eeeereen, N-wne e
8 Bericht derselben Kommission über die Domänenpächters Rassow zu Berlin.
Instituts, welcher lautet:
2. Plenarsitzung des Herrenhauses, Mittwoch, den 29. März 1882, Mittags 12 Uhr. Tagesordnung: 8
Mündlicher Bericht der Petitionskommission über die tition der städtischen Behörden zu St.
e Pe⸗ ohann. Mündlicher etition des früheren
Bericht der Matrikel⸗
Kommission. Einmalige Schlußberathung über den Antrag
8 Brüning und Freiherr von Mirbach.
Nichtamtliches. Deutsches Reich. Berlin, 28. März. Se. Majestät der
Preußen.
Kaiser und König nahmen heute die Vorträge des
Militär⸗Kabinets sowie des Polizei⸗Präsidenten von Madai entgegen und empfingen im Lause des Tages den komman⸗ direnden General des VI. Armee⸗Corps, General der Kavallerie von Tümpling, den Regierungs⸗Präsidenten von Pilgrim, den Major a. D. von Wrangel und den Legations⸗Sekretär von Tümpling.
— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin er⸗ schien heute Vormittag in der Generalversammlung des Frauen⸗ Lazarethvereins im Saale des Justiz⸗Ministeriums.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe gestern Vor⸗ mittags 11 Uhr nach Potsdam, besuchte daselbst die Kapelle der Friedenskirche und kehrte um 3 Uhr hierher zurück
— Der Bundesrath trat heute zu einer Sitzung zu⸗ sammen.
— Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten und das Protokoll über die elfte Sitzung des permanenten Ausschusses Volkswirthschaftsraths befinden sich in der Ersten
eilage.
— In der heutigen (43.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize⸗Präsident des Staats⸗Mini⸗ steriums von Puttkamer, sowie die Staats⸗Minister Bitter und Lucius nebst mehreren Kommissarien beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß Se. Majestät der Kaiser und König die von dem Präsidium dargebrachte Gratulation des Hauses huldvollst entgegen genommen und das Präsidium
4 beauftragt habe, dem Hause Allerhöchstseinen Dank auszu⸗
sprechen.
Das Haus trat hierauf in die Tagesordnung ein. Erster Gegenstand derselben war: Fortsetzung der dritten Be⸗ rathung des Entwurfs des Staatshaushalts⸗Etats für 1882/83 (Ministerium des Innern, landwirthschaftliche Verwaltung, Gestütverwaltung, Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten, Kriegs⸗Ministerium,
Haupt⸗Etat) mit dem Gesetzentwurfe, betreffend die Feststellung
dieses Etats.
Der Abg. Bachem kam noch einmal auf die R einbrohler Angelegenheit zurück und warf die Frage 2 ob Las Einschreiten der Behörden überhaupt rechtlich haltbar sei. Die Aeußerung eines Regierungsbeamten, daß in diesem Falle Gewalt vor Recht gehe, spreche nicht sonderlich hierfür. Schließlich bat Redner, daß eine Untersuchung darüber veranstaltet werde, ob es zulässig sei, die durch den Vorfall erwachsenen Kosten der Gemeinde aufzubürden.
Der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, von Putt⸗ kamer, erklärte, daß, wenn hier eine Rechtsfrage überhaupt aufgeworfen werden sollte, dieselbe wohl besser so formulirt
würde, ob es der Gemeinde erlaubt sei, Anordnungen der Be⸗
hörden nicht nur passiven, sondern auch aktiven Widerstand entgegenzusetzen. Bezüglich der Kostenfrage bemerke er, daß die Regierung die Liquidation prüfen und vielleicht in der Lage sein werde, einen Theil der Kosten der Gemeinde abzunehmen. Das ihm vorliegende Aktenmaterial enthalte nichts von der Aeußerung eines Regierungsbeamten, wie sie der Abg. Bachem citirt habe. Er könne aber konsta⸗ tiren, daß, wenn dieselbe begründet wäre, er nicht unterlassen
9 haben würde, dieselbe auf das Entschiedenste zu reprobieren.
Von den Abgg. Hahn und Francke wurden sodann Aeußerungen, die von den Abgg. Wierzbinski und Lasson in der gestrigen Sitzung über Unterdrückung der polnischen, resp. dänischen Sprache gemacht worden waren, richtig gestellt.
Der Antrag der Abgg. Dr. Thilenius und von Wedell⸗ Malchow, betreffend die Reorganisation des meteorologischen
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: die Königliche Pete zerung zu ersuchen, dieselbe wolle die Re⸗ organisation des Königlichen meteorologischen Institutes sowohl im Interesse der Wissenschaft als auch in demjenigen der Nutzbar⸗ machung der Beo achtungen für das bürgerliche Leben in Angriff — und die erforderlichen Mittel im Etat 1883/84 bereit en. wurde nach einer kurzen Motivirung desselben Seitens des Abg. Dr. Thilenius der Budgetkommission überwiesen. Beim Etat der Polizeiverwaltung in Berlin kam der Abg. Stöcker auf die Behauptungen zurück, die der Abg. Richter
bei der zweiten Lesung dieses Etats über den Redacteur Dietze
ethan hatte. In dem Erkenntniß des Gerichts usdruck „empörende Gemeinheit“ nicht. 29 3 Marer räumte dies ein, versicherte aber, daß er persönlich Erkundigungen eingezogen, die ergeben hätten, daß der Richter jenes Ausdrucks in der mündlichen Verhandkung bedient e. — Die weiteren Titel des Etats des Ministeriums es † Ein vemden 19 Pest er agt Schluß des Blattes folgte die Berathun tats der landwirthschaftlichen Verwaltung. “
— Nach einer telegraphischen Anzeige ist am 23. d. M.
der Kaiserliche Konsul Brüning in Beirut gestorben. Näheres
über den Tod ist 2 nicht bekannt. Das Auswärtige Amt, dem der Verstorbene seit dem Jahre 1871. angehörte, verliert
in ihm einen tüchtigen und pflichttreuen Beamten, dessen An⸗ denken in Ehren gehalten werden wird. desf
— Die Bestimmung des §. 9 der Strafprozeßordnun 1 nach welchem bei einer im Auslande begangenen strage baren Handlung dasjenige Gericht zur Aburtheilung der
1“
2
Strafthat zuständig ist, in dessen Bezirk die Ergreifung des
Thäters erfolgt, findet nach einem Beschluß des Reichs⸗ gerichts, I. Straf⸗Senats, vom 2. Januar d. J., auch dann An⸗ wendung, wenn die Ergreifung nicht wegen der im Auslande
begangenen Strafthat, sondern aus einem anderen Grunde erfolgt war.
8 7 Der chef — en. .-e von tosch ist behufs Vornahme der Frühjahrs⸗Inspizirungen nach Wilhelmshaven und Kiel abgereist.
Oldenburg. Oldenburg, 24. März. (Kl. Ztg.)
Durch staatsministeriellen Erlaß vom 27. Februar sind die Standarten des Großherzoglichen Hauses wee folgt festgestellt worden: „Die Großherzogliche Standarte enthält in blauem Grunde ein einfaches rothes Kreuz, belegt mit dem Großherzoglichen, von der Kette des Haus⸗ und Verdienst⸗Ordens des Herzogs Peter Friedrich Ludwig umgebenen Wappen und in den vier Eckfeldern des Fahnen⸗ tuchs je drei Königliche Kronen. Die Erbgroßherzogliche Standarte enthält die drei Kronen nur in dem oberen ersten Eckfelde, die Stan⸗ darte der Herzöge hat keine Kronen in den Eckfeldern. Im Uebrigen stimmen diese Standarten mit der Großherzoglichen überein. Die Standarten haben die Form eines Quadrats.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 27. März. (W. T. B.) Im Laufe des Vormittags empfing die Großfürstin Wla⸗ dimir die Besuche der Kaiserin und der Erzherzoginnen. Der Großfürst Wladimir empfing um 11 Uhr den Mi⸗ nister des Aeußeren, Grafen Kalnoky, welcher fast eine Stunde bei demselben verweilte und besichtigte Nachmittags einige Sehenswürdigkeiten der Stadt.
— Zu Ehren der hier anwesenden Fürstlichen Gäste fand heute in der Hofburg ein Galadiner statt, an welchem der Kaiser, die Kaiserin, der Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin, der Großfürst Wladimir, die Minister Kalnoky, Taaffe, Szlavy, Orczy, Bylandt⸗Reydt, die Mitglieder der russischen Botschaft, der deutsche Botschafts⸗ rath Graf Berchem und das Gefolge der Fürstlichen Gäste theil⸗ nahmen. Abends war bei der Erzherzogin Elisabeth eine Soirée, zu welcher die Fürstlichen Gäste und die Mitglieder des Kaiserlichen Hauses geladen waren. Der Erzherzog Karl Ludwig nahm Abends mit seiner Gemahlin den Thee bei der Großfürstin Wladimir ein, welche wegen ihres leidenden Zu⸗ standes an dem Galadiner nicht theilnehmen konnte.
— Das Abgeordnetenhaus nahm den Handelsvertrag, die Konsularkonvention, die Verträge über gegenseitige Rechts⸗ hülfe bei Behandlung von Verlassenschaften, sowie ein Ueber⸗ einkommen in Betreff der Viehseuchen an, welche sämmtlich mit Serbien abgeschlossen worden sind. Ferner wurde der Gesetzentwurf über Einführung von Postsparkassen angenom⸗ men. Weiter überreichte der Handels⸗Minister einen Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Herstellung einer Abzweigung der Istrianer Staatsbahn von Herpelje nach Triest; ferner einen Gesetzentwurf, betreffend die Herstellung von Abzweigungen der Galizischen Transversalbahn von Sucha über Skawina nach Podgorze und nach Oswiecim und von Saybusch zur Verbindung mit der Kaschau⸗Oderberger Bahn auf Staats⸗ kosten im Maximal⸗Kostenbetrage von 14 Millionen Gulden. Der Entwurf bestimmt im Art. 2, daß, falls mit Ungarn eine Vereinbarung zu Stande komme, durch welche die Verbindung von Saybusch mif der Kaschau⸗Oderberger Bahn theilweise auf ungarischem Gebier sichergestellt werhe, diese Abzweigung nur bis zu dem einverständlich zu ermittelnden Anschlußpunkte an der galizisch⸗ungarischen Landesgrenze herzustellen sei und in diesem Falle der Gesammtbetrag 11 ½ Millionen als Maximalbetrag zu gelten habe. Bei dem Abschlusse solcher Vereinbarungen dürfen jedoch keinesfalls Verpflichtungen ein⸗ gegangen werden, durch welche die volle Selbständigkeit der Galizischen Transversalbahn in Beziehung auf die Tarif⸗ und Verkehrspolitik eingeschränkt würde. Der Bau hat im Jahre 1883 zu beginnen und ist in 2 ½ Jahren zu vollenden. — Das Haus stimmte der provisorischen Handelskonvention
mit Frankreich zu. — Das Herrenhaus nahm die Petro⸗ leumsteuererhöhung an.
— Die vom Handels⸗Ministerium einberufene Kommis⸗ sion zur Berathung der Eisenbahntariffrage wurde heute von dem Sektionschef Pußwald im Namen des Handels⸗ Ministers eröffnet. Die Handelskammern, Gewerbevereine,
sonstige Korporationen und die Eisenbahnen sind zahlreich vertreten.
— Das „Fremdenblatt“ erblickt in dem überaus freundlichen Empfange des Großfürsten und der Großfürstin Wla⸗ dimir Seitens des Kaisers und der Kaiserlichen Familie einen neuen Beweis für die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Wien und St. Petersburg, sowie eine weitere Ge⸗ währ für die freundliche Gestaltung der internationalen Lage — Gegenüber den Meldungen, der Großfürst Wladimir sei der Träger wichtiger politischer Anträge und sei insbesondere beauftragt, über eine Zusammenkunft der Kaiser von Oester⸗ reich und von Rußland zu verhandeln, versichert das „Fremden⸗ blatt“ auf das Bestimmteste, daß der Großfürst mit keiner Spezialmission betraut sei.
— 28. März. (W. T. B.) Die Delegationen sind durch Kaiserliches Handschreiben für den 158 e. M. zu einer außerordentlichen Session nach Wien einberufen.
Nach einer Meldung aus Zara soll sich bei Orahovci und bei dem montenegrinischen Orte Zalazzi eine Insur⸗ Eeee angesammelt haben. — Der Prozeß gegen
een englischen Zeitungscorresondenten Evans und gegen
Gopcevic und den Kaufmann Alexis wird im nächsten Monat vor dem Schwurgericht zu Ragusa zur Verhand⸗ lung kommen, da die Verhaftung der Angeklagten noch vor Einführung des Ausnahmegesetzes erfolgte. — Aus Ce⸗ ttinje wird gemeldet, in dem am 24. cr. abgehaltenen Ministerrathe sei beschlossen worden, die Flüchtlinge aus der Crivoscie in Podgorizza und Spuz, diejenigen aus der Herzegowina in Njegusch, Grahowo, Niksic und Bjelopovlic zu interniren; bis⸗ lang sei die montenegrinische Grenze von 2500 bewaffneten Insurgenten überschritten worden.
— In dem Befinden des Sohnes des deutschen Bot⸗
schafters Prinzen Reuß ist eine anhaltende Besserung ein⸗ getreten.
Großbritannien und Irland. London, 27. März. (W. T. B.) In der heutigen Unterhaussitzung erwiderte der Unter⸗Staatssekretär Dilke auf eine Anfrage O’Shea'’s: die spanische Regierung habe den Wunsch ausgesprochen, die Frage bezüglich der englisch⸗spanischen Handelsbezie⸗
“ 1 6
hungen in Madrid zu berathen. — Dem Deputirt 2 8 entgegnete der General⸗Postmeister Fawcett: das —— * Sobald Alsdann ganz England nach allen Theilen Frankreichs 1 s. 9 d 2
habe die Einführung der Packetpost genehmi * dieselbe im Innern eingeführt sei, solle fie bnat mit d internationalen Packetpost verbunden werden. würden z. B. Packete bis zu einem Gewicht von 3
99 .kosten Der bezügliche Plan sei jetzt den Eisenbahnen unterbrei — Ausführung solle mit möglichst EE — Hierauf wurde die Debatte über die Reform d schäftsordnung fortgesetzt.
rankreich. Paris, 27. März. (W. T. B.) der Deputirte nkammer interpellirte h Freppel die Regierung wegen Benediktiner aus der Abtei Solesme selben Willkür vor. Der Minister des Innern erwiderte: die Regierung habe nur das betreffende Gesetz ausführen lassen; die Rückkehr der Benediktiner nach Solesmes sei eine Herausforderung gewesen, welche nicht hätte geduldet werden können. Die Kammer nahm schließlich mit 418 gegen 8 GC“ vn W“ * durch welche die von der
gierung behufs Anwendun er Märzdekrete
Maßregeln gebilligt werden. 8 1 ö
Italien. Rom, 27. März. (W. T. B.) ₰ heute abgehaltenen Konsistorium ernannte der apst 88 der üblichen Allocution über die Verdienste der zu ernennen⸗ den Persönlichkeiten folgende Kardinäle: den päpstlichen Majordomus Ricci, den Sekretär des h. Kardinalskollegiums Lasagni, den Patriarchen von Venedig, Agostini, die Erz⸗ bischöfe von Algier, Sevilla und Dublin, und den Afsessor für “ “ Jacobini. Fer⸗ ner präconisirte der Papst den neuen Erzbischof vo und 15 Bischöfe. 1“
— 28. März. (W. T. B.) In dem am Donner stattsindenden Konsistorium wird der Papst merstag französische und deutsche Bischöfe präconisiren. — Garibaldi ist gestern Nachmittag über Messina nach Pa⸗ lermo abgereist, wo er heute eintreffen wird. Ruhestörungen sind nicht vorgekommen.
Rumänien. Bukarest, 27. März. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer begann die Berathung des von dem
früheren Minister Rosetti eingebrachten Gesetzentwurfs, welcher
die Verbesserung der Lage der unter dem bezüglichen gegenwärtigen Gesetze vollständig von den Großgrundbesitzern abhängigen Bauern bezweckt. Nachdem zahlreiche Deputirte, darunter die dem Entwurfe günstigen Mitglieder der Oppositionspartei, Jonesco Karp und Cogalniceano, ge⸗ sprochen hatten, wurde der erste Artikel mit 65 gegen 19. Stimmen angenommen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 28. März. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „St. Petersburger Herold“ aus Kiew ist daselbst verfügt worden, daß die jüdi⸗ schen Einwohner ihre im Podol, dem Geschäftsbezirke, be⸗ legenen Wohnsitze aufzugeben und sich jenseits des Kanals in die Vorstadt zurückzuziehen haben. Dienstboten, wenn sie nicht berechtigt sind, in Kiew zu ven S nicht länger bei ihrer Herrschaft und in der Stadt
eiben. christlichen Dienstboten zu entlassen.
Amerika. Washington, 8. März. (Allg. Ztg.) Immer trauriger lauten die Nachrichten aus den üder⸗
et; die folgen. er Ge⸗
Ferner dürfen jüdische
Die jüdische Bevölkerung muß sich verpflichten, ihre
schwemmten Gegenden des Mississippi⸗Thals.
Der einzige Trost läßt sich aus der Mittheilung schöpfen, daß es zu regnen aufgehört hat und an einzelnen Punkten das Wasser ein wenig gefallen ist.
In einzelnen Gegenden ist der telegraphische Verkehr unterbrochen, und in Folge dessen sehlen Berichte aus einem nicht unbeträchtlichen Theil der heimgesuchten Landesgegend. So viel aber läßt sich mit annähernder Bestimmtheit konstatiren, daß nicht viel weniger als sechszigtausend Menschen von Haus und Hof vertrieben wurden und viele derselben fast ihr ganzes Hab und Gut eingebüßt haben. Der größere Theil der besten eeeä. in Louisiana, Missisippi, Arkansas und Tennessee steht unter Wasser, und unter den günstigsten Umständen kann nicht mehr als zwei Drittel des Baum⸗ wollareals im Missisippi⸗Thal 4* Jahr bepflanzt werden, da die Baumwollpflanzer ihr Vieh und ihre Ackerbaugeräthschaften eingebüßt haben und mittellos dastehen. Die mit der Vertheilung der von der Regierung gelieferten Lebensmittel betrauten Kommissäre be⸗ stätigen in ihren Depeschen an den Kriegssekretär die Berichte über den großen Nothstand. So telegraphirte heute L. H. Mangum, der Kommissär von Arkansas, von Memphis aus: „Ich habe an unge⸗ fähr 15 000 Nothleidende in den überschwemmten Bezirken von Arkansas 100 000 Rationen vertheilt, welche für sieben oder acht Tage genügen. Die Situation ist besorgnißerregend und der Nothstand im Funehmen und wird es unter den günstigsten Umständen noch vierzig bis fünfzig Tage sein.“’ Wm. L. Henningway, Kommissär für Mississippi, telegraphirt: „Achtzehntausend Personen sind ohne Lebens⸗ mittel und nicht im Stande, sich dieselben zu verschaffen. Diese Zahl wird rasch zunehmen. Die vertheilten Rationen werden am 15. d. M. aufgebraucht sein.“ Gouv. Hawkins von Tennessee
hat den Kriegssekretär benachrichtigt, daß die Zahl der Nothleidenden
in Tennessee auf 3000 bis 5000 veranschlagt wird. Der Kriegs⸗
sekretär telegraphirte ihm hierauf, er habe angeordnet, daß zwanzig⸗ tausend Rationen nach Memphis geschickt werden. — Au Memphis, Tennessee, 8. März, wird weiter berichtet: Der Wasser⸗ stand des Flusses ist derselbe geblieben und zeigt 36 Fuß über nie⸗ drigem Wasser. Der Mississippi war noch immer im Steigen be⸗ griffen. In Austin, Mississippi, zwischen Memphis und Helena, war das Wasser in die Stadt gedrungen und hatte die Hauptgebäude, darunter den srrimaurertempes und den sogenannten Centennial⸗ Block, vollständig umgerissen. Das Wasser steht dort zwanzig Fuß hoch. Eine große Menge Geschäfts, und Wohnhäuser wurden jzer⸗ tört. Der Verlust der Farmer an ihrem Viehstande u. s. w. ist ein
ehr bedeutender. New⸗York, 24. März. (Allg. Corr.) Das Reprä⸗ 65 Stimmen das
sentantenhaus hat mit 167 gegen Gesetz angenommen, welches die Einwanderung der
Chinesen verbietet. Alle mildernden Amendements wurden verworfen.
Afrika. Egypten. Aus Paris, 28. März, meldet Präsident eine Eingabe an den Khedive gerichtet, in welcher darauf hingewiesen wird, daß in dem Berichte der Finanzcontroleure bezüglich der künstigen Handhabung
der Finanzkontrole und bezüglich der Integrität der
antien der egyptischen Gläubiger eine gewisse Be⸗ unruhigung zu Tage getreten sei. Der Minister⸗Präsident er⸗ klärt dem gegenüber den festen Entschuß des Ministeriums, die für die Sicherstellung der Verwaltung der konfolidirten Schuld ebrare Institutionen loyal aufrechtzuerhalten, insbesondere
8
„W. T. B.“: Nach einer Meldung aus Kairo hat der Minister⸗
die Finanzkontrole und die Befugnisse der Controleure, wie dies in dem vom Khedive am 15. November 1879 erlassenen nd unter Zustimmung Frankreichs und Englands veröffent⸗ lichten Dekrete bestimmt worden sei. Die Thatsache der Kon⸗ trole und der Einrichtung einer finanziellen Ueberwachung ünge mit den politischen Einrichtungen Egyptens absolut nicht zusammen; die in der politischen Organisation Egyptens eingetretenen Aenderungen könnten die Finanzkontrole weder in — Umfange ihrer Befugnisse, noch in den den egyptischen Gläubigern gewährten Garantien irgendwie berühren.
Zeitungsstimmen.
Vom konservativen Kreisverein Witzenhausen ist, wie die „Nordd. Allg. Ztg.“ meldet, dem Reichskanzler nach⸗ stehende Adresse zugegangen.
Der heute in Witzenhausen zusammengetretene konservative Kreisverein sagt Ew. Durchlaucht seinen eärfurchtsvollsten Dank für die bereits eingeführten und ferner beabsichtigten Wirthschafts⸗, Steuer⸗ und Sozialreformen. 1 1
Wohl in keinem anderen Regierungsbezirke findet die Wirthschafts⸗ olitik Ew. Durchlaucht ungetheiltere Zustimmung als im ehemaligen Kurfürstenthum Hessen. Bei dem praktischen Sinne der Bevölkerung finden die maßlosen Entstellungen der Fortschrittspartei nur wenig Glauben. Gerade die durch die Bodenverhältnisse weniger begünstigten Gegenden wissen den Schutz der nationalen Arbeit in Landwirthschaft und Industrie und die Beseitigung der doppelten Besteuerung am meisten zu schätzen. 1 .
Wir freuen uns, diese Zustimmung auch schon durch die That haben bezeugen zu können, denn seit dem Sommer 1878 sind von den acht Reichstagswahlkreisen drei (bei dem vierten fehlten nur wenige Stimmen) und von den vierzehn Landtagswahlkreisen unseres Bezirks neun im Besitz der Konservativen, während dieselben früher nur einen Reichstags⸗ und drei Landtagswahlkreise inne hatten. Wie in unserem Regierungsbezirke, so werden überall die großartigen Reformpläne Ew. Durchlaucht siegreich durchdringen!
Möge Gott Ew. Durchlaucht noch lange Jahre zum Heil und Segen unseres Vaterlandes erhalten!
Witzenhausen, März 1882. 1
Im Auftrage des konservativen Kreisvereins Witzenhausen.
Der Vorstand. (gez.) G. Löbbecke, Gutsbesitzer zu Marzhausen. (gez.) Frhr. von Buttlar⸗Ziegenberg.
— Eine vom 23. d. M. datirte Correspondenz der „Leiziger Zeitung“ aus Thüringen beschäftigt sich wiederum mit dem Tabackmonopol und stellt, nachdem sie die Ablehnung des das Monopol betreffenden Gesetzentwurfs Seitens des Volkswirthschaftsraths einer Besprechung unterzogen, folgende Betrachtungen an:
Wie man sich auch in den einzelnen Parteigruppirungen Thü⸗ ringens und Deutschlands zu dem Monopol stellen möge, ob ab⸗ lehnend oder bejahend, so sollte man doch, auch bei den Gegnern, einige Hauptgesichtspunkte nicht unberücksichtigt lassen. Durch die neue Zoll⸗ und Steuerreform, besonders aber durch das Monopol, ist es allein möglich, die Matrikularbeiträge der einzelnen Staaten, welche die Finanzen derselben nicht wenig belasten, wesentlich und dauernd zu mindern, auch die direkten Abgaben auf den untersten Steuer⸗ stufen ganz fortfallen zu lassen. Der Einfluß, welchen eine solche Steuerbefreiung auf die ärmere Bevölkerung speziell der Waldorte Thüringens haben würde, ist nicht hoch genug anzuschlagen und würde auf Wohlsein und Stimmung dieses Theils des thüringischen Volkes höchst segensreich einwirken. Dem Tabackproduzenten selbst aber würde es, unter der selbstverständlichen Voraussetzung, daß die Bebauungs⸗ gebiete nicht eingeschränkt werden, nur zum Vortheil gereichen, wenn er von den schwankenden Tabackpreisen der Spekulation nicht mehr abhängig erscheint, sondern am Staate einen sichern und zahlungsfähigen Abnehmer seiner Produkte ge⸗ winnt, während der Konsument die gleichmäßige Güte der gebotenen Waare bald schätzen lernen wird. Dazu kommt, daß Deutschland keine andere Einnahmequelle hat, welche auch nur an⸗ nähernd die Einnahme aus dem Tabackmonopol ersetzen könnte; selbst die vom Volkswirthschaftsrath empfohleue höhere Besteuerung des Tabacks wird den angestrebten volkswirthschaftlichen Zweck nicht zu erfüllen vermögen und das Bebauungsgebiet gewiß wesentlich ein⸗ schränken. Diese ganz objektive Betrachtung sollte keine Partei aus den Augen lassen, der es um ein objektives Urtheil zu thun ist.
— Dem „Düsseldorfer Anzeiger“ wird vom Nieder⸗ rhein, 23. März, geschrieben:
Nehmen wir an, die vom Volkswirthschaftsrath und demnächst auch vom Reichstag vorgeschlagene enorme Erhöhung der Tabaksteuer werde Gesetz: was dann? Zuerst werden die mittleren und kleineren Tabackinteressenten ohne Entschädigung durch die großen an die freier Luft gedrängt. Und dann werden die wenigen Tabackmonopolisten den Tabackkonsumenten bluten lassen. Während der Staat sowohl ein Interesse daran hat, daß die Produzenten nicht geschädigt werden und auch im Hinblick auf die Konsumenten bei der Preisbestimmung die Kirche im Dorfe bleibt, werden die Privatmonopolisten gar keine Rücksicht obwalten lassen.
Aus Düsseldorf, 24. März, Blatte:
Wir haben für alle wohlmeinenden Betheuerungen, mit denen unsere Parteien, der rührige Fortschritt mit dem starken Centrum voran, sich der Steuerreform widersetzen, gar kein Verständniß, son⸗ dern sehen nur den Effekt, daß Deutschland nicht vom Fleck kommt und daß schließlich jede Opposition gegen die Finanzreform gegen den Bestand der vaterländischen Wehrkraft gerichtet bleibt — bewußt oder unbewußt. Man täusche sich darüber nicht.
— In einem Artikel der „Wiesbadener Zeitung“, welcher die Ueberschrift führt: „Der Anwalt des kleinen Mannes im Sv . heißt es:
Wenn sich das geistige Licht der Wahrheit so schnell verbreitete, wie das physische Licht, so würde der Fürst Reichskanzler spätestens 24 Stunden nach dem Verwendungsgesetze im Besitze von Arbeiter⸗ Dankadressen aus allen Städten und Dörfern des Reiches gewesen sein. Denn die Wohlthaten, welche der „Anwalt des kleinen Manncs“ den Arbeitern durch dieses Gesetz zufügen will, sind voll⸗ kommen dazu angethan, in den besitzlosen Volksklassen ein lebhaftes Dankgefühl gegen eine so landesväterliche, d. h. gegen eine so er⸗ leuchtete, gütige und gerechte Staatsregierung zu entflammen...... Ein Staatsmann, der 86 % aller Klassensteuerpflichtigen von jeder Klassensteuer befreien und nebenbei das Schulgeld in allen Volks⸗ klassen erlassen will, errichtet sich schon durch diese bloße Absicht ein unvergängliches Denkmal der Liebe und Verehrung in den Herzen, wenn auch nicht der Mitwelt, so aber sicherlich in dem der Nach⸗ welt In der That, auch wenn der Kanzler zur Milderung wirthschaftlicher Nothstände nie etwas anderes gethan hätte und nie etwas anderes thun wollte, als dies, es reichte vor Gott und den
eenschen für den Ehrennamen „Anwalt des kleinen Mannes“ voll⸗ ommen aus. “
„— Das „Deutsche Tageblatt“ beschäftigt sich mit einem Berichte des amerikanischen Farmers Hrn. Dumy zu Baltimore, welchen derselbe „als Antwort auf einen von den britischen Kommissaren im englischen Agrikultur⸗Departement, Read und Peel, publizirten Bericht“ verö entlicht hat. Der Verfasser dieses Berichtes wirft in demselben die Frage auf: Wie hoch stellen sich die faktischen Gesammtkosten von 1 Quarter
vben nach Europa? und antwortet darauf durch folgende
schreibt man demselben
8— Nach Read . 8 und Peel Kosten der Produktion. 28 Sh. — d. Fracht nach Chicago 4 „ New⸗York. 2. 111“*“ Verschiedene Spesen in Amerika 5 Verschiedene Spesen in England ... 2
2 —
S. J7. 25 85. 73.
Hieraus ist ersichtlich, so heißt es in dem Berichte weiter, daß die Totalkosten von 1 Quarter Weizen (rund 26 Scheffel zu 50 Liter) sich richtig auf 35 Shilling 7 Pence (der Gewinn der Produzenten ist in dieser Ziffer nicht enthalten) stellen, also um 12 Shilling 2 ½ Pence niedriger, als dieselben nach der Berechnung der britischen Kommissare betragen. Daraus aber folgt, daß Amerika auf dem europäischen Getreidemarkt auch dann noch konkurriren könnte, wenn sich der Preis des Weizens in Liverpool selbst nur auf 40 Shilling (= 2 Lstr., also 40,86 ℳ) für den Quarter stellte.
Das „Deutsche Tagebl.“ bemerkt hierzu:
Diesen Zahlen gegenüber und in Berücksichtigung des Umstandes, daß die amerikanische Konkurrenz auf dem Getreidemarkte in Deutsch⸗ land noch durch Rußland bekämpft wird, wird Niemand mit Erfolg behaupten können, daß der fortschrittlicherseits so sehr bekämpfte Korn⸗ zoll irgend welchen für den deutschen Konsumenten nachtheiligen Ein⸗ fluß auf die Getreidepreise übt, oder gar dazu angethan wäre, die Produzenten, d. h. die Grundbesitzer auf Kosten der Konsumenten zu bereichern. Der deutsche Landwirth, durch übermäßige Abgaben, welche ihm zumeist durch das ihm leider feindlich gegenüberstehende Kapital auferlegt sind, in seinen Verhältnissen erheblich zurückgekommen, vermag bei dem Mangel der erforderlichen Mittel den heimischen Boden nicht mit solcher In⸗ tensität zu bewirthschaften, die nöthig sein würde, so viel hervorzubrin⸗ gen, als Deutschland an Brotfrüchten bedarf, oder auch nur den deutschen Landwirth befähigten, mit dem amerikanischen erfolgreich zu konkurriren. Hieraus geht hervor, daß, wird nicht in irgend einer Weise Wandel geschaffen, die deutsche Landwirthschaft einer Krisis entgegengeht, deren Folgen nicht zu übersehen sind. “ 1“
— Die „Kaufmännischen Blätter“, Fachschrift für Kaufleute, insbesondere für die Interessen der Handlungs⸗ gehülfen (Leipzig), besprechen in einem Artikel „Ein Wort noch zur rechten Zeit“ die vom Reich beabsichtigte gesetzliche Regelung der zwangsweisen Krankenversicherung für Hand⸗ lungsgehülfen und Lehrlinge, für Gehülfen und Lehrlinge in Apotheken ꝛc., und äußern sich über den betreffenden Gesetz⸗ entwurf, wie folgt: 1 1“
Wir begrüßen denselben sympatisch. Bisher sind die Kranken⸗ kassenverhältnisse in unserem Stande so durchaus zerfahren gewesen, die Mitglieder haben sich allen genossenschaftlichen Unternehmungen mit einem solch beispiellosen Indifferentismus etngegengestellt, daß schließlich nichts anderes übrig bleibt, als die Verhältnisse, die frei⸗ willig Seitens der Interessenten nicht gebessert werden, durch Zwang zu ändern.
Correkt nach Dumy 21 Sb. — d.
„
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Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 19. — Inhalt: Verfügungen: Vom 21. März 1882. Unzulässigkeit der Versendung von Bücherzetteln im Verkehr mit anderen Ländern. — Vom 18. März 1882. Abfassung der Berichtigungs⸗Telegramme im Ver⸗ kehr mit dem Auslande. — Vom 21. März 1882. Seepostverbin⸗ dung mit Norwegen.
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 12. — Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. — Nichtamtliches: Der Tempel der Athena Alea in Tegea (Schluß). — Die Themsebrücken in London. — Neue Schleuse und Hafeneinfahrt in Harburg (Schluß). — Mas⸗ sive Deckenkonstruktion, System Murat. — Barock, Rokoko, Zopf. — Vermischtes: Dankeskirche in Berlin. Ehrenforum in Hannover. Holzarchitekturaufnahmen. Die evangelische Kirche in Groß⸗Lunau. Eine Konkurrenz für einen Aussichtsthurm auf dem Astenberge in Westfalen. Theaterbrände. Zur Stephanie⸗Brücken⸗Konkurrenz in Wien Die Frage der Dauer der Eisenkonstruktionen. Technische Hochschule in Darmstadt. Die diesjährige Generalversammlung deutscher Architekten⸗ und Ingenieurvereine. .“
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ amts sind in der 11. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 26,2, in Breslau 37,8, in Königsberg 29,1, in Cöln 26,2, in Frankfurt a. M. 28,5, in Hannover 20,0, in Cassel 20,5, in Magdeburg 16,4, in Stettin 14,6, in Altona 24,3, in Straßburg 30,7, in Metz 17,9, in München 41,9, in Nürnberg 34,9, in Augsburg 42,9, in Dres⸗ den 25,9, in Leipzig 27,3, in Stuttgart 28,9, in Braunschweig 23,6, in Karlsruhe 22,0, in Hamburg 27,2, in Wien 39,0, in Budapest 40,4, in Prag 43,3, in Triest 37,8, in Krakau 41,3, in Basel 24,4, in Brüssel 26,8, in Amsterdam 27,4, in Paris 28,4, in Kopen⸗ hagen 27,6, in Stockholm 21,9, in Christiania 26,4, in St. Peters⸗ burg 39,3, in Warschau 38,5, in Odessa 34,7, in Rom —, in Turin 31,0, in Bukarest 25,7, in Madrid 58,3, in London 22,7, in Glas⸗ ow 24,9, in Liverpool 26,0, in Dublin 31,2, in Edinburg 18,4, i Alerandria (Egypten) 28,7. — Ferner aus früheren * in New⸗York 36,2, in Philadelphia 27,3, in Chicago 22,5, in St. Louis 22,2, in Cincinnati 23,9, in San Franzisko 28,9, in Kalkutta 31,9, in Bombay 34,4, in Madras 44,1.
Während der Berichtswoche herrschten an den ost⸗, mittel⸗ und norddeutschen Beobachtungsstationen meist schwache, an den Ost⸗ stationen auffrischende bis stürmische, zwischen Nord⸗ und Südwest sich bewegende Windrichtungen, die gegen Ende der Woche in Mittel⸗ deutschland bis nach Südost, in Berlin und Bremen bis nach Nordost umliefen. An den suüͤddeutschen Stationen waren während der Woche östliche und nordöstliche, in Cöln südöstliche Luftströmungen vorwiegend, die nur um die Mitte der Woche in Süddeutschland vorübergehend nach West und Südwest gingen. Die Temperatur der Luft lag an allen Stationen um mehrere Grade über der normalen, bedeutend waren die Tagesschwankungag der Luftwärme besonders an den füd⸗ und westdeutschen Stationen Lin Karlsruhe bis zu 20 Grad C.). Nesbass Niederschläge fielen nur spärlich. Der beim Wochen⸗ beginn hohe Druck der Luft nahm unter geringen Schwankungen in der ersten Wochenhälfte noch zu, zeigte jedoch gegen Schluß der Woche ein langsames Abnehmen. — 8
Obgleich die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten Großstädte Europas noch keine günstige zu nennen waren, zeigte sich doch in vielen, besonders in den westlich gelegenen Städten eine Abnahme der Sterblichkeit. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte sank a⸗ 27,7 (von 28,0 der Vorwoche) —— Mille und Jahr berechnet. amentlich wurde die Theilnahme Säuglingsalters an der Sterblichkeit eine geringere. Von 10 000 Lebenden starben pro Jahr 89 Kinder unter 1 Jahr gegen 93 der vorangegangenen Woche (in Berlin 90 gegen 83). 2
Unter den Todesursachen wurden von den Infektionskrankheiten Masern und Keuchhusten seltener, die übrigen, in auserdeutschen Städten namentlich Pocken und Flecktyvphen häufiger. Die Masern⸗ epidemien in Breslau, München, Stuttgart, Barmen, Bochum, Triest, London zeigen noch keinen Nachlaß der Todesfälle, wohl aber werden letztere in Berlin, Christiania, Kopenhagen, Wien, Pest, ;— seltener. — Todesfälle an Scharlachfieber haben in München,
resden, London, St. Petersburg ab⸗, in Erfurt, Berlin, Hamburg, Barmen, Frankfurt a. M., Wien zugenommen. Die⸗Zahl der Opfer an Diphtherie wurde in Elbing, Breslau, München, Stuttgart, Augsburg, Dresden, Chemnitz, Magdeburg, Hamburg, Barmen, Düsseldorf, Karlsruhe, Wien, Triest, Turin, St. Petersburg eine ge⸗
steigerte, in Berlin, Königsberg, Danzig, Stettin, Nürnberg, Hanno⸗ ver, Braunschweig, Paris, London eine etwas verminderte. — Todes⸗ fälle an Unterleibstpphus waren in Königsberg und Pest, an Flecktyphus in Wien, Krakau, Amsterdam, Warschau, St. Petersburg häufiger. Einzelne Sterbefälle daran kamen aus Pest, Odessa, Valencia, Malaga, Murcia, Saragossa und aus deutschen Städten 2, (aus Posen und Danzig je 1) zur Meldung. — Einzelne Erkrankungen und 1 Todesfall an Rückfallsfieber kamen aus — bezw. aus Tilsit zur Anzeige. — Der Keuchhusten bedingte in Rostock, Berlin, Hamburg und London zahlreiche Sterbefälle. Darmkatarrhe der Kinder führten in Berlin häufiger, in Breslau, München, seltener zum Tode. — Sterbefälle an Pocken wurden aus deutschen Städten 9 (8 davon allein aus Essen, 1 aus Dortmund) gemeldet. Zahlreich waren Todesfälle an Blattern in Wien (25), in Prag, Krakau, Pest, Paris, in Warschau (47). Abgenommen haben Pockensterbefälle in London und St. Petersburg. Einzelne Sterbefälle kamen aus Chri⸗ stiania, Brüssel, Manchester und Murcia zur Meldung. Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von dem im Verlage der Königlichen Hof⸗Buch⸗ und Kunst⸗ handlung von Sigmund Soldan in Nürnberg erscheinenden großen Werke „Albrecht Dürer's sämmtliche Kupferstiche, mit Text von Dr. Wilhelm Lübke. Nach den besten Originalen des Königlichen Kupferstichkabinets in München, durch unveränder⸗ lichen Lichtdruck in Originalgröße reproduzirt von J. B. Ober⸗ netter, liegen uns weitere folgende Blätter vor: Adam und Eva. — Passion: Christus am Oelberg. — Passion: Die Gefangen⸗ nehmung. — Passion: Die Dornenkrönung. — Passion: Die Schau⸗ stellung Christi. — Christus am Oelberg. Eisenstich. — Maria mit dem langen Haar und dem Stirnband. — Maria mit dem Affen. — Der Apostel Philippus. — Der heilige Georg zu Fuß. — Der heilige Sebastian an den Baum gebunden. — Die Buße des heiligen Chrysostomus. — Die Entführung der Amymone. — Das kleine Glück. — Der Marktbauer und die Bäuerin. — Der Sackpfeifer. — Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen. — Wilibald Pirkheimer. — Wir ergreifen diese Ge⸗ legenheit, erneut auf dieses verdienstliche Unternehmen der thätigen Verlagshandlung aufmerksam zu machen. Durch diese sehr gelungene Reproduktion der trefflichen Kupferstichwerke des großen deutschen Meisters werden dieselben, bisher wegen ihres bcgs Preises und ihrer Seltenheit nur in einigen reich ausgestatteten Museen zu finden, weiteren Kreisen zugänglich. Die Kupferstiche Albrecht Dürers sind nicht nur wegen ihres hervorragenden historischen Werthes für Kenner der Kunstgeschichte von besonderem Werthe, auch ihr hoher unvergänglicher Kunstwerth, der die Jahrhunderte überdauert hat, macht sie für den verständnißvollen Freund deut⸗ scher Kunst zu einer überaus werthvollen und gennußreichen Gabe. Die vorzügliche technische Ausführung wird auch den weit⸗ gehendsten Kunstforderungen gerecht, und der begleitende Text aus der kundigen Feder Lübke's giebt dankeswerthe historische und künstlerische Erläuterungen der einzelnen Blätter sowie der gesammten Thätigkeit Dürers als Kupferstecher. Alle Kunstfreunde ernster Richtung, welche die Größe und Bedeutung Dürers zu würdigen verstehen, werden es daher der Verlagshandlung Dank wissen, daß sie die großen Kosten und viele M he, welche das Unternehmen verursacht, im Dienste der Kunst nicht gescheut hat; zu wünschen bleibt nur, daß sie in ihrem lobenswerthen Bestreben recht rege und wirksame Unterstützung finde. In diesem Sinne sei das Werk hier wiederholt auf das Wärmste empfohlen, auch im Hinblicke auf das herannahende Auferstehungsfest. Die große Anzahl der Blätter, welche religiöse Stoffe behandeln, birgt eine Fülle christlich⸗weihevollen Gehaltes, und eignet sich das Werk daher recht eigentlich zu einer ebenso würdigen wie werthvollen Ostergabe. 3
— Im Verlage von Emil Prager hierselbst ist soeben erschienen: „Wilhelm Wieprecht, Direktor der sämmtlichen Musikchöre des Garde⸗Corps, sein Leben und Wirken, nebst einem Auszuge seiner Schriften“, von A. Kalkbrenner, Musikmeister im 42. Infanterie⸗ Regiment. Die kleine Schrift giebt den interessanten Lebensabriß des seiner Zeit bei den Berlinern außerordentlich beliebten und populären Mannes von seinen ersten Lehrlingsjahren an (er war 1802 in Aschers⸗ leben als Sohn des dortigen städtischen Musikmeisters geboren) bis zu seinem nach ehrenvollster Laufbahn im Jahre 1872 erfolgten Tode. Die großen Verdienste Wieprechts um die Reorganisation der preußi⸗ schen Militärmusik sind allgemein anerkannt: hauptsächlich seinen grundlegenden Bemühungen ist es zu verdanken, daß dieselbe auf den im Auslande, in Paris und Philadelphia, stattgehabten Wett⸗ kämpfen den internationalen Siegespreis davongetragen hat. Um so dankenswerther ist die hier gebotene knapp gefaßte Geschichte der allmählichen Entwickelung unserer Militärmusik, welche nament⸗ lich durch die mitgetheilten Briefe an den Geheimen Hofrath Louis Schneider (den Sohn seines Amtsvorgängers, des Musikdirektors Abraham Schneider) lebendig illustrirt Wwird, insofern diese einen lebendigen Einblick gewähren in seine Ideen und seine uner⸗ müdlichen Bestrebungen in der Richtung auf Vervollkommnung. Dasselbe gilt von den im Anhange abgedruckten Vorreden zu seinen Bearbeitungen einiger größeren Orchesterwerke für Militärmusik. Ein ganz eigenthümliches Interesse aber be⸗ anspruchen die Mittheilungen über sein Zusammentreffen mit dem Pariser Instrumentenmacher Sar in Coblenz, welcher ihm bei dieser Gelegenheit Rede stehen mußte wegen der von Sar in Anspruch ge⸗ nommenen, in Wirklichkeit deutschen Erfindung der Ventil⸗Instrumente (von Stölzel und Blümel). Das hübsch ausgestattete Werkchen ist mit dem sprechend⸗ähnlichen Porträt Wieprechts in Lichtdruck geziert und ihm Faesimiles aus Briefen von Liszt, Meyerbeer, Spontini und Ole Bull beigegeben. 8 8
Land⸗ und Forstwirthschaft.
In der Königlichen Gärtner⸗Lehranstalt zu San souci bei Potsdam fand am Sonnabend, den 25. März d. Js., die Abgangsprüfung von 13 Eleven in Gegenwart des Kuratoriums und unter Leitung des Direktors der Anstalt statt.
Von den auf der Anstalt befindlichen 33 Eleven wurden 13 Eleven geprüft und erhielten 12 das Prädikat Gartenkünstler und einer das Prädikat Kunstgärtner.
Von dem verbliebenen Bestande von 20 Eleven gehören an: den Provinzen: Brandenburg 4, Pommern 2, Sachsen 2, Schleswig⸗ Holstein 1, Hannover 2, Hessen⸗Nassau 1; dem Königreich Bayern 1; den Großherzogthümern: Mecklenburg 1, Oldenburg 2; den sächsischen “ 1, dem Fürstenthum Reuß 1, der Stadt Hamburg 1,
remen 1.
Die Zahl der neu aufgenommenen Eleven beträgt 17. iervon stammen aus den Provinzen: Ostpreußen 1, Brandenburg 8, ommern 2, Schlesien 1, Schleswig⸗Holstein 1, Rheinprovinz 1;
dem Großherzogthum Mecklenburg 1, dem Fürstenthum Reuß 1, der Stadt Bremen 1. .
Bestand für den Kursus vom 1. April 1882 bis dahin 1883 in Summa 37 Eleven.
In der bei der Königlichen Landesbaumschule zu Alt⸗Geltow be⸗ stehenden ersten v- wurde ein Zögling entlassen und einer neu veevsexhn 0 daß daselbst ein Bestand von 3 Zöglingen verbleibt.
Lrettenbsges (Prov. Pomm.), 20. März. Der „N. St. Z.“ schreibt man: Die Befürchtungen, zu denen die Ernte des verflossenen ungünstigen Sommers Anlaß bot, haben sich erfreulicher Weise hier nur schwach erfüllt. Dem ausnahmsweise milden Winter ist es sn verdanken, daß der befürchtete ööö sich nicht in dem Maße fühlbar gemacht hat, wie mancher Landwirth im Herbste annehmen mochte. Einerseits konnte das Vieh ungewöhnlich lange auf den Weideplätzen Nahrung finden, andererseits hat die reichlich und gut gewonnene Kartoffel, die außerdem keine Einbuße durch Lieferungen nach dem Auslande erlitt, manchen Ausfall gedeckt. Wegen ihrer ergiebigen Menge konnte sie zur Viehfütterung verwendet werden; zudem gelang es den praktischen Landwirthen, wohl manche Mittel und Wege zu ersinnen, um dem befürchteten
uttermangel durch Ersatz anderer Nährmittel Abhülfe leisten. ierzu kommt noch die günstige c tige — r die
cht auf eine frühz wickelung der ganzen Vegetation. Auf diese Weise snd wo I