1882 / 85 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 11 Apr 1882 18:00:01 GMT) scan diff

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Ministerium des Innern.

Dem Amtshauptmann Voigts ist die Amtshauptmanns⸗ stelle in Freiburg und zugleich die Wahrnehmung der Funktion als Kreishauptmann für den dortigen Kreis übertragen

worden. 8

Justiz⸗Ministerium.

Der Rechtsanwalt Hembd zu Soldin ist zum Notar im Bezirk des Kammergerichts, mit Anweisung seines Wohnsitzes

in Soldin, ernannt worden. Der Ober⸗Landesgerichts⸗Rath Fuxius in Cöln ist in Folge seiner Ernennung zum Rath bei dem Kaiserlichen Ober⸗

Landesgericht in Colmar aus dem preußischen Justizdienst ge⸗

schieden.

Versetzt sind: der Amtsgerichts⸗Rath Thöne in Erwitte als Landgerichts⸗Rath an das Landgericht in Bielefeld, der Amtsgerichts⸗Rath Bisling in Halberstadt an das Amts⸗ gericht in Heiligenstadt, der Amtsrichter Kalisch in Heiligen⸗ stadt an das Amtsgericht in Halberstadt, der Amtsrichter Buddenberg in Attendorn an das Amtsgericht in Erwitte. Der Amtsrichter Voigts in Freiburg in Hannover ist in Folge seiner Ernennung zum Amtshauptmann aus dem Justizdienst geschieden.

In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: der Rechts⸗

anwalt, Justiz⸗Rath Bethe bei dem Landgericht in Görlitz,

der Rechtsanwalt Peterson bei dem Ober⸗Landesgericht in Breslau und der Rechtsanwalt, Justiz⸗Rath Westram in Nimptsch bei dem Landgericht in Schweidnitz.

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Gerichtsassessor Dr. Burgheim bei dem Amtsgericht in Bockenheim, der Gerichtsassessor Ladewig bei dem Land⸗ gericht I. in Berlin und der Gerichtsassessor Dr. Joseph bei dem Amtsgericht in Rastenburg.

Der Senats⸗Präsident, Geheime Ober⸗Justiz⸗Rath Sommer in Frankfurt a. M. und der Amts⸗Gerichts⸗Rath Müller in Glatz sind gestorben.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

„Der Thierarzt Josef Terez ist als Lehrer an der Thierarzneischule zu Hannover angestellt worden.

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Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Dem bisher in der Bau⸗Abtheilung des Königlichen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten ongestellt gewesenen Bauinspektor Moritz Hellwig in Berlin ist eine Lokal⸗ Baubeamtenstelle bei der Königlichen Ministerial⸗Bau⸗ kommission verliehen worden.

Bei dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten sind der

Eisenbahn⸗Sekretär Gronarz zum Geheimen expedirenden

Sekretär und Kalkulator und der Bureau⸗Diätarius Schnei⸗ der zum Geheimen Registrator ernannt worden.

Nichtamtliches. Deutsches NReich.

Berlin, 11. April. Se. Majestät der Kaiser und König hörten gestern die Vorträge des Ober⸗ Hof⸗ und Hausmarschalls Grafen Pückler und des Hof⸗Bau⸗ raths Persius und empfingen darauf den vom Urlaub zurück⸗ gekehrten Botschafter Grasen Hatzfeldt. 8 Heute nahmen Se. Majestät zunächst die Vorträge des Polizei⸗Präsidenten von Madai, des Chefs des Militär⸗ kabinets, General⸗Adjutanten von Albedyll, sowie in Gegenwart des Kommandanten, General⸗Majors von Winter⸗ feld einige militärische Meldungen entgegen und empfingen den Prinzen Gustav Biron von Curland, Seconde⸗Lieutenant m 2. Garde⸗Ulanen⸗Regiment, welcher die Orden seines ver⸗ storbenen Vaters, des Oberst⸗Schenken, Prinzen Biron von Curland überreichte.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin wohnte am Sonnabend Abend der liturgischen Andacht und am Sonntag dem Gottesdienste im Dome bei.

1 Das Familiendiner fand bei den Kaiserlichen Majestäten

im Palais statt.

Gestern wohnte Ihre Majestät dem Gottesdienste im

Magbdalenenstift bei und besuchte das Augusta⸗Hospital.

Das Familiendiner fand bei Ihren Kaiserlichen und König⸗ ichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin statt.

Heute geben Ihre Kaiserlichen Majestäten ein Diner zu

Ehren Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Hessen

und bei Rhein.

Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin wohnten am Sonnabend Abend mit ihren Königlichen Hoheiten den Prin⸗

essinnen Victoria, Sophie und Margarethe der liturgischen ndacht im Dome bei.

Am Sonntag Vormittag gegen 10 Uhr begaben Sich die

ronprinzlichen Herrschaften zu Sr. Majestät dem Kaiser und wohnten sodann dem Gottesdienst im Dome bei. Das Diner nahmen Höchstdieselben bei Ihren Majestäten ein.

Se. Kaiserliche Hoheit besuchte mit den Großherzoglich hessischen Herrschaften die Vorstellung im Overn aufs und ehn Sich sodann mit Höchstdenselben zum Thee zu Ihren

Gestern besuchte Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz mit den Großherzoglich hessischen Herrschaften im Laufe des Vormittags die Nationalgalerie und das Königliche Schloß.

Um 12 ½ Uhr begaben Sich Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten die Kronprinzlichen Herrschaften mit den Großherzoglich hessischen Herrschaften nach Potsdam und kehrten im Laufe des Nachmittags nach Berlin zurück.

Um 5 Uhr erschienen Ihre Kaiserlichen Majestäten zum Diner bei den Kronprinzlichen Herrschaften.

Am Abend besuchten die seeuen Herrschaften mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria die Vorstellung im Opernhause.

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Der Bundesrat hat in der Sitzung vom 16. Mär risch

d. P. beschlossen, daß die en und getrockneten (gedarrten Cichorien Nr. 233 des siatistischen Waarenverzeichnisses 1 das Verzeichniß derjenigen Massenguüter, auf welche die

Bestimmung im §. 11 Absatz 2 Ziffer 3 des Gesetzes über die Statistik des Waarenverkehrs mit dem Auslande vom 20. Juli 1879 Anwendung findet, aufzunehmen sind.

Der mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Staats⸗ sekretärs im Auswärtigen Amte betraute Kaiserliche Bot⸗ schafter, Graf von Hatzfeldt⸗Wildenburg, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaube hierher zurückgekehrt und hat seine Funktionen wieder übernommen.

Der Kaiserliche Botschafter am Königlich italienischen Hofe, von Keudell, hat Rom mit kurzem ÜUrlaube verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt als interimistischer Ge⸗ schäftsträger der Legations⸗Rath von Derenthall.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. von Jacobson in Pelplin, Dr. Bartsch, Dr. Eppner, Flachs, Freudenberg, Gentz, Dr. Karewski, Reinke und Dr. Smidt in Berlin, Stabsarzt Dr. Lenhartz in Colberg.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 10. April. (W. T. B.) Die Erbgroßherzogin ist gestern Abend in Palermo von einem Prinzen entbunden wordben.

8 Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 8. April. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: In der Nacht vom 4. auf den 5. d. M. ist der Insurgentenführer Hamsic Bego aus Durakovic mit drei Genossen, von denen einer verwundet war, nach kurzem Gefechte aufgegriffen worden.

9. April. (W. T. B.) Der „Montagsrevue“ zufolge hat der Minister⸗Präsident Graf Taaffe gemessene Weisung ertheilt, Versammlungen mit ausgesprochen antisemi⸗ tischer Tendenz überhaupt nicht zu gestatten. Die Polizei⸗ organe sollen angewiesen werden, Versammlungen, in welchen derartige Bestrebungen auch nur nebenher auftreten, sofort aufzulösen. Die Regierung halte sich für verpflichtet, einen jeden Staatsbürger ohne Rücksicht auf seine politische oder konfessionelle Anschauung in allen seinen Rechten zu schützen.

Großbritannien und Irland. London, 6. Avpril. (Allg. Corr.) Fast sämmtliche Minister haben London verlassen, um die Osterferien des Parlaments auf dem Lande zuzubringen.

Die Polizei von Dublin belegte gestern daselbst ein großes fenisches Waffendepot mit Beschlag und nahm im Zusammenhange damit mehrere Verhaftungen vor.

Mr. Bradlaugch, der Abgeordnete für Northampton,

hat die Geldbuße von 500 Pfd. Sterl., zu deren Zahlung er wegen unbefugter Abstimmung im Unterhause verurtheilt worden, bei seinem Rechtsanwalt deponirt. Das Geld wird an die Depositenkasse des Queens⸗Bench⸗Gerichtshofes abge⸗ führt werden und dort bleiben, bis das Haus der Lords über die von Bradlaugh gegen das Urtheil eingelegte Berufung entschieden haben wird. 10. April. (W. T. B.) Der Deputirte Parnell ist auf eine Woche und gegen die Verpflichtung auf Ehren⸗ wort, sich nach dieser Zeit wieder zu stellen, aus der Haft ent⸗ lassen worden, um seiner in Paris wohnenden Schwester, deren Kind gestorben ist, einen Besuch abstatten zu können.

Frankreich. Paris, 6. April. (Fr. Corr.) Das Budget des Ministeriums des Aeußeren für 1883 beläuft sich auf 14 418 200 Frcs., d. i. um 582 900 Frcs. mehr, als die für das vorige Jahr bewilligten Ausgaben. Der größte Theil dieses Plus ist sür das Kapitel: „Spesen für die Amtswohnungen“, namentlich der Konsulate im Orient, bestimmt. 32 000 Frcs. werden durch die neu eingeführten Postdienste nach Mexiko und Syrien, 17 000 Frcs. durch die Errichtung des Konsulats in Tunis und der Vize⸗Konsulate in Diarbekir und Gabes, 51 000 Frcs. durch die Kosten, welche die Feier des Nationalfestes vom 14. Juli im Aus⸗ lande verursacht, 138 000 Frcs. durch die neuen Vize⸗Konsu⸗ late in Syrien und Arabien und die Einsührung des Post⸗ dienstes nach Tunesien benöthigt, wozu dann noch einige andere untergeordnete Gehaltsverbesserungen treten.

Italien. Rom, 10. April. (W. T. B.) Der König empfing heute Nachmittag den serbischen Gesandten Christics, welcher ein Schreiben des Königs Milan, betreffend die Annahme des Königstitels, überreichte.

Nach einer Meldung aus Montevideo, von heute, hat der Zwischenfall mit der Regierung von Uruguay unter den vom italienischen Geschäststräger sormulirten Bedingungen eine befriedigende Lösung dahin gefunden, daß die Schuldigen bestraft werden, daß die Beschädigten eine Entschädigung von 50 000 Frcs. erhalten, und daß dem italienischen Geschäflsträger vom Präsidenten der Republik Uruguay ein offizieller Besuch abgestattet wird.

Die Gerüchte von einem Wechsel in der Besetzung der diplomatischen Posten Italiens in Kon stantinopel und Bukarest werden von der „Agenzia Stefani“ als unbegründet bezeichnet.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen ist heute wieder hier eingetroffen. Se. Majestät der König von Württemberg wird am nächsten Mitt⸗ woch hier erwartet. Zu Ehren beider fürstlichen Gäste findet am Donnerstag am Königlichen Hofe ein Diner statt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 8. April. (W. T. B.) Nach einer Bekanntmachung im „Regierungs⸗ Anzeiger“ wird morgen in Gatschina der am Osterfeste übliche Besuch des Kaisers in der Hoskathedrale und die Ent⸗ gegennahme von Gratulationen nicht stattfinden. Die Zei⸗ tung „Moskauer Telegraph ist auf 4 Monate sistirt worden.

Wie der „Golos“ ersährt, wäre die gestern erfolgte Truppensendung von Odessa, Bender und Nico⸗ lajew nach der Stadt und dem Kreise Ananjeff in Folge von Erxzessen geschehen, welche in Ananjeff und in einigen Ortschasten des Ananjeffchen Kreises vorgekommen. An dem Markttage, am Sonntag, den 2. April, hätten Bauern in der 25 Werst von Ananjeff entfernten Ortschaft Wale⸗ gozulowo die dortigen jüdischen Buden und Häufer überfallen. Nach Unterdrückung der Erzesse te sich ergeben, daß 30 L. zern und über 80 Häuser jüdischer Besitzer demolirt worden.

„— 9. April. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ veröffentlicht ein Kai erliches Reskript an den Reichskanzler, Fürsten Gortschakoff, durch welches derselbe auf seinen Wunsch aus Ge⸗ undheitsrücksichten und wegen seines ho Alters von der Leitung des Aus⸗

wärtigen Amtes entbunden undgleichzeitig der Staatssekretär von

Giers zum Minister des Auswärtigen ernannt wird. Der Ukas, durch welchen Fürst Gortschakoff von der Leitung des auswärtigen Amtes entbunden wird, enthält am Schlusse die Worte: „Mit aufrichtiger Achtung Ihr dankbarer Alexander.“ Fürst Gortschakoff behält außer dem Titel des auch die Würde eines Mitgliedes des Reichs⸗ raths.

Der „Regierungsanzeiger“ konstatirt gegenüber anderweitigen Behauptungen, daß außer im Ananjeffschen Kreise auch in einem Distrikt Volhyniens Streitigkeiten zwischen Juden und Christen und Beschädigungen jüdischen Eigenthums vorgekommen seien. In dem ersteren Bezirke seien 14, in dem letzteren über 30 Ruhestörer ver⸗ haftet und Maßregeln gegen eine Wiederholung der Unruhen ergriffen worden. Alle anderweitigen Gerüchte seien unbe⸗ gründet. Der „Regierungsanzeiger“ sagt, er werde nicht ver⸗ fehlen, alle wirklichen Vorgänge dieser Art bekannt zu geben.

11. April. (W. T. B.) Anläßlich des in der Be⸗ setzung des Ministeriums des Auswärtigen eingetretenen Personenwechsels sagt das „Journal de St. Péters⸗ burg“: die Ernennung des neuen Ministers werde keine Ver⸗ änderung in Rußlands auswärtiger Politik herbeisühren, auch werde kein anderes Cirkularschreiben an Rußlands diploma⸗ tische Vertreter im Auslande erlassen werden, als dasjenige welches den Personenwechsel anzeige. Die Politik der gegen⸗ wärtigen Regierung sei klar präzisirt in dem nach der Thronbesteigung des Kaisers am 16. März 1881 er⸗ lassenen Cirkularschreiben, welches die Unterschrift des Ministers Giers trage, noch heute in Kraft sei und, wie Alles hoffen lasse, noch lange das Programm der Regierung bleiben werde. Das Journal citirt die wesentlichsten Stellen dieses Cirkularschreibens, in welchem u. A. gesagt sei: „die Politik des Kaisers werde vor Allem gewidmet sein den inneren Arbeiten, welche der Fortschritt des bürgerlichen Lebens und die wirthschaftlichen und sozialen Interessen erheischten, die heute den Hauptgegenstand der Sorge aller Regierungen bildeten. Rußlands auswärtige Politik werde eine wirk⸗ lich sriedliche sein. Rußland werde treu bleiben seinen Freundschaften, seinen traditionellen Sympathien. Indem Rußland sich die Stellung wahre, welche ihm im Konzerte der Mächte gebühre, und indem es über die Erhaltung des politischen Gleichgewichts wache, soweit seine eigenen Inter⸗ essen davon berührt würden, halte es sich für solidarisch für den allgemeinen Frieden, der auf der Achtung des Rechts und der Verträge beruhe.“ Schließlich weist das Journal darauf hin, daß die auswärtigen Angelegenheiten Rußlands während des letzten Dreivierteljahrhunderts nur von zwei Ministern des Auswärtigen, dem Grafen Nesselrode und dem Fürsten Gortschakoff, geleitet worden seien, und erblickt darin einen Beweis für die Stabilität in der auswärtigen Politik des Reiches und ein sicheres Unterpfand für die Zukunft.

„Moskau, 8. April. (W. T. B.) Der „Moskauer Zeitung“ zufolge beabsichtigt das Kriegsministerium, sofort nach Schluß der diesjährigen Lagerzeit, 37 500 Mann zu beurlauben.

Schweden und Norwegen. Stock holm, 5. April. (Hamb. Corr.) Zu der dem Reichstage unterbreiteten Zollreform⸗Vorlage sind von einem Mitgliede der Zwei⸗ ten Kammer verschiedene Aenderungsanträge in schutzzöll⸗ nerischem Sinne eingebracht worden.

Amerika. Washington, 4. April. (Allg. Corr.) Der Präsident Arthur hat dem Kongreß eine Bot⸗ schaft übersandt, welche die die Einwanderung der Chi⸗ nesen verbietende Bill mit einem Veto belegt. Der Haupt⸗ einwand desselben richtet sich gegen das 20jährige Verbot der Einwanderung, welche er als eine Verletzung der Unterhand⸗ lungen, auf deren Grundlage der chinesische Vertrag geschlossen worden, betrachtet. Die Maßregel schließe folglich einen Bruch des nationalen guten Glaubens in sich. Die Botschaft weist auf die angeblichen Vortheile hin, welche die Industrie bisher von den Pacifiestaaten durch die Anwesenheit der Chinesen er⸗ zielt habe, und drückt die Besorgniß aus, daß eine derartige Gesetzgebung, falls sie nicht sorgfältig von Schutzwehren um⸗ geben sei, eine nachtheilige Wirkung auf den amerikanischen Handel mit China ausüben werde. Der Präsident empfiehlt demnach, ohne irgend eine spezifische Suspensionsperiode anzu⸗ geben, daß die Länge der Frist eine versuchsweise sein solle. In der heutigen Sitzung des Senats brachte Mr. Miller aus Californien eine Bill bezüglich der Chinesen⸗ ausschließung ein, welche mit derjenigen, die der Präasident gestern mit seinem Veto belegte, identisch ist, indeß mit der Ausnahme, daß der Suspensionstermin der Chinesen⸗ einwanderung auf zehn Jahre herabgesetzt ist und das Gesetz 60 Tage nach seiner Annahme in Kraft treten soll.

Afrika. Egypten. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Kairo vom 9. hätte der egyptische Ministerrath den Vorschlag Englands abzu⸗ lehnen beschlossen, daß durch eine Konvention zwischen Italien und Egypten die Souveränetät beider Länder über die Gebiete an der Südwestküste des Rothen Meeres festgestellt werde. Egypten sei lediglich gewillt, ein Privatübereinkommen mit der Gesellschaft Rubattino abzu⸗ schließen. Der diplomatische Agent Italiens habe erklärt, daß die Entschließung des egyptischen Ministerraths, auch wenn sie eine endgültige sein sollte, keinerlei Einfluß haben könne auf die Entschließungen Italiens, das in Assab eine that⸗ läclich und rechtlich ganz unbestreitbare Stellung bereits

Zeitungsstimmen. 8

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In einem Artikel der letzten Nummer der „Nordd. Allg. Ztg.“ heißt es:

Abgesehen davon, daß durch die Einführung des (Taback⸗) Mono⸗ pols die Finanzen des Reiches auf eine rationelle, durch die Erfah⸗ rungen der vorgeschrittensten und reichsten Staaten erprobten Grund⸗ lage 32 werden würden, daß durch das Monopol der Einnahme⸗ bedarf des Reiches durch eine ergiebi, e und die Bevölkerung am min⸗ desten drückende Steuer sichergestellt werden würde abgesehen von dieser finanzpolitischen Kräftigung des Reiches würde das

konopol ein neues wirthschaftspolitisches Band um alle Einzelglieder 47. schlingen. Die bedeutenderen Autoritäten der Nationalökonomie haben jetzt schon längst anerkannt und es in ihren Schriften offen ausgesprochen, welches unerläßliche Fundament für die spatere politische Einigung Deutschlands die vorhergehende wirth⸗ chaftliche Verbindung durch den Zollverein gebildet hat. Die enge

erknüpfung und die Wechselseitigkeit der wirthschaftlichen Interessen aller Theile Deutschlands, wie sie im Zollverein real zu Tage trat, hat der deutschen Nation die Nothwendigkeit und Folgerichtigkeit der

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politischen Einigu

mehr zu gebracht, als es durch alle hierüber erschienenen Schriften und gehaltenen Reden geschehen ist. Ja, beim Rückblick auf die zurück⸗ gelegte Entwickelung darf man behaupten, daß, wenn der Zoll⸗ verein nicht bestanden hätte, im Jahre 1871, trotz aller übrigen günstigen Chancen, das Zustandekommen des Reiches sehr in Frage gestanden ha en würde. Wie aber das Bestehen des Zollvereins die nothwendige Vorbedingung zur späteren Begründung des Deutschen Reiches gewesen ist, so würde die Einführung einer gemeinsamen Steuerorganisation, eben des Tabackmonopols, ein noch festeres und lebendigeres Einheitsband bilden, und die wirthschaftlichen, wie poli⸗ tischen Interessen aller Reichstheile unauflöslich miteinander ver⸗ lzen. 8 b

Die „Elsaß⸗Lothringer Zeitung“ schreibt:

Demokratie und Freihandel organisiren neuerdings „Bürger⸗ versammlungen“, welche sich mit möglichst starken „Resolutionen“ gegen das Tabackmonopol ausgesprochen haben. So in Mannheim, München u. s. w. Fürst Bismarck ist jetzt zwanzig Jahre Minister. Wollte er alle die „Resolutionen“ zusammenlegen lassen, welche in diesen zwanzig Jahren gegen seine Politik beschlossen worden sind und die sich schon sehr kurze Zeit nachher als komisch erwiesen haben man könnte einige stattliche Aktenstöße daraus machen und es wäre vielleicht sogar wünschenswerth, alle dies Beschlüsse“ der Nachwelt zu erhalten, damit dieselbe daraus lerne, wieviel Verkehrtheiten das Treiben der Parteien im Gefolge hat. Vor sechszehn Jahren regnete es in der Frühjahrszeit auch allerlei Resolutionen gegen die Politik des damaligen Minister⸗ Präsidenten v. Bismarck, womöglich in noch vernichtenderer Tonart als heute, und schon nach drei Monaten hatten sie sich sämmtlich als Spreu erwiesen. Aehnlich ging es 1880 und 1881 mit der Hamburger Zollanschlußfrage und gerade ebenso wird es mit dem Taback⸗ monopol ergehen. 8

In einem anderen Artikel beleuchtet das genannte Blatt die von der Handelskammer zu Baden empfohlene amerikanische Tabacksteuer. Der Artikel schließt mit den Worten:

Frankreich hat wiederholt die Einführung dieses Systems ver⸗ sucht, ist aber immer wieder auf das Monopol, als das einzig richtige und zweckdienliche System zurückgekommen und erfreut sich desselben als einer Quelle reichlicher Einnahmen und Niemand unter der prak⸗ tischen französischen Handelswelt denkt daran, dasselbe aufzuheben. Auch bei uns in Deutschland wird es segenbringend werden, sobald es einmal eine Zeit lang zur Einführung gelangt ist. Die Taback⸗ pflanzer werden das Monopol noch als ein Glück begrüßen, die Arbeiter werden in den verschiedenen Fabriken eine sichere Anstellung und höhere Löhne erhalten, sowie auch die humanste und rücksichts⸗ vollste Sorge für ihre Gesundheit und ihr sittliches Gedeihen finden.

Dieselbe Zeitung enthält weiter folgenden Artikel:

Seit Jahren ist vom Tabackmonopol in Deutschland die Rede, noch niemals aber haben die „Hülfsindustrien der Tabackindustrie“ ihre Ansprüche angemeldet. Daß sie es jetzt thun, ist ein Zeichen, daß man in den betheiligten Kreisen an die Einführung des Monopols glaubt und demnach bei der zu erwartenden allgemeinen Liquidation nicht fehlen oder gar übergangen sein will. Am Sonntag hat in Cassel eine Versammlung von Vertretern der „Hülfsindustrien der Tabackfabrikation“ stattgefunden, welche sich nach langer Debatte zu der üblichen „Resolution“ vereinigt haben. Die letztere erklärt sich „auf das Entschiedenste gegen das Tabackmonopol“.

„Die Fabrikation von Cigarrenkisten, Wickelformen und Four⸗ nieren, die Druckereien und lithographischen Anstalten, die Papier⸗ und Papierwgaren⸗, Seidenband⸗ und Maschinenfabriken, Gießereien, Zinnfolien, Drahtstiftfabriken, eine große Anzahl von Handwerken und Hausindustrien sie Alle finden in der Tabackindustrie die Quelle der Ernährung und des Wohlstandes. Die Gesammtausgaben für die Verbrauchsgegenstände zur Ausstattung und Verpackung der Tabackfabrikate werden sich auf etwa 20 Millionen Mark im Jahre belaufen. Alle diese Erwerbsthätigkeiten werden vom Mono⸗ pol ihrer Basis beraubt; dasselbe wird sowohl durch Reduktion der Kosten für die Verpackung und Ausstattung, die mehr und mehr künstlerische Bedeutung (!) gewonnen hat, als auch durch Verringe⸗ rung des Cigarrenkonsums den Verbrauch der Erzeugnisse der Hülfs⸗ industrien aufs einschränken, vielleicht diese Fabrikate selbst in eigener Regie herstellen.“

Es wird 288 Vorstehenden also anerkannt, daß bisher 20 Mil⸗ lionen Mark im Jahr für Verpackung und Ausstattung ausgegeben worden sind, welche demnach thatsächlich eine erhebliche Belastung der jetzigen Tabackindustrie darstellen. Die Befürchtung, daß die Monopolverwaltung diese Kosten reduziren und weniger „künstlerischen“ Luxus treiben könnte, mag für die Betheiligten allerdings unbequem sein, der Steuerzahler, dem die Erträge des Monopols zu Gute kommen sollen, fährt jedenfalls sehr gut dabei, wenn die Verwaltung solchen Luxus nicht treibt. 1 u“

Der Berl. Aktionär bezweifelt die Richtigkeit der durch die deutsche Presse laufenden Mittheilungen über die Neu⸗Organisation der Staatsbahnverwaltung in Folge der Verstaatlichung weiterer Bahnen und bemerkt dazu:u

Die oberste Eisenbahnverwaltung Preußens kann für sich die Anerkennung in Anspruch nehmen, daß sie bisher nicht nur mit Muth, Entschlossenheit und Zähigkeit, sondern auch mit Besonnenheit und gewissenhafter Abwägung aller dem Ziele nachgestrebt hat, das sie sich stellte, als sie im Interesse des deutschen Wirthschafts⸗ lebens unter Schonung der eingebürgerten Gestaltungen, soweit dies mit jenen Interessen vereinbar erschien, unserem Verkehrswesen die neue Richtung gab. Wir glauben, das Land darf vertrauen, daß die großen Erfolge, welche sie neuerdings erzielte, sie nicht berauschen und auf den Weg der Uebereilung drängen werden. Gut Ding will Weile haben! Das hat fich die Eisenbahnverwaltung bei jeder Ge⸗ legenheit gesagt, und je größer ihre Aufgabe und ihre Verantwort⸗ lichkeit wird, um so ecs wird sie an diesem bewährten Grundsatze unwandelbar festhalten.

Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 21. Inhalt: Verfügungen: vom 4. April 1882. Abnahme der ankommenden Kartenschlüsse; Uebergabe auf Bahnhöfen.

Deutsches Handels⸗Archiv. Zeitschrift für Handel und Gewerbe. Aprilheft. Inhalt: Erster Theil. Gesetzgebung: Deutsches Reich: Ermächtigung einer weiteren Zollstelle zur unbe⸗ schränkten Abfertigung von Baumwollgarn, Leinengarn und Leinwand. Beschluß, betreffend die Statistik des Waarenverkehrs mit dem Auslande. Wiederermächtigung einer Zollstelle zur Abfertigung von Baumwoll⸗ und Leinengarn. Tarifirung versilberter Glas⸗ platten. Tarifirung von Asbestwaaren. Spanien: Verzollung der Lokomotivtender. Gestattung der Aus⸗ und Einschiffung ge⸗ wisser Materialien in dem Küstenorte Bolaga. Gestattung der Aus⸗ und Einschiffung verschiedener Artikel im Hafen von Elanchove. Griechenland: Griechischer Zolltarif vom Oktober 1880. Berichte: Belgien: Der auswärtige Handel und die Schiffahrt Belgiens im Jahre 1880. Niederlande: Middelburg (Verkehr deutscher Schiffe im Hasen von Vlissingen⸗Middelburg während des Jahres 1881). Spanien: Havana (Verkehr deutscher Schiffe in 1881). Rumänien (Verkehr deutscher Schiffe in Galatz während des Jahres 1881). China: Amoy (deutscher Schiffs⸗ verkehr in 1881). Portugal: Ilha do Sal (Verkehr deutscher Schiffe und Salzausfuhr in 1881). Uruguay: Montevideo (deut⸗ scher Schiffsverkehr in 1881) Italien: Livorno deut⸗ cher Schiffe in 1881). Oesterreich⸗Ungarn: Schiffahrt von Triest m Jahre 1881. Rußland: Beiträge zur Kenntniß der Industrie Rußlands, insbesondere des Moskauer Fabrikbezirks. Japan Be⸗ richt aus YPokohama über den auswärtigen Handel Japans im Jahre 1880. Vereinigte Staaten von Amerika: New⸗York (Winke für den deutschen Exporteur). Frankreich: Saigon (Aussichten der Reis⸗ und Baumwollenernte in geseüi c estnchna Dieppe (Verkehr deutscher Schiffe im Jahre 1881). Groß⸗

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britannien: La Valetta (Schiffsverkehr von Malta in 1881. Glasgow (Eisenindustrie seit Dezember 1881). Brasilien: Desterro (Verkehr deutscher Schiffe im Jahre 1881). Zweiter Theil. Konsulatsberich e: Osteuropa. Archangel: Jahres⸗ bericht für 1881. Südeuropa. Kalamata: Jahresbericht für 1881. Tarragona: Jahresbericht für 1881. Messina: Bericht über die Schwefelindustrie Siciliens. Westeuropa. Dover: Jahres⸗ bericht für 1881. Nordeuropa. Korsör: Jahresbericht für 1881. Friedericia: Jahresbericht für 1881. Aalborg: Jahresbericht für 1880 und 1881. Nordamerika. Mexiko: Der Importhandel Mexikos. Zweiter Theil. Galveston: Handelsverkehr im Jahre 1881). Afrika. Algier: Bericht über die wirthschaftlichen Verhältnisse Algeriens; Schiffahrt und Handel im Jahre 1880 und deutscher Schiffsverkehr im Jahre 1881. Port Louis (Mauritius): Jahresbericht für 1881. Australien und Polynesien. Sydney: Produktion und Ausfuhr von Gold in Victoria im Jahre 1881.

Justiz⸗Ministerial⸗Blatt Nr. 14. Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 1. April 1882, betreffend die Ressortverhältnisse der Militärbehörden bei der Pfändung von Diensteinkommen und Pensionen der Offiziere und Militärbeamten. Allgemeine Ver⸗ fügung vom 4. April 1882, betreffend die Bezeichnung der der in dem Etat für 1882/83 zur Verfügung stehenden

onds.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 14. Inhalt: Amtliches: Hagen⸗Stipendien⸗Stiftung. Personalnachrichten. Nichtamtliches: Der Baubetrieb des Gotthardtunnels. Das römische Kastell in Deutz. Flußregulirungen und Nutzbarmachung von Wasserkräften in Bayern und Württemberg (Schluß). Ver⸗ mischtes: Das Ober⸗Landesgerichtsgebäude in Posen. Museum für die Kunstschätze des Herzogs von Cumberland. Konkurrenz um Entwürfe zu einem Mustertheater. Die Kommission für das Nationaldenkmal Victor Emanuels in Rom. Bestrebungen zur Verstaatlichung der Kanäle in England.

Statistische Machrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ amts sind in der 13. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 25,0, in Breslau 35,6, in Königsberg 29,1, in Cöln 29,8, in Frankfurt a. M. 27,7, in Hannover 23,0, in Cassel 27,4, in Magdeburg 22,2, in Stettin 26,5, in Altona 20,5, in Straßburg —, in Metz 33,0, in München 37,9, in Nürnberg 44,1, in Augsburg 28,9, in Dres⸗ den 20,8, in Leipzig 18,3, in Stuttgart 35,1, in Braunschweig 25,6, in Karlsruhe 34,0, in Hamburg 25,0, in Wien 41,1, in Budapest 38,0, in Prag 42,3, in Triest 31,3, in Krakau 47,3, in Basel 19,6, in Brüssel 25,5, jn Amsterdam 26,6, in Paris 30,7, in Kopen⸗ hagen 23,3, in Stockholm 18,3, in Christiania 23,0, in St. Peters⸗ burg 41,5, in Warschau 37,2, in Odessa 28,7, in Bukarest 26,3, in Rom —, in Turin 30,1, in Madrid 67,4, in London 22,2, in Glas⸗ gow 24,6, in Liverpool 26,9, in Dublin 36,0, in Edinburg 19,5, in Alexandria (Egypten) 28,2. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗York 23,1, in Philadelphia 34,5, in Chicago 25,8, in St. Louis 19,3, in Cincinnati 22,7, in San Franzisko 27,8, in Kalkutta 27,1, in Bombay 32,8, in Madras 47,7.

Beim Beginn der Berichtswoche waren an den ost⸗, nord⸗ und mitteldeutschen Beobachtungsorten südliche und südöstliche, an den süd⸗ und westdeutschen westliche und südwestliche Windrichtungen, die an letzteren Stationen sogar stürmischen Charakter annahmen, vor⸗ herrschend, gingen aber bald ziemlich allgemein, in Nord⸗ und West⸗ deutschland nach vorübergehendem Wechsel mit Nordwest, in westliche und südwestliche Luftströmungen und zu Ende der Woche in östliche und nordöstliche (in Konitz in nordwestliche) über. Die Temperatur der Luft überstieg allgemein, an den ost⸗, nord⸗ und mitteldeutschen Stationen um mehre Grade Celsius, die normale. In Konitz, Bremen, München sank das Thermometer zeitweise bis unter 00 G. Niederschläge, auch Schnee, Hagel, waren nicht selten. Der beim Wochenbeginn schon niedrige Druck der Luft nahm bald zu, stieg aber bis zum 28. rasch, sank am 29. wiederum, zeigte jedoch am Schluß der Woche an allen Stationen Neigung zum Steigen.

Die Sterblichkeit waren im Allgemeinen in der Berichtswoche eine größere; von den größeren Städten Europas hat sie nur in London und Wien etwas abgenommen. Die allgemeine Sterblich⸗ keitsverhältnißzahl für die deutschen Städte stieg auf 27,8 (von 27,1) auf 1000 Bewohner und pro Jahr gerechnet, besonders war in den west⸗ und süddeutschen Städten die Sterblichkeit eine gesteigerte. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine größere. Von 10 000 Lebenden starben pro Jahr 92 Kinder unter 1 Jahr gegen 86 der Vorwoche (in Berlin 81 gegen 65).

Unter den Todesursachen wurden von den Infektionskraakheiten nur Scharlach, Pocken und Kindbettfieber etwas häufiger Todes⸗ veranlassung. Mehrere haben ziemlich allgemein nachgelassen, so in Berlin, Christiania, Kopenhagen, London, Dublin, Edinburg, Paris; nur in Heidelberg, München und Wien ist eine Abnahme der Todes⸗ fälle nicht ersichtlich. Scharlachfieber bedingten in Kiel, Dresden, Hamburg, Hannover, Barmen, Elberfeld, St. Petersburg mehr, in Berlin, Frankfurt a. M., Wien weniger Todesfälle. Diphtherie zeigte in Königsberg, Danzig, Stuttgart, Nürnberg, Dresden, Berlin, Hannover, Barmen, Wien eine Abnahme, in Elbing, Breslau, Thorn, Chemnitz, Hamburg, Elber⸗ feld, Frankfurt a. M., Karlsruhe, Pest, Paris, London, Turin eine Zunahme der Sterbefälle. Die Zahl der Todesfälle an Keuchhusten war in London im Abnehmen, in Ham⸗ burg, Altona, Frankfurt a. M. im Zunehmen. Unterleibstyphen traten allgemein in beschränkter Zahl auf, Todesfälle an Flecktyphus kamen aus deutschen Städten 6 (je 2 aus Bromberg und Thorn, je 1 aus Memel und Graudenz) zur Meldung. Ferner kamen aus Triest, Odessa, Bukarest, Valencia und Malaga vereinzelte, aus Budapest und Warschau je 3, aus Krakau 5, aus St. Petersburg 17 Todesfälle an Flecktyphus zur Anzeige. Auch Rückfallsfieber zeigten sich in den Regierungsbezirken Stettin und Königsberg mehrfach, jedoch meist mit günstigem Verlauf. Darmkatarrhe der Kinder haben in Wien, Brech⸗ durchfälle in Freiburg i. B. mehr Todesfälle hervorgerufen. Lungen⸗ entzündungen führten allgemein, besonders aber in Nürnberg und Stuttgart, häufiger zum Tode. Pockentodesfälle waren in Wien, Budapest, Paris, St. Petersburg, Warschau, London häufig, in Prag, Brüssel, Liverpool, Manchester, zeigten sich Pocken in beschränkter Zahl. Die Pockenepidemie in Fssen forderte in der Berichtswoche 6 weitere Opfer. Ferner kamen aus deutschen Städten noch 2 Todes⸗ fälle an Pocken aus Beuthen, je 1 aus Königsberg, Memel und München, zur Meldung.

Das „Centralblatt für die gesammte Unterrichtsverwaltung in Preußen“ enthält im Märzheft einen unter Benutzung amtlicher Quellen bearbeiteten, sehr eingehenden Aufsatz über die unterrichtliche Versorgung der Schulkinder im preußischen Staate. Wir entnehmen diesem Aufsatz Folgendes:

Als vor 10 Jahren sich ein bedenklicher Mangel an Volksschul⸗ lehrern fühtbar machte, nahm die Regierung darauf Bedacht, dem Lehrerstande durch die Verbesserun seinen äußeren Lage eine erheb⸗ lich größere Zahl von Bewerbern zuzuführen, dann aber auch den angehenden Lehrern sichere Wege zur Ausbildung zu bieten. Insonderheit ist dem Uebelstande, daß die Volksschule die Schüler im fünfzehnten Lebensjahre entläßt, das Seminar dieselben aber erst mit dem achten „82 aufnimmt, dadurch abgeholfen wor⸗ den, daß für die drei Zwischenjahre Präparandenanstalten ins Leben gerufen bezw. unterstüßzt worden sind. Im Jahre 1881 —82 waren bereits 30 staatliche Präparandenanstalten, über die ganze Monarchie, mit Ausnahme der Provinz Brandenburg, zerstreut, vor⸗ handen, welche 405 5905 Ausgaben erforderten, und außerdem verfügte die Unterrichtsverwaltung noch über einen 194 878 betragenden Dispositionsfonds zur des

Präparandenwesens. Dank den Präparandenanstalten ist es möglich gewesen, sämmtliche etatsmäßige Stellen in den Seminaren zu be⸗

setzen, was aber auch nur durch die Erhöhung des Etats der Semi⸗ nare (einschließlich des Präparandenwesens) in den letzten 10 Jahren um 3 212 694 möglich gewesen ist.

Wie groß die Ausgabe der Verwaltung auf diesem Gebiete ist,

ergiebt die Thatsache, daß in den 7 größten Städten Preußens die Einwohnerzahl von Ende 1871 bis Ende 1880 von 1 543 304 auf 2 049 431 stieg, das heißt um 506 127 Einwohner (32,8 %) oder noch 1500 mehr, als der ganze Regierungsbezirk Minden mit seinen 982 Lehrerstellen zählt. Verhältnißmäßig noch größer war die Zunahme der Bevölkerung in 23 mittleren und kleineren Städten, in denen die Einwohnerzahl von 573 497 auf 818 117 oder um 244 620 (42,7 %) stieg, d. h. 30 000

mehr als der Regierungsbezirk Stralsund mit seinen 632 Lehrerstellen.

Um das unterrichtliche Mehrbedürfniß dieser 30 Städte zu befriedigen,

würden bei den bescheidensten Ansprüchen mindestens 1600 Lehrer⸗

stellen nöthig gewesen sein, ohne daß darum irgend wo anders auch nur eine Stelle entbehrlich geworden wäre. Die Aufgabe der Unterrichtsverwaltung,

der stetigen Zunahme der Einwohnerzahl mit einer entsprechenden Ver⸗ mehrung der Lehrerkräfte zu folgen, wird dann noch durch die Ungleich⸗ mäßigkeit in der Bewegung der Bevölkerung erschwert. In den Landkreisen ist 3. B. das Maximum der Zunahme (Lübben) 17,83 %, wogegen das Minimum (Elbing, Land) auf 1,18 % sinkt. Einzelne Mittheilung aus den Berichten der Aufsichtsbehörden veranschaulichen die Größe der ihnen obliegenden Aufgabe. In Berlin hat sich die Ein⸗ wohnerzahl im letzten Jahrzehnt um nahezu 300 000 ver⸗ mehrt, was mindestens 600 neue Cchrerstellen erfordert haben würde. Ende 1870 betrug die Gesammtzahl de in den Gemeindeschulen und in 18 Privatschulen unterrichteten Kinder 50 943, Ende 1880 empfingen 94 299 Kinder unentgeltlichen Unter⸗ richt in 117 Schulen mit 1763 Klassen in 1387 eigenen Gebäuden. Die Aufwendungen für das Volksschulwesen in Berlin sind von 1876 80 von 2 627 599 auf 4 161 538 ℳ, also um 828 417 gestiegen. In 11 Jahren sind 64 Schulen mit 1148 Klassen neu entstanden. An den Volksschulen sind, die Taubstummen⸗ und Blin denschulen und ca. 500 technische Lehrerinnen ungerechnet, 1742 Lehr⸗ kräfte thätig, 1100 mehr als vor 11 Jahren. Die Lehrer strömen aus allen Provinzen nach Berlin, so daß die Versorgung der Hauptstadt mit Lehrern überall im Lande Lücken entstehen läßt. Noch größer ist die Aufgabe der Schulverwaltung in der Umgebung Berlins, für welche im Jahre 1877 eine selbständige Schulinspektion „Berlin Land“ gebildet ist. Dieselbe umfaßt in 30 Gemeinden 37 Schulen mit 197 Klassen, 143 Lehrern, 21 Lehrerinnen, 31 Handarbeitslehre⸗ rinnen, 11 815 Schulkindern. 58 Klassen und 53 Lehrerstellen sind hier in 4 Jahren neu begründet worden. Erheblich stärkerer Anstren⸗ gungen bedarf die Unterrichtsverwaltung, um ihre Ziele in den Pro⸗ vinzen zu erreichen, wo die Bevölkerung nach Sprache und Bekennt⸗ niß gemischt ist, wo die Verschiedenartigkeit der Bodengestaltung, und der Erwerbsverhältnisse sowie der aus diesen 8 ergebenden Bedürfnisse eine gleichartige Ordnung des olksschulwesens unmöglich macht und mancherlei Nothbehelf unvermeidlich er⸗ scheinen läßt, wie die Beschäftigung von Wanderlehrern (in Ost⸗ und Westpreußen), die Einrichtung von Laufschulen (in Schlesien), von Doppelschulen (in Hessen⸗Nassau), von Schulen mit verkürzter Unterrichtszeit für Kinder, welche in Fabriken arbeiten oder auf dem Lande zum Hüten des Viehes ver⸗ miethet sind (Fabrikschulen, Hüteschulen, Sommerschulen). Wie eine im Jahre 1871 aufgenommene Zählung ergab, fanden sich unter den damaligen Volksschulkindern nur polnisch redende 360 528, litthauisch redende 10 075, wendisch 6690, mährisch 8239, böhmisch 1131, dänisch 21 243, friesisch 1035, wallonisch 1420, holländisch 7, zusam⸗ men 410 380 Kinder, welche bei dem Eintritt in die Schule nicht deutsch verstanden. Es ist möglichst dafür gesorgt worden, daß es den bilinguistischen Schulen niemals an Lehrern fehle und daß diese auch zur Ertheilung des Unterrichts bei anders redenden Kindern befähigt seien.

(Fortsetzung folgt.)

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften wird am Mittwoch, den 26. April, ihre 158. Hauptversammlung abhalten.

Musikalisches Konversations⸗Lexrikon. Eine Ency⸗ klopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften. Unter Mit⸗ wirkung der hervorragendsten Fachmänner, begründet von H. Mendel, vollendet von Dr. A. Reißmann gr. Lex.⸗8o. Neue Stereotyp⸗ Ausgabe in 140 Lieferungen (einschl. Ergänzung) zu je 50 ₰. 1. Lieferung. (Berlin, Verlag von Robert Oppenheim.) Die vor⸗ genannte Encyklopädie erfreute sich seit dem ersten Beginn ihres Er⸗ scheinens vor nunmehr 12 Jahren bei Fachleuten und Laien einer gleich allgemeinen Gunst, da sie, über Praxis und Theorie der Musik, Musikgeschichte und Biographie gleich willkommene schnelle Orien⸗ tirung ermöglichend, eine bis dahin schmerzlich empfundene Lücke aus⸗ füllte. Der Begründer des trefflichen Werkes sollte leider die Voll⸗ endung desselben nicht mehr erleben, hat aber einen kenntnißreichen und tüchtigen Nachfolger gefunden, der dasselbe zum Abschluß brachte. Der Beifall der Fachpresse und der Musiktreibenden begleitete das Unter⸗ nehmen, welches eine so starke Verbreitung fand, daß nunmehr bereits eine neue stereotypirte Ausgabe nothwendig geworden ist. Dieselbe soll bis auf die jüngsten musikalischen Erscheinungen der Gegenwart fortgeführt werden und dürfte bei dem niedrig normirten Preise einer gleich großen Zahl von Subskribenten wie die erste gewiß sein.

Von der kleineren, kürzlich angezeigten Ausgabe, welche Dr. Aug. Reißmann nach jener größeren Encyklopädie bearbeitet hat, und die zu Weihnachten v. J. abgeschlossen worden, dem „Handlexikon der Tonkunst“, ist ebenfalls bereits eine zweite Ausgabe erforder⸗ lich geworden. Dieselbe kann in 18 Lieferungen zum Preise von je 50 oder vollständig, geh. für 9 ℳ, geb. für 10 ℳ, bezogen werden.

Dem diesjährigen Jahresbericht über die Fried⸗ richs⸗Werdersche Gewerbeschule in Berlin, erstattet von dem Direktor derselben, Gallenkamp, entnehmen wir folgende Angaben: Die Friedrichs⸗Werdersche Gewerbeschule ist eine lateinlose Realschule mit neunjährigem Kursus. Sie hat 9 Klassenstufen mit Jahres⸗ kursen. An der Anstalt unterrichteten im Sommersemester 1881 29, im Wintersemester 1881 82 31 Lehrer (außer dem Direktor 9 Ober⸗ lehrer, 9 ordentliche Lehrer, 6 bezw. 8 wissenschaftliche Hülfslehrer, 4 technische Lehrer). Die Anzahl der Schüler betrug im verflossenen Schuljahre: im Sommersemester 1881 im Ganzen 546, im Winter⸗ semester 1881 82 im Ganzen 525. Nach abgelegter Abiturienten⸗ prüfung verließen zu Ostern 1881 2, und zu Michaelis 1881 4 Schüler die Anstalt mit dem Zeugniß der Reife. Außerdem habe im verflossenen Jahre von Ostern 1881 incl. bis Ostern 1882 exel. Schüler die Gewerbeschule verlassen: Ober⸗Prima 1, Unter⸗

Unter⸗Tertia 18, Quarta 29, Quinta 15, Sexta 17. Dagegen wurden aufgenommen: Ostern 1881 69, Michaelis 1881 64 Schüler. Im Winter⸗Semester 1881/82 hat bei der Schule eine Fortbildungs⸗Anstalt nach den neuen „Grundsätzen für die Verwaltung des Fortbildungs⸗ Schulwesens der Stadt Berlin“ bestanden. Dieselbe hatte 2 Abthei⸗ lungen. In der einen, von der Stadt selbst eingerichteten, wurde im deutschen Stil (2 Stufen), im kaufmännischen Rechnen, in der Buch. führung, im Französischen (2 Stufen) und Englischen (2 Stufen) unterrichtet; in der anderen, von der Korporation der Kauf⸗ mannschaft unterhaltenen Abtheilung wurden Handelsgeogra⸗ phie und Handelsrecht vorgetragen. e Gewerbeschul

bildet ihre Schüler für die Studien auf technischen Hoch

schulen; in ihren mittleren Klassen verfolgt sie Htugleich das Ziel der Vorbildung für den bürgerlichen Beruf. Sie ist keine Fach⸗ chule, sondern eine Bildungsanstalt, welche das geistige Vermögen hrer Schüler zu derjenigen Entwickelung bringen will, welche die nothwendige Voraussetzung einer freien und nse Erfassung des Lebensberufes bildet. Sie pflegt neben den sprachl ch⸗historischen Fächern besonders die mathematisch⸗raturwissenschaftlichen und das

Zeichnen; das Lateinische 8 von ihrem Lehrplan ausge⸗ schlossen. Das durch die Abituricentenprüfung an der Ge⸗ werbeschule erworbene Zeugniß berechtigt unmittelbar zu den

Drima 9, Ober⸗Sekunda 12, Unter⸗Sekunda 40, Ober⸗Tertia 9,