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der Bergarbeiter in den Kohlendistrikten des Landes
—NB
mit dem Projekte
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b 2 Erwirbt Jemand s einem strafunmündigen Kinde gestohlenen Gegenstand, unter Kenntniß dieses Sachverhalts, so ist er nach einem Urtheil
des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 6. Juni d. J., als Hehler zu bestrafen.
— Der Königlich württembergische Gesandte am Aller⸗ höchsten Hofe von Baur⸗Breitenfeld ist am 12. d.
Mts. von Urlaub zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Ge⸗ sandtschaft wieder übernommen.
Kiel, 14. September. (Kiel. Ztg.) Die Fregatte
„ Niobe“ verläßt morgen den hiesigen Hafen und geht nach
Danzig in See. — Die an Bord des Uebungsgeschwaders
befindlichen Seekadetten sind von dem Zeitpunkt der Auf⸗ lösung des Geschwaders bis 6. Oktober cr. beurlaubt.
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8 Oesterreich⸗Ungarn. Görz, 13. September. Der Kaiser erwiderte italienisch auf die gestrige Ansprache des Bürgermeisters: „Sehr gern bin Ich wieder nach Görz gekommen, eingedenk der loyalen Gefühle, welche die Bevölkerung Mir jederzeit bezeugt hat, Gefühle, welche Ich mit Vergnügen in Ihren Worten neuerlich bekräftigt finde. Ich danke Ihnen herzlich dafür, indem Ich Sie gleichzeitig der lebhaften Theilnahme versichere, welche Ich für Görz hege.“ Die Antwort erregte einen wahren Jubel⸗ sturm. — Morgens um 6 Uhr besuchte der Kaiser das Grab seines ehemaligen Erziehers, des Grafen Coronini. Um halb sieben Uhr nahm Se. Majestät die Garnisonsrevue vor und wurde von der Menge überall jubelnd und begeistert begrüßt.
Laibach, 13. September. Der Landtag beschloß ein⸗ stimmig, eine Deputation an das Hoflager nach Triest zu entsenden, um den Majestäten und dem Kronprinzenpaare die Huldigung und Versicherung der Treue der Krainer dar⸗ zubringen. Der Gemeinderath faßte gestern einen gleichen Beschluß und ist morgen ein ebensolcher von der Handels⸗ kammer zu gewärtigen.
Prag, 13. September. Das „Prager Abendblatt“ schreibt: Die Zeitungen wissen über einen Statthalterei⸗Präsidialerlaß u berichten, welcher mit Rücksicht auf den angeblich zu besor⸗ genden Wiederausbruch eines Strike die Erhöhung der Löhne
bezwecke. Gewiß ist es Pflicht der Regierung, deshalb ent⸗ sprechende Erhebungen einzuleiten; aber eben so gewiß ist es, daß es nicht Aufgabe der Regierungsorgane sein kann, auf die bestehenden Lohnverhältnisse irgendwelchen imperativen Einfluß zu üben. Es kann demnach nur auf einem Mißverständnisse beruhen, wenn in den betreffenden Zeitungen gesagt wird, daß durch den bezüglichen Erlaß bezweckt werde, die Werks⸗ besitzer zu einer Lohnerhöhung zu vermögen. Nach unserer an kompetenter Stelle eingeholten Information handelt es sich um nichts Anderes, als um angeordnete geeignete Erhebun⸗ gen über einen speziellen Fall. Nur für den Fall, daß sich hierbei herausstellen sollte, daß bei einzelnen Kohlengewerken oder Schächten Mißbräuche oder unbillige Verhältnisse bestehen, würden die Bezirkshauptmannschaften aufgefordert werden, sich wegen Abstellung derselben sofort mit den betreffenden Ge⸗ werken ins Einvernehmen zu setzen.
Triest 14. September. (W. T. B.) Ein orkan⸗ artiger Sturm zerriß heute Vormittag das Dach des eisernen Pavillons der Ausstellung und beschädigte die im Mittelschiffe untergebrachten Gegenstände ziemlich erheblich. Die Restaurirungsarbeiten wurden sofort begonnen und dürften in wenigen Tagen beendet sein.
Pest, 13. September. Das Kronprinzenpaar trifft am 21. September in Maros⸗Väsärhely ein.
Schweiz. Bern, 12. September. (Wes. Z.) Amtlicher Mittheilung zufolge hat der schweizerische Handels⸗ und Industrieverein den Bundesrath ersucht, die nöthigen Schritte zu thun, damit die schweizerischen Staatsangehörigen für die in Egypten in Folge der dortigen jüngsten Ereignisse erlittenen Verluste eine angemessene Entschädigung erhalten, wobei er sich bereit erklärte, die Ausmittelung dieser Verluste auf sich zu nehmen. Der Bundesrath beantwortete dieses Gesuch in seiner heutigen Sitzung dahin, daß er seine Intervention in dieser Angelegenheit darauf beschränken müsse, „die bezüglichen Begehren von Schweizern, welche in Egypten Schaden erlitten haben, der Regierung derjenigen Macht amtlich zu übergeben, unter deren Schutz die Betreffenden in Egypten standen, damit ihre Ansprüche in gleicher Weise behandelt werden wie diejenigen der Angehörigen dieses Staates oder anderer Schutzgenossen.“ Im Uebrigen ist der Bundesrath zur Annahme des Anerbie⸗ tens des schweizerischen Handels⸗ und Industrievereins bereit und ersucht denselben, die Entschädigungsbegehren schwei⸗ zerischer Angehöriger entgegenzunehmen und sie ihm mit den nöthigen und gehörig beglaubigten Ausweisen zu übersenden. — Gambetta weilt mit seinem Vater seit gestern auf Schloß Des Crétes bei Montreux.
Großbritannien und Irland. London, 13. September. (Allg. Corr.) Gladstone wird heute zur Abhaltung eines Ministerraths in der Hauptstadt erwartet. Diese Ankündi⸗ gung ist in politischen Kreisen mit besonderer Befriedigung aufgenommen worden, obgleich keine besondere Veranlassung sn einer so frühzeitigen Versammlung der Minister vorzu⸗ iegen scheint, da noch ein Zeitraum von sechs Wochen bis zum Wiederzusammentritt des Parlaments dazwischen liegt. 8b Hs Kabinetsrathssitzung hatte am 12. August statt⸗ gefunden.
Der Vizekönig von Irland verließ gestern Dublin um eine Rundreise im westlichen Irland anzutreten. Lord Spencer wird etwa eine Woche abwesend sein und während dieser Zeit auch den Schauplatz des fünffachen agrarischen Mordes in Maamstrassna in Augenschein nehmen. Für die Sicherheit des Vizekönigs auf seiner Reise durch die erregte Provinz sind besondere Vorsichtsmaßregeln getroffen worden.
Die Ereignisse in Egypten heßen in der indischen Re⸗ gierung den Gedanken aufsteigen lassen, die Befestigungs⸗ werke von Aden zu 7 Insbesondere sollen die Vertheidigungswerke der Insel Perim verstärkt werden.
— 15. September. (W. T. B.) Nach einer bei Lloyds eingegangenen Depesche aus Charlestown ist das englische Kriegsschiff „Phoenix“ bei den Prinz Edwards⸗Inseln gestrundet und voll Wasser. Die Besatzung wurde gerettet; man ist mit der Bergung des Materials beschaftigre
(Allg. Corr.) Seit einem Vierteljahrhundert und länger haben — englische Kapitalisten und Staatsmänner
eines Vortheils wegen einen von
beschäftigt, aber nichts Praktisches i Sie haben si
n der
in den Schooß gelegt des Unternehmens überlassen.
säumte nachzuholen, seitdem auch Rußland d macht hat, dem abzulaufen und drohen. stand aus der Feder des Veteranen des Projekt Andrew, welcher seit länger
die Wichtigkeit dieses Unternehmens. Das Präsidenten an der Spitze, ist von neuem Thätigkeit ins Leben getreten, und durch von einflußreichen Personen, wie Henry Chaplin, Edward ECastwick,
Lloyd Sampson,
Unternehmens zu gewinnen.
Werke: „Russian Advance towards India“ d politischen Standpunkte aus behandelt.
marcks System Deutschland zu Grunde richte und diebeste Revanche für Sedan sei.
Judustrieen Deutschlands ihre
. Kräfte in hältnissen, und jetzt
führt, wie Hr.
land für mehr als zwei Milliarden F während wir nur sie zahlen kaum halb so Transporte sind minder schwer als die unsern. jetzt den deutschen Fabrikanten in Konkurrenz
die jetzt durch de ont Cenis 951 und durch 906 km betrage. Die „deutsche Konkurrenz“ Hauptthema des Tages.
Türkei. Konstantinopel, 14. Septembe
Arabi gerichteten Proklamation verlangt.
Pforte einzufinden. Unterzeichnung der Konvention nach Egypten
beigelegt. auf seinem bisherigen Standpunkte zu beharren.
Rumänien. Bukarest, 14. September.
außerordentlichen Session einberufen werden.
Amerika. New⸗York, 12. September. Die große Arbeitseinstellung der Eisenw ist zu Ende. Die Leute kehren unter den alten Die Hüttenbesitzer haben einen vollständigen je getroffen hat.
Buenos Ayres,
16. August. argentinische Minister
(Allg.
Schiedespruche des obersten Gerichtshofes Staaten oder des Bundesgerichts in Bern zu Dr. Avellaneda, der ehemalige Präsident tinischen Republik, welcher in Nio de ist vom Kaiser von Brasilien
gerisch.
guay ruhige Zustände. Afrika. Egypten.
eute mit der Infanterie daselb
Wolseley gedenkt enha heute zu besetzen.
und hoffte auch
der Garde nach Kairo marschiren. — Es sind Verhandlungen wegen
bereit zu halten.
melden, daß in der Stadt Ruhe herrsche.
abgesandt und beauftragt, dem Khedive die Versi
einer Euphratthal⸗Eisenbahn
b
Treue und E geb nheit auszusprechen.
ich mit der Schätzung des Werthes und der Wichtigkeit, sowie der Nothwendigkeit des Projekts begnügt, aber vor den sich darbietenden Schwierigkeiten und der Zukunft die Ausführung Aufgerüttelt aus Apathie durch die aufgetauchten Bemühungen deutscher Kaäpita⸗ listen, die Konzession der Kleinasiatischen Eisenbahn an sich zu bringen, ist auch die Agitation zur Ausführung der Euphratthal⸗ eisenbahn hier wieder von neuem erwacht, und es ist neu erdings der Plan aufgetaucht, einen ernsten Versuch zu machen, das von offiziellen Personen und Geschaftsmännern so lang Ver⸗
erkantilen England im Orient den Rang 1 essen Märkte in jenen Regionen zu be⸗ Ein soeben erschienenes neues Werk über den Gegen⸗
als zwanzig Ausführung desselben das Wort geredet und dem englischen Publikum dessen Vortheile gepredigt hat, richtet abermals die Aufmerksamkeit der Finanz⸗ wie der politischen Kreise auf
Staffordhouse⸗Comité, mit dem Herzog von Sutherland als
Thomas — Henry Algernon Boothwick, Lord Kinnaird, Alderman MeoeArthur, Earl Shaftesbury und vielen Anderen bedeutend verstärkt worden, und macht nun Anstrengungen, die Unterstützung der Regierung für die Ausführung des Dos Buch Andrews ist betitelt: „The Euphrates Valley Route to India, in connection with the Central Asian and Aegyptian Questions“, mit einer Einleitung aus der Feder des bekannten Schriftstellers über Centralasien, Charles Marwin, der in seinem neuesten, jüngst erschienenen
Frankreich. Paris, 12. September. (Köln. Ztg.) Ein französischer Oekonomist hat dieser Tage die Franzosen ob der drohenden deutschen Konkurrenz damit getröstet, daß Bis⸗
1 Der „Telegraphe“ entgegnete darauf: „Zum Unglück für uns entwickeln die geschützten enormen Ver⸗
Marteau (in den „Annales du commerce extérieur“) bestätigt,
für 1700 Millionen ausführen. Die Deutschen haben billigere Arbeitslöhne und billigere Kohlen,
hohe Steuern als wir, und ihre
Märkten der Welt und besonders in Italien. Seit der Durch⸗
stechung des Gotthard verdoppeln sich die deutschen Einfuhren
in Italien, während die unseren fortwährend nachlassen.“
Wie dem begegnen? Die Durchstechung des Simplon, die
720 m nicht überstiege, wird zunächst empfohlen, um die
Entfernung von Paris nach Mailand auf 835 km zu kürzen, n
Der englische Botschafter Lord Dufferin war eingeladen wor⸗ den, sich Nachmittags zur Unterzeichnung der Militär⸗ konvention auf der Hohen Pforte einzufinden, hatte aber dieser Einladung keine Folge gegeben und vor der Unter⸗ zeichnung noch die Abänderung zweier Stellen
ersuchte neuerdings wieder den Botschafter, sich auf der Derwisch Pascha wird sofort nach der
Der griechisch⸗türkische Grenzkonflikt ist noch nicht Griechenland ist dem Vernehmen nach entschlossen,
Die Kammern werden für den Monat Oktober zu einer
zu ihrer Arbeit zurück und gegen die Befehle des Verbandes.
und das Verbandwesen den schwersten Schlag erlitten, der es
he Mi⸗ für auswärtige Angelegenheiten hat der brasilianischen Regierung den Vorschlag gemacht, die Frage betreffs der Grenze von Missiones dem
der Vereinigten
Janeiro weilt, gut aufgenommen wor⸗ den. — Die neuesten Nachrichten aus Chili lauten sehr krie⸗
Die chilenische Regierung scheint entschlossen zu sein, den Krieg mit Peru zu einem schleunigen Abschlusse zu bringen. Berichten aus Montevideo zufolge herrschen in Uru⸗
Alexandrien, 14. September. (W. T. B.) Nach einer Depesche des General Wolseley vom 13. d. sind in Telelkebir 50 bis 60 Kanonen erobert worden. Arabi Pascha hat sich nach Kairo begeben. Die englische Kavallerie hat am 13. d. Belbeis besetzt. General
1 Wenn alles gut geht, wollte Wolseley nach Galiub vorrücken, andererseits mit
8 1 ) der Uebergabe von Kafrdowar angeknüpft; die englischen Truppen haben Be⸗
fehl erhalten, sich zur Besetzung der Stellung von Kafrdowar
— Dem Khedive aus Kairo zugegangene Nachrichten
— Butros Pascha ist auf der Reise nach Alexandrien in Kafrdowar eingetroffen, derselbe ist von den Einwohnern von Kairo als Delegirter
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Sache gethan.
die Hände
ihrer
en Anfang ge⸗
8, Sir William Jahren der
ursprüngliche
zu energischer den Zuwachs Brassey, Bourke,
ie Frage vom
für Frankreich
Deutsch⸗ abrikate aus,
Wir begegnen auf fast allen
den Gotthard ist jetzt das
r. (W. T. B) der gegen Die Pforte
abreisen. —
(W. T. B.)
(Allg. Corr.) erkarbeiter Bedingungen
Sieg erreicht
Corr.) Der
unterbreiten. der argen⸗
st einzutreffen
Butros Pascha, Reuf Pascha und Ali Rubi überreichten heute dem Khedive im Namen der Einwohner von Kairo eine Adresse, in welcher diese ihre Treue und Er⸗ gebenheit aussprechen. Butros theilte mit, die erste Nach⸗ richt, welche über die Vorgänge bei Telelkebir nach Kairo gelangt sei, habe einen großen Sieg der egyptischen Truppen gemeldet. Gerüchtweise verlautete damals, Arabi würde nach Kairo kommen mit dem Haupte des Admirals Seymour, welchen die Bevölkerung als den Ober⸗Befehlshaber der englischen Truppen betrachtete. Als Arabi allein ein⸗ traf, habe ihn die Bevölkerung insultirt und mit Steinen ge⸗ worfen. Als die Delegirten Kairo verließen, habe dort Ruhe henh. — Die Eisenbahn zwischen Kairo und Kafrdowar ist intakt.
Die „Daily News“ meldet in einem Telegramm aus Telelkebir, ein egyptischer Arzt, welcher gefangen genommen wurde, berichtete, daß, während Arabi auf der Eisenbahn nach Zagazig entfloh, von einem seiner eigenen Offiziere auf ihn geschossen worden sei; ein anderer Offizier, welcher zu⸗ gegen war, sagte aus, daß Arabi verwundet worden sei.
Port Said, 14. September, Abends 6 Uhr 10 Minuten. (W. T. B.) Die Avantgarde der englischen Truppen ist mittelst der Eisenbahn in Kairo eingetroffen und dort mit großem Enthusiasmus aufgenommen worden. Alle her⸗ vorragenden Persönlichkeiten, welche sich der Insurrektion an⸗ geschlossen hatten, haben sich unterworfen.
— Aus London meldet „W. T. BA2
unter dem 14. September:
Die Kavallerie wird heute mit Gewaltmärschen und, indem sie den Weg durch die Wüste einschlägt, auf Kairo vorrücken.
Der Kommandant von Alexandrien meldet unter dem heutigen Tage, ein Offizier aus Kafrdowar habe ein Schreiben überbracht, in welchem erklärt wird, die militäri⸗ schen Führer der Insurgenten seien bereit, sich dem Khedive zu unterwerfen und hätten Befehl gegeben, den im Kanal aufgeführten Damm zu öffnen. Der Offizier habe General Wood ersucht, die telearaphische Verbindung wieder herzu⸗ stellen und habe gleichzeitig bemerkt, daß die Insurgenten alle Feindseligkeiten eingestellt hätten.
Nach einer Depesche, des „Daily Telegraph“ sind die Engländer jetzt im Besitz der Eisenbahn von Kairo.
unter dem 15. September:
Nachrichten aus Telelkebir vom 14. d. M. zu⸗ folge betrug der Verlust der Engländer bei der Ein⸗ nahme 54 Todte, darunter 9 Offiziere, und 342 Verwundete, darunter 22 Offiziere. Der Verlust des Feindes wird auf 1500 Todte und Verwundete veranschlagt. — Der „Times“
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Damiette habe die Uebergabe angeboten
Zeitungsstimmen.
Zur Frage der Versammlung bemerkt die „Berliner Börsen⸗Zeitung“:
„Bei Weitem die wichtigste Fraße welche in erster Linie die Ein⸗ wohner unserer Residenz, dann aber auch weitere Kreise unseres Landes augenblicklich interessirt, ist die nunmehr zur Gewißheit gewordene bevorstehende Auflösung der Berliner Stadtverordnetenversammlung. Es ist dieselbe, wie schon früher, so auch in allerjüngster Vergangen⸗ heit zum Gegenstande widersprechendster Behauptungen und Muth⸗ maßungen gemacht worden; auch haben politische Pessimisten nicht gefehlt, welche in der Dringlichkeit, womit gewisse Blätter für die endliche Neugestaltung des Wahlmodus für die genannte Versamm⸗ lung eintraten, eine gegen das dermalige Personal der letzteren ge⸗ richtete politische Feindseligkeit erblickten. Ohne die Möglichkeit in Abrede zu stellen, daß mancher Orten recht innig der Wunsch em⸗ pfunden wird, daß sich eine spätere, auf Grund einer neuen Wahl⸗ organisation konstituirte Stadtverordnetenversammlung aus wesentlich anderen Elementen, als bisher, zusammensetzen möge, können wir doch nicht verstehen, warum sich die Gemüther über eine Nothwendigkeit so sehr erhitzen, welche schon längst allerseits als solche erkannt, nun endlich zum entsprechenden Handeln geführt hat. So wie das Verhältniß bei den in Rede stehenden Wahlen war, konnte es nicht bleiben.“
— In der „Deutschen Rundschau“ wird die preußische Eisenbahnpolitik besprochen und über die Verstaatlichung fol⸗ gendes Urtheil gefällt: „Daß Handel und Verkehr sich unter dem neuen Eisenbahn⸗ system von Jahr zu Jahr besser befinden werden, daß unsere Wehr⸗ haftigkeit damit wesentlich gewinnt, wer wollte das nach den schon jetzt vorliegenden Erfahrungen bezweifeln? Die innere Reorganisation der unter dem Privatbahnsystem in dezennienlanger Partikularwirth⸗ schaft entstandenen Verhältnisse läßt sich ja leider nicht von heute auf morgen bewerkstelligen; aber aus dem, was bereits erreicht ist, können wir die besten Hoffnungen für die zukünftige Wohlfahrt und das fortschreitende Gedeihen unseres Vaterlandes schöpfen!“ — Der „Düsseldorer Anzeiger“ macht in einer Correspondenz aus Bochum Mittheilungen aus dem Jahres⸗ bericht der Handelskammer zu Bochum. Es heißt daselbst über die allgemeine Lage: Die Besserung der wirthschaftlichen Lage, deren Vorzeichen wir in unserem letzten Jahresberichte konstatirt haben, machte in der zweiten Hälfte des Berichtsjahres, namentlich im letzten Quartal desselben erfreuliche Fortschritte. Sie prägt sich namentlich in den nachfolgen⸗ den Thatsachen aus. Die Einfuhr von Rohstoffen zu Fabrikationszwecken und ebenso von Konsumtibilien, speziell von Kolonialwaaren, hat sich bedeutend gesteigert. Es fand hiernach also gleichfeitig eine Erhöhung der Pro⸗ duktion und auch des Konsums innerhalb des deutschen Reichsgebietes statt. Die Ausfuhr von Industriefabrikaten hat sich beträchtlich ge⸗ hoben, deren Einfuhr dagegen abgenommen. Dies gilt ebensowohl von der Steinkohlen⸗ und Eisen⸗ als auch von der Textilindustrie (mit Ausnahme der Leinenbranche), der Glas⸗, Papier⸗ und Leder⸗ industrie. Hunderte von Millionen, die wir sonst an das Ausland gezahlt haben, sind im Lande geblieben und der nationalen Produktion zugefallen. Der heimische Markt wird somit in viel ausgedehnterem Maße als früher durch die vaterländische Arbeit versorgt, während zugleich deren Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkte gewachsen ist. Die lebhafte Nachstane nach Steinkohlen und Koks in den letzten Monaten des Berichtsjahres und in den ersten des laufenden, trotz des bei mildem Winter geringeren Bedarfs an Hausbrandkohle, läßt schon auf eine stärkere Gewerbthätigkeit im Allgemeinen schließen, und ihr thatsächliches Vorhandenscin, wird durch die vermehrte Zahl der Arbeiter und die hessere Beschäftigung vieker Arbeitsstätten be⸗ stätigt. Vor Allem trifft dies zu bei dem Steinkohlenbergbau und ei dem nach diesem in unserem Bezirk wichtigsten Produktionszweige, der Eisen, und Stahlindustrie. Die Roggen⸗ und Kartoffelernte ist reichlicher als 1880 ausge⸗ fallen und der Roggenpreis nahezu auf das normale Niveau zurück⸗ gekehrt. Die amerikanische Einfuhr von Cerealien hat sich vermin⸗ dert. Wenn im Herbste haoh. Quantitäten russischen Roggens zu ermäßigten Preisen eingeführt wurden und wenn transitirende
cherung ihrer
Cerealien fast eben so hoch bezahlt wurden, als die für den Gebrauch des Landes importirten, so beweist dies die geringe Wirkung der Ge⸗
Eine Depesche General Wolseley's vom 13. d. sagt:
wird aus Ismailia vom 14. d. gemeldet, die Garnison von
Auflösung der Stadtverordneten⸗
Pascha seien von dem
“
eidezölle nicht blos in Betreff des Preises für den Konsumenten, auch für den Verkehr überhaupt, und doch wurde denselben g Jahre 1880 der Rückgang der russischen Einfuhr irriger Weise von freihändlerischer Seite zugeschrieben. Auch die sonstigen Lebens⸗ mittel sind mit wenigen Ausnahmen nicht theurer, sondern zum Theil illiger geworden. b b Der Eisenbahnverkehr hat sich namhaft ertragreicher gestaltet als 1880. In gleicher Weise steigerte sich auch der Wassertransport und brachte höhere Frachten. Gerade diese Thatsachen stellen gleichfalls eine Belebung der wirthschaftlichen Thätigkeit außer allen Zweifel. . Die Gründung von über 100 Aktiengesellschaften im Laufe des Jahres im deutschen Reichsgebiet beweist ein erfreuliches Wieder⸗ erwachen des Unternehmungsgeistes und die Rückkehr des Vertrauens bei dem Privatkapital. 2 1“
Auch die Lage der Arbeiterbevölkerung hat sich, wie wir an an⸗ deren Stellen des Berichtes noch ausführlicher darlegen werden, un⸗ verkennbar, wenn auch noch nicht in dem gewünschten Maße gebessert.
Die Kaiserliche Botschaft vom 17. November hat die Ueber⸗ zeugung befestigt, daß die Reichsregierung nach wie vor den großen nationalen, wirthschaftlichen Aufgaben ernste Aufmerksamkeit zuwen⸗
den und speziell auf die positive Förderung des Wohles der Arbeiter, ohne welche wirklich gesunde soziale Verhältnisse nicht zu erreichen sind, unverrückt im Auge behalten wird. 8
Der allgemeine Aufschwung ist so augenscheinlich, daß er auch von der Freihandelspartei nicht mehr geleugnet wer⸗ den kann. Wenn dieselbe behauptet, dieser Umschwung stehe mit der neuen Wirthschaftspolitik nicht in Verbindung, wie das seine Verbreitung über alle Industriestaaten beweise, so kann doch bei unbefangener Betrachtung nicht in Abrede gestellt werden, daß ohne schützende Zölle das deutsche Gebiet nach wie vor mit den Fa⸗ brikaten des Auslandes überschwemmt worden wäre, was eine wesent⸗ liche Besserung verhindert haben würde. Es liegt sonach hier offen⸗ bar auch ein ursächlicher Zusammenhang, nicht bloß eine zeitliche Aufeinanderfolge vor. Die Abnahme der Einfuhr und die gesteigerte Ausfuhr beweisen unwiderleglich, daß der nationale Gewerbfleiß sich unter der jetzigen Wirthschaftspolitik stärker entwickeln und der aus⸗ ländischen Konkurrenz erfolgreicher entgegentreten konnte.
Wir wollen nicht behaupten, daß unsere wirthschaftlichen Zu⸗ stände wieder normal zu nennen sind. Aber die im letzten Jahrzehnt erlittenen Verluste sind größer gewesen, als selbst die Freunde der Industrie vermuthet haben. Und wenn eine schwere, langdauernde Erkrankung eine langsame Genesung bedingt, so kann auch eine sieben⸗ jährige Erwerbskrisis nur allmählich überwunden werden.
Wir glauben, hoffen zu dürfen, daß der jetzige nicht wie vor zehn Jahren schwindelhafte Aufschwung unserer wirthschaftlichen Thätigkeit, dem damals eine Reaktion naturgemäß folgen mußte, langsam und stetig fortschreiten wird, unbeschadet vorübergehender Schwierigkeiten, weil basirt auf gesunder wirthschaftlicher Grundlage....
Nachdem das Tabackmonopol im Reichstag mit so großer Ma⸗ jorität abgelehnt worden ist, enthalten wir uns, diese Frage zur Zeit noch einmal näher in Betracht zu ziehen. Wir bedauern aber, um so lebhafter, daß diese Selbstbesteuerung, der sich jeder Unbemittelte ohne Entbehrung des Nothwendigen unterziehen kann, einstweilen nicht zur Einführung gelangt, als darin ein besseres Mittel geboten war zur Entlastung der überbürdeten Kommunen, wie es unseres Erachtens irgend eine Steuerreform oder neue Steuer bieten kann. 3
— Der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung berichtet man aus Bautzen, 13. September: 1
Der sächsische Gewerbevereinstag, auf welchem 76 Vereine ver⸗ treten waren, hat mit 61 gegen 15 Stimmen den Beitritt zu den Beschlüssen des Magdeburger Handwerkertages abgelehnt, in dem er sich zugleich gegen Einführung von Zwangsinnungen erklärte. Die Einführung obligatorischer Arbeitsbücher wurde mit allen gegen zwei Stimmen gefordert. — Die Zittauer Gewerbekammer hat dem sächsischen Minister des Innern die für die Bestrebungen zur Schaffung freier Innungen sehr wichtige Frage vorgelegt: „Wird die höhere Verwal⸗ tungsbehörde von den ihr durch §. 100 e. der Gewerbeordnung er⸗ theilten Befugnissen Gebrauch machen und zwar einen Gebrauch, der die Ertheilung der im §. 100e. vorgesehenen Rechte der Innung nicht als Ausnahme, sondern, bei Vorhanden⸗ sein der gesetzlichen Voraussetzungen, als Regel erscheinen läßt?“ und ferner die Frage und den Wunsch: „ob und daß den⸗ jenigen Innungen, welche schon unter Geltung des früheren Tit. VI. der Gewerbeordnung verstanden haben, Zucht im Lehrlingswesen zu halten, bei Umgestaltung der Statuten in Gemäßheit des Gesetzes vom 18. Juli 1881 auf Grund dieser ihrer bereits gezeigten Leistungen und bewährten Kraft die in §. 100 e, der Gewerbeordnung vor⸗ gesehenen Rechte ertheilt werden.“ In der Eingabe ist ausgeführt, daß die Bejahung beider Fragen eine ganz wesentliche Unterstützung der auf Förderung des Innungswesens gerichteten Bestrebungen der Kammer sei, und es sind die Gründe angegeben, aus welchen die Bejahung der gestellten Fragen und die Erfüllung der ausgesprochenen Wünsche gerechtfertigt erscheint. 8 1
— Die „Wiesbadener Zeitung“ schreibt:
Ziemlich allgemein ist die Anerkennung, welche die Handels⸗ kammern in ihren Berichten der Staatseisenbahnpolitik zu Theil werden lassen. Eine große Anzahl derselben hält nicht mit dem Ein⸗ geständniß zurück, daß die Verstaatlichung der Eisenbahnen von segens⸗ reicher Wirkung auf alle in Betracht kommenden Verhältnisse sei.. So äußert die Handelskammer für den Stadtkreis Duisburg ihre An⸗ erkennung über die Verstaatlichung der Bergisch⸗Märkischen Bahn. Es gereiche ihr zur großen Freude, diesen Schritt sobald und ohne Schwierigkeit vollzogen zu sehen, denn es liege auf der Hand, daß die Vortheile, welche das Staatsbahnsystem biete, in den westlichen Pro⸗ vinzen erst zur Geltung kommen könnten, nachdem die Bergisch⸗ Märkische Eisenbahn der freien Verfügung des Staats anheim⸗ gefallen sei.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
Lwoondon, Freitag, 15. September. Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Alexandrien gemeldet, Arabi und Tulba olizeipräfekten in Kairo festgenommen worden, als sie versuchten, die Bevölkerung zum Widerstande aufzureizen.
Alexandrien, Freitag, 15. September. Die eng⸗ lische Kavallerie ist gestern in Kairo eingetroffen. Der Khedive
und der Generalkonsul Malet werden sich nach Kairo be⸗
eben, sobald der Weg dorthin offen ist. — General Wolseley gestern mit der Gardebrigade auf dem Marsche nach Kairo in Zagazig eingetroffen.
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des Statistischen Amtes der Stadt Beritn sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vvoom 3. September bis inkl. 9. September cr. zur Anmeldung ge⸗ kommen: 168 Ebeschließungen, 871 Lebendgeborene, 27 Todt⸗ geborene, 554 Sterbefälle.
Kunst, Wissenschaft und Literatur. Die in 2 214 des „Reichs⸗Anz.“ angekündigte Schrift
8
Aegvpten, auf Grund — eehnjähriger Erfahrungen mit Berück⸗
sichti r neuesten Ereignisse von Carl Stangen, ist im Ver⸗ 8 schgens der nenegen ahe u. Carl Günther in Leipzig erschienen.
. — Die in Leipzig am 16. September d. J. erscheinende Nr. 2046 der Illustrirten Zeitung enthält folgende run Zur 250 jährigen Erinnerung an die Schlacht bei Lützen: 1) Die Heer⸗ führer der Schlacht: Gustav Adolf, König von Schweden, — Bernhard von Sachsen⸗Weimar, Albrecht von Wallenstein, erzog von Friedland, Gottfried Heinrich Graf von Pappenheim, Octavio
iccolomini. 2) Der Tod Gustav Adolss, Originalzeichnung von W. Mecol⸗ Gweiseitig). 3) Das Gustav Adolf⸗Denkmal bei Lützen, Ori⸗ ginalzeichnung von B. Straßberger. — Bilder aus Lützen. 4 Abbil⸗ dungen. Originalzeichnungen von K. Schmetzer: 1) das Schloß, 2) die alten Pfeiler der Zugbrücke vor dem Schloß, 3) das Rathhaus, 4) Gasthaus zum Rothen Löwen mit Nebenhaus. — Ansicht von Lützen aus dem Jahre 1632. Alter Plan der Schlacht bei Lützen. Der Schwedenschimmel zu Ingolstadt. — Denkmünze auf den Tod Gustav Adolfs in der Schlacht bei Lützen. Vorder⸗ und Rückseite. — Das Koller Gustav Adolfs, welches er in der Schlacht bei Lützen getragen hat. — Protestantische Kirchen in österreichischen Bädern und Kurorten. Nach photographischen Auf⸗ nahmen gezeichnet von L. E. Petrovits. 3 13 Abbildungen (weiseitig): 1) Johannisbad. 2) Naßwald. 3) Vöslau. 4) Teplitz. 5) Ischl. 6) Innsbruck (Inneres). 7) Innsbruck (Aeußeres). 8) Gastein. 9) Marienbad (englische Kirche) 10) Karlsbad (englische Kirche). 11) Franzensbad. 12) Karlsbad. 13) Marienbad. — Neue pilzliche Krankheiten des Weinstocks. 3 Figuren. S Ein altes französisches Siegel. — Frauenzeitung: Marie von Bülow. — Polytechnische Mittheilungen: Chaise Longue aus Rohr. Transportabler Waggon⸗
olstersitz (2 Figuren).
1 Rherf Die Zeit 2 13.— 21. April d. J. war nach Ausweis der bei der deutschen Seewarte in Hamburg eingegangenen Schiffs⸗ journale eine Epoche besonders häufiger und heller Nordlicht⸗ erscheinungen auf dem atlantischen Ocean. Mit Ausnahme der Nacht vom 17.—18. April wurden Nordlichter während des genannten Zeitraumes in jeder Nacht und sogar mehrmals gleichzeitig beobachtet auf weit von einander entfernten Positionen, nämlich 1 auf einem Striche, der sich längs des Weges von den Vereinigten Staaten nach dem Kanal von etwa 40 Grad nördlicher Breite und 70 Grad vwestlicher Länge (von Greenwich) nach 50 Grad nördlicher Breite und 20 Grad westlicher Länge erstreckte. Am tärksten ausgeprägt und in weitester Ausdehnung sichtbar war das Phänomen in der Nacht vom 16./17. April. Nach einer Mittheilung, die im Junihefte der „Zeitschrift der österreichischen Gesellschaft für Meteorologie“ veröffentlicht worden ist, fanden um dieselbe Zeit, als die Nordlichter auf dem Ozean beobachtet wurden, in Wien und an anderen Orten ungewöhnlich große magnetische Störungen statt. Zu gleicher Zeit erschienen in Neuseeland auffallend helle Südlichter. Das 8. Heft der „Annalen der Hydrographie und maritimen „Meteorologie“ begleitet die vorstehenden Notizen mit einer Uebersicht über das Wetter, welches zur Zeit der Nordlichterscheinungen auf dem nordatlantischen Ocean herrschte und bringt die Namen von 23 Schiffen, auf denen bezüg⸗ liche Beobachtungen gemacht wurden. Es ist diesen Mittheilungen noch die Notiz hinzuzufügen, daß auch auf dem Kew Observatory am 17. April ein schwerer magnetischer Sturm beobachtet wurde, der von Mitternacht den 16., bis Mitternacht den 17. April anhielt. Gleichzeitig oder kurz vorher zeigten sich auf der Sonne große
Flecke. Land⸗ und Forstwirthschaft.
London. 11. September. Der „Mark Lane Expreß“ schreibt: Seit letztem Dienstag ist das Wetter für die Erntearbeiten im ganzen Königreiche mit nur wenigen Ausnahmen günstig gewesen und es ist wahrscheinlich ein großes Quantum Getreide eingebracht wor⸗ den. In Schottland steht der größte Theil der Getreideernte in den niedrigen Distrikten in Garben. Wahrscheinlich ist, daß der Weizen⸗ ernte bis jetzt kein großer Nachtheil erwuchs, da das Wetter, obgleich den Arbeiten ungünstig, nur während einer kurzen Zeit derartig ge⸗ wesen ist, daß das Getreide auswachsen konnte. Hinsichtlich der Gerste stellt sich die Sache jedoch anders und es darf als sicher angenommen werden, daß ein großer Theil dieses Getreides ent⸗ färbt ist. h
Gewerbe und Handel.
Nürnberg, 13. September. (Hopfenbericht der „Allgemei⸗ nen Brauer⸗ und Hopfen⸗Zeitung“.) Der Marktverkehr hält mit dem Einkaufsgeschäft in den Produktionsorten gleichen Schritt; trockene Waare findet dort rasch Nehmer, wie auch die hier einkommenden Abladungen zu unveränderten Preisen täglich Absatz finden. Noch nach Ausgabe der letzten Nummer unseres Blattes steigerte sich der Einkauf in neuen Hopfen auf 200 Ballen, welche an jenem Tage an den Markt gekommen waren und bis 10 ℳ höher bezahlt wurden; eine Parthie 1881 er Waare erzielte 200 ℳ Montags kamen weitere 250 Ballen, gestern sogar 700 Ballen neuer Hopfen zu Stadt, unter welchen Württemberger, Hallertauer und etliche Ballen Steiermärker 235 bis 250 ℳ, Markthopfen 200 — 230 ℳ erzielen konnten. Alt⸗ märker, nur in einzelnen Ballen vertreten, verkaufte sich zu 215 ℳ Trotzdem die Waare noch nicht gehörig getrocknet ist und daher keinen weiten Transport vertragen kann, so war doch gestern die erhöhte Zufuhr bald vergriffen. Der Einkauf ist schon ein vielseitiger geworden, und Mangel an Vorräthen, scheint Händler und Konsumenten zu zwingen, auch halbtrockene, frische Waare mit in den Kauf zu nehmen. — In altem Hopfen, der in den letzten Monaten zu sehr lebhaftem Verkehr Anlaß gab, haben sich Angebot und Nachfrage sehr vermindert. Heute blieb die Zufuhr kleiner. Bis Schluß dieses Blattes waren nur 150 Ballen neuer Hopfen zu Markte gekommen, die zu steigenden Preisen abgingen. Stimmung äußerst fest. Die heutigen Notirungen lauten: 1882r beste Markthopfen 220 — 230 ℳ, do. secunda desgl. 210 — 218 ℳ, do. geringe desgl. 200 — 208 ℳ, do. Hallertauer 235 — 255 ℳ, do. Württemberger 235— 260 ℳ, do. Badische 235 — 255 ℳ, 1881r Hopfen 180 — 200 ℳ, 1880r Hopfen 80 — 105 ℳ, 1879r Hopfen nominell 55 — 75 ℳ, ältere Jahrgänge 30 — 50 ℳ 1 8 8 Tenn. 14. Feenher 8₰ꝙ 8 B.) Bei der gestrigen
Wollauktion waren Preise unverändert. 8 Bradford, 14. September. (W. T. B) Wollmarkt in besserer Stimmung auf die Nachrichten aus Egypten, ordinäre Wollen belebt, Fleecewollen ruhig, wollene Garne schwächer, wollene Stoffe in guter Frage für das Inland, in geringer Frage für das Ausland
Bukarest, 14. September. (W. T. B.) Das hiesige Handels⸗ gericht hat die Verlegung des Sitzes der rumänischen Eisen⸗ bahngesellschaft von Berlin nach Bukarest in das Handelsregister eingetragen.
Verkehrs⸗Anstalten.
Ueber die Erweiterung des griechischen Eisenbahnnetzes entnehmen wir dem 5. Hefte (September und Oktober) des laufenden Jahrganges des „Archiv für Eisenbahnwesen“ folgende Angaben: Das Projekt Piräus⸗Patras soll in erweiterter Gestalt zur Aus⸗ führung kommen, die desfallsigen Verträge mit Unternehmern sind bereits abgeschlossen und von der Volksvertretung genehmigt. Diese Linie soll sich in der Richtung von Osten nach Westen, demnächst entlang der Nordküste des Peloponnes erstrecken und fo gende Punkte berühren: Pnzäns. Eleusis, Megara, Kalamali, Neu⸗ orinth, Zeugolati, Kiata, Sykia, Hylocastro, Aegium, Patras. Von Patras wird die Bahn nach Pporgos fortgesetzt, wo sie Anschluß an die bei⸗ nahe vollendete Bahn Pyrgos⸗Katakolo findet. „Von Korinth erstreckt sich eine weitere Bahn in südlicher Richtung über Argos nach Nau⸗ plion mit einer kleinen Zweigbahn von Argos nach Myli. Die Spur⸗ weite der Bahn soll 1 m betragen, dieselbe muß in 4 Jahren fertig⸗ gestellt sein. Die Regierung übereignet der Gesellschaft Grund und Boden unentgeltlich und gewährt eine Subvention von 20 000 Neu⸗ drachmen (ungefähr = 15 000 ℳ) für das Kilometer. Die Bahn wird zunächst eingleisig gebaut, die Gesellschaft ist zur Herstellung des zweiten Gleises verpflichtet, sobald ihre Bruttoeinnahmen 50 000 Fr. für das Kilometer übersteigen. Ganz getrennt hiervon werden durch eine andere Gesellschaft in Thessalien zwei Linien gebaut, von Volo über Velestinag und Gereli nach Larissa und von Velestina über Aisali, Phersala, Karditza, Trikala nach Kalampaka. Erstere ist bereits im Bau und soll in 3 Jahren, letztere in 5 Jahren fertig werden. Die Bedingungen für den Bau sind im wesentlichen wie bei den peloponnesischen Bahnen, auch sie sind schmalspurig und eingleisig. Eine dritte Bahn soll von den Laurion⸗Bergwerken über Therikos, Keratia, Markopulo, Koropi,
Liopesi und Chalandri, von wo eine Zweigbahn nördlich nach
Kephissia abgeht, nach Athen führen. Diese Bahn wird von der Besitzerin der Laurion⸗Bergwerke ohne Subvention gebaut, muß in 3 Jahren fertig sein, und die Prozesse zwischen dem Fiskus und der Gesellschaft der Laurion⸗Bergwerke werden niedergeschlagen.
Triest, 14. September. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Urano“ ist heute Mittag aus Konstantinopel hier eingetroffen. 88
Berlin, 15. September 1882.
Ueber die Auflösung der Berliner Stadtverordneten⸗
rsammlung theilt die „Prov. Corr.“ folgendes Thatsächliche mit:
Die nach §. 13 der Städteordnung vom 30. Mai 1853 von den stimmfähigen Bürgern nach Maßgabe ihrer direkten Steuerleistungen in drei Abtheilungen zu bewirkende Wahl der Stadtverordneten kann nach §. 14 ibid., insoweit mehr als 50„ Wähler vorhanden sind, in gesonderten Wahlbezirken geschehen, welche letzteren in solchem Falle nach Maßgabe der Zahr der stimmfähigen Bürger von der Gemeinde⸗ behörde abzugrenzen sind. 8
8 In v. Stadt Berlin sind bald nach Erlaß der Städteordnung, unter Berücksichtigung der damaligen Vertheilung der Bevölkerung auf die einzelnen Stadttheile, 36 für die drei Wählerabtheilungen gleichmäßig geltende Wahlbezirke abgegrenzt worden, in denen von jeder Abtheilung 36 (in Summa 108) Stadtverordnete zu wählen waren. 1 “ Inzwischen aber hat sich die Zahl der Einwohner in diesen Wahlbezirken dermaßen verschieden gestaltet, daß sie gegenwärtig zwischen 4005 bezw. 5068 Einwohner im 1. bezw. 17. Wahlbezirk einerseits und 111 847 bezw. 102 369 Einwohner im 23. bezw. 25. Wahlbezirk andererseits schwankt. 8 4
Eine Milderung der sich hieraus bei Ausübung des Wahlrechts ergebenden exorbitanten Mißverhältnisse hat inzwischen nur in der Weise stattgefunden, daß im Jahre 1880 mit Genehmigung der Auf⸗ sichtsbehörde die Stadtverordneten von 108 auf 126 vermehrt und die so Hinzutretenden den Wahlbezirken mit höchster Bevölkerungs⸗ zahl zugetheilt worden sind. Eine einigermaßen genügende Abhülfe hat sich jedoch hierdurch selbstverständlich nicht erzielen lassen und eine erhebliche weitere Erhöhung der Zahl der Stadtverordneten ist all⸗ seitig als unthunlich erkannt. ““
Ein Mittel gründlicher Abhülfe ist allein in der Abgrenzung anderweiter, den veränderten Bevölkerungsverhältnissen entsprechender Wahlbezirke zu finden. . X““ Die Beschreitung dieses Weges bietet aber Schwierigkeiten inso⸗ fern, als nach §. 21 der Städteordnung die Wahlen zur regelmäßigen Ergänzung der Stadtverordnetenversammlung jedesmal in denselben Wahlbezirken vorzunehmen sind, in welchen die Ausgeschiedenen ge⸗ wählt waren. — “
Der Magistrat der Stadt Berlin hat sich daher in einer der Stadtverordnetenversammlung unterm 14. März 1878 gemachten Vorlage dafür ausgesprochen, daß der Erlaß einer die Stadtver⸗ ordnetenversammlung auf Grund des §. 79 der Städteordnung auf⸗ lösenden Königlichen Verordnung in Anregung gebracht werde und zur Begründung in überzeugender Weise ausgeführt, wie für die in solchem Falle nothwendig werdenden vollständigen Neuwahlen die allein für regelmäßige Wahlen festgesetzte Beschränkung des §. 21 der Städteordnung nicht Platz greife, vielmehr der vorgängigen Ab⸗ grenzung neuer zweckentsprechender Wahlbezirke Nichts entgegenstehen würde. 8 1
Mit dieser seiner Rechtsanschauung stand der Berliner Magistrat nichts weniger als isolirt da; es hatte vielmehr schon vorher die gleiche Auffassung auch innerhalb der Berliner Stadtverordnetenver⸗ sammlung selbst, sowie in der hauptstädtischen Presse die lebhafteste Vertretung gefunden und war beispielsweise in einem in Nr. 17 der Berliner „Volks⸗Zeitung“ de 1870 unterm 18. Januar 1876 ver⸗ öffentlichten Artikel des damaligen Stadtverordneten Eugen Richter völlig sachgemäß dargelegt worden, wie zur Ermöglichung einer ge⸗ rechten Eintheilung der Kommunalwahlbezirke kein anderes Mittel als die allgemeine Neuwahl bleibe, eine solche aber nach der Städte⸗ ordnung nur nach einer durch Königliche Verordnung vollzogenen Auf⸗ lösung der Stadtverordnetenversammlung möglich sei.
Indessen hat der Magistrat damals unterlassen, seinen Plan an maßgebender Stelle zu verfolgen, weil er hierzu die — übrigens nach bestehendem Recht nicht erforderliche — Zustimmung der Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung nicht zu erlangen vermochte.
Die Verhandlungen darüber, ob und was zur Beseitigung der zu Tage liegenden schreienden Mißverhältnisse zu bewirken sein möchte, haben nun seitdem im Schoße der städtischen Behörden vier weitere Jahre lang geschwebt und sind schließlich dahin ausgelaufen, daß der Magistrat mit dem von ihm aufgestellten Entwurf eines Abänderungs⸗ gesetzes zur Städteordnung hervortrat, nach welchem es unter gewissen Modalitäten zulässig sein würde, die fragliche Vorschrift des §. 21 der Städteordnung für eine sechsjährige Wahlperiode außer Kraft zu etzen. 8 1 58 Dieser Entwurf hat aber bei näherer Erwägung als eine geeig⸗ nete Grundlage für weitere Maßnahmen der Königlichen Staats⸗ regierung nicht anerkannt werden können. Es liegt dies einmal in den Einzelheiten desselben, nach welchen insbesondere die volle Durch⸗ führung der so dringend nothwendigen Neuregelung vorerst wiederum auf eine Reihe von 6—8 Jahren hinausgeschoben werden würde. So⸗ dann läßt sich unschwer voraussehen, daß eine die Regelung von Kom⸗ munalwahlverhältnissen betreffende Vorlage im Landtage so erhebliche Meinungsverschiedenheiten über Art wie Umfang der vorzunehmenden Gesetzesänderung hervorrufen würde, daß die Erreichung des Zwecks auf diesem Wege von vornherein recht zweifelhaft wäre. Endlich aber muß es grundsätzlich bedenklich erscheinen, behufs Hebung von Mißständen zu stückweiser Aenderung eines organischen Landesgesetzes zu greifen, während eine rasch und sicher zum Ziele führende Hülfe in der durch dasselbe Gesetz an die 8 gegebenen Ausübung der landesherrlichen Autorität zu finden ist. “
Die Königliche Staatsregierung hat es nunmehr als eine sich aus ihrem Aufsichtsrecht ergebende Obliegenheit erachtet, einer end · lichen angemessenen Regelung der Berliner Kommunalwahlverhält⸗ nisse ihrerseits nahe zu treten, und für diese Regelung nur den vom Magistrate in seiner Vorlage vom 14. März 1878 vorgeschlagenen Weg einer Allerhöchsten Orts zu beantragenden Auflösung der Stadtverordnetenversammlung in Aussicht nehmen zu können geglaubt.
Doch soll von den der Königlichen Staatsregierung für den Fall solcher Auflösung in §. 79 der Städteordnung gegebenen Befugnissen nur insoweit Gebrauch gemacht werden, als es zur Erreichung des Endzwecks direkt erforderlich ist, und demgemäß namentlich nicht eine vorläufige Einsetzung besonderer Kommissarien an Stelle der Stadt⸗ verordneten stattfinden, sondern unmittelbar nach der Auflösung mit der Wahl und demnästigen Einführung der neuen Stadtverordneten vorgegangen werden. 8
152 aber ist unerläßlich, daß bereits⸗vor der Auflösung zweck⸗ entsprechende neue Wahlbezirke feststehen, und es hat daher der Ma⸗ istrat bereits vor Monaten den Auftrag erhalten, zuvörderst ein ableau solcher 228 c Maßgabe der Vorschristen des §. 14
r Städteordnung seinerseits zu entwerfen. . Der deenge sein in diesem Stadium der Sache sich veranlaßt gefunden, gegen den ganz im Sinne seiner eigenen früheren Vorschläge von der Königlichen Staatsregierung beschrittenen Weg überhaupt als cinen gesetzlich nicht unbedenklichen Remonstration auch zugleich für den Fall der Nichtberücksichtigung dieser Remonstra⸗ tion den Wunsch ausgedrückt, daß dieselbe des Kaisers und Königs
ajestät unterbreitet werden möge . 18 8 Ce ist letzterem Wunsche entsprochen, und nachdem eine ein⸗ gehende Prüfung der sämmtlichen gegen die projektirte Auflösung vom Standpunkte des Rechts und der Opportunität erhobenen Ein- wendungen fattgefunden hatte, durch Allerhöchste Ordre der Minister des Innern ermächtigt, den Magistrat mit abweisendem Bescheide zu versehen.
Eine —,5 der einzelnen beim Magistrate gegen seinen früheren Vorschlag inzwischen erwachsenen Bedenken würde über
u erheben,