1882 / 136 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 13 Jun 1882 18:00:01 GMT) scan diff

nachlässigung der Pflichten der Gesetzgebung, den Anfang Ihnen jetzt gebracht

standes, sozialistisch

die Zusammenlegung der Grundstücke, die dem

Anderen gegeben, blos weil der

wegen der Berieselung u. nommen werden kann, weil es ein Anderer kann, sozialistisch ist die ganze Armenpflege,

Wegebau, d. h. der Zwang zum Wegebau, indem ich

ständigen;

und dessen Ueberwindunz für die ganze nothwendig ist.

Nun, wenn ich hier einen Panegyrikus für das Monopol halte,

so will ich damit nur motiviren, warum wir 8. diesen Weg, en, daß wir Ihnen

Wegen eine Auswahl zu treffen; die Frage liegt auf Ihrem Gebiete und in Ihrer Attri⸗ ution, und ich kann nur mit einer alten Berliner Redensart ur daß wir es wo der und und Verfassungsbruch wenn wir Ihnen einfach eine Vorlage darüber bringen, ob Sie das Geld, das gebraucht wird, auf diesem Wege aufbringen oder auf einem anderen Wege, Ihre Berechtigung zur Ablehnung in Zweifel zu ziehen, wird Niemand einfallen, so ver⸗ stehe ich nicht, warum der zornige Eifer über diese reine Utilitäts⸗ frage überhaupt entstanden ist. Ich kann ihn nur auf demselben Gebiete suchen, auf dem ich die Ursachen der Abneigung suche, diese Ich habe den Eindruck von dem Verhalten des preußischen Landtages und der da führenden und herrschenden Parteien und von dem Verhalten des Reichstages dem

trotz seiner Inpopularität zuerst vorgeschlagen ha aber das volle Recht zuerkennen, zwischen den

Darum keine Feindschaft, wenn Sie das Monopol ablehnen! mögen Sie es uns auch nicht übel nehmen, vorgeschlagen haben, und ich begreife gar nicht, Zorn herkommt, als wären wir mit Landesverrath Verkennung aller konstitutionellen Rechte zu Werk gegangen,

Fragen überhaupt zu diskutiren.

jetzigen Monopolgesetze gegenüber, daß die Gegner der Regierung die Diskussion scheuen. Sie suchen sie zu verhüten, und soweit das nicht gelingt, die Sache so rasch und flüchtig wie möglich abzumachen, ohne gründliche Prüfung der Fragen für und wider. Das ist ein sehr brillantes Zeugniß für die Richtigkeit der Vorlage. Sie scheuen die gründlichste Diskussion derselben, wir aber nicht, und wenn Sie uns nöthigen, sie einstweilen vom Brette abzuschieben durch eine ganz bestimmte Weigerung, so werden Sie die Verant⸗ wortlichkeit dafür tragen vor dem Volke. Wir lehnen die Last 1e Verantwortung von jetzt an ab, wir bedauern, daß Sie sich so be⸗ stimmt dagegen erklären, aber in der Thatsache, daß Sie die Dis⸗ kussion scheuen, finde ich zugleich die Begründung der Ueberzeugung, daß der Gedanke sich schließlich doch durchschlagen wird, wie Goethe von dem braven Reiter und dem guten Regen sagt: Er findet seinen Weg überall. Ein Minister kann ja heute bei der hochgradigen Wahltechnik niedergelogen werden, aber ein Gedanke, der richtig ist, kann auf die Dauer nicht niedergelogen werden, und wäre er unrichtig, so mag er meinet⸗ halben in die Brüche gehen. Ich halte ihn für richtig und glaube, er wird sich mit Erfolg schlagen und er wird noch von anderen Leuten in Zukunft mit Ueberzeugung vertreten werden. Ich habe kein Bedürfniß, ihn jetzt wieder aufzunehmen. Lehnen Sie also immerhin das Monopol ab; die Regierung wird dadurch nicht aus ihrer Bahn geschoben werden, aber glauben Sie nur nicht, daß Sie mit der Ablehnung die Reformfrage aus der Welt schaffen, weder die Reformfrage noch die Frage, ob der Taback höher besteuert werden könnte. Sie kann aufgeschoben werden, wird aber immer wieder kommen, und mit der einfachen Ablehnung schaffen Sie auch den Steuerexekutor nicht aus der Welt, und der muß doch aus unserer Steuererhebung beseitigt werden, wenn wir in steuerlicher Beziehung die reine Wäsche einer civilisirten Nation uns erwerben wollen. Also ich habe genug gethan und sage mit dem kurzen französischen Ausdruck, was das Monopol anbelangt: J'en ai fait mon deuil und ich bin die Verantwortung los. Die Nnausführbarkeit der Abhülfe wird Sr. Majestät dem Kaiser als König von Preußen sehr schmerzlich sein, daß er seinen Unterthanen nicht helfen kann. Ich werde aber, soviel nur meine Kräfte erlauben, nicht müde werden, nach anderen Plänen und Mitteln zu suchen, um diesen Leiden meiner Mitbürger Abhülfe zu schaffen. Ich fürchte allerdings, daß ich damit ebensowenig Erfolg haben werde, wie mit den bisherigen Bemühungen im Monopol und wie beispielsweise, es wird ja sehr viel von der Besteuerung der Getränke gesprochen, es war im Jahre 1880 oder 1881, da hatten wir ein Schanksteuergesetz vorgelegt, was namentlich den Branntwein erheblich besteuern sollte. Ja, das ist einfach abgelehnt worden kaum mit einer tieferen Begründung, als daß man es uns eben nicht be⸗ willigen wollte. Ich befinde mich da in meinen Be⸗ mühungen, ich möchte sagen, einem Ring von Fraktionen gegenüber, wo ich voraussehe, daß jeder Schritt, den ich nach irgend einer Richtung behufs der Reform thue, erfolglos sein wird, weil die Fraktionen, auf deren hrtaxas es ankommt, entweder der Regierung überhaupt keinen Erfolg gönnen, oder doch nur unter gewissen Bedingungen mit irgend einem „do ut des“, was die Re⸗ gierung in dem Maße nicht leisten kann. Wir würden die Unterstützung mancher Fraktion vielleicht haben, wenn wir uns in ihren Dienst begäben, wenn wir dem Kaiser zureden wollten, irgend ein Kanossa zu machen, ich meine nicht ein klerikales, ich meine ein liberales Kanossa. Kaiser Heinrich IV. hatte auch die Wahl zwischen vielen Gegnern und ich erinnere Sie daran, daß vor ihm, unter Heinrich III., noch das Deutsche Reich in höchster Machtfülle dastand, und zwar seit lange, s.it den karolingischen und sächsischen Kaisern her, und die kurze Zeit der Minorität Heinrichs IV. hat hingereicht, um den dem deutschen Gemüthe einwohnenden centrifugalen Elementen eine solche Stärke zu schaffen, daß Heinrich IV., den man dafür zu hart beurtheilt, in der Nothwendigkeit war, um mit einem seiner Gegner Frieden zu machen, gegen den anderen freie Hand zu bekommen. Er unterwarf sich dem Papste, als dem bedeutendsten, nicht etwa aus Kirchlichkeit aus Christlichkeit, in ihm steckte das germanische Arianerblut, und die Art, wie er sich benahm, nachdem er aus dem Bann gethang war, Kiebt darüber vollständige Klarheit; aber er war politisch in der Nothwendigkeit, eine der Parteien, der reichsfeindlichen Parteien, die im Reiche ihm gegenüberstand, zu versöhnen. Hätte er sich gebeugt vor den Großen des Reiches, vor den damalizen Billungen oder Welfen oder vor den Sezess vor den partikularistischen Nieder⸗ sachsen, ich meine die plattdeutschen alten Sachsen, hätte er sich vor denen gebeugt, dann würde der Klang, den der Name Kanossa in den deutschen Reminiszenzen hat, vielleicht Harzburg oder Mainz, oder einen anderen Namen tragen. Kurz und gut, die deutsche Reichsgewalt ist schon öfter in die Lage gekommen, sich einem ihrer Gegner zu fügen und mit ihm zu paktiren, um gegen die anderen freie Hand zu be⸗ kommen, und es hängt ja von jeder Regierung ab, welche Wahl, wenn sie überhaupt dazu kommt, sie darin treffen will. Es wird in diese Verlegenheit immer nur eine Parteiregierung kommen. Wir, eine unparteiische, von jedem Partikularismus freie, wie die bishe⸗ rige Reichsregierung, kann in diese Lage nicht gut kommen, die deutschen Großen, die die Reichseinheit unter Heinrich IV. in Frage stellten, die niedersächsischen Partikularisten von damals, diese Großen gefährden die Reichseinheit nicht mehr. Wir haben sta ibrer deeersefuge in 25 souveräne Staaten, deren Grenzen wiederum 8 durchschnitten ind von den viel tiefer einschneidenden Grenzen von 8-—10 Fraktionen, so daß wir zu 200 250 Partikeln des Deutschen

wenn sie die Reform auf dem Gebiete der Arbeiterfrage nicht erstreben würde, von der wir wir auch zur unbequemen

Sommerzeit kaum erwarten können, daß Sie sie sofort bis zum Ende durchberathen. Sozjalistisch war Herstellung der Freiheit des Bauern⸗ listisch ist jede Expropriation zu Gunsten der Eisen⸗ bahnen, sozialistisch im höchsten Grade ist z.1 B., die umr Finen genommen werden in vielen 9 ist das Gesetz und den Andere sie bequemer bewirthschaften

kann, sozialistisch ist die Expropriation nach der Wassergesetzgebung, 8* wo dem Einen sein Grundstück ge⸗

besser bewirthschaften der Schulzwang, der ich auf meinen Grundstücken einen Weg für die Durchreisenden unterhalten muß. Das alles ist sozialistisch. Ich könnte das Register noch weiter vervoll⸗ aber wenn Sie glauben, mit dem Worte „Sozialismus“ Jemand Schrecken einflößen zu können oder Gespenster zu citiren, so stehen Sie auf einem Standpunkte, den ich längst überwunden habe Reichsgesetzgebung durchaus

8* 1“

Reiches kommen, und der Partikularismus der Dpnastien und der Regierungen ist sehr rückgängig geworden. Sie werden das ja auch in Ihren Fraktionen fühlen, daß er bei den Abgeordneten viel leben⸗ diger geworden ist in letzterer Zeit. Diesem Fraktionspartikularismus befindet sich nun die Reichsregierung mit ihren Einheitsbestrebungen gegenüber, und ich habe das Gefühl, uns durch die Fraktionen überhaupt dilatorisch behandelt zu sehen; es giebt da Viele, die denken „Zeit gewonnen, Alles gewonnen, interim fit aliquid und dann wird Alles anders und dann mit dem Hochdruck der Macht der Neuwahlen, dann werden wir eine große Partei schaffen.“ Es ist ja Alles möglich, ich kann in die Zukunft nicht sehen. Meine Mitwirkung kann dazu nicht in Aussicht ge⸗ nommen werden, und ich bin überhaupt nicht mehr in der Lage, viel zu wirken auf dieser Welt, und ich habe das Gefühl, daß Keiner dieser Regierung irgend einen Erfolg noch gönnt, man meint, warum sollen wir die noch befestigen in ihrer Existenz, wie lange kann die überhanpt noch dauerm, dann fängt unser Reich an. Nun, ich will es abwarten, aber es würde Ihnen das auch gar nichts helfen, wenn irgend eine Partei, eine Fraktion zur Regierung käme. Einmal, es ist in Deutschland und in Preußen keine stark genug, um die Regie⸗ rung zu führen und auch nicht, wenn sie alle Unterstützung hätte, die sie dabei nur wünschen könnte, dann ist weder Deutschland noch Preußen von dem Parteistandpunkte überhaupt zu regieren, das liegt in unseren Fraktionsverhältnissen und die Frak⸗ tionskrankheit ist ja eine, an der das konstitutionelle Prinzip überhaupt in allen Ländern schwer leidet und in manchen zu Grunde gehen kann. Die Fraktion ist etwas, was sich ja als eine große Bequemlichkeit des politischen Verkehrs für jeden neu eintretenden Abgeordneten erweist. Wer sich nicht berufen fühlt, der großen Gesammtheit des Reiches persoͤnlich gegenüber zu treten, der findet eine ansprechende Vermittlung in dem Eintritt in eine Fraktion. Er hat vielleicht nicht das politische Kapital bei sich, um sich hinreichende Geltung zu verschaffen ohne eine solche Vermittlung, aber er hat immer genug Kapital, um für die Aktiengesellschaft, die politische Gründung, die eine Partei in sich bildet, einen Einschuß und eine Mitwirkung zu leisten. Er wartet auf seine politische Dividende und hat außerdem eine große Bequemlichkeit, er braucht sich keine eigene Meinung zu bilden, er kriegt sie fertig geliefert von der Majorität und wenn er zu Hause diskutirt, so braucht er sich nicht zu rechtfertigen, er kann sagen, die Majo⸗ rität unserer Freunde war dafür und die Fraktionstaktik hat es nothwendig gemacht, so zu handeln. Stat pro ratione numerus! Die Fraktion hat sich entschieden, die sachliche Seite ist vollständig gleichguͤltig. Auf der anderen Seite liegt in dem Fraktions⸗ wesen eine große Schädigung unserer politischen Leistungsfähigkeit. Ich glaube, daß unsere politisch begabten Männer, unsere Staats⸗ männer, durch die Fraktion, durch das Fraktionsleben dem Staats⸗ leben entzogen und entfremdet werden. Ich habe den Eindruck, daß in unserem heutigen politischen Leben überhaupt der Satz gilt, „Fraktion geht vor Reich“, „das Aktienunternehmen geht vor der Allgemeinheit.“ Man hat mir einmal eine ähnliche Aeußerung Schuld gegeben: „Gewalt geht vor Recht.“ Das war eine Lüge, das habe ich nie gesagt.

Dies ist mein Eindruck, den ich habe. Der Führer einer Fraktion wird für seine Verwendbarkeit im Großen und für die Möglichkeit seiner politischen Zukunft im Ganzen geschädigt. Ich will ja nicht davon sprechen, daß ohnehin, wie man sagt, unsere bedeutendsten und edelsten Kräfte im Hausirhandel beschäftigt sind. Aber die wir für die Politik dabei übrig haben, werden durch das Fraktionswesen in die Lage gesetzt, daß sie, wenn es darauf ankommt, die Regierung zu übernehmen, den Fraktionsballast aus ihrem Schiffe nicht loswerden können, um eine praktische und staatsmännische Ladung einzunehmen. Sie bleiben von der Fraktion abhängig, sie bleiben in der Wahlangst, die unsere Verhältnisse beherrscht, abhängig von Wahlumtrieben. Sobald es heißt, der und der wird nicht wieder gewählt, wenn das und das nicht geschieht“, so ist ein Führer in der Lage, daß er jeder Wahl⸗ sorge Rechnung tragen soll, ein Minister aber nicht. Der kann auf Frak⸗ tionsfreunde und auf Wahlsorgen und Parteitaktik nicht Rücksicht nehmen; er muß das Alles abschütteln. Das Deutsche Reich und der preußische Staat kann von einer Partei nicht regiert werden; dazu ist keine Partei stark genug, und keine versöhnlich genug, sie können nur un⸗ abhängig von jeder Parteistellung, unabhängig von jeder Fraktions⸗ taktik und von Wahlkreisrücksichten regiert werden. Die Fraktionen bilden für mich einen Ring, den ich nicht durchbrechen kann und auch nicht zu durchbrechen brauche. Ich habe genug in meinem Leben ge⸗ than und bin gegen Enttäuschungen ziemlich abgehärtet. Wenn ich meine Schuldigkeit gethan zu haben glaube, so überlasse ich Gott das Uebrige, die Geschäfte haben das Interesse für mich verloren. Ich habe also kein Bedürfniß, diesen Fraktionsring meinerseits zu durch⸗ brechen. Ich komme immer mehr zu der Rolle des Zu⸗ schauers, der sieht, wie sich die Sachen auf der Bühne entwickeln, aber ich habe lange genug in diesen Verhältnissen gelebt, um sie zu kennen und meine Ansichten darüber haben so viel Werth, wie die eines jeden Andern in Deutschland, und außerhalb Deutschlands viel⸗ leicht einen höheren. Kein Prophet gilt im eigenen Lande. Ich er⸗ warte auch nicht, daß sich Jemand danach richten werde, aber ich lege mein Zeugniß ab. Eine Fraktion ist gewissermaßen eine Satyre auf das Arndtsche Lied: „Das deutsche Vaterland muß größer sein, das ganze Deutschland soll es sein!“ Der in die Fraktion tritt, dem ist das Ganze zu groß. Es schrumpft, durch seine Brille gesehen, zu⸗ sammen auf das Fraktionsinteresse, und in der Fraktion ich will ja Niemand zu nahe treten, wie ein Naturforscher, verliert der Volksvertreter den Blick für das Allgemeine. Die Fraktionsbrille verdunkelt seinen Blick für die Gesammtinteressen. Man fragt nur noch, was hat die Fraktion davon, nicht was hat das Reich davon? wenn man einen Entschluß faßt. Ich habe gelegent⸗ lich gelesen oder gehört, daß man sagt: „Wir haben dem Kanzler 135 Millionen bewilligt.“ Das ist eine wunderliche Redensart. Was sollte ich mit dem Gelde? Mir kann es einerlei sein, ob sie Geld bewilligen. Der Ausdruck „Bewilligung“ ist überhaupt falsch; Sie haben beschlossen, daß das Geld zu bestimmten Zwecken des Landes verwendet werden soll. Ist Ihr Beschluß richtig, so muß es dabei bleiben, ist er schlecht gewesen, so hätten Sie ihn nicht fassen sollen; aber ich habe mit dem Gelde nichts zu thun, Sie bewilligen nicht mir, sondern dem Volke, der Nation, dem Reiche, das heißt: Sie beschließen, daß so und so viel für bestimmte Zwecke aufgewendet werden soll, und wir können das ohne Sie nicht beschließen; aber wir schulden Ihnen keinen Dank dafür, der Gedanke, Sie hätten mir etwas bewilligt, klingt fast komisch, mir ist es vollständig gleich⸗ gültig, was Sie bewilligen.

Nun, meine Herren, wenn ich so wenig Hoffnung habe und den⸗ noch in meiner Stellung ausharre und mir so viel Mühe und Arbeit mache und Ihnen eine so bedauerlich lange Rede halte, wie die heu⸗ tige, so können Sie mich ja fragen, was veranlaßt denn diesen matten Greis, seine Sisyphusarbeit fortzusetzen, wenn er selbst die Ueber⸗ zeugung hat, er kommt zu nichts. Meine Herren, wir haben, in Preußen wenigstens, eine eigenthümliche militärische Tradition, das ist die des Dienst, und des Pflichtgefühls. Sie wissen, daß ich nicht freiwillig in meiner Stellung bleibe, und wenn Sie mir in Gnaden und mit Zustimmung meines Herrn, des Kaisers, den Abschied verschaffen können, so bin ich außer⸗ ordentlich dankbar. Interesse am Geschäft ist es nicht mehr, was mich hält; aber da ich aus persönlichen Gründen, aus den Rück⸗ ichten, die ich Sr. Majestät schulde, verhindert bin, der Absicht weiter Folge zu geben, die ich 1877 hatte, indem ich fühlte, daß meine Ge⸗ undheit meiner Thätigkeit ein Ziel setze, wenn ich daran verhindert bin, so bin ich auch nach meinem Gefühl, wie ich es von Jugend auf in Preußen gelernt habe, so lange ich das Amt trage, verpflichtet, dieses Amtes zu warten, und ich 31: meinen Dienst thun, es mag mir sauer werden, es mag mir wider den Strich sein. Ich lebe viel lieber auf dem Lande, als unter Ihnen, so liebenswürdig Sie auch sind. Wenn ich es dennoch thue, so ist es nur das Gefühl dessen, was man mit dem rohen Ausdruck „verdammte Pflicht und Schuldig⸗ keit“ benennt, so lange ich den Titel des Kanzlers trage.

Ich habe das Gefühl gehabt, ich wäre berechtigt gewesen zu

gehen, im Jahre 1877. Es ist mir damals die Erlaubniß dazu ver⸗ sagt worden, und es kam darüber das Jahr 1878. Nachdem ich dort meinen Herrn und König nach dem Nobilingschen Attentat in Seinem Blute babe liegen sehen, da habe ich den Eindruck gehabt, daß ich dem Herrn, der Seinerseits Seiner Stellung und Pflicht vor Gott und den Menschen Leib und Leben dargebracht und geopfert hat, gegen Seinen Willen nicht aus dem Dienste gehen kann. Das habe ich mir ftillschweigend Felobt. und das ist der alleinige Grund, warum Sie mich überhaupt hier noch sehen, das einzige Fleisch und Blut meines alten Herrn, dem ich geschworen habe, dem ich anhänge und den ich liebe. Sonst im Uebrigen würde ich die Geschäfte gern einem Andern übergeben. Außer diesem Grunde des Pflichtgefühls ist es ein anderes, sehr natürliches, daß ich mit einer gewissen Sorge der Zukunft der Einrichtungen entgegensehe, deren Herstellung ich 30 Jahre meines Lebens und meine besten Kräfte gewidmet habe. Daß es mich mit Besorgniß erfüllt, wenn sie rückgängig werden, sich abnützen, sich nicht bewähren sollten, das ist ein natürliches Interesse, über das ich mich aber auch bescheiden muß. Ich kann mich mitunter in schlaflosen Nächten des Gedankens nicht erwehren, daß vielleicht unsere Söhne nochmals wieder um den mir wohlbekannten runden Tisch des Frank⸗ furter Bundestages sitzen könnten. Die Art, wie die Geschäfte gehen, schließt die Möglichkeit nicht aus,

erlitten haben sollte. Wir haben eine große Autorität gewonnen, si ist aber leicht zu erschüttern. Ich habe, als unsere Verfassung ge schaffen wurde, unter dem Eindruck gehandelt, die . für den nationalen Gedanken, für unsere Einheit liege in de Dynastien, der Anker der Rettung und der Kitt für unsere Einhei liege im Reichstage, deshalb muß man dem Reichstage möglichst viel Rechte geben und ihn möglichst stark hinstellen. Weil ich damal unter dem Eindruck der alten noch nicht überwunden hatte, ganz von der Besorgniß beherrscht war der nationalen Einheit und damit der Unabhängigkeit von Fremden einen möglichst prägnanten, scharfen, bindenden Ausdruck zu geben deshalb habe ich damals zugestimmt, den Reichstag in die Möglich keit zu setzen, daß er seigerseits das Reich nicht nur fördern, sondern allerdings auch wesentlich schädigen kann, wenn er die Aufgaben, di von der Vorsehung in die Oekonomie des Deutschen Reichs eingefüg sind, nicht vollständig erfüllt.

Nun, meine Herren, ich gebe diesen Befürchtungen für die Zukunft

keine Audienz, aber mein Vertrauen darüber, daß unsere Einheit auch

in Zukunft gesichert sei beruht heutzutage auf den Dynastien. Die deutschen Dynastien sind heutzutage national gesinnt, sie haben das Bedürfniß, Rücken an Rücken zusammen zu slehen gegenüber allen auswärtisgen Gefahren, aber auch ihre monarchischen Rechte, soweit wie sie verfassungsmäͤßig bestehen, nicht untergraben zu lassen. Wir haben feste Verbindungen mit den außerhalb des Deutschen Reiches belegenen großen Monarchien, welche gleiche Interessen mit uns vertreten, erhaltende, friedliebende. Ich glaube auch, daß diese EE dauernde sein wer⸗ den, und daß die Verhältnisse, wie sie einst erstre t wurden, ohne viel⸗

leicht einen festen Glauben an ihre Verwirklichung zu haben, im Jahre

1848 und später, sich befestigen und immer schärfer ausprägen und

immer deutlicher gestalten werden, und daß in der Mitte von Europa habe zu den

eine große, feste, erhaltende Gewalt sein wird, und ich deutschen Dynastien das Zutrauen, daß sie den nationalen Gedanken stets hochhalten werden, daß sie ihrerseits die politische und mili⸗

tärische Einheit des Reiches unverbrüchlich bewahren und jeder Ver⸗

suchung Fremder widerstehen werden und uns dann vielleicht auch über die Gefahren und Krisen hinweghelfen werden, denen das Reich aus⸗ gesetzt sein könnte, die Thätigkeit hier

Weise leiden sollte. zu unseren Dynastien, Einigkeit. Unabhängigkeit. Deshalb hüten Sie sich vor der Zerfahrenheit, der unser deutsches Parteileben bei der unglücklichen Zanksucht der Deut⸗ schen und der Furcht vor der öffentlichen Meinung, bei der byzan⸗ ö“ der Popularität, wie sie bei uns eingerissen, aus⸗ gesetzt ist.

Meine Herren, ich werde nicht oft mehr zu Ihnen sprechen können, ich bin matt, ich habe keine Lust und keine Kraft dazu und auch kein Interesse, aber ich möchte nicht von der Bühne abtreten, ohne Ihnen dies ans Herz zu legen: seien Sie einig und lassen Sie den nationalen Gedanken vor Europa leuchten; er ist cgugenblicklich in der Verfinsterung begriffen!

Der Referent Abg. Dr. Barth erklärte, die Kommission habe sich in einer eigenthümlichen Lage befunden, da die Ab⸗ lehnung des Monopols von vornherein festgestanden habe, und deshalb sei eine Prüfung der einzelnen Bestimmungen und Amendirungen derselben völlig in den Hintergrund ge⸗ treten. Die Thätigkeit der Kommission habe sich auf die Er⸗ gänzung der bereits in erster Lesung gegen das Monopol vorgebrachten Gründe beschränkt, und das Wichtigste sei die Prüfung der Rentabilitätsrechnung der Vorlage gewesen. Die Vorwürfe des Reichskanzlers in dieser Hinsicht seien nicht be⸗ rechtigt. Der Reichskanzler habe der Kommission vorgeworfen, das Material der Tabackenquetekommission sei so gut wie unbenutzt gelassen, und doch finde man kaum eine Seite des Berichts, in der nicht von dieser Enquete die Rede sei. Gerade er selbst habe diesen Theil in vollem Umfange dar⸗ gestellt. Auch sei es nicht richtig, wenn der Reichskanzler einfach auf die Rentabilität in anderen Ländern verweise. Die Regie, die dem Hause vorgeschlagen worden, sei von der in an⸗ deren Ländern ganz wesentlich verschieden. Die Kommission habe nun den Wunsch ausgesprochen, die Rechnungsabschlüsse der Straßburger Manufaktur einzusehen. Wenn der Reichskanzler die Vermuthung ausgesprochen habe, daß dieser Wunsch we⸗ sentlich „auf Betreiben der konkurrirenden Landsleute des Herrn Reserenten“ zurückzuführen sei, so habe er (Redner) eigentlich keine Veranlassung, sich dagegen zu verwahren, weil er es für ausgeschlossen halte, daß irgend ein Mitglied der Kommission ein derartiges mehr oder weniger auf Privatverhältnisse be⸗ ruhendes Motiv für seine Entschlüsse maßgebend sein lasse. Indeß das einzige Mitglied der Kommission, das sich gegen die Vorlegung der Abschlüsse erklärt habe, sei gerade der kon⸗ kurrirende Landsmann des Herrn Referenten, Hr. Meier (Bremen) gewesen. Was das Citat von Leroy⸗Beaulieu an⸗ lange, so hindere die Autorität dieses Mannes in vielen wirth⸗ schaftlichen Fragen nicht, daß man sie im Einzelnen prüfe. Was für Frankreich gut sei, könne in Deutschland bei ganz anderen Verhältnissen ungeeignet sein. Die Beantwortung fesnerer Angriffe gegen die Kommissionsbeschlüsse behalte er 1 vor. ““ b u“

Dann, meine Herren, habe ich das Vertrauen ich habe Vertraven zu der Zukunft unserer

b wenn die Achtung und das Ansehen, dessen wir uns heutzutage im Auslande erfreuen, erst mal einen Stoß

bundestäglichen Verhältnisse, die ich

wenn seine parlamentarische Gestaltung und wenn G im Reichstage vielleicht vorübergehend an dem Marasmus der Fraktionskrankheit leiden sollte, in einer bedenklichen

Diese Einigkeit ist die Vorbedingung unserer nationalen

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Igeweite Beila v v Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Dienstag, den 13. Juni

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Schluß aus der Ersten Beilage.)

Der Abg. Dr. von Treitschke bemerkte, in der Plenar⸗ berathung wie in der Kommission sei die Thatsache zu wenig betont, daß für die Einführung des Monopols das Bedürfniß der Reichsfinanzen spreche, die nothwendig neue Einnahme⸗ quellen verlangten. Alle Bundesstaaten seien mittelbar oder unmittel bar unter dem Druck ihrer finanziellen Verhältnisse, weil die Matrikularbeiträge nicht vollständig beseitigt seien, und eine Reihe von Steuerquellen den Einzelstaaten verstopft ei. Vor Allem bedürfe das Kommunalwesen dringend einer ö denn die dort herrschenden Zustände seien einer Anarchie ähnlich. Werde aber hier nicht Abhülfe getroffen, so könne auch ein geordneter Staatshaushalt nicht möglich sein. Nicht minder wie die Kommunen ständen die kleinen Staaten vor der Unmöglichkeit, den gesteigerten Anforderun⸗ gen an sie gerecht zu werden. Eine feste Gemeinschaft der Interessen des Reichs und der Einzelstaaten müsse aber her⸗ gestellt werden, wenn nicht das Reich selbst wieder in Gefahr gerathen solle. Redner bezog sich hierfür auf die Erfahrun⸗ gen der deutschen Geschichte. Es wäre wünschenswerth, wenn sich für die Hebung der Finanzen ein anderes Objekt als der Taback dargeboten hätte, so aber bleibe das Mo⸗ nopol der allein mögliche Ausweg. Uebrigens herrsche wohl in keinem Zweige der Industrie so viel Vergeudung von Arbeitskräften als in der Tabackindustrie. Wer gar nicht wisse, was derselbe thun solle, der verkaufe Cigarren. Mit der Annahme des Monopols werde Deutschland keineswegs in den Verdacht kommen, sozialistischen Plänen zu huldigen, sei es doch von allen Seiten von Monopolstaaten umgeben. Die Tabackbauer würden sich sicher besser stehen unter dem Monopol, und durch dasselbe die Möglichkeit erlangen, aus der Hand der Wucherer zu gelangen. . ““

Der Abg. Dr. Bamberger betonte, der eigentliche König des Festes, derjenige, der den Reichstag eingeladen habe, diesen Gegenstand zu besprechen, sei der Reichskanzler, dessen viel⸗ seitige Rede in dieser späten Stunde nicht mehr zu bewältigen sei. Aber darauf sei er nicht gefaßt gewesen, daß der Reichs⸗ tag eigentlich mehr als preußisches Abgeordnetenhaus hier zu betrachten sei, wie als Deutscher Reichstag. Und dem Abg. von Stauffenberg sei es als ein großer Ver⸗ stoß angerechnet, daß derselbe an den Art. 109 der preußischen Verfassung zu erinnern gewagt habe. Die Auseinandersetzungen über Klassensteuer, Exekutionen, Stem⸗ pelsteuer seien aus dem preußischen Abgeordnetenhause seit 1877 hinlänglich bekannt, aber auch hinlänglich widerlegt, sogar von einem Konservativen, wie vom Abg. von Meyer⸗Arnswalde mit niederschlagender, jede Wiederholung verbietender Gründ⸗ lichkeit. Aber etwas anderes sei es, über das Tabackmonopol zu verhandeln, und etwas anderes, preußische Finanzfragen zu lösen; daher denn auch der Bericht nichts von den le teren habe enthalten können. Warum das Haus in den April s icken, dasselbe zum Monopol einladen und über die preußische

Steuerlage verhandeln? Aber man leite durch eine Diversion die Besprechung der Sache auf ein anderes Feld, weil man sehe, daß man seine Stellung nicht mehr behaupten könne. Daher der Referent auf seinen Bericht die Worte habe setzen können: „Ihr sprecht vergeblich viel, um zu versagen, der Andere hört von Allen nur das Nein“. Warum der ganze feierliche Apparat einer außerordentlichen Session, da Drei⸗ viertel der Nation mit einem Theil der Bundesregierungen auf Seite derer ständen, die das Monopol verdammt hätten und deren Nein längst vor der Einberufung des Reichstags gegeben sei. Sogar der Volkswirthschaftsrath, der doch ins Leben gerufen sei blos als Vorstufe, als Feigenblatt für das Monopol, habe Nein nicht wegen seiner eigenen Vortrefflichkeit, sondern wegen der großen Mängel des Tabackmonopols gesagt. Und dann be⸗ rufe man den Reichstag, um offene Thüren einzuschlagen, und Todte zu begraben, denn der Reichskanzler wolle seine sörm⸗ liche Quittung haben. Aber keine Vertretung sei dazu da, um unaushörlich demselben Mann Quittung über dieselben Ideen zu geben, und endlich verlange auch das Haus Quittung darüber, daß das Ideal des Kanzlers, das sich Tabackmonopol nenne, nicht das Ideal des deutschen Volkes sei, und wolle das Volk von nun an nichts mehr davon hören. Er gratu⸗ lire ihm dazu, wenn derselbe verschmerze, was begraben sei, ihm, dem Neichstag und dem deutschen Volk. Aber der Ver⸗ sicht auf das Monopol sei nicht genug, es müsse auch auf ie Mittel verzichtet werden, es herbeizuführen, obenan auf die harte und schwere Belastung des Tabacks. „Vorläufig“ der Reichskanzler auf das Monopol verzichtet, o müsse derselbe auch auf jene Mittel verzichten. Der Gedanke, eine Permanenzkommission zur Be⸗ unruhigung der Nation, dieser Gedanke des geschick⸗ testen Taktikers im Reichstage, habe sich am Sonnabend als Knospe aufgethan, um am nächsten Montag durch die rauhe Hand des Abg. Richter zerpflückt zu werden, eine Rose, ent⸗ blättert, ehe der Sturm sie zerknickt habe. Beide Theile suchten nach Gründen: der Reichskanzler, wenn er sich nicht se Mühe geben wolle, sage zu Hrn. von Mayr derselbe ei seinem Schicksal nicht entgangen, derselbe habe doch seinen Mayr gesunden; er möge doch die besten rvöbee das Monopol zu begründen. Aber auf seinen (des Redners) besten Gesinnungegenossen, auf Leroy⸗Beaulieu, hätte der Kanzler sich nicht berufen sollen, der huldige so sehr wie nur er (Redner) dem Moloch des Freihandels, und sei der über eugteste An⸗ hsanger der direkten Steuern. Er (Redner) sei gar kein anatischer Gegner des Tabackmonopols, aber entschieden ein Gegner desselben unter den FFensgen Umständen in der Art seiner Einführung. Vor Allem wolle er Achtung vor dem Willen der Nation bewiesen wissen durch jeden Staatsmann, der ein Wahlrecht in die Welt gesetzt habe, möge derselbe im Innern der parlamentarischen oder der absoluten Monarchie angehören. i der Ablehnung des Monopols vertheidige die Nation ein tückchen bürgerlicher Freiheit und wehre Vexationen ab. Das anze System der inneren Politik des Kanzlers charakterisire ich als eines, das er (Redner) vorzugsweise ein psycho⸗ logisches nennen möchte, au

die richtige Behandlung der

werthen zu können, würde der Steuerapparat optisch so ein⸗ gerichtet, daß der Einzelne möglichst wenig den Zusammen⸗ hang zwischen Ausgang und Endpunkt beurtheilen könne. Dies habe man bei der Vertheidigung des Zolltarifs erlebt, an dessen einzelnen Theilen immer bewiesen sei, daß Niemand den Zoll trage. Es wiederhole sich bei der Ver⸗ legung des Schwergewichts in die indirekten Steuern, so jetzt bei dem System unabsehbare Finanzquellen im Reich zu erschließen, die wiederum in den Einzelstaaten verausgabt würden. Und endlich bei dem System, daß die Kommune mit ihren Finanzen an den Mittelpunkt des Staates verwie⸗ sen werde. Die möglichst nahe Aneinanderlegung von Ein⸗ nahme und Ausgabe sei eine Grundbedingung der Sparsam⸗ keit und Selbständigkeit. Er schließe mit dem Wunsche: daß der Reichskanzler, dessen große Verdienste er auch heute noch anerkenne, wie derselbe den Frieden Europas in den letzten zehn Jahren gehütet habe, auch Deutschland im Innern Frie⸗ den geben möge.

Demnächst nahm der Bevollmächtigte zum Bundesrath Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Scholz das Wort: Es würde dem Herrn Reichskanzler gewiß nicht schwer werden, die großen und kleinen Angriffe, welche die Rede des Herrn Vor⸗ redners durchzogen und wesentlich gegen seine Person gerichtet waren, zu widerlegen, und insbesondere würde es ihm leicht werden zu zeigen, wie der schwere Vorwurf, daß der Herr Reichskanzler bei den wich⸗ tigsten Gelegenheiten immer im letzten Moment doch bereit gewesen sei, den Reichsgedanken zu opfern, es wurden als Bei⸗ spiel vorhin die Matrikularbeiträge beim Zolltarif angeführt und noch ein anderes Beispiel ich sage, es würde dem Herrn Reichs⸗ kanzler leicht werden, dem Herrn Abgeordneten zu zeigen, daß es nur einer tieferen Betrachtung des Gegenstandes bedürfte, um zu sehen, daß auch bei solchen Kompromissen, zu denen der Herr Reichskanzler sich genöthigt sah, er seinerseits nie den Reichsgedanken preisgegeben habe. Ich kann es für meine Person nicht unternehmen, auf diese ganze Reihe von Angriffen zu antworten, ich könnte es nur in einem zu unvollkommenen Maße thun, als daß dem Herrn Reichslanzler damit gedient wäre, ich muß aber in diesem Augenblick doch einen Punkt aus den allgemeinen Ausführungen des Herrn Vorredners herausgreifen und gleich richtig stellen. Der Herr Vorredner hat damit begonnen, seine Verwunderung darüber auszusprechen, daß der Herr Reichskanzler heute hier so viel preußische Politik getrieben habe, er sei darauf nicht vorbereitet gewesen, die Sachlage habe dazu nicht aufgefordert, und wenn ich ihn recht verstanden habe, es sei das ein maskirter Rückzug gewesen, man habe plötzlich das Gefecht auf Nebenpunkte gelegt statt dahin, wo es heute hätte liegen sollen. Der Herr Vorredner hat daran den Vorwurf geknüpft, daß Seitens der Regierungsvertreter in den früheren Stadien der Verhandlung irgend eine Vorbereitung auf solche preußischen Betrachtungen, wie sie heute hier von dem Herrn Reichskanzler angestellt worden seien, nicht erfolgt sei. Ich muß sagen, der Herr Abgeordnete hat sich selbst ein sehr übles Zeugniß ausgestellt für das Gedächtniß, mit dem er die Vorlage betrachtet hat. Der ganze erste Theil der Motive der Tabackmonopolvorlage hat sich die Aufgabe gestellt, in Erinnerung zu bringen den Zusammenhang dieser speziellen Gesetzesvorlage mit der ganzen Reichssteuerreform und mit deren Zielen; und unter diesen Zielen ist besonders hervorgehoben die Hülfe, die damit den Einzel⸗ taaten in Bezug auf die dort herrschenden Uebelstände, vorzugsweise in Bezug auf die Uebelstände der direkten Steuern, gebracht werden soll. Es ist in diesen Motiven ganz besonders auch der preußischen direkten Steuern gedacht und auf Seite 26 hervorgehoben, daß 8 vor Allem den unteren Klassen der Bevölkerung gänzliche Be⸗ freiung von direkter persönlicher Staatssteuer zu Theil werden solle, was bei Beschränkung der Maßregel auf die vier ersten Stu⸗ fen der Klassensteuer d. i. auf die kleinen Einkommen bis zu 1200 noch etwa 14 ½ Millionen jährlich erfordert. Es ist dann von der Noth in den Kommunen die Rede, von dem Schulgelde u. s. w., alles das ist in den gedruckten Mo⸗ tiven der Vorlage schon angeführt, und ich glaube, es bedurfte wirk⸗ lich keiner weiteren besonderen Vorbereitung in den früheren Stadien durch die Regierungsvertreter, um den Herrn Reichskanzler zu legiti⸗ miren, auf diese Punkte der Vorlage, wenn er annehmen konnte und mit Recht annehmen konnte, daß ihnen bisher eine genügende Auf⸗ merksamkeit nicht geschenkt worden sei, zurückzugreifen. Ich habe auch bei der ersten Berathung hier im Hause nicht verfehlt, auf diesen Theil der Motive besonders hinzuweisen und zu bitten, ihm Beach⸗ tung zu schenken.

Womit hat dem Ansicht gerechtfertigt, e nicht stattgefunden habe, wie sie für die h hätte stattfinden müssen? Damit, daß der Kommi

gegenüber nun

beutise

ist, sehr Wichtiges, und wovon er in diesem findet.

nicht die Spur in dem Kommissionsbericht. Es hatte ins

„Motive“ für das Monopol gelten lassen könne.

tokoll erbat, habe i nung dessen, was ich damals gesagt habe, zu machen und

dem Bezug auf jenen Einwand des Herrn rekter Rede gehaltenen Sätze:

gemacht worden seien,

der Herr Abgeordnete die daß eine solche Vorbereitung regierungsseitig Verhandlung sionsbericht gar kein Wort über diese Dinge enthalte und daß der Herr Referent, wenn er auch sonst mit dem Berichte vielleicht nicht ganz Ausgezeich⸗ netes geleistet habe, so etwas Wichtiges sicherlich nicht vergessen würde. Ja, meine Herren, diesen Gedanken, daß der Herr Referent so etwas anzuführen nicht unterlassen haben würde, möchte ich den Hrn. Abg. Bamberger bitten, nicht zum Ausgangspunkt zu nehmen; ich könnte ihm Vieles zeigen, was in der Verhand ung vorgekommen ericht nicht die Spur Ich habe in der zweiten Sitzung der Kommission be⸗ kanntlich sind im Ganzen drei gewesen Gelegenheit genommen, die ergänzenden Momente der Generaldiskussion, die in der ersten und bis dahin in der zweiten vorgekommen waren, vom Standpunkte der Regierung mit einer Erwiderung zu versehen; von dieser Frnsene sich esondere

und das muß ich hier anführen einer der Herren Abgeordneten eine Menge kleiner „Vorzüge“ des Monopols seiner Betrachtung unter⸗ zogen, hatte sie, wie er gewiß der Ansicht war, widerlegt, und sich dahin resumirt, daß man doch schließlich solche Dinge nicht als Diesem Herrn Abgeordneten habe ich geantwortet und da der Herr Protokoll⸗ führer von meiner ganzen Erklärung sich einen Auszug für das Pro⸗ 8 mir die Mühe gegeben, in Kürze eine Feftrich.

e dem errn Protokollführer übergeben und ich zweifle nicht, daß dieselbe 8 Le. Referenten zur Verfügung gestanden hat; sie enthielt in bgeordneten folgende in indi⸗

Wenn der Herr Abgeordnete sich bemüht habe, einzelne unter⸗ geordnete pdern welche als „gute Seiten“ des Monopols geltend u widerlegen oder abzuschwächen und, sie usammenfassend, geschlossen habe, das seien doch keine zulänglichen Moreve für eine so folgenschwere tief eingreifende Maßregel wie

deren wirkliche, schriftlich und mündlich erklärten Motive nicht beachtet und gewürdigt würden. 8 Eigentlich allein der Herr Abg. Freiherr v. Stauffenburg sei auf dieselben näher eingegangen aber wie? „Gegenüber der spezialisirten Darlegung, was dem Reiche zu seiner finanziellen Selbständigkeit Alles noch fehle, habe er sich damit begnügt, die Meinung auszusprechen, daß nur etwa 2 ½ Millionen Mark dazu fehlten, und daß diese auch bald sich finden würden! Bezüglich des Bedarfs der Einzelstaaten und der Gemeinden habe auch dieser Abgeordnete weder etwas Wesentliches berichtigt, noch anderweite Abhülfsmittel gezeigt. “] Meine Herren, das ist der kurze Inhalt, den ich bezüglich dieses

Punktes für den Herrn Protokollführer aufgesetzt habe. Sie können ja daraus ermessen, verhandelt Bedürfnisse heute einen beredteren Ausdruck gegeben hat, und daß der Versuch des Herrn Abg. Bamberger, die heutigen Ausführungen des Herrn Reichs⸗ kanzlers als nicht im Zusammenhange mit dem Inhalt der Vorver⸗

daß über die Frage selbst in der Kommission wurde, daß da von Neuem auf diese preußischen hingewiesen wurde, denen der Herr Reichskanzler

handlungen stehend darzustellen, sie als einen maskirten Rückzug, als eine Verlegung des Gefechts auf eine Seitenlinie zu bezeichnen, ein recht unglücklicher war.

Ein Vertagungsantrag wurde angenommen. 8 Ueber die Stunde des Beginnes der nächsten Sitzung entspann sich eine längere Debatte. Dem Vorschlage des Präsidenten 1 Uhr setzte der Abg. Richter (Hagen) den Gegen⸗ antrag auf 11 Uhr entgegen. 8

Der Abg. Ackermann glaubte für 1 Uhr plädiren zu müssen, so lange man nicht wisse, ob der Reichstag nach dem Tabackmonopol noch etwas erledigen solle; bis diese Frage entschieden, müsse man den Kommissionen zu ihren Arbeiten

Der Abg. Dr. Windthorst erklärte sich für eine Vertagung der Session nach Erledigung des Nothwendigsten, da man nicht daran denken könne, das Krankenkassengesetz allein zu erledigen, es müsse mit dem Unfallgesetz zusammen, eventuell in einer außerordentlichen Herbstsession berathen werden.

Der Abg. Frhr. von Minnigerode sprach sich ebenfalls für 11 Uhr aus und empfahl auch eine Herbstsession für die sozialpolitischen Vorlagen.

Der Abg. Richter (Hagen) erklärte sich gegen eine Zwischen⸗ kommission; wenn die Kommissionsmitglieder nicht Fühlung mit ihren Gesinnungsgenossen hätten, käme die Kommission vielleicht zu Beschlüssen, die das Plenum desavouire; das habe man ja beim Monopol schon erlebt. 1

Der Präsident entschied sich nunmehr auch für 11 Uhr. Hierauf vertagte sich das Haus um 6 Uhr auf Dienstag, 11 Uhr.

Forstwissenschaftliches Centralblatt. Heft 6. In⸗ halt: Originalartikel: Ablösung von Waldservituten. Von Forst⸗ meister K. Urich in Büdingen. Ueber das Forstwesen in Ungarn. Vom Königlichen ungarischen Ober⸗Forstrath llés in Budapest. Das wiederholte Auftreten einer Wildseuche in den Königlichen Parken bei München. Von Kreis⸗Forstmeister reiherrn von Raesfeldt in München. Die Bewegung der Holzpreise in Württemberg während der 30 Jahre 1850 1879. Von Revierförster Dr. Bühler in Baindt. sischen Forstverwaltung im Jahre 1881. Die Revision des Berichte. Notizen: Ueber den Einfluß des Wurzelbeschnittes von Stieleichen auf das Längenwachsthum. Von Prof. Dr. R. Heß in Gießen. Ein Weisthum von 1449. Ein dekorirter armer Hirsch. Personalien aus Braunschweig. Personalien aus Sachsen. Notiz für Herrn Forstmeister Weise in Eberswalde.

Brandenburgisches Provinzialblatt. Nr. 8 halt: von Brenkenhoff und seine Schöpfungen in und um Küstrin,

dium der Finanzirung. Feuilleton: Stark der Greif! Eine Vr endero sche Geschichte von Oskar Schwebel (Fortsetzung). um.

Das Schiff, Wochenschrift für die gesammten Interessen der Binnenschiffahrt. Nr. 114. Inhalt: Material fuͤr ein Schiff⸗ fahrtsgesetz. Erhöhung der Braunkohlenfrachten in Böhmen. Kohlenschiffahrt ab Aussig und Rosawitz 1881. Ueber die Zoll⸗ abfertigung in Schandau. Winterhäfen an der Elbe. Der Schiffahrtsbetrieb der Donau⸗Dampfschiffahrts⸗Ge⸗ ellschaft im Jahre 1881. Von der Warthe. Wasserbau. Schiffbau. Schiff⸗ Pbestetried. Flößerei. Unfälle. Polizei und Gericht.

ersonalien. Geschäftsberichte. Frachtenmarkt. Patentwesen. Literatur. Vermischtes. Course. Briefkasten. Wasser⸗ stand, Geringste Fahrtiefen. Inserate. lückauf, Berg⸗ und Hüttenmännische Niederrhein und Westfalen. Nr. 44 und 45.

Zeitung für den Inhalt: Beitrag zur

881. Englands Bessemer Stahlproduktion 1881. Korre⸗ spondenzen. Kohlen⸗, Eisen⸗ und Metallmarkt (Großbritannien). teinkohlenverkehr nach Hamburg. Literatur. Magnetische Beobachtungen zu Bochum. Inserate. Patent⸗Anmeldungen. Generalversammlung des Naturhistorischen Vereins der Rheinlande 8 18 Ihae. Roba duktion des un tahl, die Roheisenproduktion der einigten Staaten von Nordamerika. Zur Statistik der Schacht⸗ förderseile im Oberbergamtsbezirk Dortmund 1881. Die Mans⸗ eldsche 25 bauende Gewerkschaft. Preise der englischen ohlen in Oberitalien. Steinkohlen⸗Submission. Korre⸗ spondenzen. Generalversammlungen. Wagen⸗ gestellung im Ruhrkohlenreviere vom 16. bis 31. Lagen à 10 Tonnen. Literatur. Inserate. 1 Beobachtungsergebnisse der von den forstlichen Versuchsanstaltemn des Königreichs Preußen, des Herzogthums Braunschweig, der thürin⸗ gischen Staaten, der Reichslande und dem Landesdirektorium der ovinz Hannover eingerichteten forstlich⸗meteorologischen karnn onen. Herausgegeben von Dr. A. Müttrich, Professor an der Kgl. Forstakademie zu Eberswalde und Dirigent der meteorolo⸗ ischen Abtheilung des forstlichen Versuchswesens in Preußen. Achter ahrgang. III. März 1882. Berlin. Verlag von Julius Springer.

ahres 1881 in den Ver⸗

die Einführung des Tabackmonopols, so widerspreche er

nämlich ich 8 ihm hierin nicht nur nicht, sondern trete Niemandem würde es

anz und gar bei. einfallen, solcher willen solche

habe

Menschen zur Erreichung bestimmter Machtzwecke berechnet. Um mmöglich

st große Geldmittel ansammeln und wieder ver⸗

„Motive“ 9 zuschlagen. Auch den verbündeten Regierungen

ihm hierin nur Gesetzesbestimmungen vor⸗ das

vollständig fern gelegen, und es sei nur zu bedauern, daß

(Mit 1 lith. Tafel). Mittheilungen: Mittheilungen aus der säch⸗

Zeit lassen. 8

Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.

8

1882.

8. 8

98 8 8

bayerischen Forstgesetzes vom 28. März 1852 (Fortsetzung). Literarische

von Rektor Sieber⸗Küstrin. Neues von unseren Sekundärbahnen. II. Bahnen im Bau begriffen. III. Bahn⸗Projekte im Sta-⸗

23. In⸗

Zu den Klassisikationsbedingungen für Eisen

8 8

ai 1882 nach

Kanalfrage. Uebersicht der Eisenindustrie in den Jahren 1880 und G 1