Tb1“
— Nach der im Ap
wichtigeren Waarenartikel im deutschen Zollgebiet wurden im Monat April d. J. im Vergleich zu dem Monat April des Vorjahres mehr eingeführt: von Weizen (alles in 100 kg) + 74 738, von Roggen + 154 327, von Hafer + 239 783, von Hülsenfrüchten + 10 189, von Gerste + 38 259, von unbearbeiteten Tabackblättern +v z16 815, von Wein in Fässern + 7329. Dagegen weniger von Mais — 226 695, von Kaffee — 13 258, von Petroleum — 29 445, vpon Mühlenfabrikaten — 36 390, von Fleisch — 18 318 und von Schmalz — 16 738. Von Stearin ꝛc. wurden bis zum Ende April d. J. 13 269 (100 kg), von Dachschiefer und Schieferplatten 46 308 (100 kg) mehr als im correspondirenden Zeitraum des Vor⸗ jahres eingeführt. Die Steigerung dieser Einfuhren scheint durch die in Aussicht genommenen Zollerhöhungen veranlaßt zu sein. — Der Flächeninhalt des Großherzogthums Mecklen⸗ burg⸗Schwerin beläuft sich nach den neuesten Feststellungen auf 13˙303,89 km, der des Großherzogthums Mecklenburg⸗Strelitz auf 2929,5 akm. In Mecklenburg⸗Schwerin gab es am 1. Dezember 1880 61 609 bewohnte Gebäude mit 127 155 Haushaltungen, in u““ 9549 bewohnte Gebäude mit 22 028 Haus⸗ haltungen. In Mecklenburg⸗Schwerin kamen auf 1 qkm 43,4, in Mecklenburg⸗Strelitz 34,2 Einwohner. Auf ein bewohntes Gebäude entfielen in Mecklenburg⸗Schwerin 9,4 und in Mecklenburg⸗Strelitz 10,5 Einwohner. Auf eine Haushaltung waren in Mecklenburg⸗ Schwerin 4,5, in Mecklenburg⸗Strelitz 4,6 Menschen zu rechnen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
8 Bestimmungen über die Pensionirung und Ver⸗
sorgung der Mannschaften vom Feldwebel ꝛc. abwärts (Versag von E. S. Mittler und Sohn in Berlin) unter besonderer Berücksichtigung der Grundsätze für die Besetzung der Beamtenstellen vom 25. März 1882. Hülfsbuch bei dem Dienstunterricht der Mann⸗ schaften aller Waffen und für das Selbststudium. Preis 0,80 ℳ
— Ein Beitrag zur Lohn⸗ und Arbeiterfrage von Fried⸗ rich Karl Reichsfreiherrn von Fechenbach⸗Laudenbach ist soeben bei Puttkammer u. Mühlbrecht (Buchhandlung für Staats⸗ und Rechts⸗ wissenschaft) hierselbst erschienen. Der Verfasser sucht in eingehen⸗ der Weise nachzuweisen, daß nicht durch die Altersversorgungen der Arbeiter die Arbeiterfrage sich lösen lasse, sondern nur durch Rege⸗ lung der Lohnfrage. Er bringt die schon vor Jahren auf⸗ getauchte Idee von der Arbeiter⸗Tantième wieder vor; dieselbe soll von den durch die neue Wirthschaftspolitik des Reichskanzlers ge⸗ stärkten Industriellen aufgebracht werden, damit es den Arbeitern nöglich werde, sich ein kleines Privateigenthum zu verschaffen.
— Im Verlage von Alexius Kießling in Berlin 8., Bran⸗ denburgstr. 64, erschien soeben in siebenter Auflage: Kießlings Berliner Baedeker, praktischer Führer durch die Kaiserstadt Berlin nebst Potsdam und Umgebungen, 132 Seiten gr. Oktav, nebst Plan von Berlin in Farbendruck, eleg. karton. 1 ℳ, eleg. gebunden 1 ½ ℳ Es ist der einzige Führer durch Berlin, welcher alljährlich im Mai in neuer Bearbeitung erscheint. Das reichhaltige Material ist zweckmäßig geordnet, die Darstellung kurz und bündig, und der übersichtliche Druck ermöglicht eine schnelle Orientirung. Die aus⸗ führlich gegebenen Verkehrsnotizen wie die Angaben über die Be⸗ suchszeiten aller Sehenswürdigkeiten sind zuverlässig. Beigefügt ist der Stadtplan von Berlin. 8 8
Land⸗ und Forstwirthschaft. Ueber den Stand der Saaten in Ostpreußen schreibt die
„Land⸗ und Forstwirthsch. Zeitung“ unterm 4. d. M.: Nach reichlich gefallenem Regen ist das trockene und recht warme Wetter der ver⸗ flossenen Woche von außerordentlich günstigem Einfluß für das Ge⸗ deihen sämmtlicher Saaten gewesen, und ist demnach der Stand der Früchte, mit Ausnahme von Erbsen, welche vielfach durch die Erd⸗ flöhe stark beschädigt worden sind, ein derartiger, daß eine befrie⸗ digende Ernte zu erwarten steht. Es gehört gewiß zu den Selten⸗ heiten, daß Ende Mai der Rübsen abgeblüht hat und der Roggen in voller Blüthe steht, während der Weizen sich so üppig entwickelt hat, daß fast allerorten ein See desselben erforderlich geworden ist. Falls daher nicht außergewöhnliche Witterungsverhältnisse eintreten, dürfte die Ernte in diesem Jahre vierzehn Tage früher als gewöhn⸗ lich stattfinden. Auch der Graswuchs auf den Wiesen hat sich nach den letzten Regen so gut entwickelt, daß die Heuernte einen sehr reichen Ertrag verspricht.
Gera, 3. Juni. (Th C.) Die Fluren bieten in ganz Thü⸗ ringen, soweit nicht das jüngste Unwetter sie geschädigt hat, einen wunderschönen Anblick. Nach übereinstimmenden Berichten ist eine ausgezeichnete Ernte zu erwarten, wenn nicht ganz ungünstige Wetterverhältnisse eintreten. Auch der Wildstand soll sich in Folge des milden Winters sehr gekräftigt haben.
Gewerbe und Handel.
MNiach einer Mittheilung in der „Wiener Zeitung“ vom 2. d. Mts. hat die rumänische Regierung die Einfuhr aller Arten von Pflanzen, als Bäume, Gesträuche, Blumen, Zwiebeln,
flanzenwurzeln u. s. w., nach Rumänien unbedingt verboten. Ge⸗ tattet ist nur die Einfuhr von Sämereien sowie von vollkommen 1ee Pflanzenwurzeln, welche zu medizinischen Zwecken verwendet werden.
— Dem dreizehnten Geschäftsbericht der Deutschen Lebens⸗, Pensions⸗ und Renten⸗Versicherungs⸗Gesellschaft auf Gegenseitigkeit in Potsdam für das Verwaltungsjahr 1881 ent⸗ nehmen wir folgende Daten: Aus den Geschäftsergebnissen des Jahres 1881 trat zunächst die erfreuliche Thatsache hervor, daß der finanzielle Affe der Anstalt fortdauernd in günstiger Entwickelung begriffen ist.
as Aktivvermögen hat sich um 625 339,12 ℳ vermehrt und ist auf überhaupt 5 661 550,51 ℳ angewachsen. Die Prämieneinnahme hat 1 694 910,10 ℳ betragen. An Zinsen sind 155 953,81 ℳ und anderen Ein⸗ nahmen 36 222,27 ℳ aufgekommen. Die Gesammteinnahme betrug 1 887 086,18 ℳ Die zinsbar angelegten Kapitalien der Gesellschaft haben durchschnittlich einen Ertrag von 4,45 % geliefert. lünn der Jahreseinnahme von 1 887 086,18 ℳ wurden verwendet zur Aus⸗ zahlung der fällig gewordenen Kapitalien für Todesfall⸗Versicherungen 511 330,79 ℳ, zur späteren Auszahlung reservirt, weil die nöthigen Legitimationspapiere noch nicht vollständig beigebracht waren, 27013 ℳ, zusammen für Todesfall⸗Versicherungen 538 343,79 ℳ Für Erlebensfall⸗Versicherungen sind Kapitalien fällig geworden und gezahlt in Höhe von 17 280,40 ℳ Die Rentenzahlungen betrugen 3926,30 ℳ Für zurückgekaufte Todesfall⸗Policen sind 141 349,32 ℳ und für Erlebensfall⸗Policen vor Erlangung des die Auszahlung des Versicherungskapitals bedingenden Lebensalters 99 896,55 ℳ aus⸗ gezahlt. Demnach haben die Hinterbliebenen von Versicherten und die Versicherten bei Lebzeiten selbst im Ganzen 800 796,36 ℳ oder 47,25 % der Prämieneinnahme ausgezahlt erhalten. Zur Deckung späterer Verbindlichkeiten wurden der Prämienreserve 555 874,79 ℳ oder 32,7 % der Prämieneinnahme überwiesen. Für in Rückdeckung .— Versicherungen sind 15 842,27 ℳ ge⸗ zahlt und zu Ä. ungen 18 667,53 ℳ verwendet.
Die Ausgabe der Provisionen für Agenten und Vereine hat 143 806,47 ℳ, an Arzthonorar 24 553,29 ℳ betragen. Die Verwaltungskosten bei der Centralverwaltung und bei den General⸗ vertretern beliefen sich 81' 236 791,06 ℳ. Nach Deckung aller bestimmungsmäßigen Ausgaben ist ein Ueberschuß von 90 754,41 ℳ verblieben. Die Sterblichieit bei in der Gesellschaft Ver⸗ sicherten verlief im Jahre 1881 wieder insofern günstig, als der Wahrscheinlichkeitsrechnung gegenüber zwar in der An ah- der Per⸗ sonen eine Mehrsterblichkeit von 31,25 Personen ein etreten, dagegen bei dem Versicherungskapital eine Mindersterblichkeit von 29 101,35 ℳ stattgefunden hat. Nepe Versicherungen wurden im Jahre 1881 abgeschlossen: 4413 Policen mit 8 699 560 ℳ Kapital und 1033,70 ℳ Jahresrenten. er Bestand Policen Leaf Todesfall, auf Erlebensfall, Sterbekasse, Renten) betrug Ende 880 33 408 Policen mit einer Kapitalsumme von 57 058 924 ℳ und 6548 ℳ Rente; die Zugänge von 1881 betrugen 4413 Policen mit einer Kapitalsumme von 8 699 560 ℳ und 1033 ℳ Rente; macht
rilhefte zur Statistik des Deutschen Reichs für das Jahr 1882 veröffentlichten Uebersicht der Einfuhr der
Rente; davon gingen ab 1881 5200 Policen mit 9 791 841 ℳ Ka⸗ pital (3100 Policen auf Todesfall mit 7 566 486 ℳ Kapital) und 28 ℳ Rente, blieb Bestand Ende 1881 32 621 Policen mit einer Kapitalsumme von 55 966 643 ℳ und 7554 ℳ Rente. In der am 3. Juni in Potsdam abgehaltenen Generalversammlung gelangte der Antrag der Verwaltung, die Decharge zu ertheilen, einstimmig zur
Annahme.
Breslau, 6. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Vor⸗ bericht. Die Zufuhren an neuer Wolle sind seit gestern früh sehr bedeutend und gehen größtentheils auf die Lager hiesiger Händler. Die Wäschen, begünstigt durch schönes Wetter während der Schur, sind durchschnittlich als recht gelungen zu bezeichnen. Am Platze sind bereits Fabrikanten und Händler vom Rhein, der Lausitz und Berlin, doch wird die Entwicklung des Geschäftes erst morgen nach dem Schweidnitzer Markt erwartet.
— 6. Juni, Nachmittags. (W. T. B.) Wollmarkt. Bisher sind Käufer nur vereinzelt eingetroffen; gekauft sind im Ganzen etwa 500 Ctr. und zwar für den Rhein, für England und die Lausitz. Die Zufuhr dauert noch fort, ergiebt jedoch gegen das Vorjahr theils in Folge des geringen Schurgewichts, theils in Folge der Reduktion der Heerden eine e wenigstens 10 %.
Breslau, 6. Juni. (W. T. B.) Die Einnahmen der Rechte⸗Oder⸗Ufer⸗Eisenbahn betrugen nach vorläufiger Fest⸗ stellung im Monat Mai d. J. 1) im Personen⸗ und Gepäckverkehr 119 370 ℳ, 2) im Güter⸗ und Viehverkehr 621 840 ℳ, 3) außerdem 61 000 ℳ, mithin in Summa 802 210 ℳ gegen die Einnahmen nach definitiver Feststellung im Monat Mai vorigen Jahres ad 1) 98 085 ℳ, ad 2) 557 594 ℳ und ad 3) 60 000 ℳ, in Summa 715 679 M, mithin im Monat Mai d. J. mehr als ad 1) 21 285 ℳ, ad 2) 64 246 ℳ, ad 3) 1000 ℳ, in Summa 86 531 ℳ Die Gesammt⸗ Einnahmen vom 1. Januar bis ult. Mai d. J. betrugen 3 925 777 ℳ, ergaben mithin gegen den gleichen Zeitraum des vorigen Jahres eine Mehreinnahme von 7210 ℳ
Wollmarkt. Die
Schweidnitz, 7. Juni. (W. T. B.) Zufuhren betrugen circa 2000 Ctr. Das Geschäft ist schleppend, Zwei Drittel der
Preise 3—9 ℳ unter den vorjährigen Preisen. (Ess. Ztg.) Auf dem Eisenmarkte
Zufuhren sind verkauft. Dortmund, 5. Juni. scheint sich eine kleine Belebung anzubahnen, indem nicht blos in Stabeisen, sondern auch in Siegener Feinblechen die Nachfrage sich ver⸗ stärkt hat. Die Siegener Feinblechwalzwerke haben daher eine Erhöhung von 10 ℳ pro Tonne ihres Fabrikats vorgenommen und solches ihrer Kundschaft per Cirkular angezeigt. In Feinblechen tritt gewöhnlich erst im Juli ein größerer Bedarf ein und hat sich derselbe demnach in diesem Jahr ausnahmsweise früh eingestellt. Im wesentlichen ist derselbe mit auf die größeren Ansprüche der Verzinkereien zurückzuführen, die längere Zeit schwach beschäftigt, nunmehr wegen der im laufenden Jahre be⸗ deutend größeren Bauthätigkeit auch mehr Aufträge in verzinkten Blechen für Bedachungen erhalten haben. Im Zusammenhang damit steht auch der rege Bedarf in Trägern und sonstigem Baueisen, wie überhaupt Fagoneisen in lebhaftem Verkehr steht, so daß die Preise darin auch leicht behauptet werden können. Auch in schweren Blechen erhält sich eine be⸗ deutende Nachfrage, und zwar hauptsächlich Seitens der Kesselschmieden und Schiffswerften. In Walzdraht sind zwar in der letzten Zeit die Aufträge etwas spärlicher eingelaufen, aber es harren noch so viele und umfangreiche Ordres der Ausführung, daß die betreffenden Werke noch für längere Zeit den vollen Betrieb aufrecht erhalten können. In Stahl und Eisenbahnmaterial aus Stahl, wie Schienen, Lang⸗ und Querschwellen, Achsen, Rädern, Bandagen ꝛc. sind ebenfalls in letzter Zeit wenig neue Bestellungen zu verbuchen gewesen, besonders aus dem Auslande, doch liegen auch darin bei den meisten Werken noch hinreichende Aufträge zur Effektuirung vor; bei einigen sind auch in den letzten Tagen neue Ordres für den Export eingegangen. Die Kleineisenzeugfabriken, Maschinenbauanstalten, Kesselschmieden, Waggon⸗ und Lokomotiv⸗ fabriken sind meist lebhaft beschäftigt, während es in den Gießereien für Gußwaaren, sowie in den Konstruktionswerkstätten im allgemeinen schwächer geht. In den rheinisch⸗westfälischen Roheisensorten ist rück⸗ sichtlich der Preisstellung keine Veränderung eingetreten, Luxemburger Roheisen ist indessen auf 56 Fres. per Tonne ab Luxemburg zurück⸗ gegangen, zu welchem Preise auch bereits Abschlüsse erfolgt sind. Die größere Festigkeit, welche seit einigen Wochen auf dem englisch⸗schotti⸗ chen Roheisenmarkt herrscht, läßt hoffen, daß damit die Preisrückgänge in Roheisen abgeschlossen sind. — In der Kohlenindustrie ist ein im Vergleich zu der entsprechenden Zeit der Vorjahre außerordentlich starker Absatz zu verzeichnen, der sich hauptsächlich auf den größeren Bedarf der Eisenindustrie gründet. Die Preise sind daher auch in den letzten Wochen fest behauptet worden. Auch in Koks ist der Verkehr sehr rege geblieben und die Preise fest mit steigender Tendenz. Nürnberg, 3. Juni. G Br. u. H. Ztg.) Das prachtvolle Wetter, wie es sich die Landwirthe nicht besser wünschen können, ist dem Wachsthum der Getreide⸗ und Pflanzenfelder überaus förderlich. Die Saatenstandsberichte, sowie sämmtliche Mittheilungen aus den Hopfendistrikten des Kontinents und Englands lauten fast ohne Aus⸗ nahme günstiger als in der Vorwoche. Allein während die vielver⸗ sprechenden Aussichten auf die Getreideernten überall mit Freude begrüßt werden, geben die Berichte über den guten Stand der Hopfenpflanze vielen Produzenten und sonstigen Geschäftsleuten der Branche zu ge⸗ rechten Befürchtungen aus dem Grunde Anlaß, weil eine reiche opfenernte eine Entwerthung des Produkts und einen Ruin vieler flanzer im Gefolge hat. — Das Geschäft ist in dieser Woche weniger animirt gewesen, und der Marktverkehr hat kaum den dritten Theil der vorwöchentlichen Umsatzziffer erreicht, denn für Export wurde nichts gethan, und für kontinentalen Braukonsum blieben Verkäufe nur auf den dringendsten Bedarf beschränkt, so daß die letztgemeldete Preisbesserung von 5—6 ℳ wieder verloren ging. Die Zufuhren betrugen seit 8 Tagen 250 Ballen; außerdem scheinen auch die mhtäfticgen Aussichten auf die nächste Ernte zur lustlosen Stimmung eizutragen und die Spekulation lahm gelegt zu haben; doch ist der Abschluß von 100 Ballen alter Hopfen zu 5 — 12 ℳ zu erwähnen. Außerdem konnten seit unserem letzten Berichte nur 100 Ballen Kundschaftswaare zu 80 — 105 ℳ, worunter etliche kleine Abschlüsse Siegelhopfen 115 — 125 ℳ notiren, Nehmer finden. Pest, 6. Juni. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Kaschau⸗Oderberger Bahn genehmigte den Geschäftsbericht, welcher eine erhebliche Besserung in allen Betriebszweigen konstatirt. Der Betriebsüberschuß pro 1881 betrug 1 830 029. Fl. oder 211 286 Fl. mehr als 1880. — Die Versammlung beschlo ferner, den Text der neu auszugebenden Coupons der Prioritätsanleihe vom Jahre 1868 dahin abzuändern, daß derselbe auf 5 Fl. Silber lautet und die Worte „oder 12 ½ Frcs.“ fortfallen. In der gestrigen Woll⸗
London, 6. Juni. (W. T. B.) auktion waren Preise unverändert.
New⸗York, 5. Juni. (W. T. B.) Weizenverschif⸗ fungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver⸗ einigten Staaten nach Großbritannien 31 000, do. nach Frank⸗ reich 23 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 7000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 45 000, do. nach Frank⸗ reich 7000, do. nach anderen Häfen des Kontinents — QOrtrs.
Verkehrs⸗Anstalten.
New⸗York, 6. Juni. (W. T. B.) Die Haepfe⸗ „Eng⸗ land“ und „The Queen!? von der Nationa Damps⸗ schiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) sind hier eingetroffen.
25 Berlin, 7. Juni 1882.
Den bisher vorhandenen Bildnissen Sr. Majestät des Kaisers hat soeben die Kunsthandlung von J. Aumüller in München ein vorzüglich gelungenes Portrait in einer stattlichen, von Wilhelm Hecht mit gewohnter Meisterschaft ausgeführten
Summa 397 821 Policen mit 65 758 484 ℳ Kapital und 7582 ℳ
München mit größter Sorgfalt gedruckte Blatt zeigt den greisen Monarchen in nahezu halber Figur, die sich in der F=en Interimsuniform mit über die Schulter geworfenem, beiderseits breit herabfallendem Mantel vor einem dunklen Hintergrund in voller Plastik abhebt, obschon nur Kopf und Hand aus dem gleichmäßig ruhigen und tiefen Ton kräftiger hervortreten. In schlichter Haltung, 8 rechte Hand zwischen die Knöpfe der Uniform geschoben, steht die estalt dem Beschauer ruhig gegenüber, mit klarem Auge geradaus vor sich hinschauend, in der Bewegung ebenso glücklich getroffen wie in dem charakteristischen Ausdruck des Kopfes. Ohne jede anspruchs⸗ volle Bravour ist die Arbeit bei aller Frische der Behandlung mit gleichmäßiger Gewissenhaftigkeit solid und sicher durchgeführt, so daß sie, auch abgesehen von dem Gegenstande der Darstellung, schon als bloße Radirung der Beachtung und besten Empfehlung werth erscheinen würde. Eung des Vereins Berliner Künstler (Kommandantenstraße 77/79) ist gegenwärtig wieder eine Anzahl vor⸗ züglicher Bilder zu sehen. Von den zuletzt eingesandten sind befon⸗ ders zu erwähnen: ein überaus wirkungsvoller Sonnenuntergang bei Neapel von O. Achenbach, sodann ein höchst reizvolles Genrebild von Amberg, ein „Gletscherbach“ von v. Kameke, A. v. Heydens „Mark⸗ graf Gero“ und Ehrentrauts „Rapport“. Auch Engelhardt, Douzette, 1 Sturm, Schnee, Grönland sind durch ansprechende Werke vertreten.
In der Ausstellung
Die Ausstellung von Fachmaschinen und Rohpro⸗ dukten der Seifen⸗, Parfümerie⸗, Wachswaaren⸗ und Kerzenbranche, welche am Sonntag im Exerzirhause des 2. Garde⸗Regiments eröffnet worden ist, umfaßt 71 Aussteller in 5 Gruppen. — Wie der Vorsitzende in seiner kurzen Eröffnungsrede betonte, prätendirt sie keineswegs ein vollständiges Bild von der Entwickelung und dem jetzigen Zustande dieses Gewerbszweiges zu geben, sondern will nur den Fachgenossen die Gelegenheit dazu bieten, sich über das Neueste und Interessanteste zu orientiren und neue Bezugsquellen kennen zu lernen. Die erste Gruppe, links vom Eingange gelegen, umfaßt Oele und Fettwaaren (12 Aussteller), die zweite Gruppe: chemische Produkte und Farben (14 Aussteller), die dritte Gruppe: Verpackungs⸗ und Ausstattungsgegenstände und Comptoirutensilien (23 Aussteller), die vierte Gruppe: Maschinen und Geräthschaften (20 Aussteller) und die fünfte Gruppe: Fachliteratur (2 Aussteller). Die Ausstellung bietet so viel Belehrendes, daß sie auch der Laie mit Interesse besuchen wird. Der Vorstand der Seifenfabrikanten hat sich für seine Mühe und Opferwilligkeit, welche er durch das Arrangement dieser in ihrer Art musterhaften Fachausstellung bewiesen, den lebhaftesten Dank der Fachgenossen verdient.
Stuttgart, 5. Juni. Preisausschreiben. Der Würt⸗ tembergische Kunstgewerbeverein hierselbst schreibt in Fort⸗ setzung früherer Konkurrenzen und im Anschluß an seine fortdauernde Ausstellung 8 weitere Preise von 100, 80, 60 ℳ ꝛc. aus für:
1) einen Metallspiegelrahmen im Werthe von 120 ℳ,
2) einen Einband für die eine oder andere der im Handel sich vorfindenden Größen evangelischer Gesangbücher,
3) eine Konsole von Eichenholz zum Aufstellen von kleinen Statuen, Büsten ꝛc., Ausführungspreis 20 ℳ,
4) einen Garderobenhalter zum Aufhängen an der Wand.
Als allgemeine Bedingung wird der Styl für sämmtliche obige Gegenstände in deutscher Renaissance verlangt. Der Einsendungs⸗ termin ist der 15. k. M. Weitere Auskunft ertheilt das Vereins⸗ Sekretariat.
Mainz, 30. Mai. haltenen Generalversammlung der Deutschen Gesell⸗ schaft zur Rettung Schiffbrüchiger wurde der Jahresbericht für 1881/82 vorgelegt: Es wurden 113 Personen durch Rettungs⸗ geräthe der Gesellschaft gerettet, womit die Gesammtzahl der bis zum 1. April d. J. vor dem Tode in den Wellen bewahrten Menschen⸗ leben auf 1297 gestiegen ist. Von den Rettungen des letzten Jahres entfallen 19 mit 97 Menschenleben auf die Rettungsboote Und 4 mit 18 Menschenleben auf Raketenapparate. Außerdem sind in vier Fällen Schiffe, welche sich in Seenoth befanden, sammt ihren Be⸗ satzungen durch die Hülfe unserer Rettungsboote in Sicherheit gebracht worden. Am stärksten sind die Rettungsstationen im Oktober vorigen Jahres angespannt gewesen. Der furchtbare Nordweststurm, welcher Mitte Oktober besonders in der Nordsee wüͤthete, brachte fast sämmt⸗ lichen Stationen der Nordsee schwere Arbeit. Der Erfolg war aber auch ein glänzender, da allein am 15. Oktober 31 Personen auf 8 Rettungsfahrten durch 8 verschiedene Rettungsboote und fernere 5 Personen mittelst des Raketenapparates gerettet wurden. Trotz dieser anstrengenden Thätigkeit konnte leider nicht allen Schiffbrüchigen Hülfe gebracht werden; allein auf Kratz- und Medamsand vor der Elbe wurden um dieselbe Zeit drei große Seeschiffs Prtrümmert, von deren Besatzung Niemand gerettet werden konnte. Derartige gewaltige Stürme zeigen aufs Neue, wie außerordentlich wich⸗ tig es ist, daß das Netz der Rettungsstationen des Vereins die deutschen Küsten immer enger einschließt. Von dieser Erkenntniß ausgehend, haben die Bezirksverwaltungen für diese Generalversammlung eine große Anzahl Anträge auf Neuerrichtung und Vervollständigung der Stationen eingebracht, deren Berücksichtigung der Vorstand dringend empfiehlt, obgleich die Ausführung der bezüglichen Beschlüsse die große Summe von zusammen 71 000 ℳ erfordern wird. ‚Der Vorstand legte seinerseits den Antrag vor, durch den neu gegründeten Samariterverein eine Anzahl⸗ Mitglieder der Rettungsmannschaften ausbilden zu lassen, um Verunglückten, insbesondere auch scheinbar Ertrunkenen in Nothfällen die erste Hülfe bringen zu können. Auch die Verwirklichung dieser Idee wird erhebliche Geldopfer erfordern. Dazu kommen die naturgemäß mit Vermehrung der Stationen jährlich wachsenden regelmäßigen Ausgaben, sodaß das Ausgabenbudget des Jahres 1882/83 im Vor⸗ anschlage mit 168 392 ℳ abschließt. Die Gesammteinnahmen beliefen ch im verflossenen Jahre auf 214 991,42 ℳ, darunter 122 578,88 ℳ Jahresbeiträge der ordentlichen Mitglieder, deren Zahl von 35 935 in 1880/81 gestiegen ist auf 38 230 in 1881/82. ie außerordent⸗ lichen Einnahmen beziffern sich für das letzte Jahr auf 72 430,53 ℳ gegen 32 577,99 im Jahre vorher.
Die Hauptversammlung des Stolze'schen Stenographen⸗ Vereins findet morgen, Donnerstag, Abends 8 Uhr, im Schloß⸗ Restaurant, Schloßfreiheit 8/9, statt. Auf der Tagesordnung stehen: 1) Vortrag des Hrn. Reichstagsabgeordneten Lüders: Erfahrungen aus der Prarxis der Stenographie. 2) Vereinsangelegenheiten. — Gäste sind willkommen.
„Das am Freitag im Krollschen Theater mit „Norma“ be⸗ innende Gastspiel der Königlich Württembergischen Kammersängerin 8 Marie Schroeder⸗Hanfstaengl verspricht eine Reihe interessanter
vbernabende. Die Künstlerin wird fernerhin auftreten als d osine 4 arbier von Sevilla“), Lucia („Lucig von Lammermoor“), Susanne „Figaro’s Hochzeit“), Donna Anna (⸗Pon Juan“*), Margarethe von Kavarra („Hugenotten“) und Gilda „Rigoletto“). M Im es. s ö sich die Spegette „Die Königin von Golkonda“ von Seiten des s gut besuchten Hauses ““ 8 Fees e 8 “ — In London wurden am Sonnabend von der Franke⸗Pollini⸗ schen deuts en Operngesellschaft im Drury Lane A.ernt⸗ Nelint. Wagners „2 dictrstnger von Nürnberg“ zum zweiten Male vor über⸗ vollem Hause mit steigendem Erfolge aufgeführt.
Redacteur: Riedel.
lag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsne Vier Beilagen
Berlin:
Radirung hinzugesellt. Das in dem Atelier von Fr. Felsing in
(einschließlich Börsen⸗Beilage).
(Cöln. Ztg.) In der gestern hier abge⸗
zum
—
1ö1“
Preußen. Berlin, 7. Juni. Im weiteren Verlaufe der gestrigen (12.) Sitzung trat der Reichstag in die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Abänderung des Zolltarifgesetzes vom 15. Juli 1789, ein. §. 1 der Vorlage lautet:
„An die Stelle des §. 7 Ziffer 3 des Gesetzes vom 15. Juli 1879 tritt folgende Bestimmung:
Den Inhabern von Mühlen wird für die Ausfuhr der von ihnen hergestellten Mühlenfabrikate eine Erleichterung dahin gewährt, daß ihnen der Eingangszoll für eine der Ausfuhr entsprechende
Menge des zur Mühle gebrachten ausländischen Getreides nachge⸗ lassen wird. Der Ausfuhr der Mühlenfabrikate steht die Niederlegung
derselben in eine Zollniederlage unter amtlichem Verschluß gleich. Ueber das hierbei in Rechnung zu stellende Ausbeuteverhältniß trifft der Bundesrath Bestimmung. Das zur Mühle zollamtlich abgefertigte ausländische, sowie auch sonstiges Getreides, welches in die der Steuerbehörde zur Lagerung des erstbezeichneten Getreides angemeldeten Räͤume eingebracht ist, darf in unverarbeitetem Zu⸗ stande nur mit Genehmigung der Steuerbehörde veräußert werden. Zuwiderhandlungen hiergegen werden mit einer Geldstrafe bis zu eintausend Mark geahndet.“
Namens der Petitionskommission führte der Abg. Heyde⸗ mann die zu diesem Theil der Vorlage eingegangenen Peti⸗ tionen von Handelskammern und Mühleninteressenten inhalt⸗ lich kurz vor und befürwortete den Antrag, dieselben durch die zu fassenden Beschlüsse als erledigt anzusehen.
Der Abg. Dr. Frhr. von Heereman erklärte, es gereiche ihm naturgemäß zur ganz besonderen Freude, daß die ver⸗ bündeten Regierungen sich endlich zur Erleichterung der Mühlenindustrie entschlossen hätten. Er sei 1879 Referent über die betr. Tarifpositionen und seitdem mit seinen Freun⸗ den bemüht gewesen, die Regierung zur Beseitigung der Härten zu bewegen, die der Zolltarif für die Mühlenindustrie im Gefolge gehabt habe. Hoffentlich gelinge es jetzt diese geradezu an den Rand des Ruins gebrachte Industrie wieder zu neuem Leben zu erwecken. Allerdings komme die Einsicht der Regierung etwas spät, und erst nachdem schon viel Unheil angerichtet worden sei. Im Westen habe der Export des Mehles vollständig aufgehört, zum Schaden nicht nur der Müllerei und der in ihr beschäftigten Arbeiter, sondern auch der Landwirthschaft. Bedeutende Fallissements seien einge⸗ treten, — man habe erst kürzlich wieder von einem solchen in Posen gehört. Die Lahmlegung der deutschen Konkurrenz hätten sich Belgien, Holland und Schweden zu Nutzen gemacht; sie hätten an den Grenzen große Mühlenetablissements er⸗ richtet; erst kürzlich sei ein Aktienunternehmen in Malmö ent⸗ standen, welches stündlich 6000 kg Weizen, also stündlich 15 Doppelwaggons vermahle. Es werde Deutschland hier⸗ nach sehr schwer fallen, die verlorene Stellung wieder zu gewinnen, und die Regierung möge sich diese traurigen Er⸗ fahrungen sehr zur Lehre nehmen. Der Reichstag habe, glaube er, ein Recht, der Regierung die Folgen ihres Zauderns vorzuhalten, weil derselbe mit großer Majorität seit Jahren Anträge angenvmmen habe, die auf eine Erleichterung der Exportmüllerei hingezielt hätten. Jetzt decke man den Brunnen zu, nachdem das Kind hineingefallen sei. Die Regierung müsse ferner nicht nur rascher vorgehen in solchen Fragen, sondern sich auch hüten, die Theorien der Schutzzölle mit denen der Finanzzölle zu verwechseln. Sie habe die An⸗ gelegenheit von einem finanzzollmäßigen Standpunkt behan⸗ delt, während lediglich Fragen des Schutzzolls und der inneren Produktion vorgelegen hätten. Daher die vielen Irr⸗ thümer und Nachtheile. Wolle man den Standpunkt der Schutzzöllner vertreten, so müsse man die Bedürf⸗
nisse und Bewegungen des ganzen gewerblichen und politischen Lebens verfolgen; das habe die Regierung in diesem Falle nicht gethan. Zur inneren Rechtfertigung des §. 1 brauche er wohl nichts mehr anzuführen; was für denselben gesagt werden könne, sei schon früher gesagt worden, und es herrsche ja wohl auf allen Seiten des Hauses über die Richtigkeit des⸗ selben eine Auffassung. Der Abg. Bamberger habe bei der ersten Lesung angedeutet, die Vorlage sei ein Abfall von dem System des Schutzzolls, und habe wieder einmal bestritten, daß das Ausland den Zoll bezahle. Er könne beides nicht zugeben. Wenn man uͤberhaupt Schutzzölle steststelle, so seien solche Ausnahmen ganz unausbleiblich. Schon bei Festsetzung des Zolltarifs seien eine Anzahl derartiger Ausnahmen berück⸗ sichtigt worden, auch gerade in Bezug auf das Mehl; sie seien nur damals nicht in der Weise zur Ausführung gelangt, wie es wünschenswerth und nothwendig gewesen wäre. Ferner sei bezüglich dieses Punktes nicht gesagt worden, daß das Ausland den Zoll tragen würde. Gerade er, als Referent der Kommission im Jahre 1879, habe anerkannt, daß die Lage der Mehlindustrie durch den Eingangszoll auf Getreide erheblich alterirt werden würde. Er bedauere, daß der Abg. Bamberger bei seinem sonst so guten Gedächtniß sich dies nicht gemerkt habe. Ein wichtiger Punkt sei die Festsetzung des Ausbeuteverhältnisses zwischen Getreide und Mehl. Man wisse nicht, welchen Pro⸗ zentsatz der Bundesrath, dem das überlassen bleibe, festsetzen werde. Man habe früher 70, auch 80 Proz. angenommen, was entschieden unrichtig sei, namentlich für das feinere Mehl, das hauptsächlich beim Export in Frage komme, und bei dem die Absälle naturgemäß am größten seien. Das Ausbeute⸗ verhältniß variire je nach der Sorte des Mehls. Er hoffe, daß der Bundesrath in diesem Falle sehr vorsichtig sein werde, und entweder eine gewisse Skala für das Ausbeuteverhältniß festsetzen, oder es sehr reichlich bemessen werde, damit der Vortheil, den man der Mühlenindustrie zuwenden wolle, auch wirklich erreicht werde. Die Kontrole müsse nicht nur so einfach wie möglich, sondern auch für die Industriellen so billig wie möglich sein, und er würde es für politisch von Seiten der Regierung halten, wenn sie dabei das möglichste Entgegenkommen zeige. Er verstehe es nicht, wie die Regierung selbst der Schutzpolitik Gegner schaffen könne durch eine Interpretation des Tarifs, wie man sie zuweilen erlebt habe, und wie sie als Zollkuriosa eine traurige Berühmtheit erlangt hätten. Er glaube, daß im Allgemeinen für das durchschnittlich zum Erxport kommende Weizenmehl ein höheres Ausbeuteverhältniß als
Sache bei anderen Mühlenfabrikaten, bei Schrot und ähnlichen Produkten stelle, könne er aus der Vorlage nicht entnehmen; darüber gebe vielleicht die Regierung noch Aufschluß, viel⸗ leicht auch darüber, wie die Getreidesorten, aus denen man kein Mehl mache, behandelt werden sollten; ob diese, z. B. Hafer auch aus den Mühlen und Lagern der Betheiligten nicht verkauft werden dürften. Er bitte schließlich die Regie⸗ rung, in diesen Erleichterungen ganz entschieden weiter vor⸗ zugehen, und möchte sich, wenn das Gesetz schnell zum Abschluß komme, in dritter Lesung den Antrag erlauben, es statt am 1. Juli schon am 15. Juni in Kraft treten zu lassen. Die allgemeinen Anweisungen könnten bis dahin ausgearbeitet sein.
Hierauf nahm der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Direktor im Reichsschatzamt Burchard das Wort:
Meine Herren! Ich würde an sich keinen Anlaß gehabt haben, auf die Ausführungen des Herrn Vorredners näher einzugehen, da er ja im Schlußresultate vollständig einverstanden ist mit der Vorlage, wenn er nicht an seine Bemerkungen Ausstellungen geknüpft hätte bezüglich der allgemeinen Zollpolitik und der Handhabung des Tarifs durch die Regierung. Meine Herren, er ist ja in dieser Beziehung ziemlich weitgegangen, er hat nicht blos das Verhalten der Regierung kritisirt bezüglich des Exports von Mühlenfabrikaten, sondern auch weiterhin die sogenannten Zollkuriosa herangezogen, alle diejenigen Beschwerden, welche mit Recht oder Unrecht laut geworden sind im Hause und in der öffentlichen Presse. Was diesen letzteren Punktanbetrifft, so will ich hier auf das Detail nicht näher eingehen, es fehlt mir dazu auch jede Handhabe. Der Herr Vorredner hat auch nur ein ganz allgemeines Urtheil ausgesprochen, ohne die Fälle irgendwie näher zu bezeichnen. Ich will nur darauf hinweisen, daß diejenigen Ursachen, welche besonders zu den sogenannten Zollkuriosis Anlaß ge⸗ geben haben, nicht aus der Zeit des jetzigen Tarifes stammen, sondern aus den früheren Zeiten, aus der Zeit der sogenannten Freihandels⸗ Aera und daß nur die Anwendung dieser Bestimmungen, wie sie früͤher gelautet haben, zu jenen Eigenthümlichkeiten geführt haben, daß der Bundesrath nach eingehender Erwägung der Sachlage keinen Anstand genommen hat, in eine vollständige Aenderung dieser Bestimmungen einzutreten, in eine Aenderung, die es fortan unmöglich machen wird, daß auch Seitens der unteren Organe derartige, wie ich gern anerkennen will, Mißgriffe vorkommen. Es sind also auch die Vor⸗ würfe, die der Herr Vorredner gegen die Regierung in dieser Bezie⸗ hung erhoben hat, nicht begründet. Was nun insbesondere den Rath des Herrn Vorredners betrifft, daß die Regie⸗ rung sich das zur Lehre nehmen möge und in Zukunft schneller auf derartige Wünsche des Reichstages eingehen möge, so glaube ich doch, daß der geehrte Herr Vorredner in dieser Be⸗ ziehung stark aufgetragen hat. Er sagte, die Regierung sollte eine Lehre daraus nehmen, seit vier Jahren würden diese Wünsche hier ausgesprochen und blieben unberücksichtigt. Nun, meine Herren, der Zolltarif ist im Jahre 1879 gemacht worden und die erste Resolu⸗ tion, die der Reichstag ausgesprochen hat, datirt, wenn ich nicht irre, aus dem April 1880, es sind also nicht vier Jahre, sondern zwei Jahre verflossen. Außerdem möchte ich doch darauf hinweisen, daß, wenn nach so eingehender Berathung im Jahre 1879 diejenige Be⸗ stimmung zu Stande gekommen ist, die jetzt im Tarif steht, es denn doch gewiß Pflicht der Regierung ist, an einem so mühsac zu Stande gekommenen Werke nach den eingehenden Berathungen, die gerade über diesen Punkt damals stattgefunden, nicht so schnell und leicht eine so wichtige einschneidende Aenderung eintreten zu lassen, sondern daß 88 zunäͤchst über diesen Gegenstand eine eingehende Prüfung veranlaßte.
Ich glaube auch, daß der Herr Vorredner die Frage nicht richtig präzisirt, wenn er sagt, es handelt sich bei dieser Gelegenheit um die
rage, ob Finanzzoll oder Schutzzoll, die Regierung verwechsle beide, 8 wende die Prinzipien, die vielleicht beim Finanzzoll berechtigt wären, auf den Schutzzoll an. Meine Herren, so liegt die Sache in der That nicht. Ich will hier absehen davon, zu erörtern, ob der Mehlzoll Finanzzoll oder Schutzzoll ist, aber die Bestimmung um die es sich hier handelt, liegt ganz abseits von diesem Gebiete; es bhandelt sich’ darum, eine Bestim⸗ mung einzuführen, die davon absieht, daß man den Zoll nur für solche Sachen erlasse, die vom Auslande eingeführt worden, daß man also strengen Nachweis fordert, daß, wenn Zollerlaß beansprucht wird, auch die eingeführte Sache wirklich wieder ausgeführt wird. Meine Herren, die Frage ist nicht unwichtig, ich glaube, es kann Niemand darüber im Zweifel sein, der die Aeußerungen sowohl in diesem Hause als auch in der Presse verfolgt hat, die sich an die Vorlage geknüpft haben. Sie wissen, daß schon bei der ersten Lesung die Frage an die Regierung gerichtet ist, ob sie mit dem §. 1 ein allgemeines Prinzip aufheben wolle, und als erwidert wurde, das läge ihr fern, hat dies eine sehr verschiedene Aufnahme gefunden. Ich glaube, die Angelegenheit hat nicht die⸗ jenige Bedeutung, die der Herr Vorredner ihr beilegt, ob Finanzzoll oder Schutzzoll, sondern hier handelt es sich um das Prinzip, welches jeder Zollerhebung zu Grunde liegt und auf das meines Erachtens strenge geachtet werden muß, wenn überhaupt eine gleichmäßige und gerechte Durchführung des Zolltarifs gesichert sein soll.
Dann möchte ich auch noch das berühren, was der Herr Vor⸗ redner in Bezug auf die Lage der Mehlindustrie gesagt hat. Er meinte, die Industrie wäre an den Rand des Abgrundes gebracht, der Export hätte aufgehört, wenigstens im Westen, und einige große Unternehmungen wären eingestellt. Meine Herren, die Fehesstts läßt uns vollständig genau keinen Vergleich anstellen, wie das Verhältniß des Exports vor Erlaß des Tarifs zu demjenigen nach Erlaß des Tarifs sich stellt. Wenn man einfach gegenüberstellen wollte die Differenz zwischen Einfuhr und Ausfuhr aus der Zeit vor Erlaß des Zolltarifs und nach Erlaß desselben, so müßte man zu der Auffassung gelangen, daß die Ausfuhr überhaupt nicht nachgelassen hat; gleichwohl erkennt die Regierung aus den vielen Klagen, die laut geworden sind, daß der Export allerdings zurückgegangen ist, an einzelnen Orten gewiß sehr wesentlich, namentlich will ich nicht in Abrede stellen, daß er im Westen zurückgegangen ist; dagegen scheint im Osten der Export wenig⸗ stens nicht so erheblich nachgelassen zu haben. Ich möchte jedoch hinweisen auf diejenige Maßregel, welche im vorigen Jahre beschlossen worden ist, nämlich auf die Erhöhung des Mehlzolles. Es sollte dies ein Mittel sein, um die Mehlindustrie zu hegünstigen, und diese Wirkung hat sie unzweifelhaft gehabt. Wenn Sie die statistischen Nachweisun⸗ gen vom Monat April nachsehen, — sie liegen mir gerade zur Hand — so finden Sie, daß, während der Import in der Zeit vom 1. Ja⸗ nuar bis Ende April 1882 an Graupe ꝛc. 5762 Doppelcentner be⸗ trug, er im Jahre 1881 in derselben Zeit über 12 000 betragen hat; das ist also eine Abnahme weit über die Hälfte. Noch größer ist die Abnahme hinsichtlich des Mehls. Während der Import von Mehl in der bezeichneten Zeit sich auf 61 503 Doppelcentner im Jahre 1881 stellte, bat er sich im Jahre 1882 nur auf etwas über 25 000 Doppel⸗ centner belaufen, also hier nach bei weitem weniger. Erwägt man, daß diese Differenz unzweifelhaft der inländischen Industrie zu gute gekommen ist, weil diese in den Stand gesetzt wurde, dasjenige, was früher durch den Import gedeckt wurde, nun aus ihrer Produktion zu liefern, so wird man in der Erhöhung des Mehlzolles in der That
ein wirksames und erfolareiches Mittel erblicken müssen, um der in⸗
65 Prozent nicht angenommen werden könne. Wie sich die
ländischen Industrie zu helfen.
lin diesem Zweige 8
Der Herr Vorredner hat denn auch darauf hingewiesen, daß ver⸗
schiedene Institute, große Mühlen, eingegangen sein sollen, er hat namentlich die Mühle in Posen genannt. natürlich auch die Regierung beschäftigt, nach den eingezogenen Er⸗ kundigungen ist aber wahrlich nicht der Mangel der Bestimmung, die hier im §. 1 steht, Ursache gewesen, daß diese Etablissements zu Grunde gegangen sind, sondern es sind andere Ursachen, Schwierig⸗ keit der Kapitalbeschaffung, zu große Engagements u. dergl.
Der Gegenstand hat
Um nun auf das Sachliche der Ausführungen des Herrn Vorred⸗
ners, auf seine Anfragen, einzugehen, so ist dem hohen Hause aus früheren Erörterungen bekannt, daß vor der Feststellung der ursprünglichen Rendementssätze für Mehl die betheiligten Regierungen gefragt wor⸗ den sind, und daß sie sich übereinstimmend oder doch in ihrer großen Mehrzahl für diejenigen Sätze ausgesprochen haben, welche Anfangs angenommen wurden, nämlich für Weizen 80, für Roggen 70. Auf verschiedene Vorstellungen ist demnächst die Frage abermals einer an⸗ derweitigen Prüfung unterzogen worden, und man hat dabei die Rendementssätze Sätzen hat, soweit die Regierung in der Lage war, dies zu beobachten, die Industrie im Allgemeinen sich sehr wohl befunden, wenigstens sind mir keine Wünsche bekannt, die an die Regierung gekommen waren und darauf abzielten, die Sätze anderweitig zu ändern.
herabgesetzt auf 75 und bezw. 65. Bei diesen
Sollten solche Wünsche in motivirter Weise ausgesprochen wer⸗
den, so wird die Regierung nicht verfehlen, die Frage einer erneuten Untersuchung zu unterwerfen und das Haus darf annehmen, daß die Regierung in dieser Richtung nicht von kleinen Gesichtspunkten aus⸗ geht; aber sie ist nicht in der Lage, über dasjenige hinauszugehen, was von den Regierungen in der grosßen Mebrzahl als das richtige 8 angesehen wird, sie würde sonst vollständig willkürlich irgend einen beliebigen Satz herausgreifen müssen.
Sodann hat der Herr Vorredner Zweifel geäußert, wie die Bestim⸗
mung des §. 1 zu verstehen sei, ob sie sich auch auf Graupe und Hafer be⸗ ziehe. Meine Herren, der Wortlaut der Bestimmung heißt, daß den In⸗ habern von Mühlen für die Ausfuhr der von ihnen hergestellten Mühlenfabrikate eine Erleichterung gewährt wird; also diese Bestimmung im weitesten Kreise auf alle Mühlenfabrikate, also auch auf Graupen und auf Gegenstände, welche aus Hafer her⸗ gestellt werden.
es bezieht sich
Es ist daher die Annahme nicht begründet, daß eine Ein⸗
schränkung auf Roggen oder Weizen irgendwie beabsichtigt gewesen wäre.
Was schließlich den Wunsch des Herrn Vorredners betrifft, daß
die Tarifnovelle schon zum 15. Juni in Kraft treten solle, wenigstens bezüglich dieser Bestimmung, so möchte ich doch annehmen, daß ein so fruͤher Zeitraum — wir schreiben heute den 6. Juni — in der That ausgeschlossen sei. Ich glaube, es wird schon außerordentlich schwie⸗ rig sein und eine allseitige Anstrengung der Arbeitskräfte erfordern, wenn diejenigen Bestimmungen, die absolut nothwendig sind, um den §. 1 in die Wirklichkeit zu versetzen, noch mit einiger Vorbereitun gründlich erwogen und beschlossen werden sollen. in der That unmöglich sein, einen früheren Zeitpunkt als den 1. Juli für das Inkrafttreten des Gesetzes zu bestimmen.
Es wird hierna
Der Abg. Kochhann (Landsberg) bemerkte, es scheine
zweifelhaft, ob die Wunden, welche der Mühlenindustrie durch
den Zolltarif geschlagen worden seien, durch diese Tarif⸗ änderung oder überhaupt jemals wieder geheilt werden könn⸗ ten; er glaube dies nicht. Während seit 1857 große Quan⸗ titäten ausländischen Getreides in Deutschland eingeführt 1 seien, die die deutschen Mühlen, zu Mehl verarbeitet, wieder exportirt hätten, habe sich dies Verhältniß mit dem neuen Zolltarif mit einem Schlage geändert. Die früher entstande⸗ nen großartigen Mühlen⸗Etablissements, die um 50 Proz. mehr produzirt hätten, als für den heimischen Bedarf nöthig gewesen sei, seien auf den Export angewiesen, und um sie in Thätigkeit zu erhalten, müsse das richtige Verhältniß zwischen dem zum Export bestimmten Mehl und dem importirten hierzu zu verarbeitenden Getreide gefunden werden. Dies Prinzip 2 in der Vorlage in keiner Weise berücksichtigt; es könne nach den Bestimmungen der⸗ selben vorkommen, daß die Regierung, namentlich wenn aus dem importirten Getreide ein großer Mehlgewinn erzielt werde, für ganz unverhältnißmäßig große Quantitäten Mehl mehr an Zoll vergüten müsse, als sie selbst für das Getreide ver⸗ einnahmt habe, ein Uebelstand, auf den besonders hingewiesen zu werden verdiene. Die Erfahrungen während der letzten drei Jahre hätten jedenfalls die oftmals gehörte Behauptung genügend widerlegt, das Ausland bezahle den Getreidezoll. Er behaupte kühn, daß seit dem Bestehen des Zolltarifs das Inland den vollen Zoll bezahlt habe, und man werde nicht in der Lage sein, ihn mit Zahlen zu widerlegen. 8 1—
Der Abg. von Kardorff entgegnete, auf die ebenso kühne als unrichtige 9. des Vorredners wolle er demselben nur bemerken, daß vor dem Zolltarif nicht selten die Getreide⸗ preise in Polen höher gewesen seien, als in Schlesien, was der Posenschen Mühlenindustrie nie geschadet habe, und noch im letzten Jahre seien die Getreidepreise in den polnischen Be⸗ zirken an der schlesischen Grenze trotz des Zolles höher als in Schlesien gewesen. Bezüglich der ferneren Behauptung, daß das Ausland den Zoll auf keinen Fall bezahle, verweise er auf eine Erfahrung aus dem praktischen Leben, die einer seiner Freunde gemacht habe; derselbe müsse seit der von Frankreich beliebten Zollerhöhung auf Sprit den Zoll einfach bezahlen, wenn derselbe mit seinem Sprit nach Frankreich hinein wolle. Natürlich werde der Vorredner hier wieder sagen: „Ja, Bauer, das ist ganz was anderes.“ 8
Darauf wurde §. 1 mit großer Majorität angenommen.
§. 2 der Vorlage zählt die einzelnen Abänderungen auf, welche an dem Zolltarif vorgenommen werden sollen. Unab⸗ hängig hiervon haben die Abgg. Graf von Behr⸗Negendank und Gen. die Wiedereinführung des Zolles auf Schlemmkreide in Nummer 5 h. des Tarifs, und zwar in Höhe von 1 ℳ pro 100 kg vorgeschlagen. 8 3
Der Abg. Graf Behr⸗Negendank befürwortete seinen Antrag im Interesse der Kreidefelsenbesitzer der Insel Rügen. Schou 1879 hätten die Betreffenden eine entsprechende itte an die gesetzgebenden Faktoren des Reiches gerichtet, doch sei damals die Sache zu spaͤt angeregt worden. Auch 1880 habe sich der Reichstag einer entsprechenden Petition gegenüber wohlwollend geäußert. Ohne Zollschutz seien die großen Rügener Etablissements rettungslos verloren, da sie gegen die skandinavische Konkurrenz schon jetzt kaum noch Stand zu halten vermöchten; in den letzten Jahren sei die Ausfuhr und der Preis gleichmäßig zurückgegangen, während die Förde⸗ rungs⸗ und Transportkosten gestiegen seien. Der Rückgang der wirthschaftlichen Thätigkeit Rügens