d noch gestern Abend ist an alle betreffenden Kommandanten Geg ordre ergangen. Während nun diese im letzten Augenblick eingestellte und somit gegenstandslos gewordene Bewegung für die Presse einen unerschöpflichen Gesprächsstoff bildete, ist ihrer Aufmerksamkeit ein anderes nicht zu unterschätzendes Ereigniß, das sich soeben in aller Stille an der thessalischen Grenze vollzogen hat und den eigentlichen Schlüssel zur Erklärung jener Truppenbewegung bildet, gänzlich ent⸗ angen. Wie bekannt, ist der Oberkommandirende in Thessalien, Veneral Grivas, mit der militärischen Besetzung sämmtlicher durch die Konvention von Konstantinopel an Griechenland cedirten Gebietstheile betraut worden. Der General begann seine Aufgabe damit, daß er am 13. Mai den nördlichen von Ambelakia gelegenen Distrikt von Nezero mit Analipsis besetzte. Zu jener Zeit waren, wie die „Politische Correspondenz“ berichtet hatte, die Unterhand⸗ lungen des Hrn. Conduriotis in Konstantinopel so weit gediehen, daß der hiesige Pfortengesandte in der Lage war, Hrn. Trikupis anzu⸗ zeigen, daß die streitigen Distrikte von Karaliderven, Kritiri und Gonnitza demnächst abgetreten werden würden. Obgleich man also scheinbar schon dicht vor dem Abschluß der Negociationen stand, zog sich der Notenaustausch zwischen beiden Regierungen, wie dies bei Verhandlungen mit der Pforte just regelmäßig der Fall ist, auch diesmal noch über Gebühr in die Länge. Die Besetzung von Nezero machte die Pforte stutzig, und als dieselbe gewahr wurde,
daß die feste Position von Karali⸗Tambour, am Süd⸗ eingange der engen Defilés von Karaliderven, welche, ebenso wie Kritiri und Gonnitza, noch immer die Türken besetzt hielten, eigentlich unhaltbar geworden sei, weil diese Position zwischen Punkten eingekeilt erschien, wo die Griechen festen Fuß gefaßt hatten, da schlug sie wit einem Male vor, den Griechen die drei streitigen Punkte sofort zu übergeben, wenn Nezero und Analipsis von griechischen Truppen evakuirt würden. Trikupis ging jedoch auf diesen Antrag nicht ein, sondern ließ in Konstantinopel erklären, daß die riechische Regierung bereit sei, bei der kleinsten angestrebten Ver⸗ Fsee der Grenzlinie vom 11. April 1881 den Status quo ante d. i. die damals noch unbeschnittene Berliner Linie, anzuerkennen. Vor 14 Tagen endlich wurde dem General Grivas hinterbracht, daß die Garnison jenes ins griechische Gebiet eingeschobenen Keils von Karali⸗ Tambour bedeutend verstärkt worden sei, und daß auch in Kritiri und Gonnitza neue Einquartierung bevorstehe. Der Engpaß von Kara⸗ liderven ist nun ein wichtiger strategischer Punkt, und von Süd⸗ Macedonien kann man nur durch denselben nach Karaliderven gelangen. Der Kopf desselben, d. h. der Nordeingang, von den beiden Ort⸗ schaften Kedroi⸗Karaliderven und Zorba beherrscht und die äußerste Grenze am Meere bildend, ist nun in den Händen der Griechen. enn sich die Türken verproviantiren wollen, können sie dies nicht anders, als auf großen Umwegen thun. Als nun General Grivas nach Athan berichtete, daß er eine Verstärkung der türkischen Gar⸗ nison wahrnehme, schickte die Regierung unverzögert die beiden oben erwähnten Compagnien, welche sich zur Zeit in Athen befanden und entbehrlich waren, mittelst der „Bubulina nach Tschajassi“ und ließ von Volo und Larissa ebenfalls Militär nach Kedroi zu dirigiren. Zugleich wurden auch die Garnisonen vom Peloponnes beordert, alle entbehrliche Mannschaft nach Nauplia und Korinth zu entbieten, von wo dieselben durch den Admiral Miaulis weiter befördert worden wären. Da trat plötzlich eine ganz unerwartete Wendung ein. Die Regierung erhielt nämlich gestern Abend eine Depesche Grivas', worin derselbe die Ankunft der Truppen meldet und zugleich mittheilt, daß der türkische Kommandant ihm angezeigt habe, er werde mit seiner Mannschaft aus dem Süd⸗Karaliderven abziehen und im Laufe des Tages dasselbe an Grivas abtreten.
— 1. September. (W. T. B.) Seitens der englischen Regierung werden Schritte bei dem hiesigen Kabinet gethan behufs Einstellung der Feindseligkeiten an der Grenze.
Türkei. Konstantinopel, 31. August. (W. T. B.) Die Berathungen des Ministerraths im Palais des Sultans sind erst heute früh zu Ende gegangen. Gerücht⸗ weise verlautet, daß zwei Adjutanten des Sultans den Kom⸗ mandanten der türkischen Truppen nach Egypten begleiten werden, als einer derselben wird Baker Pascha (Engländer von Geburt) genannt. — Der türkisch⸗griechische Zwischenfall ist bereits auf dem Wege der Begleichung, die türkische und die griechische Regierung haben ihre Truppen⸗ befehlshaber an der griechisch⸗türkischen Grenze angewiesen, alle Feindseligkeiten einzustellen.
— Die von Said Pafcha verlangte Frist für die Antwort der Pforte bezüglich der Militärkonvention läuft morgen früh ab. Lord Dufferin beabsichtigt, sich morgen auf einige Tage nach Prinkipos zu begeben.
— In Ausführung des Irade vom 8. Dezember 1881 hat der Verwaltungsrath der türkischen Staatsschuld die Kaiserlich „Ottomanische Bank“ beauftragt, vom 13. Sep⸗ tember ab eine Vertheilung von achtmonatlichen Zinsen im Verhältniß von 33 ½ Cts. für 5 Franken Rente zu bewirken. Die Zahlung soll erfolgen auf Präsentation der Titres gegen Rückgabe der bis zum 13. Juli c. inkl. verfallenen Coupons.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 1. Septem⸗ ber. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin besuchten am 30. v. M. das Sappeurlager bei Ustishora. — Der „Re⸗ E veröffentlicht einen Kaiserlichen
kas, welcher befiehlt, für das Lehrjahr 1882/83 die Auf⸗ nahme neuer Zuhörerinnen der medizinischen Frauen⸗ kurse am hiesigen Nikolai⸗Militärhospital einzustellen, den gegen⸗ wärtigen Zuhörerinnen aber zu gestatten, ihre Kurse zu beenden. Später sollen die Frauenkurse beim Hospital aufgehoben und die Lehrmittel entweder der militärischen medizinischen Aka⸗ demie oder demjenigen 6 übergeben werden, welches ge⸗ sonnen ist, Frauenkurse einzurichten. — Drei orthodoxen Priestern südrussischer Eparchien sind für ihre Theilnahme an der Unterdrückung der Judenexcesse im Mai 1881 Ordensdekorationen verliehen worden. — Der „Börsen⸗ eitung“ ist wegen eines Artikels über die Pflichten der
resse und ihr Verhältniß zur Regierung die erste Verwar⸗ nung ertheilt worden.
Afrika. Egypten. Alexandrien, 31. August. (W. T. B.) Die schottische Brigade tritt heute Nachmit⸗ tag 3 Uhr die Fahrt nach Jsmailia an.
— 1. September. (W. T. B.) Die internationale
Gesundheitskommission hat Maßregeln gegen die Pro⸗ venienzen aus Bombay getroffen. Seitens der Engländer wird Protest hiergegen erhoben. 1— Ismailia, 31. August. (W. T. B.) Vor der Front der egyptischen Truppen hat keine neue Bewegung des Feindes stattgefunden. Die Eisenbahn und der Kanal sind bis nach Kassassin für den Verkehr frei. — Nach Berichten von Augenzeugen sollen die Leichname der in dem Gefechte am 28. d. gefallenen Engländer von dem Feinde verstüm⸗ melt worden sein.
— Aus London, 31. August, berichtet „W. T. B.“:
Eine Depesche des „Daily Telegraph“ meldet, daß General Wolseley und der Generalstab gestern nach Jsmailia zurück⸗ gekehrt sind. — Die Abendblätter veröffentlichen eine Depesche aus Ismailia von heute, die konstatirt, daß der Gouverneur von Zagazig am Dienstag die Erlaubniß nachgesucht habe,
gehalten worden, bis die Genehmigung dazu von General Wolseley eingetroffen sei und sei darauf vor Wolseley geführt worden, habe später auch mehrere Unterredungen mit Sultan Pascha, als dem Vertreter des Khedive, gehabt. Angeblich sei der Gouverneur durch Arabi Pascha ermächtigt, über einen Waffenstillstand als die Einleitung zu der Unter⸗ werfung Arabi Paschas zu verhandeln.
„London, 1. September. (W. T. B.) Die gestern in hiesigen Blättern verbreiteten Gerüchte von Waffenstill⸗ standsanträgen Arabi Paschas entbehren der Be⸗ gründung; in amtlichen Kreisen ist von solchen nichts be⸗ kannt. — Nach Meldungen aus Kairo hat daselbst am 29. v. Mts. eine Zusammenkunft von Notabeln statt⸗ gefunden. In den bei dieser Gelegenheit gehaltenen Reden wurde Arabi Pascha als alleiniger Herrscher von Egypten anerkannt. Der Polizeipräfekt Naom Bey, hiervon benach⸗ richtigt, erklärte sich gegen Arabi Pascha und ließ die Theil⸗ nehmer an der Versammlung verhaften. Der Polizeipräfekt Wamfirt eine türkische Polizei zum Schutze der Interessen des
edive.
— Das genannte Bureau meldet aus Paris, 31. August.
In einem von dem griechisch⸗orthodoxen und dem katho⸗ lischen Patriarchen, sowie von anderen Notabeln Syriens hierher gerichteten Telegramme wird für unbegründet erklärt, daß die Sicherheit der Christen in Syrien, Assyrien und Palästina bedroht sei, in Folge der von den Behörden getroffenen Maßnahmen herrsche daselbst vielmehr die voll⸗ ständigste Ruhe.
— Der „Tol.
22. A⸗ ust, berichtet:
Proklamation des Khedive, in welcher Arabi als Rebell er⸗ klärt wurde, hat zwar, wie die Verhältnisse jetzt stehen, keinen reellen Zweck, erlangt jedoch einigen historischen Werth dadurch, daß darin ausdrücklich anerkannt ist, daß Arabi der indirekte Autor des Massacre vom 11. Juni war, daß er ähnliche Greuelscenen in Tantah und anderen Städten hervorgerufen hat und schließlich auch an der Plünderung und Brandlegung Alexandriens Schuld trägt. — Die Bevölkerung Alexandriens nimmt indessen täglich zu und zwar in einem angesichts der Wasserfrage geradezu beunruhigen⸗ dem Maße. Im wohlverstandenen Interesse der Stadt und deren Bevölkerung haben daher sowohl die englischen als die egyptischen Behörden sich an die verschiedenen fremden Konsulate gewendet, da⸗ mit die Rückkunft der Flüchtlinge momentan aufgehalten werde. Zu⸗ meist wird gegenwärtig das Interesse der hiesigen Handels⸗ und Ge⸗ werbekreise durch die e des Schadenersatzes für die bei der Plünderung und dem Brande erlittenen Verluste in Anspruch genom⸗ men, und es giebt sehr Viele, die bei dem Schadenersatze gern ein gutes Geschäst machen wollen. Der gesammte Postverkehr in Egyp⸗ ten ist in Händen der de facto-Regierung, für welche das Gebot der Achtung des Briefgeheimnisses nicht existirt. Alle aus dem Innern des Landes, namentlich die aus oder über Kairo kommenden Brief⸗ schaften treffen an ihren Bestimmungsorten entsiegelt ein und zeigen zur Erklärung dieses Umstandes auf dem Umschlage die autoritären Worte: „Ouverte par ordre superieur.“
— (Allg. Corr.) General Sir Garnet Wolseley hat aus seinem Hauptquartier in Ismailia den folgenden, vom 26. August datirten Tagesbefehl erlassen:
„Der Oberbefehlshaber beglückwünscht die Truppen zu dem Er⸗ folge, den die Overationen der britischen Streitmacht am letzten Donnerstag und Freitag, welche in einer so geschickten Weise zu der Besitznahme der Fisenbahnstation Mahsameh führten, begleitete. Die von dem General Drurp Lawe in dem brillguten Treffen bei Mahsameh geführte Kavallerie und Artillerie verdienen besondere Erwähnung. Der Erfolg bestand in der Eroberung des feindlichen Lagers, sieben Kano⸗ nen, Waffen, Munition, und einer großen Menge von Vorräthen. Der Oberbefehlshaber wünscht auch seine Anerkennung der tapferen und erfolgreichen Weise, in welcher Lieutenant Hickmann und die Kanoniere und Fuhrleute der reitenden Artillerie ihre beiden Kanonen am Donnerstag vom frühen Morgen bis zum späten Abend, während sie einem heftigen Kreuzfeuer von 12 Geschützen ausgesetzt waren, be⸗ dienten, und für den von der See⸗Artillerie geleisteten Beistand, als die berittene Artillerie erschöpft war, auszusprechen. Der Oberbefehls⸗ haber giebt seinem Danke an Admiral Seymour und die Mann⸗ schaften der Flottenbrigade für deren Anstrengungen während der letzten Tage hiermit Ausdruck. 1 (gezeichnet) Wolseley.“
— Aus Ismailia wird weiter vom 28. August ge⸗ meldet:
Die Verluste der Egypter während der beiden letzten Gefechts⸗ tage müssen viel größer sein als vermuthet wurde, da viele Leichname halb begraben gefunden wurden und viele in dem Süßwasserkanal schwimmen, dessen Wasser daher verpestet und von den Aerzten als untrinkbar erklärt wurde. Die Soldaten leiden furchtbar, da es zwischen Ramses und Mahsama kein Wasser giebt. Die englischen Vorposten stehen jetzt ganz in der Nähe von Telelkebir, wo viele egyptische Truppen sichtbar sind. Von Mahsama weiter ist das Land links des Kanals bereits fruchtbar. Die eben angekommene indische Kavallerie sieht prachtvoll aus. — Aus Kairo gekommene Beduinen melden, daß die dortige Bevölkerung sich ruhig verhalte; dagegen sind de Fvens ohne alle Disziplin. Dieselben zündeten Nubar Paschas
aus an.
— Der „Liberté“ wird aus Port Said vom 26. August telegraphirt: „Die englische Armee leidet viel von der Hitze; die Fälle von Sonnenstich sind häufig. In Ismailia sind Baracken für die Kranken errichtet. Die Jahreszeit begünstigt keine anstrengenden Märsche für Europäer; die Temperatur hat eine selbst hier seltene Höhe erreicht. Die englische Armee hält Strapazen nicht leicht aus; dagegen ent⸗ wickelt sie in den Kämpfen gegen die Egypter große Tapferkeit. Die schweren Pferde der Garde⸗Kavallerie können das Klima nicht ver⸗ tragen. Die Verproviantirung der Armee geht auch nur mühsam von statten. Das Wasser wird den Soldaten rationirt. Die Destillirmaschinen der Kriegsschiffe und der aus England geschickten großen Cisterne sind beständig in Thätigkeit; die Wassertransporte für die Truppen lösen sich ununterbrochen ab. Drei Tage lang hat sich der Soldat mit einem halben Liter Wasser begnügen müssen.“ — Der „Köln. Ztg.“ schreibt man u. A. aus London, 29. August: Heute liegen wenig Neuigkeiten vom Kriegsschauplatze vor. Ein lakonisches Telegramm besagt, daß die Araber gestern die britischen Stellungen bei Kassassin angriffen, aber mit großem Menschenverluste und Hinterlassung von elf Kanonen zurückgeworfen wurden. Da aber gleichzeitig die Engländer 120 Mann einbüßten, so scheint der Kelch des Sieges einige bittere Tropfen zu enthalten. Ueber⸗ haupt hat sich die Streitlust der Truppen in der sengenden Wüstensonne schon etwas gemindert. Während von oben die Sonne ihre . Strahlen versendet, die kein schattiger Baum abhält, fehlt nen das Trinkwasser, um den Durst zu löschen und die glühenden teigbügel abzukühlen; und wenn schließlich der Kanal mit seinem Süßwasser erorbert ist, findet er sich durch Menschen⸗ und Pferde⸗ leichen verpestet und ungenießbar gemacht Der BVericht⸗ erstatter der „Times“ nennt es heute eine teuflische Arglist, daß die Egypter Menschen⸗ und Kameelleichen in den Kanal werfen, wahrscheinlich, um eine tödtliche Krankheit hervorzubringen; allein dem Koran zufolge wäre das noch eine milde Maßregel gegen die Giaurs, die das Land des Glaubens mit Krieg überziehen. Sir Garnet wehas hat sein Hauptquartier noch in Ismailia; nicht etwa aus Liebhaberei, sondern aus bitterer Noth; denn die Intendantur kommt nicht mit ihren Arbeiten von der Stelle. Die Proviantwagen sind kaum im Stande, mehr als wenige Meilen einen
Corr.“ wird aus Alexandrien,
die englischen Linien passiren zu dürfen; derselbe sei zurück⸗
ganzen Tag zu machen, und dies trotz der Menge der davor ge⸗
“
spannten Zugthiere. r M achmitta ist allgemeine Ruhe, doch ist die Hitze r schon so unerträg⸗ lich, daß sie im Ruhezustande und zu Pferde kaum auszuhalten ist, geschweige denn bei Transportarbeiten. Die paar Eingeborenen, die mithelfen, erhalten 4 Shilling per Tag; weshalb — so seufzt ein Berichterstatter angesichts dieser Summe — sorgte man nicht für Chinesen und Kulis, welche für weniger als die Hälfte gearbeitet hätten! Die Lokomotiven sollen noch nicht eingeschifft sein (mit Ausnahme einer einzigen), eben weil im Wüstensande alles seinen Schneckengang geht. Zehn mächtige Pferde — erzählt die „Times“ — vermochten nicht einen einzigen Waggon von der Stelle zu be⸗ wegen. Die Transportfrage droht eine der wichtigsten des ganzen Feldzugs zu werden, daher denn die Absicht auftritt, einen besondern Transportstabschef zu ernennen, da die Sphäre des jetzigen General⸗ stabschef, Sir John Adve, zu groß ist, um ihm eine eingehende Berücksichtigung dieses Departements zu gestatten. Trotzdem Suez und Süßwasserkanal vollständig von Engländern besetzt sind, finden die Beduinen doch noch Gelegenheit, ihr Handwerk auszuüben. So griffen sie vorgestern im Suezkanal ein Boot an und plünderten dasselbe, während sie am Süßwasserkanal bei einem ähnlichen Unternehmen zurückgeschlagen wurden, doch verlor ein Zeichengeber dabei sein Leben. Vorzügliche Dienste leistet Major Tulloch, der ietzige Chef des Intelligenzbureaus, derselbe, welcher zur Zeit der Beschießung Alexandriens ans Land schwamm und die Kanonen des Forts Mex vernageln half. Er ist jetzt zu einem Vorpostendienst eigener Art abkommandirt worden. Man hat ihm Mundvorrath auf Kameelen mitgegeben, um ihn von der Intendantur unabhängig zu machen; er soll der äußersten Vor⸗ hut vorausziehen, beständige Fühlung mit dem Feinde behalten und dem Oberst⸗Kommandirenden Bericht abstatten. Ueber das Verhalten der indischen Truppen scheint es unmöglich, genaue Auskunft zu er⸗ halten, denn wenn heute von ihrem Vorrücken von Suez aus ge⸗ sprochen wird, hören wir gleich darauf, daß sie noch nicht vollständig ausgeschifft sind. Ihre Reiterei scheint ausgezeichnet, denn General Wilkinson, welcher gestern mit einer Schaar bengalischer Ulanen in Ismailia ankam, um sich mit Sir Garnet zu besprechen, war im Stande, den Weg in zwei Tagen zurückzulegen, ohne daß die Pferde Spuren von Ermüdung zeigten. — Um Alexandrien herum war es still. Beide Theile arbeiten mehr mit dem Spaten als mit dem Schwert und der Kanone; die Englaͤnder, um sich mit etwas zu beschäftigen, die Araber aber aus irgend einem für die Engländer völlig dunklen Grunde. Arabi selbst soll nach Telelkebir gekommen sein, um den Hauptwiderstand gegen die Engländer zu organisiren. Mit den Beduinen sei er zerfallen, seitdem er verschiedene ihrer Häuptlinge als Bürgschaft für das gute Betragen der Stämme ein⸗ gesperrt. Tulba Pascha ist todt. Gift hat ihn aus dem Wege ge⸗ räumt, nachdem er sich mit den Offizieren verfeindet hatte. Ob Arabi darüber sehr betrübt ist, scheint fraglich; jedenfalls wird ihm die Gefangennahme seines Generalstabschefs Mahmud Fehmi Pascha, der Sonntag in die Hände der Engländer gerieth, viel ungelegener kommen. Nach seinen Angaben wäre Telelkebir stärker, als die Briten glaubten; es habe 5 Batterien Kruppscher Geschosse und 3 montirte Batterien. Zugleich erklärte Mahmud Fehmi das geheim⸗ nißvolle Zurückweichen der Araber am Donnerstag Abend: es sei dies auf obrigkeitlichen Befehl geschehen. Jedenfalls scheint Mahmud Fehmi einer der wenigen gefangenen Araber zu sein, der den Engländern nicht gerade das sagt, was sie wünschen. Die ara⸗ bischen Verluste beziffert er auf 2 Kanoniere und 12 Beduinen, sind also sogar hinter den englischen Verlusten zurückgeblieben. Mahmud Fehmi ist der Verfasser der arabischen Siegestelegramme, welche den Engländern in die Hände geriethen und die englischen Verluste ins Ungemessene übertrieben. — Das neue egyptische Ministerium findet wenig Gnade in den Augen der Kritik. Scherif Pascha — so meint der Berichterstatter der „Times“ — hatte es in seiner Hand, ein wirklich starkes Kabinet, bestehend aus erfahrenen Ministern und tüchtigen jüngern Mitgliedern der Nationalpartei, zu bilden. Statt dessen greift er zu einem „Ministerium der alten Schule“, d. h. zu Männern, gegen welche alle sich unwiderlegbare Einwände geltend machen lassen. Es ist leicht einzusehen, wer von dem Kabinet hätte ausgeschlossen bleiben sollen; so Männer mit auffallendem Mißerfolg in einem Departement, und doch ist Ali Mubarek Bauten⸗Minister; Männer mit Flecken auf ihrem Charakter, und doch ist Fakri gegen Scherifs Willen Minister der Justiz; Männer, die im Verdacht der Verschwörung mit Arabi stehen, und doch ist Zeki Minister der reli⸗ giösen Körperschaften; Männer, die als Palastdiener wohl werthvoll, als Minister aber unfähig sind, und doch ist Khairi Minister des Unterrichts.
Zeitungsstimmen.
In der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ lesen wir:
Aus dem Wahlkreise Pinneberg erhalten wir eine Zuschrift, in der lebhafte Klage geführt wird über die Tonart der fortschrittlichen Agitation, wie sie in unterschriftslosen Flugblättern ꝛc. getrieben wird. In jener Zuschrift heißt es: „Man hält sich hier an die Worte des Fürsten Bismarck aus dem Jahre 1866: „Nur gemeinsam werden wir die großen Aufgaben der Zukunft lösen können, indem wir auf beiden Seiten erkennen, daß wir demselben Vaterlande mit demselben guten Willen dienen, ohne an der Aufrichtigkeit des Andern zu zweifeln!“ Wer dem Manne, der so Großes für uns, für ganz Deurschland gethan, wie Fürst Bismarck, von vornherein mit Worten des Mißtrauens, mit dem Rufe: „Fort mit ihm!“ entgegen tritt, der kann nicht der richtige Mann sein für die Volksvertretung!“
— Die „Neue Preußische Zeitung“ meldet:
„Aus Oberschlesien kommen Nachrichten, welche melden, daß die Rührigkeit in der Industrie und im gewerblichen Leben, namentlich in den Industriebezirken, während der letztverflossenen Monate dieses Jahres eine ganz erhebliche war. Die Erträge aus den industriellen Unternehmungen sind durchweg recht gute, ebenso können die Einnahmen der Arbeiter als recht günstig bezeichnet werden, um so mehr, als die andauernde Arbeitsgelegen⸗ heit einen regelmäßigen Verdienst gewährt. Im Kreise Beuthen sind neue Hochöfen zur Verstärkung der Roheisenproduktion in Betrieb gesetzt worden. Im Kreise Leobschütz hat sich ein erfreulicher Auf⸗ schwung der Weberei durch Errichtung von mehreren Webstühlen fühlbar gemacht; auch ist damit eine Aufbesserung der Lohnsätze ein⸗ getreten. Ebenso erfreuen sich die Leder⸗ und Papierindustrie eines schwungvollen Betriebes.
— Die „Elberfelder Zeitung“ giebt einen Auszug aus dem Berichte der Handelskammer für Barmen; daselbst heißt es über den neuen Zolltarif:
In Uebereinstimmung mit der großen Mehrheit auch derjenigen Handelskammern, welche, wie wir, unter der Voraussetzung einer an⸗ gemessenen Gegenseitigkeit der möglichst ungehinderten Entwickelung des internationalen Verkehrs das Wort reden, sind wir der Ansicht, daß der neue Zolltarif in seinen Grundzügen vorläufig wenigstens als ein „Noli me tangere“ zu betrachten. Handel und Industrie erfordern in erster Linie Stetigkeit in den Beziehungen, welche auf die Kalkulirung der
reise, den billigen oder theueren Bezug der Rohmaterialien und überhaupt auf die Konkurrenzfähigkeit im —7 Wettstreite der Kulturvölker Einfluß ausüben. Ein fortwährendes Schwanken auf diesem Gebiet schädigt die in Rede stehenden Interessen nicht selten empfindlicher, als der nicht allzu starke Druck erhöhter Eingangsab⸗ gaben. Wir stehen daher auf dem loyalen Standpunkte, daß mit dem neuen Tarif ein „ehrlicher Versuch“ gemacht werden müsse, nicht eine dringliche Veranlassung zu Abänderungen vorliegt. 8
— Die „Germania“ berichtet: 2
Nach der im Kaiserlichen Statistischen Amte aufgestellten Uebersicht
ülsenfrüchte, Kar⸗ ier — stellten sich als in demselben
der ” der wichtigsten Lebensmittel — Korn, toffeln, Stroh, Heu, Fleisch, Fett, Butter und dieselben bei 14 derselben niedriger im Juli 1882,
98
soweit
Monat des Vorjahres, bei einem, Weizenmehl, war der Preis der⸗ selbe und nur bei achten war er höher.
— Dem „Hannoverschen Courier“ wird aus Cassel, 29. August, geschrieben: .
In dem diesjährigen hiesigen Hendeehar vesbericte welcher sich durchweg zu Ungunsten der neuen Zollpolitik äußert, war bezüglich der Leinenindustrie im diesseitigen Bezirke gesagt worden: „Soweit die gemachten Erfahrungen reichen, ist vorerst nicht die geringste Aus⸗ sicht vorhanden, den Einfluß der neuen Zollgesetzgebung in wirkungs⸗ voller Weise zu Tage treten zu sehen, jedenfalls nicht in günstiger Weise.“ Ferner ist bei den Erhebungen über Stand und Produktion der Branche stets nur von einem Etablissement die Rede. Schließlich wird gesagt, daß ein besonderes Verlangen dieser Industrie sich gegen jede weitere Erhöhung der Garnzölle richte, wie solche von den Spinnern geplant worden ist, und ferner, daß, da die deutschen Flachsspinner nicht den vollen Bedarf der Webereien zu decken ver⸗ mögen, die von den ersteren erbetene weitere Erhöhung der Garnzölle den Webereien nur den bedeutendsten Nachtheil bringen würde. Gegen diese Auslassungen über den dermaligen Stand der Leinenindustrie protestirte nun aber in einer Eingabe an die hiesige Handels⸗ kammer die Firma Salzmann u. Behrens, eine der bedeutendsten in der hiesigen Leinenbranche. Die Firma beschwert sich, daß in dem Berichte immer nur von einem Etablissement die Rede sei, daß der gesammte Umsatz in der Leinenfabrikation am hiesigen Platze mit 2 Millionen Mark viel zu niedrig gegriffen, und daß es notorisch sei, wie der Umsatz der übrigen Leinenindustriellen viel be⸗ deutender ist, als des angegebenen Etablissements, welches, um viel⸗ leicht als maßgebend dazustehen, mindestens die doppelte Anzahl Weber angegeben, als es beschäftigt. Weiter wurde angeführt: „Wir be⸗ schäftigen in der Leinenbranche mindestens 300 Weber anhaltend, unser Geschäft ist bedeutender als das des erwähnten Etablissements und dennoch ist unser Bericht gar nicht unter „Leinenweberei“ ange⸗ führt. Ganz von anderen Leinenfabrikanten abgesehen, hätte die Handelskammer bei einiger Erwägung nicht das Urtheil fällen können, wie geschehen. Daß sich die Leinenindustrie am hiesigen Platze erheblich gehoben hat, ist Thatsache und beweist dies die Lage der Weber, welche bedeutend besser beschäftigt werden, als früher.. Neach unserer Meinung wäre die Leinen⸗ industrie zurückgegangen, wenn wir den Schutzzoll nicht erhalten hätten. .. . . Es ist unerklärlich, über eine so wichtige Branche nur einen Bericht zu bringen, und zwar von einer Firma, welche doch hauptsächlich eine Jute⸗Spinnerei und Weberei ins Leben gerufen hat, welche letztere sich nur dann rentiren kann, wenn wir den Schutzzoll behalten. Jedenfalls ist das Urtheil gegen den Schutzzoll ohne Ursache, und bitten wir Sie, da uns das Wohl der Weber am Herzen liegt, die Sache nochmals zu prüfen. Wir sind bereit, alles Gesagte bis ins kleinste Detail zu vertreten und Beweise zu bringen.“ — Auf diese Beschwerde hat nun unterm 25. August die Handelskammer dem Hause Salzmann und Behrens eine Antwort ertheilt, in welcher die Kammer die gerügten Irrthümer zugiebt und versichert, daß sie es lebhuͤft bedauere, wenn der Jahresbericht mit den wirklichen Thatsachen bei Ihrer Branche nicht im vollkommenen Einklange stehe. Im nächsten Bericht wird dann eine berichtigende, der Sachlage genauer entsprechende Darstel⸗ lung über die Leinenindustrie in Aussicht gestellt.
— Ueber die der deutschen Landwirthschaft drohende aus ländische Konkurrenz bringt „Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirthschaft“ folgende Erörterung: 8
„Aus Rußland kamen schon zweimal, 1870 und 1877—79, wahre Sturzwellen von Getreide über Deutschland. Auf dem reichen Boden der südrussischen Steppe wird ein äußerst einträglicher Getreidebau ohne Düngung betrieben; und noch ist ein weiter Spielraum für die Ausdehnung desselben vorhanden; die Erträge aber können noch außerordentlich gesteigert werden. Bei jeder günstigen russischen Ernte müssen Cerealien in solchen Quan⸗ titäten nach dem Westen kommen, daß unsere deutschen Preise dadurch tief herabgedrängt werden. Die Roggenausfuhr aus Rußland hob sich von 3,31 Millionen Meter⸗Centnern im Jahre 1870 auf 10,79 im Jahre 1878, die Weizenausfuhr in derselben Zeit von 12,19 auf 16,12 Mill. Noch viel bedrohlicher aber ist für den Land⸗ bauer die aus Nordamerika sich heranwälzende Fluth. In den Ver⸗ einigten Staaten und in den nördlich davon liegenden Distrikten Kanadiens ist im letzten Jahrzehnt ein ungeheures Terrain dem Getreidebau erschlossen worden, und noch ist nur erst ein Zehntel der für den Ackerbau geeigneten Bodenfläche in Kultur genommen. Die mit Weizen bestellte Fläche in den Vereinigten Staaten hat sich in dem Zeitraum von 1871 bis 1880 von 20 auf 26 Millionen Acres ausgedehnt, der Weizenexport ist in derselben Zeit von 27 auf 153 Millionen Bushel (à 35 1) gestiegen. Er betrug 1850 217 000 Meter⸗Centner, 1860 1 135000, 1870 10 107 000, 1880 41 780 000, 1881 40 800 000 Die Land⸗ verkäufe der Regierung und der Eisenbahngesellschaften stiegen 1875 bis 1877 von 1,8 Million Hektaren auf 3,02 Millionen Hektaren, ein Zuwachs, der ungefähr der en von 47 000 Bauerngütern entspricht. Im Jahre 1878 wurden 7,98 Millionen Hektare verkauft, was 125 000 neuen landwirthschaftlichen Unternehmungen gleichzusetzen ist. Der Land⸗ bau wird auf diesen Flächen in möglichst lukrativer Weise betrieben und wirft 20 — 25 % Reingewinn ab. Der Düngung bedarf es nicht und erfahrungsgemäß bleiben dessenungeachtet die Erträge während eines Zeitraums von 20 Jahren in gleicher Höhe. Der Boden ist völlig eben, frei von Steinen, Felsen, Bäumen, Büschen und Wurzeln, so daß dem maschinenmäßigen Betriebe keinerlei Hindernisse entgegen⸗ gestellt sind; die Ackerkrume ist 1 ½ — 20 Fuß tief. Das Terrain ist wie geschaffen für den industriellen, fabrikmäßigen Großbetrieb. Große Gesellschaften von Kapitalisten und Spekulanten lassen dort Farmen von 10 — 40 000, ja 75 000 Acres bebauen; es giebt Weizenfelder von 6 Meilen Länge und 4 Meilen Breite. Das Getreide wird sofort auf dem Felde durch Maschinen ausgedroschen und von dem Felde direkt auf die Eisenbahnstation oder den Einschiffungsplatz geschafft. Auf den Haupt⸗Bahnhöfen sind riesige Lagerhäuser mit mechanischen Elevatoren errichtet. Während der Fahrt wird die Waare geprüft und klassifizirt. Mechanische Vorrichtungen machen es möglich, einen Dampfer an einem Tage mit 33 500 hl zu beladen, während das Aus⸗ laden einer solchen Quantität in Europa, wo die geeigneten Vorkehrungen
hlen, 10 — 12 Tage in Anspruch nimmt. In diesem Jahre wird die
ertiefung der amerikanischen Kanäle vollendet sein; dann können große Seeschiffe — es werden Stahldampfer eigens zu diesem Zweck gebaut — das Getreide von Duluth am Oberen See oder von Chi⸗ cago aus direkt nach Liverpool oder Hamburg schaffen. Durch das
usammenwirken so günstiger Umstände ist es möglich, daß der
uarter (=— 5,3 preußische Scheffel) Weizen aus Amerika in Liver⸗ pool zu 29 — 32 Shilling (Mark), wovon die Hälfte auf die Transport⸗ köosten kommt, verkauft wird, während der englische Landwirth den Quarter höchstens zu 45—46 Shilling liefern kann, wenn er über⸗ haupt nur bestehen will.“
Marineverordnungsblatt. Nr. 16 — Inhalt: Marsch⸗ routen. — Schiffsverpflegung. — Arbeitszeug. — Servisklassen. — Waarenverkauf von Bord. — Maschinenraumjournal. — Stadtbahn in Berlin. — Personalveränderungen. — Bena brichtigungen.
Statistische Nachrichten. * 8
Mittheilung des Statistischen Amtes der Stadt nd bei den hiesigen Standesämtern in der Woche ugust bis inkl. 26. August er. zur Anmeldung gekommen: 762 Lebendgeborene, 41 Todtgeborene, 590
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a Berlin vom 20. 146 Ebeschließungen, Sterbefälle. —
Kunst, Wissenschaft und Literatur. Rom in Wort und Bild Eine Schilderung der ewigen Stadt und der Campagna von Dr. phil. Rud. Kleinpaul. Mit 400 Illustrationen. (Leipzig, Verlag von Heinrich Schmidt und Carl Günther.) Lief. 24 bis 26. — Mit den vorliegenden Lieferungen ge⸗ langt der 1. Band des reich illustrirten Werkes zum Abschluß. Der⸗ selbe enthält die Schilderung des antiken und altchristlichen Roms; der nun beginnende zweite Band wird das Rom der Päöpste, das moderne Rom und die Campagna schildern. Se. Majestät der König Albert von Sachsen hat die Widmung des Werkes anzunehmen ge⸗ ruht. — Zum Einbande der 1. Abtheilung hat die Verlagshandlung elegante Einbanddecken in Gold⸗, Bronze⸗ und Schwarz⸗Pressung her⸗ stellen lassen, welche zum Preise von 6 ℳ für jeden Band zu haben sind.
— Von der Ieege6G des Cajus Plinius Se⸗ cundus, ins Deutsche übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Prof. Dr. G. C. Wittstein in München, liegen nunmehr 14 Liefe⸗ rungen vor. Diese Uebersetzung erscheint im Verlage von Greßner und Schramm in Leipzig.
— Von der 2. Auflage des Allgemeinen Landrechts für die Preußischen Staaten mit Erläuterungen, vom Kammer⸗ gerichts⸗Rath Rehbein und Landgerichts⸗Direktor Reincke (Berlin, Verlag von H. W. Müller) ist soeben der II. Band erschienen. Auch dieser zeichnet sich durch die an Stelle obsoleter Landrechtsbestim⸗ mungen erfolgte Einschaltung der neueren Reichs⸗ und Landesgesetze, durch Weglassung aufgehobener Stellen und durch Verweisung auf analoge Rechtsnormen aus, während auch die Rechtsprechung der höchsten Gerichtshöfe präzis berücksichtigt ist. Nach einer Mitthei⸗ lung der Verlagshandlung soll der III. Band Mitte September und der Schlußband im November d. J. folgen.
— Die am 2. September erscheinende Nr. 2044 der Il⸗ lustrirten Zeitung (Leipzig, J. J. Weber) enthält folgende Abbildungen: Vom 3. deutschen Sängerbundesfest in Hamburg. 4 Abbildungen: 1) Der Wagen mit der Bundesfahne im Festzuge. 2) In der Festhalle: Das Hoch auf den Kaiser. Originalzeichnungen von G. Broling. 3) Abends auf dem Festplatz 4) Rückkehr der Sänger von der Seefahrt. Nach Zeichnungen von H. Petersen. — Bilder aus Hamburg. 8 Abbildungen: 1) Ansicht der Feststadt aus der Vogelschau. Aufgenommen von Ad. Eltzner. (Zweiseitig.) 2) Schlüssel zur Vogelschauansicht von Hamburg. 3) Der alte Jungfernstieg. (Zweiseitig.) 4) Vor der Börse. 5) In der dritten Klasse eines Auswandererhauses. 6) Revision vor dem Betreten des Schiffs. Originalzeichnungen von G. Broling. 7) Die Lombardsbrücke. Nach einer photographischen Aufnahme. 8) Ansicht des Hafens. Originalzeichnung von H. Petersen. (Zwei⸗ seitig.) — Wappen der Pompadour. — Polytechnische Mittheilungen: Eiersieder. Butterkühler. 2 Figuren. Verstellbare Figur für Damen⸗ kleiderkonfektion. — Frauenzeitung: Cornelia Szekely, die Siegerin in der budapester Schönheitskonkurrenz. — Moden: Reisekostüm für die Herbstsaison.
Land⸗ und Forstwirthschaft. G
(N. Pr. Ztg.) Ueber die Ernte⸗Ergebnisse lie . tere Berichte vor, welche konstatiren, daß zwar das Einbringen des Getreides wegen der unbeständigen Witterung vielfach mit Schwierig⸗ teiten verknüpft war, der Ertrag des Getreides aber doch ein ganz befriedigender zu werden verspricht. Im Regierungsbezirk Oppeln haben Roggen und Weizen eine gute Mittelernte. Im Regierungs⸗ bezirk Stettin steht trotz der letzten Regenzeit im ganzen ein so reicher Erntesegen in Aussicht, wie er seit einer Reihe von Jahren nicht zu verzeichnen war. Wenn der Regen auch der Qualität der Früchte nachtheilig gewesen, so fällt dieser Nachtheil doch nicht der Fülle gegenüber ins Gewicht, welche in diesem Jahre alle Felder zur Schau trugen. Heu, Stroh und Futter aller Art sind in reichlicher Menge vorhanden, so daß eine Verbesserung und Mehrung des Viehstandes zu erwarten ist.
— In Rostock ist vor einigen Tagen im Verlage von J. G. Tiedemann Nachfolger ein Bericht über die Wirksamkeit der milch⸗ wirthschaftlichen Versuchsstation und des Molkerei⸗ Instituts Raden im Jahre 1881 erschienen. Das Referat ist von dem Vorstande des Instituts, dem Professor Dr. W. Fleisch⸗ mann, erstattet. Der Genannte macht eine Reihe beachtens⸗ werther Mittheilungen über die Experimente der beregten Versuchs⸗ station. Dieselben beweisen, daß dort die Wissenschaft in den Dienst der Praxis gestellt ist. Der Autor giebt auch eine Uebersicht über die Resultate der Beobachtungen an der mit dem Institute verbun⸗ denen meteorologischen Station im Jahre 1881, sowie Nachweise über die Erträge der vom Grafen Schlieffen⸗Schlieffenberg auf dem Gute Raden eingerichteten Molkereischule aus dem vorigen Jahre. Die Molkereischule für männliche Eleven ward im Jahre 1881 von 12 Zöglingen, unter welchen sich nur 4 Mecklenburger befanden, be⸗ sucht. Dieselben machten den 6 monatlichen Kursus durch. Außer⸗ dem haben in der Molkereischule 26 Hospitanten (darunter 6 Meck⸗ lenburger) einen Aufenthalt von einigen Tagen bis zu 3 Monaten “ Unter den Hospitanten befanden sich 3 Landwirthschafts⸗ ehrer.
— (Hopfenzeitung.) Von den Produktionsgebieten Württem⸗ bergs erwartet der Bezirk Rottenburg eine gute Mittelernte. — Der Oberamtsbezirk Ehingen wird bei der in Aussicht stehenden Vier⸗ tels⸗ bis Drittelsernte über 1200 Ctr. zu verfügen haben. Vor⸗ abschlüsse geschahen hier bis 220 ℳ, ein Preis, zu welchem kein Pflanzer mehr abgeben will. Im Besonderen schätzt in diesem Bezirk Munderkingen zu 200 Ctr., Obermarchthal, Untermarch⸗ thal und Kirchen zusammen 140 Ctr. — Im Ober⸗Amtsbezirk Horb wird der Ertrag den vorjährigen übersteigen und werden 2500 Ctr., darunter in der Stadt Horb allein 600 Ctr., geerntet. — Im Oberamte Vaihingen stehen die Pflanzungen sehr verschieden und versprechen vom Hektar einen von 7 bis 20 Ctr. wechselnden Ertrag. Die Gemeinden dieses Bezirks. Vaihingen, Ensingen, Kleinglattbach, Enzweihingen und Sersheim, ernten zu⸗ sammen zwischen 160 und 170 Ctr. An sackbarer Waare wurden von hier 6 Ctr., jedoch ohne festen *ꝙg und mit 15 ℳ Aufschlag auf spätere Verkäufe, abgegeben. Der muthmaßliche Durchschnittsertrag der Oberämter Besigheim mit 24 ha Hopfenland, Heilbronn mit 8 ha, Marbach mit 9 ha und Vaihingen mit 34 ha Hopfenland stellt sich auf 9 Ctr. vom Hektar, so daß also diese vier Oberämter zusammen 675 Ctr. liefern würden. — Das Oberamt Tettnang, dessen Bezirk bei guten Ernten schon 10 000 Ctr. verkaufte, wird bei der heurigen schwachen Mittelernte nicht über 5500 Ctr. einheimsen. Sackreife Waare wurde dort his jetzt zwischen 250 und 300 ℳ gehandelt. — Herrenberg, Stadt und Bezirk, schätzen eine halbe Ernte. — In Weil der Stadt wird der Ertrag dem vor⸗ jährigen kaum zurückstehen und auf zwischen 800 und 1000 Ctr. und einschließlich der im Würmthale gelegenen Ortschaften bis zu zwei⸗ stündiger Entfernung auf nahezu 6000 Ctr. berechnet. — Die Stadt Sulz am Neckar macht eine halbe Ernte. — Das Erträgniß stellt ö auf reichlich zwei Drittel des Vorjahres mit über
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Pest, 31. August. (W. T. B.) Das Resultat der hauptsäch⸗ lichsten Ernteprodukte Ungarns beträgt nach ministeriellen Daten an Weizen 37 144 497, Roggen und Halbfrucht 15 537 860, Gerste 12 982 911, Raps 651 861, Hafer und Dinkel 9 328 324 Meter⸗ Centner. Hierin ist der Ertrag Kroatiens und Slavoniens nicht ein⸗ begriffen. Nach Abzug des inländischen Bedarfes verbleibt ein export⸗ fähiger Ueberschuß an Weizen von 15 450 000 und Roggen 7 750 000 Meter⸗Centner. 82
Cincinnati, 31. August. (W. T. B.) Der „Cincinnati⸗ Preiscourant“ schätzt den Ertrag der Getreideernte in der Union für den Fall, daß im September keine schädlichen Fröste ein⸗ treten, auf 1800 Millionen Bushel.
1“ Gewerbe und Handel. 8. Nach einer aus Athen hier eingegangenen amtlichen Nachricht ist
die Rinderpest in Thessalien“) erloschen. *) ofr. „R. A.“ Nr. 57 de 82. 1
— Nach Mittheilungen aus Italien ist von der Generaldirektion der italienischen Eisenbahnen im Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Rom für den 16. September d. J., Vormittags 10 Uhr, eine Submission auf den Bau einer Eisenbahn von 18 588 m Länge zwischen Messina und Saponara im Tarx⸗ werthe von rund 13 Millionen Lire ausgeschrieben worden. Ueber die speziellen Bedingungen ist das Nähere an Ort und Stelle einzusehen — Die Semestralbilanz der Breslauer Diskontobank Friedenthal u. Co., ergiebt einen Reingewinn von ca. 356 000 ℳ Das Effektenconto brachte ein um ca. 69 000 ℳ geringeres Erträg⸗ niß als das entsprechende Semester des vorigen Jahres, während das normale Bankgeschäft, und zwar namentlich in letzterer Zeit, sich in erfreulicher Weise entwickelte. 8 Pest, 31. August. (W. T. B.) Die Bilanz der ungarischen Eskompte⸗ und Wechslerbank pro 1. Semester 1882 weist eine Gesammteinnahme von 479 273 Fl. auf, und zwar aus Gewinn⸗ vortrag vom Vorjahre 102 122 Fl., aus dem Effekten⸗ und Effekten⸗ zinsenkonto 125 349 Fl., aus dem Lombard⸗Reportkonto 103 693 Fl., aus dem Wechselzinsenkonto 66 888 Fl. Die sämmtlichen Ausgaben betragen 140 736 Fl., der Gewinn bis zum 30. Juni d. J. stellt sich sonach auf 338 537 Fl. und ist fast vollständig durch das laufende Bank⸗ und Waarengeschäft erzielt. Der Gewinnübertrag vom Vor jahre wurde durch die Werthverminderung der vorhandenen Effekten in Folge der zwischen dem Course vom 31. Dezember 1881 und dem Course vom 30. Juni 1882 bestehenden Differenz größtentheil konsumirt. . London, 31. August. (W. T. B.) Wollauktion. Gestrige Preise unverändert.
Verkehrs⸗Anstalten.
Triest, 31. August. (W. T. B.) Der Lloyddampfe „Berenice“ ist heute früh 6 ¾ Uhr aus Konstantinopel hier ein⸗ getroffen.
Berlin, 1. September 1882.
Die unentgeltlichen stenograyhischen Lehrkurse de 8 hiesigen Rollerschen Stenographen⸗Vereine beginnen nach der Sommerpause wieder für Herren, Damen und Schüler am Dieastag, den 5. September, im „August⸗Garten“ (Auguststraße 24), Mittwoch, den 6. September, im „Café Landgraf“ (Georgenstraße 21, am 1“ und Donnerstag, den 7. September, im „Café Gutzeit“ (Luisenufer 14, am Oranienplatz), — überall Abends 8 ½ Uhr. Für die vollständigen Lehrmittel hat jeder Theilnehmer 2 ℳ, zu den Unkosten nur 1 ℳ beizutragen. Weitere Unkosten er wachsen den Theilnehmern nicht; auch die sich an den Lehrkursus schließenden Uebungsstunden sind unentgeltlich. Meldungen zur Theil- nahme werden an obengenannten Abenden in den betreffenden Lokalen von den daselbst anwesenden Lehrern entgegengenommen.
Victoria⸗Theater. Intendanz⸗Rath Chronegk ist bereits hier eingetroffen, um die Vorbereitungen zu dem am Donnerstag, den 7. September, beginnenden Gastspiel der Meininger Hoftheater⸗ Gesellschaft zu treffen. Das Gastspiel wird etwa 4 Wochen dauern und mit „Preciosa“ eröffnet werden. Das ganze Personal des Hoftheaters wird in den Gastspielen beschäftigt sein und au eine größere Anzahl von Mitgliedern des bewährten meiningische Orchesters, unter Leitung des Herzoglichen Musikdirektors Rei mitwirken. Die Chöre sollen von tüchtigen Sängern und Sängerinnen ausgeführt werden. 6
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Der vorgestrigen (216.) Aufführung des „lustigen Krieg“ wohnte in der Hofloge Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin bis zum Schlusse bei. — Der Besuch der Operette bleibt unausgesetzt auf derselben Höhe, so daß der Schlußtermin der Aufführungen sich vorläufig noch gar nicht bestimmt fixiren läßt.
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.
Mittheilungen für die öffentlichen Feuerversiche⸗ rungs⸗Anstalten. Nr. 14. Inhalt: Die Versicherungsbedingun⸗ gen. — Die Feuerwehr in Paris. — Mobiliar⸗Brandversicherungs⸗ anstalt für die Stadt Stockholm: Ergebnisse pro 1. Oktober 1880/1.
eirse. is für Forst⸗ und Jagdwesen. 9. Heft, Sep⸗ tember. — Inhalt: I. Abhandlungen: Ergebnisse eines mit vier Raupenleimsorten angestellten vergleichenden Versuches. Vom Professor Dr. Altum zu Eberswalde. — Beiträge zur Statik des Waldbaues. Von Dr. E. Ramann und Dr. Hans Will, Assistenten an der Forst⸗ akademie Eberswalde. — II. Mittheilungen: Ludwig von Brecht †, Präsident der Königlich württembergschen Forstdirektion. — Die XI Versammlung des pommerschen Forstvereins zu Treptow im Juli 1882. Vom Forstmeister Küster zu Stettin. — X. Versammlung des Vereins mecklenburgischer Forstwirthe zu Waren am 7. und 8. Juli 1882. Vom Großherzoglich mecklenburgilchen Forstcontro⸗ leur Bölte zu Rostock i. M. — Bericht über die 28. Versammlung des sächsischen Forstvereins, gehalten zu Altenburg vom 10. bis 12. Juli 1882. Vom Könialich sächsischen Förster Korselt zu Rauten⸗ kranz. — Bericht über die VI. Versammlung des estländischen Forst⸗ vereins am 6. September 1881 in Reval. Von von Alten. — Weymouthskiefernholz. Von von Alten. — Zollsätze für Holz, Rin⸗ den und Holzwaaren nach dem Zolltarif vom 25. Mai 1882 für das österreichischꝛ⸗ungarische Zollgebiet. Von Dr. B. Danckelmann. — Aus dem Budget der Forstverwaltung in Frankreich für das Jahr 1883. Von Dr. B. Danckelmann. — Ueber die Anwendung von Fanggräben, insbesondere zur Vertilgung von Cureulio pini. Vom Großherzoglichen Forstmeister F. Paschen zu Caliß bei Donitz a. E. — Eigenthümlicher Blitzschlag in Buchen. Vom Großherzoglichen Oberförster V. Wentzel zu Strelitz in Meck⸗ lenburg. — Die Lupinenkrankheit bei den Rehen. Vom Oberförster⸗ Kandidat Jerrentrup;. — III. Statistik: Waldflächen des venh. thums Anhalt nach Besitzständen. Vom Forstoonducteur A. Huth. — Waldflächen der Gemeinden und öffentlichen Anstalten in Preußen. Von O. Mundt. — Berliner Durchschnittspreise und Umsatzmengen für Rauchwaaren von deutschem Wilde im Jahre 1881. Von Dr. B. Danckelmann. — IV. Literatur: Horn, Oscar, Handbuch des Jagdsport. Berichterstatter Forstmeister Bando zu Chorin. — Thüngen, C. E. Freiherr von, Die Jahreszeiten des Waidmanns. Berichterstatter Forstmeister Bando zu Chorin. — Uebersicht der forstlich beachtenswerthen Literatur. — V. Notizen: Ueber die Ebers⸗ walder Ornis im Sommer 1882. Von Professor Dr. Altum zu Eberswalde. — Ueber Forstschmetterlinge in der Umgegend von Eberswalde im Sommer 1882. Vom Professor Dr. Altum zu Eberswalde. — Feinde des Vom Professor Dr. Altum zu Eberswalde. — Die Buchenbohle als Brückenbelag. Oberförster Weise zu Eberswalde. — Eigenthümliche Wurzelbildung. Von von Alten. 2 1
Gartenzeitung. Heft 9. — Inhalt: Ueber Frostbeschä⸗ digungen. Von Dr. Paul Sorauer in Proskau. (Mit 2 litho⸗
raphirten Tafeln.) — Der wilde Garten. Von Dendrophilus. (Fort⸗ eee (Mit 2 Holzschnitten.) — Eine Trauertanne. Von Kott⸗ orstkandidat. (Mit 1 Holzschnitt.) — Ueber das Schneiden und Aufbewahren der Reiser. Von R. Mueller in Praust bei Danzig. — Hampton⸗Court und sein großer Weinstock. Von L. Wittmack. (Mit 1 Holzschnitt.) — Bemerkungen über die beiden Theerosen Niphetos und Souvenir d'un ami. Von Friedr. Harms in Hamburg. — Neuere empfehlenswerthe Pflanzen von R. Brandt in Charlottenburg. — Verschiedenes. — Interessante blühende 6.—— im Juli 1882: 1) Im Königlichen botanischen Garten in Berlin. 2) In Herrenhausen. 3) In Wilhelmshöhe. 4) In Karlsruhe. — Gartenbau⸗Ausstellungen. — Personalnachrichten. — Eingegangene
meier, Königl.
Preisverzeichnisse. — Sprechsaal.