f. für die Prüfung der Angabe des Entflam⸗
mungspunktes mit durchschnittlich 3 verschiedenen
einer zweiten Petroleumsorte zu je 40 ℳ
gung geiner Kontrollehre und zwar: für die Lieferung derselben.... für die Prüfung und Beglaubigung.
heeb,; g. für die Lieferung, Prüfung und Beglaubi⸗ 1b b
1“X“
h. für die Ausführung der sämmtlichen Stempelungen ind Verzeichnungen (mit Ausschluß der Aufbringung der
Marke nach §. 5 1). — und zwar:
für die Stempelung des Thermometers ta 0,15 ℳ
8
für die Stempelung des Thermometers ti 0,15 .„S
für die Stempelung des Triebwerks und
seiner Verbindungen mit dem Prober „0,20 „
für alle übrigen Stempelungen und Ver⸗ zeichnungen zusammen
9
2) für die etwaige Nachholung der nach §. 51 erfor⸗ derlichen, im Allgemeinen dem Verfertiger obliegenden Mar⸗ kirungen der Zusammengehörigkeit aller einzelnen abnehm⸗
baren Theile des Probers.
3) für die Prüfung und Beglaubigung eines beigegebenen
Metallbarometers und zwar: a. für die Prüfung “ b. für die Beglaubigung .
0,90 ℳ
“ 4) für die Verabfolgung einer gestempelten Umrech⸗
ungstabelle mit Gebrauchsanweisung. Berlin, den 21. Juli 1882. 8 Der Reichskanzler. In Vertretung: Eck.
Königreich Preußen.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Premier⸗Lieutenant à la suite des 3. Hessischen In⸗ fanterie⸗Regiments Nr. 83, kommandirt zum Kadetten⸗Corps, Arthur Heinrich Ernst Stern, unter dem Namen Stern und Walther von Monbary in den Adelstand
zu erheben.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät der Universität Bonn Dr. Clemens Schlüter zum ordentlichen Professor derselben Fakultät zu ernennen.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ üind
Medizinal⸗Angelegenheiten.
Der bisherige Gymnasiallehrer und kommissarische Kreis⸗
Schulinspektor Dr. Laurentius Cyranka zum Kreis⸗Schulinspektor ernannt worden.
Königliche Bibliothek.
in Schwetz ist
In der nächsten Woche vom 31. Juli bis 5. August d. Is. findet nach §. 37 des gedruckten Auszuges aus der Bibliothek⸗ ordnung die allgemeine Zurücklieferung aller aus der König⸗
lichen Bibliothek entliehenen Bücher statt.
Es werden daher
alle Diejenigen, welche Bücher der Königlichen Bibliothek in .5— haben, hierdurch aufgefordert, solche während dieser eit in den Vormittagsstunden zwischen 9 und 1 Uhr gegen
die darüber ausgestellten Empfangscheine zurückzu
liefern.
Die Zurücknahme der Bücher erfolgt nach alphabetischer
Ordnung der Namen der Entleiher: von A.— H. am Montag und Dienstag,
„ J.— R. am Mittwoch und Donnerstag,
„ S.— Z. am Freitag und Sonnabend. Berlin C., den 24. Juli 1882.
Der Königliche Geheime Regierungs⸗Rath und
Ober⸗Bibliothekar. Lepsius.
„Abgereist: Se. Excellenz der Staats⸗YP Minister für Landwirthschaft, Domänen 1 Dr. Lucius nach Westfalen und der Rheinprov
inister und ind Forsten inz.
Vorlesungen und Uebungen
für das landwirthschaftliche Studium an lichen Universität zu Breslau im Wintersem
der König⸗ ester 1882/83.
Das Semester beginnt am 16. Oktober 1882. Entsprechender Auszug aus dem neuen Vorlesungsverzeichniß der
Universität:
A. Landwirthschaftslehre und auf die Landwirthschaft angewandte
Wissenschaften.
„Pprofessor Dr. W. Funke: Wirthschaftslehre des Landbaues (land⸗ wirthschaftliche Betriebslehre); allgemeine Thierproduktionslehre; land⸗ wirthschaftliches Kolloquium. — Professor Dr. ePau8 Allgemeine
Ackerbaulehre; Chemie rofessor Dr. Weiske: Thierchemie; über ütterungsversuche; praktische Anleitung zur nalyse. — Professor Dr. Metzdorf:
der Pflanzenernährung;
natomie
ollkunde. —
landwirthschaftliche agrikulturchemischen
und Physio⸗
logie der Hausthiere; über die Seuchenkrankheiten der Thiere mit Rücksicht auf die der Menschen; veterinärwissenschaftliche und klinische Demonstrationen; Arbeiten im Laboratorium des Veterinär⸗Instituts.
— Professor Dr. Friedländer: Spiritus⸗ und Zuckerfab nologie der Brennmaterialien; praktische Uebungen im l
rikation; Tech⸗ andwirthschaft⸗
lich⸗technologischen Laboratorium. — Königlicher Forstmeister von
Varendorff: Einleitung in die Forftwirthschaftolehte — Königlicher Regierungs⸗ und 2
tigung landwirthschaftlicher Interessen. — Dr. schaftsrecht. 1 B. Grundwissenschaften.
und Waldbau.
aurath Beyer: landwirthschaftliche Baukunde. — Dr. Pescpb: Entomologie mit besonderer
erücksich⸗
osin: Landwirth⸗
Professor Dr. Meyver: Erperimentalphvsik; Uebungen im phyvsi⸗
kalischen fessor Dr. Th. Weber und Dr. Auerbach. —
zeobachten und Experimentiren, in Gemeinschaft mit Pro⸗ Professor Dr. Partsch:
allgemeine Klimatologie. — Professor Dr. Löwig: anor anische Expe⸗
rimentalchemie; analptische Chemie; Arbeiten im torium. — Professor Dr. Poleck: organische Experim
rofessor Dr. Liebisch: Mineralogie; mineralogische
rofessor Dr. Römer: Geologie; ammlungen des mineralogischen ber die und Phpsiologie der Pflanzen, mit mikro geographie und Deutschlands phanerogamische Flora, geographischen Verhältnissen betrachtet; die kryptogami mit mikroskopischen Demonstrationen; Leitung mikro siologischer und deskriptiver Arbeiten. — Prosefsor
emischen Labora⸗
entalchemie. — Uebungen. —
nleitung zum Studium der Lehr⸗
b Museums. — Professor Dr. Körber: arwinsche Theorie. — visfesse Dr. Göppert: Anatomie kopischem Kursus; Pflanzen⸗
nach pflanzen⸗ chen Gewächse, kopischer, phy⸗ Dr. Ferdinand
hat d
8 ““
Cohn: Pflanzenanatomie, verbunden mit einem mikroskopischen Kur⸗ sus; die gesammte Kryptogamenkunde, mit mikroskopischen Demon⸗ botanisches Kolloquium; Arbeiten im pflanzenphysiologi⸗ chen Institut. — Professor Dr. Schneider: Zoologie und vergleichende Anatomie; zoologisches Kolloquium. — Professor Dr. v. Miaskowski: erster (allgemeiner) Theil der Volkswirthschaftslehre; zweiter (spe⸗ zieller) Theil der Volkswirthschaftslehre (Agrar⸗, Gewerbe⸗, Münz⸗, Armen⸗ und Sozialpolitik); staatswissenschaftliche Uebungen. — Pro⸗ fessor Dr. Freiherr v. Stengel: die Verwaltungsorganisation Preußens nach den neueren Reformgesetzen.
Bezüglich allgemein bildender Vorlesungen aus den Gebieten der Mathematik, Philosophie, Geschichte, Literaturgeschichte ꝛc., sowie be⸗ züglich mehrerer, für die Studirenden aller Fakultäten bestimmten Vorträge aus der Lehre von der öffentlichen Gesundheitspflege, sowie endlich bezüglich des Unterrichts in der französischen, englischen und polnischen Sprache und in schönen Künsten, wird auf das eben ver⸗ öffentlichte Gesammtvorlesungsverzeichniß der Universität verwiesen.
Weitere Auskunft über die Verhältnisse des landwirthschaftlichen Studiums an der Königlichen Universität ertheilt gern der Unter⸗ zeichnete, insbesondere durch unentgeltliche Uebersendung einer kleinen, diese Verhältnisse darlegenden Druckschrift.
Breslau, im Juli 1882.
Dr. Walter Funke, “ ordentl. Professor in der philosoph. Fakultät und Direktor des land⸗ wirthschaftlichen Instituts der Universität.
Vorlesungen
an der Königlichen Thierarzneischule in Hannover. Wintersemester 1882/83.
Beginn: 2. Oktober 1882.
Direktor Professor Dr. Dammann: Encyclopädie und Methodo⸗ logie der Thierheilkunde; Spezielle Chirurgie; Gerichtliche Thier⸗ II Uebungen im Anfertigen von schriftlichen Gutachten und
erichten.
Professor Begemann: Anorganische Chemie; Pharmacognosie; Pharmaceutische Uebungen.
Professor Dr. Harms: Exterieur des Pferdes und der übrigen Arbeitsthiere; Thierzuchtlehre und Gestütskunde; Operationsübungen; Ambulatorische Klinik.
Professor Dr. Lustig: Spezielle Pathologie und Therapie; Pro⸗ pädeutische Klinik; Spitalklinik für größere Hausthiere.
Professor Dr. Rabe: Spoezielle pathologische Anatomie; patho⸗ logisch⸗histologischer Kursus; pathologisch⸗anatomische Uebungen und Ob⸗duktionen; Spitalklinik für kleine Hausthiere.
Lehrer Tereg: Anatomie der Hausthiere; Physiologie II.; anato⸗ mische Uebungen.
Professor Dr. Heß: Zoologie.
Dr. Ehrlenholtz: Physik. 5
Lehrer Geiß: Theorie des Hufbeschlages.
Repetitor Dr. Arnold: Phvysikalische und chemische Repetitorien.
“ Schneidemühl: Anatomische und physiologische Re⸗ petitorien.
Zur Aufnahme als Studirender ist der Nachweis der Reife für die Prima eines Gymnasiums oder einer Realschule I. Ordnung, bei welcher das Latein obligatorischer Unterrichtsgegenstand ist, oder einer durch die zuständige Centralbehörde als gleichstehend anerkannten höheren Lehranstalt erforderlich.
Ausländer und Hospitanten können auch mit geringeren Vor⸗ kenntnissen aufgenommen werden, wenn sie die Zulassung zu den thier⸗ ärztlichen Prüfungen in Deutschland nicht beanspruchen.
Nähere Auskunft ertheilt “ . die Direktion der Königlichen Thierarzneischule.
Dr. Dammann.
8
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 25. Juli. Ihre Majestät
die Kaiserin und Königin reist heute nach Homburg
vor der Höhe. — Den Kammerherrndienst bei Ihrer Majestät er Königliche Kammerherr Graf Matuschka übe
Se. Majestät der König haben mittels Aller⸗ höchster Kabinets⸗Ordre vom 29. v. M. zu bestimmen geruht, daß das 2. Badische Dragoner⸗Regiment Nr. 21 den Namen seines verewigten Chefs, des Markgrafen Maxi⸗ milian von Baden, Großherzogliche Hoheit, nicht weiter zu führen hat.
— Der Bundesrath hat in seiner 5. Juli d. J. folgende Beschlüsse gefaßt: 1) Konfiskate aus Zollprozessen dürfen nur dann in den freien Ver⸗ kehr gesetzt werden, wenn durch den Verkauf derselben der volle tarifmäßige Eingangszoll zur Verrechnung gelangt. 2) Der Absatz 2 in §. 40 des durch Beschluß des Bundes⸗ raths vom 20. Dezember 1869 festgestellten Niederlage⸗ Regulativs erhält folgende Fassung: „Bleibt in solchen Fällen beim öffentlichen Verkauf der Waaren das Meistgebot nach Abzug der Kosten hinter dem Betrage des Eingangs⸗ zolls zurück, so ist in der Regel der Zuschlag zu versagen. Ausnahmen hiervon können von der Direktivbehörde nur dann zugelassen werden, wenn der Ausfall an Zollgefällen 10 Proz. nicht übersteigt.“ 3) Für die in §. 157 des Vereins⸗ zollgesetzes bezeichneten Gegenstände ist die Bestimmung unter Ziffer 2 ebenfalls maßgebend.
— Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 5. Juli d. J. beschlossen, daß als Spielkarten im Sinne des Ge⸗ setzes vom 3. Juli 1878 solche Karten anzusehen sind, mit welchen irgend eines der gewöhnlichen Kartenspiele gespielt werden kann.
— Der Kaiserliche Botschafter am Königlich großbritan⸗ nischen Hofe, Graf zu Münster, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von London fungirt als interimistischer Geschäftsträger der Legations⸗Rath Stumm.
— Der General⸗Lieutenant von Bülow, General⸗ Inspecteur der Artillerie, hat sich zur Besichtigung der Feld⸗ Artillerie⸗Regimenter des XIV., VII. und IV. Armee⸗Corps auf Dienstreisen begeben.
— Der General⸗Lieutenant Dieterich, Inspecteur der 2. Ingenieur⸗Inspektion, ist von Dienstreisen, und der General⸗Lieutenant Bronsart von Schellendorff, Commandeur der 2. Garde⸗Infanterie⸗Division, von Urlaub hier wieder eingetroffen.
— Zum Studium der deutschen Post⸗ und Telegrapheneinrichtungen waren in der letzten Woche wei höhere Beamte der indischen Telegraphenverwaltung, die
erren Leppoc Cappel und Boteler hier anwesend.
Sitzung vom
—, S. M. S. „Moltke“, z. S. Pirner, ist am 23. Juli d. J. von Montevideo nach Süd⸗Georgien in See gegangen.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 21. Juli. (Els.⸗ Lothr. Ztg.) Auf Ersuchen der Senate der freien und Hanse⸗ städte Hamburg, Lübeck und Bremen ist durch Ver⸗ fügung des Ministeriums vom 6. Juli d. Js. die Kommission zur Vornahme der ersten juristischen Prüfung in Colmar angewiesen worden, sich der Prüfung derjenigen Rechtskandidaten aus Hamburg, Lübeck und Bremen zu unter⸗ ziehen, welche dieselbe, unter Vorlegung des ihnen von dem
Senat ihrer Heimathstadt ertheilten Zulassungsbescheides, be⸗ antragen.
Großbritannien und Irland. London, 24 Juli. (W. T. B.) Im Oberhause gab der Staatssekretär des Auswärtigen, Lord Granville, einen historischen Ueber⸗ blick über die Ereignisse in Egypten und erklärte hierbei, die Entsendung der Flotte habe Tausenden von Euro⸗ päern und wahrscheinlich auch dem Khedive das Leben ge⸗ rettet. Eine frühere Entsendung von Truppen wäre wahr⸗ scheinlich Seitens der anderen Mächte als eine feindselige Demonstration angesehen worden. Die Regierung habe mit Befriedigung die Nachricht entgegengenommen, daß die Pforte die Konferenz beschicke, sie sei jedoch noch ohne Information darüber, ob der Sultan Truppen zu entsenden beabsichtige. Frankreich, das sich in vollem Einvernehmen mit England befinde, werde die Sorge für die Sicherheit des Suezkanals übernehmen; Italien werde sich hoffentlich anschließen. Was den Vormarsch in das Innere von Egypten angehe, so stehe noch nicht fest, ob Frankreich an einer solchen Bewegung theilnehmen werde oder nicht. Die öffentliche Meinung Europas sei der Aktion Englands günstig, deren Ziel die Aufrechterhaltung der Autorität des Khedive und eine weise Entwickelung der Freiheit des egypti⸗ schen Volkes, sobald es von der jetzigen militärischen Tyrannei befreit sei, bilde. (Beifall.) Der Marquis von Salisbury billigte das jetzige Vorgehen Englands.
Im Unterhause erwiderte Unter⸗Staatssekretär Dilke auf eine Anfrage Bourke's, der Vorschlag, welchen der Bot⸗ schafter Graf Corti in der Konferenzsitzung vom 27. Juni ge⸗ macht, daß nämlich während der Dauer der Konf erenz die Mächte von isolirten Unternehmungen in Egypten abstehen sollten, sei mit dem Vorbehalte der force majeure, wie der Nothwendigkeit des Schutzes der Person und des Eigenthums der respektiven Staatsangehörigen angenommen worden. In der folgenden Sitzung vom 30. Juni habe dann Lord Dufferin deutlich erklärt, die englische Regierung werde jeden Angriff auf den Suezkanal, sowie jede plötzliche Veränderung oder Katastrophe, die Englands spezielle Interessen bedrohe, als unter den Begriff der force majeure fallend ansehen. Hinsichtlich dieser Erklärung sei auf der Konferenz keine Erwägung gemacht worden. Dem Deoputirten Bartlett entgegnete Dilke, er glaube, die im Innern Egyptens wohnenden Europäer seien ermordet worden. Die in Port Said lebenden Europäer seien nicht der Gnade der egyptischen Truppen oder der Araber preisgegeben, sondern könnten durch die französischen und englischen Streitkräfte in Port Said geschützt werden. — Fitzmaurice gegenüber erklärte Dilke, die Regierung habe keine positive Mitthei⸗ lung bezüglich der Bildung des neuen Ministeriums in Bulgarien, es sei aber wahrscheinlich, daß die im bul⸗ garischen Kabinet befindlichen russischen Offiziere nicht beab⸗ sichtigen, isolirte Vorstellungen zu Gunsten Zancoffs zu machen, da ein solcher Schritt in Uebereinstimmung mit den Unter⸗ zeichnern des Berliner Vertrages geschehen sollte. — Im Fort⸗ gange der Sitzung begründete der Premier Gladstone die beantragte Kreditforderung und theilte mit, er wolle das Geld durch eine Erhöhung der Einkommensteuer um 3 d. per Pfund für das letzte Halbjahr aufbringen. Die Er⸗ höhung würde demnach 1 ½ Penny per annum betragen. Bei der Begründung der Kreditforderung bemerkte Gladstone, daß dem Hause morgen in einer Botschaft der Königin werde mitgetheilt werden, daß ein Nothfall bestehe und daß England einer Vermehrung seines Heeres bedürfe. „Wir haben uns nicht einmischen wollen in die legitime Autorität des Sultans und haben niemals einen Kreuzzug gegen die Türkei gepredigt, wir haben gewünscht, die Souveränetät des Sultans innerhalb der Grenzen des loyalen Rechtes aufrecht zu erhalten, wir haben versucht, die Empfindlichkeiten des Sultans möglichst zu beruhigen. Unseres Erachtens hat aber der Sultan die Gelegenheit zur Intervention verpaßt. Angesichts der Zustände in Egyp⸗ ten ist nicht zu hoffen, daß eine Abhülfe von der militärischen Macht des Sultans kommen kann oder kommen wird. Wir haben zunächst die vereinte Autorität Europas gewünscht, haben indeß ebenfalls nur ein negatives Resultat erlangt. Während die Mächte nicht bereit sind, sich unmittelbar an einer militärischen Aktion zu betheiligen oder gewissen Mäch⸗ ten ein Mandat zu ertheilen, besitzen wir jedoch die moralische Zustimmung Europas. Selbstverständlich haben wir in der Frage in sehr speziellem Grade nach Frankreich geblickt, seine Zustimmung übersteigt eine blos moralische Zustimmung. Frankreich ist bereit, mit uns die Sicherheit und den freien Verkehr auf dem Suezkanal zu verbürgen. Wir haben keinen Grund, zu glauben, daß Frankreich weiter gehen werde. In⸗ deß ist die Vertheidigung des Suezkanals jetzt nicht mehr ge⸗ nüͤgend und wir würden noch immer die Mitwirkung Europas wünschen, nicht nur um die Last Englands zu erleichtern und seine Aktion zu stärken, sondern auch um dieser Aktion jeden selbstsüchtigen aggressiven Charakter zu nehmen. Ge⸗ lingt es nicht, eine Kooperation zu erlangen, so werden wir nicht davor zurückschrecken, unserer Pflicht allein gerecht zu werden“. (Beifall.) Schließlich gab Gladstone der Ueber⸗ zeugung Ausdruck, daß die Aktion Englands die Sanktion der
Mächte erhalten werde, sowie der Hoffnung, daß die Unter⸗
drückung der militärischen Tyrannei in Egypten gelinge. England werde dann und wie er wünsche Fecht bald 23 Lösung der egyptischen Frage fordern, die basirt sei auf der Aufrechterhaltung der internationalen Rechte und der Unter⸗ stützung des Khedives. — F7 kündigte an, er werde morgen beantragen, daß die Kosten für die Verwendung indischer Truppen außerhalb Indiens aus den Revenuen Ind diens bestritten werden sollen. — Die Debatte wurde schließ⸗ lich auf morgen vertagt. b
— Der zum Generalstabschef für das englische Expe⸗ ditionscorps nach Egypten ernannte General⸗Lieutenant Adye reist heute Abend nach Paris, um mit den französischen Mi⸗
litärbehörden den Plan einer gemeinsamen Expedition nach
16 Geschüͤtze, Komdt. Kapt.
18
ZZZX“*“ 8 “ Egypten zu 22 — Der zum Botschafter Rußlands in 8
Wien ernannte Fürst Lobanoff ist heute früh nach dem Kontinente abgereist. — 25. Juli. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ läßt sich aus Alexandrien von gestern telegraphiren, dem Khedive sei die Anzeige zugegangen, daß herumstreifendes Volk aus Alexandrien, bereit, zu brennen und zu plündern, nach Kairo gegangen sei; in Kairo herrschten große Befürchtungen. Von den englischen Behörden sei die türkische Telegraphenverbin⸗ dung von Egypten nach Stambul aufgehoben worden. — Die „Daily News“ erfährt, die Konferenz beschäftige sich mit dem Vorschlage, den Sultan aufzufordern, Arabi Pascha durch eine Proklamation als Rebellen zu erklären. — Demselben Blatte wird aus Alexandrien gemeldet, der eng⸗ lische Vertreter habe den Khedive davon verständigt, daß England das gegenwärtige egyptische Ministerium anerkenne, der Khedive möge möglichst schnell einen neuen Kriegs⸗Minister an Stelle Arabi Paschas ernennen.
Frankreich. Paris, 24. Juli. (W. T. B.) In der Deputirtenkammer brachte der Marine⸗Minister Jauré⸗ guiberry die Vorlage, betreffend die Bewilligung eines Kre⸗ dites von 9 ½ Millionen Frecs. für die militärischen Präventivmaßnahmen zum Schutze des Suezkanals ein. Nach einer von Lesseps eingegangenen Depesche hätte Arabi Pascha erklärt, daß er die Neutralität des Suezkanals respektiren werde. — Die „Agence Havas“ erfährt, die Re⸗ gierung werde zur Zeit nach Egypten nur 5000 — 6000 Mann Marine infanterie zum Schutze des Suezkanals schicken.
Italien. Rom, 25. Juli. (W. T. B.) Der ‚Diritto“
bespricht die durch die Besetzung des Suezkanals Seitens
Englands und Frankreichs geschaffene Situation und sagt, Italien werde wie die anderen Mächte die Westmächte auf ihre Gefahr hin gewähren lassen. Es sei erfreulich, daß Italien sich auf diese mißliche Angelegenheit nicht eingelassen habe. Italien gebe ein glänzendes Beispiel politischer Loyalität, indem es der Gruppe jener Mächte treu bleibe, an die es sich angeschlossen, und welche ohne Zweifel im passenden Zeitpunkte diesem seinem Verhalten Rechnung tragen würden.
Türkei. Konstantinopel, 25 Juli. (W. T. B) Gestern Abend fand in Therapia unter dem Vorsitze Said Vaschas eine Sitzung der Konferenz seatt, bei welcher neben Said Pascha auch Assim Pascha als Delegirter der Pforte fungirte. Die nächste Sitzung soll am Mittwoch stattfinden. — Die 42 wegen Verschwörung gegen Arabi Pascha aus Egypten ausgewiesenen tscherkessischen Offiziere werden mit Erlaubniß des Sultans sich sofort zum Khedive nach Alexandrien begeben.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 25. Juli. (W. T. B.) General⸗Lieutenant Petruschewski, bisher Commandeur der 14. Infanterie⸗Division, ist an Stelle Skobeleffs zum kommandirenden General des IV. Armee⸗Corps
ernannt worden.
Afrika. Egypten. Alexandrien, 24. Juli, Mittags. (W. T. B.) Heute Morgen gingen englische Jäger von hier ab, um Ramleh zu besetzen, dieselben sind augenblicklich mit dem Feinde engagirt, ein Regiment Infanterie rückt zur Unterstützung der Jäger aus. — Der größte Theil von Arabi Paschas Infanterie soll bei Damiette konzentrirt sein, die bei Kafrdowar postirten egyptischen Truppen sollen vor⸗ wiegend aus Kavallerie und Artillerie bestehen. Arabi Pascha hat eine neue Aushebung angeordnet.
— Nachmittags 3 Uhr 40 Minuten. Die englischen Truppen haben heute Morgen Ramleh besetzt. Bei dem Zusammentreffen mit dem Feinde fanden keine Verlust statt.
Zeitungsstimmen.
In der „Berliner Börsen⸗Zeitung“ lesen wir:
In den letzten Wochen haben Veröffentlichungen aus den Akten
des Geheimen Staatsarchivs über „Preußen im Bundestage“, welche vorzugsweise Schriftstücke des damaligen Preußischen Bundestags⸗ Gesandten Herrn von Bismarck enthalten, verdientes Auffehen erregt. Besonders hat es sich die liberale Presse nicht nehmen lassen, auf diese Schriftstücke aufmerksam zu machen und der Fülle von Gedan⸗ ken wie der Auffassung des Autors von den damaligen schwebenden Fragen, seiner Charakteristik der damaligen Zustände im Bundes⸗ tag wie den schon zu jener Zeit deutlich hervortretenden Motiven seiner nachherigen roßen Politik Lob zu spenden. Man würde über diese nachträgliche Anerkennung des früher so vielfach mißverstandenen und angefeindeten Bundestagsgesandten aufrichtige und freudige Genugthuung empfinden können, wenn die liberale Presse daraus nur eine gewisse Nutzanwendung ziehen wollte. Dieselbe liegt ganz nahe. Man gesteht ja ein, daß man damals Hrn. von Bis⸗ marck verkannte und daß sein weiteres Wirken in der Geschichte ihm Recht gegeben und ihn glänzend gerechtfertigt hat. Es gehört nur wenig Schlußfolgerung dazu, um sich wenigstens im Stillen zu sagen: „der Mann kann vielleicht heute, wo wir uns auch im Widerspruch mit ihm befinden, gleichfalls Recht haben, und es wäre für uns beschämend, wenn die Geschichte von Neuem wieder erzählen müßte, daß der Liberalismus, durch die Erfahrung nicht klug geworden, sich auf denselben Pfaden des Mißverständnisses und des Irrthums befände, wie früher.“ Eine solche Nutzanwendung mit ihren weiteren Konsequenzen wird aber nicht gemacht, wenigstens nicht öffentlich. Ja, man hat vielmehr schon seit geraumer Zeit sich einen recht bequemen Ausweg aus dieser Art von Zwangslage zurechtgelegt. Man hat sich unseren Reichskanzler in ein Doppelwesen zerlegt, von dem jeder Theil völlig für sich lebt Der eine ver⸗ richtet in der auswärtigen Politik Wunder der Geschichte; der andere plagt in der inneren Politik sich und An⸗ dere mit seltsamen Einfällen. Diese Zweitheilung macht es mög⸗ lich, daß man vor dem einen Bismarck bei jeder das auswärtige Ge⸗ biet streifenden Gelegenheit tiefe Verbeugungen macht und ihn mit Lorbeern bekränzt, während man gegen den andern Bismarck Pfeile abschießt. So hat man denn auch jetzt wieder den „weitblickenden“, „genialen“ auswärtigen Bismarck rühmen können; um so ungenirter kann man gegen den inneren Bismarck vorgehen, in Ver leich zu welchem ja die alten Parlamentarier Alles besser verstehen. Ein jeder Mensch hat doch wohl Anspruch darauf, als ein cinheitliches Ganzes genommen zu werden, und jedem Menschen wird dieser Anspruch er⸗ füllt. Nur dem Reichskanzler gegenüber macht man eine Ausnahme. Was den Parteien jetzt verborgen bleibt, oder aus Parteirücksichten nicht anerkannt wird, das wird aber wohl die Geschichte Allen klar machen, daß nämlich seine auswärtige und innere Politik sich tief durchdringen und nur die beiden sich ergänzenden und ohne einander nicht möglichen Hälften eines einheitlichen nzen sind. Seine auswärtige Politik hatte und hat die starkung Deutschlands auf nationalen monarchischen Grundlagen zum Ziel, seine innere Politik will diese Grundlagen sicher stellen, um Deutschland auch nach außen hin in politischer, sozialer und wirth⸗ schaftlicher Beziehung groß und mächtig zu machen. Wo beginnt die innere Politik? Wo hört die auswärtige Politik auf? Ist denn nicht auch die Zollpolitik ein Theil der letzteren? Aber schon hier beginnen
die 2g22 weil man sie ganz als innere Politik betrachtet, und jetzt, wo ihre Erfolge auch schon offenkundig daliegen, zögert man noch mit dieser Anerkennung und wagt nur erst schüchtern das Bekenntniß, daß „im Großen und Ganzen bis jetzt ein offenbarer Mißerfolg dieser Politik nicht nachzuweisen ist. Doch wollen wir mit diesem zaghaften Eingeständniß nicht allzu scharf ins Gericht gehen, sondern wir wollen hoffen, daß sich hiermit allmählich ein Uebergang zum besseren Verständniß der Ge⸗ sammtpolitik des Kanzlers vorbereite und daß auch noch eine Zeit kommen werde, wo man seine Sozial⸗ und Steuerpolitik nicht mehr losreißt von seiner übrigen Politik, sondern in ihm den Träger einer einheitlichen, echt nationalen Politik erblickt, welcher auf allen Ge⸗ bieten und in allen Zweigen derselben das gleiche Vertrauen verdient.
— — Der Reichstagsabgeordnete Charles Grad veröffentlicht im Mülhmuser „Expreß“ eine längere Rede über die Finanzreform des Reiches. Er sagt darin:
„Es liegt uns sicherlich nicht am Herzen, die deutsche Einheit zu befestigen, aber wer die Frage vom objektiven Gesichtspunkte aus be⸗ trachtet, kann den Werth der Pläne des großen Kanzlers für die Finanzen der Einzelstaaten nicht bestreiten. In Deutschland beträgt jetzt das Ergebniß der Zölle und Verbrauchssteuern auf den Kopf 11, Frs. 50 Cts. gegen 34 Frs. 60. Cts. in Frankreich. Die nach⸗ folgende Aufstellung ergiebt ein Verhältniß von 280 % zwischen den Lasten pro Kopf der Bevölkerung aus den Stempel⸗ und Verbrauchs⸗ steuern in Frankreich und Deutschland.
Jährlicher Auf den Kopf der Bevölkerung Ertrag
der Verbrauchs⸗ Zölle —
und und Ver⸗ Stempel⸗
Stempel⸗ brauchs⸗ Gefälle
steuern steuern
ℳ I ℳ
467 409 028 9,20 1,20 1 579 617 560 ß27,70 14,— 1 090 205 438 24,90 6,70
477 540 000 y12,40 4,30
365 382 600 y12,10 4,30 Rußland . . .. 1 205 095 400 13,10 1,— 14,10 Ver. Staaten. 1 355 229 000% 26,10 0,20 26,30“
— Man berichtet der „Elberfelder Zeitung“ aus Essen unter dem 23. Juli:
Auf allen Gebieten der Montan⸗ und Eisenindustrie herrscht fortgesetzt die lebhafteste Thätigkeit, so daß manche Werke für das nächste Quartal keine Aufträge mehr annehmen können. Verschiedene Etablissements gehen auch dazu über, ihre Produktionsstätten zu er⸗ weitern, um mehr schaffen zu können, was uns aber etwas gewagt erscheint, da dies der beste Weg ist, wieder zu der verhängniß⸗ vollen Ueberproduktion zu gelangen. Der Verein deutscher Gießereien hat die günstige Geschäftslage benutzt und den Preis seiner Produkte um 2 ℳ per 100 kg erhöht. — Leider führen unsere Kohlenzechen den Kampf unter sich mit ungeschwächten Kräften fort, so daß es den Anschein hat, als ob es kaum je wieder zu einer Konvention kommen werde. Die Preise sind im Durchschnitt gegen den vorigen Monat um 3 ℳ gestiegen; der Export nach den Nordseehäfen nimmt, Dank der neuen Fracht⸗ ermäßigung, zu, und die Exportversuche nach Italien haben hoffent⸗ lich einen guten Erfolg, namentlich wenn es gelingt, die italienischen Bahnen dazu zu bewegen, der deutschen Kohle dieselben Frachtvergün⸗ stigungen zu gewähren, wie der englischen. Die Kokereien haben außerordentlich viel zu thun, so daß mehrere Zechen Neuanlagen machen, um mehr produziren zu können.
— Der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ schreibt man aus Lauban, 20. Juli:
Dem Berichte der hiesigen Handelskammer zufolge, welcher die Handels⸗ und Industriezustände unseres Bezirks ziemlich günstig be⸗ spricht, sind die Löhne im Allgemeinen auf demselben Standpunkte geblieben, den sie zu Anfang des Jahres einnahmen; nur in der mechanischen Weberei trat eine Erhöhung ein; die vorhandenen Ar⸗ beitskräfte sind voll beschäftigt gewesen. Nach einer dem Bericht bei⸗ gegebenen Zusammenstellung befinden sich im Bezirk der Kammer 5612 Handwebstühle gegen 5738 im Vorjahre. Die Verringerung um 126 Stühle ist aber nur eine scheinbare und auf den außerordentlich milden Winter zurückzuführen, der zur Zeit der Aufnahme der Weber⸗ statistik noch vielfache Thätigkeit im Freien ermöglichte. Vielmehr er⸗ giebt die Rubrik „Anzahl der Weber“, daß eine Zunahme von 302 Webern stattgefunden, im Ganzen aber 5047 gegen 4745 im Bezirk beschäftigt werden. Mehr und mehr verdtängt die Leinenweberei die Baumwollenindustrie, da die Löhne für Leinen sich höher stellen. Be⸗ merkenswerth ist das Urtheil über den Zolltarif: „Lassen auch die starken Schwankungen der Nachfrage im vergangenen Jahre ein bestimmendes Urtheil bezüglich der Einwirkung des Zoltariss nicht zu, so muß doch konstatirt werden, daß der neue Zolltarif bezüglich der stärkeren Qualitäten (leinene Taschentücher) günstig und betreffs der feineren Qualitäten nicht nachtheilig gewirkt hat.“ Ebenso sagt der Bericht bei der Rubrik „Stückleinen“ bezüg⸗ lich der Einwirkung des Zolltarifs: „Eine theilweise Erhöhung der Arbeitslöhne konnte gegen Schluß des Jahres stattfinden, welche in der Hauptsache den eingeführten Zöllen beigemessen werden muß, durch welche die früher bestebende erdrückende Konkurrenz Böhmens zurückgedrängt worden ist.“
— Die Auasburger „Allgemeine Zeitung“ äußert sich über die Wiederbelebung der Innungen in einer Be⸗ sprechung des Magdeburger Handwerkertages folgendermaßen:
Es ist sehr schlimm, wenn der Innungsgedanke keine weiteren Fortschritte mehr macht oder gar zurückgeht, denn alsdann reduzirt unsere Hoffnung, daß der Handwerkerstand als solcher erhalten und wieder zur Blüthe gebracht werde, sich auf ein Minimum. Dem⸗ gemäß ist es eine allgemeine Kalamität, wenn die Hand⸗ werker sich aus praktischen Bestrebungen heraus in unfrucht⸗ bare Zukunftsträume verlieren und damit auch das noch verlieren oder doch schädigen, was sie bereits haben. Daß es aber so kommen mußte, das ist großentheils auf Rechnung der Animosität zu setzen, mit welcher der doktrinäre Liberalismus der Innungsfrage fortwährend gegenübersteht. Selbst in fortschrittlichen Blättern ist neuerdings anerkannt worden, daß die Innungsbewegung einen berechtigten Kern habe, und ein Nationalliberaler, Hr. Ober⸗ Bürgermeister Miquel, hat sich bedeutende Verdienste um diese Bewegung erworben. Trotzdem hat vielfach selbst der gemäßigte Liberalismus von seiner Abneigung gegen die Innungssache nicht zu lassen vermocht und hat dieselbe dadurch dem entgegengesetzten Extreme in die Arme getrieben.
Deutschland Frankreich England Italien Oesterreich ...
10,40 41,70 31,60 16,70 16,40
Ggentral⸗Blatt der dbgabesi Sesebgebung und Ver⸗
waltung in den Königlich preußischen Stagaten. Nr. 15.— Inhalt: Anzeige der in der Gesetz⸗Sammlung und im Reichs⸗Gesetz⸗ blatte erschienenen Gesetze und Verordnungen. — Allgemeine Ver⸗ waltungsgegenstände: Veränderungen in dem Stande und in den Be⸗ fugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. — Indirekte Steuer: Zoll⸗ freiheit von Booten. — Gesetz wegen Abänderung des Zolltarifgesetzes. — Denaturirung und zollfreie Verabfolgung einer als Olivenöl dekla⸗ rirten Waare. — Erkenntniß des Re⸗ chsgerichts: Im gerichtlichen Strafverfahren wegen cntencebinergedmge hat der Straf⸗ richter über die Frage, ob solche vorliegt, zu entscheiden. — Stempel⸗ Hibet von noch nicht angenommenen Offerten. — Statistik: Auf⸗ tellung von Jahresübersichten über die Zuckerproduktion. — Personal⸗ nachrichten.
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 29. — Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. — Nichtamtliches: Ueber Stadt⸗ Eisenbahnen. — Die Konkurrenz für Entwürfe zum neuen Reichs⸗
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tagsgebäude. IV. — Die Bauten der Triester Ausstellung 1882. — Die Krümmung der Schienen beim Langschmwellen⸗Oberbau in Haupt⸗ bahnstrecken. (Schluß) — Vermischtes: Trockenlegung des Zuyvder⸗ Sees. — Arlbergtunnel. — Bebauungsplan für die Stadt Rom. — Theaterbrände. — Emaillirter Pegel aus Eisenblech. — Der w und Ingenieurverein in Frankfurt a. M. — Bücher⸗ schau.
Neichstags⸗ Angelegenheiten.
Landshut, 24. Juli. (W. T. B.) Bei der im hiesigen 1. Wahlkreise des Regierungsbezirks Niederbayern stattgehabten ander⸗ weiten Reichstagswahl wurden nach den amtlichen Ermittelungen im Ganzen 5469 Stimmen abgegeben, der Rittmeister a. D. Graf von Preysing⸗Lichtenegg⸗Moos (Centrum) wurde mit 5410 Stimmen zum Reichstagsabgeordneten gewählt.
Passau, 24. Juli. (W. T. B.) Bei der im hiesigen 3. Wahl⸗ kreise des Regierungsbezirks Niederbayern stattgehabten anderweiten Reichstagswahl wurden nach den amtlichen Ermittelungen im Ganzen 3540 Stimmen abgegeben Professor Dr. Johann von Dien⸗ dorfer (Centrum) wurde mit 3346 Stimmen zum Reichstags⸗ abgeordneten gewählt.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heits amts ind in der 28. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 36,0, in Breslau 37,6, in Königsberg 34,7, in Köln 28,0, in Frankfurt a. M. 21,2, in Hannover 23,4, in Cassel 16,3, in Magdeburg 34,1, in Stettin 29,2, in Altona 24,3, in Straßburg 27,3, in Metz 20,8, in München 24,5, in Nürnberg 25,1, in Augsburg 23,9, in Dres⸗ den 28,2, in Leipzig 20,1, in Stuttgart 23,1, in Braunschweig 23,6, in Karlsruhe 22,0, in Hamburg 24,7, in Wien 29,8, in Budapest 31,2, in Prag 30,8, in Triest 31,6, in Krakau 18,3x, in Basel 19,6, in Brüssel 23,9, in Paris 20,5, in Amsterdam 23,4, in Kopen⸗ hagen 25,2, in Stockholm 27,7, in Christiania 20,0, in St. Peters⸗ burg 34,8, in Warschau 32,7, in Odessa 44,3, in Bukarest 26,0, in Rom 26,8, in Turin 20,6, in Madrid 41,4, in London 17,3, in Glas⸗ gow 22,3, in Liverpool 21,5, in Dublin 20,5, in Edinburg 15,7, mn Alerandrien (Egypten) 29,7, — Ferner aus früheren Wochen: in New⸗York 27,6, in Philadelphia 20,3, in Chicago 23,3, in St. Louis 21,2, in Cincinnati 29,8, in San Franzisko 20,7, in Kalkutta —, in Bombay 21,3, in Madras —.
Während des größten Theils der Berichtswoche (bis zum 14.) waren an den meisten deutschen Beobachtungsorten westliche und sfüd⸗ westliche Windrichtungen vorherrschend, in welche auch die beim Be⸗ ginn der Woche an den Oststationen herrschenden östlichen, an den Südstationen nordwestlichen Luftströmungen übergingen. Zu Ende der Woche ging der Wind fast allgemein nach Ost und Südost, nur in Karlsruhe blieb Westwind vorwiegend. Die Temperatur der Luft entsprach in Mitteldeutschland der normalen, an den Oststationen überstieg sie dieselbe, an den West⸗ und süddeutschen Stationen er⸗ reichte sie das Monatsmittel nicht. Niederschläge, zum Theil im Gefolge von Gewitterentladungen waren häufig und auch zum Theil recht ergiebig. Der Luftdruck stieg anfangs, nahm aber bald ab, stieg am 13. abermals, zeigte jedoch in den letzten Tagen der Woche allgemein wieder eine langsame Abnahme.
Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren Städte zeigten gegen die vorhergegangene Woche keine wesentliche Veränderung, nur die Städte in den beiden rheinischen Gruppen zeigen mehrfach eine Verminderung der Sterblichkeit. Allgemein gesteigert erscheint in Folge der Zunahme der tödtlich verlaufenden Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder, besonders in deutschen Städten, die Theil⸗ nahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit, während die der höheren Altersklassen abgenommen hat. Von 10 000 Lebenden starben pro Jahr 123 Kinder unter 1 Jahr gegen 114 der Vorwoche (in Berlin 204 gegen 187). — Die allgemeine Sterblichkeitsverhältniß⸗ zahl für die deutschen Städte war nur wenig verändert, 27,1 gegen 27,0 pro Mille und Jahr. .
Unter den Todesursachen waren Darmkatarrhe und Brechdurch⸗ fälle der Kinder in fast allen größeren deutschen und außerdeutschen Städten, namentlich in Breslau, Berlin, Hamburg, Wien, St. Peters⸗ burg vermehrt, in München und Straßburg vermindert. Doch ist auch in dieser Woche die Zahl der gemeldeten Todesfälle weit hinter der der entsprechenden Woche des Vorjahres zurückgeblieben, so daß während im Jahre 1881 in der entsprechenden Woche die Zahl der aus deutschen Städten gemeldeten Sterbefälle 1126 betrug, sie in diesem Jahre nur die Höhe von 800 erreichte. Namentlich ist in Berlin, München und Straßburg die Zahl der Opfer in diesem Jahre gegen das Vorjahr eine bedeutend kleinere. Auch Todesfälle an Ruhr haben abgenommen. — Masern herrschen in Königshütte, Hamburg, Paris, Madrid, Rom. In Amsterdam hat die Epidemie nachgelassen. — Das Scharlachfieber zeigt sich in Plauen und Elberfeld in größerer Ausdehnung; auch in Zwickau, Leipzig, Frankfurt a./O., Merseburg, Offenbach, Wien, Pest, St. Petersburg nahm die Zahl der Todesfälle zu, in Berlin ab. — Diphtherie zeigt in Elbing, Hamburg, Paris, St. Petersburg einen Nachlaß, in Königsberg, Königshütte, München, Dresden, Berlin, Magdeburg, Merseburg eine Zunahme der Sterbefälle. Unterleibs⸗ typhen führten nur in Paris in größerer Zahl zum Tode. Fleck⸗ typhustodesfälle kamen aus deutschen Städten: 31 aus Königs⸗ berg, Danzig. Posen, je 12 in Wien, Pest, Valencia, Murcia, Saragossa in einzelnen Fällen zur Anzeige. — Der Keuchhusten for⸗ derte in Breslau, Posen, Crefeld mehrfach Opfer. — Pocken zeigten in Wien eine Steigerung der Todesfälle, in Pest, Brüssel, Prag, Paris, St. Petersburg, Warschau wurden sie seltener. Aus deutschen Städten kamen 5 Sterbefälle zur Meldung und zwar aus Breslau ?2, aus Beuthen O.⸗S., Köln, Coblenz je 1. Auch aus Valencia und Sara⸗
ossa werden einzelne Fälle gemeldet. Auch kamen in Saragossa, Bültimore und New⸗Orleans zu Ende Juni einzelne Sterbefälle vo Cholera zur Anzeige.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Dem jüngst veröffentlichten Berichte des K. K. österreichischen Ackerbau⸗Ministeriums über die Ernte und den Stand der Saa⸗ ten in Oesterreich um die Mitte Juli 1882 entnehmen wir, daß die Weizenernte in den wärmeren Lagen der mittleren Zone Mitte Juli begonnen hat. In der nördlichen Zone (Böhmen, Mähren,
chlesien, Galizien und Bukowina) hatte der Weizen Mitte Juli in manchen Getreidelagen noch nicht abgeblüht, während im südlichen Mähren bereits der Schnitt begann. Man sieht ziemlich allgemein einer recht guten Weizenernte entgegen (in Görz ist dieselbe sehr gut, in Dalmatien mittelgut ausgefallen). Meistentheils erwartet man von der „Schüttung“ noch mehr als von der Ernte an Stroh. — Der Roggen, dessen Ernte Mitte Juli in der mittleren theils beendet, theils im vollen Zuge war, in der nördlichen eben begann oder demnächst bevorstehend war, verspricht mit Aus⸗ nahme Galiziens, wo wegen der vielen schartigen Aehren nur eine Mittelernte zu erwarten ist, überall gut mittlere und Sebe Ernten von theils guter, theils sehr 8 Qualität. Auch von dieser Frucht verspricht die Schüttung mehr als die Ernte im Stroh, und wird die Qualität noch mehr gelobt als die Quantität. — Die Gerste, deren Entwicklung und Ernte diesmal nicht wie gewöhnlich mit dem Weizen —2— annähernd mehr mit dem Roggen Schritt hält, steht in Bezie ung auf die anzuhoffenden Ernteresultate im Allgemeinen gegen die schon genannten beiden Früchte kaum zurück. Wohl sind 8 die Klagen über Lagerung, welche sonst diese Frucht seltener betreffen, diesmal ziemlich zahlreich, jedoch dürfte dies, da in vielen Fällen durch ungewöhnliche Länge des Strohes verursacht, kaum als ein wesentlicher Nachtheil zu betrachten sein. — Hafer nähert sich in der mittleren Zone sowie im südlichen Mähren schon der