1882 / 94 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 21 Apr 1882 18:00:01 GMT) scan diff

und deren Mischlinge und die

binterlistige

Kopfjägerei“ (nebst chinesischen

furchtbar machen), Mestizen

und Japanern), die Weißen 8 d die sonstigen Bevölkerungsbestandtheile. Besonders eingehend und interessant sind die Schilderungen der Ne⸗ gritos und der malaischen Tapalen und Igorroten. In einem An⸗ uge wird eine chronologische Uebersicht der maritimen Entdeckungen der Spanier im Archipel der Philippinen geboten. Eine beigegebene große sorgfältige Karte der Philippinen (im Maßstabe von 1 zu 3 000 000) dient nicht nur zur Darstellung der ethnographischen Ver⸗ hältnisse, sondern auch der administrativen Eintheilung. Die vom Prof. Blumentritt entworfene Karte ist von B. Domann auf Grund der gegenwärtigen geographischen Kenntniß der Inseln bearbeitet und ihr auch eine übersichtliche Skizze zu jener im Anhange gegebenen Entdeckungsgeschichte der Gruppe eingefügt.

Im Verlage von Albert Goldschmidt in Berlin erschien der zweite Band von Griebens Reisebibliothek, „Der Harz“, in acht⸗ zehnter Auflage, neu bearbeitet von Dr. Heinrich Pröhle. Wie werthvoll im Allgemeinen ein Reisehandbuch für den Touristen ist, bedarf keiner Erörterung. Wer jemals ohne ein solches Hülfs⸗ mittel im Berglande seinen Weg wandert, wird den Mangel auf Schritt und Tritt gewahr und pflegt sich kaum ein zweites Mal ohne einen bewährten „Führer“ auf die Wanderschaft zu begeben. Gilt das nun auch im Allgemeinen von den Reisehandbüchern, so kann ein wirklich praktisches Handbuch doch nur der verfassen, der in der beschriebenen Landschaft mit Land und Leuten aufs innigste bekannt ist. Es ist deshalb besonders verdienstlich, daß Heinrich Pröhle, der wie kaum ein anderer in der ganzen Harzgegend zu Hause ist, sich der Bearbeitung des den Harz betreffenden Reisehandbuchs unterzogen hat. Ganz abgesehen davon, daß man hierdurch der gewissenhaften und sorg⸗ fältigen Zusammenstellung des Sehenswürdigen und Wissenswerthen icher ist, gewinnt das Handbuch einen größeren inneren Werth durch mancherlei interessante Mittheilungen und Notizen, die der Verfasser bei⸗ äufig in den Text zu verweben pflegt. Die Anordnung des Stoffes ist eicht zu übersehen, und wie man sich sofort in dem Buche zurecht findet, wird der Harzreisende mit diesem „Führer“ um die Auffindung von Weg und Steg im Harze nicht verlegen sein. Das Büchlein ist mit Karten reichlich ausgestattet; besonders willkommen werden dem Touristen die kleinen Karten sein, welche die schönsten Harzpartien Brockengegend, Bodethal sehr deutlich und klar zur Anschauung bringen. Im Ganzen kann man von diesem Reisehandbuch sagen, daß der Raum desselben voll ausgenutzt ist; daß nichts Ueberflüssiges mitgetheilt wird, daß vielmehr fast der gesammte Inhalt nicht nur für die kurze Zeit der Reise von Interesse ist, sondern einen dauern⸗ den Werth behält.

In der soeben erschienenen 41. Lieferung des illustrirten Werks „Unser Jahrhundert“ von Otto von eixner (Verlag von J. Engelhorn in Stuttgart) wird die Uebersicht über die Ent⸗ wickelung der Technik in den vierziger Jahren zu Ende geführt; es schließt sich daran ein Blick auf die sozialen Verhältnisse jener Zeit. In dem Doppelheft 42 und 43 folgt dann die politische Geschichte des Jahres 1848 u. ff., mit interessanten Portraits, Faesimiles von Zeichnungen, Plakaten, Zeitungsblättern u. s. w. jener Zeit.

Rom in Wort und Bild. Eine Schilderung der ewigen Stadt und der Campagna von Dr. phil. Rud. Kleinpaul. Mit 368 Illustrationen. 15. und 16. Lieferung je 1 (Leipzig, Schmidt u. Günther.) Nachdem mit dem 12. Hefte die interessante Schilde⸗ rung des altchristlichen Rom mit den ältesten Kirchen Roms begonnen, führt uns jetzt der Verfasser in die Katakomben der heil. Priscilla, wo wir die allerälteste Darstellung der Mutter Gottes sehen; das Werk bietet eine gute Abbildung dieses alten Freskogemäldes. Darauf besuchen wir die schöne Basilica S. Paolo, eine der wichtigsten Kirchen Roms, von dort S. Maria in Cosmedin und beendigen diesen Rund⸗ gang in der hochinteressanten Basilica San Clemente. Die Illustra⸗ fionen dieser Lieferungen sind von gleicher Vorzüglichkeit wie die rüheren.

Von Joseph Baer u. Co., Buchhändlern und Antiquaren in Frankfurt a. M. und Paris, ist ein Verzeichniß von medizini⸗ schen Werken, zum großen Theil aus der Bibliothek des verst. Geh. Sanitäts⸗Raths Dr. Burckhardt in Wiesbaden, veröffentlicht worden. Dieser Lagerkatalog Nr. 107 weist im Ganzen 1194 Nummern nach und ist in der Weise geordnet, daß in besonderen Abtheilungen zu⸗ nächst Schriften über Geschichte und Literatur der Medizin, so⸗ wie größere medizinische Zeitschriften und allgemeine Werke über Medizin, sodann Schriften über alte griechische und römische Aerzte, ferner über Aerzte des Mittelalters und der Neuzeit bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, endlich über Anatomie und hysiologie usammengestellt werden. Außer diesem Lagerkataloge hat dieselbe 1vee ihren antiquarischer Anzeiger Nr. 320 ausgegeben, der eine „Auswahl werthvoller Werke und Zeitschriften aus allen Wissenschaften ca. 200 Nummern enthält. Wir heben hervor: die histor.⸗ philolog und philosoph.⸗histor. Abhandlungen der Kgl. Akademie der Wissenschaften von 1804 75 (64 Bde.), Meusels Bibliotheca historica (11 Bde.), Kochs Hist. abr. des traités de paix etc. (15 Bde.), Layards The Monuments of the Niniveh, Ame- rican Archives etc. (9 Bde. in Fol.), Collection de Documents inédits sur l'Histoire de France etc. (158 Bde.) u. s. w. End⸗ lich haben Jos. Baer u. Co. auch noch ein Verzeichniß einer „Aus⸗ wahl größerer Werke über Malerei, Architektur, Skulptur und Kunstindustrie“, die derzeit auf dem öGö“ Lager der genannten Buchhändler vorräthig sind, erscheinen lassen.

Die Firma Kirchhoff u. Wigand in Leipzig hat für Mai 1882 3 Kataloge, Nr. 640 642, ihres antiquarischen Bücherlagers ausgegeben. Nr. 640 u. 641, die Bibliothek des Professors Dr. Ludw. Pfeiffer in Tübingen umfassend, enthalten 2 Verzeichnisse von 4371 Schriften über Jurisprudenz in 2 Abthei⸗ lungen. Die 1. Abth. oder Nr. 640 führt unter der Uebersicht „Literärgeschichte, Vermischtes und Zeitschriften, Quellen, Civilrecht und Civilprozeß“ 3432 Schriften auf, die unter folgende 14 Abthei⸗ lungen vertheilt sind: I. Literärgeschichte des Rechts, Biographien von Juristen (83 Nrn. im Ganzen); II. Geschichte des Rechts im Allgemei⸗ nen (108 Nrnu.); III. Vermischtes, Gesammelte Werke, Allgemeine Zeit⸗ schriften (255 Nrn. im Ganzen); IV. Rechtsphilosophie, Methodologie, Kodifikation (138 Nrn. im Ganzen); V. Quellen des römischen Rechts und Kommentare, griechisch⸗byzantinisches Recht (232 Nrn. im Ganzen); VI. Quellen, Alterthümer und Dogmengeschichte des deutschen Rechts (400 Nrn. im Ganzen); VII Quellen und Geschichte des neueren ausländischen Rechts (145 Nrn.); VIII. Decisiones, Consilia, Responsa, Präjudizien (131 Nrn. im Ganzen); IX. Lehrbücher des Petzrtwescs. Rechtsfälle als Uebungsaufgaben (261 Nrn. im Ganzen);

Familien⸗, Ehe⸗ und Erbrecht, Fideikommisse (281 Nrn. im Gan⸗ zen); XI. Grundeigenthum, Hypotheken⸗, Lehn⸗, Bauern⸗, Jagd⸗ und Wasserrecht, Bergrecht (245 Nrn.); XII. Handels⸗ und Gewerberecht (1) Im Allgemeinen, Wechsel⸗, See⸗ und Eisenbahnrecht, 276 Nrn.; 2) Buchhandels⸗ und Preßrecht, 73 Nrn.; 3) Gewerberecht,

irthschaftsgenossenschaften, 28 Nrny.); XIII. Sonstige civi⸗ listische Monographien (247 Nrn.); XIV. Gerichtsverfassung, Civilprozeß, freiwillige Gerichtsbarkeit (1) Gerichtsverfassung und arwefen, 64 Nen.; 7 Civilprozeß im Allgemeinen, 481 Nrn.; 3) freiwillige Gerichtsbarkeit, 20 Nrn.). Die 2. Abtheilung der juristischen Literatur oder Nr. 641 „Kriminalrecht und Kirchenrecht enthält ein Verzeichniß von 949 Schriften, von denen sich 457 auf Kriminalrecht, 192 aber auf Kirchenrecht beziehen. Das Kriminal⸗ recht“ zerfällt wieder in folgende 7 Unterabtheilungen: 1) Geschichte desselben nebst Zeitschriften (63 Nrn.), 2) Quellen, Lehrbücher und Monographien (313 Nrn.), 3) Verwaltungsstrafrecht 89 Nrn.), 4) Kriminalprozeß (180 5) Strafrechtsfälle 48 Nrnu.), 6) UMedicina forensis (99 —2 7) Strafvoll⸗ Nrnu). Die Abtheilung „Kirchenrecht“ enthält Schriften über Kirchenverfassung. Nr. 642 des anti⸗ scherlagers „Staats⸗ und Kameralwissenschaften Ver eichniß von 1168 Schriften aus den genannten Wis⸗

zug (34

zugleich au quarischen bringt ein

die Chinesen

I. Staatswissen⸗

1e“ sensgebieten und ist in folgender Weise geordnet: schaften im Allgemeinen (150 Nrn.); II. Staats⸗ und Völkerrecht, Politik (345 Nru.); III. Nationalökonomie und Finanzwesen (270 Nrn.); IV. Sozialwissenschaft, Arbeiterverhältnisse (190 Nrn.); V. Statistik (104 Nrn.); VI. Verwaltungskunde (109 Nrn.). Schon ein flüchtiger Blick in die vorstehenden 3 Kataloge zeigt, daß wir eine ungemein reichhaltige Büchersammlung vor uns haben, die eine Men e wichtiger und werthvoller Werke aus den genannten Fächern in sich schließt; doch verbietet uns leider der Mangel an Raum, hier näher darau einzuge en.

18

Gewerbe und Handel.

Leipzig, 19. April. (Leipz. Ztg.) Um den Interessenten der Webwaarenbranche Gelegenheit zu geben, sich zu einer bestimmten Zeit in der ersten Meßwoche leichter zu finden, als dies bisher mög⸗ lich war, ist bekanntlich eine Waarenbörse ins Leben gerufen worden, welche in den Nachmittagsstunden in dem Saale der Leipziger Börsen⸗ halle seit Montag stattgefunden hat. Die Betheiligung war bisher eine ziemlich zahlreiche, obgleich die neue Einrichtung in den betreffenden Kreisen nur wenig bekannt war. Allerseits be⸗ grüßte man die Idee der Gründung dieser Waarenbörse als eine höchst gesunde und zweckmäßige, und die Erwartungen, welche Namens der Leipziger Handelskammer in einer Begrüßungs⸗ rede ausgesprochen wurde, daß nämlich die Waarenbörse in der Hauptsache dem Zwecke dienen möge, Geschäftsabschlüsse herbeizufüh⸗ ren, haben sich bereits erfüllt, indem sowohl am Dienstag als auch heute größere Umsätze stattgefunden. Anwesend waren nicht nur hei⸗ mische Fabrikanten und Einkäufer, sondern es hatten sich auch von letzteren solche aus Amerika, England, Frankreich, Italien und Däne⸗

mark eingefunden.

Antwerpen, 20. April. (W. T. B.) Wollauktion belebt; 2564 Ballen La Plata angeboten, 1491 Ballen verkauft. Gute Buenos⸗Avres⸗Wollen meist etwas höher, andere Buenos⸗ Ayres⸗Wollen erzielten Februar⸗Preise. Montevideo⸗Lammwollen vernachlässigt.

Paris, 20. April. (W. T. B.) Aufmerksamkeit erregt eine Nachricht des „Pariser Börsenblattes“, wonach außer den unterwegs von Australien nach Europa begriffenen 500 000 Pfd. Sterl. in Gold nach einem Londoner Telegramm dieses Blattes noch wei⸗ tere 600 000 Pfd. Sterl. von Melbourne nach Europa irn dieser Woche verschifft werden sollen. XX“

Verkehrs⸗Anstalten.

Basel, 20, April. (W. T. B.) Die technische Prüfung der St. Gotthard⸗Bahn findet vom 15. bis 17. Mai statt, der Festzug zur Eröffnung am 21. und 22. Mai. Die Hauptfeier ist in Mailand. Das Programm ist noch nicht festgestellt. „Kvronstadt, 20. April. (W. T. B.) Heute ist der erste aus⸗ ländische Dampfer hier eingetroffen; die Schiffahrt ist somit wieder eröffnet. 2 8

Berlin, 21. April 1882. 8

Das Ober⸗Verwaltungsgericht hat, den Totalisator betreffend, in der Verwaltungsstreitsache des Präsidenten des Berliner Traberklubs, Klägers und Revisionsklägers, wider den Amtsvorsteher des Amtsbezirks Weißensee, Beklagten und Revisionsbeklagten, für Recht erkannt, daß auf die Revision des Klägers die Entscheidung des Königlichen Bezirksverwaltungsgerichts zu Potsdam vom 9. Juli 1881 zu bestätigen und die Kosten der Revisionsinstanz, unter Festsetzung des Werths des Streitgegenstandes auf 3000 ℳ, dem Kläger zur Last zu legen. Der Schluß der Begründung lautet:

Wenn an dem Spiel Hunderte von Menschen aus verschiedenen Berufskreisen Theil nehmen, und zwar mit so geringfügigen Sätzen, wie man sie eben beim Spiel wagen mag, auch wenn man nicht Kenner ist, so ist die Annahme des Vorderrichters in der That nicht von der Hand zu weisen, daß es sich hierbei nicht um Erwägungen und Berechnungen auf Grund wirklicher Kenntniß der einschlagenden Faktoren, sondern um ein Glücksspiel handelt. Dem steht auch nicht entgegen, daß einzelne Pferde auch bei dem größeren Publikum eine gewisse Berühmtheit erlangen mögen, da dieser Umstand noch keine Berechnung ermöglicht, wenn man nicht auch den Werth aller jeweilig koͤnkurrirenden Pferde und alle sonst den Ausgang mitbestimmenden Umstände ermessen kann. Der Umstand, daß etwa ein Theil der am Totalisator Spielenden dies auf Grund sachverständiger Erwägungen und Schätzungen vermag, kann die Spiel⸗ vorrichtung nicht zu einer erlaubten machen, so lange sie eben nicht für diesen Theil der Spielenden allein besteht. Ob sich dieselbe ent⸗ sprechend einschränken läßt, steht dahin. Es ist dies vom Kläger nicht behauptet worden und berührt die rechtliche Zulässigkeit des ergangenen Verbots, welches gegen den Fortbestand des Totalisators in seiner jetzigen Einrichtung erlassen ist, nicht. In olge dieser seiner Einrichtung ist durch denselben an die Stelle der hergebrachten Wetten der beim Rennen Nächstbetheiligten ein Spiel getreten, welches auf die Theilnahme des Publikums in seiner großen Masse berechnet ist und eben durch diese zum Glücksspiel wird. Diese Wandlung konnte sich allmählich voll⸗ ziehen, und es ist daher erklärlich, wenn gegen den Betrieb des Tota⸗ lisators nicht sofort, als er sich auf den Rennbahnen einbürgerte, ein⸗ eeschritten ist, sondern erst dann, als nach längerem Betriebe bei dem

achsthum der durch denselben auf die Rennbahnen hingelenkten und geförderten Spielleidenschaft der Charakter der durch den Totalisator vermittelten Geschäfte sich als Glücksspiele herausgestellt hat. Nach Al den war die Vorentscheidung auf Verbot des Totalisators zu estätigen.

Aus Anlaß des 100jährigen Geburtstages Friedrich Fröbels war von den Leiterinnen hiesiger Kindergärten gestern Abend im Saale des Handwerkervereins, den die Büste Fröbels schmückte, eine Vorfeier veranstaltet.

Schwe rin, 20. April. (W. T. B.) 229 Nachmittag 5 ½ Uhr fand die feierliche Beerdigung des beim Theaterbrande verunglückten Feuerwehrmanns Berger statt. Die Feuerwehr, der Kriegerverein, das Hoftheaterpersonal und Pblgeich⸗ Theilnehmende aus allen Bevölkerungskreisen gaben dem erstorbenen, der in den Feldzügen von 1866 und 1870 als Krankenträger gedient hat und mit militärischen Ehren beerdigt wurde, das letzte Geleit. Dem -2 e wurde ein Palmenzweig und die Verdienstmedaille, mit welcher er getragen. 5. .““ ͤ“ National⸗Theater. Selten hat wohl das Theater am Weinbergswege in seinen weiten Räumen an einem Wochentage ein 8 zahlreiches Auditorium vereinigt wie gestern aus Anlaß der iederholung des „Lear“ mit Hrn. Barnay in der Titelrolle. Der Künstler bietet auch in diesem hochtragischen Charakter, den ver seinem Rollenrepertoire erst neuerdings eingefügt hat, eine dramatische Schöpfung von hinreißender Wirkung, welche sich den füheren ebenbürtig anreiht, ja sie in mancher Hinsicht übertrifft. Zwar trägt dieselbe, von der wundervollen Maske an bis zu der naturalistischen Ausarbeitung der Wahnsinnsausbrüche und der Sterbe⸗ scene, den Stempel eines ausgeprägten Realismus, welcher Alles auf den äußeren und äußersten Effekt zuspitzt und daher Manches in der Deklamation vernachläfsigt und fallen, manches an Verinnerlichung

4

Aberdeen.. Christiansund

Stockholm..

Moskau . ..

Prest . . .. Helder...

Hamburg.. Swinemnde.

roßherzog den Verstorbenen noch im Tode geehrt hat, voraus

I“

vermissen läßt, enthält aber doch auch Momente von vwirklicher Wahrheit, Größe und Schönheit. Zu den letzteren gehörte das Wiedersehen mit Cordelia und der Schmerz über ihren Tod zu jenen die ergreifend dargestellte fingirte Gerichtsscene. Bas an scenischen Schwierigkeiten so reiche Stück war mit achtens⸗ werther Sorgfalt von der an diesem Theater stets loßens⸗ werthen Regie studirt und ging unter Einsatz aller Kräfte des streb⸗ samen Personals der Bühne (von dem Hr. Günther als Kent und r. Christsph als Narr Hervorhebung verdienen) trefflich in Scene. ie Lorbeern des Abends erntete natürlich in erster Linie der ge⸗ feierte Gast. 1 Außer den neulich mitgetheilten Stücken gedenkt die Mei⸗ ninger Hoftheatergesellschaft während ihres hiesigen Gast⸗ Fn auch „Preciosa“ mit der Weberschen Musik zur Aufführung zu ringen. .

Wetterbericht vom 21, April 1882. 8 Uhr Morgens.

Barometer auf

0 Gr. u. d. Meures-

spiegel reduz. in Millimeter.

760 SSW 755 8 8 762 NW 755 W

747 8 8 755 SSW 765 8

Femperatun

Stationen. Wind. Wetter. in ° Celsius

heiter 11 bedeckt wolkenlos bedeckt Schnee bed ckt 1 wolkenlos

Kopenhagen.

Haparanda. St. Petersburg

Cork, Queens- town... 764 S8SW

767 80 769 WSW 766 W 768 SW 764 W 761 SW 759 SW

771 80 1

770 SW

772 8

771 NW

769 WSW

767 W

768 W

767 WNW

766 0

765 NNO

766 (0NO

halb bed. ¹) bedeckt²) wolkenlos wolkenlos wolkenlos heiter*) bedeckt Regen) wolkenlos Nebel wolkenl.) wolkenl.6) wolkenlos wolkenl.7) halb bed. 9) Regen bedecktꝰ) heiter

1 halb bed. 1 halb bed.

Sylt

Neufahrwass. Memel ... 1 Münster.. Karlsruhe.. Wiesbaden. München .. Leipzig.. Berlin... Wien.. Breslau.

Ile d'Aik. Nizza.. Triest.

EeoasreeüSEPpeecchnnn

1) Seegang mässig. ²) Grobe See. 4) Seegang mässig. ⁵) Dunst. ⁷) Abends Regen. ⁸) Abends Regen.

³) Nachts wenig Regen.

9) Nachts Regen.

50 C. =4 R

6) Nachm. Regen, Nachts Thau.

Anmerkung: Die Stationen sind in 4 Gruppen geordnet:

1) Nordeuropa, 2) Küstenzone von Irland bis Ostpreussen, 3) Mittel- europa südlich dieser Zone, 4) Südeuropa. Innerhalb jeder Gruppe ist die Richtung von West nach Ost eingehalten.

*

Skala für die Windstärke: 1. = leiser Zug, 2 = leicht,

3 = schwach. 4 = mässig, = frisch, 6 = stark, 7 = stei = Stürmisch, 9 = Sturm, 10 = starker Sturm, 11

Sturm, 12 = Orkan. 1u1u“

Uebersicht der Witterung.

= heftiger

8

Ein Minimum des Luftdrucks mit stillem, heiterem, trockenem

und warmem Wetter lagert über Frankreich und der Südhälfte Centraleuropa's, während im Nord- und Ostseegebiete unter dem

Einflusse des niedrigen Luftdrucks im hohen Norden mässige,

stellenweise starke westliche Winde bei trübem Wetter vor-

8 *

herrschen. Im nordwestdeutschen Küstengebiete war am Abend und in der Nacht das Wetter stark böig, in Hamburg zeitweise

stürmisch. Störung. Deutsche Seewarte.

Breslau meldet: Gestern und heute magnetische

Berlin, 20. April 1882. Marktpreise nach Ermitt. des K. Pol.-Präs.

Höchste Fedrigne

Preis.

per 100 Kilogr. ₰41²2ℳ Für Weizen gute Sorte... „.LL111“*

bbeeö1“;]; 21 70 21

Wetnam Fatstthabs SHartah.... . .1 V 19

V

beeeee] 16 40 16 eeeeebbbbe—]; 15 60 15 Roggen geringe Ssorte.. 14 80 14 Gerste gute Sorte h 19 19 Gerste mittel Sorte 3 1 16 Gerste geringe Sorte 12 Hafer gute Sorte 16 Hafer mittel Sorte 14 Hafer geringe Sorte Richt-Stroh 1 ““ Erbsen. . Speisebohnen, weisse ͤ111“ öö1ö16“; Rindfleisch

von der Keule 1 Kilogr.

Bauchfleisch 1 Kilogr.. Schweinefleisch 1 Kilogr. Kalbfleisch 1 Kilogr. Hammelfleisch 1 Kilogr.ü Butter 1 Kilogr. 18 Eier 60 Stüuck.. Karpfen per Kilogr. 1111“*“ 8 Zander 89 Hechte Barsche . Schleie . Bleie . Krebse per Schock .

N88S

.S8SSlI

c1.1““q

+ —x*ennee’eesöesööe—

8InF—,3—

Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),

SIII11188881S8S81888

8388SSL2S211118

1““

11“

Erste B eilage Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Pre

Berlin, Freitag, den 21. April

üfi

ts⸗-Anzeiger.

G 21. April. Im weiteren Ver⸗ laufe der gestrigen (49.) Sitzung trat das Haus der Abgeordneten in die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Erweiterung, Vervoll⸗ ständigung und bessere Ausrüstung des Staats⸗ eisenbahnnetzes ein. §. 1 lautet in der Fassung der Kom⸗ ission:

miss Die Staatsregierung wird ermächtigt: I. Zum Bau einer Eisenbahn: 1) von Königsberg nach Labiau die Summe von 4 924 000 ℳ, 2) von Johannisburg nach Lyck die Summe von 4 516 000 ℳ, 3) von Hohenstein über Schöneck nach Berent 3 910 000 ℳ, 4) von Jatznick nach Ueckermünde 1 184 000 ℳ, 5) von Liegnitz nach Goldberg 1 260 000 ℳ, 6) von Greiffenberg nach Löwenberg und von Greiffenberg nach Friedeberg 2 672 000 ℳ, 7) von Oberröblingen nach Querfurt 800 000 ℳ, 8) von Wernigerode nach Ilsenburg 675 000 ℳ, 9) von Schwarzfeld⸗Lauterberg nach St. Andreasberg 976 000 ℳ, 10) von Osnabrück nach Brackwede 2 630 000 ℳ, 11) von Wabern nach Wildungen 846 000 ℳ, 12) von Westerburg nach Hachenburg 2 285 000 ℳ, 13) von Prüm über St. Vieth und Montjoie nach Rothe Erde (Aachen) mit Ab⸗ zweigung von Faimonville oder einem anderen geeigneten Punkte der Hauptbahn nach Malmedy 14 567 000 ℳ, 14) von Naeren oder einem anderen geeigneten Punkte der Bahn ad 13 nach Eupen 970 000 (die Regierung hatte nur 880 000 verlangt), 15) von Walheim oder einem anderen geeigneten Punkte der Bahn ad 13 nach Stolberg 1 263 000 (die Regierung hatte nur 1 189 000 gefordert), 16) von Ahrweiler nach Adenau 3 560 000 (die Re⸗ gierung hatte nur die Summe von 3 500 000 gefordert) zu ver⸗ wenden.

Die Bahnen 1) von Königsberg nach Labiau und 2) von Johannisburg nach Lyck wurden mit den für sie ausge⸗ worfenen Summen ohne Debatte genehmigt.

Bei der Bahn 3) von Hohenstein nach Berent bat der Abg. von Tokarski, die von der Kommission abgesetzte Bahn von Danzig nach Karthaus wieder in Berücksichtigung zu ziehen.

Der Abg. Engler sprach der Regierung seinen Dank für den Bau der Berenter Bahn aus, und bat nur sobald als möglich mit dem Bau zu beginnen, da der Kreis Berent durch Ueberschwemmungen schwer gelitten habe und verarmt sei.

Der Abg. Büchtemann brachte in Bezug auf dieselbe Linie eine Petition von Interessenten zur Sprache, die statt jener Linie die von Berent nach Praust besürwortete. Richtig sei es, daß die letztere den Weg nach Danzig, dem Haupt⸗ punkt des Verkehrs für den Kreis Berent, um 14 km ab⸗ kürzen würde, aber nicht richtig, daß sie um 1 ½ Millionen billiger herzustellen wäre, daher die Kommission über diese Petition zur Tagesordnung überzugehen beantragt habe. Für jedes empfohlene Projekt lasse sich mancherlei sagen, die Kosten seien stets dieselben.

Hierauf wurde die ausgeworfene Summe bewilligt.

Zu Nr. 4 (Bahn von Jatznick nach Ueckermünde) bemerkte der Abg. von Enckevort, daß der Bau dieser Sekundärbahn den dringenden Wunsch des Ueckermünder Kreistages erfülle. Der Kreis von 20 Quadratmeilen mit 50 000 Einwohnern besitze bis jetzt nur eine Meile Chaussee!

Ueber die Nummern 5 (von Liegnitz nach Goldberg) und 6 (von Greiffenberg nach Löwenberg und von Greiffenberg nach Friedeberg) referirte der Abg. von Dziembowski, beide entsprächen dem Bedürfniß der betreffenden Kreise und würden gut rentiren. 1

Der Abg. von Haugwitz versprach sich ebenfalls von diesen Bahnen das Beste für Landwirthschaft und Industrie der betreffen⸗ den mit Dank erfüllten Kreise, er hoffe nur, daß auch Gold⸗ berg mit Löwenberg schienenmäßig verbunden würden.

Nr. 4, 5 und 6 wurden bewilligt.

Die Bahn Nr. 7 (von Oberröblingen nach Querfurt) fand der Abg. von Helldorf nicht genügend motivirt. Man scheine nicht nach einem bestimmten Plan mit dem Bau von Sekundär⸗ bahnen vorzugehen, sondern sich dabei von solchen bestimmen zu lassen, welche, um sich beim Minister beliebt zu machen, die Sache in recht goldigen Farben darstellten. Er fürchte, daß das Ministerium mit dieser Methode sehr bald Schiffbruch leiden werde. Dazu komme, daß in jener Gegend bereits eine Privatgesellschaft bestehe, welche den Bau einer Bahn in die Hand nehmen wolle, der aber die Konzession noch immer nicht ertheilt sei, obwohl alle vom Minister gestellten Bedingungen erfüllt worden oder ihre Erfüllung sicher gestellt sei. Er frage den Minister, ob derselbe in dem betreffenden Distrikte Privateisenbahnen überhaupt noch zulassen wolle, und wie derselbe sich zu dem fraglichen Unternehmen stelle.

Hierauf ergriff der Minister der öffentlichen Arbeiten Maybach das Wort:

38 knüpfe an das letzte Wort des Herrn Vorredners an: „Das Bessere ist des Guten Feind“. Meine Herren, die Vorlage, wie Sie sie in Händen haben, ist das Resultat sehr eingehender Prüfung, wiederholter und dringender Anträge der Provinzialbehörden. Ich

be mich natürlich auf das Material, welches mir aus der Provinz zugebracht ist, verlassen müssen, und habe daraus die Ueberzeu⸗ gung gewonnen, daß die Linie, die wir Ihnen jetzt vorschlagen einem wirklichen Bedürfniß entspricht und, was wichtig, daß sie einem Ausbau für die Zukunft in dem Landestheile nach keiner Richtung präjudizirt. 1

Wenn ich den Kern des Vortrages des Herrn Vorredners richtig erfasse, so geht er daraufhin, daß mit dieser Vorlage nicht genug 8654 sei. Er wünscht für den Landestheil, der mit dieser Linie angeschnitten wird, noch verschiedene andere Linien. Ich weiß ja, daß dort verschiedene Projekte ventilirt werden und von den Interessenten sehr lebhaft befürwortet werden, z. B. eine Linie von Naumburg nach Laucha, deren der Herr Vorredner erwähnt hat, eine andere Linie von Merseburg nach Mücheln, eine dritte, welche über Schaafstedt anschließen will an die Sangerhausen⸗Nordhausener Bahn. Das ganze Terrain, welches dort aufgeschlossen werden soll, ist ja ein in hohem Grade ergiebiges und ich glaube, daß, wenn, wie ich hoffe, die Zeiten es ge⸗ statten, auch diesen Landestheilen die Anschlüsse zuzuführen, deren sie bedürftig sind, wir ein gutes Werk thun werden. Aber ich bitte nun doch deshalb, weil wir erst mit einem Schritte vorgehen können, weil wir nicht alle Richtungen, die dort erwünscht sind, gleich ins Auge fassen

unen, nicht dieser Linie den Vorwurf zu machen, sie sei eine unbe⸗ dachte, unrichtig gewählte. Der Herr Abgeordnete will ja auch für die Linie selbst sbisee⸗ wenn ich ihn richtig verstanden habe, aber,

wie Psa t, es ist ihm diese nicht genug. r dat bei dieser Gelegenheit Veranlassung genommen,

auf die 11“ 8

Politik der Regierung bei Behandlung dieser Angelegenheit zurück⸗ zukommen. Ich möchte mich nicht, um noch eine Generaldiskussion hervorzurufen, darauf einlassen, diesen Gegenstand weitläufig zu er⸗ örtern; es wird vielleicht später dazu Gelegenheit sein. Nur eins will ich ihm doch bemerken, daß es unter allen den Richtungen, die er er⸗ wähnt hat, die auch die Unterstützung und das Wohlwollen der Re⸗ gierung gefunden haben, an einem wichtigen Dinge gefehlt hat, an einem auf solider gesetzlicher Basis gesicherten Kapital, und das kann ich von zahllosen Projekten sagen, theils nützlichen, theils überflüssigen oder wenigstens in anderer Weise ausführbaren, daß die Regierung gern ent⸗ gegenkommen würde, daß sich aber bei näherer Prüfung nur zu häufig herausstellt, daß die Herstellung auf dem früher üblich und kurz be⸗ zeichneten Wege der Gründung versucht werden soll. Und da erkläre ich ganz bestimmt: so lange ich die Ehre haben werde, mein Amt zu verwalten, wird die Thüre für sogenannte Gründungen bei mir ver⸗ schlossen sein. „Was soll man sich dabei denken?“ fragen Sie. Die Gesetze bestimmen ganz genau, in welcher Weise das Kapital aufgebracht werden soll, und wenn diesen gesetzlichen Bedingungen nicht bhe wird, so muß ich sagen: das ist eine Gründung aus früherer Zeit. Ich will nicht näher darauf eingehen, ich würde sonst sehr viele Belege und Beispiele dafür geben können.

„Nun, meine Herren, ich bedauere das ja, daß bis jetzt die Mög⸗ lichkeit nicht gegeben ist, für diese Projekte die nöthigen Geldmittel zu finden; ich wiederhole auch, daß für das eine Projekt meinerseits in Aussicht genommen war, eine verfallene Kaution zu verwenden. Wenn ich mich aber recht erinnere, ich bin im Augenblick meiner Sache nicht ganz sicher —, so ist Seitens der Provinzialbehörden mir berichtet worden, daß für dies Projekt nur bei einzelnen Interessenten positive Inter⸗ essen bestehen, aber nicht in dem gesammten betreffenden Landestheile ich glaube wenigstens mich nicht zu irren, wenn ich dies Projekt speziell hervorhebe. Deshalb, meine Herren, aber nun zu sagen: diese Vorlage ist nicht genügend begründet, wir finden, daß die Regierungs⸗ politik sich nicht auf dem richtigen Weg befindet, das, meine Herren, halte ich nicht für richtig. Ich habe dem Herrn Abgeordneten, als er die Güte gehabt hat, mich aufzusuchen, meinerseits gesagt, lassen wir die Frage, was weiter zu tbun, vorläufig in suspenso, wir werden uns darüber später unter⸗ halten. Ich kann hinzufügen, daß ich die Provinzialbehörden unlängst aufgefordert habe, diese Frage zu erörtern, zu studiren und seiner Zeit darüber die nöthigen Anträge zu unterbreiten. Findet es sich, daß es besser ist, einzelne Linien auf solidem Wege durch Privat⸗ kapital mit oder ohne Unterstützung des Staats herzustellen, warum sollten wir es nicht thun? Es giebt eine ganze Menge von Se⸗ kundärbahnen, die ich selbst in den Händen der Privatunternehmung sehr gern sehen würde, deren Ausbau aber der Staat nur in die Hand nimmt, weil sich kein Anderer auf solidem Wege dazu ver⸗ stehen will.

Nun sagt der Herr Abgeordnete weiter, warum greift man grade diese Linie heraus? Warum hat man nicht die andere, für die die Regierung sich doch auch interessirt, gewählt? Ja, es bleibt uns nichts anderes übrig, wenn wir die Staatskasse in An⸗ spruch nehmen wollen, als die Frage aufzuwerfen, welche Linien sind zur Zeit die wichtigsten und. dringlicheren. Und da habe ich ge⸗ glaubt, nach den Berichten der I annehmen zu müssen, daß die Linie von Oberröblingen nach Querfurt gerade eine solche sei, die eine besondere Berücksichtigung Seitens der Staats⸗ regierung rechtfertigt. Ich kann nach allem Diesen nur sagen, meine Herren, lassen Sie sich von den Wegen, die wir bisher beschritten

aben, und, wie ich glaube, mit Erfolg beschritten haben, und die im Lande

auch Anerkennung finden, lassen Sie sich nicht davon abschrecken. Bange machen, möchte ich sagen, gilt nicht. Der Herr Abgeordnete hat erwähnt; ja, wenn das am grünen Holze geschieht, was soll später am dürren werden! Meine Herren, ich hoffe, daß an dieser Stelle immer grünes Holz sein wird. 4

Der Abg. Neubarth dankte dem Minister für diese Bahn, und bat das Haus, diese Position unverändert zu genehmigen, und sich nicht durch die Rede des Abg. von Helldorf in seiner Abstimmung beirren zu lassen.

Nr. 7 wurde mit großer Majorität genehmigt.

Zu Nr. 8 (Bahn von Wernigerode nach Ilsenburg) be⸗ merkte der Abg. Büchtemann, er habe gegen diese Bahn die⸗ selben Bedenken, wie gegen die, zu deren Bau die Gelder soeben bewilligt worden. Man fange an, Bahnen zu bauen, ohne daß man wisse, wie das Bahnnetz weiter fortgesetzt werden solle. Gegen diese Unfertigkeit der Vorlagen hätten sich die Angriffe seiner Partei stets gerichtet, denn man trete damit auch der Fortführung von Chaussee⸗ und Straßenbauten hindernd entgegen. Mit diesem System des Stückenbaues müsse gebrochen werden. Werde dem Hause ein vollständigerer Plan vorgelegt über die Erweiterung der Eisenbahnnetze, so werde auch seine Partei die Mittel be⸗ willigen. 8

Der Abg. Sombart glaubte, daß das Bedürfniß näher an dem Harz gelegener Bahnlinien dadurch entstanden sei, daß man entgegen dem ursprünglichen Projekte die Linie Vienenburg⸗Halberstadt⸗Halle zu weit ab vom arze gebaut habe. Das Bedürfniß sei übrigens ein gerechtfertigtes. Er bitte deshalb, die Summe zu bewilligen.

Nr. 8 wurde bewilligt, ebenso ohne Debatte Nr. 9 (Bahn von Schwarzfeld⸗Lauterberg nach St. Andreasberg) und Nr. 10 (Bahn von Osnabrück nach Brackwede). .

Zu Nr. 11 (Bahn von Wabern nach Wildungen) drückte der Abg. von Quast seine Befriedigung über das Projekt aus. Dasselbe würde indessen von noch größerer Bedeutung werden, wenn die Bahn über Wildungen hinaus gebaut werde. Es sei erfreulich, daß in der Regiexungsvorlage sich ein Anlaß zu einer solchen Erwartung biete; denn in derselben sei bemerkt, daß die Bahn vorläufig bei Wildungen ein Ende erreichen solle. G

Nr. 11 wurde bewilligt.

Zu Nr. 12 (von Westerburg nach Hachenburg) bat der Abg. Bachem die Regierung, nicht auf halbem Wege stehen zu bleiben, sondern den Anschluß der Westerwaldbahn an die Deutz⸗Gießener Bahn möglichst bald fertig zu stellen.

Der Abg. Dr. Hammacher äußerte sich in gleichem Sinne. Es wäre wünschenswerth, wenn vom Minister eine bestimmte Erklärung hierüber abgegeben würde. der Budgetkommis⸗ sion sei von allen Seiten anerkannt, daß sich die Herstellung des Anschlusses aus finanziellen Gründen sehr empfehle. Denn nur so würden der Thon, Basalt und Eisenstein dieser Ge⸗ gend leicht ihrem Absatzgebiet, dem Niederrhein, zugeführt werden können.

Demnächst nahm der Staats⸗Minister Maybach das ort:

So ganz kann ich das nicht anerkennen, was der Hr. Abg. Dr. Hammacher eben sagte, daß nach dem Unterrhein der Westerwald nur dann eine Heärbindung haben werde, wenn * an die Deutz⸗ Gießener Bahn ans dieße. Bekanntlich w 8 die Ober⸗ und

8

Unterwesterwaldbahn gebaut; sie hat ihren Anschluß an den Rhein bei Engers, es ist also eine Verbindung nach dem Nieder⸗ rhein vorhanden. Ich gebe aber zu, daß eine andere Verbindung nach der Deutz⸗Gießener Bahn hin besser ware. Es ist aus früheren Verhandlungen dieses hohen Hauses bekannt, daß für die verschiedensten Punkte Anschlüsse gewünscht werden. Die Westerwaldlinien an die Deutz⸗Gießener Bahn. Allein es war bisher uns noch nicht gelungen, festzustellen, an welchem Punkte man am zweckmäßigsten den Anschluß vermittelt. Das Terrain ist ein außerordentlich schwieriges. Der An⸗ schluß ist gewünscht worden in Hennef, in Siegburg, in Au, in Wissen, in Haiger, in Betzdorf, und ich weiß nicht, an welchen Punkten weiter noch. Nun einen Punkt zu finden, der den bethätigten Interessen möglichst entspricht, an allen kann man ja nicht anschließen das war Aufgabe der Techniker, und ich glaube, daß unsere Bemühungen jetzt soweit gediehen sind, daß wir uns bald über den Anschlußpunkt schlüssig machen können. Wir suchen also eine Lösung, die wir an sich für nothwendig halien herbeizuführen, und es wird mir große Freude machen, wenn ich meinerseits bei dem Herrn Finanz⸗Minister, und bei dem Staats⸗Ministerium eine Vorlage dieserhalb in Vorschlag bringen kann.

Nr. 12 wird genehmigt. 8u Nr. 13 (Bahn von Prüm über St. Vith und Mont⸗ joie nach Rothe Erde (Aachen) mit Abzweigung von Faimon⸗ ville oder einem anderen geeigneten Punkte der Hauptbahn nach Malmedy) bemerkte der Abg. Berger, daß diese Bahn⸗ strecke erst rentabel werden könne, wenn ein Anschluß an das luxemburgische Eisenbahnsystem hergestellt sei. Die Regierung möge darum rasch eine Entscheidung darüber herbeiführen, wem die Konzession für diese Linie zu ertheilen sei.

„Der Staats⸗Minister Maybach erwiderte, es handele sich nicht darum, wem, sondern ob einer fremden Gesellschaft die Konzession zu ertheilen sei. Die Frage werde übrigens bald eine Lösung finden, und der Anschluß solle so rasch als mög⸗ lich hergestellt werden.

Der Abg. Büchtemann erklärte, diese Konzession sei be⸗ reits an die luxemburgische Eisenbahngesellschaft ertheilt ge⸗ wesen. Die luxemburgische Regierung halte auch die derselben auf luxemburgischem Gebiete ertheilte Konzession noch aufrecht, falls sie die Konzession auch auf deutschem Gebiete erhalte.

Der Staats⸗Minister Maybach entgegnete, die Regierung habe zwar mit der Gesellschaft unterhandelt, aber die Bedingungen, welche sie gestellt habe, hätten der Regierung es unmöglich gemacht, auf ihr Anerbieten einzugehen.

Der Abg. Büchtemann wies darauf hin, daß sowohl die Bergisch⸗Märkische Eisenbahngesellschaft, als auch die Eisen⸗ bahnverwaltung für Elsaß⸗Lothringen nichts gegen die Be⸗ dingungen der Gesellschaft einzuwenden gewußt hätten. Uebrigens müsse berücksichtigt werden, daß, wenn die Bahn nicht Sekundärbahn werden solle, die Baukosten derselben nicht unerheblich sein dürften, da sie durch gebirgiges Terrain zu legen sei.

Der Staats⸗Minister Maybach bemerkte, wenn die Ber⸗ gisch⸗Märkische Gesellschaft sich mit den Bedinaungen einver⸗ standen erklärt habe, so sei das verständlich. Dieselbe wäre nur auf die kurze Strecke von 3 Meilen an dem Bahnbau bethei⸗ ligt gewesen, und hätte große Vortheile aus demselben ge⸗ zogen, da der Verkehr durch denselben auf ihre Linien abge⸗ lenkt wäre.

Bei Nr. 14 (Bahn von Raeren oder einem anderen geeigneten Punkte der Bahn ad 13 nach Eupen), bei Nr. 15 (Bahn von Walheim oder einem anderen geeigneten Punkte der Bahn ad 13 nach Stolberg), und bei Nr. 16 (Bahn von Ahrweiler nach Adenau) bat der Staats⸗Minister Maybach die von der Kommission vorgeschlagenen Erhöhungen nicht zu genehmigen. Das Haus trat jedoch nach kurzer Debatte den Vorschlägen der Kommission bei.

8eaa vertagte sich das Haus um 4 ¼

Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 23. Inhalt: Verfügungen: vom 8. April 1882. Maßregeln zur Sicherung der richtigen Verrechnung des Portos.

Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 24. Inhalt: Verfügungen: vom 15. April 1882: Eröffnung des Betriebes auf der neuen Telegraphen⸗Kabellinie Greetsiel⸗Valentia; vom 15. April 1882: Verzögerung in der Beförderung einer Post nach Ostindien, China, Japan ꝛc.; vom 13. April 1882: Postdampfschiffverbindungen mit Dänemark und Schweden. 8

Archiv für 1 und Telegraphie. Nr. 7. Inhalt: I. Aktenstücke und Aufsätze: Das 25jährige Bestehen des „Norddeut⸗ schen Lloyd“ in Bremen. Das neue Ober „Postdirektionsgebäude in Dresden. Die deutsche Abtheilung der Pariser Elektrizitäts⸗Ausstel⸗ lung im Jahre 1881 (Schluß). Ueber Herstellung der Streu in Pferdeställen. II. Kleine Mittheilungen: Berliner Fußbotenpost vor 80 Jahren. Die Seehöhe des afrikanischen Kontinents. Post⸗ werthzeichen⸗Ausstelung in Wien. Postsparkassen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Die Entwickelung des Telegraphenwesens in China. Elektrische Beleuchtung des Suezkanals⸗ Flaschenpost. III. Literatur des Verkehrswesens: Die allgemeinen Fernsprecheinrich⸗ tungen der deutschen Reichspost⸗ und Telegraphenverwaltung von C. Grawinkel, Kaiserl. Postrath. Mit 53 in den Terxt gedruckten Holz⸗ schnitten (138 Druckseiten). Berlin 1882. Verlag von Julius Sprin⸗ ger. Preis geheftet 2,60 ℳ, elegant gebunden 3 IvV. Zeit⸗ schriften⸗Ueberschau. b

Marineverordnungsblatt. Nr. 7. —. Inhalt: Höhere Gerichtsbarkeit des Chefs der ostasiatischen Station. Schiffs⸗ verpflegung. Instruktion für den Kommandanten. Garnison⸗ verwaltungsordnung. Schwimmunterricht. Qualifikations⸗ berichte. Schiffs mmktionszulage. Schiffsverpflegung. Citronen⸗ limonade. Laternen ꝛc. an Bord. Ersatzpflicht bei Handwaffen⸗ verlusten. Personalveränderungen. Benachrichtigungen.

Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatt Nr. 6. Inhalt: Gesetz, betr. den weiteren Erwerb von Privateisenhahnen für den Staat. Vom 28. März 1882. Allerhöchster Erlaß, betr. die anderweite Abgrenzung der Eisenbahn⸗Direktionsbezirke Bromberg und Berlin. Vom 27. März 1882. Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 31. März 1882, betr. Aufnahme neuer Stationen in Ausnahmetarife; vom 31. März 1882, betr. —22ö’ vom 1. April 1882, betr. Festsetzung des Termins für die Durch⸗ führung der durch den Allerhöchsten Erlaß vom 27. März 1882 ge⸗ nehmigten anderweiten Abgrenzung der Eisenbahn⸗Direktionsbezirke Bromberg und Berlin; vom 3. April 1882, betr. Bewilligung freier

ahrt an die Kinder von Beamten zum Schulbesuch; vom 8. April 882, betr. Abänderungen und 2 des Betriebsreglements für die Eisenbahnen Deutschlands. Nachrichten.