, wo⸗ von 10 % dem Reservefond zugeschrieben sind, der nunmehr die Höhe von 345 840 ℳ erreicht hat. Das Delcredere⸗Conto ist durch Zu⸗ schreibung von 84 000 ℳ auf 159 040 ℳ gestiegen, welche Summe hinreichend ist zur Deckung der durch die Konkurse in den Nachbar⸗ städten in Frage kommenden Ausfälle. Die Dividende, die in 1880 6 % betrug, ist pro 1881 auf 5 % normirt worden.
II gient für 1881 eine Dividende von 6 % gegen 5 % im Vorjahre.
Sche. Nationalbank in Bremen giebt für
1 Weschäftsjahr wieder eine Dividende von 40 %, eich 240 ℳ per Aktie. Dies Resultat ist der fortschreitenden Entwicklung des Rio⸗Tinto⸗Unternehmens zu danken. Von den 14 000 Stück Aktien dieser Sclelgaf welche die Bank in das Jahr 1881 hin⸗ übernahm, hat sie 12 500 Stück zu durchschnittlich 25 Lstr. be⸗ gehen; der Rest von 1500 Stück ist mit 25 Lstr. pr. Stück in die Bilanz eingestellt. Der Bank ist der Verkauf der Rio⸗Tinto⸗Produkte für Europg z.Spanien und Frankreich, übertragen,
so daß die Franeangemresvieser Gesellschaft auch ferner nutzbar für
die Bank bleiben wird. Das reine Bankgeschäft hat ein Erträgniß
betrug 2 898 953 000 ℳ gegen
Cölnische Wechslere und Kommassionsbank⸗
entfernt ins Meer nieder. Ungünstige Winde hatten die Luftschiffer genöthigt, den Ballon herabzulassen. Simmons und Brine wurden sammt dem Ballon von dem aus Calais kommenden Postdampfer nach Dover gebracht.
New⸗York, 5. März. (W. T. B.) Der Dampfer „La ville d'Alger“, von Bordeaux hier angekommen, berichtet, daß er den Dampfer „City of Berlin“ der Inman⸗Linie, von Liverpool nach New⸗York gehend, bis Halifar im Schlepptau gehabt habe, weil dessen Maschinen außer Dienst gewesen.
Das Wallner⸗Theater hat nach einer vorübergehenden, zum Theil auch nicht ganz ungerechtfertigten Verstimmung, in welche es sein Stamm⸗Publikum durch einzelne der letzten Neuigkeiten versetzt hatte, mit der neuesten wieder den rechten Ton gefunden, welcher in schallenden Heiterkeitsausbrüchen das Haus erfüllte und den letzten Novitäten⸗Sonnabend zu einem besonders glücklichen machte. Das neueste Opus der Herren von Moser und von Schönthan, welches nach längeren sorgfältigen Proben auf auswärtigen Probirbühnen unter dem Titel „Unsere Frauen“ vorgestern im Wallner⸗Theater in Scene ging, unterscheidet sich sehr vortheilhaft von Werken ähnlichen Genres. enn es bietet, obgleich es vielfach den Schwank, ja die Posse streift, doch eine viel konsequentere Charakterzeichnung, viel weniger blos auf den Reiz der Lachmuskeln berechnete, im Grunde aber unmögliche Situationen, als man es sonst von dem Dramatiker der Firma gewöhnt ist. Und daß es ihnen, trotzdem sich die Ver⸗ fasser unterfingen, durch ein fünfaktiges Plaidoher den Nachweis führen zu wollen, daß die Schwiegermütter und Ehefrauen doch eigentlich nicht so schlimm seien, wie sie gewöhnlich im Lustspiel ge⸗ schildert werden, gelang, das Publikum zur lachenden Zustimmung zu zwingen, will angesichts⸗des Widerpem s wahrlich schon etwas sagen. „Unsere Frauen“ aber haben gewiß Grund, den ritterlich gesinnten Verfassern ganz besonders dankbar dafür zu sein. Das Stück fand, wie im Wallner⸗Theater selbstverständlich, eine ganz ausgezeichnete Darstellung: voran durch Hrn. Lebrun als lebens⸗ lustigen alten Rentier, seiner Spezialität, Fr. Carlsen (seine Frau), Hrn. Kadelburg (Schriftsteller), Hrn. Blencke (als jungen Kauf⸗ und “ Frl. Meyer (seine Frau), Frl. Löffler (Köchin), ganz besonders aber dur Engels als Lohndiener Pfeffermann, der daraus eine köstliche Charge schuf. Die Inscenirung des ersten Akts, der in einem hiesigen bekannten Restaurant spielt, war eines jener Meister⸗ stücke theatralischen Arrangements, in welchen das Wallner⸗Theater ganz unübertroffen ist. Daß sogar der Besitzer des Restaurants, in
* — .
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täuschender Maske dargestellt, erschien, war ein wohlfeiler Witz, der aber wie ein gütiger deus ex machina im kritischen Momente durch einen donnernden Lachausbruch die Situation rettete. Die überflüssige Randbemerkung über die „Reichs⸗Cigarren“ hätte füglich
fortfallen können, weil sie einem ban⸗ unberschtigten Vorurtheil neue a
Nahrung giebt. Im Uebrigen aber hat das Wallner⸗Theater mit dieser Novität wieder ein lebensfähiges Repertoirstück gewonnen.
Wetterbericht vom 5. März 1882, 8 Uhr Morgens. b“
Barometer auf 8 T — 8 emperatur
0 Gr. u. d. Meeres- 8 8 8 Wind. in °0 Celsius
spiegel reduc. in Millimeter. 50 C. = 40 R.
Mullaghmore 746 Aberdeen .. 743 SSW Christiansund 731 WSW Kopenhagen. 74 W 8 Stockholm.. 739 SW Haparanda. 743 8 St. Petersbrg. 752 880 Moskau . . . 746 80 Cork, Queens- tow. . .. 754 Brest.... 760 Helder.. 754 Hamburg .. 753 WSW Swinemünde 751 WSW Neufahrwass. 750 W 748 SSW 8 762 S Münster.. 756 WsSsW Karlsruhe.. 762 SW Wiesbaden. 759 W München .. 761 NW Leipzig ... 757 W Berlin... 753 WSW Wienn8 757 W Breslau ... 756 W III 7638 sSW Nizza 8 762 98 1833 762 V
Stationen. Wetter.
SSW
—
Regen wolkig wolkig Dunst bedeckt Schnee wolkenlos Schnee
bboroKSre
——
wsSW NNW SW
bedeckt¹) Regen halb bed. vedeckt ²) bedeckt bedecktz) Regen) wolkig bedeckt ⁵) halb bed. heiteré) Dunst bedeckt Regenꝰ) halb bed. halb bed. wolkig
wolkenlos Neyel
IoIEREHXcoccUSCU;RCSS
bo bo CoOrbo Co bo CPCOCoShᷓG dooS
1) Seegang mässig. 2²) Gestern und Nachts Regen. Regen. ⁴) Seegang mässig, früh feiner Regen. nerisch. ⁶6) Reif. ⁷) Nachts Regen.
Anmerkung. Die Stationen sind in 4 Gruppen geordnet: 1) Nordeuropa, 2) Küstenzone von Irland bis Ostpreussen, 3) Mittel- europa südlich dieser Zone, 4) Südeuropa. — Innerhalb jeder Gruppe ist die Richtung von West nach Ost eingehalten.
Skala für die Windstärke: 1 = leiser Zug, 2 = leicht, 3 = schwach, 4 = mässig, 5 = frisch, 6 = stark, 7 = gteif, 8 = stürmisch, 9 = Sturm, 10 = starker Sturm, 11 = heftiger Sturm, 12 = Orkan.
Uebersicht der Witterung.
Eine tiefe Depression an der mittleren norwegischen Küste hat ibren Einfluss auf ganz Nord- und Mitteleuropa ausgebreitet, über den pritischen Inseln mässige bis starke, über Nordcentral- europa schwache bis frische westliche und südwestliche Winde bei warmem, trübem, stellenweise regnerischem Wetter bedingend. Ueber Südcentralouropa ist das Wetter ruhig, trocken und viel- fach heiter. Ueber Westbritannien ist bei starken südwestlichen Winden das Barometer wieder gefallen und es dürfte daher für ganz Deutschland warmes, meist trübes Wetter mit auffrischen- den westlichen Winden zu erwarten sein. Im nördlichen Ostsee- gebiete hat der Frost ganz beträchtlich nachgelassen.
Deutsche Seewarte.
5³) Gestern reg-
Wetterbericht vom 6. März 1882.- 8 Uhr Morgens. “
Barometer anf 0 Gr. u. d. Meeres- spiegel reduz. in
Millimeter. Aberdeen .. 746 Christiansund 728 Kopenhagen. 744 Stockholm. . 735 Haparanda. . Moskau..
Cork, Queens- OIII Br Helder... Sylt Hamburg .. Swinemündo. Neufahrwa
8
Temperatur
Stationen. Wetter. in ° Celsius
Wind.
6 Schnee¹) 6 wolkig 6 Regen 8 bedeckt 4 Schnee 1 bedeckt
heiter²) bedeckt wolkig Regen bedeckt bedeckt wolkig G
SW SSW 118325 SW WSW SW SW
2 halb bed. 8 bedeckt 4 Regen
3 bedeckt 2 halb bed. 5 wolkig
4 wolkenlos 1 wolkenlos 3 wolkenlos 4 Regen still Nebel
bPäris Münster... 752 Karlsruhe. 760 Wiesbaden 758 München . 763 SW Leipzig.. 756 SSW hb 754 W Wien 763 WSW II 760 SSW Ile d'Xix-- 763 VWNW 49,JI 764
8—
v“
— DO &—-2O O O 00 00 00
¹) Szegang leicht. ²) Seegang mässig. ³) Grobe See, Nach- mittags leichter Nebel.
Anmerkung: Die Starionen sind in 4 Gruppen geordnet: 1) Nordeuropa, 2) Küstenzone von Irland bis Ostpreussen, 3) Mitte! europa südlich dieser Zone, 4) Südeuropa. — Innerhalb jeder Grupp- ist die Richtung von West nach Ost eingehalten.
Skala für die Windstärke: 1 = leiser Zug, 2 = leicht, 3 = schwach, 4 = mässig, 5 =ä= frisch, 6 = stark, 7 = gteif. 8 = stürmisch, 9 = Sturm, 10 = starker Sturm. 11 = heftiger Sturm, 12 = Orkan.
Uebersicht der Witterung
Eine Depression von etwa 720 mm Tiefe liegt über Nord- Skandinavien, unter deren Einflusse im Nord- und Ostseegebiete, sowie über Nordcentraleuropa rechtdrehende, vielfach stürmische Winde bei warmem, trübem Wetter mit häufigen Niederschlägen wehen. In Folge der starken nordwestlichen Luftströmung ist indessen über Irland und Schottland wieder Abkühlung eingetreten, die sich wahrscheinlich rasch ostwärts auch über Deutschland äusbreitemn wirda Ir 0 ruhig, heiter und tr
sinkender Temperatur
Deutsene Seewarte.
Redacteur: Riedel. Berlin:
Vier Beilagen
laufe der vorgestrigen (26.) Sitzung setzte das Haus der
³) Nachts
rrSich-Ungarn ist- das- Wetter-noch—-
Verlag der Expedition (Kef sen. Druck: W. grsnen
s-Anzeiger und Königlich Preußis
Er ste Beila ge
Berlin, Montag, den 6. März
Staats⸗Anzeiger.
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 6. März. Im weiteren Ver⸗
Abgeordneten die zweite Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts⸗Etats für das Etatsjahr 1882/83 mit der Diskussion des Etats der Bauverwaltung (Berathung über die zu diesem Etat vorliegenden Denkschriften) fort. Nach dem Abg. Dr. Hammacher ergriff der Minister der öffentlichen Arbeiten Maybach das Wort:
Meine Herren! Die Denkschriften unter Nr. 33 und 53, welche ich die Ehre gehabt habe, dem hohen Hause vorzulegen, geben Ihnen eine Uebersicht über das, was in Bezug auf die Regulirung der großen und der mittleren Ströme bisher geleistet worden ist, und gleich⸗ zeitig über das, was auf dem Gebiete der Projekte zu Kanälen bisher gearbeitet und was in Aussicht genommen ist. Sie werden sich er⸗ innern, daß wir zuerst, wenn ich nicht irre, im Jahre 1879/80 der auch hier im Hause lautgewordenen Forderung entsprechend, einen Plan Ihnen vorgelegt haben, nach welchem wir die großen und mitt⸗ leren Ströme reguliren wollten, in welchem wir Ihnen das Tempo bezeichneten, in welchem wir vorgehen wollten, und auch die Mittel, die erforderlich sind, um dieses Ziel zu erreichen. Dank Ihrer Be⸗ reitwilligkeit haben wir reiche Mittel zur Verfügung bekommen und diese Mittel dem Zwecke gemäß verwandt; und ich glaube, daß auch in den einzelnen Landestheilen, wo diese Arbeiten kräftig in Angriff genommen sind, Befriedigung herrscht über das, was erreicht ist. Speziell ist das heute ausgesprochen worden bezüglich der Elbe, und ich glaube, es würde dies auch be⸗ züglich anderer Ströme geschehen. Wir haben Ihnen jetzt fernerhin diesen Vorschlag gemacht, wie wir auch mit den mittleren und kleineren Strömen zu Ende zu kommen gedenken — ich meine damit nur die schiffbaren Flüsse und habe auch in dem diesjährigen Etat reich⸗ liche Mittel von Ihnen begehrt, um das, was hier zurückgeblieben ist, nachzuholen. Wir betrachten ja die Ströme, die Wasserstraßen als Theile unserer großen Verbindungswege, die dazu bestimmt, die wirth⸗ schaftliche Entwicklung des Landes zu fördern.
Was nun insbesondere die Kanalprojekte angeht, so hat die Denkschrift, wie gesagt, den Zweck, Ihnen im Anschluß an die in früheren Jahren vorgelegte Denkschrift die gegenwärtige Lage der Ar⸗ beiten bezüglich dieser Projekte klar zu legen. Sie ersehen daraus, daß wir über viele Projekte ausreichende Vorarbeiten gemacht haben, uns klar geworden sind über die Kosten und natürlich auch klar ge⸗ worden sind über das Tempo, in dem wir vorgehen müssen, indem es sich um kolossale Summen handelt, welche das Land nicht ohne Wei⸗ teres aufbringen kann.
Wenn ich nun auf das, was der Herr Vorredner erwähnt hat, und auch auf das, was die Herren Abgg. Gärtner und Biesenbach vorhin bemerkten, näher eingehe, so darf ich doch zunächst eins voraus⸗ chicken. In der Eröffnungsrede des Landtags ist die Hoffnung aus⸗ gesprochen, daß der Landesvertretung noch in dieser Session eine Vorlage zugehen werde über die Ausführung der ersten Sektion eines Rhein⸗Weser⸗Elbkanals. An dieser Hoffnung hält die Staatsregie⸗ rung auch heute noch fest, und ich hoffe, da die Vorarbeiten weit genug gediehen sind, daß wir in nicht allzulanger Zeit in der Lage sein werden, Ihnen eine Vorlage zugehen zu lassen. Meine Herren, bei diesem wie bei vielen anderen Kanalprojekten ist es nothwendig, daß wir endlich aus der Theorie in die Praris kommen. Es wird so viel über alle Projekte, die wünschenswerth und nothwendig seien, gesprochen, es wird aber niemals ein klares und festes Urtheil erreicht werden, wenn wir nicht an die Beurtheilung der konkreten Fälle herangehen, um dazu unsererseits beizutragen, das ist der Wunsch der Staatsregierung. Ich hoffe, daß Sie aus diesem Gesichtspunkt die Vorlage, wenn Sie demnächst an Sie ge⸗ langen wird, beurtheilen werden. Es handelt sich da, ich wiederhole es, um erhebliche Summen, von denen wir sagen müssen, daß von einer direkten Verzinsung nicht wird die Rede sein können, aber auf der anderen Seite halten wir doch die wirthschaftlichen Vortheile für das Land für so große, daß wir auch bei der gegenwärtigen Finanz⸗ lage es nicht glauben verantworten zu dürfen, dem Lande auch in Beziehung auf diese Forderungen entgegenzukommen. Wenn ich noch eine Bemerkung machen darf gegenüber den Ausführungen des Hrn. Abg. Gärtner, welcher Besorgnisse aussprach bezüglich der Tracirung des sogenannten Rhein⸗Weser⸗Elbkanals, so möchte ich ihn auf das verweisen, was in der Denkschrift Nr. 33 der Drucksachen auf S. 6 gesagt ist, daß nämlich mit der Trace, die in Aussicht genommen ist, nicht einer Entwickelung des Kanalnetzes nach dem Binnenlande prä⸗ judizirt werden soll. Wenigstens ist das der Sinn des Bezeichneten.
Dann hat der Hr. Dr. Hammacher noch andere Projekte berührt, auf die ich zurückkommen muß. Das eine betrifft die Mainkanalisa⸗
tion. Ich muß zunä berichtiger. daß die arderung, dafür erst meren . a Sähren stcist. In⸗ dessen da rhebt zur Sache m .Die Hoffnung, die wir gehabt haben, über die Hindernisse, die uns entgegentraten, hinwegzukommen, war ja in der ersten Zeit eine vollberechtigte, indessen hat sie bis jetzt sich nicht erfüllt. Wir hegen aber jetzt noch die Zuversicht, diese Hindernisse zu überwinden und werden — darauf können Sie sich verlassen — im Interesse der Stadt Frankfurt und unserer betreffenden wichtigen Landestheile, alle diejenigen Mittel anwenden, die uns zu Gebote stehen, um einen unberechtigten Widerstand gegen unsere Pro⸗ jekte zu beseitigen. Auf Weiteres kann ich mich im Augenblick nicht einlassen.
Das Projekt des Rhein⸗Maaskanals, ein ebenfalls sehr wichtiges Unternehmen, hat zu leiden gehabt unter der ungünstigen Auffassung, welche dem Projekt jenseits der Grenzen begegnete. Ich kann nun bestätigen, was in der Denkschrift ausgedrückt worden, daß die Aus⸗ sichten für dieses Projekt, soweit es sich um die Auffassung auf hol⸗ ländischer Seite handelt, bessere geworden sind, und wollen wir hoffen, daß wir in die Lage kommen, mit den Niederlanden eine bezügliche Konvention abzuschließen.
Meine Herren! Die Summen, um die es sich bei unseren preu⸗ ischen Kanalprojekten handelt, geht in die Hunderte von Millionen.
ir wollen uns kein Hehl daraus machen, daß wir direkt eine Rente von diesen Millionen nicht zu gewärtigen haben, selbst darüber kein Hehl, daß auch die Unterhaltungskosten schwerlich überall werden auf⸗ gebracht werden können. Denn wollen wir die Kanäle mit großen Abgaben belegen, so werden sie kaum ihren eigentlichen Zweck erfüllen können. Gleichwohl, meine Herren, treten wir an die Lösung dieser Aufgabe heran und wollen sie wenigstens, so viel an uns liegt, aus dem Niveau nebelhafter und theoretischer Diskussion auf das Feld der Praxis führen.
Der Abg. Kleist von Bornstedt lenkte die Aufmerksamkeit der Regierung bei einer etwaigen Regulirung der Havel auf die Verlegung der Mündung derselben weiter elbabwärts. Namentlich sei es zu befürchten, daß ohne diese Verlegung beim Ausbau des Spree⸗Havelkanals die an der Havelmün⸗ dung bei Rathenow belegnen Wiesen überschwemmt werden würden.
Der Abg. Dr. Windthorst begrüßte es mit Freuden, daß
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Praxis gelangt sei. Spezialwünsche hier vorzubringen, unter⸗ lasse er, da dieselben besser einer persönlichen Verhandlung mit dem Minister überlassen blieben.
Damit war die Debatte über die Denkschriften erledigt.
„Es folgte die Berathung des Extraordinariums. Die einmaligen Ausgaben desselben betragen 15 061 245 ℳ
Tit. 13, weitere Rate für den Hafen von Neufahrwasser, 97 000 ℳ, war von der Regierung zurückgezogen. Tit. 36 soll nach den Kommissionsbeschlüssen in zwei Theile zerlegt werden: in Tit. 36 zur Regulirung des Landwehrkanals, 1. Rate 900 000 ℳ und Tit. 37, zur Regulirung der Spree, Havel, Mosel, Pregel, der Drina und des Memel, 1 982 300 ℳ
Die Tit. 1—10 wurden bewilligt,
Bei Tit. 11 (zur Vertiefung und Erweiterung des Hafens von Oberlahnstein 216 000 ℳ) gab der Abg. Schlichter seinen Dank zu erkennen für die Vornahme einer Vertiefung und Erweiterung des Hafens zu Oberlahnstein, wodurch den Gefahren eines starken Eisganges abgeholfen sei und der Schaden, den die Schiffahrt dort durch die Eisenbahnen ge⸗ nommen habe, einigermaßen wieder gut gemacht werde.
Der Abg. Dr. Hammacher bemerkte, nach dem Urtheil der Rheinschiffahrts⸗Kommission sei eine Erweiterung des Hafens bei Emmerich dringend geboten; eine Berücksichtigung dieser Sache bei der Aufstellung des künftigen Etats sei zu wünschen.
Der Titel wurde bewilligt, Debatte.
Bei Tit. 15 (zum Ausbau der hinterpommerschen Häfen 206 000 ℳ) erklärte der Abg. von Holtz, gegen Wuͤnsche Colbergs von der gewichtigsten Art verhalte sich die Staats⸗ regierung wenig entgegenkommend. Die so ersehnte Hafenver⸗
ebenso Tit. 11—14 ohne
übergeführt, alle Bitten um einen eisernen Dampfkrahn seien vergeblich. Die leicht zu verändernde Lage der Hafenbahn sei eine für die Bewohner geradezu gefährliche.
Der Abg. Graf Clairon d'Haussonville entgegnete, that⸗ sächlich habe die Staatsregierung Kolberg in jeder Weise unterstützt, sie habe 837 den im schlimmsten Zustande sich befindenden Hafen übernommen und die Schäden revparirt, neue Molen und einen Winterhafen geschaffen. Die Kosten einer Hafenvertiefung ständen in keinem Verhältniß zum Nutzen; für die Thätigkeit eines Dampfkrahns fehle das Material; die kommerzielle Bedeutung Kolbergs und seine Lage ließen die Staatsegierung mit der Ausgabe von großen Summen vorsichtig sein. .... ..
Der Abg. Dr. Virchow erklärte, nicht die Handelsinter⸗ essen seien von hervorragendster Bedeutung, sondern die For⸗ derung eines brauchbaren Hafens an der langen Küste Pom⸗ merns. Für größere Seeschiffe sei die Tiefe des Colberger Hafens unzureichend. Die Sachlage sei eine solche, daß jetzt Seitens der Regierung entweder zu viel oder zu wenig ge⸗ schehe. Man verwende das Geld für Häfen, die niemals eine Bedeutung erlangen könnten. Colberg sei für einen Hafen der geeignetste Punkt; werde das anerkannt, so geschehe zu wenig und glaube man nicht an die Wichtigkeit desselben, so würden jetzt unnütz die Gelder dort verzettelt.
Der Abg. Graf Clairon d'Haussonville verwahrte sich ge⸗ gen die Auffassung, als lege er der Stadt Kolberg gar keine maritime Wichtigkeit bei.
Hierauf wurde Titel 15, 206 000 ℳ zum Ausbau der hinterpommerschen Häfen, genehmigt.
Bei Titel 16, 120 000 ℳ zu den weiteren Arbeiten an der Kaiserfahrt des Stettiner Haffs, bemerkte der Abg. Frhr. von Eickstedt, der Durchstich des südöstlichen Theils der Insel Usedom führe in seinem Gefolge die Uebelstände, daß bei Nord⸗ und Nordostwinden die Uferüberschwemmungen jetzt schon in 18 Stunden geschähen, während früher eine Zeit von 70 Stunden verstrichen sei. Andererseits werde bei Süd⸗ winden der Wasserstand der Oder und des Haffs ein so nie⸗ driger, wie nie zuvor. Die Ueberschwemmung trete so heftig auf, daß das Heu auf den Wiesen nicht gerettet werden könne, sondern fortgeschwemmt werde. Die in Vorschlag gebrachten
Kaiserfahrt nicht als die Ursache angesehen werde. Selbst die Fischerei sei im vnsdag begriffen durch die Zuschüttung der Haidefahrt. Er bitte daher den Minister, auf Grund unpar⸗ teiischer Gutachten von Sachverständigen wie amtlicher Berichte eine Untersuchung anstellen zu lassen, ob die Kaiserfahrt schuld an den Uebelständen habe oder nicht und demgemäß Remedur zu schaffen.
Dieser Titel, sowie die Titel 17—31 wurden ohne erheb⸗ liche Debatte unverändert bewilligt.
Bei Titel 32 (zur Beschaffung eines Dienstgebäu⸗ des für die Regierung in Breslau 1 580 000 ℳ), welchen die Kommission abzulehnen beantragt hatte, erklärte der Referent Abg. von Wedell⸗Piesdorf, die Regierung habe in der Kommission das dringende Bedürfniß eines neuen Regierungsgebäudes in Breslau betont. Eine andere Gelegenheit habe sich trotzavieler Bemühungen nicht finden lassen, namentlich sei es unmöglich ge⸗ wesen, einen anderen geeigneten. Platz zu erlangen, obwohl mit 50 — 60 Offerenten verhandelt worden sei. Im Uebrigen sei das vorgeschlagene Gebäude der Art, daß sich dasselbe ohne Mühe für die Zwecke der Unterbringung der Regierung her⸗ richten lasse. Auch die Kommission habe das Bedürfniß aner⸗ kannt. Es seien jedoch gewichtige Bedenken gegen den von der Regierung gewählten Weg geltend gemacht; besonders daß diese 5 Gebäude zu ganz anderen Zwecken erbaut gewesen seien. Die durch die Gebäude hindurchlaufenden großen Kor⸗ ridore würden allezeit Zanlich dunkel und luftlos bleiben. Auch sei die für den Regierungs⸗Präsidenten in Aussicht genommene Dienstwohnung größer als nöthig. Deshalb habe die Kommission dem Hause mit 10 gegen 8 Stimmen die Ablehnung der Vorlage empfohlen. Zu einer hiermit in Zu⸗ sammenhang stehenden Petition, welche einen Bauplatz am Matthiasplatze vorschlage, habe die Kommission eine bestimmte Stellung nicht genommen, da sie sich von der Geeignetheit des
man endlich hier im Hause aus der Zeit der Denkschriften herausgekommen sei, und wie der Rhein⸗Weserkanal zeige, zur
Platzes nicht habe überzeugen können. Sie empfehle dem Hause daher für den Fall der Annahme des ersten Antrages,
die Petition der Regierung als Material zu überweisen. Die Denkschrift der Regierung über diesen Gegenstand habe der Kommission nicht mehr vorgelegen. 1 Der Abg. von Haugwitz bedauerte, daß dem Hause die Denkschrift der Regierung erst so spät zugekommen sei, weil er glaube, daß sonst der Beschluß der Kommission anders und günstiger für die Provinz Schlesien ausgefallen wäre.
Er wolle versuchen, das Haus zu Gunsten der Regierungsvorlage
1882.
zu erwärmen. Es seien 65 verschiedene Bauplätze in Aussicht
genommen gewesen, die sämmtlich von den Sachverständigen 2*
der Regierung und des Ministeriums als nicht geeignet erachtet seien. Besonders sei dies der Fall bezüglich des Matthiasplatzes, weil derselbe keinen Raum zur Herstellung eines monumen⸗ talen Regierungsgebäudes biete.
Uebrigens befinde sich
auch das Verkehrscentrum Breslaus auf dem linken und nicht
auf dem rechten Oderufer.
Dagegen biete der der Immo⸗
biliengesellschaft gehörige Häuserkomplex sowohl wegen seiner
schönen Lage in Mitten des frequentesten Stadttheils als nach seiner Bauart zur Aufnahme der Provinzialbehörden durchaus geeignete Räume dar. Man habe sich bemüht, das projektirte Kausgeschäft als ein für den Fiskus nicht günstiges zu be⸗ zeichnen und habe hervorgehoben, daß die Immobiliengesell⸗ schaft im Begriffe stehe, ein für sie sehr vortheilhaftes Geschäft abzuschließen. Nach der am Schlusse der Denkschrift aufgestellten Berechnung stelle sich aber der Erwerb der fünf Häuser als eine durchaus günstige Acquisition dar, namentlich gegenüber der Nothlage, in der sich der Fiskus in diesem Falle besinde. Dabei sei ja nicht ausgeschlossen, daß auch die Immobilienbank den Abschluß des Kaufgeschäfts mit einem so solventen Käufer, wie dem Fiskus, in angenehme Aussicht genommen habe. Ferner habe man
tiefung geschehe nicht, der Dampfbagger sei nach Scörpmaunde + der Bausstund ennd die Bauausführung des Häuserkomplexes
bemängelt und hervorgehoben, daß in den Souterrainräumen der Schwamm sei. Indessen nach den Ausführungen des ersten Bautechnikers der Provinz Schlesien müsse er behaupten, daß der Baugrund ein durchaus guter und die Bauausfüh⸗ rung eine solide sei. Daß an den fünf Häusern noch verschiedene bauliche Veränderungen vorgenommen werden müßten, ändere an der Sachlage nichts. Diese seine Auf⸗ fassung werde von den Breslauer und schlesischen Blättern aller Parteirichtungen getheilt. (Redner verlas Artikel der
„nationalliberalen“ „Schlesischen Presse“, der „sezessionistischen“
„Breslauer Zeitung“, der „fortschrittlichen“
„Breslauer
Morgenzeitung“, der „freikonservativen“ „Schlesischen Zeitung“,
des „konservativen“ „Schlesischen Morgenblattes“). Bei aller Unabhängigkeit des Urtheils glaube er doch, daß bei einer lokalen Frage, wie der vorliegenden, das Votum tonangeben⸗ der Blätter der Provinz Schlesien wesentlich Wagschale fallen müsse, namentlich für
welche den Museumsplatz und den
in die diejenigen, Häuserkomplex nicht
kennten. Wenn sich die katholische „Schlesische Volkszeitung”“
nicht für die Vorlage erkläre, so thue sie es, weil sie für die Unterbringung der Provinzialbehörden ein neues monumen⸗ tales Gebäude verlange, vergesse aber, daß die Herstellung
eines solchen mindestens 5 Jahre in Anspruch nehmen werde
und so lange die Mitglieder der Breslauer Regierung un⸗
5
möglich noch hinter ihren Kerkermauern schmachten könnten.
Wer von den Mitgliedern dieses Hauses noch irgend welche Bedenken über die Verwendbarkeit des
in Aussicht ge⸗
nommenen Häuserkomplexes habe, wolle doch erwägen, daßs sämmtliche Mitglieder und Beamte der Königlichen Regie⸗
rung in Breslau mit dem Ankauf der Häuser vollständig einverstanden seien, ebenso der größte Theil der Breslauer Bürgerschaft.
Auch bescheide sich die Staatsregierung mit den
mäßigsten Ansprüchen und verzichte auf die Herstellung eines
Monumentalbaues, der nur nach Niederlegung eines ganzen Straßenviertels ermöglicht werden könne. Warum wolle man den Interessenten mehr gewähren als sie beanspruchten, und der Staatsregierung dereinst eine größere Summe bewilligen, als heute verlangt werde? Im vorigen Jahre habe die Kom⸗
mission die Vorlage angenommen, das Haus sie abgelehnt. Lasse man es diesmal umgekehrt sein, und nehme das Haus
führten Zeitungsartikel könnten ihn nicht von der Brauchbar⸗ keit dieses Gebäudekomplexes überzeugen. sehr schön, aber derselbe solle etwas sumpfig sein. Im nahe⸗ gelegenen Museum sei schon der Schwamm vorhanden und
„MitteLzur Neanedugin, en Lefsache. Petiticlen ah die Stagts die Vorlage an. 8 regierung seien keider aüsscchkslos, vä von der Imnü— Pre-Reichensperger —(Cöln) -erklärte, de-ame⸗
Der Platz sei ja
auch im Souterrain dieses Baues habe sich derselbe gezeigt. Der Bau selbst werde als geschmackvoll bezeichnet und solle
eine angenehme Aussicht gewähren. Er glaube, diese an⸗
genehme Aussicht werde sich weniger für die Bewohner des Baues bieten, als für die Immoblliengesellschaft, wenn das Grundstück wirklich gekauft werde. Der Bau trage den Stempel
der sogenannten Gründerperiode: derselbe bilde ein weit
ausgedehntes nüchternes Parallelogramm und sehe so aus, als wenn über Nacht das Dachwerk abgebrannt wäre. Die Facade sei angetüncht und entspräche mit seinen aufgeklebten Pi⸗
lastern u. s. w. durchaus nicht dem Charakter eines Monu⸗ mentalbaues. Erker angebracht in der bekannten Manier, wie sie bei Privat⸗ bauten allenfalls hingehen könnten, für ein Staatsgebäude aber doch nicht angebracht seien. Was solle man nun vollends mit den Kellerwohnungen anfangen? Die Korridore seien dunkel und müßten durch Oberlichte in den Thüren erhellt werden; dies aber entspräche wiederum nicht der Würde eines solchen Bauwerkes. Um die erforderlichen großen Räume für Sitzungen ꝛc. zu erhalten, müsse das Gebäude zum Theil vollständig umgebaut werden. Wenn dies von den dortigen Technikern als sehr leicht bezeichnet werde, so weise er darauf hin, daß sich die hervorragendsten Berliner Techniker in dem Falle des Herrenhauses geirrt hätten. Man solle lieber aus der Noth eine Tugend machen und so schnell wie möglich einen Neubau aufführen und dabei auch Rücksicht nehmen auf sichere Unterbringung der Archive durch Ueberwölbung, die bei diesem Gebäude auch nicht möglich sei. Breslau sei so reich an be⸗ deutenden Bauwerken, es habe ein so schönes Rathhaus, daß man Vorkehrungen treffen sollte, das Gebäude, in welchem die Bezirksregierung ihren Sitz haben solle, hinter jenen nicht zu⸗ 116“ u 8
Um die Eintönigkeit zu vermindern, habe man