1882 / 92 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 19 Apr 1882 18:00:01 GMT) scan diff

Cöln (rechtsrheinische) (30), Bromberg (12) und die Oberschlesische Eisenbahn (18); verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksichtigung der geförderten Achskilometer und dder im Betriebe gewesenen Längen, sind jedoch auf den Bahnstrecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗ Direktion Cöln (rechtsrheinische) der Oberschlesischen Eisen⸗ bahn und den Badischen Staats⸗Eisenbahnen die meisten Ver⸗ unglückungen vorgekommen.

B. Größere Privatbahnen mit je über 150 km 8 Betriebslänge (bei zusammen 5889,05 km Betriebslänge uund 87 923 580 geförderten Achskilometern) 14 Füll⸗ darunter die größte Anzahl auf die Rechte Oder⸗Ufer⸗ ahn (4), die Altona⸗Kieler Eisenbahn (2) und die Braunschweigische Eisen⸗ bahn (2), auch verhältnißmäßig sind auf den vorge⸗ nannten Eisenbahnen die meisten Verunglückungen vorge⸗ kommen.

C. Kleinere Privatbahnen mit je unter 150 km Betriebslänge (bei zusammen 1115,76 km Betriebs⸗ länge und 8 219 865 geförderten Achskilometern) 4 Fälle und zwar auf der Dortmund⸗Gronau⸗Enscheder Eisenbahn 1 Fall und der Lübeck⸗Büchener Eisenbahn 3 Fälle.

Die den Domänenpächtern bewilligten Dar⸗ lehne behufs der Ausführung von Meliorationen, insbesondere von Drainirungen, auf Domänenvor⸗ werken werden vom 1. April l. Js. ab nicht mehr aus Fonds der Seehandlung gezahlt, sondern als einmalige und außerordent⸗ liche Ausgaben der Domänenverwaltung, und zwar pro 1. April 1882/83 unter Kapitel 8 Titel 1 in Ausgabe ver⸗ rechnet. Wegen des Nachweises dieser Ausgaben in den Kassenextrakten und Rechnungen finden daher, nach einer Cirkularverfügung des Ministers für Landwirthschaft ꝛc, vom 8. d.

M., vom 1. April lfd. Is. ab die Bestimmungen der Cirkular⸗ verfügung vom 19. Mai v. J. Anwendung, nach welchen die betreffenden Kapitalien nicht, wie bisher, in den Extra⸗ ordinarien⸗Rechnungen zu den Domänenverwaltungs⸗ Rechnungen, sondern in den letzteren Rechnungen selbst und zwar hinter der besonders abzuschließenden „Abtheilung A. Dauernde Ausgaben“, unter der „Abthei⸗ lung B. Einmalige und außerordentliche Ausgaben“, und zwar pro 1. April 1882/83 unter „Kap. 8 Tit. 1: Zur Be⸗ willigung von Darlehen an Domänenpächter behufs der Aus⸗ führung von Meliorationen, insbesondere Drainirungen auf Domänenvorwerken“ nachzuweisen sind. Es sind stets nur die wirklich gezahlten Beträge in den Extrakten und Rechnun⸗ gen aufzuführen, Ausgabereste aber in dieselben nicht übernehmen. Eine spezielle Erläuterung der gezahl⸗

Beträge ist in den einzureichenden Kassenextrakten

Domänenverwaltung nicht erforderlich, dagegen ist

durch die Cirkularverfügung vom 22. Januar 1872 vorgeschriebene Nachweisung der bewilligten Darlehne und der darauf gezahlten Beträge nach wie vor und zwar in Füeznnft bis zum 1. April jed. J. einzureichen. In diese achweisung sind sämmtliche von dem Minister zu Draini⸗ rungen ꝛc. bewilligte Darlehnsbeträge, soweit deren Zahlung in früheren Jahren nicht bereits vollständig bewirkt ist, also auch diejenigen zugesicherten Darlehne, auf welche noch keine Zahlungen erfolgt sind, aufzunehmen, so daß aus der vor⸗ letzten Spalte genau ersichtlich ist, welche Summen auf die bewilligten Beträge noch zu zahlen bleiben. Hinter der ge⸗

dachten Spalte ist noch eine Spalter einzuschalten: „Davon kommen im nächsten Rechnungsjahre zur Zahlung“, da⸗ mit bei der Disposition über den verfügbaren Fonds hierauf Rücksicht genommen werden kann. Die in den Kassenabschlüssen und Rechnungen nachgewiesenen

Beträge müssen demnächst mit den vorgedachten Nachweisungen genau übereinstimmen.

Die Strafbarkeit eines Kaufmannes, wel⸗ cher seine Zahlungen eingestellt und während seiner Ge⸗ schäftsthätigkeit einmal die Bilanzziehung in der vorgeschrie⸗ benen Zeit unterlassen hatte, wegen Bankerutts, wird, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Straf⸗ senats, vom 17. Januar d. J., dadurch nicht beseitigt, daß die unterlassene Bilanzziehung mit der Zahlungs⸗ einstellung in keinem Kausalzusammenhange steht; viel⸗ mehr genügt zur Strafbarkeit, daß beide Momente Unterlassung der Bilanzziehung und Zahlungseinstellung auf dasselbe Geschäft sich beziehen. „Der §. 210 Nr. 3 der Reichs⸗Konkursordnung verlangt weder einen Kausalzusammen⸗ hang zwischen dem Unterlassen der Bilan ziehung und der Zahlungseinstellung, noch stellt er eine durch Gegenbeweis zu widerlegende Rechtsvermuthung dafür auf, daß die Zahlungsein⸗ stellung durch die Unterlassung der Bilanzziehung herbeigeführt ist. Er erklärt es vielmehr für die Strafbarkeit des Ban⸗ kerutts als genügend, daß gegen die Bestimmung des H. G. B. die Bilanzziehung unterlassen und dadurch eine jedem Kaufmann durch das Gesetz auferlegte Pflicht verabsäumt ist. Der Grund der Strafbarkeit ist somit lediglich darin zu finden, daß in einem solchen Falle der Schuldner den durch den Bankerutt geschädigten oder gefährdeten Gläubigern als ein pflichtgetreuer Kaufmann nicht gegenübersteht. Daß die Unterlassung der Bilanzziehung und die Zahlungseinstellung sich auf dasselbe kaufmännische Geschäft beziehe, ist allerdings erforderlich, im vorliegenden Falle aber auch feüigestellt Eines weiteren Zusammenhanges bedarf es nicht.“

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath: Königlich bayerischer Ober⸗Regierungs⸗Rath Schmidtkonz, Königlich sächsischer Staats⸗Ministrr Freiherr von Könneritz, König⸗ lich württembergischer Ober⸗Finanz⸗Rath von Moser, Groß⸗ herzoglich mecklenburg⸗schwerinscher Staatsrath von Bülow, Großherzoglich mecklenburg⸗schwerinscher Ober⸗Zoll⸗Direktor Oldenburg, Herzoglich sachsen⸗altenburgischer Staats⸗Mi⸗ nister von Leipziger und Herzoglich anhaltischer Staats⸗Mi⸗ nister von Krosigk, sind in Berlin eingetroffen.

Bayern. München, 16. April. Die Augsb. „Allg. Ztg.“ schreibt: Die Einberufung des Reichstages auf den 27. d. M. macht es sehr wünschenswerth, daß unsere Kam⸗ mern ihre Aufgaben bis Ende dieses Monats zur Erledi⸗ gung bringen, damit die zahlreichen Mitglieder beider Kam⸗ mern, welche dem Reichstage angehören, nicht abgehalten sind, zu den Sitzungen des letzteren rechtzeitig in Berlin eintreffen u können. Man will denn auch, wie wir hören, bemüht ein, die noch zu erledigenden Arbeiten so zu beschleunigen, daß bis zum 29. d. die letzten Sitzungen beider Kammern attfinden können. Die Kammern werden diesmal nicht los vertagt werden, wie es während der letzten Wahl⸗ 9 fünfmal der Fall war, es wird vielmehr ein förm⸗ icher Schluß des Landtages erfolgen und demzufolge

des Finanzausschusses der Abgeordnetenkammer wollen morgen eine genaue Einsicht von den Einrichtungen des Königlichen Hoftheaters und des Königlichen Residenztheaters nehmen und erst hierauf über das an die Kammern gelangte Postulat von 229 000 für Bauten, welche zur Sicherstellung der Theater gegen Feuersgefahr, sowie zum Schutze des Publikums bei Brandfällen, ausgeführt werden sollen, in Berathung treten. Das Postulat ist bekanntlich ve Ring⸗Theaters den Kammern in Vorlage gebracht worden.

18. April. (W. T. B.) Die Kammer der Reichs⸗ räthe hat heute mit allen gegen 10 Stimmen den Beschluß der Abgeordnetenkammer betreffs der Tegernsee'er Er⸗ klärung abgelehnt.

Sachsen. Dresden, 19. April. König ist hierher zurückgekehrt und auf dem Bahnhofe von dem Prinzen Georg und dessen Familie, den Ministern und der Generalität empfangen worden.

Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 16. April. (Dr. J.) Vorgestern haben die anläßlich der Vermählung Ihrer Hoheit der Prinzessin Maria Anna von Sachsen⸗ Altenburg, Tochter Sr. Hoheit des Prinzen Moritz, mit

(W. T. B.) Der

Sr. Durchlaucht dem Erbprinzen Georg von Schaum⸗ burg⸗Lippe veranstalteten heute Abend fand die

Festlichkeiten begonnen, und Trauung des hohen Paares statt.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 18. April. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Vierer⸗Ausschusses der ungarischen Delegation erklärte der Minister des Aus⸗ wärtigen, Graf Kalnoky, auf verschiedene Anfragen: Die Haltung der serbischen Regierung und Bevölkerung gab zu keinerlei Beschwerde Anlaß. Anfänglich, als die Umrisse der Ereignisse unbestimmt waren und subversive Elemente auf die bestehende Gährung allerlei Hoffnungen setzten, mögen sich auch in Serbien vereinzelte Agitationscentren gebildet haben, die jedoch in der Bevölkerung ohne Widerhall und ohne Theil⸗ nahme blieben. Die serbische Regierung habe aber in ihren freundnachbarlichen Pflichten auch diesen kleinen Agitationen ein wachsames Auge zugewendet und unzweideutig ge⸗ zeigt, daß sie dieselben weder zu ermuntern noch zu dulden gesinnt sei. Was die Haltung Montenegros angehe, s seien die Verhältnisse dort weit schwieriger und komplizirter gewesen. Auch hier müsse er jedoch anerkennen, daß der Fürst von Montenegro und seine Regierung unter sehr diffizilen Umständen das Möglichste gethan hätten, um die Bevölkerung von jeder kompromittirenden Konnivenz zurück⸗ zuhalten. Da sich der Heerd des Aufstandes mehr an den Grenzen Montenegros konzentrirte, so sei es allerdings trotz des von Montenegro aufgestellten Kordons in manchen Fällen geschehen, daß flüchtige Insurgenten, welche über die Grenze gingen, bei den stammverwandten Grenzbewohnern Hülfe und Unterstützung fanden. Die Regierung von Montenegro hat jedenfalls die Verpflichtung und erkennt sie auch an, dieser Konnivenz entgegenzutreten und sie säumt auch nicht, jeder durch unseren Vertreter in Cettinje erhobenen Reklamation nachzugeben und derselben nach Möglichkeit zu entsprechen. Hinsichtlich der Durchführung dieses Grenz⸗ dienstes muß man ihr jedoch bis zu einem gewissen Grade billige Nachsicht gewähren, da einerseits das Terrzin selbst einen regulären Kordon scharf an der Grenze unmöglich macht und den Uebertritt zerstreuter Insurgenten sehr erleichtert, andererseits aber der Regierung von Montenegro nur ein sehr primitiver administrativer und polizeilicher Apparat und keine eigentliche reguläre Militärmacht zu Gebote steht. Wir hören deshalb nicht auf, dasjenige zu fordern, was Montenegro zu leisten verpflichtet ist; aber es wäre ungerecht, dem Fürsten Nikita und seiner Regierung das Zeugniß zu versagen, daß dieselben gegenüber der für sie unleugbar schwierigen Lage an ihren Grenzen den besten Willen zeigten, korrekt zu bleiben, und daß sie der österreichischen Regierung zu ernsten Beschwerden keinen Anlaß boten. Er, Redner, könne allerdings sich nicht bestimmt darüber äußern, ob nicht im Verlaufe des Auf⸗ standes auch Individuen russischer Abkunft auf dem In⸗ surrektionsgebiete erschienen seien; aber Spuren einer russischen Agitation hätten sich nirgends nachweisen lassen, auch habe der Agent der russischen Regierung seinen Instruktionen ge⸗ mäß dort nur im Sinne der Beruhigung und einer korrekten Haltung entsprechend Rathschläge ertheilt. Die Verhaftung eines auch als Zeitungscorrespondenten thätigen Engländers sei auf gerichtliche Requision erfolgt, derselbe sei des Ver⸗ kehrs mit den Aufständigen und der Abfassung von Schrift⸗ stücken zu Gunsten der Insurrektion angeklagt gewesen. Der Betreffende habe lange in Ragusa gewohnt und in slavophilem und Oesterreich feindlichem Sinne geschrieben. Die Unter⸗ suchung sei noch nicht abgeschlossen. Weitere Agitationen von Ausländern seien nicht bekannt geworden. Im All⸗ gemeinen könne er nur sagen, daß die Beziehungen Oester⸗ reichs zu allen fremden Mächten nach wie vor höchst befrie⸗ digende seien, und wenn nicht sich jeder Voraussicht entziehende Zwischenfälle einträten, so sei gegründete Hoffnung auf deren ungetrübte Fortdauer gegeben. Die Ziele und Absichten der Regierung betreffs des künftigen Verhältnisses der okkupirten Länder zur Monarchie seien genau dieselben, welche die Re⸗ gierung seiner Zeit zur Okkupation zu schreiten veranlaßten. Keines der diesbezüglichen Motive hätte aufgehört zu bestehen, es liege daher auch für die Regierung keine Veranlassung vor, ihre Absichten zu ändern. Diese, Ziele seien nach wie vor jene Länder, wofür so große Opfer gebracht wurden, immer fester an Oesterreich heranzuziehen und die Bevölkerung zu überzeugen, daß ihr materielles und moralisches Gedeihen nur im Anschluß an Oesterreich⸗Ungarn erreicht werden könne und werde. Es set aber kaum am Platze, die Mittel und Wege hierzu heute zu erörtern. Die gemeinsame Regierung allein sei für eine Entscheidung darüber nicht kompetent; zu ihrer rich⸗ tigen Behandlung sei eine reifliche allseitige Erwägung mit allen einschlägigen Faktoren erforderlich. Der Reichs⸗Finanz⸗Minister von Szlavy erklärte, bezüglich der Ursachen des Aufstandes sei vor Allem hervorzuheben, daß die an eine zügellose Lebensweise gewöhnte Bevölkerung sich in geordnete Verhältnisse nicht füͤgen wolle. Der Auf⸗ stand sei nicht von auswärtigen Regierungen unterstützt, aber von einzelnen Comités und durch Proklamationen genährt worden; an demselben hätten sich auch nur die Mohamedaner und die griechisch⸗katholischen Christen, nicht aber die Katholiken betheiligt. Gesangene Mohamedaner hätten als Ursache der Insurrektion die Einführung des Wehrgesetzes

auch ein Landtagsabschied erlassen werden. Die Mitglieder

I

in Folge des Brandes des

Der Budgetaus chuß der gation berieth heute Abend den von der Regierung bean⸗ spruchten Kredit zur Pazifikation des Insurrektionsgebietes Der Kriegs⸗Minister 822 ausführliche Mittheilungen über das Entstehen und Wachsen des Aufstandes, über die militä⸗ rischen Operationen, welche zur Niederwerfung desselben ge⸗ macht wurden, betreffs der zu erbauenden Fortifikationen und erklärte, daß die Regierung im Interesse ihres Ansehens auf der Rekrutirungsverordnung bestehen müsse, wenn auch die Zahl der meist zum Fuhrwesendienst bestimmten Rekruten eine sehr geringe sein werde. Der Reichs⸗Finanz⸗Minister von Szlavy wiederholte sodann die von ihm in der vorigen Ses⸗ sion abgegebenen Erklärungen bezüglich der politischen und administrativen Situation der okkupirten Provinzen, worauf der Antrag des Ausschusses auf Bewilligung des Kredits ein⸗ stimmig angenommen wurde.

Großbritannien und Irland. London, (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses beantragte Wolff eine Motion, in welcher der Werth eines guten Einvernehmens zwischen England und dem Vatikan anerkannt, gleichzeitig aber erklärt werden sollte, daß die Verhand⸗ lungen offiziell und mit Vorwissen des Parlaments geführt werden müßten. Der Premier Gladstone bekämpfte den Antrag und erklärte es für eine reine Erfindung, daß Erring⸗ ton englischer Agent beim Vatikan sei; Errington sei nur in Privat⸗ angelegenheiten nach Rom zurückgekehrt, da er ein lebhaftes In⸗ teresse an der Ernennung des Eczbischofs Mac Cabe zum Kardinal genommen habe. Die Regierung verheimliche keine Corre⸗ spondenz, da eine solche nicht vorhanden sei. Lord Granville habe sich seiner Zeit Erringtons bedient, um dem Vatikan gewisse Mittheilungen über die Zustände in Irland zu machen; jene Mittheilungen hätten weder Vorschläge noch Forderungen zum Gegenstande gehabt. Errington habe jetzt keinerlei Mission beim Vatikan. Der Antrag Wolffs wurde schließlich ohne Abstimmung abgelehnt.

Frrankreich. Paris, 17. April (Fr. Corr.) Gestern standen in ganz Frankreich die Ergänzungswahlen der Gemeinderäthe an, damit dieselben in voller Zahl am nächsten Sonntag ihre Maires wählen können. Das Ge⸗ sammtresultat läßt sich natürlich noch lange nicht übersehen, doch glaubt man schon jetzt versichern zu können, daß sie der großen Mehrheit gefallen sind. Der „Temps“ kann über den gegenwärtigen Stand der Frage, betreffend die Reorganisirung Tunesiens, folgende Mittheilungen machen: Es handele sich, wie man weiß, um drei Punkte, die militärische, die gerichtlich⸗admini⸗ strative und die finanzielle Verfassung. Der Gegenstand ist zu⸗ nächst von einem Ausschuß, bestehend aus den Abtheilungsdirek⸗ toren des Auswärtigen Amtes und den Herren Roustan und Cambon, dem vormaligen und dem gegenwärtigen Minister⸗Resi⸗ denten in Tunis, eingehend erörtert und durchgesprochen worden. Dann beauftragte Hr. von Freycinet, ehe er irgend eine Ent⸗ scheidung treffen wollte, Hrn. Cambon, an Ort und Stelle die Sache noch einmal praktisch zu prüfen und ihm über das Resultat seiner Beobachtungen zu berichten. Diese Berichte laufen nun jetzt allmählich ein, und man glaubt, daß der Minister des Aeußern vor Mitte Mai in der Lage sein wird, mit seinen ersten Vorschlägen vor die Kammer zu treten. Dieselben werden sich auf die militärische und die gerichtlich⸗ administrative Seite der Frage beziehen; die finanzielle, di schwierigste von allen, da hier auch internationale Faktoren ins Spiel kommen, soll erst zuletzt ausgetragen werden, und es ist daher vollkommen unrichtig, daß, wie in den letzten Tagen vielfach gemeldet wurde, die französische dafür entschieden hatte, wie Gambetta gewollt, Schuld zu übernehmen.

18. April.

mbetta t, die tunesische In militärischer Hinsicht hat es bei

Leben zu rufen, sein Verbleiben; für Tunis insbesondere würde man noch einheimische Truppen organisiren und in die Reihen der französischen Streitkräfte aufgehen lassen. Gerichtsverfassung betrifft, so soll die Rechtsprechung

welche nach den Kapitulationen den Konsuln zustand, auf

hören und selbständigen Gerichten Platz machen, die sowohl

für die Tunesen als für die französischen Nationalen kom⸗ petent wären. Um diese Kompetenz auf alle Nationalitäten auszudehnen, müßte man, da der Vertrag vom Bardo die Kapitulationen unangefochten ließ, besondere diplomatische Verhandlungen mit den Mächten einleiten. 18. April. (W. T. B.) stattgehabten Ministerrath gab der Minister⸗Präsident de

die Herstellung eines Binnenmeeres in Südtunis. 19. April. (W. T. B.) Das „Journal officiel“ meldet die Ernennung d'Aubign y's, Unter⸗Direktors für

handelspolitische Streitsachen zum Botschafts⸗Rath in Berlin.

Italien. Neapel, 18. April. (W. T. B.) Groß⸗ fürst Wladimir von Rußland tritt heute Abend seine Rückreise nach St. nach Deutschland.

Rußland und Polen. (W. T. B.) Nach einer aus Cherson, vom 18. d., wieder hergestellt; gefunden.

St. Petersburg, 18. April. weiteren Depesche des „Golos“ ist in Nowaja Praga die Ruhe weitere Excesse haben nicht mehr statt⸗

(Hamb. Nachr.) In Gegenwart des Kammerherrn Grafen Douglas, als Repräsentanten des Kronprinzlichen Paares,

des deutschen Gesandten von Pfuel, des Legationssekretärs

Grafen von Pourtalés, des Erzbischofs Sundberg und einer großen Anzahl von Notabilitäten und Mitgliedern der hiesigen deutschen St. Gertrudg meinde wurde gestern die Grund⸗

steinlegung zu dem Thurme der deutschen Kirche

feierlich begangen. An dem anläßlich der Grundsteinlegung

gestern Nachmittag veranstalteten Festmahl betheiligten sich

ungefähr 70 Personen.

vW““ Zeitungsstimmen. e. ““

b Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ sagt in dem Leitartitel ihrer gestrigen Abendnummer:

Es kann gegenüber den fortgesetzten heftigen Angriffen, die von den verschiedensten Seiten gegen das Monopolprojekt in Szene gesetzt werden, kaum oft genug geltend gemacht werden, daß es dach recht viele Leute im Reiche giebt, die gar nicht so leidenschaftlich gegen

bezeichnet, während andere Gefangene anderweitige unde⸗ gründete Ursachen angegeben. gtss 8

dasselbe eingenommen sind, die zum Theil sogar sich ihm zuneigen.

s darf vor allen Dingen als feststehend angesehen werden, daß 8

chsraths⸗Dele⸗

nach der republikanischen Sache günstig aus⸗

Regierung sich schon dem Projekt des Kriegs⸗Ministers, eine afrikanische Armee ins 8

Was die

In dem heute Vormittag

Freycinet ein Exposé über den Gesetzentwurf, betreffend

im Ministerium des Aeußern,

Petersburg an und begiebt sich zunächst *

Schweden und Norwegen. Stockholm, 15. April.

nämlich die behauptete angebliche Erregung der öffentlichen Meinung in Deutschland gegen das Tabackmonopol, die uns nachträglich in den öffentlichen Blättern entgegengehalten wird, ‚keine ursprüngliche und natürliche, sondern eine zum großen Theile künstlich gemachte ist Anfangs mag das Tabackmonopol ja thatsächlich in Deutschland auch unpopulär gewesen sein, wie jede geplante Neuerung, die gegen Her⸗ gebrachtes und Gewohntes im Volke sich kehrt und die insbesondere gegen einen gewissen wohlerworbenen Besitzstand ankämpft. Indessen Zeit bringt Nachdenken, und so steht es außer Zweifel, daß in den drei bis vier Jahren, in welchen das Tabackmonopol in Deutsch⸗ land auf der Tagesordnung für die öffentliche Diskussion steht, sich sehr Viele, und zwar aus guten, sachlichen Gründen, mit dem Gedanken an dasselbe ausgesöhnt haben. ÜUnd diese „sehr Vielen“, die gar nicht etwa nur so sporadisch vorkommen, wie es nach den bisher erfolgten öffentlichen Kundgebungen scheinen könnte, die vielmehr überall im Reiche sich finden, sind gerade Diejenigen, die, wenn die Stimmen gewogen und nicht gezählt werden sollten, den Ausschlag geben würden. Sie bilden aber auch der Zahl nach nicht etwa nur eine verschwindende Minorität, wie man liberaler⸗ seits vielleicht zu behaupten versuchen möchte; es käme dafür nur auf die Probe an, aber sie werden vieler Orten durch Terrorismus niedergehalten. . Was wird denn ge⸗ schehen, wenn nun wirklich der Bundesrath oder der Reichstag das geplante Reichstabackmonopol ablehnen sollten? Auf die erhöhten Einnahmen aus dem Taback kann das Reich nicht ver⸗ zichten, das räumen sogar Gegner des Monopols ein. Die Folge wird also sein, daß eine erhöhte Besteuerung des Tabacks, vielleicht auch in Form eines anderen Besteuerungssystems, als bisher, eintritt. Dadurch aber wird sofort die Art an die Wurzel der kleinen Fabri⸗ kation gelegt, deren Interessen die Gegner des Tabacksmonopols an⸗ geblich mit vertheidigen wollen zjeder kleinere und mittlere Fabrikant, der nicht kapitalmächtig genug ist, um die erhöhten Reichssteuern für seinen Betrieb auslegen zu können, wird das Geschäft aufgeben müssen und seine Erbschaft tritt der größere Fabrikant an. Es wird also an Stelle des „geplanten Reichsmonopols ein anderes thatsächliches Monopol, nämlich das des Großkapitals treten und die kleinen Fabrikanten haben nichts, als das leere Nachsehen; von einer Entschädigung für sie ist dabei nicht mehr die Rede, sie werden einfach ruinirt nicht durch das Reich oder die Reichsregie⸗ rung, denn diese bieten ihnen eine Schadloshaltung, sondern durch die liberale Doktrin . Und wie steht es denn um das Inter⸗ esse der Konsumenten, die ja bei der Tabackmonopolfrage sehr wesentlich in Betracht kommen und denen man die zukünftigen Mo⸗ nopolcigarren schon jetzt gründlich zu verleiden sucht? Werden diese sich wirklich unter dem Monopol schlechter stehen 2 Jeder Raucher weiß aus Erfahrung, daß er jetzt durch den Zwischenhandel, wenn er nicht stehender Abnehmer in einem größeren Geschäfte ist und größere Posten auf einmal kaufen kann, schlecht bedient wird. Ausnahmen mögen auch hier gelten, aber die Regel ist, daß man als vorüber⸗ gehender Käufer in Detailgeschäften, und zwar allenthalben in Deutsch⸗ land, selbst für theures Geld nur zweifelhafte Waare bekömmt, durch jahreslanges Liegen kraftlos gewordenes Zeug (sogenannte „alte abgelagerte Cigarren“), schlechte, oft verdorbene Tabacke und selbst Surrogate. Die letzteren besonders, die bei der Monopolverwaltung durch das Reich absolut ausgeschlossen sind, werden mehr noch in Gebrauch kommen, wenn ein anderes Besteuerungssystem den Preis des Tabacks erhöht und billigere Stoffe gesucht werden müssen. Nicht das Monopol also wird die Cigarren und den Taback verschlechtern, sondern die Ablehnung desselben wird diese Wirkung haben und die Folge wird sein, daß gerade auf diesem Wege der Konsum sich ver⸗ ringert und die Zukunft des Tabackzuschusses in Frage gestellt wird. Die Reihe dieser Schlußfolgerungen, die wir angedeutet, ergiebt sich für Jeden, der nachdenken will, von selbst, sie leuchtet auch Vielen ein, insbesondere sind es die Fabrikanten, die den Vortheil und Nach⸗ theil der Situation begreifen... . 1“ P—

Dieselbe Zeitung berichtet über die Eisenindustrie im Ober⸗Bergamtsbezirk Dortmund während des I. Quartals d. J.:

Im J. Quartal v. Js. hat im Ober⸗Bergamtsbezirk Dort⸗ mund die Produktion der 18 Hochofenwerke 243 896 t an Roheisen, der 46 Schweißeisenwerke 148 401 t an Schweißeisenluppen aus Puddel⸗ öfen, der 16 Flußeisenwerke 257 334 t an Flußeisenblöcken aus Bessemerbirnen und Siemens⸗Martin⸗Oefen betragen. 8

Dadurch ist gegenüber dem IV. Quartal v. Js., welches bis dahin bei Weitem die bedeutendste, jemals im Bezirk erreichte Produktion hatte, eine fernere ganz außerordentliche Zunahme der Produktion, nämlich an Roheisen um 20 486 t, an Schweißeisen um 13 465 t, an Flußeisen um 29 355 t nachgewiesen.

Zugleich ergiebt sich aber auch aus vorstehenden Zahlenangaben, daß im Bezirk bei Weitem noch nicht soviel Roheisen produzirt, wie in demselben zu Schweißeisen und Flußeisen verarbeitet wird.

Der kolossale Aufschwung, den die Eisenindustrie im Ober⸗Berg⸗ amtsbezirk Dortmund während der letzten Jahre genommen, wird am Prägnantesten durch die Thatsache erhärtet, daß in demselben im Jahre 1

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essemerbirnen im Betriebe standen. 88 8 sießꝛer⸗ Vergleich und als Maßstab für die Bedeutung der Eisen⸗ industrie des Ober⸗Bergamtsbezirks Dortmund für den Staat und das Reich sei hier angeführt, daß im Jahre 1880 im ganzen Staate Preußen 35 eg ae 88 ganzen Deutschen Reiche aber 43 Bessemerbirnen im Betrieb standen.

8 Außer den im Dortmunder Bezirk im Jahre 1880 betriebenen 31 Bessemerbirnen waren also in Preußen nur noch 4 (davon 2 im benachbarten Regierungsbezirk Aachen und 2 im Regierungsbezirk Oppeln), in Deutschland außer Preußen nur noch 8 (davon 4 in Sachsen, 1 in Meiningen, 2 in der Bayerischen Pfalz, 1 in Elsaß⸗ Lothringen) im Betriebe.

Die „Schlesische Ztg.“ bringt einen Auszug aus der Statistik der Oberschlesischen Berg⸗ und Hüttenwerke für das Jahr 1881, welche der Oberschlesische berg⸗ und hütten⸗ männische Verein vor Kurzem veröffentlicht hat, und gelangt, indem sie die Ergebnisse jener Statistik in drei große Gruppen 1) die Steinkohlen⸗ und Erzgruben, 2) die Eisen⸗ und Stahl⸗ industrie und 3) die Zink⸗, Blei⸗ und Silberhütten zusammen⸗ faßt, zu folgenden Hauptergebnissen für die letzten 3 Jahre:

Gesammtwerth der Produktion. b 1881. 1

1879. 1880 88 82 8 Steinkohlen⸗ und Erzgruben 41 294 224 48 639 817 47 010 81 Eisen⸗ und Stahlindustrie. 64 008 183 Zink⸗, Blei⸗ und Silber⸗

48 323 754 58 843 266 hüttenbetrieb 30 985 668 34 637 636 35 567 000 Montan⸗ 2 h.=e e g p 8 . 1 20 603 646 142 120 719 146 586 900 Nur um zu zeigen, in welchem Maße in den drei großen In⸗ dustriezweigen Oberschlesiens die Produktion wächst, und mit wie Maßen der Verkehr zu g-öve hat. geben wir auch eine Zu⸗ ste über die Gesammtproduktion: 8 ammenstellung über die Ges p vft 1980

Tonnen 11 027 891 11 580 566 661 112 677 616

9 912 899

Steinkohlen⸗ und Erzgruben 569 594

Eisen⸗ und Stahlindustrie. 92 61 11 gien Blei⸗ und Silberhütten. 97 344 97 523 10˙8 919 Gesammtproduktion: 10 9 82 786 526 12 367 101

der Arbeiter. Gesammtzahl vens 1880 1881 Steinkohlen⸗ und Erzgruben. 45 066 46 761

8 42 705 6 isen⸗ und Stablindustrie.. 13 642 15 150 15 931 Zink., Blei⸗ und Silberhütten. 5 539 6 188

Durchschnittslohn eines Arbeiters pro Jahr in Mark.

1879 e 1880 Steinkohlen⸗ und Erzgruben. 461,74 484,37 Eisen⸗ und Stahlindustrie

1881 509,40 Zink⸗, Blei⸗ und Silberhüttenbetrieb 597,98 26,86 605, n der gesammten Montanindustrie· 496,59 519,15 548,01 Antheil des Arbeitslohnes an dem Gesammtwerth der Produktion

in Prozenten. 8 1880

1879 44,88

47,75 15,03

Steinkohlen und Erzgruben 7 15,94 9,96

Eisen⸗ und Stahlindustrie .. Zink⸗, Blei⸗ und Silberhüttenbetrieb 10,68 1 8 10,54 Bei der gesammten Montanindustrie 25,48 24,01 25,75 Dem „Schwäbischen Merkur“ wird aus Schorn⸗ dorf (Württemberg), 16. April, gemeldet: b

Der Bürgerabend, gestern zahlreicher als je im Adlersaal hier versammelt, hät neben einigen andern Gegenständen die Frage des Tabackmonopols verhandelt. Oekonom Th. Kettner ergriff, vom Vor⸗ stande aufgefordert, das Wort zu einem dreiviertelstündigen freien Vortrag, in welchem er zunächst von der Nothwendigkeit, mittelst einer großen reichfließenden Geldquelle dem Defizit der Einzel⸗ staaten zu begegnen, ausgehend, das Monopol als die einzige Möglichkeit darstellte, die bei uns übrig sei. „Er bewies seine Berechtigung als Genuß⸗ oder Lurxussteuer und zeigte, daß es als indirekte Steuer bei uns, wie in allen anderen Großstaaten, von der Bevölkerung am leichtesten getragen werde. Die überaus thätigen Gegner zerfielen in 2 Klassen; mit den politischen sei gar nicht zu rechten; die in ihren Erwerbsinteressen bedrohten ständen lediglich zwischen der Wahl, ob sie vom Reich abgelöst und ent⸗ schädigt oder bei weiterer Steuererhöhung auf Taback, die nicht aus⸗ bleiben könne, von der Konkurrenz des Großkapitals, das sich der Fabrika⸗ tion bemächtigen würde, einfach erdrückt werden wollten. Die Raucher endlich sähen ohne Monopol einer Vertheuerung oder Vers chlechterung mit aller Sicherheit entgegen. Der anwesende Abgeordnete für Schorn⸗ dorf, Präsident von Hofacker, bestätigte, was der Vorredner über die Finanzlage Württembergs und ihre Beziehungen zum Tabackmonopol gesagt habe, wie er sich auch dem ganzen Inhalt des Vortrags voll und ganz anschließe. Die Versammlung beschloß einstimmig, ihre Zustimmung zu dem Standpunkt der Landesregierung in dieser Frage auszusprechen. Hier ist man in der großen Mehrzahl für das Monopol.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von dem großen topographisch⸗statistischen Werke „Die Wohn⸗ plätze des LT“ Reiches. Auf Grund der amtlichen Ma⸗ terialien bearbeitet und herausgegeben von Oskar Brunkow, Lieutenant a. D., Mitglied der E Akademie gem. Wissenschaften zu Erfurt.“ liegen jetzt von der II. Abtheilung, welche sämmtliche außer⸗ preußischen deutschen Staaten umfaßt, die Lieferungen 4 und 5 (Burghalden— Eywiller) vor. Wir benutzen die Gelegenheit noch⸗ mals, auf das mit großer und Sorgfalt gearbeitete ützliche Werk aufmerksam zu machen. 1 Der Rg gean⸗ zum Berliner Adreßbuch für das Jahr 1882, welcher um die Mitte April 1882 abgeschlossen ist, ist jetzt im Verlage der Herausgeber W. & S. Löwenthal hierselbst erschienen. Das im Verlage von Duncker & Humblot in Leipzig soeben erschienene 2. Heft des VI. Jahrganges des von Gustav Schmol⸗ ler herausgegebenen trefflichen „Jahrbuches für Gesetzgeb ung, Verwaltung und Volkswirthschaft im Deutschen Reich (Preis 8 ℳ) bringt an größeren Originalarbeiten folgende: Einige Bemerkungen über das internationale Verwaltungsrecht. Von Lorenz v. Stain. Die deutsche Gewerbe⸗Aufnahme vom 1. Dezember 1875 in ihren Hauptergebnissen. Von P. Kollmann. Zur Frage der Ueber⸗ wälzung indirekter Verbrauchssteuern auf Grund des bayerischen Malz⸗ aufschlags. Von G. Schanz. Der erste deutsche Armenpfleger⸗Kongreß und die brennenden Fragen des Armenwesens. Von F. Adickes. 8 Die bäuerlichen Zustände Italiens. Bericht eines Augenzeugen. Von G. Bernardi. Der ländliche Grundbesitz in Rußland. Von Wilhelm Stieda. Jahresbericht über die neueste Völkerrechtsliteratur aller Nationen. Von A. Bulmerincq. Unter den Rubriken: Kleinere Mittheilungen und Literatur sind wieder eine Fülle werthvoller Mit⸗ theilungen und Besprechungen enthalten. 1 Von den „Zeitfragen des christlichen Volkslebens, begründet von Ober⸗Kirchenrath Dr. Mühlhäußer und Prof. Dr. Geffcken. Fortgeführt von E. Frhr. von Ungern⸗Sternberg und fr. G. Schlosser, ist von der Verlagsbuchhandlung von Gebr. Henninger in Heilbronn das 5. Heft des VII. Bandes ausgegeben worden und zum Preise von 1 zu beziehen. Das vorliegende Heft enthält die ehe1 Real⸗Kredit und die politische Gemeinde“ von B. Bleicken. 88 8 „Deutsche Konsulats⸗Zeitung, handelspolitische Wochenschrift für Deutsche im Auslande. Organ für die Interessen des deutschen Ausfuhrhandels“ ist der Titel einer in Redaktion und Verlag von Richard Jacob hierselbst erscheinenden Wochenschrift, von der uns die Probenummer zugegangen ist. Wie die Redaktion in einem einleitenden Artikel: „Was wir wollen“ ausführt, hat sie sich bei der Gründung dieser Wochenschrift die Aufgabe gestellt, zur För⸗ derung der Bestrebungen, den deutschen Export zu heben, „nach besten Kräften beizutragen’. Indem wir den Inhalt der vorliegenden Probenummer, wie folgt: Was wir wollen. Die deutsche Wirth⸗ schaftswoche. Die geschichtliche Entwickelung des deutschen Kon⸗ sularwesens. Ueberseeische Politik. Die Waaren⸗Ausfuhr und Einfuhr im Jahre 1881, verglichen mit derjenigen des Vorjahres. Vom Waarenmarkte. Das Exportmusterlager in Stuttgart. Vermischtes. Personal⸗Nachrichten. Inserate, mittheilen, be⸗ merken wir, daß die „Deutsche Konsulats⸗Zeitung“ jeden Mittwoch 1—2 Bogen erscheinen und der Preis balbjährlich für In⸗ und Aus⸗ land 10 betragen soll. Nr. 1 wird am 3. Mai ausgegeben. Für die Monate Mai und Juni e ein Probe⸗Abonnement zum Preise von 3 50 eröffnet. BIö 8 8 v Wunderborn. Eine Sammlung der schönsten Märchen und Sagen aus deutschen Gauen, herausgegeben von Carl Seifart, illustrirt von Eugen Neureuther. Stuttgart, Verlag der Gebrüder Kröner. Vollständig in 12 Lieferungen. 5. Lief. Pr. 50 ₰. Von dieser durch den kürzlich verstorbenen Meister auf dem Gebiet der Märchenillustration reich geschmückten Mährchensammlun liegt bereits wieder eine neue Lieferung vor. Dieselbe enthält außer dem? ähr⸗ chen „Knüppel aus dem Sack“ und „Schaperjohann“ mehrere auf die Stadt Hildesheim und Umgegend bezügliche Sagen: so die Sage von der Gründung der Stadt, die von der Hildesheimer Jungfer, dem wilden Jäger im Hildesheimer Walde und vom Zwergloch bei der Stadt. Das Werk verspricht nach den bis jetzt erschienenen Heften ein schönes sinniges Familienbuch zu werden, an welchem Jung und Alt Ergötzung finden dürften. 3 .ue kürzlich angezeigte Biographie: „Wilhelm Wieprecht, Direktor der gesammten Musikchöre des Gardecorps, sein Lehen und Wirken, nach authentischen Quellen bearbeitet von A. Kalkbrenner, Koͤniglich preußischem Militär⸗Kapellmeister“, welche im Verlage von Emil Pragers Buchhandlung hierselbst auf Veranlassung der Re⸗ daktion der „Deutschen Militär⸗Musiker⸗Zeitung“ erschienen, ist für 1 durch jede Buchhandlung und die Expedition obengenannter Zeitung (Berlin SW., Friedrichstr. 216) zu beziehen. Meran, 12. April. (Bote für Tirol und Vorarlberg.) Be⸗ kanntlich hat die Regierung beschlossen, das in historischer Beziehung höchst interessante Schloß Tirol bei Meran zu renoviren, um diesem ehrwürdigen Baue, an welchen sich so viele ruhmreiche und denkwürdige Momente knüpfen, ein würdeges Aussehen zu verleihen. Die Leitung der Restaurirung wurde dem Kaiserlichen Rathe Dr. Schön⸗ herr in Innsbruck übertragen, der sich dieser Tage mit dem Architekten Nordio, welch Letzterer gegenwärtig den Restaurirungsbau des Trientiner Domes leitet, nach Schloß Tirol begab, um eine

an Ort und Stelle zu studiren. Das Schloß und die daran stoßende Kapelle sind im romanischen Style erbaut, im Laufe der Zeiten aber vielfach um⸗ und verbaut worden, doch ist im Großen und Ganzen noch so viel von den Anfangsgründen vorhanden, um eine Wieder⸗ herstellung des ursprünglichen Zustandes mit nicht zu großen Schwie-⸗ rigkeiten bewerkstelligen zu können. Eine große Menge von werth⸗ vollen Ornamenten ꝛc. soll, wie angestellte Untersuchungen ergeben haben, seiner Zeit vermauert worden sein, und die Wiederaufdeckung dieser besonders an Fenstern beobachteten Kunstwerke dürfte schon an und für sich dem Schlosse zur größten Zierde gereichen. 2

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Aus Rüdesheim, 14. d., wird der „K. Vztg.“ geschrieben: Wie sich herausstellt, hat der Frost in der Nacht von Dienstag auf Mithwoch den Weinbergen fast nichts geschadet, wohl aber dem Obst. Von der Jagst, 16. April. (St. A. f. W.) Die Kälte hat der gesammten Obstblüthe unserer Gegend im großen Ganzen nichts geschadet; nur hier und da ist ein Bäumlein mit feinerem Steinobst theilweise an den Blüthen versengt, die Blüthen der Beerenfrüchte sind völlig unbeschädigt. Roggen und Dinkelentwickeln sich namentlich bei Kirchberg und Lendsiedel aufs üppigste. Die Frühlingssaat von Hafer ist so schön aufgegangen, wie in vielen

Jahren nicht. Gewerbe und Handel.

Man schreibt der „Elsaß⸗Lothring. Ztg.“ aus Sulz u. W.: Im Felde des Erdöl⸗Bergwerks Pechelbronn bei Sulz u. W. ist in den letzten Tagen vor Ostern ein sehr reicher Erd ölfund ge⸗ macht worden. Man untersuchte daselbst mittelst Bohrlöchern die⸗ jenigen Schichten des petroleumführenden Gebirges, welche unterhalb der durch den Bergbau bekannten Oellager liegen und mehrere der Bohrlöcher hatten deutliche Anzeigen von dem Vorhandensein eines großen Oellagers in dem Niveau von 140 150 m unter der Terrainoberfläche ergeben. Mit dem letztgestoßenen Bohrloch traf man bei 138 m Tiefe dieses Lager. Das Oe drang sofort unter großem Druck und mit starker Gasentwickelung in großer Menge zu Tage. Obwohl das Bohrloch nur den Durchmesse von 55 mm hat, beträgt die aus demselben bezw. aus den darin be lassenen Bohrröhren ausfließende Oelmenge 8 10 Faß, à 159 kg pro Stunde oder rund 200 bis 240 Faß in 24 Stunden. Die Aus⸗ flußmenge hat seit Anbohrung des Lagers nicht abgenommen. Das spezifische Gewicht des Oels beträgt 880. Das Oel eignet sich zur Brennöl⸗Darstellung. 28 Abgesehen 8 dem bedeutenden Oelgewinne für das Werk Pechelbronn ist der noch dadurch von besonderer Wichtigkeit, 1b daß mit ihm der Nachweis reicher bauwürdiger Oellager in einer Tiefe von 50 bis 60 m unter den bisher bekannten Lagerstätten ge⸗ liefert ist. Der Reichthum des im Unterelsaß von Lambertsloch bis Weißenburg sich hinziehenden, petroleumführenden Terrains ist daher größer als bis jetzt angenommen werden konnte, und wird vielleich schon eine nahe Zukunft dort Oelaufschlüsse bringen, welche die vor⸗ theilhafte F einer nicht unbedeutenden Petroleumindustrie ab zugeben geeignet sind. 8 1 8 17. April. (Ess. Ztg.) Die Lage des Eisen⸗ geschäfts hat sich in der verflossenen Woche nicht verändert, indem ein weiterer Preisrückgang auf dem Roheisenmarkt nicht eingetreten ist. Die Stimmung auf den für das heimische Fisengeschäft besonders wichtigen Märkten von Glasgow und Middlesboroug hat sich in den letzten Wochen gehoben und die lange schwankenden Notirungen haben sich unter dem Eindrucke besserer Verschiffungen und abnehmender Lagerbestände wieder befestigt und eine kleine Avance erfahren. Es ist nicht zu verkennen, daß diese Wendung zum Bessern nach einer dreimonatlichen Flaue auch das rheinisch⸗west⸗ fälische Eisengeschäft insofern günstig beeinflußt hat, als sich die Roh⸗ eisenpreise nach einer Ermäßigung von 7 pr. Tonne nunmehr wieder zu befestigen scheinen. Der günstige Einfluß des englisch⸗ schottischen Roheisenmarktes auf das heimische Geschäft wird verstärkt durch die feste Haltung der kartellirten Luxemburger Hochöfen, die auf ihrem bisherigen Satz von 60 für größere Abschlüsse und 62 pr. Tonne für kleinere Posten bestehen. Uebrigens wird augenblicklich nicht viel gekauft, da die Walzwerke sich min⸗ destens bis 1. Juli in Roheisen gedeckt haben, und also nur kleine Quantitäten erstehen, die ihnen noch fehlen. In Walzwerkfabri⸗ katen sind die Preise bis dahin auch noch so ziemlich unverändert geblieben, da die größeren Aktiengesellschaften fortwährend auf den Satz von 140 pro Tonne bestehen und nur bei einzelnen Händ⸗ lern billiger anzukommen ist. In Stabeisen und anderen leichten Walzeisensorten haben die Werke zwar noch immer reichlich zu thun, aber die Nachfrage hat sich wesentlich verringert, die sich aber wie alljährlich mit dem fortschreitenden Frühjahr bald wieder beleben dürfte. In schweren Walzeisen wie Grobblechen und verschiedenen Facon⸗ eisensorten ist der Bedarf und die Nachfrage indessen auf der bisherigen öhe erhalten und die Preise sind daher auch entschieden fest. Ins⸗ Fesbener⸗ wirkt die Bausaison belebend auf das Geschäft in Träger⸗ und sonstigem Baueisen. Feinbleche liegen noch immer matt, ebenso ist in Walzdraht eine kleine Verflauung in der Nachfrage eingetreten. Die Stahlwerke sind fortwährend flott beschäftigt. Nach einer kleinen Pause in der Ausschreibung von Submissionen auf Lieferung von Eisenbahnmaterial sind nun wieder belangreiche Posten davon zur Submission gestellt. Die Cölner rechtsrheinische Bahn hat die Lieferung von 87 t Kleineisenzeug sowie die des Bedarfs an Rad⸗ reifen für Wagen (ca. 1300 Stück) pro 1882/83, die Königliche Ost⸗ bahn hat 300 sechsräderige und 200 vierräderige offene Güterwagen und die Lieferung von 1300 Satzachsen und 2600 Tragfedern, die Königliche Eisenbahndirektion zu Breslau hat 38 Gepäckwagen und 40 Plateauwagen und die Oberschlesische Eisenbahn die Herstellung verschiedener ciserner Ueberbaue im Gesammtgewicht von 12 844 kg Schmiedeeisen und 640 kg Gußeisen in Submission ausgeschrieben. Der Kohlenmarkt ist unverändert geblieben. 8 1 Leipzig, 17. April. Ueber die hiesige Ledermesse theilt die „Leipz. Ztg.“ vorläufig mit, daß dieselbe einen sehr flotten Verlauf nimmt. Es zeigt sich sowohl für Sohlen⸗ als Oberleder rege Kauf⸗ lust, welche auf die Gestaltung der Peile förderlich wirkte. Der Preisaufschlag beträgt bis 40 4 pro Pfund. b Claggw. 18. April. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen während der letzten Woche betrugen 11 694 gegen 13 736 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. New⸗York, 17. April. (W. T. B.) Weizenverschif⸗ fungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der 25 einigten Staaten nach Großbritannien 63 000, do. nach Frank⸗ reich 19 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 3000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 70 000, do. do. nach Frankreich 10 000, do. do. nach anderen Häfen des Kontinents

QOrtrs. 8 Verkehrs⸗Anstalten. 8 2

April. (W. T. B.) Die ampfer 18. mril. der National⸗Dampf⸗ Messimngsche Linie) sind hier angekommen.

New⸗York, e Queen“ und fs⸗Company (C.

Berlin, 19. April 1882.

Preußische Klassenlotterie 8 (Ohne Gewähr.) F 84 üt der heule beendigten Ziehung r. 1. asse 186. 41211 22 ihe Klassenlotterie fielen: 1 Gewinn von 9000 auf Nr. 6918. 1 Gewinn von 3600 auf Nr. 38 384. 2 Gewinne von 1500 auf Nr. 12 048. 45 507. 2 Gewinne von 300 auf Nr. 32 691. 68 193.

5 537 Summa 6188 65 755

Besichtigung desselben vorzunehmen und die Baulichkeiten