von Meiningen, der Herzog Ernst Günther zu Schleswig⸗Hol⸗
stein und Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohenzollern.
Links von Sr. Majestät hatten Ihre Plätze Ihre Majestät die Kaiserin und Königin, Se. Majestät der König von Sachsen, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Albrecht, Se. König⸗ liche Hoheit der Großherzog von Sachsen, Ihre Königliche Hobet die Erbprinzessin von Meiningen, Se. Kaiserliche oheit der Großfürst Sergius von Rußland, Ihre Durchlaucht ie Prinzessin Friedrich von Hohenzollern, Se. Königliche oheit der Prinz Christian zu Schleswig⸗Holstein und Ihre urchlauchten der Prinz Eduard von Anhalt, der Erbprinz Reuß j. L. und der Prinz Heinrich XVIII. Reuß. Se. König⸗ liche Hoheit der Prinz Wilhelm, als Durchlauchtigster Vater des neugeborenen Prinzen, 5 oen Platz gegenüber Ihren Kaiserlichen Majestäten zwischen Ihrer Hoheit der Herzogin⸗Mutter zu Schleswig⸗Holstein zur Rechten und Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin Wilhelm von Mecklen⸗ burg⸗Schwerin ein; Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz, Ihre Durchlaucht die Prinzessin Caroline Mathilde zu Schleswig⸗Holstein und Ihre Königliche Hoheiten der Prinz lbrecht und der Prinz Leopold ergänzten nach rechts, Se. Königliche Hoheit der Herzog von Aosta, Ihre Königliche — die Prinzessin Victoria und Se. Königliche Hoheit der rinz Friedrich Carl nach links diese Reihe.
Während der Tafel brachten Se. Majestät der Kaiser und König das Hoch auf den Hohen Täufling aus.
Nach beendigtem Diner hielten die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften während des Kaffes Cercle; gegen 5 Uhr erreichte die Festlichkeit ihr Ende.
Abends erschienen der Hof und die Hohen Gäste im Opernhause.
Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung des Reichstags befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (16.) Sitzung des Reichstags, welcher der Reichskanzler Fürst von Bismarck, der Staats⸗Minister von Boetticher und mehrere andere Bevollmächtigte zum Bun⸗ desrath nebst Kommissarien desselben beiwohnten, stand an erster Stelle auf der Tagesordnung: die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Reichshaushalts⸗Etat für das Etatsjahr 1882/83, auf Grund mündlichen Berichts der Kommission für den Reichshaushalt. Namens der Budget⸗ kommission beantragte der Abg. von Kardorff:
Der Reichstag wolle beschließen: dem Entwurfe eines Gesetzes, betreffend die Feststellung eines Nach⸗ rags zum Reichshaushalts⸗Etat für das Etatsjahr 1882/83, die ver⸗ fassungsmäßige Zustimmung zu ertheilen.
Der Abg. Rickert verwahrte sich dagegen, daß mit der Bewilligung dieser Summe, die doch nur ein Provisorium schaffen solle, etwaigen großen Neubauten auf dem Deckerschen Grundstücke präjudizirt werde. Redner wies sodann darauf hin, daß bereits aus den Mitteln des Dispositionsfonds des Reichskanzlers für den Staatssekretär des Auswärtigen Amts eine Wohnung in dem Grundstücke Wilhelmstraße 75 ein⸗ gerichtet sei.
Bei Schluß des Blattes ergriff der Reichskanzler Fürst von Bismarck das Wort.
— Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗ Anzeigers“ ist eine „Besondere Beilage“ (Nr. 9 enthaltend Entscheidungen des Reichsgerichts, beigefügt.
— Der General⸗Lieutenant Wiebe, Inspecteur der 1. Fuß⸗Artillerie⸗Inspektion, ist nach Abhaltung des Prü⸗ fungsschießens auf dem Lockstedter Schießplatz wieder hierher zurückgekehrt.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. von Alkiewicz in Kulm, DDr. Haeckermann, Plotke und Schlüter in Berlin, Scheffler in Gefell, Dr. Bick in Melle.
—EI6. Hertha“, 19 Geschütze, Kommandant Kapitän zur See von Kall, ist am 9. Juni cr. in Zanzibar eingetroffen und beabsichtigte, am 16. desselben Monats die Heimreise fortzusetzen.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Eisenach, 9. Juni⸗
In der heutigen zweiten Sitzung der Deutschen evan⸗ gelischen Kirchenkonferenz wurde zunächst von dem Ober⸗Konsistorial⸗Rath D. Freiherrn von der Goltz aus Berlin Bericht erstattet in Betreff der Herstellung eines Choral⸗Melo⸗ dienbuchs zu dem von der Konferenz genehmigten Entwurfe eines gemeinsamen Militär⸗Gesangbuchs für den evangelischen Theil des deutschen Heeres.
Die Konferenz beschloß schließlich:
1) eine neu zu wählende Kommission zu beauftragen, die Vor⸗ arbeiten für Gewinnung eines Melodienbuchs zu dem Entwurf eines evangelischen Gesangbuchs für das deutsche Kriegsheer unter Zuziehung von Sachverständigen fortzusetzen;
2) das Präsidium zu beauftragen, die zur Ergänzung des stati⸗ stischen Materials und sonstigen zur Vollendung der Arbeit unver⸗ meidlichen Ausgaben, auch für Remunerationen, auf Antrag der Kom⸗
mission einzuweisen;
8 3) die Kommission zu bevollmächtigen, eventuell einen von ihr ergestellten Entwurf eines Melodienbuchs durch den Druck verviel⸗ ältigen zu lassen, durch Vermittelung des Präsidiums den betheiligten
Kirchenregierungen zur Kenntnißnahme zu überreichen:
9 8e nächsten Konferenz über das Ergebniß ihrer Arbeit Bericht zu erstatten.
Die Konferenz wählte in die Kommission die Herren D. rhr. von der Goltz (Berlin), von Müller (Stuttgart), Doll Karlsruhe), Teichmüller (Dessau), Lotze (Gera). Hierauf beschloß die Konferenz, im Anschluß an den estern hinsichtlich der Revision der lutherischen Bibelüber⸗ saung gefaßten Beschluß, an den Ober⸗Kirchenrath in Berlin as Ersuchen zu richten, die mit der Begutachtung des Ueber⸗ setzungswerkes zu beauftragenden Referenten behufs ihrer In⸗ ormation zu der abschließenden Plenarsitzung der mit der evision betrauten Kommission zuzuziehen.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 10. Juni. Die „Els.⸗ Lothr. Ztg.“ schreibt: In einer politischen Betrachtung, welche
8 81„* nische Zeitung“ in dem 2. Blatt vom Samstag, den
„ an eine längere Entgegnung auf unsere Berichti⸗ gung ihrer vorhergegangenen Mittheilungen üͤber die Kaiser⸗ liche Tabackmanufaktur anknüpft, wird die Behauptung aufgestellt, daß die gehofften Erträgnisse aus dem Taback⸗ monopol sich fast ausschließlich auf die Wirthschaftsergebnisse der Manufaktur stützen. Den Beweis hierfür ist die „Cöl⸗ nische Zeitung“ schuldig geblieben und wird ihn auch weder aus der Regierungsvorlage, noch sonst zu erbringen vermögen. Aus den Wirthschaftsergebnissen der Kaiserlichen Manufaktur könnte doch in der That nur der Fabrikationsgewinn eines
Kaiser
einzelnen in freier gonkurrenz arbeitenden Großbetriebs er⸗ sehen werden, während für die Erträgnisse des Monopols noch eine ganze Reihe anderer Faktoren in Betracht kommen und in der Regierungsvorlage ziffermäßig dargestellt sind. Wir erinnern hier namentlich an die Ersparnisse bei den Verschleißkosten. Unsererseits müssen wir hiernach ebenfalls in Erfüllung einer patriotischen Pflicht die Angriffe der „Cölnischen Zeitung“, soweit sie unberechtigt sind, zurückweisen. Und unbegründet und deshalb unberechtigt ist die vorangeführte Behauptung und die daraus von der „Cöl⸗ nischen Zeitung“ gezogene Schlußfolgerung, daß die in der Monopolvorlage zum Ausdruck gebrachten Erträgnisse voll⸗ ständig in der Einbildung beruhen. Vielleicht wird die „Cöl⸗ nische Zeitung“ demnächst bei Einsicht des Berichts der Reichs⸗ tagskommission ihr vorschnelles Urtheil etwas zu modifiziren veranlaßt sein. —
Dabei müssen wir nochmals mit einigen Worten auf die von der „Cölnischen Zeitung“ behauptete „Schuld“ der Kaiser⸗ lichen Taäbackmanufaktur an die Landeshauptkasse zurück⸗ kommen. Uns scheint, daß durch die Wiederholung der Be⸗ rufung auf die Landeshauptkasse die Mittheilung selbst nicht an Werth und Bedeutung gewinnen kann. Wenn die Cölnische Zeitung“ damit den Zweck verfolgt, ihren Straßburger Korrespondenten als wohl informirt er⸗ scheinen zu lassen, so wird sie doch kaum den Glauben zu er⸗ wecken im Stande sein, als stünden denselben die Bücher der Landeshauptkasse zur Einsicht offen. Daß dieser Korrespon⸗ dent nicht ganz so gut insormert ist, wie vielleicht die „Cöl⸗ nische Zeitung“ selbst glaubt, beweist — abgesehen davon, daß die ziffermäßigen Angaben desselben überhaupt nicht zutreffen — der Umstand zur Genüge, daß er nichts davon weiß, daß zwischen dem 1. April 1880 und dem 1.April 1882 der Kaiserlichen Taback⸗ manufaktur durch Etatsgesetz eine Million Mark zur Verstärkung des Betriebs, beziehungsweise als eiserner Betriebsfonds über⸗ wiesen worden sind. Diese Summe ist aus der Landes⸗ Hauptkasse in den Theil des Staatseigenthums, welcher durch die Manufaktur repräsentirt wird, übergegangen und gehört jetzt mit zumn eigenen Betriebskapital der Manufaktur. Wenn die „Cölnische Zeitung“ dies eine Schuld der Manufak⸗ tur nennt, so wollen wir darüber nicht wei⸗ ter mit ihr streiten. Nur möchten wir bemerken, daß „nach gewöhnlichen Begriffen“ es nicht als „Schuld“ bezeichnet wird, wenn ein Privatmann zur Verstärkung seines Fabrik⸗ betriebes sein Betriebskapital aus eigenen Mitteln vergrößert. Eben so wenig kann eine Schuld einer staatlichen Betriebs⸗ anstalt gegen die Staatskasse entstehen, wenn der Staat das Betriebskapital einer im Staatseigenthum stehenden Fabrik behufs Ausdehnung des Betriebs verstärkt.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 10. Juni. (Wien. Ztg.) Am Donnerstag fand die Frohnleichnams⸗Prozession mit dem herkömmlichen Gepränge statt. Der
und die Erzherzoge Karl Ludwig, Ludwig Karl Salvator, Johann, Eugen und Rainer fuhren um 7 Uhr früh im feierlichen Zuge von der Hofburg nach St.⸗Stephan, wohcten dort dem von dem Fürst⸗Erzbischöof von Wien, Dr. Joseph Cölestin Gangl⸗ bauer zelebrirten Hochamte bei und machten sodann den feier⸗ lichen Umzug mit, welcher mit Zuziehung der Orden, des Hofstaates und der Leibgaärden abgehalten wurde.
Zum Schlusse ließen Se. Majestät die ausgerückten Truppen auf dem inneren Burgplatze defiliren.
„— Der mit der einstweiligen Leitung der Wiener Polizei⸗ direktion betraute Hofrath Karl Ritter Krticzka von Jaden ist zum Präsidenten der Wiener Polizeidirektion ernannt worden.
— Das heute ausgegebene XXII. Stück des Reichs⸗G esetz⸗ blattes enthält die Konzessionsurkunde vom 28. Februar 1882 für die Lokomotiveisenbahn von Schönhof nach Radonitz, das Gesetz vom 29. Mai 1882, betreffend die Zugeständnisse und Bedingungen für den Ausbau der Kremsthalbahn, und das Gesetz vom 3. Juni 1882, betreffend die Bewilligung der Auf⸗ nahme eines Lotterieanlehens für die österreichische Gesellschaft vom rothen Kreuze.
TEeD111] Die wiederholt auftauchende Meldung von einer angeblichen Entsendung österreichisch⸗unga⸗ rischer Kriegsschiffe nach Alexandrien wird von authen⸗ tischer Seite als vollkommen unbegründet bezeichnet.
Pest, 10. Juni. (Wien. Ztg.) Das Abgeordneten⸗ haus ermächtigte auf Antrag des Minister⸗Präsidenten den Präsidenten des Hauses, während der Ferien die Neu⸗ wahl in den eventuell erledigten Bezirken anzuordnen. Hierauf gelangte das Allerhöchste Reskript zur Verlesung, welches die gegenwärtige Session des Reichstages schließt und den Beginn der neuen Session auf den 5. Oktober anberaumt.
— 11. Juni. (W. T. B.) Das Duell zwischen den Abgeordneten Wahrmann und Istoczy wurde im Moment des Beginnes durch das Erscheinen eines Wach⸗ mannes verhindert.
Schweiz. Bern, 11. Juni. (Bund.) In der Sitzung des Bundesraths vom 9. Juni wurde mitgetheilt, daß vom amerikanischen Gesandten die Beitrittsurkunde der Ver⸗ einigten Staaten zur Genfer Konvention über⸗ mittelt worden ist, sowie ferner, daß, nachdem unter dem 1. d. M. die Ratifikation der internationalen Phyl⸗ loxera⸗Konvention vom 3. November 1881 von Seiten 80r8 1“ erfolgt ist, der Bevollmächtigte des Bundesraths im Beisein derjenigen von Deutschland, Frankreich und Oesterreich⸗Ungarn mit dem Bevollmächtigten von Portugal unter dem 8. die Auswechslung der Ratifikationen vorgenom⸗
men 13
ie Landesbefestigungskommission, welche im Laufe der letzten Woche in Bern tagte, soll ein⸗ stimmig das von der früheren Kommission’ mit einer Majorität von nur einer Stimme angenommene Prinzip, nur eine Centralfestung am Kreuzungspunkte der großen Eisen⸗ bahnen und Verkehrslinien zu erbauen, verworfen und sich einstimmig für das einfachere, sinanziell vortheilhaftere System der Fusfüheung von Vertheidigungswerken auf verschiedenen Punkten des Landes ausgesprochen haben. Dieses System hätte überdies den Vortheil, daß man ihm nicht die Bedeutung, spchielh gegen die eine oder andere Grenze gerichtet zu sein, beilegen könnte.
Großbritannien und Irland. London, 9. Juni. (Alg. Corr.) Die scheinbare Ruhe in den Zuständen Ir⸗ lands hat nicht lange gedauert. Gestern ist daselbst wieder ein agrarischer Doppelmord begangen worden und zwar in
Victor,
Ardrahan, unweit Gort, in der Grafschaft Galway. Als der Grundbesitzer und Friedensrichter Walter Bourke gestern Nachmittag um 3 Uhr von Gort nach Rahassan Park, seiner Behausung, begleitet von einem Garde⸗Dragoner, der ihm zu seinem persönlichen Schutze beigegeben worden, zu Pferde urückkehrte, wurden von einigen hinter einer Mauer ver⸗ flecten Individuen mehrere Schüsse auf ihn abgefeuert, Bourke und sein Begleiter blieben auf der Stelle todt. Die Mörder ergriffen die Flucht und sind bis jetzt noch nicht ent⸗ deckt. Der Verstorbene gehörte einer geachteten Familie an, ist aber kein Verwandter des unlängst in Dublin ermordeten irischen Unter⸗Staatssekretärs. — Der Generalanwalt fü Irland, Mr. Johnson, ist an Stelle des an den obersten Appellhof berufenen Richters Fitzgerald zum Richter des Queens Bench⸗Gerichtshofes in Dublin ernannt worden. Der bis⸗ herige Generalfiskal für Irland, Mr. Porter, rückt in seine Stelle hinauf. Ein Nachfolger des Letztgenannten ist noch nicht ernannt. — Davitt trat gestern an Bord des White Star Dampfers „Germany“ die Reise nach New⸗York an.
Frankreich. Paris, 9. Juni. (Cöln. Ztg.) Die Minister de Freycinet und Goblet waren heute im Budgetausschuß, um den Gesetzentwurf betreffs der Ent⸗ schädigungen zu vertheidigen, welche die Franzosen und Spanier erhalten hatten, die die Opfer des A ufstandes von Saida und Süd⸗Oran wurden. Der Ausschuß blieb aber bei seiner früheren Ansicht, daß den Spaniern nur 300 000 Fr. bewilligt werden dürften, nämlich dieselbe Summe, zu deren Bezahlung an die französischen Opfer der Aufstände in Car⸗ tagena und auf Cuba sich Spanien verpflichtet hat. — J. der heutigen Sitzung des Ausschusses für den Zinsfuß
erklärte der Finanz⸗Minister Leon Say, daß er für die volle Freiheit desselben in Civil⸗ und Handelssachen sei. Der
Minister kündigte ferner an, daß er nächstens den Kammern einen Gesetzentwurf über den landwirthschaftlichen Kredit vor legen werde. — 10. Juni. (Cöln. Ztg.) Im heutigen Ministerrath erstattete Hr. de Freycinet Bericht über seine gestrige Unter⸗ redung mit dem türkischen Botschafter und fügte hinzu, daß England und Frankreich gleichzeitig und ohne Zuziehung der Türkei mit den Mächten zu unterhandeln fort⸗ fahren wurden. Trotz der Versicherung der Pforte glaube man nicht daran, daß es der Pforte gelingen werde, zwischen dem Khedive und Arabi das Zerwürfniß beizulegen und Frieden zu stiften; es sei daher nothwendig, zur Konferenz zurückzugreifen; vor der Hand hätten Frankreich und England daher Vorsichtsmaßregeln ge troffen, um allen etwa eintretenden Fällen begegnen zu können; die französisch⸗englische Flotte sei jetzt fünfzehn Kriegsschiffe stark und werde noch durch zwei weitere verstärkt werden. Diese Kriegsschiffe hätten 5000 Mann an Bord, die zur Ausschiffung bereit seien. — Nach dieser Schil⸗
derung der Lage ging der Minister auch zur Berathung des
Tadelsvotums des Pariser Gemeinderaths gegen den Polizeipräfekten über und beschloß die Nichtig⸗ erklärung dieses Beschlusses. In Bezug auf Tunesien
beauftragte der Ministerrath den Justiz⸗Minister, seinen Gesetz⸗ entwurf über die Gerichtsverfassung für die “ zu er⸗ Revue
weitern, und beschloß sodann, daß die große nicht, wie die Pariser wünschen, am Morgen des 13., sondern am
14. Juni, Nachmittags 2 Uhr, abgehalten werden solle. Schließlich
ernannte der Ministerrath einen Ausschuß zur Vorberathung eines Gesetzentwurfs Bataillone von jungen Leuten zwischen dem 18. und 20. Lebensjahre.
Erwägung zu ziehen. — (W. T. B.)
300 gegen 204 Stimmen angenommen und danach, trotz des
Widerspruchs des Justiz⸗Ministers, das Prinzip der Erwählung
der Richter mit 284 gegen 212 Stimmen beschlossen.
— 11. Juni. (W. T. B.) Ministerkrisis in Folge des gestrigen Votums der Kammer sind vollkommen unbegründet. — Die gestrige Feier zu Ehren Garibaldis im Wintercircus, welcher an 4000 Personen beiwohnten, nahm einen sehr glänzenden Verlauf. General Türr hielt eine Lobrede auf Garibaldi.
Italien. Rom, 10. Juni. (W. T. B.) Der öster⸗ reichisch⸗ungarische Botschafter Graf Wimpffen ist heute Mittag vom König in Abschiedsaudienz empfangen worden und begiebt sich morgen nach Wien.
Türkei. Konstantinopel, 10. Juni. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ meldet: Die Vertreter Oesterrich⸗ Ungarns, Italiens, Rußlands und Deutschlands haben sich heute auf die Pforte begeben, um die 92* der Botschafter
rankreichs und Englands vom 7. d. behufs Beitritts der Pforte zur ve unterstützen.
— 11. Juni. (W. T. B.) Ein weiteres Telegramm der „Agence Havas“ berichtet: Auf die Vorstellungen der Ver⸗ treter Oesterreich⸗Ungarns, Rußlands, Italiens und Deutsch⸗ lands bezüglich Beitritts der Pforte zur Konferenz erwiderte der Minister des Aeußern, Said Pascha, ausweichend, indem er wie früher den Botschaftern Englands und Frankreichs ge⸗ genüber auf das Cirkularschreiben der Pforte vom 3. Juni verwies.
Serbien. Belgrad, 9. Juni. (Wien. Ztg.) Die neuen Ersatzwahlen für die Skupschtina finden schon übermorgen statt, so daß der Ankunft der Neugewählten und dem Wieder⸗ F der Skupschtina gegen den 18. d. M. entgegen⸗ usehen wäre. Die Opposition hat zahlreiche Agenten ent⸗ fendet um für die Wiederwahl der Radikalen zu agitiren.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 10. Juni. (W. T. B.) Der Kaiserliche Befehl, betreffend die Aufhebung der Kopfsteuer, bestimmt, daß diese Steuer allmählich aufgehoben und durch andere, von dem Finanz⸗ Ministerium vorzuschlagende Steuern ersetzt werden soll. Zunächst sollen vom 1. Januar 1883 ab die ädtischen Bürger und diejenigen Bauern, welche kein Agrarei enthum besitzen oder welche nur minimale Agrarloose innehaben, von der Kopfsteuer befreit sein. Nach Mittheilungen verschledener Zei⸗ tungen soll die vollständige Durchführung dieser Steuerresorm in 8 Jahren erfolgen.
— 12. Juni. (W. T. B.) Ein Befehl des Kaisers an den Senat meldet die Enthebung des Ministers des Innern, Grafen Ignatieff, und die Ernennung des Präsidenten der Akademie, Grafen Tolstoi, zum Minister des Innern.
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zur Bildung außermilitärischer
— Der Budgetausschuß hat, wie es heißt, beschlossen, seinen gestern gefaßten Beschluß über die Entschädigungen der Spanier in Saida nochmals in
Bei der Berathung der Justiz⸗
reform⸗Vorlage in der heutigen Kammersitzung wurde die Aufhebung der Unabsetzbarkeit der Richter mit
Die Gerüchte von einer
— 12. Juni. (W. T. B.) Der Kaiserliche Ukas, welcher die Annahme des mit Gesundheitsrücksichten motivir⸗ ten Demissionsgesuchs des Grafen Ignatieff ausspricht, ist ebenso wie die Ernennung Tolstoi’s in einem heute Vor⸗ mittag ausgegebenen Supplementblatte des „Regierungs⸗ Anzeigers“ publizirt worden. Graf Ignatieff bleibt Mit⸗ glied des Reichsraths und General⸗Adjutant des Kaisers.
Afrika. Egypten. Kairo, 10. Juni. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ meldet: Der Khedive hat Derwisch Pascha gegenüber erklärt, daß eine Versöhnung mit Arabi Bey nicht möglich sei. Die Konsuln haben sich in demselben Sinne ausgesprochen.
Alexandrien, 11. Juni. (W. T. B.) Heute Nach⸗ mittag brachen Unruhen gegen die europäische Be⸗ völkerung aus. 5 Stunden nach Beginn derselben erschien Militär, zerstreute die aufrührerischen Eingeborenen und stellte die Ordnung wieder her. Der englische Konsul Cookson wurde bei dem Aufruhr schwer verwundet und der Ingenieur des englischen Panzerschiffs „Superb“ durch einen Pistolenschuß
etödtet.
G Das Reutersche Bureau meldet: Während der heutigen Unruhen wurden auch der griechische Konsul und der italienische Vizekonsul schwer verwundet. Das englische Panzerschiff „Superb“ wird Nachts in den Hafen einlaufen und 200 Mann zum Schutze des Konsulats ausschiffen und die britischen Unterthanen an Bord nehmen. Die Zahl der Getödteten wird auf 20 geschätzt.
Kairo, 11. Juni, Nachts. (W. T. B.) (Meldung des Reuterschen Bureaus.) Die Ruhe in Alexandrien ist wiederhergestellt; die Stadt ist von Truppen besetzt; man versichert, daß die Unruhen an drei verschiedenen Orten der Stadt ausgebrochen und glaubt deshalb, daß dieselben vorbereitet gewesen seien. Derwisch Pascha hat sich in Begleitung der Unter⸗Staats⸗ Sekretäre des Krieges und der Justiz und eines Adjutanten des Khedive mittels Extrazuges nach Alexandrien begeben. Man nimmt an, daß, falls sich die Unruhen wiederholen soll⸗ ten, die Generalkonsuln Malet und Sienkewicz die Landung von Marinesoldaten veranlassen würden.
Zeitungsstimmen.
Der „Nordd. Allg. Ztg.“ wird aus München ge⸗ schrieben:
Wenn man die Auslassungen unserer Preßorgane bezüglich des Tabackmonopols liest, möchte man glauben, ganz Süddeutschland sei 8 und Flamme gegen dieses Projekt des Reichskanzlers. In
ahrheit aber sind in Aufregung nur die Tabackindustriellen und Händler, denen es übrigens Niemand verargen wird, wenn sie von ihrem Standpunkt aus eine Schädigung ihrer finanziellen Interessen befürchten; weiter sind in Aufregung die Führer und Organe der einzelnen Parteien, denen es Dank der traurigen Klub⸗ und Partei⸗ verhältnisse bei uns gelungen ist, aus dieser rein sachlichen Frage eine Parteisache zu machen. Sie schreiben den Kampf gegen das Taback⸗ monopol auf die Fahne ihrer Partei, unbekümmert darum, ob sie wohlbegründeten Andichten der einzelnen Parteigenossen damit ins Gesicht schlagen. Es könnte wohl kein schlagenderer Beweis für dieses Gebahren geliefert werden, als dies heute die Münchener „Neuesten Nachrichten“ in höchst naiver Weise thun, indem sie in ihrem Leitartikel sich zu dem Satz versteigen: „Die weit überwiegende Majorität des Reichstags ist entschlossen, die Vorlage abzulehnen; wie vollständig oder unvollständig der sehr umfassende Bericht die maßgebenden Gründe entwickelt, fällt nicht ins Gewicht.“
Von sachgemäßer, gründlicher Behandlung der wichtigsten volks⸗ wirthschaftlichen Fragen kann unter solchen Umständen wahrlich keine Rede mehr sein.
Einzelne Parteiführer gaben die Parole aus: gegen das Monopol! und jetzt blasen die meisten Preßorgane, deren Verständniß für diese Frage höchst zweifelbaft erscheint, mit voller Kraft in das Parteihorn.
Vier Fünftel unserer Bevölkerung sehen der Monopolfrage sehr kühl zu und verziehen keine Miene, wenn das Monopol heute zur Käsfettes⸗ gelangt. Für sie sind einzig und allein die Fragen maßgebend: 1
Schafft das Monopol dem Staatssäckel eine reichliche Ein⸗ nahme?
Wird dadurch die drohende Erhöhung der direkten Steuern end⸗ lich . von uns abgewendet? 1b
erden die Tabackprodukte für das Pubkikum nicht theurer und nicht schlechter? “ 1
Daß bei dem kolossalen Tabackkonsum in Deutschland die erste Frage bejaht werden kann, ist wohl überflüssig, weiter zu erörtern und eben damit ist auch die zweite Frage befriedigend gelöst. Daß die Cigarren oder Rauchtaback schlechter werden durch das Monopol, ist nicht möglich, weil sie überhaupt im Allgemeinen wohl besser, nicht aber schlechter werden können als zur Zeit.
Es soll doch einmal ein Raucher in Deutschland sagen, daß, be⸗ sonders im Kleinhandel, lauter reelle gute Waare verkauft wird. Vor der Monopolfrage wurde den Cigarrenhändlern nicht immer die schmeichelbafte Anerkennung zu Theil, wie sie jetzt auf einmal in den meisten Blättern zu Gunsten unsererer Tabackindustrie tagtäglich er⸗ scheint. Die baperischen Conducteure in Salzburg und anderswo können in dieser Beziehung ein ganz anderes Lied singen. Der Schmuggel inländischer Tabackprodukte nach Oesterreich ist verschwin⸗ dend demgegenüber, was an österreichischen Monopolcigarren und Rauchtaback zu uns kommt.
Unseren Kleinhandel mit Taback kann überhaupt nur der loben, der ihn nicht kennt; denn in den allermeisten Fällen geht den betreffenden Zwischenhändlern bezüglich der Aufbewahrung und Behandlung des Tabacks alles Verständniß ab. Man sieht da tag⸗ täglich die Cigarrenkistchen in chönster Harmonie neben Petroleum⸗ kannen oder Heringsfäßchen stehen, hier verkauft man Cigarren mit der nämlichen Hand, mit der man soeben Backsteinkäse geschnitten hat. Daß das Publikum durch das Monopol nur ge⸗ winnen kann, dazu brauchen wir die Beispiele Oestereichs und . reichs gar nicht. — Das Publikum im großen Ganzen, das sich jetzt schon zu dem wüthenden Kampf gegen das Monopol sehr ruhig ver⸗ hält, wird es nach und nach mit Freuden annehmen und ertragen, wenn es gesehen haben wird, daß der Deutsche trotz Monopol keinen schlechteren und keinen durchweg theureren Taback raucht als andere Monopolisten auch.
— Die „Eisen⸗Zeitung“ schreibt: Wir sind gewohnt, aus Birmingham und Manchester immer als ngelium der Volkswirthschaft zu hören, daß man dort kaufen müsse, wo die Waare am billigsten sei, und hierbei⸗ Retio flttsteegen nicht berücksichtigen dürfe, denn der Kaufmann und das Kapital seien international. So die schön klingenden Lehren von Adam Smith. Die Handelskammer von Birmingham und Manchester und die meisten übrigen Englands haben für dieses Dogma seit Jahrzehnten mit nem wahren Fanatismus Proselpten zu machen gesucht. Auch konn⸗ ten in den letzten Jahren belgische und westfälische eiserne Träger mitten in das Herz der englischen Eisenindustrie sin und wieder in kleinen Posten verkauft werden. Der Grund hierfür ist weniger im Preise, als in den englischen Arbeitsverhältnissen vor 8 Jahren zu sacben. und darin, daß Westfalen und Belgien Querschnitte und 82* walzten, die den Engländern etwas zu hoch waren, mit denen sie in den letzten Jahren nicht recht Schritt halten konnten. Nun hatte dieser ge die Stadt Birmingham einen Auftrag auf Träger, Säulen ꝛc. für öffentliche Bauten im Werthe von 60— 80 000 ℳ zu vergeben
Der Magistrat von Birmingham hat hierbei ausdrücklich verboten, daß anderes als englisches Eisen verwendet werden dürfe. Der Auftrag fiel denn auch einem Fabrikanten in Wolverhampton zu. Diese Thatsachen beweisen, daß unsere englischen Freunde sofort die fanatischsten Schutz⸗ zöllner sind, wenn ihr Interesse dabei ins Spiel kommt; dann spielt der vielumworbene Steuerzahler auf einmal gar keine Rolle mehr.
und schrieb eine Submission aus.
Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 38. — Inhalt: Verfügung: vom 1. Juni 1882. Verrechnung der von den Ober⸗ Postdirektionen festgesetzten Geldstrafen. 8
Statistische Nachrichten.
Der Ernteerteag des Jahres 1881 in Preußen. (Stat. Corr) Nach Beschluß des Bundesraths vom 8. November 1877 findet im Deutschen Reiche jährlich eine Ermittelung der Ernteerträge statt. Die bezüglichen Erhebungen werden dementsprechend auch im gesamm⸗ ten Umfange des preußischen Staatsgebietes und zwar innerhalb der einzelnen Gemeinde⸗ und Gutsbezirke vorgenommen, jedoch erst in der zweiten Hälfte des auf die jedesmalige Ernte folgenden Monats Fe⸗ bruar, um es den einzelnen zu ermöglichen, im Anschluß an die alsdann zum größten Theile beendeten Erdruscharbeiten thunlichst zutreffende Angaben zu machen.
Die auf Grund dieser Erhebungen über den Ernteertrag des ver⸗ flossenen Jahres gewonnenen Daten liegen gegenwärtig für das ganze Staatsgebiet vor. Da die Prüfung ihrer statistischen Brauchbarkeit nach denselben Grundsätzen, wie in den beiden Vorjahren erfolgte, lag es nahe, die für die letztverflossenen drei Jahre gewonnenen Erhe⸗ bungsresultate einander gegenüber zu stellen, deren Vergleich für die wichtigsten Getreide⸗ und Futterpflanzen zur nachstehenden Uebersicht führte. Es betrug in abgerundeten Summen:
s;der Körnerertrag der Stroh⸗ bzw. Heuertrag in 1000 Doppelcentnern
86 1879 1880 1881 1879 1880 1881 a. bein e:
Winterweizen .. 12 143 11 853 10 294 23 626 22 413 17 841 Sommerweizen. 612 589 549 1 060 1 012 861 Winterroggen.. 38 267 31 830 36 271 87 028 75 135 68 045 Sommerroggen. 657 602 1 442 1 298 1 152 Sommergerste. 9 746 9645 9 402 12 484 12 262 11 335 Hafer 25 767 24 979 22 317 39 335 37 405 30 859 b. bei den Futter⸗
pflanzen: Klee 35 876 34 482 25 572 Luzerne 3 4185 3 731 3 100 Wiesenheu. ... — — — 86 374 78 663 64 705
Mit Ausnahme des Winterroggens, dessen Ertrag denjenigen des Jahres 1880 um 4 441 000 Dovppelcentner übertraf, im Vergleich mit demjenigen des Jahres 1879 aber um 1 996 000 Doppelcentner niedriger geschätzt wurde, erreichte mithin bei den übrigen Früchten der Körner⸗ und Strohertrag im Jahre 1881 nicht den in den Jah⸗ ren 1879 und 1880 ermittelten Ernteertrag. Noch mehr bleiben diese Erträge gegenüber den Daten zurück, die in der zweiten Hälfte des Oktobers v. J. durch Vermittelung der landwirthschaftlichen Vereine gewonnen und bereits veröffentlicht wurden. Wir haben jedoch schon früher wiederholt darauf hingewiesen, daß und warum in Preußen diese vorläufigen Oktobererhebungen der Ernteergebnisse, die sich nur auf wenige Gemeinde⸗ oder Gutsbezirke jedes Kreises er⸗ strecken, in der Regel in allen Früchten um 20 bis 25 und selbst noch mehr Prozent höhere Erträge nachweisen, als die definitiven Ergeb⸗ nisse. Es wird dies auch für die Ernte des verflossenen Jahres be⸗ stätigt, da — um nur die Hauptfrüchte hervorzuheben. — der Er⸗ trag derselben geschätzt und auf Grund dieser Schätzungen berechnet
wurde: im “ S im 11“ — “ oppel⸗ oppel⸗ 8 Pro ba Centner pro ha Centner bei Winterweizen . 1 251 kg 12 200 000 1 056 kg 10 294 000 „ Winterroggen. 1 191 51 868 000 833 „ 36 271 000 Sommergerste. 1 470 12 120 000 1 140 „ 9 402 000 qqj.“ 30 029 000 905 „ 22 317 000 1I11“ 4 229 000 714 „ 2 813 000 Kartoffeln. 13 108 246 458 000 8 273 „ 155 554 000 Die Ueberschätzung des Ernteertrages bei der Oktoberermittelung war hiernach insbesondere bei den Erbsen, Kartoffeln und dem Roggen sehr bedeutend. Wenn nun auch anderfeits dem bei der definitiven Ermittelung aus mehr denn 55 000 Erhebungsbezirken gewonnenen Gesammtresultate gleichfalls mannigfache Mängel anhaften und ihm eine unbedingte Zuverlässigkeit keineswegs beigelegt werden kann, so bleibt doch beim Mangel besserer Daten nur übrig, dieses Schluß⸗ ergebniß als annähernd zutreffenden Anhäalt über den Ausfall der Ernte für die einzelnen Fruchtarten festzuhalten; denn genaue und unbedingt zuverlässige Nachrichten über den jedesmaligen Ernte⸗ ertrag, werden sich in Folge der vielfachen, dieser Erhebung entgegen⸗ tretenden Schwierigkeiten uͤberhaupt nicht gewinnen lassen. Auch bei den Hülsen⸗ und Hackfrüchten, sowie bei den Handelsgewächsen fiel die Ernte im Jahre 1881 theilweise niedriger aus. Erheblich günstiger dagegen, als in den Vorjahren, war der Ertrag der Kartoffeln und die Crescenz der Weinberge. Der Ertrag der Zuckerrüben sowie des Tabacks überstieg den des Jahres 1879 und kam bei Winterraps und Rübsen sowie bei Cichorien dem des Vorjahres sehr nahe. Im Uebrigen war der Gesammtertrag nach den definitiven Ermittelungen a. bei den Hülsenfrüchten: 1879 1880 1881
Doppelcentner.
Erbsen. 3 363 497 2 976 871 2 813 479
inh . . 1 82 730 66 824
Gartenbohnen 142 041 111 318
Ackerbohnen. 3 1 244 465 977 484
wEE1141.* 983 369 876 498
E1114“ 1 593 656 1 334 339
b. bei den Hackfrüchten:
Kartoffeln (gesunde).. 113 585 442 155 554 824 öe— 35 307 818 31 616 502 unkelrüben (Futter⸗) 26 664 456 24 237 230
Weißrüben . 8 281 877 5 590 161
5 870 540
Kohlrüben 6 861 655 S“ 4 516 639 4 186 582 3 441 063 c. bei den Handelsgewächsen: Winterraps und ⸗Rübsen. 1 499 282 1 107 462 1 098 326 Flachs, gebrecht 8 608 085 534 599 89 225 . 732
„ ö,E . 69 756 S1
depfen G““ 19 269 18 775 14 693
11131213“ 1 101 658 1 154 313 1 082 313 d. bei den Weinbergen hl.
115 751 902 30 581 161 26 875 404
8 493 205 7 216 008
109 916 81051 2850 580 Gehen die günstigen Aussichten für die diesjährige Ernte, die den Landmann zu den besten Hoffnungen berechtigen, in Erfüllung, so steht zu erwarten, daß die nächstjährigen Erhebungen nicht blos bei dem Roggen und den Kartoffeln, die ja allerdings in der Ernäh⸗ rung unsers Volkes von besonderer Wichtigkeit sind, sondern bei allen Früchten wesentlich höhere Erträge nachweisen werden. 8 — Den Mittheilungen der Großberzoglich Hessischen Centralstelle nr die Landesstatistik entnehmen wir eine Uebersicht über die Anzahl der Hunde im Großherzogthum Heces und über den dortigen Ertrag der Hundesteuer im —* r 1881/82. In den Rentämtern und Obereinnehmereien betrug die Zahl der Hunde, die zu 5 ℳ zu versteuern waren: der Provinz Starkenburg 11 445 Hunde mit einer Steuer von 57 225 ℳ, 2) in der Provinz Oberhessen 8573 Hunde mit einer Steuer von 42 865 ℳ, 3) in der Provinz “ 6258 Hunde mit einer teuer von 31 200 ℳ%ℳ; in Summa in allen drei Provinzen 26 276 Hunde mit einer Steuer von 131 380 ℳ Die
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Zahl der von 1—5 ℳ zu versteuernden Hunde betrug im Etatsjahre 1881/82: 1) in der Provinz Starkenburg 2871 Hunde mit einer Steuer von 11 615 ℳ, 2) in der Provinz Oberhessen 1325 Hunde mit einer Steuer von 5432 ℳ, und 3) in der Provinz Rheinhessen 2513 Hunde mit einer Steuer von 10 398,50 ℳ; zusammen 6709 Hunde mit einer Steuer von 27 445,50 ℳ; in Summa im Groß⸗ herzogthum Hessen 32 985 Hunde mit einer Steuer von 158 825,50
8 Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die preußischen Orden und Ehrenzeichen in original⸗ treuen Abbildungen mit erläuterndem Text von G. Lange, Premier⸗ Lieutenant a. D. Berlin, Verlag der Liebelschen Buckhandlung. prris 4 ℳ 50 ₰. — Auf die Herstellung dieser neuen Auflage, der iebenten, der „Tafel sämmtlicher preußischen Orden und Ehrenzeichen“, in 10 Farben, kolorirt, mit Gold⸗ und Silber⸗ druck auf grauem Untergrund, ist besondere Sorgfalt verwendet wor⸗ den. Die Zeichnungen sind korrekt und die Wiedergabe original⸗ treu. Der Text entbält neben kurzer Genesis der Orden ꝛc. Alles, was auf die Verleihung, Anlegung, Rückgabe, Verlu derselben, auf die mit ihnen verbundenen Zulagen, auf die denselbe zustehenden militärischen Honneurs ꝛc. Bezug hat, und sind dem Terte alle hierauf bezüglichen, bis zum 1. März 1882 erlassenen Aller⸗ höchsten Kabinets⸗Ordres, kriegsministeriellen Bestimmungen u. s. w zu Grunde gelegt worden.
— Griechenland in Wort und Bild. Eine Schilderun des hellenischen Königreiches von A. von Schweiger⸗Lerchenfeld. Mi ca. 200 Illustrationen. In 20 Lieferungen zu je 1 ½ ℳ L ip Schmidt u. Günther. — Der Verfasser führt den Leser in der 8. bi 10. Lieferung zunächst nach den Rwvinen von Messene, dann nach de schönen Arkadien und den prachtvollen Ruinen des Tempels vo Bassae, weiter nach dem altberühmten hochinteressanten Olympia mi seinen gewaltigen Ueberresten und schließlich an die Quelle des Styr die beigegebenen zahlreichen Illustrationen sind vortrefflich.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Wien, 10. Juni. (W. T. B.) Der amtliche Saaten⸗ standsbericht konstatirt, daß der Stand der Saaten in der dies⸗ seitigen Reichshälfte mit Ende Mai, trotz des Mangels an genügen⸗ den Niederschlägen in der zweiten Hälfte des Mai, noch immer vo wiegend günstig ist.
Washington, 10. Juni. (W. T. B.) Nach dem Bericht des landwirthschaftlichen Bureaus stellt sich i 8 Jahre die Gesammtfläche des mit Baumwolle bestellten Lande um 27⁄10 % geringer gegen das Vorjahr; das Erträgniß der Ernt dürfte einen Abschlag von 11 % ergeben; man glaubt indeß, daß de Julibericht in dieser Beziehung eine Besserung ergeben wird. =11. Juni. (W. T. B.) Der Bericht des landwirth schaftlichen Bureaus sagt: Das mit Frühjahrsweizen besät Areal hat um 12 % abgenommen; der Stand des Winter weizens ist durchschnittlich 100. Nimmt man das Areal des Winter⸗ und Frühjahrsweizens zusammen und dauern die jetzigen Zustände fort, so wird die Ernte 13 Scheffel pro Aer ergeben und die Gesammternte nur von der Ernte von 188 übertroffen werden. Das Mais⸗Areal kann vor Juli nicht angegebe werden, hat sich aber im Süden und Nordwesten bedeutend ver größert. Die Aussaat erfolgte überall spät, das kalte und nasse Wetter schadete den Pflanzen. Das mit Hafer besäte Areal ist um 7 %, das mit Gerste um 1 % vergrößert. Der Stand des Hafers beträgt im Durchschnitt 101, der der Gerste 90.
Gewerbe und Handel.
Nach Mittheilungen aus Italien sollen von der General⸗Eisen bahndirektion zu Rom, beziehungsweise von den Präfekturen z Mailand und Como am 22. Juni d. J., Vormittags 10 Uhr folgende Lieferungen von Eisenbahnmaterial im Sub⸗ missionswege vergeben werden: 8
ein Posten Winkellaschen und Unterlagplatten im Gesammtwerth von 108 000 Lire,
ein Posten Schienennägel und Laschenbolzen im Werthe von zu⸗ sammen 66 000 Lire,
ein Posten Querhölzer und verschiedene andere Hölzer, Draht⸗ bedeckung, Barrieren, Holzgitter und Warnungstafeln im Werthe von zusammen 500 000 Lire.
Ueber die speziellen Bedingungen ist das Nähere an Ort und Stelle zu erfahren. 8
Landsberg a. W., 12. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt (Vorbericht.) Der reichliche Regen hat den Besitzern in der hiesige Gegend bei der Waͤsche sehr genutzt; letztere ist sehr gut ausgefallen Einzelne Abschlüsse zu ungefähr vorjährigen Preisen und darüber. Schwarz geschorene Wollen 54 bis 63 Thlr. Es sind erst einzelne 8 Posten zum Markt eingetroffen. Die Hauptzufuhr findet morgen statt.
Posen, 10. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Zu dem an 12. hier beginnenden Wollmarkt sind bis gestern Abend nur 1800 Ctr. angefahren, nachdem jedoch günstigere Witterung eingetreten werden dieselben jetzt recht bedeutend, doch dürfte das Quantum de vorigen Jahres nicht erreicht werden. Auf altem Lager befinden sich 2000 Ctr. gegen 6000 Ctr. im vorigen Jahre. Die Wäͤschen sin durchweg gelungen, das Schurgewicht 5 bis 6 % geringer. Die Stim mung ist günstig und werden vorjährige Preise gern bewilligt.
— 11. Juni. (W. T. B.) Die Zufuhren bleiben bis jetzt gegen das vorige Jahr sehr zurück. Während das angefahrene Ouan⸗ tum bis gestern Abend 7100 Ctr. (3500 Ctr. feine und 3600 Ctr Mittelwolle) betrug, dürfte es jeßt kaum das Doppelte erreichen. Die Nachfrage ist lebhaft. Die bisherigen Abschlüsse wurden zu 3 bis 6 ℳ über den vorjährigen Preisen gemacht. 5
— 11. Juni. (W. T. B.) Auch im Laufe des heutigen Tages sind Zufuhren nicht bedeutend und da dieselben gegen das Vorjahr wesentlich zurückbleiben, beeilen sich Käufer, ihren Bedarf zu decken. Bekannte Stämme erzielen einen Aufs lag von 3 bis 9 ℳ, feine Mittelwollen sind sehr gefragt und werden mit 162 bis 168 ℳ be⸗ zahlt, ebenso ist Schmutzwolle sehr gesucht und wird dieselbe mit 60 bis 66 ℳ bezahlt. Hochfeine Wollen bleiben vernachlässigt. Stimmung fest. 8
— 12. Juni. (W. T. B) Wollmarkt. Die Zufuhren be⸗ tragen 16 961 Ctr., davon circa 6600 Ctr. feine und 10 000 Ctr. Mittelwollen. Im ·3 *† betrugen die Zufuhren 17 114 Ctr. Das Geschäft war heute in aller Fra e sehr animirt, Wäschen sind durchgehends sehr gelungen. Da die —5, sich sehr entgegenkom-⸗ mend zeigen, räumt sich der Markt schnell, nur hochfeine und miß⸗ lungene Wäschen bleiben vernachlässigt. fe.
— 12. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Das Geschäft blieb bis auf kurze Abschwächungen den ganzen Vormittag recht lebhaft; der Markt räumt sich schnell. Der groͤßte Theil, bis auf zu hoch ehaltene Paxtien, ist verkauft. Käufer sind inländische, namentlich rheinische 3 Fabrikanten; ausländische fehlen fast ganz. 1 2
Brezlau, 10. Juni. (W. T. B.) Die auf dem Markte be⸗ findlichen Wollen werden mehr und mehr geräumt, ohne daß die Tendenz und die Preise eine Aenderung erführen. Höhere Forderun⸗ gen blieben unbeachtet. Ein Theil, der Käufer besucht wieder die Lager und machten russische, rheinische und inländische Fabrikanten mehrfache nesgfag zu den bisgerigee Preisen.
Wien, 10. Juni. (W. T. B.) In der heutigen General⸗ versammlung der Staatsbahn⸗Gesellschaft theilte der Vor⸗ 8 sitzende eine Zuschrift des österreichischen Handels⸗Ministers mit, worin die Gesellschaft resp. der Verwaltungsrath in Berück ichtigung der dermaligen Verhältnisse und Beziehungen der Gefellschaft zu den Zfterreichischen Interessen aufgefordert wird, mit der Regierung in Verhandlung zu treten und Delegirte abzuordnen.
Pest, 10. Juni. (W. T. B.) Das „arts⸗ Finanz⸗Ministe⸗ rium hat der ungarischen Hypothekenbank die Ermächtigung ertheilt, mit größeren Gewinnen dotirte zinstragende Loosobligationen im Betrage von 40 Millionen Gulden zu emittiren.