sich 10 Pferde betheiligten. Erstes am Ziele war Mr. Gerards „Sweetbread“, zweites Sir J. D. Astleys „Edensor“, drittes Mr. Gilberts „Hengst von See Saw aus der Peine Coeur“.
Gewerbe und Handel.
Nach eingegangenen Mittheilungen aus Italien soll von der Präfektur zu Teramo am 20. Juni d. J., Morgens 10 Uhr, die Lieferung von 30 793 eichenen Querhölzern im Gesammt⸗ werthe von 95 489 L. im Submissionswege vergeben werden.
Die näheren Bedingungen sind an Ort und Stelle einzusehen.
— Dem Geschäftsbericht der Schweizerischen Westbahnen für das Jahr 1881 entnehmen wir Folgendes: Das Bruttoerträgniß hat sich gegen das Vorjahr wieder um 424 467 Fr. erhöht. Davon entfielen auf den Personenverkehr 209 542 Fr., auf den Gepäckverkehr 13,533 Fr., auf die Beförderung von Thieren 868 Fr., auf den Güterverkehr 164 584 Fr. und auf indirekte Einnahmen 35 939 Fr. Die gesammte Bruttoeinnahme betrug 12 975 675 Fr., die ge⸗ sammte Betriebsausgabe 6 110 506 Fr. oder 47,09 % der Brutto⸗ einnahme. Der Betriebsüberschuß betrug sonach 6 865 169 Fr. 8 die Verzinsung und Amortisation der Anleihen waren erfor⸗ derlich 5 605 244 Fr. Unter den Ausgaben befanden sich 297 269 Fr. einmaliger Ausgaben für die Simplonbahn, so daß sich das Prozentverhältniß der eigentlichen Ausgaben auf 44,78 reduzirte. Von dem Ueberschuß per 6 865 169 Fr. gingen ab 5 605 244 Fr. für Verzinsung und Tilgung der Anleihen, so daß also ein Reingewinn von 1 259 925 Fr. gegen 1 162 289 Fr. in 1880 verblieb. Davon er⸗ hielten die Stamm⸗Prioritäten 5 % Zinsen, mit 700 000 Fr., wonach noch 279 963 Fr. verblieben, wovon die Hälfte die Société suisse mit 279 963 Fr. erhielt.
Breslau, 9. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Der Be⸗ stand in erster Hand ist jetzt größtentheils geräumt und schicken die Käufer sich an, auf die Lager der hiesigen Händler zu gehen. Die Tendenz erfuhr gegen Eröffnung keine wesentliche Veränderung und haben sich die Umsätze unter gegenseitigem Entgegenkommen vollzogen. Als Hauptkäufer trat ein Fabrikant aus Riga auf.
— 9. Juni, Abends. (W. T. B) Wollmarkt. Das Ge⸗ sammtquantum der an den öffentlichen Markt gebrachten Wollen belief sich auf 20 000 bis 25 000 Ctr., wovon bis Mittag bereits die Hälfte verkauft war. Hochfeine und Elektoralwollen im Preise von 240 — 320 ℳ sind am schwersten verkäuflich.
Wien, 10. Juni. (W. T. B.) Die Generalversammlung der österreichischen Staatsbahn genehmigte den mit der unga⸗ rischen Regierung abgeschlossenen Vertrag mit allen gegen 1 Stimme und bevollmächtigte den Verwaltungsrath, die nöthigen Statuten⸗ änderungen zu erwirken.
London, 9. Juni. (W. T. B.) auktion waren Preise unverändert.
Verkehrs⸗Anstalten.
New⸗York, 9. Juni. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Main“ ist hier eingetroffen.
In der gestrigen Woll⸗
Berlin, 10. Juni 1882
1 “
ie Direktion des Germanischen Museums in Nürn⸗ berg hat sich außer der Sorge für die eigene Anstalt auch seit Jahren die Pflege der außerhalb der Mauern derselben gelegenen Denkmäler der Stadt Nürnberg angelegen sein lassen und auf deren Erhaltung hingewirkt. Sie hat sie nicht nur geschützt, als ob sie der Anstalt gehörten, sondern auch darauf gesehen, daß das, was, durch äußere Umstände veranlaßt, seinen Platz wechseln muß, mindestens im Museum, also in möglichster Nähe der ursprünglichen Stätte, Unter⸗ kommen finde, und so ziert jetzt mancher Erker, manche Figur, manche Säule u. A. den Bau des Museums selbst oder seine Sammlungen. In umfassendster Weise wurde diesen Bestrebungen Ausdruck gegeben,
als das alte Augustinerkloster abgetragen werden mußte, indem es
sorgfältig abgebrochen und dann an das Museum wieder angebaut wurde. Leider reichten jedoch in vielen Fällen die Mittel des Museums nicht aus, um Alles das zu erhalten, was der Erhaltung in dem alt⸗ehr⸗ würdigen Nürnberg werth gewesen wäre, aber durch modernes Be⸗ dürfniß oder die Begierde, den idealen Werth in zinsbringende
Summen umzusetzen, von seinem Platz weichen mußte. Um nun
wenigstens künftig in dieser Richtung das Mögliche thun zu können, sind zunächst die Freunde der Kunst und des Alterthums in Nürnberg selbst aufgefordert worden, einen eigenen Fonds für solche Zwecke zu begründen, der, neben größeren Gaben, durch kleinere Jahresbeiträge gebildet und stets “ werden könnte. Diese Aufforderung fand freudiges Echo, und es sind in wenigen Wochen etwa 500 Erklärungen des Anschlusses eingegangen, die sich täglich mehren und wohl noch
mehren werden, wenn die Anregung auch nach außen hin bekannt wird,
während schon jetzt gegen 2000 ℳ an fortgesetzten jährlichen Bei⸗ trägen zur Verfügung gestellt sind. — Im Uebrigen nimmt auch die Beiträgezeichnung für das Museum selbst guten Fortgang, und viele Nürnberger haben die Gelegenheit ergriffen, neben der Zeichnung für
nen oben erwähnten Fonds auch für den allgemeinen Museumsfonds
Summen zu zeichnen. Auch von auswärts fehlt es nicht an ansehn⸗
lichen einmaligen Geschenken und neuen Anmeldungen von Jahres⸗ beiträgen.
Die Mai⸗Nummer des Museums⸗Organs, des Anzeigers für Ku nde der deutschen Vorzeit (Abonnementspreis 6 ℳ jährlich) bringt die 16. Fortsetzung der ebenso interessanten wie belehrenden
Beiträge aus dem Germanischen Museum zur Geschichte der Bewaff⸗
nung im Mittelalter“, vom Direktor A. Essenwein, in welcher bereits die Schätze der neu erworbenen Gräflich Botho von Stolbergsche Sammlung benußt und zur Veranschaulichung der Ritterrüstungen des 12. bis 13. Jahrhunderts einige sehr alte Illustrationen zu dem Gedichte des heiligen Wilhelm von Wolfram von Eschenbach in Faesimile mitgetheilt sind, denen sich ein vermuthlich tiroler Glasgemälde (aus dem 13. Jahrhundert), darstellend den heiligen Mauricius, anreiht. — Ferner publizirt diese Nummer das kulturhistorisch bemerkens⸗ werthe Inventar des Veit von Wolkenstein (eines Vetters des Minne⸗ sängers Oswald von Wolkenstein), welches im Germanischen Museum aufbewahrt wird und aus welchem man erfährt, was ein wohl⸗ habender tiroler Edelmann jener Zeit (Veit † 1442), der Blüthezeit des Landes, an Kleidungsstücken Waffen, Küchengeräthschaften, Schmucksachen und Kleinodien, Betten und Wäsche (denn Moͤbel sind in dem Inventar merkwürdiger Weise nicht aufgeführt) besaß. Hans Bösch hat den Text mit zahlreichen erklärenden Anmerkungen versehen. — An weiteren Beiträgen sind zu nennen: ein solcher von A. v. Reumont in Burtscheid über den deutschen Tonkünstler Hein⸗ rich Isaac, welcher in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts am Hofe der Medicäer in Florenz lebte; ein weiterer von W. Wattenbach in Berlin über Ulrich Gossembrot; über das Schwert Kaisor Karls IV. im Königlichen historischen Museum zu Dresden, von Theodor Distel daselbst, über ein Maleratelier in Leipzig im Jahre 1535 und über Fleischergewicht in den Jahren 1530—37 von demselben, der endlich vöcheher sinnigen in lateinischen Distichen gefaßten Schreiberspruch mittheilt.
Den Bericht über die Feier des 100 jährigen .5. des Großherzoglich Mecklenburgischen renadier⸗ Regiments Nr. 89, welche in den Tagen vom 3.— 6. Juni in Schwerin stattfand, ergänzen wir noch durch die Mittheilung, daß das auf dem kleinen Schweriner Exerzierplatze veranstaltete Fest der Fehalchalten, das auf Sonntag Nachmittag angesetzt war, wegen starken Regenwetters auf Montag verlegt ward und daß eine von den Uaeeeffheden arrangirte Nachfeier am Dienstag Abend ebenso würdig verlief wie das übrige Programm des Jubiläums. Auch die letztgenanten beiden Festlichkeiten wurden gekrönt durch das Erscheinen und längere Verweilen der Großberzoglichen Herrschaften. Spezielle Erwähnung verdient ferner das Erscheinen einer Festschrift, die, 8 Befehl des Regiments vom Premier⸗Lieutenant Paul von Bärenfels⸗Warnow Frnepeoeben, eine „kurze Geschichte“ des Jubel⸗Regiments enthält. Dieselbe soll als Leitfaden für die Instruktion in den Compagnien
und für den Unterricht in der Regimentsschule Verwendung finden. Der kleinen Schrift (4 und 134 S. kl. 8) ist eine Stammtafel des Großherzoglich mecklenburg⸗schwerinschen Hauses sowie eine solche des Grenadier⸗Regiments beigegeben. Chef des I. und III. Bataillons desselben ist bekanntlich der Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin, Chef des zweiten der Großherzog von Mecklenburg⸗Strelitz, während die Erbgroßherzoge Friedrich Franz und Adolph Friedrich als Oberst⸗ Lieutenants à la suite stehen und der am 9. April d. J. geborene Herzog Friedrich Franz der ersten (Leib⸗) Compagnie des Regiments als jüngstes Mitglied dieser mecklenburgischen Elite⸗Truppe angehört. Das Buch des Hrn. von Bärenfels zerfällt in 14 Abschnitte, deren Ueberschriften, weil eine Skizze des Inhalts in ihnen gegeben ist, hier folgen mögen: I. Das Jahr 1782 (p. 3), II. Kurze Vorgeschichte der mecklenburgischen Truppen (p. 8), III. Das Infanterie⸗Regiment von Both und seine Fortsetzung in den Jahren 1782 — 1812 (p. 11), IV. Das Grenadier⸗Garde⸗Bataillon (p. 24), V. Der Feldzug in Ruß⸗ land 1812 (p. 27), VI. Befreiungskriege (p. 35), VII. Friedenszeit 1816 — 1848 (p. 46), VIII. Das Jahr 1848 (p. 51), IX. Das Jahr 1849 (p. 58), X. Die Friedenszeit 1850 — 1866 (p. 63), XI Der Krieg von 1866 (p. 66), XII. Der Feldzug 1866—70 (p. 74), XIII. „Der Krieg 1870 — 71“ (p. 77), XIV. „Die Friedensjahre 1872 — 1882“ (p. 125 — 134). Mit der Herstellung der ausführlichen Regimentsgeschichte war der Premier⸗Lieutenant von Voß I. beauf⸗ tragt, doch konnte er in Folge seiner Versetzung in das Königlich preußische Grenadier⸗Regiment König Friedrich Wilhelm IV. (1. Pom⸗ mersches Nr. 2) dieselbe nur bis zum Jahre 1815 fortführen. Da aus jener Zeit Parolebefehle nicht vorhanden sind, so mußte Lieutenant von Voß das Material sehr mühsam aus dem Archiv schöpfen. Im Auftrage des Regiments⸗Commandeurs, Obersten von Giese, hat Lieutenant von Bärenfels die Fortsetzung des Werks übernommen. Mit der Abfassung der Geschichte des zweiten (in Neustrelitz garnisonirenden) Bataillons ist der Seconde⸗Lieutenant Brunn von Neergaard betraut worden.
Die Aufstellung der pergamenischen Bildwerke im Kö⸗ niglichen Alten Museum hat in neuerer Zeit wieder mannig⸗ fache Aenderungen erfahren, über welche die soeben in 5. Auflage er⸗ schienene, von der General⸗Verwaltung der Museen herausgegebene „Beschreibung“ derselben (Berlin, Weidmannsche Buchhandlung, Pr. 10 ₰) Auskunft giebt.
Zu den in der Rotunde aufgerichteten beiden großen Gruppen des Zeus und der Athena ist nun auch die des kämpfenden und der ihm voranreitenden Eos gekommen, deren Bruchstücke isher an der Schmalseite des assyrischen Saales lagen. An diese Gruppe (rechts vom Eingange in der Rotunde) schließt sich dann links die dort schon früher aufgestellt gewesene ebenfalls reitende Selene an, und dann folgen die hier schon seit länger aufgestellten Hippokampen. Unter den auf der entgegengesetzten Seite aufgerichteten Resten von Gruppen Kämpfender fällt die bekannte herrliche Figur des Apollon in die Augen, dessen Verbindung mit den übrigen Gruppen noch immer große Schwierigkeiten macht. Links von ihm sehen wir den merkwürdigen schlangenbeinigen Giganten mit Löwenkopf und Löwen⸗ tatzen, die er in Kopf und Arm eines jugendlichen Gottes schlägt, rechts davon den Torso eines vorstürmenden Mannes und noch weiterhin die Platte mit den Fragmenten eines Wagens und Zweigespanns (die Platte zwischen den Rossen und dem Torso des Mannes fehlt). Daran reiht sich endlich der epheubekränzte, fast weiblich aussehende Dionysos. Außer diesen Theilen der großen Gigantomachie findet der Besucher rechts von der Zeusgruppe noch den Rest eines kleineren Reliefs mit Zeus und Athena sowie die kopf⸗ und armlose Statue eines Blitze schleudernden Zeus, welche eine, wenn auch freie Benutzung des großen Altarreliefs zeigen. “
Am Ende des assyrischen Saales haben gegenwärtig außer einigen zum Altarbau gehörigen Einzelheiten ansehnliche Architektur⸗ und Skulpturstücke aus dem Bezirk des Athena⸗Heiligthums ihre Stelle gefunden. Aus ihrer Mitte ragt der Kolossaltorso einer Athena hervor, in welcher man eine Nachahmung der berühmten Tempelstatue des Phidias erkennen will. Auf der einen Seite steht ferner eine weibliche Statue, welche mit der Rechten ein Mäntelchen vom Rücken her über die Schulter zog (wahrscheinlich ebenfalls Nach⸗ bildung eines älteren attischen Originals), und ihr gegenüber eine Athenastatue mit doppelter, über der Brust kreuzweis angeordneter Aegis. Von beiden Statuen, welche deutliche Spuren der Bemalung zeigen, ist der Kopf verloren gegangen, weil derselbe besonders ein⸗ gesetzt war. — 1
Unter den kleineren Fundstücken, welche vor den Säulen des Saales aufgestellt sind, verdient der untere Theil einer Leda⸗ Statuette von außerordentlich malerischer Marmorbehandlung er⸗ wähnt zu werden; für die Ergänzung derselben giebt die Zeichnung einer antiken Wiederholung am Postament die nöthigen Fingerzeige.
Im Heroensaale sind seit längerer Zeit die gelegentlich bereits beschriebenen Reliefs und Architekturstücke von dem dorischen Tempel und der zweigeschossigen Halle, welche den heiligen Bezirk der Athena umschloß, zu sehen. Die aufgeschichteten Waffen und Kriegs⸗ geräthschaften, welche auf den Reliefs als Erinnerung an die Siege der pergamenischen Könige im Heiligthum der Burggöttin angebracht waren, sind für die Waffenkunde der hellenistischen Zeit außerordentlich lehrreich. Unter den Architekturfragmenten ist das obere Eckstück eines Postaments oder Altars mit kräftiger Eckpalmette und Epheuguirlanden besonders bemerkenswerth. Als Proben der zahlreichen, meist noch verpackten Inschriften, welche die Ausgrabung geliefert hat, sind hier zwei besonders gut erhaltene derselben aufgestellt. Die größere von ihnen ist nach der Schlacht von Magnesia (190 v. Chr.) errichtet, jener Schlacht, in Folge welcher Pergamon zu der Macht und dem Reichthum gelangte, die die Errichtung so pracht⸗ voller Denkmäler wie die nun aufgefundenen ermöglichten. Die zweite kleinere Inschrift ist deshalb interessant, weil sie denselben Quintilius Varus feiert, der in der Schlacht im Teutoburger Walde gegen Hermann den Cherusker fiel und der vorher römischer Beamter im Orient gewesen war. 8
Im Museum sind jetzt übrigens Photographien nach ausgewähl⸗ ten Stücken der pergamenischen Skulpturen, welche im Verlage der Spemannschen Buchhandlung erschienen, käuflich zu haben. Ferner ver⸗ kauft die Formerei des Museums Abgüsse des weiblichen Kopfes zu 10 ℳ, desselben mit restaurirter Nase zu 10 ℳ, der Platte des kleinen Frieses mit Herakles und dem kleinen Telephos zu 90 ℳ, des Kopfes des Giganten, welcher gegen Hekate kämpft, zu 16 ℳ, desselben mit dem Torso zu 36 ℳ, des jungen Giganten von der rechten Treppen⸗ wange zu 170 ℳ, des Apollon im Gigantenkampfe zu 100 ℳ Die Abformung der Selene ist in Arbeit.
Bestellungen auf diese Abgüsse können auch an die Weidmannsche Buchhandlung, Berlin SW., Wilhelmstr. 32, gerichtet werden.
Ueber die bereits erwähnten Verhandlungen des kürzlich in Rostock ehaltenen Mecklenburgischen Aerztetages ist noch das Nach⸗ sebend⸗ zu berichten. Nach Erledigung der Diskussion über das Ge⸗ eimmittel⸗Unwesen debattirte man über die Grundsätze einer deutschen Aerzteordnung, ein Thema, welches auch auf der Tagesordnung des diesjährigen deutschen Aerztetages steht. Man äußerte sich dahin, daß die Entziehung der ärzlichen Approbation nur auf gerichtlichem Wege und nur auf Grund eines Gutachtens der zuständigen ärztlichen Standesvertretung, bez. des kompetenten Ehrengerichts ausgesprochen werden soll. Weiter ward beschlossen, der medizinische Doktortitel dürfe nur nach erlangter Approbation oder honoris causa verliehen werden. Aushülfetaren für streitige Fälle der Honorarbestimmung sollen künftig von den Kontrolbehörden nur mit Zustimmung der ärztlichen Standesvertretung erlassen werden können. Ferner erörterte man die Frage der Dauer des medizinischen Studiums, doch wollte man dasselbe nicht auf 5 Jahre, wie ein bayperischer Arzt es beantragt hat, esetzlich festgestellt wissen, sondern hielt vielmehr eine gesetzliche irirung der Studienzeit für Mediziner überhaupt nicht für wün⸗ — Durch scharfe und richti geleitete, bezw. ausgeführte
werde b. s mancher bisherige Mißstand zu beseitigen sein.
Die allgemeine Zusammenkunft der Gehülfenschaft des deutschen Buchhandels findet am 15., 16. und 17. Juli cr. zu Leipzig statt. Die Vereinigung soll dem Zwecke dienen, im An⸗ schluß an die XIV. „ordentliche Hauptversammlung des Allgemeinen Buchhandlungs⸗Gehülfen⸗Verbandes, neben geselligem, kollegialen Ver⸗ kehr in zwanglosester Weise, durch persönlichen Gedankenaustausch die verschiedensten Fragen zu erörtern, welche das Wohl und Wehe der Buchhandlungsgehülfen berühren. “
Odessa, 9. Juni. (W. T. B.) In der verflossenen Nacht brach auf dem französischen Dampfer „Cambodge“, welcher im Hafen in Quarantäne lag, Feuer aus, wodurch die Labung desselben stark beschädigt wurde. Das Feuer wurde erst nach zehnstündiger Arbeit bewältigt. Der entstandene Verlust ist ein bedeutender.
“ Krolls Theater hat gestern die Königlich württembergische Kammersängerin Fr. Marie Schröder⸗Hanfstängl ihr Gastspiel als „Norma“ unter reichen Beifallsbezeugungen vor gefülltem Hause er⸗ öffnet. — Die morgige Feier des jüngstgeborenen Kaiserlichen Ur⸗ enkels giebt dem Krollschen Etablissement, welches von jeher sich darin auszeichnete, patriotischen Festakten auch seinerseits festlichen Ausdruck zu verleihen, Anlaß zu einer großen Festvorstellung. Unter der drei⸗ fachen Leitung des Hrn. Direktor Engel, des Kapellmeisters Lehn⸗ hardt und des Musikdirektors Meinberg vom 2. Garde⸗Regiment findet in dem festlich geschmückten und am Abend glänzend beleuch⸗ teten Garten ein großartiges Triple⸗Konzert statt, während im Fentgesagte eine Wiederholung der „Norma“ mit Fr. Hanfstängl in Scene geht.
Das erste diesjährige Sommernachtsfest im Flora⸗ Etablissement wird am Sonnabend, den 17. Juni (Anfang 7 Uhr Abends, Ende 3 Uhr Morgens) stattfinden. Der Eintritt ist nur gegen Vorzeigung der hierzu besonders ausgegebenen Billets ge⸗ stattet, welche im Invalidendank, Markgrafenstraße 51 a., an den Billetkassen des Etablissements und an den öffentlich bekannt ge⸗ machten Zeichnungsstellen verabreicht werden. Preis der Billets an den Zeichnungsstellen 2 ℳ Abendkasse Billet 3 ℳ Eingang und Anfahrt für Wagen Berlinerstraße, sowie Rampe an der Spree. Das Programm lautet: Konzert, ausgeführt von der vormaligen Bilse'schen Kapelle unter Leitung ihres Dirigenten, des Königlichen Musikdirektors und Professors Hrn. Ludwig v. Brenner und von 2 Regimentskapellen unter Leitung ihrer Musikdirektoren. Bei eintretender Dunkel⸗ heit großes Brillant⸗Feuerwerk, demnächst farbige bengalische Beleuch⸗ tung der Kaisergruppe, Riesenfontaine und Parkanlagen. Erleuch⸗ tung der Teppichbeete und Anlagen mittels vieler tausend farbiger Lampions und Ballons. Von 10 ½ Uhr ab Ball⸗ und Unterhaltungs⸗ musik im Garten und gleichzeitig im großen Kaisersaal. Auf der Ter⸗ rasse vor der großen Freitreppe ist ein besonderer Tanzplatz ein⸗ gerichtet und festlich dekorirt; die Tänze werden von Königlichen Tän⸗ zern geleitet; im Gesellschaftsanzuge zu erscheinen ist erwünscht. Den Damen ist die Theilnahme am Tanz auch in einfacher Maske ge⸗ stattet. Pferdebahnwagen werden während der Nacht zur Rückfahrt
nach Berlin bereit sein; ebenso werden Droschken und Wagen zur Ver⸗ Bei ungünstiger Witterung am 17. Juni findet das Selbstverständlich behalten
fügung stehen. Fest am Sonnabend, den 24. Juni, statt. die gelösten Billets hierzu Gültigkeit.
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.
Sozial⸗Correspondenz. Nr. 23. — Inhalt: Englands Verfassungsgeschichte und Sozialreformen. — Obligatorische In⸗ nungen. — Die sächsischen Knappschaftskassen im Jahre 1880. — Neues vom elsässischen Unfallverhuͤtungsverein. — Das Velociped — ein Arbeiterfreund. — Der Arbeitsmarkt.
Der Arbeiterfreund. Zweites Heft. — Inhalt: Abhandlungen. Die moderne Gewerbehygiene und die Ausstellung für Hygiene und Rettungswesen zu Berlin. Vom Generalarzt Prof. Dr. Wilhelm Roth. — Schutzvorkehrungen in gewerblichen Anlagen gegen Gefahren für Leben und Gesundheit der Arbeiter. Vom Regierungs⸗Baumeister Franz Woas. — Der deutsche Arbeitsmarkt in den Jahren 1880 und 1881. II. — Naturforschung, Religion und Volkswohl. — Deutsche und französische Schulsparkassen. — Zur Frage der Gewinnbethei⸗ ligung der Arbeiter. — Monatschronik über die Monate März und April 1882.
Zeitschrift für Forst⸗ und Jagdwesen. 6. Heft. — Inhalt: Abhandlungen: Aphorismen über die Preuß. Staats⸗Forst⸗ verwaltung. Vom Freiherrn von der Reck, Ober⸗Forstmeister zu Düsseldorf. — Zur Entwickelungsgeschichte und zur Abwehr der Borken⸗ und Rüsselkäfer. Von W. Cichhoff, Kais. Oberförster zu Mülhausen i. E. — Beiträge zur Statik des Waldbaues. Dr. E. Ramann und Dr. Hans Will, Assistenten an der Forstakademie Ebers⸗ walde. — Mittheilungen: Senkerbildung der Weymouthskiefer. Von v. Alten. (Mit Abbildung.) — Ueber den Aschengehalt einjähriger Fichten. Nach Analysen von W. Schütze, weiland Dirigent der chemisch⸗physikalischen Versuchs⸗Abtheilung zu Eberswalde, bearbeitet von dessen Nachfolger C. Dr. Councler. — Statistik: Die Kreuz⸗ nacher und St. Goar⸗Bopparder Lohrindenversteigerung 1881 und 1882. Von v. Alten. — Literatur: Zur forstlichen Literatur, Be⸗ richterstatter Prof. Dr. Ebermayer. — Uebersicht der forstlich beach⸗ tenswerthen Literatur. — Notizen: Ertrag von Kiefern⸗Jährlings⸗ Saatbeeten. Von Dr. B. Danckelmann. — Errichtung einer forst⸗ lichen Versuchsanstalt im Großherzogthum Hessen. Von Dr. B. Danckelmann. — Förster⸗Lehrlingsschule zu Proskau. Von Dr. B. Danckelmann. — Das neue Ministerium der Landwirthschaft in Frankreich. Von v. Alten. — Forstvereins⸗Versammlungen im Sommer 1882. Von Dr. B. Danckelmann. — Programm für die XI. Versammlung deutscher Forstmänner zu Coburg, 28. August bis 1. September 1882. — Sportausstellung in Berlin.
Neue Deutsche Jagd⸗Zeitung. Jagen 37. — Inhalt: Offizielles des Deutschen Jagd⸗Club. — Hühnerhund⸗Prüfungssuchen. 1883. — Weidmännische Traditionen. — Eine Parforce⸗Jagd in Australien (Schluß). — Einiges über Willddpflege (Fortsetzung). — Eine Jagd auf Murmelthiere in Savoyen. — Die unde⸗Aus⸗ stellung in Hannover. — Ueber Vergiften der Wölfe. Eine glücklich improvisirte Wolfsjagd. — Contra Eichelheher. — Weidmanns Plauderstübchen. — Literarisches. — Fischen und Angeln. — Jagd⸗ tasche. — Der Jagdhund. Der Ursprung des Hundes (Fortsetzung). 8 Jagdtasche. — Inserate. — Hundemarkt. — Jagdpacht. — An⸗ zeigen.
Auf der Höhe. III. Band, 3. Heft. Juni 1882. — In⸗ halt: Heinrich Seidel (Berlin), Das Wirthshaus zur Stranddistel. — Hermann Lingg (München), Die Bregenzer Klause. — B. Aubé (Paris), Die Edikte des Trajanus Decius. — Victor Escallier (Paris), Dame Carcas. — Carl Ruß (Berlin), Die Farben der Vögel. — Th. Stromer (Leipzig), Ueber den Styl. — G. Verga (Mailand), Die Wölfin. — Sacher⸗Masoch (Leipzig), Frau von Soldan. —
Werner (Paris), André Chanet. — André Chanet (Paris),
ealistisches Hirtengedicht, Ein Kuß. — Revue des geistigen Lebens. — Chronik der eleganten Welt.
Redacteur: Riedel. Verlag der Expedition (Kessel). Druck:
Fünf Beilagen (ein schließlich Börf 1
zer gestrigen (14.) Sitzung setzte der
erlauben.
Nichtamtliches.
Berlin, 10. Juni. Im weiteren Verlaufe eichstag die dritte Berathung des Gesetzentwurfs fort, betreffend die Ab⸗ änderung des Zolltarifgesetzes vom 15. Juli 1879, auf Grund der Zusammenstellung der in zweiter Berathung über denselben gefaßten Beschlüsse, in Verbindung mit der dritten Lesung des von den Abgg. Schmidt (Elberfeld), Richter (Hagen) und Buddeberg eingebrachten Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung des Zolltarifgesetzes vom 15. Juli 1879, auf Grund der Zusammenstellung der in zweiter Berathung über denselben gesaßten Beschlüsse, ad 1 und 2 in Verbindung mit dem mündlichen Bericht der Petitionskommission über die auf Abänderung des Zolltarif⸗ gesetzes vom 15. Juli 1879 gerichteten Petitionen.
Der Abg. Grad erklärte, wenn der Abg. Braun mit den Liberalen Stabilität in den wirthschaftlichen und gewerblichen Verhältnissen des Volkes wünsche, so sei es um so unbegreif⸗ licher, daß der Abg. Braun und dessen Freunde den Antrag Schmidt (die Weftgarne betr.) hätten annehmen können, der den bisherigen Zolltarif durchbreche. Einen offenen Angriff gegen den ganzen Tarif hätten die Antragsteller nicht gewagt, sie hätten vielmehr abwarten wollen, bis durch diesen etwaigen ersten Erfolg in dem Tarifwesen Bresche gelegt sei, um dann weiter zu gehen. Das Gespräch hinter den Koulissen lasse darüber keinen Zweifel. Die Revisionsbedürftigkeit des Tarifs lasse sich nicht bestreiten. Er werde für die Vorschläge der Regierung stimmen, gleichwie er im vorigen Jahre für die Erhöhung des Wollzolles votirt habe. Er werde dagegen gegen den Antrag auf Herabsetzung der Sätze für Garn stimmen. Wenn die Barmer Handelskammer diese Herabsetzung mit dem Rückgang der Litzenindustrie und dem Heruntergehen der Arbeitslöhne in ihrem Bezirk mo⸗ tivirt habe, und wenn in Folge dessen diese Fabrikation nicht mehr lohne, so ziehe dieselbe nicht in Betracht, daß diese Artikel der Mode unterworfen seien, und deshalb nicht immer den gleichen Absatz finden würden. Sodann könnten sich die kleinen Fabrikanten nicht neue vollkommenere Maschinen anschaffen, um mit großen Häusern zu konkurriren. Behaupte aber der Abg. Schmidt, sein Antrag gefährde keine anderen Interessen, so verweise er (Redner) auf die Eingabe der elsässischen Kammgarnspinner, welche einstimmig den Reichstag um Ablehnung jenes Antrages angegangen hätten. Die An⸗ nahme desselben würde nicht nur die gesammte Kammgarn⸗ spinnerei Deutschlands tief schädigen, sie würde auch weitere Angriffe gegen den Zolltarif veranlassen. Derselbe habe im Ganzen für die nationale Arbeit eine günstige Wirkung ge⸗ habt und deshalb bitte er, unter Annahme des Verbesserungs⸗ vorschlages der Regierung, den Antrag Schmidt abzulehnen.
Der Abg. Stolle bemerkte, die neue Zollpolitik habe die Wirkung nicht gehabt, welche die Regierung von ihr gehofft habe; bis jetzt habe dieselbe den Deutschen nur einen er⸗ bitterten Interessenkampf gebracht. Die neuen Zölle seien nicht darnach angethan, die hiesigen Verhältnisse zu verbessern, das gebe die Regierung in gewissem Maße durch ihre neuen Vor⸗ schläge ja selbst zu, deren Annahme aber ebensowenig gute Wir⸗ kungen haben werde. Eine der falschesten Behauptungen sei die, welche noch kürzlich der Abg. Leuschneraufgestellt habe, daß nämlich durch die neue Zollpolitik die Arbeitslöhne gestiegen seien; letztere hätten sich im Gegentheil verringert: von einer wirthschaft⸗ lichen Aufbesserung könne überhaupt keine Rede sein. Solle Letztere sich vollziehen, so müsse mit dem ganzen System der Regierung gebrochen werden, andernfalls gehe man in Deutsch⸗ land einer immer größeren nationalen Verarmung entgegen.
Der Abg. von Ludwig erklärte, man könne von der Re⸗ gierung doch nicht verlangen, daß sie eine Jahre lang dauernde Probe mache. Es genüge, wenn sie diese Vorschläge mache, nachdem sie sich durch gewissenhafte Prüfung von der Revi⸗ sionsbedürftigkeit der Tarife überzeugt habe. Ein Interessen⸗ kampf habe allerdings stattgefunden, man hätte denselben aber vermeiden können, wenn man von vornherein nach dem Plane des Reichskanzlers einen gleichmäßigen Zoll auf alle Ein⸗ fuhrartikel eingeführt hätte. Leider sei das nicht der Fall ge⸗ wesen. Er habe schon damals konstatirt, daß der in Zollsachen so erfahrene Abg. von Kardorff sich mehr für seine Laura als für die Landwirthschaft interessirt habe. Er habe ferner betont, daß die Landwirthschaft der Prügelknabe sei. Inzwischen habe er im Abg. Bamberger eine Stütze gefunden, der einmal zugegeben habe, die Landwirthschaft sei allerdings das Stiefkind gewesen. Das sei ein Beweis, wie objektiv der Abg. Bamberger urtheile, wenn seine besonderen Interessen nicht im Hintergrunde ständen. Es sei ja auch eine Zeit gekommen, wo man energischer für die Interessen der Landwirthschaft ein⸗ getreten sei, aber man wisse ja: kaum sei der Flachszoll errungen gewesen, schwupps — da sei er wieder weg gewesen. §. 1 des vorliegenden Gesetzes wolle den Großmüllern eine Erleichterung geben. Man habe denselben eine solche chon im vorigen Jahre durch Erhöhung des Mehlzolles ver⸗ chafft. Es komme zunächst darauf an, daß die Industrie ein⸗ heimische Produkte für den Konsum des nlandes verarbeite. Steigere sich die Produktion, so werde auch die Landwirth⸗ schaft davon einen Vortheil ziehen, während sie durch die Mühlenbegünstigungen benachtheiligt werde; darauf komme es allerdings Manchem nicht an, man zähle ja die Landwirth⸗ schaft zu den gröberen Instituten. Er müsse sich gegen den §. 1 erklären.
Der Abg. Frhr. von Heereman bemerkte, er rechne die Landwirthschaft allerdings nicht zu den gröberen Instituten, aber über den Abg. von Ludwig wolle er sich allerdings kein Urtheil Die Begünstigung des Mehlexports sei der Land⸗ wirthschaft keineswegs ungünstig. Im Westen wenigstens sei der Export des Getreides nicht möglich ohne Mischung von ausländischem und inländischem Getreide. Im Auslande ver⸗ lange man sehr seines und sehr weißes Mehl. Gröbere Sorten würden sehr wenig ausgeführt. Das sei kein Nachtheil für die Landwirthschaft, sondern ein Vortheil. Der Theil von inländischem Getreide, der als Mehl ins Ausland gehe, würde nicht ausgeführt werden, wenn
Preußen.
dieser Export von Mehl aus ausländischem Getreide nicht mög⸗ lich wäre. M. 1
n könn
port von ausländischem Getreide erschwere, so befördere man dadurch die Ausfuhr von inländischem Getreide in Gestalt von Mehl. Durch größeren Import von ausländischem Getreide und größeren Export von inländischem Mehl habe die Landwirthschaft einen größeren Vortheil. Ueberhaupt gehe das Interesse der Industrie und der Landwirthschaft Hand in Hand. In der Grafschaft Glatz würde es ganz anders aussehen, wenn dort keine Industrie wäre.
Die Generaldiskussion wurde geschlossen.
Persönlich bemerkte der Abg. Dr. Bamberger, schon seit vielen Jahren sei er vom Abg. von Ludwig sehr häufig offen oder verschleiert angegriffen worden. Er habe aus Gründen, die man nach der Rede des Abg. von Heereman um so besser verstehen werde, niemals darauf geantwortet; ausnahmsweise aber möchte er demselben Gelegenheit geben, sich darüber zu erklären, daß er (Redner) ein objektives Urtheil nur da haben solle, wo seine eigenen Interessen nicht ins Spiel kämen, oder sich nicht anderwärts hinzögen. Er bitte den Abg. von Ludwig, sich jetzt und in Zakunst keinen Zwang aufzulegen, sondern rückhaltlos zu erklären, was derselbe unter seinen (des Redners) eigenen Interessen verstehe, namentlich zu sagen, ob er vielleicht auch eine „Laura“ heimlich oder öffentlich unterhalte, daß er der⸗ selben irgend etwas zuzuführen bemüht gewesen sei, daß er ein geschäftliches Interesse habe, welches er vertheidige. Er thue das um so lieber bei dem verhältnißmäßig harmlosen Angriffe heute, als er glaube, es sei einmal an der Zeit, daß die Herren, die ihm in den 10 Jahren bei dieser oder jener Gelegenheit in der Presse unter den Fuß gelegt hätten, er vertheidige etwas An⸗ deres, als seine rein theoretische Ueberzeugung, er vertrete praktische Interessen — die Herren hätten Zeit gehabt, in den 10 Jahren seine Gegenwart und Vergangenheit unter der Lupe studiren zu können — mit der Sprache herausrücken müßten, selbst die Nickelgruben nicht ausgeschlossen, welche in der „Kreuz⸗ Zeitung“ wieder aufgewärmt worden seien. Er bitte den Abg. von Ludwig und die Herren, die dessen Meinung seien, nach⸗ zuweisen, daß er hier praktische Interessen vertrete oder über⸗ haupt einem praktischen Lebensberuf obliege, den er hier durch Theorien zu vertreten pflege, damit ihm endlich einmal Ge⸗ legenheit geboten werde, als ehrlicher Mann darauf antworten zu können. Wenn man so Etwas behaupte, dann möge man ihm die Fälle nennen.
In der Spezialdiskussion kam zunächst §. 1 zur Ver⸗ handlung, der die bekannten Erleichterungen für die Mühlen⸗ industrie enthält.
Der Abg. von Ludwig erklärte, daß er mit Rücksicht auf die engen Grenzen, welche für persönliche Bemerkungen ge⸗ schäftsordnungsmäßig gezogen seien, sich zur Anwort für den Abg. Bamberger vorhin nicht gemeldet habe, und deshalb jetzt antworten wolle. Man werde ihm zutrauen, daß er (Redner) jederzeit offen heraus sage, was er meine. Nament⸗ lich den Abg. Richter⸗Hagen, der jetzt so laut lache, wolle er daran erinnern, daß er (Redner) seiner Zeit in der Kommission für den Invalidenfonds der Ein⸗ zige gewesen sei, der gewußt habe, daß die Aktien der Han⸗ nover⸗Altenbekener Bahn nichts werth seien. Der Abg. Richter (Hagen) habe sechs Wochen in dieser Kommission gesessen, und das nicht gewußt. Dem Abg. Bamberger werde er keine einseitige Interessenvertretung mehr zum Vor⸗ wurf machen, wenn derselbe ihm nachweise, daß er (der Abg. Bamberger) für die Landwirthschaft einen ähnlichen Triumph zu verzeichnen habe, wie für die Gründung der Reichsbank. (Der Präsident bat den Redner zur Sache zu kommen.) Den Ausführungen des Abg. von Heereman wolle er an sich nicht widersprechen, aber er vermöge nicht einzu⸗ sehen, daß es nöthig sei, die Großindustrie zum Nachtheil der Landwirthschaft zu begünstigen, wie dies hier wieder von der Linken angestrebt werde.
Der Abg. Richter (Hagen) erklärte, der Abg. von Ludwig scheine es verbieten zu wollen, Reden in diesem Hause mit Heiterkeit zu begleiten. Er müsse sich das Recht vorbehalten, bei Reden, bei denen ihm das angezeigt erscheine, Heiterkeit zu äußern, namentlich auch bei denen des Abg. von Ludwig. Ueber den Werth der Hannover⸗Altenbekener Aktien könne man verschiedener Ansicht sein, wie über den Werth der Aeußerungen des Abg. von Ludwig. Er wisse nur, daß die Aktien damals etwas niedriger notirt gewesen seien, als der Preis gewesen sei, zu dem die Regierung sie gekauft hätte, und daß sie heute um einige Prozent höher ständen, als der Kaufpreis betragen habe.
Der Abg. von Ludwig bemerkte, die Verhandlungen im preußischen Abgeordnetenhause würden dem Abg. Richter ein richtigeres Bild von dem Werthe der betreffenden Aktien geben.
Der §. 1 wurde hierauf einstimmig angenommen.
Es folgte die Berathung des §. 2, welcher nach der Vor⸗ lage sechs verschiedene Aenderungen des Tarifs enthielt, von denen aber nur zwei in zweiter Lesung genehmigt wurden. Der Abg. Ackermann beantragte die Wiederherstellung der Vorlage. Dieser Antrag lautet:
Der Reichstag wolle beschließen:
die in zweiter Berathung in §. 2 Nr. 2 b., c., d., e., Nr. 4, 5, 6
gestrichenen Stellen wiederherzustellen,
und bei 8 2 Nr. 3 statt der Worte „10 Mark“ die Worte „30 Mark“ einzusetzen. 1 1 Ren⸗ 1, wonach Walzdraht für die Kratzendrahtfabrikation statt mit 3 ℳ mit 0,50 ℳ verzollt werden sollte, wurde mit großer Mehrheit genehmigt. Nr. 2 lautet: 2
Die Nr. 7 erhält folgende Fassung: 7) Erden, Erze, edle Metalle, Asbest und Asbestwaaren:
a. Erden und rohe mineralische Stoffe, auch gebrannt, ge⸗ schlemmt oder gemahlen, ingleichen Erze, auch aufbereitete, soweit diese Gegenstände nicht mit einem Zollsatze namentlich betroffen sind, edle Metalle, gemünzt, in Barren oder Bruch; Asbestfiber, auch gereinigt, Asbestkitt und Aübhetanftrisgmase. frei.
b. Pappe und Papier aus Asbest in Bogen, Rollen oder Platten: 1) ungeformt, 10 ℳ; 2) geformt, auch durchlocht, 24 ℳ
c. Garne, Schnüre, Stränge, Stricke und Seile aus Asbest, auch in Verbindung mit anderen Spinnmaterialien, 24 ℳ
d. Asbestgewebe, auch in Verbindung mit anderen Spinn⸗
materialien, 40 ℳ beitig nicht genannt, auch in Ve
1““
—
dung mit anderen Materialien, soweit sie dadurch nicht unter Nr. 20 fallen, 60 ℳ für 100 kg.
Litt. a. wurde genehmigt. Bei der Abstimmung über Litt. b. blieb das Bureau zweifelhaft; die Zählung ergab die Ablehnung der Position mit 157 gegen 147 Stimmen. Bei den Abstimmungen über Litt. c. und d. erklärte das Bureau ohne Gegenprobe dieselben für abgelehnt.
Der Abg. Dr. Windthorst beantragte nunmehr über Litt. e. eine namentliche Abstimmung.
Der Abg. Richter (dagen) hielt es sür unzulässig, jetzt, wo man sich mitten in der Abstimmung befände, noch einen Antrag auf namentliche Abstimmung zu stellen.
Der Abg. Schröder (Lippstadt) bemerkte, daß über die einzelnen Positionen besonders diskutirt, also auch abgestimmt werden könne.
Der Präsident konstatirte, daß er die Diskussion über Litt. a. —e. gemeinsam eröffnet habe; da er aber die Auffor⸗ derung zur Abstimmung bei jeder einzelnen Littera an das Sen⸗ richte, so halte er den Antrag Windthorst noch für zu⸗ ässig.
Der Abg. von Bennigsen hielt den Widerspruch des Abg. Richter (Hagen) zwar für berechtigt, und da die Frage min⸗ destens zweifelhaft sei, so bitte er denselben aber im Interesse der Geschäftslage des Hauses zurückzuziehen. Die Geschäfts⸗ ordnung könne allerdings im Sinne des Abg. Richter aufge⸗ faßt werden, einen Präzedenzfall gäbe es in der Prarxis nicht.
Der Abg. Richter (Hagen) zog seinen Widerspruch zurück und das Haus trat in die namentliche Abstimmung ein.
Dieselbe ergab die Ablehnung der Litt. c. mit 165 gegen 150 Stimmen.
Nach der Vorlage lautete Nr. 3: „Die Anmerkung zu 20 b. 1 erhält folgende Fassung: Elfenbein⸗ und Perlmutter⸗ stücke, vorgearbeitet für Gegenstände der Nr. 20 b. 1, 30 ℳ für 100 kg.“
In zweiter Lesung war der Zoll auf den Antrag des Abg. Rittinghausen von 30 ℳ auf 10 ℳ ermäßigt worden.
Hierauf nahm der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Direktor im Reichsschatzamt Burchard das Wort:
Meine Herren! Die Abstimmung über Nr. 2, Erden, Erze, edle Metalle, Asbest und Asbestwaaren, wird natürlich die verbündeten Regierungen wenig angenehm berühren, indessen werden sie, wie ich meine, ein entscheidendes Gewicht auf diese Abstimmung nicht dahin legen wollen, daß sie deswegen vielleicht das ganze Gesetz verwerfen. Anders liegt nach meiner Auffassung die Angelegenheit bezüglich Nr. 3.
Es ist in der zweiten Lesung angenommen worden der Antrag, den Zollsatz für diese Anmerkung von 30 auf 10 ℳ herabzusetzen.
Eine Begründung für diesen Antrag habe ich nicht gehört, er ist einfach angenommen worden. Ich möchte darauf hinweisen, daß der Zollsatz von 30 ℳ schon eine sehr weit gehende Erleichterung ent⸗ hält gegenüber dem allgemeinen Zollsatze, dem naturgemäß diese Waaren unterliegen würden. Diese Erleichterung ist im Jahre 1879 im Tarife mit 30 ℳ eingestellt worden und zwar nur für Elfenbein⸗ stücke, die vorgearbeitet sind. Es liegt in der Absicht der verbün⸗ deten Regierungen, daß diese Erleichterung auch ausgedehnt würde auf vorgearbeitete Perlmutterstücke, die jetzt einem Zollsatz von 200 ℳ unterliegen. Wenn nun der Beschluß gefaßt würde, diese Waare einem Zollsatz von 10 ℳ zu unterwerfen, so sprechen dafür keine Gründe, vielmehr geht das weit hinaus über jeden Wunsch, der an die Regierung herangetreten ist, und es würde diese Zoller⸗ Fee. auch hinausgehen über alles, was in früheren Tarifen fest⸗ gesetzt war.
Ich möchte deshalb dringend bitten, im Interesse des Zustande⸗ kommens des Sig dacß von der Bestätigung des in zweiter Lesung gefaßten eschlusses Abstand genommen werde. Die verbündeten Regierungen würden es sehr beklagen, wenn sie außer Stand gesetzt werden sollten, den §. 1 der ee zum Gesetz werden zu lassen, aber, wie ich meine, würden sie gegenüber der Alter⸗ native, in die sie gestellt würden, mit Bedauern dazu schreiten müssen, das ganze Gesetz abzulehnen. .
Meine Herren, ich will an diese Erklärung einige kurze that⸗ sächliche Mittheilungen knüpfen hinsichtlich dessen, was der E Abg. Dr. Barth bezüglich des Schmalzzolls gesagt hat. Da der Schmalz⸗ zoll in dritter Lesung nicht mehr hier verhandelt werden kann, wird es mir gestattet sein, daß ich die Gelegenheit ergreife, um bezüglich dieser thatsächlichen Mittheilung Einiges zu erwidern. 1
Es ist nach der Verordnung vom 10. März 1881 in Oesterreich verboten: die Einfuhr von Schweinefleisch aller Art, Speck, Würsten aller Gattungen aus Amerika, nicht auch unmittelbar verboten die Ein⸗ fuhr von Schmalz; dapoes ist im neuen Zolltarif der Zollsaß für Schmalz von 16 auf 32 ℳ für 100 kg erhöht worden, das ist also um 100 %. Der Zollsatz stellt sich dadurch auf mehr wie das Drei⸗ fache unseres Hollgbe⸗ und es ist die ausgesprochene Absicht bei der Erhöhung dieses Zollsatzes gewesen, die Einfuhr nach Oesterreich, wie es ja auch zweifellos der Fall sein wird, möglichst zu prohibiren.
Was ferner die Angaben des Herrn Abgeordneten bezüglich Frank⸗ reichs betrifft, so bin ich leider nicht in der Lage, auch nach eingehenden Ermittelungen Dasjenige als richtig anerkennen zu können, was der
r. Abg. Dr. Barth gesagt hat. Es liegen mir amtliche offizielle
undgebungen nicht vor, die üete e. daß das Einfuhrverbot in 2 reich zur Zeit — der geehrte Herr Abgeordnete hat nicht ge⸗ agt wann — aufgehoben sei. Ich habe auch nach⸗ forschen laßen im „Journal officiel“, das ist das all⸗ gemeine erkündigungsblatt Frankreichs, in dem alle Gesetze und Verordnungen publizirt werden müssen. Bis zum 7. dieses Monats, also bis zu demjenigen Tage, an welchem der Hr. Abg. Barth diese Serxpeec aufstellte, war in dem „Journal officiel“ die Aufhebung dieses Verbotes nicht publizirt.
Der Abg. Dr. Bamberger bemerkte, mit Rücksicht auf die Erklärung des Regierungsvertreters bitte er das Haus, für die Feststellung des Perlmutterzolles auf 30 ℳ zu stimmen, da seine Partei einen Konflikt mit der Regierung wegen dieses Punktes nicht wünsche; die Erleichterung der Industrie, die man anstrebe und in anderen Positionen der Vorlage erreichen könne, würde bei solchem Konflikt ebenfalls verloren gehen, was man doch nicht wünschen könne.
Der Abg. Dr. Barth blieb den Anführungen des Direktors im Reichs⸗Schatzamt Burchard gegenüber unter — auf das „Journal des Economistes“ dabei, daß in der französischen een die Aufhebung des Schmalzzolles be⸗ schlossen sei. G
Der Direktor im Reichs⸗Schatzamt Burchard wies darauf hin, daß dies wohl möglich sei, indessen von einer Zustim⸗ mung des Senats und einer Publikation des Gesetzes bisher nichts bekannt geworden sei.
Nr. 3 wurde mit großer Majorität nach der Vorlage 30 ℳ Zoll) angenom eae. 88. 3 1