1882 / 149 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 28 Jun 1882 18:00:01 GMT) scan diff

Schafe die spätere Injektion

g des ungeschwächten Milzbrandgifts ohne Verluste ertragen.

Nach der Ernte werden beide oben erwähnten von Schafen, sowohl der mit der Schutzimpfung versehene, als auch der nicht vorgeimpfte, auf die mit Milzbrand infi⸗ zirten Aecker der Domäne Packisch zur Weide aufgetrieben werden. Es wird sich dann herausstellen, ob und für welche Zeitdauer die Schutzimpfung auch gegen die Erkrankung an Milzbrand in Folge des Beweidens infizirter Aecker schützt.

Die an Rindvieh vollzogenen Schutzimpfungen haben bisher ein vollkommen günstiges Resultat ergeben.

Schließlich ist noch besonders hervorzuheben, daß bei den Schutzimpfungen mit großer Sorgfalt und Sachkenntniß ver⸗ fahren werden muß, wenn erhebliche Verluste vermieden wer⸗ den sollen, da bei unaufmerksamer Behandlung des Impf⸗ stoffes die geimpften Thiere leicht an Septichaemie oder andern Krankheiten zu Grunde gehen.

Ein ausführlicher Bericht über die bisherigen Versuche mit der Milzbrandimpfung nach der Methode Pasteurs wird in dem von der Königlichen Thierarzneischule zu Berlin her⸗ ausgegebenen Archiv für wissenschaftliche und praktische Thier⸗ heilkunde veröffentlicht werden.

Die im Reichs⸗Eisenbahn⸗Amte aufgestellte, in Nr. 148 des „Reichs⸗Anzeiger“ veröffentlichte Uebersicht der Betriebs⸗Ergebnisse deutscher Eisenbahnen nach dem Stande am Ende des Monats Mai d. Js. ergiebt für die 52 Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monate des Vorjahres im Betriebe waren und zur Vergleichung gezogen werden konnten, nachstehende Daten:

(Die preußischen Staatsbahnen und vom Staate für eigene Rechnung verwalteten Bahnen sind dabei als ein Bahn⸗ komplex betrachtet, weil durch die am 1. April v. Js. ein⸗ getretene veränderte Bezirkseintheilung ein Vergleich bei den einzelnen Verwaltungsbezirken nicht durchweg zu ermög⸗ lichen war.) 1

Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war im Mai d. J.: a. beim Vergleiche der provisorisch ermit⸗ telten Ergebnisse des laufenden Jahres mit dem Definitivum des Vorjahres: im Ganzen (mit 29 319,74 km Betriebslänge) bei 44 Bahnen mit zusammen 27 548,66 km höher und bei 8 Bahnen mit zusammen 1771,08 km niedriger als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 42 Bahnen mit zusammen 25 778,47 km höher und bei 10 Bahnen mit zusammen 3541,27 km (darunter 2 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres; b. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des laufenden Jahres mitden im Vorjahre ermittelten provisorischen Angaben: im Ganzen (mit 29 319,74 km Betriebslänge) bei 45 Bahnen mit zusammen 28 092,69 km höher und bei 7 Bahnen mit zusammen 1227,05 km niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 43 Bahnen mit zusammen 27 283,40 km höher und bei 9 Bahnen mit zusammen 2036,34 km (darunter 2 Bahnen mit vermehrter Betriebs⸗ länge) geringer, als in demselben Monate des Vorjahres.

Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war vom 1. Januar bis Ende Mai d. J. a. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des lau⸗ fenden Jahresmit dem Definitivum des Vorjahres im Ganzen (mit 29 319,74 km Betriebslänge) bei 40 Bahnen mit zusammen 26 579,17 km höher und bei 12 Bahnen mit zusammen 2740,57 km geringer, als in dem⸗ selben Zeitraume des Vorjahres, und auf das Kilo⸗ meter Betriebslänge bei 38 Bahnen mit zusammen 25 230,84 km. höher und bei 14 Bahnen mit zusammen 4088,90 km (darunter 2 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres; b. beim Vergleiche der provisorischermittelten Ergebnisse mit den im Vorjahre ermittelten provisorischen Angaben: im Ganzen (mit 29 319,74 km Be⸗ triebslänge) bei 41 Bahnen mit zusammen 27 051,15 km höher und bei 11 Bahnen mit 2268,59 km ge⸗ ringer als in demselben Zeitraume des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 39 Bahnen mit zusam⸗ men 25 702,82 km höher und bei 13 Bahnen mit zusammen 3616,92 km (darunter 2 Bahnen mit vermehrter Betriebs⸗ länge) geringer, als in demselben Zeitraum des Vorjahres.

Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen, ausschließlich der vom Staate für eigene Rechnung verwalteten Bahnen, betrug Ende Mai d. J. das

esammte konzessionirte Anlagekapital 560 035 600 179 707 900 Stammaktien, 66 345 000 Prioritäts⸗Stamm⸗ aktien und 313 982 700 Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 2612,78 km, so daß auf je 1 km 214 345 entfallen.

Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privatbahnen betrug Ende Mai d. J. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 1 154 146 843 (451 994 850 Stammaklien, 160 206 900 Prioritäts⸗ Stammaktien und 541 945 093 Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapi⸗ ghz.sn ist, 6014,70 km, so daß auf je 1 km 191 888 entfallen.

In der Ersten Beilage wird der modifizirte Zoll⸗ tarif des russischen Kaiserreichs und des König⸗ reichs Polen nach der Uebersetzung der St. Petersburger Zeitung mitgetheilt, worauf wir an dieser Stelle aufmerksam machen.

Miethet Jemand Lokalitäten zu Schankzwecken mit der Bedingung, daß der Miethskontrakt außer Kraft treten solle, wenn der Miether den Schankkonsens nicht erhalte, und erhält sodann der Miether auf seine mündliche Anfrage bei den zur Begutachtung derartiger Konzessionsgesuche zunächst berufenen Lokalinstanzen den motivirten mündlichen Bescheid, daß er auf die Ertheilung der Konzession sich keine Rechnung machen könne, so braucht er, nach einem Urtheil des Reichs⸗ 1at., I. Hülfssenats, vom 16. Mai d. J, keine weiteren

chritte behufs Erlangung der Schankkonzession zu thun, viel⸗ mehr ist schon in Folge des übereinstimmenden und begrün⸗ deten Bescheides jener Lokalinstanzen der Miethskontrakt außer Kraft getreten.

Der General⸗Lieutenant Dieterich, Inspecteur der 2. Ingenieur⸗Inspektion, hat sich zu Inspizirungen im Bereiche der Inspektion auf Dienstreisen begeben.

Der General⸗Lieutenant von Dresky,

Inspecteur der 2. Feld⸗Artillerie⸗Inspektion,

ist von der Inspizirung des

1. Pommerschen Feld⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 2 im Lager bei Kreckow wieder hierher zurückgekehrt.

Kiel, 26. Juni. (Kl. Ztg.) Die brasilianische Korvette „Vital de Oliveira“ verließ heute früh den hiesigen Hafen und ging nach Christiania in See. Die Korvette „Nymphe“, Kommandant Korv.⸗Kap. Dietert, ging heute Vormittag von Saßnitz nach Swinemünde in See.

Bayern. Augsburg, 28. Juni. (W. T. B.) Der „Allgem. Zeitung“ zufolge hat der König angeordnet, daß zur Erinnerung an die denkwürdigen Leistungen der bayerischen Armee in den Kriegsjahren 1870/71 in ähn⸗ licher Weise, wie solches in den übrigen deutschen Staaten bezüglich der Waffenthaten des Heeres geschehen ist, zwei große Gemälde durch den Schlachtenmaler Heinrich Lang ausgeführt und zur öffentlichen Anschauung in der Gemälde⸗ sammlung des Staates aufbewahrt werden.

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 26. Juni. (Lpz. Ztg.) Der Landtag des Fürstenthums ist heute durch den Staats⸗Minister Reinhardt eröffnet worden. Unter den dem Landtage übergebenen Vorlagen sind von be⸗ sonderer Wichtigkeit ein Gesetzentwurf über das Grund⸗ und E““ und ein Vertrag, die Errichtung einer Straf⸗

mmer in Sondershausen betreffend.

8 1 8

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 26. Juni. Die „Wien. Ztg.“ veröffentlicht eine Kaiserliche Verordnung vom 25. Juni d. J., durch welche mit Beziehung auf den §. 14 des Grundgesetzes über die Reichsvertretung vom 24. Dezember 1867 die Gel⸗ tung des Gesetzes vom 28. Februar 1882, betreffend die Ein⸗ führung von Ausnahmsgerichten in Dalmatien, auf die Dauer von weiteren sechs Monaten nach Ablauf des im §. 1 dieses Gesetzes bestimmten Zeitraumes verlängert wird.

28. Juni. (W. T. D) ie „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ein vom 26. d. M. datirtes Kaiserliches andschreiben an die Minister Graf Falkenhayn, Dr. 9 und Konrad von Eybesfeld, mittelst dessen einem Jeden derselben der Orden der eisernen Krone erster Klasse und zwar dem Grafen Falkenhayn mit der Kriegs⸗ dekoration der dritten Klasse dieses Ordens verliehen wird. Graz, 26. Juni. Im Landtage stellte Kottulinsky folgenden Antrag: der Landesausschuß möge beauftragt werden, den beiden steiermärkischen Infanterie⸗Regimentern „König der Belgier“ und Nr. 47 anläßlich der bevorstehenden Feier ihres zweihundertjährigen Bestandes die Glückwünsche des Landes zu ihrer ruhmvollen Geschichte auszusprechen, dieselben mit Rücksicht auf ihre ausgezeichnete Haltung im Kriege wie im Frieden der vollen Sympathien des Landes zu versichern und ihnen zur Erinnerung an die Feier eine Ehren⸗ gabe zu weihen. Neupauer stellte den Zusatzantrag, das hohe Haus wolle sich mit dem Betrage von zweitausend Gul⸗ den an der bevorstehenden Feier betheiligen.

Großbritannien und Irland. London, 26. Juni. (Allg. Corr.) Viele Anzeichen sprechen dafür, daß die Regie⸗ rung umfassende Vorkehrungen trifft, um ein Expeditions⸗ corps nach Egypten zu senden. In Portsmouth lief am Sonnabend ein Befehl der Admiralität ein, die indischen Truppentransportschiffe „Malabar“ und „Serapis“, von denen jedes etwa 3000 Soldaten aufnehmen kann, zum sofortigen Abgange bereit zu halten. Der Bestimmungsort der Schiffe ist Malta, wohin nächsten Mittwoch auch das zu Devonport liegende Truppenschiff „Orontes“ abgehen soll. In sämmtlichen Garnisons⸗ orten in Großbritannien herrscht seit einigen Tagen die regste Thätigkeit. Die Regimenter werden auf volle Kriegsstärke gebracht und halten fleißig Schießübungen. Ein besonderer Erlaß des Kriegs⸗Ministers verfügt, daß Mannschaften der Armee⸗ reserve bis auf Weiteres keinen Urlaub zum Verlassen Englands gewährt werden darf. Ein Telegramm aus Chatham meldet, daß General Sir Evelyn Wood seit einigen Tagen Berathungen mit den Behörden im Kriegs⸗ Ministerium pflege. Man glaubt, daß diese Konferenzen mit dem nach Egypten zu entsendenden Expeditions⸗Corps im Zu⸗ sammenhange stehen. Das militärische Wochenblatt „Broad Arrow“ schreibt: „Sollte eine Besetzung des Territoriums des Suezkanals zum Schutze britischer Interessen erforderlich werden, so würden die Truppen zu diesem Zwecke von Malta und Aden bezogen werden. Trotz aller gegentheiligen Angaben sind wir in der Lage, behaupten zu können, daß seitens der Militärbehörden die vollkommensten Anstalten für die prompte Entsendung von Truppen nach dem Orient getroffen worden sind und daß, falls ernste Verwickelungen entstehen, Verstärkungen von unserer ein⸗ geborenen indischen Armee requirirt werden würden.“ Das Panzerschiff „Orion“ wurde am Sonnabend in Chatham in Dienst gestellt. Es soll binnen 14 Tagen nach dem Mittel⸗ ländischen Meere in See stechen. Das Fahrzeug hat eine nahezu 400 Köpfe starke Mannschaft.

In Irland ist in der verflossenen Woche Alles ruhig

gewesen, und Ausschreitungen sind verhältnißmäßig nur wenig vorgekommen. Das Volk scheint allmählich der ewigen Agi⸗ tation müde zu werden und sehnt sich nach Ruhe, und wenn die Pachtrückstandsvorlage nur einigermaßen annehm⸗ bar ist, so steht zu erwarten, daß das Land endlich einer besseren Zeit entgegengeht. In England werden die Vorsichtsmaßregeln gegen etwaige Handstreiche der Fenier fortgesetzt. Die Wachen in allen Arsenalen, Re⸗ Aeeen— C. Docks, Pulvermagazinen, öffentlichen Gebäuden ind verstärkt worden, und die Polizei hat Auftrag, alle ver⸗ dächtig aussehenden Individuen, welche sich den genannten Plätzen nahen, sofort zu entfernen und nöthigenfalls zu ver⸗ haften. Am Sonnabend ging im Bureau der „Times“ ein angeblich vom Fenierbunde herrührendes anonymes Schreiben ein, worin ein Angriff auf die Druckerei des Blattes ange⸗ droht wurde. Seitdem wird Printing House Square Tag und Nacht von bewaffneten Konstablern bewacht.

27. Juni. (W. T. B.) i der heutigen Unter⸗ haussitzung erwiderte der Unter Staatssekretär Dilke auf eine Anfrage des Deputirten Worms: Challemel⸗Lacour habe augenscheinlich Granville mißverstanden. Granville habe nie die Absicht gehabt, zu verstehen zu geben, daß eine gemeinsame Note Englands und Frankreichs nicht den ge⸗ ringsten Nutzen haben würde. Seine Ansicht sei gewesen und er habe dieselbe jedenfalls zum Ausdruck gebracht daß eine gemeinsame Note mindestens den Nutzen haben würde, das Einvernehmen Englands und Frankreichs zu beweisen.

Frankreich. Paris, 27. Juni. (W. T. B.) In dem jüngsten Rundschreiben der Pforte vom 26. d. M.

werden zwei Telegramme Derwisch Paschas reproduzirt,

in welchen dieser erklärt, daß die Armee sich zur Treue gegen hervorge⸗

den Sultan verpflichtet habe. Weiter wird darin hoben, daß sich über das bekannte Programm des neuen egyp tischen Kabinets, welches die Ausführung der Firmans und der internationalen Verpflichtungen enthalte, alle auswärtigen Vertreter billigend ausgesprochen hätten, mit Ausnahme der Vertreter Englands und Frankreichs.

(Fr. Corr.) Bekanntlich hatte sich die im Ministerium des Aeußeren zur Prüfung des Projekts der Herstellung eines Binnenmeers in Algerien eingesetzte Kommission in drei Unterkommissionen aufgelöst, von denen die erste der Plan vom technischen, die zweite vom physikalischen und die dritte vom militärischen und maritimen Standpunkte prüfen sollte. Die erste und dritte Subkommission haben sich jetz gegen das Projekt erklärt, die erste, weil die Kosten nach ihrer Berechnung sich auf sechshundert Millionen belaufen würden die dritte, weil ein solches Binnenmeer vom Standpunkte der Armee und Flotte nur ein geringes Interesse biete.

Marseille, 27. Juni. (W. T. B.) Gestern und heut brachten die beiden Dampfer „Labourdonnais“ und „Junon⸗ der Messagéries maritimes 514 weitere Flüchtlinge aus Alexandrien, u. A. den General⸗Prokurator des inter nationalen Appellhofes in Egypten, Alfred Vachen mit seine und 103 arabische Flüchtlinge christlicher Konfession

ie letzteren wurden auf Befehl des französischen Admirals unentgeltlich hierher transportirt und werden hier auf Kosten der öffentlichen Wohlthätigkeit untergebracht und verpflegt.

Türkei. Konstantinopel, 28 Juni. (W. T. B. Gutem Vernehmen nach wurde in der gestrigen Sitzung de Konferenz von Seiten aller Mächte die Zusicherung ertheilt sich jedes isolirten Vorgehens in Egypten während de Dauer der Konferenz zu enthalten, ausgenommen den Fall daß die Sicherheit der europäischen Bevölkerung bedroht wäre

Rumänien. Bukarest, 27. Juni. (W. T. B.) De französische Gesandte, Baron de Ring, welcher am Donnerstag in Konstantinopel eintreffen soll, hat den Auftrag sich während der Dauer der Konferenz dem französischen Botschafter zur Verfügung zu stellen.

Serbien. Belgräd, 27. Juni. (W. T. B.) Ir der Skupschtina wurde heute eine Vorlage der Regierung eingebracht, wonach Abgeordnete, welche muthwillig ih Mandat niederlegen, um die Arbeiten der Skupschtina zu

unterbrechen, mit einer Geldstrafe von 1000 Dinars belegt

werden sollen.

In der Sitzung vom 25. hat die Skupschtina da Gesetz über die Gebühren der Geistlichen und den Handels vertrag mit Griechenland angenommen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 27. Jum (W. T. B.) Die Kaiserlichen Erlasse, durch welche de bisherige Gehülfe des Ministers des Innern, Geheime Rat Gotowzew, dieser Stellung enthoben und der bisherig Chef des Departements der fremden Konfessionen, Wirklich Staatsrath Mossolow, zum Gouverneur von Wologda ernannt wird, sind heute veröffentlicht worden. Die Ein⸗

führung des Art. 10 der im Jahre 1880 bestätigten

ordnung zur Verhütung von Schiffszusammenstößen auf See ist nach einer mit England getroffenen Ueberein kunft bis zum 1. September cr. verschoben worden. Fü⸗

die Stadt Cherson ist die Errichtung eines Zollamts

erster Klasse angeordnet; die bisherigen Zollämter Skylian und Njemzensk sollen Transitzollämter werden.

28. Juni. (W. T. B.) Wie verschiedene Blätter melden, hat das Finanz⸗Ministerium die von den Reichsbanken gegen Unterpfand von Werthpapieren, vornehmlich Eisenbahnaktien an Unter nehmer und Financiers ausgegebenen genau zu der vereinbarten Frist zurückerstattet den sollen. Nach Mittheilungen, welche der „Neuer Zeit“ aus der hiesigen chinesischen Gesandtschaft zugehen ist der Marquis Tseng auf weitere drei außerordentlichen Gesandten am hiesigen worden.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 27. Juni. (W. T. B. Das „Reutersche Bureau“ meldet: Der Vizekonsul Cal vert hat seine Entlassung genommen. Der den Konsulats dienst versehende Beamte begab sich heute früh zu den eng lischen Einwohnern und ertheilte ihnen den Rath, diejenigen welche in Alexandrien bleiben wollten, sollten ihre Wohnun in den Bureaux der „Eastern⸗Telegraph⸗Compagnie“ nehmen Man könne jeden Augenblick Nachrichten aus Konstantinope

Hofe ernannt

erwarten, welche, gleichviel ob sie wahr oder falsch seien, neu⸗

Unruhen der Bevölkerung verursachen könnten.

(Allg. Ztg.) 1s Ragheb Pascha hat an den Khedive folgendes Schreiben gerichtet:

„Ew. Hoheit haben geruht, mich mit der Bildung eines Kabinet zu beauftragen. Meine erste Pflicht ist, Ihnen die Grundsätze zu unterbreiten, welche alle Handlungen des Ministeriums leiten werden Die Administration und die administrative und finanzielle Situatio Egyptens haben in der jüngsten Zeit scharfe Umwandlungen erlitten aus denen Verbindlichkeiten und Verpflichtungen entsprungen sind welche die Regierung Ew. Hoheit mit Gewissenhaftigkeit erfüllen muß, neben der Nothwendigkeit, Gesetze und Verordnungen vo solcher Art zu erlassen, wodurch ein küͤnftiger Zustand der Ver hältnisse garantirt wird, der auf eine solide Basis ge

gründet ist. Diese Verpflichtungen und Verbindlichkeiten folgen aus Kaiserlichen Fermanen, aus Dekreten, welche sich auf die finanzielle Organisation beziehen und aus Garantien, welche zur Verwaltung der

konsolidirten Schuld gegeben wurden; aus eingegangenen Verein barungen betreffs der Rückzahlung der schwebenden Schuld; aus den Institut der Kontrole; aus den T ren. die durch das Dekret welches das Liquidationsgesetz einfü

und Wahlgesetzen, sowie aus den bis jetzt beobachteten internationaler Verbindlichkeiten. Diese werden von dem neuen Kabinet treu respektir werden, welches außerdem alle seine Bestrebungen darauf richten wird dieselben zu konsolidiren. Denn es sieht in deren Erhaltun unbestreitbare Vortheile für den ordentlichen Fortschritt der 8 legenheiten und für die Entwickelung der Wohlfahrt und des Wohl standes Egyptens. Der Ministerrath wird innerhalb der Grenzern der bestehenden Grundsätze neue Gesetze vorbereiten und dem Votun

der Notablenkammer, sowie Ew. Soßeit zur Bestätigung vorlegen, 5 Regierung, sowie der Regierten

welche die Rechte und Pflichten der

administrativen und richterlichen Gewalt timmen, während si

aller Klassen festsetzen und die 1ö-r. fünd Vertheilung der e

diesen Reformen einen nationalen Charakter in Uebereinstimmung und Bedürfnissen des Landes verleihen Unter den dringenden Maßregeln, welche von der Regie⸗ müssen,

mit den werden. - rung sofort bei ihrem Amtsantritte getroffen werden muß ich in Folge der jüngsten Ereignisse in ganz besondere Weise auf den folgenden bestehen: 1) Es wird allen Denjenigen

Erfordernissen

verfügt, daß

Subsidien wer

Jahre zum

Der neue Minister⸗Präsident,

rte, genauer definirt worden sind 3 aus der Institution der Kammer der Delegirten, mit ihren organischen

mann handelt, lande

b zu kämpfen. Ersolge

vvom Gesichtspunkt einer Luxussteuer empfehlenswerthe Tabackmonopol

stige Wirkung unserer Zollreform vor.

8 v“

welche durch die jüngsten Ereignisse kompromittirt sind, mit Aus⸗ nahme der Anstifter, Urheber, und Komplicen 82 bedauerlichen Alerandrinischen Unruhen, vollständige Amnestie gewährt. Das Am⸗ nestiedekret wird in den arabischen und den französischen offiziellen Jour⸗ nalen veröffentlicht werden. 2) Niemand kann mit einer Strafe be⸗

legt werden, außer kraft eines von einem kompetenten Tribunal aus⸗

gesprochenen Urtheils und durch Anwendu gli schri WE g gesetzlicher Vorschriften

legenheiten, mit Ausschluß eines den diplomatischen Agenten der Mächte in Verkehr treten, und er

3) Nur der Minister der Auswärtigen Ange⸗ jeden anderen Funktionärs, kann mit

wird zu jeder Zeit, wenn eine zu bringen ist, sich mit zu be⸗ nehmen haben. Der Verkehr aller anderen Funktionäre mit em diplomatischen Corps wird als wirkungslos angesehen. 4) Der Geist wie der Buchstabe des Dekrets des Khedive vom 28. August 1878 werden auf das Strengste beobachtet werden. Ich hege das festeste Vertrauen, daß die Großmächte, und besonders die hohe Pforte,

wichtige Frage zum

ne Austrage seinen Kollegen darüber

welcher das Glück Egyptens und der Egypter so sehr am Herzen liegt,

diese Arrangements als eine genügende Garantie für die beständige Erhaltung der Ordnung und der öffentlichen Ruhe betrachten werden, und daß sie wohlwollend ihren Beistand leihen werden zur Erreichung dieses Resultats.“ (Das unter Nr. 4 erwähnte Dekret ist das Reskript

8 Ismails an Nubar Pascha, welches das Versprechen enthält, nur

durch und mit seinen Ministern regieren zu wollen.)

Zeitungsstimmen.

Das Kleine Journal schreibt: 1

Wir haben bereits mitgetheilt, daß der Reichs⸗Anzeiger die Zahlen über die Pfändungen bei der Klassensteuer in den letzten zehn Jahren veröffentlicht hat und daß durch diese Statistik die Mit⸗ theilungen des Reichskanzlers über diesen Gegenstand bestätigt worden sind. „Was soll man dazu sagen, wenn Blätter wie das „Berliner Tageblatt“ und die „National⸗Zeitung“ trotzdem noch fortfahren, die Wahrheit, und Zuverlässigkeit dieser Statistik anzuzweifeln? Dabei wärmt das „Berl. Tagebl.“ wieder das Märchen von der Vertheuerung der Nahrungsmittel durch den Kornzoll an der Landes⸗ grenze auf, obgleich längst hundertfach nachgewiesen ist, daß die Korn⸗ preise nicht durch den Zoll bestimmt werden können, daß beispiels⸗ weise an den Grenzen gegen Rußland, in Königsberg und Danzig, wo der Kornzoll meistens erhoben wird, der Preis um 10, 20 und 30 % niedriger ist, als in Berlin, Magdeburg und am Rhein, woraus schon

8 hervorgeht, daß die Preisdifferenzen des Getreides mit dem Kornzoll absolut nichts zu thun haben.

Noch eklatanter tritt dies beim Petroleum hervor. Dieser ist bekanntlich seit Einführung des Zolles sogar erheblich billiger gewor⸗ den, so daß also von einem Einfluß des Grenzzolles auf die Preis⸗ scfirung des Petroleums und eine Vertheuerung nicht die Rede sein kann.

Wenn von freihändlerischer Seite immer noch die Vertheuerung durch die Grenzzölle hervorgehoben wird, so entspricht dies ganz der eigenthümlichen Art und Weise, mit der die finanziellen Fragen von der ihr angehörigen Presse behandelt werden.

So viel ist aber gewiß, daß diese Zölle Niemand belästigen, daß Niemand wegen derselben in Unannehmlichkeiten kommt und von dem

Egrxrekutor mit Verpfändung seines Eigenthums bedroht werden kann,

1 also die ganze Deduktion dieses Blattes jedes Grundes ent⸗ h

Der „Schwäbische Merkur“ stellt die Frage: Ent⸗ spricht die heutige Haltung des Reichstags den ursprünglichen

Erwartungen der Nation, der Hoffnung auf ein einträchtiges Zu⸗

sammenwirken mit dem großen Staatsmanne, dem das neu⸗ Staatswesen sein Bestehen verdankt? und sagt darauf, die⸗ selbe könne leider nicht bejahend beantwortet werden. Die weitere Frage: Wessen ist die Schuld? beantwortet das ge⸗ nannte Blatt wie forgt:

Was den leitenden Staatsmann betrifft, so hat derselbe die 1866 und 1870 unter seiner politischen Leitung geschaffene Machtstellung nicht nur erhalten, sondern durch Bündnisse mit früheren Gegnern wesentlich verstärkt. Er hat seit 1871 bis heute Deutschland unter schwierigen Verhältnissen den Frieden erhalten. In allen, den Welt⸗ theil bewegenden, drohenden Fragen richten sich vertrauensvoll die Augen der Staatsleiter auf Deutschland, welches durch seine Macht schwer ins Gewicht fällt, aber durch die bekannte Friedensliebe seines Ehr⸗ furcht gebietenden Kaisers, unter dessen Aegide sein bewährter Staats⸗ Vertrauen erweckt. So die Stellung dem Aus⸗ gegenüber. Den Parlamenten gegenüber war der große Staatsmann von Beginn an weniger glücklich. So lange die gewöhnliche Einsicht seine Ziele nicht errathen konnte, hatte derselbe nicht nur mit Mißtrauen, sondern mit Haß gegen seine Person Nachdem die alle Erwartungen übersteigenden seine Führung gekrönt und dem Blindesten die Augen geöffnet hatten, wagte es allerdings zunächst Niemand, in der offenen Gegnerschaft zu verbleiben; allein die Anerkennung der riesen⸗

großen Ueberlegenheit an Geist und Kraft hielt leider nicht lange vor,

sondern schlug sehr bald wieder in das frühere Besserwissenwollen um, welches man, ohne die Anwendbarkeit auf sich selbst zu fühlen, mit dem bei gewöhnlichen Kapazitäten allerdings richtigen: „Einer verstehe nicht Alles“ entschuldigte. So kam es denn aufs Neue zu immer schrofferer Opposition gegen den Kanzler. Das Ausland sieht uns staunend zu, wie eine seiner Forderungen um die andere, zuletzt wieder das schon

7 abgeschlagen worden. Möge es der Nation erspart werden, dereinst bei dem Verlust eines so schwer zu ersetzenden Staatsmannes des nicht

wieder gut zu machenden Unrechts sich anklagen zu müssen!

Die „Deutsche Reichspost“ schreibt:

Aus dem Vogtlande meldet man, daß die Gardinenfabriken, welche englische Fabrikanten dort auf deutschem Boden zu errichten sich genöthigt sahen, sich immer mehr erweitern und mehr deutsche Arbeiter beschäftigen. Es liegt hier eine recht augenfällige und gün⸗ Die Fabrikation engli⸗ scher Gardinen hat die vogtländische Gardinenfabrikation nahezu todt gemacht; die Gardinenweber nagten geradezu am Hungertuche; eine Konkurrenz mit dem kapitalkräftigen England ließ sich nicht ermöglichen, da die zur Fabrikation

hmenglischer Gardinen erforderlichen Stühle ihrer großen Kostspieligkeit

Steuerzahler willkommen. stark gefragt.

als den han

wegen die Aufwendung sehr großer Kapitalien erfordern. Da brachte

der auf die fremden Gardinen gelegte Zoll Hülfe. Die Engländer sahen sich nunmehr, um die nachtheilige Wirkung des Zolles auf ihre Preise auszugleichen, genöthigt, Fabriken für Pro uktion englischer Gardinen im sächsischen Vogtland zu errichten. Sie haben damit nicht nur einer größeren Zahl von ihnen eingeschulter vogtländischer Arbeiter Brod gegeben, sondern sind auch den verschiedenen Stadtge⸗ meinden, wo sie ihre neuen Niederlassungen errichtet haben, als Die englischen Gardinen sind noch immer

Ueber die Höhe der Kommunalsteuern wird der „Post“

aus Inowrazlaw gemeldet:

Ein Geschäftsmann in einem benachbarten Orte, welcher in die 13. Steuerstufe eingeschätzt ist, hat mit der Staatssteuer eine Steuer⸗ last von 2700 zu tragen. Davon sind 200 % Kreis⸗Kommunal⸗

abgaben, 22 % Orts⸗Kommunalsteuer, 200 % Schulabgaben, 20 %

Kirchensteuer. Die Beamten dieses Herrn müssen 1 ½ bis 2 Monats⸗

gehalte für direkte Steuern zahlen.

Im „Reichsboten“ lesen wir:

Der Reichskanzler hat den Steuerexekutor und seine Thätigkeit reiflichsten und gemeinverständlichsten Beweis für die Nothwendigkeit einer Steuerreform in Preußen angeführt und demselben den Krieg erklärt. Wenn im Dusrchschnitt jährlich 1 100 000 vollzogene und versuchte Pfändungen wegen nicht bezahlter Klassensteuer

* nöthig sind, so ist das umsomehr eine Thatsache von der Be⸗

8

deutung eines kategorischen Imperativs, als daneben noch die Pfän⸗

““ 8 11e“ 11“

dungen wegen nichtbezahlter Kommunalsteuern stehen, deren Zahl gar nicht zu ermitteln ist. Und die Kommunalsteuern betragen oft hun⸗ derte von Prozenten der Staatseinkommensteuer. Der Kanzler hatte in seiner Rede angeführt, daß in Witten a. d. R. der Kommunal⸗ steuerzuschlag 350 Prozent betrage. Ein dortiger Arzt theilt einem hiesigen Blatte mit, dieser Prozentsatz gelte aber nur für die unterste Klassen⸗ steuerstufe, für die übrigen und die Einkommensteuer, weiterhin für die Grundsteuer, die Gewerbesteuer und †¼ Gebäudesteuer betrage der Zuschlag 460 %., Ein ihm bekannter fleißiger und sparsamer Arbeiter mit etwa 800 Jahresverdienst, der sich ein kleines Kapital erworben und dasselbe nicht besser anlegen zu können glaubte, als indem er sich ein Haus baute, aus dem er indeß bei den jetzt sehr gesunkenen Miethepreisen nur eben die Zinsen der aufgenommenen Hypothek von etwa 18 000 herausschlägt hat an direkten Steuern zu bezahlen: 9 Klassensteuer, 41,40 Kommunalsteuer⸗Zuschlag, etwa 40 Geböüudesteuer, Kommunalsteuer⸗Zuschlag zu derselben un 9,50 Kirchensteuer, thut also 145,90 d. i. etwa 18 % seines Einkommens! Und auch wenn der Mann sich kein Haus gebaut hätte, müßte er immer noch 59,90 bezahlen, also 7,4 % seines Einkommens. „Wir haben vor einiger Zeit einen Hülferuf aus einem armen Dörfchen des Westerwaldes mitgetheilt, in welchem gesagt war, daß der Kommunalsteuerzuschlag dort 600 % betrage, und aus den armen Ortschaften Oberschlesiens hat die „Schles. Ztg.“ wiederholt Fälle mitgetheilt, in welchen der Steuerzuschlag 800, ja 1000 % betrage! Daß diese Verhältnisse unerträglich und unhaltvar sind, liegt auf der Hand. Sie konserviren wollen, um bei der Bevölkerung das Interesse an dem Staat lebendig erhalten zu wollen, was von liberaler Seite zu Gunsten der direkten Steuern in der Regel geltend gemacht wird, wäre mehr als thöricht, denn ein auf solche Weise erregtes Interesse kann nur den Bestrebungen zu Gute kommen, welche die Volksmasse gegen die Regierung und den Staat aufhetzen wollen. Nichts erregt den armen Mann mehr, als die Steuerplackereien, immer tritt der Versucher zum Bösen an diesem Punkte an das Volk heran und wühlt in diesen Wunden herum. Kann der Staat auch nicht alle Unzufriedenheit verbannen und alle seine Bürger zufrieden machen, so muß er doch dahin streben, solche schreienden Uebelstände, die in seinem eigenen Innern wühlen, zu beseitigen. Und gerade für Preußen ist diese Nothwendigkeit um so dringender, als die große Masse seiner Bevölkerung arm ist. Wir weisen zur Beleuchtung dieser Verhältnisse hier noch einmal auf folgende Uebersicht hin, welche wir schon vor einiger Zeit mitgetheilt haben. Im Jahre 1881 ver⸗ theilten sich die Einkommen der selbstthätigen Erwerbenden so, daß unter den letzteren waren: Prozent der Erwerbende Gesammtzahl 3 991 231 2 94

2 709 972 29,60 6 641 203 . 1 959 866

376 827

155 394 20 124 2 471

v868N68

Hiernach betragen also die dürftigen und kleineren Einkommen zusammen 93,95 % der gesammten Erwerbenden. Rechnet man aber nach annähernder Schätzung die Angehörigen dieser Erwerbenden hinzu, so gestaltet sich das Bild in folgender Weise: Köpfe Gesammt⸗ Bevölkrg. 7 825 781 29,29

Steuerbefreite... klassensteuerpflichtig: 1. Stufe: 420 660 ℳ. zusammen dürftige kleine: 660 1500 . mittlere: 1500 3000 einkommensteuerpflichtig: gute: 3000 9600 ℳ, . reichliche: 9600 36 000 sehr große über 36 000 ℳ.

Die Steuerbefreiten zählen.... Die Einkommen von 420 660 8 818 340 = 33,1 Die dürftigen Einkommen zusammen also 16 677 151 62,30 Die kleinen Einkommen von 660 1500 7 9068 542 29,59 Die mittleren Einkommen von 1500 3000 1 520 119 5,69 Die guten Einkommen von 3000 9600 563 922 2,11 Die reichlichen Einkommen von 9600 bis

173 030 0,28

36 000 . 8 967 0,03

IIhEön-

I

Die sehr großen Einkommen über 36 000 26 716 701 = 100

Es ergiebt sich hieraus, daß diese Steuerverhältnisse durchaus unhaltbar sind. Dies tritt noch klarer hervor, wenn wir die Steuer⸗ klassen selbst betrachten, und da sehen, wie in den höheren Einkommen⸗ steuerstufen große Einkommensummen ganz steuerfrei bleiben, welche in den unteren Klassen schon hohe Steuer zahlen müssen; so umfaßt z. B. die erste Einkommensteuerstufe ein Einkommen von 3000 3600 ℳ, die 11. Stufe aber ein solches von 12000 14 600; während also dort der Spielraum nur 600 beträgt, der steuerfrei bleiben kann, beträgt er hier schon 2400 In der 19. Stufe beträgt derselbe aber so⸗ gar schon 6000 ℳ; in der 24. gar 12 000 ℳ, in der 28. schon 24 000 Auf der 16. Stufe ist schon ein Einkommenplus von 3600 steuerfrei, welches in der 2. Stufe mit 108 versteuert werden muß, und in der 24. Stufe ist ein Ein⸗ kommen von 12 000 steuerfrei, welches in der 12. Stufe mit 432 versteuert werden muß! Während auf den unteren Stufen der Steuerexekutor aus dem kleinen Einkommen der Arbeiter und Tagelöhner die Steuern mit Pfändungen herauspressen muß, sind in den hohen Einkommenklassen große Einkommen ganz steuer⸗ frei, und je höher die Einkommen, desto günstiger gestaltet sich dieses Verhältniß. Darin liegt eine ungesunde Bevorzugung des großen Reichthums; denn es ist doch keine Frage, daß ein Mann, der ein Einkommen von 14 400 bis 16 800 (12. Stufe) hat, viel steuerfähiger ist, als jener arme steuerpflichtige Tagelöhner, der 18 % seines Einkommens von 800 Arbeitslohn als Steuer abgeben soll, oder als ein Beamter von 3000 Einkommen, so daß also kein stichhaltiger Grund vorhanden ist, jenem Reichen 2400 steuerfrei zu lassen. Daraus ergiebt sich, wie falsch es ist, wenn die Liberalen immer so thun, als sei das direkte Steuersystem dasjenige, welches die Steuerlast am gerechtesten vertheile und den armen Mann vor Ueberlastung schütze...

Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Verfügungen: Vom 21. Juni 1882. Beitritt von Spanien zu dem Pariser Uebereinkommen vom 1. Juni 1878, betreffend den Aus⸗ tausch von Briefen mit Werthangabe. Vom 22. Juni 1882. Uebersichtliche Aufstellung der Forderungsnachweise.

Nr. 43. Inhalt:

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heits amts sind in der 24. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 33,5, in Breslau 33,2, in Königsberg 29,8, in Cöln 29,8, in Frankfurt a. M. 17,2, in Hannover 25,1, in Cassel 24,0, in Magdeburg 33,3, in Stettin 17,3, in Altona 30,4, in Straßburg 31,7, in Metz 14,2, in München 35,3, in Nürnberg 23,1, in Augsburg 37,1, in Dres⸗ den 23,6, in Leiznig 16,3, in Stuttgart 25,0, 8 Braunschweig 24,9, in Karlsruhe 24,0, in e. 22,6, in Wien 28,6, in Budapest —, in Prag 28,9, in Triest 21,5, in Krakau 19,1, in Basel 20,4, in Brüssel 24,8, in Paris 23,4, in Amsterdam 29,5, in Kopen⸗ dagen 28,1, in Stockholm 22,3, in Christiania 19,2, in St. 1† urg 34,8, in Warschau 37,7, in Odessa 51,9, in Bukar t 27,8,

uX“.“ 8 G

. in Rom 27,8, in Turin 27,9, in Madrid 54,9, in London 17,9, in Glas⸗ 2272 1*2529 23,3, in Dublin 19,3,

exandrien (Egypten) 33,6. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗York 32,6, in Philadelphia 21,9, in Chicago 21,5,

5

in Edinburg 17,0, in 8 in St.

Louis 17,7, in Cincinnati 31,4, in San Franzisko 21,5, in Kalkutta 30,2, 1

in Bombay 23,9, in Madras 34,9.

Während der Berichtswoche waren an den deutschen Beobach⸗ tungsstationen mäßige bis frische westliche und südwestliche Wind⸗ richtungen, die in Bremen und Köln vorübergehend bis nach Nord-

west umliefen, vorwiegend. In den machten sich jedoch in Konitz, München und nordwestliche, in Heiligenstadt auch geltend. Die Temperatur war allgemein eine für die Jahreszeit niedrige, das Thermometer sank in München und Bremen bis unter 4 Gr. Celsius Graden Celsius unter der normalen. haee in Folge von elektrischen Entladungen, waren häufig und viel⸗ ach sehr ergiebig. Der bei Wochenbeginn niedrige Druck der Luft nahm zwar unter wiederholten starken Schwankungen zu, zeigte je⸗ doch erst zu Ende. der Woche ausgesprochene Neigung zum Steigen. Die Sterblichkeit hat in den meisten größeren Städten Europas in der Berichtswoche abgenommen, nur in einer größeren

letzten Tagen der Woche und Heiligenstadt nördliche

südöstliche Luftströmungen

und blieb an allen Stationen bis zu mehreren Niederschläge, auch Schlossen,

Zahl süddeutscher Sädte (Stuttgart, Straßburg, Wiesbaden, Augs⸗ 1

burg) sowie in Breslau, Magdeburg, nahm die

keitsverhältnißzahl für die deutschen Städte sank auf 26,5 (von 28,1 der

Altona, Elberfeld, Barmen

Sterblichkeit erheblich zu. Die allgemeine Sterblich⸗

Vorwoche) pro Mille und Jahr berechnet. Insbesondere war sowohl die Theilnahme des Säuglingsalters als das der höheren Altersklasse

(über 60 Jahr) eine verminderte.

Jahr 104 Kinder unter 1 Jahr gegen 109 der Vorwoche (in Berlin 170 gegen 179). Unter den Todesursachen zeigten Darmkatarrhe

Von 10 000 Lebenden starben pro

und Brechdurchfälle der Kinder im Allgemeinen eine Abnahme, doch

ist die Zahl der durch sie hervorgerufenen Todesfälle besonders in Berlin, München, Breslau, Stuttgart, Nürnberg, Augsburg, Magde⸗ burg, Halle, Straßburg, Wien, Prag, Triest,

3 Paris, London, Warschau, St. Petersburg, Odessa, Bukarest u. a. eine größere. Von

den Infektionskrankheiten zeigten nur typhöse Fieber eine nennens⸗

werthe Abnahme, in Königsberg, Paris und Turin stieg die Zahl

derselben. Auch Sterbefälle an Flecktyphus wurden allgemein seltener.

Aus deutschen Städten kam kein einziger, aus Wien und Valencia je 1, aus Granada 2, aus Malaga 4, aus St. Petersburg 8 Todesfälle

zur Meldung. Masern traten in Breslau, Berlin, Paris und London

seltener, in München, Hamburg, Hagen, Darmstadt, Amsterdam und Turin häufiger als Todesursache auf. Todesfälle an Scharlach⸗ fieber waren in Posen, Dresden, Frankfurt a. O., Karlsruhe, Wiesbaden gesteigert, in Berlin, Barmen, Elberfeld, Wien ver⸗

mindert, oder in gleicher Höhe wie in der Vorwoche Diphtherie

zeigte in Königsberg, Elbing, Tilsit, Posen, Hamburg eine Zunahme

der Sterbefälle, auch in Regensburg, München, Magdeburg, Spandau,

Dessau, Zeitz, Hannover, Todesfälle an Diphtherie nicht selten, in Berlin, Dresden, Breslau, Elberfeld, Wien, Paris haben Sterbefälle an Croup und Diphtherie abgenommen. Der Kcuchhusten wurde in Leipzig, Braunschweig, Köln, Krefeld, Neuß, Hanau, London noch immer oft Todesveran⸗ lassung. Pockentodesfälle kamen aus deutschen Städten 8 zur An⸗ zeige. Davon entfallen 2 auf Beuthen, je 1 auf Flensburg, burg, Köln, Essen, Koblenz, Straßburg. die Zahl der Opfer an Pocken in Wien, Prag, St. Petersburg, Warschau, zugenommen in London, Paris, Aus Alexandrien werden 2, aus Granada 1 Todesfall an Pocken gemeldet. Sehr heftig herrschten im Mai die Pocken in Eincinati, und im April in Madrid.

Stuttgart, 26. Juni. (St. A. f. W.) Vorläufiges Ergebniß vom

der Erhebung 5. Juni 1882:

einer allgemeinen Berufsstatistik

Ortsanwesende: 2 116 958 Personen Vorübergehend Anwesende: 2 086 6“ EI1I111“ Vorübergehend Abwesende: 2 666 Ortsangehörige: 117 538.

(ohne Kinder) (ohne Kinder)

Altona, Wiesbaden, Darmstadt waren

Ham⸗

Etwas abgenommen hat

Brüssel, Birmingham.

Am 1. Dezember 1880 betrug die Zahl der Ortsanwesenden

117 303, der Ortsangehörigen 116 455 Personen. der Stand der Ortsanwesenden um 345 Personen vermindert, der⸗ jenige der Ortsangehörigen um 1083 Personen vermehrt. ist hierbei zu beachten, das

Frage nach dem landwirthschaftlichen Betrieb haben bejaht. Gewerbekarten wurden 5240 Stück ausgefertigt. Kunst, Wissenschaft und Literatur. Urkundenlehre. Katechismus der Diplomatik, Laläographie, Chronologie u. Sphragistik. Lriedrich Leist. Mit fünf Tafeln Abbildungen. Orig.⸗Einband 4 der J. J. Weberschen Illustrirten „Es giebt vielleicht kaum eine andere

schaften eingetreten wäre als die Diplomatik.“ vorangesetzt. Und in der That selbst der Gebildeten eine terra incognita war. Jahrhunderte hindurch

waren die Archive mit peinlicher Sorgfalt gegen alle Welt abgeschlossen, und erst die Neuzeit brachte hierin eine wesentliche Wandlung.

Seit der von Fürsten und Herren nunmehr fast überall mit großer

Liberalität gestatieicn Fröffnung der Archive ist ihr Inhalt zum nutz⸗ bringenden Gemeingut der Wissenschaft geworden. Kritik vor Allem betrat damit nach jeder Richtung ein neues Feld von gewaltiger Ausdehnung; vorzugsweise aber gewannen die speziell das Urkundenwesen als Hülfswissenschaften umfassenden Dis⸗ ziplinen: die Diplomatik, Paläographie, Sphragistik und Chronologie eine ungeahnte Entwickelung und Ausbildung.

In 5. epochemachenden Werken haben namhafte Gelehrte in neuerer 8.

Jahrhunderts, und ferner sind sie bei all ihrer bis heute bewahrten Trefflichkeit und Brauchbarkeit immerhin schwer zu erlangen, da sie den Antiquariatsbuchhandel in Bibliotheken zu finden

entweder in den oder nur

daß der Verf. prätendirte, die Lücke vollständig damit ausfüllen zu wollen. Einstweilen ist jedoch der Versuch, zum Studiums aus den vielfach zerstreuten Uierarischen älteren Werken unter gleichzeitiger Beachtung der Resultate der neueren Forschung ein moͤglichst svstematisches Ganze herzustellen, mit Dank anzuerkennen. Der Stoff vertheilt sich wie folgt. Nach einer historischen Ein⸗ leitung wird der Begriff, die Aufgabe und der Umfang der Ürkunden⸗ lehre, das Verhältniß und die Stellung der Urkundenwissenschaft zu

dem allgemeinen Wissensgebiet charakterisirt, und dann das System der Urkundenlehre aufgestellt. Im 5. Abschnitt beginnt sodann die prak-

tische Anleitung selbst mit der Schilderung der äußeren Merkmale der Urkunden (Schriftwesen, äußere Form, synonyme Bezeichnungen, Urkundenschrift), und im 6. werden sodann die inneren

Es hat sich somit

Uebrigens 1 im 1. Dezember 1880 auch die vor⸗ übergehend an⸗ und abwesenden Kinder mitgezählt wurden. Die

1853 Personen

Von Dr. Preis in eleg. Leipzig. Verlag von J. J. Weber. (Nr. 106 Katechismen.) Wissenschaft, die so auf ein⸗ mal und ohne daß vorher nur ihr Name gehört worden, so weit voll⸗ endet und so reichlich ausgestattet in die Reihe der übrigen Wissen⸗

Diese Worte aus dem bekannten Schönemannschen Werke hat der Verf. seiner Arbeit liegt die Zeit noch nicht allzufern hinter uns, da das Urkunden⸗ und Archivwesen für einen großen Theil

Die historische

in ne eit diese Wissenezweige behandelt, jedoch stammen die jüngsten Lehrbücher, die dem Anfänger als Wegweiser dienen könnten, einmal bereits aus dem Ende des vorigen oder dem Anfang dieses

zurück⸗ ir ie 3 sind. Es be⸗ and daher thatsächlich das Bedürfniß nach einer systematischen Zusammenstellung der Hauptgrundsätze der Urkundenlehre und ihrer einzelnen Erscheinungen, welche das vorliegende Werkchen bietet, ohne

weck des Urkunden-

Merkmale

besprochen (Urkundensprache und ⸗Formulare, Zeitangabe, Siegel ꝛc.) 2

Die dem Katechismus beigegebenen 5 Tafeln enthalten in getreuem acsimile: Chrismen vom 5. bis 14. Jahrhundert, monogrammatische

Urkunden⸗Unterschriften vom 6. bis 12. Jahrhundert, Recognittons⸗ zeichen der Kanzler in den Kaiserurkunden, vom 7. bis 11. Jahrhun⸗ dert und Anfangsworte, Signum⸗

Kaiserurkunden, vom 7. bis 12. Jahrhundert. Der Katechismus

ist wie alle früheren in Druck, Papier und Einband elegant aus- gestattet.

und Recognitionszeilen aus den