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welche mit einem Reingewinn von 1 253 391 Fl. 19 Kr. schl ßt, gut⸗ geheißen und betreffs der Gewinnverwendung auf Vorschlag der Direk⸗ tion beschlossen, in der am 22. d. M. stattfindenden Generalversammlung zu beantragen, daß der Refervefonds mit 10 % des nach Abzug der 5 % Aktienzinsen erübrigenden Gewinnbetrages, d. i. mit 74 204 Fl. 58 Kr. dotirt werde, ferner daß als Dividende pro 1881 21 Fl. per Aktie vom 1. April an vertheilt, 21 866 Fl. 37 Kr. 2 außerordentliche Abschreibung vom Werthe des Bankgebäudes, 10 000 Fl. zur Doti⸗ rung des Pensionsfonds verwendet und den Rest von 30 536 Fl. 12 Kr. auf neue Rechnung vorgetragen werde, der aus den ungarischen Goldrenten⸗Konverstonen bis Ende 1881 erzielte Gewinn ist in der Bilanz nicht verrechnet, sondern auf das laufende Jahr übertragen.
Verkehrs⸗Anstalten
Hamburg, 11. März. (W. T. B.) Die „Hamburger Börsen⸗ halle“ schreibt: Die Nachricht, daß der Dampfer des Nord⸗ deutschen Lloyd, „Hermann“, mit gebrochener Schraube in New⸗York angekommen sei, scheint sich auf den Dampfer „Her⸗ mann“ der White⸗Croß⸗Linie zu beziehen. Der Lloyddampfer „Hermann“ befindet sich augenblicklich auf der Reise nach Baltimore und wird dort heute oder morgen erwartet.
1 Triest, 13. März. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Apollo“ ist heute Morgen 8 ¾ Uhr mit der ostindischen Ueber⸗ landpost aus Alexandrien hier eingetroffen.
Berlin, 13. März 1882
v. Brauchitsch †. 8 Berlin, 12. März 1882.
Am 10. d. M. verstarb hierselbst plötzlich der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath und vortragende Rath im Ministerium es Innern von Brauchitsch, nachdem er an demselben Tage noch einer Sitzung des Abgeordnetenhauses beigewohnt hatte. Max Carl Ludwig von Brauchitsch, geboren zu Berlin en 21. März 1835, Sohn des im Sommer 1881 zu Potsdam erstorbenen Oberst⸗Lieutenants von Brauchitsch, trat, nachdem r in den Jahren 1852 bis 1855 auf den Universitäten erlin, Heidelberg und Halle Rechts⸗ und Staatswissen⸗ chaften studirt hatte, am 2. Juli 1855 in den Staatsdienst als Auskultator bei dem Kreisgericht zu Görlitz, ab⸗ olvirte das Referendariat in den Jahren 1857 bis 1860 ei dem Kreisgericht zu Torgau und dem Appellationsgericht u Stettin und wurde nach Ablegung der dritten juristischen rüfung im Jahre 1861 zum Gerichtsassessor ernannt. Als solcher war er bis zum Jahre 1864 in Berlin bei der Hof⸗ kammer, dem Stadtgericht und dem Polizei⸗Präsidium thätig, worauf ihm die kommissarische Verwaltung des Kreises Deutsch⸗ Crone im Regierungsbezirke Marienwerder übertragen wurde. Im Jahre 1867 wurde er, nachdem die Stände zu seinen Gunsten auf ihr Präsentationsrecht verzichtet hatten, definitiv zum Landrath des Kreises ernannt. Die hohe Begabung und hervorragende Wirksamkeit, welche er in den darauf solgenden Jahren im Abgeordnetenhause als Ver⸗ treter des Wahlbezirks Flatow⸗Deutsch⸗Crone an den Tag legte, lenkte die Aufmerksamkeit des damaligen Ministers des Innern auf ihn, so daß im April 1872 seine Berufung zu kommissarischer Beschäftigung im Ministerium des Innern erfolgte. Im November 1874 wurde er zum Ge⸗ heimen Regierungs⸗Rath und vortragenden Rath, im Januar 1881 zum Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath ernannt; im Jahre 1880 wurde ihm der Rothe Adler⸗Orden dritter Klasse mit der Schleife verliehen.
Dem Abgeordnetenhause hat er als Vertreter des Wahl⸗ bezirks Flatow⸗Deutsch⸗Crone seit dem Jahre 1868 ununter⸗ SH angehört, dem deutschen Reichstage seit dem vorigen
ahre.
Während seiner fast zehnjährigen Thätigkeit im Mini⸗ sterium des Innern war er vorzugsweise bei der Lösung der⸗ jenigen Aufgaben betheiligt, welche während dieses Dezen⸗ niums dem Ministerium auf dem Gebiete der Gesetz⸗ gebung und Organisation in umfangreicher Wei⸗ zufielen. Seine besondere Begabung für legislatorische Ar⸗ beiten, der Umfang und die Klarheit seines Wissens, verbun⸗ den mit dem ernsten und patriotischen Streben, unbekümmert um andere Rücksichten, stets das nach seiner Auffassung für das öffentliche Wohl Ersprießlichste zu erreichen, befähigten ihn dazu, bei der Lösung dieser Aufgaben Hervorragendes zu leisten. Insbesondere war er bei der Durchführung der Ver⸗ waltungsorganisation betheiligt, und sein Verdienst ist es, durch die von ihm verfaßten Kommentare zu den neueren Verwal⸗ tungsgesetzen das Verständniß für dieselben in den betheilig⸗ ten Kreisen vorzugsweise verbreitet zu haben. Mit der bedeu⸗ tungsvollen Phase dieser Gesetzgebung wird sein Name stets verknüpft sein. Ist es die Folge seines Wirkens im öffent⸗ lichen Leben, daß die Erinnerung an ihn und an das, was das Land ihm verdankt, in weiten Kreisen fortleben wird, so werden insbesondere Diejenigen ihm ein treues Andenken bewahren, welche ihm im Leben bahe gestanden und seine edlen Charakter⸗ eigenschaften, sein wahrhaftes und treues Wesen, seine Bereit⸗ willigkeit, zu rathen und zu helfen, wo ihm Gelegenheit hierzu geboten war, schätzen gelernt haben.
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Vaterländischer Frauen⸗Verein. 1
Nach Allerhöchster Bestimmung Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin findet die diesjährige General⸗Ver⸗ sammlung des Vaterländischen Frauen⸗Vereins am
Sonnabend, den 25. März, Abends 6 ½ Uhr, im Saale des Ministeriums für Landwirthschaft, Domänen und Forsten hierselbst, Leipziger Platz Nr. 8 Statt, wozu wir die Mit⸗ Tfser des Hauptvereins und der Zweigvereine hierdurch freundlichst einladen.
Zugleich bemerken wir, daß nach §§. 5 und 6 des Vereinsstatuts zur Aufnahme in den Verein als ordentliche Mitglieder unbescholtene Frauen und, Jungfrauen ohne Unterschied des Glaubens und Standes befähigt sind, welche für die Dauer ihrer Mitgliedschaft sc verpflichten, einen Beitrag von monatlich mindestens 50 ₰ zur
ereinskasse zu zahlen und außerdem weibliche Handarbeiten für die wecke des Vereins unentgeltlich auszuführen oder sonst für den erein nach Maßgabe der Umstände thätig zu sein.
Außerordentliches Mitglied des Vereins wird ein Jeder, der einen regelmäßigen Geldbeitrag zur Vereinskasse zu zahlen sich verpflichtet.
Etwaige Gesuche um Aufnahme in den Verein mit Angabe des zu zahlenden Geldbeitrages bitten wir an unser Bureau Wilhelm⸗ straße Nr. 73 hierselbst zu richten.
Berlin, den 8. März 1882. 1
b Der Vorstand des Vaterländischen Frauen⸗Vereins.
1“] Theater zu
Im Kunstgewerbe⸗Museum ist für kurze Zeit eine Spezial⸗ Ausstellung der neuesten Arbeiten der Königlichen Porzellan⸗ Manufaktur eingerichtet worden. Diese Ausstellung ist in der laufenden Woche für die Mitglieder beider Häuser des Landtags ge⸗ öffnet und soll zunächst dazu dienen, ein Bild von der künstlerischen Weiterentwickelung zu geben, für welche der Landtag der Manufaktur die Mittel bewilligt hat. In der Woche vom 18.—25. März wird die Ausstellung allen Besuchern des Kunstgewerbe⸗Museums zugänglich sein. Der artistische Direktor der Manufaktur, Professor Sußmann⸗ Hellborn wird in den Vormittagsstunden in der Ausstellung anwesend sein. Die kleine Sammlung zeigt in überraschender Weise, wie schnell die neuen Bahnen zu künstlerisch befriedigenden Arbeiten geführt haben. Die mit der Manufaktur verbundene chemisch⸗technische Versuchsanstalt hat neue Massen, Glasuren und Farben hergestellt, durch welche völlig neue Wirkungen erzielt werden können. Das Atelier von Professor Timm, welches sich in freier Weise an die Manufaktur anschließt, hat den Formenkreis und die Darstellungs⸗ weise mit höchstem Geschmack bereichert, und die neue artistische Leitung hat es verstanden, in kürzester Zeit diese verschiedenen Elemente in die wirkliche Fabrikation zu übertragen, so daß völlig neue Effekte erzielt werden. Daneben erscheinen die künstlerischen Ueberlieferungen des vorigen Jahrhunderts sorgsam gepflegt und mit vollem Verständniß weitergebildet.
Das Kunstgewerbe⸗Museum hat ein sehr werthvolles Ge⸗ schenk von dem Architekten Alfred Hauschild in Dresden erhalten, bestehend in einer Sammlung von 12 Fayencetellern rhodisch⸗persischer Arbeit aus dem 16. Jahrhundert. Die Teller, von verschiedener Musterung in Arabesken und stilisirten Blumen, gehören zu den besten Vorbildern, welche der modernen Majolikamalerei geboten werden können und ergänzen die in dem Museum schwach besetzte Gruppe in sehr willkommener Weise. 8
Im Verein für die Geschichte Berlins gab am Sonn⸗ abend Hr. Alfieri eine Erläuterung der Skizzen Joh. Stridbecks des Jüngeren, die von der Handlung Amsler u. Ruthardt in der Größe des Originals herausgegeben, zum Zwecke des Vortrages von A. Werner in Dobrilugk in vergrößertem Maß⸗ stabe gezeichnet und im Saale aufgehängt waren. Nach einer kürzeren Einleitung und einem Blick auf Berlin während des 30ährigen Krieges zeigte Redner, wie keine Stadt der Welt sich so schnell total verändert habe wie Berlin, so daß kaum noch Spuren des alten Berlins vorhanden und alle Werke verdienstvoll seien, die das Aussehen der Stadt in früheren Zeiten auf irgend eine Weise fixirt haben. Zu den hervorragendsten unter diesen Werken gehören die Skizzen Johann Stridbecks des Jüngeren, der um 1690 sich in Berlin aufhielt und in circa 200 Skizzen die hervorragendsten Punkte der Stadt und Um⸗ gegend erhalten hat. Von allen diesen Skizzen sind nur 20 durch die Königliche Bibliothek aufbewahrt; sie liefern aber unzweifelhaft den Beweis, daß die Stadt sich mit ungeheurer Lebenskraft in der Zeit von 1648— 1690 wieder aufgeschwungen und wohl die Lobsprüche der Zeitgenossen verdient hat. Die Skizzen führen uns vom Unterbaum her in die Stadt, zunächst zur Dorotheenstädtischen Kirche, die, von Lindenbäumen umgeben, noch ihr ursprüngliches Aussehen hat, wie es ihr von dem Holländer Langenfeld gegeben war. Von der Kirche ge⸗ langen wir zur Linden⸗Allee und blicken hinab zur Schloß⸗ (Hunde⸗) Brücke. Wenige Häuser zeigen sich unterwärts, links der Stall (später Akademie), resp. das Gebäude, das später dem Kaiserlichen Palais Platz machen mußte. Die ganze Gegend macht einen unglaublich ländlichen Eindruck und erinnert in keiner Weise an die heutigen „Linden“. Der Lustgarten dagegen mit der Grotte und dem neuen Pommeranzenhaus macht schon einen stattlicheren Eindruck. Die Schloßfreiheit mit dem Münzthurm zeigt eine feste Ladenanlage und sogar schon eine Laterne, gegen welche Neuerung allerdings die damaligen Berliner energisch Front machten. Das Ballhaus zur Linken diente zum Ballspielen. Der nun folgende Prospekt im Churfürstlichen Lust⸗ und Schloß⸗ garten zeigt uns die Schloßapotheke und den Anfang des Baues der Bibliothek, der aber nie fertig wurde. Die deutlich erkennbaren Statuen sind aus Blei und wurden später vergoldet. Das 6. Bild führt uns in den Vorhof des Schlosses, wo jetzt die Wache ist, und zeigt uns links das noch vorhandene Giebelhaus von Lynar und den Saal daneben. Die Gebäude zur Rechten haben später dem jetzigen Bau weichen müssen. Der innere Schloßhof, auch sonst vielfach abgebildet, läßt noch deutlich erkennen, was Schlüter später zu seinem großartigen Umbau vorfand und was für Schwierigkeiten dabei zu überwinden waren. Die Domkirche sammt der Stechbahn auf dem Schloßplatze, umgeben von Läden und in der Gegend der Breiten Straße von einer Mauer mit einem Thurme (vielleicht einem Reste der ältesten Stadtbefestigung) flankirt, macht einen etwas düsteren Eindruck, während die Brüderstraße freundlicher und breiter erscheint als heute. Die Churfürstliche Residenz, von der Königsstraße aus gesehen, tritt ein wenig in den Hintergrund. Desto mehr tritt auf dem Bilde die Lange Brücke hervor in ihrer ursprünglichen Gestalt, Beschaffenheit (Holz) und Länge, sowie das Eckhaus zur Linken, wo das noch jetzt stehende Wartenbergsche Palais später entstand. — Die Spandauische Straße zeigt leider wenig vom Alten Rathhause, erinnert aber an den heutigen Zustand der Gegend der Häuser Nr. 29, 30 ꝛc. Die Klosterkirche mit ihrer Umgebung bis zum Lagerhause hinab heimelt außerordentlich an; vor Allem aber ist es der Mühlendamm, der unser Staunen erregt durch seine Fenb. lichkeit und Stattlichkeit. Die Häuser auf der Seite der Mühlen fehlen noch, ein Umstand, welcher ahnen läßt, was wir durch Beseiti⸗ gung dieser Häuserreihe gewinnen würden, besonders wenn die andere Seite, wie damals, etwas verschönert würde. Recht ansprechend ist auch die Petrikirche und die Friedrichsgracht von der Gertraudten⸗ brücke bis zur Jungfernbrücke. Ein ländliches Idyll ist die Spittel⸗ kirche, charakteristisch das alte Leipziger Thor, wo die Gewerbeschule jetzt steht; gar einfach und ansprechend die Meinderssche Villa in der jetzigen Lindenstraße. Die Staffage der Bilder ist ansprechend und interessant durch die Deutlichkeit der Trachten in damaliger Zeit.
Der Verein zur Fürsorge für jüdische Proselyten hielt gestern Abend in der Bethlehemskirche sein Jahresfest ab. Dem von dem Missionsprediger Daab erstatteten Bericht zufolge hat der Verein im abgelaufenen Jahre unter erhöhten und vermehrten Schwierigkeiten zu wirken gehabt. Die Zahl der Mitglieder und Wohlthäter sowie die Summe der Beiträge ist erheblich zurück⸗ egangen, während die Forderungen, die an den Verein herantreten, n stetem Steigen begriffen sind. Während noch im Jahre 1871 183 Mitglieder und 96 Wohlthäter mit 4309 ℳ Beiträgen dem Verein zur Seite standen, zählte derselbe im letzten Jahr nur 114 Mitglieder und 17 Wohlthäter, mit insgesammt nur 2074 ℳ Beiträgen. Leider sind auch die 1000 ℳ, die der Centralverein der Norwegischen Mission seit Jahren dem Verein zugewandt, seit dem vorigen Jahre ausgeblieben. Die Zahl der regelmäßig unterstützten Familien und einzelnen Personen, die sich 1871 auf 12 belief, beträgt zur Zeit 14; außerordentliche Unterstützungen erhielten 1871 39, 1880 65 und 1881 sogar 142 Familien und einzelne Per⸗ sonen. Es waren dies meistens durchreisende Juden, die, in der von den früheren Glaubensgenossen verfolgt, meist nach ondon ziehen wollten, um dort in die Gemeinschaft des Herrn auf⸗
Fensengfe zu werden. Die Predigt hielt alsdann Ober⸗Hofprediger Kögel.
Nach dem statistischen Rückblick auf die Königlichen 1 erlin, Hannover, Cassel und Wiesbaden im Jahre 1881 wurden auf den Köͤniglichen Theatern zu Berlin im I Jahre 567 Vorstellungen gegeben: 292 vom Schauspiel (inkl. 3 Vorstellungen des Sgr. Rosst mit seiner Gesellschaft), 224 von der Oper (inkl. einer Galavorstellung und einer Matinée), 21
Charlotte Gräfin von Itzenplitz.
Schauspielhause 284 Aufführungen. An verschiedenen Stücken kamen 87 zur Darstellung, an verschiedenen Opern 60, an verschiedene Ballets, Divertissements und Solotänzen 17. Zum ersten Male wurden folgende 8 Stücke mit zusammen 33 Akten, 2 Opern und 2 Ballets aufgeführt: „Die Märchentante, Lustspiel von Otto Franz Gensichen, 4 Akte. Die veie und die rothe Rose, Schauspiel von Ernst Grua, 4 Akte. Der Leibarzt, Lustspiel mit Einfügung einer Riehlschen Idee von Leopold Günther, 5 Aktie. Gold und Eisen, Schau⸗ spiel von Hugo Bürger, 4 Akte. Die Geier⸗Wally, Schauspiel von Wilhelmine von Hillern, nach ihrem gleichnamigen Roman, 5 Akte, und 1 Vorspiel: „Die Klötze von Rofen“. Der Hausarzt, Lustspiel von G. von Moser, 1 Akt. Die Idealisten, Schauspiel von Gustav zu Putlitz, 5 Akte. Magdalena, Schauspiel von Weimar, 4 Akte. — König Otto’'s Brautfahrt, große historisch⸗romantische Oper und einem szenarischen Entwurf von Roderich Fels, Musik von Adalbert Ueberlée, Tanz von P. Taglioni, 3 Akte. Dinorah, oder: Die Wall⸗ fahrt nach Ploörmel, Oper nach dem Französischen von M. Carré und J. Barbier, deutsch bearbeitet von J. C. Grünbaum, Musik von Meyerbeer, 3 Akte. — Säbeltanz, orientalisches lebendes Bild von P. Taglioni. Coppelia, phantastisches Ballet von
in der Oper: häuser (10 mal); im Ballet: Coppelia (17 mal). Werken wurden 89 Schauspiele Schiller 17, Shakespeare 39, Moreto 3, Calderon 5) und 43 Opern (von Gluck 5, Mozart 22, Beethowen 6, Weber 8, Spontini 1. Cherubini 1) aufgeführt. hundertjährigen Todestages Gotthold Ephraim Lessings zur Auf⸗ 4. Februar: „Idomeneus“, zur Erinnerung an die vor 100 Jahren
Am 3. April fand eine Matinse Theater⸗Chorpersonals statt. Am stellung des Lustspiels „Auf der Brautfahrt“ von H. Bürger, zum Besten der Unterstützungskasse des Vereins „Berliner Presse“, gegeben. Am 21. Dezember veranstaltete die Königliche General⸗Intendantur eine Vorstellung zum Besten der Pensions⸗Anstalt der „Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger“; Mozarts Oper „Die Hochzeit des Figaro“ kam zur Darstellung. Die Oper „Mignon“ von Thomas wurde am 3. September zum 50. Male, und die Oper „Carmen“ von Bizet am 20. Dezember ebenfalls zum 50. Male aufgeführt.
In Hannover, wo das Theater an 102 Tagen geschlossen war, wurden 263 Vorstellungen gegeben, und zwar 63 Trauer⸗ und Schauspiele, 124 Opern, 76 Lustspiele, Possen mit Gesang und Vaudevilles. An verschiedenen Trauer⸗ und Schauspielen kamen 45, an verschiedenen Opern 44, an verschie⸗ denen Lustspielen, Vaudevilles und Gesangspossen 42, an verschiedenen Ballets 6 zur Aufführung.
Zum ersten Male wurden 14 Stücke mit zusammen 47 Akten, 1 Oper und 2 Ballets aufgeführt, neu einstudirt 4 Stücke, 2 Opern, 5 Gesangspossen und 1 Ballet. Die meisten Aufführungen im Schauspiel erzielten v. Mosers Krieg im Frieden (13 mal), LAr⸗ ronges Compagnon (6 mal) und Ambrosins, von Molbech, übersetzt von Strodtmann (5 mal); in der Oper: Tannhäuser (7 mal), Lohengrin und Hugenotten (je 6 mal), Fidelio, Templer und Jüdin und Freischütz (je 5 mal). 34 Vorstellungen klassischer Schauspiele (Lessing 2, Goethe 9, Schiller 6, Kleist 2, Shakespeare 13, Mo⸗ lière 1, Moreto 1) und 29 klassischer Opern (2 Gluck, 8 Mozart, 5 Beethoven, 7 Weber, 2 Méhul, 5 Spontini) fanden Statt.
„In Cassel wurden 289 Vorstellungen gegeben; von diesen ge⸗ hörten 130 dem Schauspiel und dem Lustspiel an, 110 der Oper, 23 dem Schwank, der Posse, dem Volksstück und Zaubermärchen, und inkl. zweier Concerte fanden noch an 26 Abenden gemischte Vor⸗ stellungen statt. An verschiedenen Stücken gelangten 105, an ver⸗ schiedenen Opern 41 zur Darstellung. Zum ersten Male kamen 9 Stücke mit zusammen 41 Akten, 3 Opern, 1 Posse und 1 Gedicht zur Aufführung. Neu einstudirt wurden 17 Schau⸗ und Lustspiele, 3 Opern, 1 Posse, 1 Vaudeville⸗Burleske, 1 Schwank, 1 Zaubermärchen, 1 Fragment und ein Familienbild. Im Schauspiel wurde v. Mosers Krieg im Frieden am häufigsten (9 mal) aufgeführt, demnächst desselben „Unsere Frauen“ und Kotzebue’s „Der gerade Weg der beste“ (je 5 mal), in der Oper wurde Carmen 9 mal, Fidelio und der Freischütz 5 mal aufgeführt. An klassischen Werken kamen 56 Schauspiele (von Lessing 7, Goethe 8, Schiller 16, Kleist 2, Shakespeare 18, Sophokles 1, Calderon 4) und 20 Opern (von Gluck 1, Mozart 6, Beethoven 5, Weber 5, Meéhul 2, Cherubin 1) zur Darstellung.
In Wiesbaden wurden 251 Vorstellungen gegeben, und zwar 123 Schauspiele, 110 Opern⸗ und 18 gemischte Vorstellungen. An verschiedenen Stücken kamen 91, an verschiedenen Opern 46, an ver⸗ schiedenen Ballets 14 zur Darstellung; außerdem wurden
Symphonie⸗Concerte und 1 Extraconcert gegeben. Zum ersten Male wurden 13 Stücke mit zusammen 38 Akten, 1 Oper und 2 Ballets, neu einstudirt 22 Stücke, 3 Opern und 2 Ballets auf⸗ geführt. Auch hier erzielte im Schauspiel „Krieg im Frieden“ die meisten (9) Vorstellungen wie in der Oper „Carmen* (2). Vorstellungen klassischer Werke fanden 28 von Schauspielen statt (von Lessing 3,
zum Besten des Königlichen 13. Juni wurde eine Vor⸗
Gluck 4, Mozart 12, Beethoven 2, Weber 4, Méhul 2).
Eine Festgabe seltener Art bringt, wie uns mitgetheilt wird, die Deutsche Verlags⸗Anstalt (vormals Eduard Hallberger) in Stuttgart zum sechsundachtzigsten Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers. Unter dem Titel: „Fünfundachtzig Jahre in Glaube, Kampf und Sieg“ wird ein Fest⸗Album auf den Ta erscheinen, welches das Menschen⸗ und Heldenbild Sr. Majestät ggeschildert von O. Meding — aufs Reichste illustrirt durch authentische Bilder aus der Feibvat. Pfanetellensamzalung Sr. Majestät), dem deutschen Volke bieten soll.
„Für die nächste Zeit stehen, wie die „Berl. Klin. Wochenschr.“ mittheilt, hier folgende Aerzte⸗ ꝛc. Versam mlungen in Aus⸗ sicht: der Balneologen⸗Kongreß vom 18. bis 19. März (die Ver⸗ handlungen finden am ersten Tage erst um 7 Uhr Abends statt, um eine rege Betheiligung der praktischen Aerzte zu ermöglichen), vom 30. Mai bis 3. Juni der Chirurgen⸗Kongreß, vom 3. bis 8. Juli der deutsche Verein für öffentliche Gesundheitspflege, und schließlich wird im Anschluß hieran der deutsche Aerztetag seine Labeschne in den letzten Tagen des Monats Juni hier abhalten.
—
Das Großherzoglich Mecklenburgische Grenadier⸗ Regiment Nr. 89 begeht am 26. Mai d. J. die Fei 100 jährigen Bestehens. 5 8EoI11““
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Kes seh. Druck: W. Els Sechs Beilagen “
vom Ballet und 30 gemischt⸗ Vorstellungen; im Opernhause 283 und unter diesen 7 den Abend füllende Schauspielvorstellungen; im
8 (einschließlich 2 Börsen⸗Beilagen).
zum erstenmale in Deutschland stattgehabte Aufführung dieser Oper.
Nuitter und Saint Leon, Musik von Delibes, für die Könige liche Bühne bearbeitet und in Szene gesetzt von P. Taglioni. Im Schauspiel wurden am häufigsten aufgeführt: die Märchentante (23 mal), ein Sommernachtstraum (21 mal), die Geier Wally (20 mal), Gold und Eisen (16 mal) und der Leibarzt (15 mal);
Carmen (34 mal), Lohengrin (11 mal) und Tann- Von klassischen (von Lessing 10, Goethe 15,
8
Am 15. Februar kam zum Gedächtniß des
führung: „Prolog“ von J. Wolff und Emilia Galotti“, und am n
Goethe 6, Schiller 7, 82s 1, Shakespeare 11), 24 von Opern (von 8
ammlung
scheine. g eine Schrift herausgegeben hätte, so würde der Charakter der
nehmen
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Erste Beilage
Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Sta
Berlin, Montag, den 13. März
Deutsches Reich. lAebersicht
1 über die von den Rübenzucker⸗Fabrikanten des deutschen Zollgebiets versteuerten Rübenmengen, sowie über die Einfuhr und Ausfuhr von Zucker im Monat Febuar 18822. 2
““ * 1““ “
Betrieb
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befi 1 Rübenzucker⸗Fabriken.
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steuerte Rüben⸗ menge.
Einfuhr vom Zollauslande.
Ausfuhr nach dem Zollauslande (mit und ohne Steuerrückvergütung).
8 Raffinirter Zucker Ver aller Art
Rohzucker aller Art und Syrup
Melasse aller Art
Raffinirter Zucke
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und Syrup
unmittelbar in den freien auf Niederlagen. unmittelbar in den freien Verkehr unmittelbar Verkehr. auf
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I. Preußen. 1) Provinz Ostpreußen 8 Provinz Westpreußen. Provinz Brandenburg
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schen Unterherrschaften. rovinz Schleswig⸗Holstein rovinz 8 8 rovinz Westfalen. rovinz Hessen⸗Nassau “
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68 607 757 560
1 495 641 23 350
15 563 22 395
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48 246 691 690
140 000
1 983 007 665 998 9 116
497 811
2 142 253 039 508
1 604 782
Summa I. 111“ “ “ Württemberg . Baden 1“ 11A4“ Thüringen, einschl. der Großherzoglich Sächsi⸗ schen Aemter Allstedt und Oldisleben. 188 .Oldenburg “ Braunschweig 11““; XII. Elsaß⸗Lothringen XIII. Luxemburg.. 1“
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2 432 122 9 122
43 699 b n 508 — 11 490
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7 565 54 995
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524 985
2 547 503 147 196 172 719
127 890] 3 597 181 1 996 568 1 886 449 30 704 434
435 122 11 262 578 336ʃ11 744 118 1 345 162
1 448 9 718 723 520 909 188584169
62 648 632] 1 255 562
62 597 422] 1 267 284
553 930 402 738
172 915 116 263
Kaiserliches statistisches Amt. Becker.
2 062 227 2 014 339 34 301 615 6 380 832 1 605 121[39 999 217
578 432]12 179 240 1 356 424 32 399] 9 067 601 670 184
522 357 [198302892 993 373183764242
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 13. März. Im weiteren Ver⸗ Uaufe der vorgestrigen (32.) Sitzung setzte das Haus der Abgeordneten die zweite Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts⸗Etats für das Etatsjahr 1882/83 mit
der Diskussion des Etats des Ministeriums dergeistlichen
2c. Angelegenheiten (dauernde Ausgaben Tit. 1, Gehalt des Ministers 36 000 ℳ) fort. Der Abg. Dr. Windthorst
erklärte, Alles, was in der erwähnten Festschrift der theolo⸗
gischen Fakultät zu Halle über ihn gesagt sei, bitte er als nicht geschrieben anzusehen. Er sei an derartige Aus⸗ lassungen gewöhnt und es gehöre in der That zu seinen Erheiterungen, dann und wann so etwas zu lesen. Im Uebrigen sei die Sache doch ernster, als sie dem Minister Wenn der Professor nur für seine eigene Person
Angelegenheit ein ganz anderer sein. Hier liege aber eine offizielle Schrift der Fakultät vor. In dem streng evangeli⸗ schen Charakter der Halleschen Universität könne er eine Ent⸗ schuldigung nicht erblicken. Es gehöre doch nicht zu den Aufgaben evangelischer Christen, in solcher Weise über ihre Nebenchristen zu Gericht zu sitzen. Uebrigens freue ihn die Auffassung des Ministers, da er nunmehr berechtigt sei, etwa
bei Vonn die Frage zu stellen, wie es mit dem paritätischen
Charakter der dortigen Universität stehe, und wenn er einver⸗
standen sei, daß an der Universität Halle der erangelische
Charakter gewahrt bleibe, wünsche er doch, hieraus zu konsta⸗
tiren, daß die Katholiken mit derselben Energie bemüht sein
müßten, ihrerseits eine spezifisch katholische Universität zu be⸗ kommen. Dort, das verspreche er im Voraus, sollten solche Schriften nicht erscheinen. Uebrigens sei das Thema Erasmus und Döllinger gewiß ein durchaus be⸗ rechtigtes, das sein volles Interesse in Anspruch würde; er bedauere nur, daß die dem Hause mitgetheilten Proben diesen Professor der Größe seiner Auf⸗ gabe nicht hätten gewachsen erscheinen lassen. Jedenfalls seien in der Schrift Schmähungen gegen die katholische Kirche ent⸗ halten, die sich weder für einen Evangelischen, noch für einen Professor ziemten und in einem offiziellen Aktenstück nicht so leicht entschuldigt werden könnten, wie es geschehen sei. Er komme nun auf die Position: Gehalt des Ministers. Er wünsche, daß der Kultus⸗Minister von den Medizinalangelegenheiten befreit werde. Derselbe habe ein so reiches Maß von Arbeit, daß er (Redner) in der That bezweifeln müsse, ob ein Mann von dertüchtigsten Arbeits⸗ kraft, und das sei der jetzige verehrte Minister, im Stande sei, blos das Kirchen⸗ und Unterrichtswesen vollständig zu be⸗ herrschen. Er wünsche daher dringend, daß diese Partie etwa an den Minister des Innern gewiesen werde, der vielleicht mehr Zeit dazu habe, (der Minister von Puttkamer machte eine
1 ablehnende Bewegung) — oder auch an das Justiz⸗Ministerium.
Seit der Reformation sei es immer in allen deutschen Staaten sehr schwierig gewesen, die Wahrnehmung der jura circa sacra rechtlich zu ordnen. Bekannt seien die betreffende Bestimmungen des Westfälischen Friedens und der zur Ausführung desselben unter den einzelnen Staaten geschlossenen Verträge. Die Evan⸗ gelischen hätten es zu jeder Zeit verstanden, für ihre Inter⸗ essen mit Sorgfalt gewählte besondere Sicherungsmaßregeln eintreten zu lassen. Fast ein Jahrhundert lang hätten diese
Verträge und Bestimmungen den Frieden aufrecht erhalten. Seitdem sei ein anderer Grundsatz eingetreten, und man habe die Wahrnehmung der jura circa sacra behandelt, wie die der anderen Staatsangelegenheiten, jedenfalls dann, wenn es sich um die katholischen Unterthanen gehandelt habe. Bei den Protestanten habe der Grundsatz bis in die neueste Zeit keine praktische Geltung bekommen. Bekanntlich sei das Regentenhaus des Königreichs Sachsen römisch⸗katho⸗ lisch; und in Folge dessen bestimme die sächsische Verfassungs⸗ urkunde, daß die jura circa sacra von den mit den evangelicis betrauten Ministern wahrgenommen werden sollten. Drei Minister müßten Protestanten sein. In Hannover sei festge⸗ setzt gewesen, daß, wenn etwa das Königshaus zu einer ande⸗ ren als der evangelischen Kirche gehören sollte, Sicherungs⸗ maßregeln für die Evangelischen genommen werden müßten. Der Fall sei indessen bisher nicht praktisch geworden. In Preußen verhalte sich die Sache anders. In Preußen habe man es niemals sür nöthig gefunden, etwas Verfassungsmäßiges für die katholischen Unterthanen herzu⸗ stellen. Bei der Ausdehnung Preußens über spezifisch katho⸗ lische Landestheile hätten die Könige Zusagen gemacht, aber die gesetzgebenden Faktoren hätten die Versprechungen der Könige entweder nicht verstanden oder nicht verstehen wollen. Friedrich Wilhelm IV. habe es deshalb für gerecht ge⸗ halten, zur Bearbeitung der katholischen Angelegen⸗ heiten eine besondere katholische Abtheilung im Kultus⸗ Ministerium zu errichten. Zwar habe von dieser Abtheilung nichts ohne Genehmigung des Ministers geschehen können, aber die Gerechtigkeit des Königs habe es wenigstens zu Wege gebracht, daß Stimmen der Katholiken im Kultus⸗ Ministerium hätten gehört werden müssen. Wie weit seien hiervon die späteren und heutigen Maßregeln entfernt! Man habe kein Bedenken gehabt, diese Abtheilung außzulösen. Darauf seien nur protestantische Räthe ins Kultus⸗Ministerium gezogen. So sei es unter Falk, unter von Puttkamer gewesen und so sei es jetzt! Er meine, die Gerechtigkeit erfordere, daß man, wie in Sachsen für die evangelischen Unterthanen ein evangelischer Kultus⸗Minister existire, auch in Preußen für die Katholiken ein katholisches Kultus⸗Ministerium erhalte. Es sei im Etat der Gehalt für einen neuen Ministerial⸗Direktor ver⸗ langt. Von sämmtlichen Chargirten des Kultus⸗Ministeriums sei keiner Katholik, und es wäre gar nicht unbillig, wenn die Katholiken verlangten, man solle diese Stelle einem Katholiken geben. Er werde für diese Position stimmen, weil sicherlich ein Bedürfniß dazu vorliege; er setze aber voraus, daß man die Katholiken bei diesen Stellen berücksichtigen werde. Er wolle ausdrücklich soweit gehen zu erklären, daß er im nächsten Falle das noch gar nicht erwarte, weil er Ursache habe g. nehmen, daß ein vorzüglicher Rath des Kultus⸗Ministeriums für diese Stelle in Aussicht genommen sei, dem er wünsche, daß die Unbilden, die demselben unter dem Minister Falk zugefügt seien, unter dem Minister von Goßler ausgeglichen würden. Aber er setze voraus, daß die ersten Vakanzen in den Chargen des Kultus⸗Ministeriums einem Katholiken zu Theil würden, und daß die jüngeren juristischen Kräfte herangezogen würden, die geeignet seien, mit Erfolg den Minister zu unterstützen in seinem Bestreben, nach allen Seiten hin gerecht zu sein. Wie jetzt die Dinge lägen, sei er überzeugt, daß der Minister beim
liege, wie das aller
besten Willen gar nicht im Stande sei, die be vollständig
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zu übersehen und im Detail zu überwachen; und wenn der Minister sagen sollte: er (der Minister) trete dafür ein, so erwidere er (Redner), es sei unmöglich, daß ein Minister so genau Alles beobachte, und daß derselbe das jederzeit könne. Solche Minister habe es noch nicht ge⸗ geben und werde es niemals geben. Alle seien mehr oder minder von denen abhängig, die mit ihnen arbeiteten. Er konstatire, daß die Katholiken der Meinung seien, daß im Kultus⸗Ministerium ihre Interessen vom katholischen Stand⸗ punkte aus nicht genügend gewahrt seien, und daß die Katho⸗ liken darauf bestehen müßten, daß dies geschehe. Er erwarte dies von der Gerechtigkeit des Ministers und vor Allem des Monarchen, von dem er wisse, daß das Wohl seiner katho⸗ lischen Unterthanen demselben so sehr am Herzen anderen. So habe er seine Beschwerden vortragen müssen und dabei gewiß Nie⸗ manden persönlich verletzen wollen, am wenigsten den Minister. Aber die Wirklichkeit der Thatsache könne man nicht verschweigen: es sei nöthig, daß die Katholiken ihre Be⸗ schwerden geltend machten; das verlangten die Wähler des Centrums, daß ihnen wenigstens ein Minimum von dem ge⸗ währt werde, was in der sächsischen Verfassung für die Evan⸗ gelischen statuirt sei.
Hierauf ergriff der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegen⸗ heiten von Goßler das Wort: Meine Herren! Auf einige Bemerkungen des Herrn Vorredners zu antworten, fühle ich mich gedrungen. Um in der Reihenfolge seiner Ausführungen zu bleiben, gestatte ich mir, den Hallenser Fall zum Abschluß zu bringen und zu konstatiren, daß es sich nicht um eine offizielle Schrift im eigentlichen Sinne handelt, sondern um die Schrift eines einzelnen Professors der theologischen Fakultät, deren Mitglieder nach den bestehenden Einrichtungen nach einem Turnus derartige Aufsätze gegen eine kleine Entschädigung auf ihre Kosten herauszugeben verpflichtet sind. 8 .
Was sodann die Verbindung der Medizinalangelegenheiten mit dem Kultus⸗Ministerium betrifft, so räume ich ein, daß das ein Thema ist, welches nicht allein hier im Hause, sondern auch innerhalb der Staatsverwaltung wiederholt und oft eingehend erwogen worden ist, und 88p man darüber in der That verschiedener Meinung sein kann. Die orgeschichte der Abtheilung für Medizinalwesen ist im wesentlichen die, daß die wissenschaftliche Seite des Medizinalwesens von früh an dem Kultus⸗Ministerium überwiesen wurde; dann was die Prüfungen anlangt, — und die spielen in der Medizin eine emi⸗ nente Rolle, — die Stellung zu den Lehranstalten, so gehören diese Angelegenheiten ihrer ganzen Natur und Entwicklung nach mehr in das Unterrichts⸗Ministerium, als in eine andere Centralbehörde. Die Medizinalverwaltung nach der polizeilichen Seite war dagegen in älterer Zeit dem Ministerium des Innern angeschlossen. Die Tren⸗ nung zwischen diesen beiden Zweigen der Medizinalverwaltung, die in die mehr wissenschaftliche und in die mehr polizeiliche Seite war eine schwierige und unsichere und in den vierziger Jahren wurde, weil man es aufgeben mußte, die Kompetenzkonflikte, die sich immer von neuem herausstellten, zum Austrag zu bringen, auch die medizinalpolizeiliche Seite dem Kultus⸗Ministerium unterstellt. Ich glaube, im großen und ganzen wird sich an diesen Einrichtungen nicht viel ändern lassen. Es giebt immer Zeiten, wo das polizeiliche Gebiet prävalirte, dann hat man den Wunsch, daß es an den Minster des Innern gehen möchte, wenn aber in anderen Zeiten mehr das ven Element vorwiegt, dann ist naturgemäß die Aotheilung beim Unter⸗ richts⸗Ministerium zu belassen, die Angelegercheit steht im Allgemeinen nicht so, 8 jeder der Chefs des Unterrichts⸗Ministeriums mit einer
ersucht die Medininalabtheilung festhalten will, vielmehr
o, daß nicht leicht ein anderer Chef lich findet, der ne gern über⸗