bezeichneten Mißstände verloren hat.
6 844 865 ℳ eine Dividende für das Jahr 1883 von 39 % der
ist zu entnehmen, daß das Resultat des Geschäftsjahres 1881 im Weeesentlichen zufriedenstellend war, obschon es hinter demjenigen des Jahres 1880 zurückbleibt; von Verlusten ist das Institut verschont
Erxpropriationen waren zu veranlassen, durch welche die Forderungen
DObligationen; die
von Hypothekendarlehen von 14 426 524 ℳ An 3
39 789 9887 ℳ
(auf Straßburg 5 887 999 ℳ) im Portefeuille.
— Ueber den Saatenstand in Polen schreibt man dem “ unterm 3. Mai: Der Witterungsverlauf der zweiten Hälfte onats April war für die Wintersaaten sehr förderlich. Die⸗
selben haben in sämmtlichen Gouvernements des Königreichs einen so guten Stand, wie es seit Jahren nicht der Fall war. Man findet Roggenfelder, die Aehren von 8 bis 10 cm haben. Ueberall ist der Stand recht dicht, nur wenige Landleute klagen, daß der frühere Frost den Saaten etwas geschadet habe; diese Klagen treten aber nur ver⸗ einzelt und größtentheils im nördlichen Theil des Landes auf. Die Sommerung, welche überall bestellt ist, zeigt einen kräf⸗ tigen Stand und dieselbe ist so weit vorgeschritten, wie man sie sonst Ende Mai zu sehen pflegt. Die Kartoffelfelder bieten überall einen guten Anblick dar und die Aussichten sind bei weiterem günstigen Wetter vielversprechend. Raps und Rübsen haben von Frost nicht eelitten und dürfte der Rübsen in den nächsten Tagen zu blühen an⸗ angen. Im nördlichen Theil des Landes, wo man glaubte, daß der Frost den Obstbäumen einigen Schaden zugefügt hätte, stellt sich jetzt heraus, daß dieselben gänzlich verschont geblieben sind. Von Ma fraß ist nichts wahrzunehmen.
Gewerbe und Handell. Nach einer Veröffentlichung in der italienischen „Gazzetta ufficiale“ vom 10. Mai cr. soll von der Verwaltung der Königlichen Gensd'armerie⸗Legion in Rom, Piazza del Popolo, am 25. Mai cr., Vormittags 10 Uhr, die Lieferung von Silberschnur, Seidenborte, Fransen, Schulterstücken (Epaulettes) mit und ohne Fransen, Sterne (Chargen⸗Abzeichen) in Seide und Tuch, Handschuhe u. s. w. im Ge⸗ sammtbetrage von 46 281 L. im Submissionsw ege vergeben werden. Ueber die speziellen Bedingungen ist das Nähere an Ort und Stelle einzusehen. 8 Nach einer Veröffentlichung in der italienischen „Gazzetta ufficiale“ d. d. Foggio, den 9. Mai, soll die von der dortigen Präfektur auf den 8. Mai d. J. anberaumt gewesene und damals erfolglos ge⸗ bliebene Submission auf Eichenschwellen im ungefähren Be⸗ trage von 55 000 L. am 29. Mai d. J., Mittags 12 Uhr, dort wiederholt werden. — Ueber den Berliner Wollmarkt schreibt die Zeit⸗ schrift „Die Wollengewerbe“ Folgendes: Die nach dem Kor⸗ porationsstatut der Kaufmannschaft von Berlin eingerichtete „Kommission der Interessenten des Wollhandels“ hielt Ende April unter dem Vorsitz des Aeltesten der Kaufmannschaft „Richard Hardt“ eine Sitzung ab. Erster Gegenstand der Erörterung war die Frage, wo der Wollmarkt, für welchen der bisherige Platz kontraktlich nur noch für das laufende Jahr gesichert ist, in Zukunft hin verlegt werden soll. Nach Erörterung einer Reihe verschiedener Vorschläge, welche behufs genauerer Prüfung einer kleinen Subkom⸗ mission überwiesen wurden, einigte man sich dahin, daß die Behörden zunächst ersucht werden sollen, ihre Beschlüsse über die Auswahl des zukünftigen Wollmarktplatzes nicht früher zu fassen, als bis die Interessenten sich mit ihren Wünschen geäußert haben würden. Weiter erwog die Kommission, daß es für den bevorstehenden Wollmarkt im Interesse der Produzenten sowohl als der Händler und Fabrikanten dringend geboten sei, an der seit mehreren Jahren bereits von den Aeltesten der Kaufmannschaft anerkannten Usance festzuhalten, nach welcher auf dem Berliner Wollmarkt nur Netto⸗ Tara, also mit Vergütung des wirklichen Sackgewichts gehandelt werden soll. Die Kommission erachtet es deshalb für geboten, die Produzenten von Wolle darauf hinzuweisen, daß es sich zur Er⸗ leichterung des Geschäftsverkehrs für sie empfehlen würde, das Gewicht jedes einzelnen leeren Sackes mit deutlicher Schrift auf demselben zu vermerken. Außerdem erinnert die Kommission daran, daß das Aeltesten⸗ Kollegium der Berliner Kaufmannschaft am 3. April 1881 an den Herrn Minister für die Landwirthschaft eine Denkschrift über die Mißstände gerichtet hat, welche den deutschen Wollhandel schädigen. In dieser Denlschrift ist neben der Festhaltung der Bedingung Nettotara beim Wollhandel insbesondere verlangt: 1) möglichst gute Wäsche und sorgfältige Trocknung der Wolle, 2) Verwendung glatter, festgedrehter, nicht über Nothwendigkeit starker und langer Schnüre, 3) Benutzung glatter, hachelfreier Säcke, 4) Absonderung aller abweichenden Gattungen, als Schmutz⸗, Sterblings⸗, Kreuzungs⸗ und Waschwolle.
Da der Herr Minister für die landwirthschaftlichen Angelegen⸗ heiten die vorerwähnte Denkschrift der Aeltesten der Kaufmannschaft nach Inhalt einer Benachrichtigung vom 19. Mai 1881 den Vor⸗ ständen sämmtlicher landwirthschaftlichen Provinzial⸗ und Central⸗ vereine mit der Aufforderung zugefertigt hat, die Aufmerksamkeit der Wollproduzenten auf die darin geschilderten Mißstände zu lenken und nach Möglichkeit auf deren Beseitigung zu wirken, so glaubte die Kommission sich der Hoffnung hingeben zu können, daß die deutschen Wollproduzenten durch Vermeidung der gedachten Mißstände das ihrige dazu beitragen werden, um der deutschen Wolle diejenige bevor⸗ zugte Stellung wieder zu erobern, die sie in früheren Jahren trotz überseeischer Konkurrenz eingenommen, und wesentlich nur infolge der
— Die Liquidatoren der Thüringischen Bank haben, wie die „B. Börs.⸗Ztg.“ meldet, beschlossen, eine neue Quote im Betrage von 40 ℳ pr. Aktie zur Auszahlung zu bringen, so daß nach Ab⸗ hebung dieser Summe dann auf jede Aktie 83 ½ % zurückgezahlt sein werden. Die Auszahlung erfolgt vom 20. d. M. ab.
— In der Generalversammlung der Lebensversicherungäs⸗ gesellschaft zu Leipzig wurde die Jahresrechnung für 1881 einstimmig genehmigt. Dieselbe ergiebt bei einem Jahresgewinn von 1 624 526 ℳ und einer Erhöhung des Gesammtüberschusses auf
Jahresprämie bezw 3 % der Summe der gezahlten Jahresprämien, sowie 1 ½ % der Summe der gezahlten Zusatzprämien für abgekürzte oder gemischte Versicherungen. Den Aussteuer⸗ oder Kinderversiche⸗ rungen wird eine Dividende von 1,43 % der Reserve regulativmäßig gutgeschrieben und dem Kautionsdarlehnsverband der Gesellschaft 829 1883 123 % der 1877 gezahlten Gewährleistungsbeiträge zu gute.
— Dem 188ler Geschäftsbericht der Aktiengesellschaft für Boden⸗ und Kommunalkredit in Elsaß⸗Lothringen
eblieben. Die Hypothekenabtheilung hat sich gut fortentwickelt, in⸗ em ca. 4 000 000 ℳ neue Hypotheken abgeschlossen wurden. eun
der Bank bedeckt wurden. Im Laufe des Jahres emittirte die Bank 4 000 000 ℳ 4 % Pfandbriefe und ebenso viel 4 % Kommunal⸗ g erwaltung der öffentlichen Gelder (Staats⸗ depositen⸗Abtheilung) hat ihre Geschäfte reglementsmäßig und in ge⸗ wohnter Weise besorgt. Der Totalumsatz sämmtlicher Abtheilungen des Instituts belief sich auf 1 915 878 556 ℳ gegen 1 478 577 395 ℳ im Jahre 1880. In der Hypothekenabtheilung gingen im Laufe des Jahres 327 Hypothekengesuche mit zusammen 7 451 681 ℳ ein, da⸗ von wurden 198 Gesuche mit 3 976 551 ℳ genehmigt, während 105 abgelehnt und 24 zurückgezogen wurden. Die Kapital⸗Rückzahlungen betrugen 782 752 ℳ Es verblieb FEnde 1881 ein Saldo insen wurden 632 462 ℳ vereinnahmt. Gemeindedarlehen wurden 151 in Elsaß⸗ Lothringen mit 1 161 061 ℳ und 43 in diversen deutschen Städten und Gemeinden mit 1 159 860 ℳ abgeschlossen. In der Abtheilung für die Verwaltung von öffentlichen Geldern (Staatsdepositen⸗Abthei⸗ ng) betrug der Jahresverkehr 44 492 423 ℳ, hierzu Zinsensaldo mit 1.339 980 ℳ, macht 45 832 404 ℳ Der Bestand der hinterlegten Werthpapiere beträgt 36 224 154 ℳ Der Wechselverkehr der Finanz⸗ abtheilung belief sich auf ein Total von 21 937 Wechseln ns 123 917 349 ℳ (auf Cetrafsburg für 39 355 833 ℳ) im Eingang und 20 548 Wechseln mit 111 219 791 ℳ (auf Straßburg für im Ausgang; es verbleibt somit Ende 1881 ein Bestand von 1389 Wechseln mit 12 697 558 ℳ
schnittsbetrag der Wechsel stellt sich auf 9141 ℳ An Effekten gingen ein 50 971 221 4 4 gingen 38 311 596 ℳ; bleibt Bestand 12 659 625 ℳ Der Conto⸗Corrent⸗Verkehr figurirt in den Büchern mit einem Debet von 230 183 070 ℳ und mit einem Kredit von 209 459 043 ℳ Der ZJahresumsatz des Cassa⸗ Contos beläuft sich im Eingang auf 376 983 485 ℳ und im Ausgang auf 376 650 729 ℳ Es war mithin am 31. Dezember 1881 ein Baarbestand (inkl. Guthaben bei der Reichs⸗ bank) von 332 755,70 ℳ vorhanden. Das Reservefondskonto schloß im Vorjahre mit 301 487 ℳ ab. Hierzu treten nach dem Vorschlage der Direktion: 5 % vom Reingewinn von 298 917 ℳ = 14 945 ℳ, ferner 10 % des Ueberschusses von 43971 ℳ = 4397 ℳ Mithin erreicht das Reservefondskonto eine Höhe von 320 830 ℳ Von dem oben angeführten Ueberschuß entfallen ferner 5 % = 2198 ℳ an den Aufsichtsrath und weitere 5 % an die Direktion, schließlich 24 000 ℳ 8 % Superdividende, in Summa 32 794 ℳ Es verbleibt mithin ein auf neue Rechnung vorzutragender Ueberschuß von 11 177 ℳ Dortmund, 15. Mai. (Ess. Ztg.) Auf dem Eisenmarkt ist die längere Zeit geplante und nunmehr zum Abschluß gelangte Stabeisenkonvention, wie auch die Konvention der Puddeleisen⸗Pro⸗ duzenten von besonderer Bedeutung, da von diesen Maßnahmen eine größere Stetigkeit in den Preisen zu erwarten ist. Die Produktions⸗ einschränkung in Puddeleisen kann sich der Natur der Sache nach erst nach längerer Zeit fühlbar machen und ein Anziehen der Noti⸗ rungen bewirken, durch Fixirung des Minimalpreises auf 62 ℳ pro Tonne ist aber schon jetzt einem weiteren Sinken der Preise vorgebeugt. Da Luxemburger Roheisen ebenfalls die Konventions⸗ preise behauptet, so kann eine günstige Beeinflussung des Walzeisens nicht ausbleiben. In Stabeisen, das längere Zeit ver⸗ nachlässigt gewesen, scheint sich eine kleine Belebung anzubahnen, da sich die Anfragen und Bestellungen, wenn auch vorläufig nur kleinerer Posten, mehren. Bemerkenswerth ist, daß die Walzwerke meist sehr stark besetzt und daher nicht in der Lage sind, kurze Liefer⸗ fristen zu bewilligen. Bezügliche Aufträge werden, wie wir aus Ge⸗ schäftsbriefen verschiedener Werke ersehen, wegen Ueberbürdung ab⸗ gelehnt. In Feinblechen ist ebenfalls eine kleine Besserung in der Nachfrage eingetreten, wozu der größere Bedarf der Verzinkereien beigetragen haben mag, bei denen wiederum mehr Bestellungen auf verzinkte Bleche zu Bedachungen ꝛc. eingegangen sind. In schweren Blechen für den Schiffsbau und zu Dampfkesseln ist der Bedarf auf dem frühern Niveau geblieben und sind die Notirungen daher auch unverändert fest geblieben. Ebenso ist Facon⸗ eisen in großer Nachfrage geblieben und sind namentlich Träger so stark begehrt, daß der Bedarf nur mit Mühe gedeckt werden kann. In Stahl hat sich die Nachfrage zwar verringert und auch in Eisenbahnmaterial ist es für den Export stiller geworden, aber die vorliegenden Aufträge sind so belangreich, daß sie noch für längere Zeit volle Beschäftigung bieten. An ausstehenden Submissionen ist die der rechtsrheinischen Staatsbahn auf Lieferung von 8807 t Flußstahl⸗ schienen, 755,65 t Flußstahllaschen, 65 t Laschenschrauben aus sehnigem Eisen, 122 000 Sprungringen, 7325 t Querschwellen aus Flußeisen oder Schweißeisen, 191 t Klemmplatten, 173 t Hakenschrauben, 610 000 Stück Sprungringen bemerkenswerth. Die belgische Regierung hat ferner die Lieferung von 23 000 t Stahlschienen ausgeschrieben, und die Reichs⸗ eisenbahnen stellen die Lieferung von 300 Radreifen für Lokomotiven, 150 dto für Tender, 1200 dto. für Wagen, sämmtlich aus Flußstahl und 200 Radreifen für Wagen aus Flußeisen in Submission. Die Maschinenfabriken und Kesselschmieden, sowie die Waggonfabriken sind fortwährend lebhaft beschäftigt, und auch die Brückenbau⸗ Anstalten haben in der jüngsten Zeit etwas mehr Bestellungen, zum Theil aus dem Auslande, erhalten. — Im Kohlengeschäft ist ein für die gegenwärtige Jahreszeit sehr bedeutender Absatz an Industrie⸗ kohlen und Koke zu konstatiren. Der Kohlenverkehr hat sich wesent⸗ lich in Folge des besseren Wasserstandes belebt und dürfte vom 1. Juni ab, an welchem Tage die billigeren Frachtsätze vom rheinisch⸗west⸗ fälischen Bergbaubezirk durch den St. Gotthard⸗Tunnel nach Italien in Kraft treten, noch größere Dimensionen annehmen. Wien, 16. Mai. (W. T. B.) Die heutige Generalversamm⸗ lung der ungarisch⸗galizischen Eisenbahn genehmigte den Geschäftsbericht für 1881. In Folge des Wegfalls der bedeutenden Getreidetransporte haben die Einnahmen gegen das Vorjahr 1880 um 111 678 Fl. abgenommen, wogegen sich die Ausgaben um 55 298 Fl. verringerten. Die Betriebsrechnung schließt mit einem Verlustsaldo von 117 939 Fl., wovon 92 843 Fl. auf die galizische und 25 096 Fl. auf die ungarische Linie entfallen. Durch den Verkauf der im Besitze der Gesellschaft befindlich gewesenen eigenen Prioritäten II. Emission zum Course von 90,25 und das Abstoßen sämmtlicher schwebender Schul⸗ den ist die volle Baarzahlung der Aktiencoupons vom 1. Juli 1881 ab ermöglicht worden. Die Betriebsergebnisse von 1882 sind gün⸗ stiger, da bis Ende April 64 000 Fl. mehr als bis zu derselben Zeit im Jahre 1881 eingenommen worden sind. Rotterdam, 16. Mai. (W. T. B.) Die heute von der niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltene Kaffee⸗ auktion eröffnete für Nr. 1 zu 31 ¼ à 31 ½, Nr. 4 30 à 30 ¼, Nr. 5 30, Nr. 6 30 ½, Nr. 7 32 ¼ à 32 ½, Nr. 8 31 ⅛ à 31 ¾, Nr. 9 29 ⅛ à 29 ¾, Nr. 10 29 ½, Nr. 11 27 à 27¾, Nr. 12 27 ½ à 27⅛. London, 16. Mai. (W. T. B.) In der heute eröffneten elteuktion war gute Nachfrage zu Schlußpreisen der letzten Auktion. Liverpool, 16. Mai. (W. T. B.) Bei der heute eröffneten Wollauktion wurden 20 300 B. angeboten. Es herrschte gute Nachfrage zu den ungefähren Preisen der Märzauktion. New⸗York, 15. Mai. (W. T. B.) Weizenverschif⸗ fungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver⸗ einigten Staaten nach Großbritannien 15 000, do. nach Frank⸗ reich 7000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 12 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 55 000, do. nach Frank⸗ reich 7500, do. do. nach anderen Häfen des Kontinents 2500 Ortrs.
1 8* Verkehrs⸗Anstalten.
Eine eigenthümliche, für Handel und Verkehr unerwünschte Er⸗ scheinung wird durch den Tarifkrieg gebildet, den die verschiedenen transatlantischen Pelegraphenkabelsesellschaften gegen einander führen. Die Vorgänge dabei zerfallen regelmäßig in drei Abschnitte. In dem Zustande der Ruhe werden die Tarife ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse des Publikums so hoch gehalten, als dies im ausschließlich finanziellen Interesse der Gesellschaften zweck⸗ mäßig erscheint.é Es folgt die Zest der Konkurrenz durch die Bil⸗ dung einer neuen Gesellschaft mit weitgehender Ermäßigung der Tarife, um einen Theil des Verkehrs an sich zu ziehen, beziehungs⸗ weise die finanziell schwächere der Gesellschaften in die Gefahr des Verlustes jedes Ertrages zu bringen. Dann tritt die Einigung zwi⸗ schen sämmtlichen Gesell aften ein. Die Tarife werden wieder er⸗ höht und das Spiel kann von Neuem beginnen. Der Tarif für ein Wort zwischen den europäischen Küsten und New⸗York betrug nach bereits vorangegangenen vielfachen Schwan⸗ kungen Anfang 1880 3,75 Fr. Es bildete ich die französische Kabel⸗ gesellschaft. Der Tarif wurde nach und nach herabgesetzt, zuletzt bis auf 60 Ctms. vom 1. Februar 1880 ab ermäßigt. Nach Einigung der Kabelgesellschaften trat vom November 1880 ab eine Tarif⸗ erhöhung auf 2,50 Fr. ein. Nun drohte den Gesellschaften eine neue Konkurrenz durch den amerikanischen Unternehmer Gould. Der Tarif Ce herab auf 1,25 Fr. Seßt ist die Einigung zwischen den alten Gesellschaften und Gould erfolgt, und wir haben vom 22 Mai ab eine neue Tariferhöhung auf 2,50 Fr. zu erwarten. Leider sind die betreffenden Staatsverwaltungen ohne wirksamen Einfluß auf diese für alle Handelsverhältnisse störende Tarifände⸗ rungen, da die meisten Telegraphenkabel⸗Gesellschaften den inter⸗ nationalen Telegraphenverträgen nicht unterworsen —— und die ursprünglichen Konzessionen keine Handhabe zu bieten scheinen.
Unter diesen Verhältnissen wird 55— auch für den deutschen Telegraphenverkehr mit Amerika über Emden die Erhöhung der Gebühr um eine Mark für das Wort eintreten.
Der Durch⸗ 1“
Berlin, 17. Mai 1882.
Gleich nachdem gestern die Sitzung des Central⸗Comités der pgiene⸗Ausstellung geschlossen worden war, zeichneten iele der Anwesenden zum Garantiefonds, zum Theil erhebliche
Summen. Es gewinnt überhaupt den Anschein, als würden den alten Freunden und Förderern des Unternehmens neue sich zugesellen, so daß der neue Garantiefonds noch höher sein wird als der bis⸗ herige. Der geschäftsführende Ausschuß tritt unverzüglich in Be⸗ rathung über die dem Central⸗Comité zu machenden Vorschläge be⸗ züglich der Rekonstruktion der Ausstellung, und zwar leitet ihn hier⸗ bei das Prinzip, das Unternehmen noch szstematischer auszugestalten als das bisherige und ihm eine Abrundung und Vollständigkeit zu geben, wie sie dem Vertrauen entspricht, das dem Ausschusse allseitig entgegengebracht wird. Der Ausschuß bleibt bis auf Weiteres in
Permanenz, da die Aussteller Auskunft begehren, die ihnen schleunigst ertheilt werden wird.
Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. Sitzung vom 10. Mai 1882. Hr. stud. Weigel, als Gast anwesend, legte einige Handschriften vor, in deren Besitz er als Erbe des be⸗ kannten märkischen Historikers Samuel Buchholtz gelangt ist. Be⸗ sondere Aufmerksamkeit erregten die von dem Kyritzer Archidiakonus Johann Buchholtz, einem Oheim des Samuel, verfaßten Abschnitte eines „Theatrum Marchicum“, die Urgeschichte der Mark darstellend, und die von demselben bis 1626 ausgeführte Geschichte des Kurfürsten Georg Wilhelm, sowie A. F. Gebhards in Musik gesetztes Gedicht auf das Wilsnacker Wunderblut. — Hr. Direktor Schwartz sprach über die Beziehungen des Großherzogthums Posen zur Mark, namentlich über das Verhältniß der slavischen zu der deutschen Bevölkerung, wie solches aus prähistorischen und mythologischen Forschungen sich ergiebt. — Hr. Oberlehrer Fischer erinnerte an den märkischen Eulenspiegel Hans Clawert; die ganz originalen Schwänke, mit denen er sogar den Kurfürsten Joachim II. berühren durfte, sind 1587 von dem Trebbiner Organisten und Stadtschreiber B. Krüger herausge⸗ geben worden und jetzt im Neudruck erschienen. — Hr. Legationsrath von Lindenau besprach den ersten Theil der unter dem Titel „Preußen im Bundestage 1851.— 1859“ seit Kurzem veröffentlichten Dokumente der Königlich preußischen Bundestags⸗Gesandtschaft, welcher damals der jetzige Fürst⸗Reichskanzler vorstand. Der Inhalt des Berichts war, abgesehen von dem hochinteressanten Gegenstande, um deswillen bemerkenswerth, weil der Vortragende selbst in den Jahren 1861 und 1862 Gelegenheit hatte, während einer zweimaligen dienstlichen Ver⸗ wendung zu Frankfurt am Main die dortigen Verhältnisse an Ort und Stelle kennen zu lernen.
Kürzlich hielt der Mecklenburgische Landesverein der Kaiser⸗Wilhelmstiftung für deutsche Invaliden in Schwerin seine zehnte Generalversammlung ab. Seit der im Jahre 1871 erfolgten Gründung des Vereins sind 1527 Personen mit 103 615 ℳ 18 ₰ unterstützt worden. An die Kaiser Wilhelmstiftung in Berlin wurden abgeliefert 6650 ℳ Den Zweigvereinen gehörten 1881 1094 Mitglieder an. Das Vermögen der Zweigvereine be⸗ trug Ende 1881 23 914 ℳ 1 ₰, das des Landesvereins 27 773 ℳ 45 ₰, insgesammt also 51 687 ℳ 46 ₰. Eine am 2. September 1881 gehaltene Landes⸗Kirchenkollekte lieferte 4746 ℳ 45 ₰. Die Rechnung des Landesausschusses schließt für 1881 in der Einnahme mit 8974 ℳ 75 ₰ (inkl. des oben auf⸗ geführten Ertrages der Kollekte) ab. Verausgabt wurden 7973 ℳ 90 4. Im Jahre 1881 hat das Gesammtvermögen des Vereins durch die genannte Kollekte allerdings um 2455 ℳ 83 ₰ zugenommen, jedoch ist im Ordinarium eine Abnahme von 2290 ℳ 61 Z (ä= 4 ½ %) eingetreten. Man bewilligte daher für 1881 keine Beitragszahlung an die Centralkasse der Kaiser⸗Wilhelmstiftung. Dem Landesausschuß ward für 1881 das Liberatorium ertheilt. 8
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Braunschweig, 14. Mai. (Hann. Cour.) Ueber dem Ein gange des Hauses Nr. 8 in der Wallstraße ist heute eine in Zinkguß ausgeführte Gedächtnißtafel mit der Inschrift: „Hier wohnte Johann Anton Leisewitz. 1788 — 1806“, angebracht worden. Angekauft wurde dieses Haus von dem Dichter bereits im Jahre 1786, aber be⸗ zogen erst 1788, da dasselbe kontraktlich noch anderweitig vermiethet war. In neuester Zeit ist das Grundstück in den Besitz der Herzog⸗ lichen Baudirektion übergegangen, auf deren Verfügung auch die Tafel angebracht wurde. Mit einer ähnlichen Tafel ist bekanntlich schon seit mehreren Jahren das Haus, in welchem G. E. Lessing
Friedrich Gauß bezeichnet. “
Am 1. und 2. Juni d. J. begeht das Großherzoglich Mecklen⸗ burgische Grenadier⸗Regiment Nr. 89 das Fest seines 100 jährigen Bestehens in festlicher Weise. In die erste Compagnie desselben ward kürzlich der am 9. April in Palermo geborene Prinz (Sohn des Erbgroßherzogs von Mecklenburg⸗Schwerin) aufgenommen.
Vor einigen Tagen beging das landesherrliche Schullehrer⸗ Seminar für das Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin zu Neukloster in Gegenwart des Großherzogs die Feier seines hundertjährigen Bestehens. Das Seminar, welches am 26. April 1782 in Schwerin eröffnet ward, kam am 26. April 1786 nach Ludwigslust und wurde Michaelis 1862 nach Neukloster verlegt. Im Dezember vorigen Jahres zählte die Anstalt 183 Zöglinge, und zwar 72 Seminaristen und 111 Präparanden.
Das in Gr. Müritz bei Ribnitz bestehende Seehospiz für Kinderpflege wird in diesem Jahre schon am 15. Juni eröffnet werden. — In Schwerin ist dem Kinderasyl zum Andenken an die verewigte Herzogin Anna der Name Anna⸗Hospital beigelegt und die Erbauung eines neuen Gebäudes beschlossen worden.
In Wittenburg hat sich kürzlich ein Mecklenburgischer Reitverein gebildet, der am 10. Mai mit gutem Erfolge die ersten Wettrennen veranstaltete.
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Die von uns bereits erwähnte Matinse, welche am nächsten Sonntag, Vormittags 12 Uhr, im Königlichen Opernhause zu Gunslen der Unterstützungskassen des Vereins „Ber⸗ liner Presse“ stattfindet, erfreut sich der Theilnahme der weitesten Kreise. Die Matinée wird durch einen von Hermann Kletke verfaßten und von Frl. Clara Meyer gesprochenen Prolog eingeleitet, worauf von den ersten Kräften der italienischen Oper des Skating⸗Rinks unter Leitung des Direktors Bimboni mit der bei der Oper Se Berliner Symphonie⸗Kapelle der zweite Akt aus Poliuto gesungen wird. Sodonn gelangt von den Mitgliedern des Königlichen Schau⸗ spielhauses das Putlitzsche Lustspiel „Eine alte Schachtel“ zur Auf. ührung, worauf die Italiener den 3. Akt aus „Ernani“ zur Au ührung bringen werden. Weiter folgt ein komischer Vortrag in baverischem Dialekt von der beliebten Künstlerin Frl. Schoenchen vom Münchner Gärtnerplatz⸗Theater. Den Schluß bildet Jacobsons belustigende Posse „1733 Thlr. 22 ½ Sgr“ mit Hrn. Emil Thomas in der Hauptrolle. Für dieses Stück hat der Verfasser neue Couplets gedichtet, welche Hr. Kapellmeister Michaelis in Musik gesetzt hat.
Redacteur: Riedel.
Berlag der Grperition Kessel). Druck: W. Eloner. Fünf Beilagen (ecinschließlich Börsen⸗Beilage).
Berlin:
New⸗York, 16. Mati. (W. T., B.) Der Hamburger Postdampfer „Vandalia“ ist hier eingetroffen. 6*
starb, und das Geburtshaus des berühmten Mathematikers Karl 8
eeiner relativ guten Lage besänden. Diese würden mit der
pflegung beitragen, während sie jetzt bei den meisten Guts⸗
der seine ländlichen Arbeiter dauernd beschästige.
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Anzeiger und Königlich Preußische ats⸗
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Berlin, Mittwoch, den 17. Mai
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Preußen. Berlin, 17. Mai. In der gestrigen (11.) Sitzung setzte der Reichstag die erste Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die U nfall— versicherung der Arbeiter, in Verbindung mit der ersten Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter fort. Der Abg. Frhr. von Maltzahn⸗Gültz erklärte, die Leere der Bänke des Hauses könnte überraschend auf ihn wirken, wenn er nicht wüßte, daß bei ersten Berathungen wichtiger Gesetze man häufig keinen bedeutenden Redekampf liebe, und daß die An⸗ sichten sich erst in der Kommission klärten. Von diesem Ge⸗ sichtspunkte aus sei die Leere des Hauses ein günstiges Zeichen dafür, daß die Majorität, die Wichtigkeit der Vorlage anerken⸗ nend, eine Kommissionsberathung wünsche. Der Wille, Positives auf dem vorliegenden Gebiete zu schaffen, sei bei allen Parteien vorhanden, selbst bei der gewöhnlich negirenden Partei, deren Vertreter zwar die Vorlage bekämpft, aber die Nothwendigkeit der Reform anerkannt habe. Die Frage werde nicht verschwinden, bis sie eine Lösung gefunden habe. Seine Partei werde sich wenigstens von dem Versuch einer Lösung nicht abhalten lassen durch die Einwendungen, daß seine Partei sich auf sozialistischem Wege befinde. Wenn seine Partei eine Maßregel für richtig und zweckmäßig erkannt habe, so werde sie dieselbe vertreten, möchten auch die Herren von der sozia⸗ listischen Richtung denselben Gedanken haben, die Wahrheit der Maßregel würde dadurch nicht geringer. Auch lasse seine Partei sich nicht dadurch beirren, daß man ihr falsche Motive unterschiebe. Nicht gezwungen, wie der Abg. v. Vollmar ge⸗ meint habe, und um seiner Partei den Profit, welchen die Sozialdemokraten aus ihren arbeiterfreundlichen Bestrebungen gezogen hätten, sich anzueignen, trete seine Partei für die Ar⸗ beiter ein. An dem Beifall der Menge, deren Wünsche nicht durch Recht und Gewissen gezügelt seien, die mit Gewalt er⸗ reichen wolle, was sie mit Güte nicht erreichen könne, liege seiner Partei nichts. Dagegen aber müsse er protestiren, daß die Herren von der sozialdemokratischen Partei sich allein als Vertreter der Handarbeiter ansähen. Allen Parteien liege die Pflicht ob, das Worlder letzteren im Auge zu behalten und zu vertreten. Das Gebiet, welches seine Partei hier vertrete, sei ein so neues, daß man seine Anforderungen an die Kom⸗ mission nicht zu hoch stellen und das relativ Gute nicht zurückweisen sollte. Er sei deshalb ganz damit einverstanden, daß die Regierung dem Hause nur die Unfall⸗ und Kranken⸗ versicherung vorgelegt, die Invaliden⸗ und Altexsperlofgung
2 7 b -
2 vorigen Jahre gründlich revidirt und se ene geele ler „Grundlage der ö geworden seien. Sympathisch sei für ihn 1 st, daß man jetzt die gleichartigen Betriebe 8 1 ee schaften zusammenzufassen versucht habe. b 8 ö Einzelheiten nicht gelungen sei, werde in der 2 8 age i ö anerkannt. Der Abg. Sonnemann habe gemeint, Eö. Staat dahinterstecke, so seien dies keine wahren schaften. Er hätte allerdings auch gewünscht, daß e Funktionen lieber den Genossenschaften als den 9s den übertragen würden. Aber die mit den Gemeinde 1“] aus diesem Gebiete gemachten Erfahrungen ließen es w 18- schenswerth erscheinen, daß die erste Organisation 5 Ge⸗ nossenschaftswesens von Staatsbehörden in die Han g. nommen werde. Auf die Karenzzeit wolle er hier ni eingehen, wichtig aber sei für ihn, daß die Arbeiter 95 dem Momente an, wo sie arbeitsunfähig n tt der Armenpflege anheimfielen, sondern ihren n bä bekämen als ein Recht, das sie sich erworben hätten. 8 8 großer Tragweite sei ferner die Heranziehung oder g schließung der sandesh üheme von “ 5 868 igen dieser Gesetze. Ein innerer Grund, us⸗ kastüligern, düesen, absolut nicht. Es läge darin 1. gewisse Unbilligkeit gegenüber der Behandlung der ürisese 44 Arbeiter, die sich namentlich da fühlbar machen landwirthschaftlicher Betrieb und Industrie an einem 95 vügse selben Ort neben einander beständen. Diese Aussch ie ung würde um so bedenklicher sein, falls der Neichszuschuß zur An⸗ nahme gelangen sollte. Es würden die Vortheile der ECEG den industriellen Arbeitern zu Gute kommen, während l. län 4 lichen ohne diese Vortheile zu den Lasten der ganzen vs. rung wenigstens indirekt mit würden beitragen E. 8 c5 wohl erscheine die Hineinziehung der ländlicher ürbeiter in das Gesetz zur Zeit aus rein praltischen egree für ihn persönlich nicht thunlich. Man hätte es 8* mit mindestens sechs verschiedenen „Kategorien 8 er Behandlung zu thun. So gebe es z. B. Hofarbeiter, 8* 9 Tagelöhner, welche auf dem Gute Jahr aus Jahr ein wo 5 en, Naturalien bezögen, eine Kuh halten dürsten und sich also in
Auf in die K Wenigsten zufrieden Aufnahme in die Krankenversicherung am gsten sein, denn sie müßten in Zukunft zu den Kosten⸗ ihrer Ver⸗
itzern freie Apotheke hätten. Andere würden in Form von bestgern ses 1.9 noch andere wohnten in einem . dorf zur Miethe oder seien kleine Eigenthümer, oder wohn 8 gegen gewisse Arbeitsleistung in einem 49 un gingen in der freien Zeit auf Arbeit. Alle diese Verhä mese erforderten eine verschiedene Behandlung. Ein gofer w. seiner Freunde erachte aber diese nicht für so durchschlagend. Er (Redner) wolle eine Grenze zwischen den Arbeitern vörehge zogen wissen, daß man sage: verpflichtet zur W gedeschane kaunt, daß man sich in der Kommission hierüber verständigen Fn Der Reichszuschuß von 25 Proz. sei ihn .⸗ hm. pathisch. Er sei damit einverstanden, daß die b. 6 8 mittelung der Nentenzahlungen übernehme, obg - b 1 2 schon ein kleiner Reichszuschuß enthalten sei; denn in i Post die Renten an ihren Fälligkeirsterminen zahle, un nur alle Vierteljahre die verauslagten Beträge zurückfordere, ver⸗
dem Reiche zur Last. Er glaube kaum, wendig sei, der Industrie hier eine Last abzunehmen. Die Motive sprächen davon, daß der Reichszuschuß ein Aequivalent dafür biete, daß die Unfallversicherung die Armenlast der Gemeinden etwas erleichtere. Dies sei so lange nicht richtig, als die ländlichen Arbeiter von diesem Gesetze ausgeschlossen würden. Die Belastung der Industrie würde zu Anfang eine so minimale sein, daß dazu ein Reichszuschuß kaum nothwendig sein würde. Die Belastung werde aber nach 10 —15 Jahren steigen. Es heiße in den Motiven, der Staat solle der Industrie helfen, und wenn sich später herausstelle, daß sie die Last allein tragen könne, solle die Unterstützung aufhören. Warum drehe man den Spieß nicht um? Es wäre doch rich⸗ tiger, in diesem Gesetze auszusprechen: es werde erst dann ein Zuschuß gezahlt, wenn sich herausgestellt habe, daß die Industrie die Last allein nicht tragen könne. Ob dieser Vorschlag durchführbar sei, wisse er nicht, der⸗ selbe sei aber wohl diskutabel. Die speziellen Punkte würde man am Besten in einer Kommission erörtern können. Etwas absolut Vollkommenes werde seine Partei sich auch dort nicht schaffen können, darüber täusche man sich nicht, aber man hüte sich, Dinge hineinzuziehen, die noch nicht reif seien. Halte man sich an das Greifbare und Erreichbare, so dürfe man hoffen, daß ein Werk zu Stande komme, das von dauern⸗ dem Segen sein werde. Der Abg. Petersen bemerkte, man sei auf allen Seiten des Hauses geneigt, der Regierungsvorlage entgegen zu kommen. Er könne im Namen seiner Partei noch einen Schritt weiter gehen und sagen, daß sie der Vorlage ohne alle Vorein⸗ genommenheit mit Wohlwollen entgegengehe. Seine Partei werde daher bei den Berathungen in der Kommission, für die auch seine Partei stimmen werde, immer das Ziel, welches die vollkommene Billigung seiner Partei habe, im Auge be⸗ halten. Bei dem Streit über die verschiedenen Wege dürfe nie das Ziel vergessen werden, das alle Parteien anstrebten, und gerade weil die Löfrng der vorliegenden Fragen mit so großen Schwierigkeiten verbunden sei, solle Niemand sagen, daß er allein im Besitz des richtigen Rezeptes sei. Für ihn handele es sich vor allem darum, zu erreichen, daß die Arbeiter gegen alle Unfälle ge⸗ sichert würden, daß dies in einfacherer Weise geschehe, als bisher, und Prozesse möglichst vermieden würden, daß dem Deutschen Reiche der soziale Frieden erhalten oder, wo der⸗ selbe bereits gestört sei, wiedertergestellt werde. Es sei der Re⸗ gierung: gm Borwurh ma daß 1- Se Erenhüe in. We vh, Kaung. Ligtesten habz un wraur Phanfi huve; viese — he er nicht theilen, vielmehr sei gerade diese Kom⸗ bination geeignet, die Schwierigkeiten zum Theil zu beseitigen. Besonders sei es ein glücklicher Gedanke, daß man unter Auf⸗ rechterhaltung des Grundsatzes, daß der Arbeiter sicher gestellt wer⸗ den müsse, die leichteren Unfälle getrennt habe von den schweren. Und indem man bei den Krankenkassen, zu denen Arbeitgeber und Arbeiter Beiträge lieferten, den Arbeitern die Mitwir⸗ kung zugesichert habe, habe man zugleich das beste Mittel ge⸗ funden gegen Simulanten, da die Kameraden immer genau wüßten, ob eine Betrügerei vorliege, und ein eminentes Inter⸗ esse hätten, sie zu verhindern. Ob das Verhältniß der Bei⸗ träge richtig gegriffen sei, wolle er hier nicht entscheiden. Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn nicht der Arbeiter, son⸗ dern der Arbeitgeber zu zwei Drittel der Beiträge verpflichtet wäre, und weiter hätte es sich empfohlen, wenn die Arbeit⸗ geber auch zu Beiträgen für die Fabrik⸗ und eingeschriebenen Hülfskassen angehalten würden. Die Unfallversicherung an⸗ langend, werde die Kommission zu prüfen haben, ob es nicht geboten sei, den Versicherungszwang auch auf die ländlichen Arbeiter auszudehnen. Unmöglich aber könnten Bestimmungen aufrecht erhalten bleiben, wie sie bezüglich der Eisenbahn⸗ arbeiter getroffen seien. Nach dem Entwurf bleibe ein Theil derselben unter §. 1 des Haftpflichtgesetzes stehen, während die Arbeiter in den Eisenbahnwerkstätten, und die beim Bau von Eisenbahnen beschäftigten unter das vorliegende Gesetz fielen. Dadurch würden Mißverhältnisse geschaffen, die leicht böses Blut erregen könnten. Denn die Arbeiter, die nicht unter das Gesetz fielen, erhielten vollen Schadenersatz, während die an⸗ dern nur 66 ⁄ erhielten. Was die Gewährung betreffe, so stehe der Entwurf auf derselben Grundlage wie der frühere, und diese Grundlage sei auch von der liberalen Par⸗ tei acceptirt worden. Bedenken habe seine Partei nur gegen die Weise, auf welche die Mittel für die Entschädigungen verschafft werden sollten, abweichend von der früheren Vorlage sei diesmal das Umlageverfahren in Sarschog ge⸗ bracht. Er habe sich nicht überzeugen können, daß dieser Weg der bessere sei. Wolle man ihn trotzdem einschlagen, so müͤßten die Beiträge wenigstens so erhöht werden, daß große Reserve⸗ fonds gebildet werden könnten. Den Reichszuschuß musse er unter allen Umständen für bedenklich erachten. eine Partei könne auf denselben nicht eingehen, weil dem Hause die Noth⸗ wendigkeit eines solchen Zuschusses nicht nachgewiesen sei. Seine Partei sage, daß die Industrie die Lasten tragen müsse, welche durch die Unfälle entstanden seien. Eine Ausnahme könnte seine Partei erst dann zulassen, wenn ihr die Unmöglichkeit nach⸗ ewiesen werde, daß die Industrie diese Lasten tragen könne. Die Riegierung wolle für die ersten Jahre diesen Zuschuß gewähren, behalte sich dagegen für spätere Zeit eine Aenderung vor. Das umgekehrte Verfahren würde hier das richtige sein, da gerade in den ersten Jahren die Lasten für die Industrie ge⸗ ring sein würden. Weitere Bedenken, die seine Partei habe, seien gegen die Organisation gerichtet. Möge auch 2. derselben sein, was einen bleibenden Charakter habe, im Großen und Ganzen habe sie einen zu bureaukratischen Zu⸗ schnitt. Ferner müßten die Privatgesellschaften unter allen Umständen aufrecht erhalten werden, in erster Linie dv Gegenseitigkeitsgesellschaften, dann auch die Aktiengesellschaf 2. Sie hätten das Verdienst, sofort nach dem Haftpflichtge 8 eingetreten zu sein, und seien auch jetzt noch nothwendig ; alle die Gebiete, die durch die vorliegenden Gesetze unberühr blieben. Noch sei ja die Frage nicht erledigt, ob dieselben sich auch auf die landwirthschaftlichen Arbeiter erstrecken sollten. Geschehe
daß es noth⸗
sehe sie die Versicherungsgenossenschaften mit einem gewissen Perrsätsr pital, der daraus erwachsende Zinsverlust falle
wenn man die Privatgesellschaften einfach todt mache. Und ähnlich würde sich dies noch in einer Reihe anderer Gebiete gestalten. Seine Partei sei bereit auf eine kommissarische Prüfung der Vorlagen eizugehen, trotz der schweren Bedenken gegen den Reichszuschuß und die Beseitigung der Privat⸗ gesellschaften. Er und seine politischen Freunde würden sich freuen, wenn es gelänge, auf der vorgeschlagenen Basis eine befriedigende Lösung zu sinden. Denn in allen Kreisen habe man ein Interesse daran, daß endlich die Unfallversicherung geregelt werde. Daß die Regierung sich mit dankenswerther Mühe dieser Frage gewidmet habe, sei ein verdienstvolles Werk, er sei erfreut, daß seine Partei der Regierung mit dem Haftpflichtgesetz den Weg zu diesen n Gesetzen gezeigt
habe. Der Abg. Grad betonte, daß in Elsaß⸗Lothringen die vorgeschlagenen Stiftungen zu Gunsten der Arbeiter um so mehr Anklang fänden, als die Förderer der dortigen großen Industrie schon längst aus eigener Initiative ganz freiwillig mehr gethan hätten, als die vorliegenden Gesetzentwürfe über Krankenkassen und Unfallversicherung vorschrieben. Man sei durch⸗ drungen im Reichslande von der Nothwendigkeit, den Arbeiter zu der Ueberzeugung zu bringen, daß die bestehenden Einrich⸗ tungen derart sei, und daß der Arbeitgeber wirklich alles Mög⸗ liche leiste, so daß der Arbeitnehmer zufolge einer etwaigen Umwälzung oder Umgestaltung der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse sein Loos auf die Dauer nicht besser zu stellen vermöge. Eine solche Ueberzeugung einem jeden einzuprägen werde man wohl nicht können, aber es genüge schon, den Unbe⸗ fangenen in den Stand zu setzen, zu erkennen, das bestehende Ar⸗ beitsverhältniß und die bestehende Organisation seien solche, daß ein sozialistischer Staat dieselbe für die Gesammtheit nicht besser zu gestalten die Mittel treffen könne. Nun hätten die heutigen Vorlagen den Zweck, einige Schritte zu thun, um die berechtigten Ansprüche der Arbeiter zu. befriedigen, bis die Vorbereitung weiterer Maßregeln weit genug gekommen sei, um das erwünschte Ziel allmählich zu erreichen. Er werde also dem Prinzip der Arbeiterversicherung gegen Unfälle und Krankheit unter Vorbehalt nothwendiger Ab änderung in den Entwürfen beistimmen. Die Vorredner hätten bereits auf die hauptsächlichen Mängel in den beiden Vorlagen die Aufmerksamkeit des Hauses gelenkt. Was den Entwurf über Unfallversicherung betreffe, finde er, in den industriellen Kreisen seiner engeren Heimath, daß so wie derselbe gefaßt sei, der Entwurf in der Anssülgupo zgni Unap 2 Etbeiter ohne Einmischung des S aats der freien Initiative zu überlassen. Allein wenn dem Staat die Kon⸗ trole der Verwaltung der Arbeiterstistungen übertragen werde, so müsse die Ausübung dieser Kontrole unentbehrliche Maßregeln mit sich bringen. Man habe aber dafür vn sorgen, daß diese Maßregeln das nothwendige Maß nich überschritten. Bei Gelegenheit der letztjährigen Debatte über die Unfallversicherung hätten seine Kollegen aus E8. und er dem Versicherungszwang beigestimmt mit Ausschluß jeder Art von Staatssozialismus. Seine Partei wolle ₰ Aufbringung der Mittel für die Versicherung keinen Staats⸗ zuschuß, noch Beiträge von den Arbeitern. Er sei der Ansicht: die Betriebsunternehmer hätten die ganze und volle Saßt der Versicherungskosten zu tragen, unter der selbstverständli . Bedingung, daß diejenigen, welche die Kosten trügen, die Ver⸗ sicherung verwalteten, daher die von den Betheiligten egr Industriezweige gebildeten Genossenschaften — insofern die Anzahl der versicherten Arbeiter es erlaubten — nicht über die Grenzen solcher Bezirke hinaus reichen dürften, wo eine gegen⸗ seitige und direkte Aufsicht der Betriebe von den Interessenten stattfinden könne. Er habe ferner sich dafür 4gr cdine daß Betriebe, welche die nothwendige Garantie “ Aufsicht des Staats, außer den Genossenschaften, zur Sel . 8 versicherung autorisirt würden. Die neue Vorlage entspre he 8— allen diesen Bedingungen nicht. An Stelle einer Reichsver⸗ sicherungkasse trete wohl die Versicherung durch 2214 schaften, aber nach dem Entwurfe hätten sämmtliche einer Gefahrenklasse, im ganzen Reich unter sich die Beitraͤge für die Unfallsentschädigungen zu tragen. Ein Spinner od er Hüttenbesitzer aus Elsaß solle zu den Entschädigungen von Unfällen in den Betrieben von Hüttenbesitzern oder in Schlesien herangezogen werden, ohne Rücksicht - durch seine kostspieligen Vorrichtungen die Unfälle 25 hm “ seltener vorkämen als bei jenem. Ferner sei die vorges hlsgene Eintheilung der Gefahrenklassen, nach welcher die Betrie e 82 den Versicherungsbeiträgen herangezogen werden sans ungenügend. ei dieser Eintheilung werde die eine In uj hie⸗ branche, im Verhältniß ihrer Unfälle, zu viel bezahlen müs 2 die andere zu wenig. Auch gebe die Denkschrift zu, —2 „ aufgestellte Gefahrenklassenbildung von einer Reihe ,— hafter Momente abhänge, da bei Ermangelung gen 92—9 statistischer Erhebung eine festere Basis jetzt .. 1 sei, und so nach dem Gesetze die provisorische Einthe ng alle fünf Jahre einer Revision 9 unterziehen sein Larn Nach der Denkschrift würde bei Annahme eines n . lichen Arbeiterverdienstes von 750 ℳ pro Jahr 1 — 2 Millionen Arbeiter, in Hinsicht auf die bei der † nn 1 ermittelten —2 und zur Invalidität n die Summe der Renten 14 ¾l Mill. Mark pro Jahr zetragen, also mit rund 1500 Millionen Mark Löhne, nicht ganz 1 pro 100 gleich stehen. Dem gegenüber bemerke er, daß gemäß seiner Aufnahme in einem Etablissement mit mehr als 2000 Arbeitern für Spinnerei und Weberei von Baumwolle, nach zehnjähriger Ermittelung, die Kostenlast für Vergütung von Unfällen mit Ferane un der dortigen Hülfskasse nicht 0,1 pro 100 überstiegen habe. Die Heranziehung der Kranken⸗ kassen für die Unfälle während der dreizehnwöchentlichen Karenz⸗ zeit finde er erfahrungsgemäß, was bereits der Abg. Petersen dargelegt habe, und zutreffend. That⸗ fachich würden im Elsaß bei kleinen Unfällen, und auch bei den größeren die bestehenden Huülfs⸗ kassen herangezogen. Wenn nun gestern der Abg. Kräcker, als Sozialdemokrat behauptet habe, die Arbeiter sollten
das nicht, so verschlechtere man entschieden die Lage derselben,
die Krankenkassen, ohne Mitwirkung der Arbeitgeber selbst ver⸗
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