diese Beweise vertrauensvoller Liebe. Ich kann nur Gott bitten, das mir wiedergeschenkte Leben und die neugewonnenen Kräfte ganz dem Wohl und Gedeihen meines Volkes widmen zu dürfen. Durch treue Arbeit für Alle möchte ich am liebsten meinen Dank für die erfahrene Treue bewähren. — .
Beim Wiederantritt meiner Regierung gilt es mir als eine werthe Pflicht, Dir für die aufopfernde Hingebung zu danken, die Du mir mit der treuen Gesinnung des Sohnes während der langen Zeit meiner Verhinderung bewiesen hast. Mit aufrichtiger Befriedi⸗ gung war ich Zeuge Deines Bestrebens, Deine Aufgabe der Stell⸗ vertretung mit gewissenhafter Sorgfalt zu lösen. Freudig durfte ich wahrnehmen, welche Früchte Deine fleißigen Studien auf Schule und Universität nun in der praktischen Anwendung getragen haben. Die von Dir gesammelten Erfahrungen wirst Du als wichtige Grundlage für Deine fernere Entwickelung und Thätigkeit ansehen; und insofern ist die uns auferlegte Prüfung segensvoll für Dich geworden. — In diesem Sinne schauen wir Beide auf diese schwere Zeit mit Dank zurück. .
Deiner Fürsorge übertrage ich die Vermittelung meines Dankes an mein theueres Volk.
Gottes Segen walte über Dir und unserm lieben Land.
Dein treu Dich liebender Vater “
Friedrich.
Schloß Mainau, den 15. Oktober 1882. 1“ An Se. Königliche Hoheit den Erbgroßherzog Friedrich 8 von Baden in Karlsruhe. 8
Sehr werthgeschätzter Herr Staats⸗Minister Turban! Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat in dem hier an⸗ geschlossenen an mich gerichteten Schreiben vom 15. dieses Monats den Wunsch ausgesprochen, daß der Inhalt desselben zur öffentlichen Kenntniß gebracht werde. Indem ich Sie bitte, das hiernach Erfor⸗ derliche anzuordnen, benütze ich auch diesen Anlaß, Sie meiner vor⸗ züglich hschätzung zu versichern und verbleibe 1 “ 8 “ Friedrich, Gebsreßher sg. 8 Karlsruhe, den 16. Oktober 1882. 1 An den Herrn Staats⸗Minister Turban dahier.
Höchstem Auftrag gemäß bringe ich das folgende an mich ge⸗ richtete gnädigste Handschreiben Sr. Königlichen Hoheit des Groß⸗ herzogs hiermit zur öffentlichen Kenntniß.
Kearlsruhe, den 16. Oktober 1882.
Turban. Mein lieber Staats⸗Minister Turban! 3 Aus dem an meinen Sohn, den Erbgroßherzog, unter dem heuti⸗ gen Tag gerichteten Schreiben haben Sie vernommen, daß ich die Regierung des Landes wieder zu übernehmen gewillt bin. — Gott sei Dank, fühle ich mich in meiner Wiederherstellung weit genug gefördert, um mich den Interessen des Landes mit der gebührenden Hingebung widmen zu dürfen. Dabei verhehle ich mir keineswegs, daß ich in der Verwendung der wieder erlangten Arbeitskraft vorerst mir werde Beschränkungen auferlegen müssen, die mir, beim Vergleich mit der früheren Thätigkeit, sehr schwer fallen. — Nur im Interesse der völligen Befestigung meiner durch die lange Krankheitsperiode erschütterten Gesundheit fasse ich diesen Entschluß der Selbstbeschränkung der ein Opfer für mich ist. I1G Bei der freudigen Rückkehr in die mir so werthe Thätigkeit spreche ich Ihnen und den Mitgliedern des Staats⸗Ministeriums dankbare Anerkennung aus für den treuen und erfolgreichen Beistand, dessen sich der Erbgroßherzog als mein Stellvertreter von Ihrer Seite stets zu erfreuen hatte. Sie haben ihm dadurch seine schwierige Auf⸗ gabe wesentlich erleichtert. 3 1 Sie entsprachen damit dem Vertrauen, womit ich bisher die Thätigkeit des Staats⸗Ministeriums zu begleiten gewohnt war und vomit ich jetzt zu unserer Arbeit zurückkehre. 8 In aufrichtiger Werthschätzung verbleibe ich Ihr wohlgeneigter
Friedrich. Schloß Mainau, den 15. Oktober 1882.
Hessen. Darmstadt, 14. Oktober. (Köln. Ztg.) Die Großherzogliche Regierung hatte in neuerer Zeit, um die Wirkungen der neuen Gerichtskostengesetzgebung in
8
finanzieller Hinsicht zu ermitteln und ein Urtheil darüber zu
gewinnen, ob in einzelnen Richtungen eine weitere Er⸗ mäßigung der Gerichtskosten eintreten könne, bezüglich der osten in den bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, auf welche as deutsche Gerichtskostengesetz Anwendung findet, und bezüg⸗ ich eines Theils der Kosten der nichtstreitigen Gerichtsbarkeit Erhebungen veranlaßt, deren Ergebnisse jetzt die „Darmst. Ztg.“ veröffentlicht. Es ergiebt sich daraus die Thatsache, daß, während die Reineinnahme des Zeitraums 1. Ok⸗ tober 1878,79 nach früheren Ermittelungen 533 593 ℳ etrug, die Reineinnahme des Geschäftsjahres 1881 sich auf nur 357 278 ℳ (Gesammt⸗Solleinnahme an Gerichtskosten d. h. Gebühren und Auslagen 531 978 ℳ, nach Abzug der Aus⸗ gaben: zurückbezahlte Vorschüsse und Kosten 33 630 ℳ, nieder⸗ geschlagene Kosten 9119 ℳ, uneinbringliche Kosten 31 414 ℳ, Zeugengebühren, Diäten und sonstige Auslagen nach §. 79 des G.⸗K.⸗G. 100 536 ℳ, zusammen 174 700 ℳ) beziffert, sonach etwa um ein Drittel hinter jener erstern zurückgeblieben ist. Etwas günstiger steht es bei der nichtstreitigen Gerichtsbar⸗ eit (Immobiliarveräußerungs⸗ und Hypothekenstempel) indem jier bei Vergleichung eines Jahres vor dem 1. Oktober 1879 mit einem Voranschlag nach der hessischen Verordnung vom 18. Januar d. J. bei dem Stempel für mobiliarveräuße⸗ rungen die Fiffern 324 007 ℳ gegen 339 665 ℳ und bei
8 Stempel für Hypotheken 96 883 ℳ gegen 96 018 ℳ ehen.
„Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 16. Oktober. Wie die „Els.Lothr. Zig.“ mittheilt, begab sich der Statt⸗ 8 Färter gestern, um die dortige Ausstellung zu besuchen, nach ünster, wo derselbe von dem Comité der Ausstellung sowie den Bürgermeistern der oberen Ortschaften des Crhakes empfangen wurde. Namens desselben ergriff Hr. Jean Kiener das Wort, um den Statthalter auf das Herzlichste zu begrüßen nd ihm im Namen der Stadt Münster und der Bewohner des Münsterthals den Dank den Besuch der Auosstel⸗ ung auszusprechen. In seiner iderung dankte Se. Excellenz ür die ihm gewidmeten Worte und hob hervor: es sei ihm ein Bedürfniß gewesen, hier persönlich zu erscheinen, nicht allein um die Auestellung zu sehen, sondern um vor Allem seine innige Theilnahme Eleeen über das furchtbare Ungluck, welches so viele Bewohner von Münster und des Münsterthals in Schmerz und Trauer versetzt habe. Hier⸗ auf erfolgte die Ieigung der ö—b * Der Statt⸗ lter begab sich demnächst zu Fuß nach der kathollschen irche und auf den Friedhof an die Gräber der bei ugstetten Verunglüdten. Vom Kirchhof aus trat der tatthalter die Rückfahrt nach Colmar an.
„ Oesterreich⸗Ungarn. Agram, 17. Oktober. (W. T. B.)
Der Fnastikulirungs⸗uns chuß des Landtags nahm mit allen Stimmen gegen diejenige Vojnovics den vom Banus estellten Antrag, betreffend die Inartikulirung der Grenz⸗ verordnungen, an. 1 H
Großbritannien und Irland. London, 16. Okto⸗ ber. (Allg. Corr.) Der „Observer“ schreibt: „Es sei denn, daß die Ereignisse viel schneller vorrücken, als wir Ursache haben, zu vermuthen, so ist es nicht wahrscheinlich, daß die Regierung noch auf längere Zeit hinaus in der Lage sein wird, ihr Programm zur Reorganisation Egyptens bekannt zu geben. Denn nicht nur ist diese Frage von inneren Schwierigkeiten umgeben, sondern sie ist auch komplizirt durch die Verbindung Egyptens mit der Türkei und die Beziehun⸗ gen zwischen England und den europäischen Mächten. „Es ist also eitel“, zieht der „Observer“ den Schluß, „eine Kritik über die Vergangenheit auszusprechen, ehe wir einen gewissen Einblick in die Zukunft haben.“ Der „Observer“ perhorreszirt daher eine ernstliche Debatte über die Politik der Regierung in Betreff Egyptens bei dem Zusammentritt des Parlaments am 24. ds. und meint, „während die Unterhandlungen noch in der Schwebe sind und während die Arrangements für die künftige Administration Egyptens sich noch unter Diskussion befinden (nicht nur in Cairo, son⸗ dern in den leitenden Hauptstädten Europas) würde es höchst unrathsam sein, eine parlamentarische Debatte herbeizuführen, in welcher an die Minister die Aufforderung gerichtet wird, den allgemeinen Charakter der Lösung zu enthüllen, welche dieselben im Auge haben. Wir erwarten deshalb, daß, wenn das Parlament zusammenkommt, jedwede Forderung nach einer langen und erschöpfenden Diskussion unserer egyptischen Politik mit der einfachen Erklärung kurzer Hand parirt werden wird, daß eine solche Diskussion in der gegenwärtigen Zeitlage dem öffentlichen Interesse nicht förderlich sein würde.“ Auch hält der „Observer“ dafür, daß die Führer der konservativen Partei gewichtige Gründe haben, eine Kontroverse zu ver⸗ meiden, welche es klar machen, daß die Schwierigkeiten der Situation in nicht geringem Grade durch den Wankelmuth und die Kurzsichtigkeit der vorigen Administration hervorge⸗ rufen worden seien.
Prinz Heinrich von Preußen kam am Sonntag in Plymouth an Bord der deutschen Kriegskorvette „Olga“ an, wird daselbst bis Freitag verweilen und an diesem Tage der Grundsteinlegung zu dem Leuchtthurm von Eddystone — welcher auf dem Hoe errichtet werden soll — Seitens des Herzogs und der Herzogin von Edinburgh beiwohnen.
Prinz Leopold und seine Gemahlin besuchten am Sonnabend von Balmoral aus Glasgow, um daselbst eine Ausstellung von kunstvollen Nadelarbeiten zu eröffnen. Ge⸗ legentlich seiner Anwesenheit wurde dem Prinzen das Ehren⸗ bürgerrecht der Stadt ertheilt. Dem Herzoglichen Paare wurde von der Einwohnerschaft der schottischen Handelsstadt ein äußerst herzlicher Empfang bereitet.
In Dublin wurde gestern Morgen auf eine vor der Kaserne im Brabazon⸗Park stationirte Schildwache geschossen. Der Soldat ist tödtlich verwundet und dürfte nicht wieder aufkommen. Verhaftungen haben noch nicht stattgefunden.
Dublin, 17. Oktober. (W. T. B.) Die trische nationale Konferenz ist heute unter dem Vorsitz Par⸗ nells zusammengetreten und hat die Bildung einer irischen
nationalen Liga in Gemäßheit des bekannten Programms beschlossen.
Frankreich. Paris, 16. Oktober. (Köln. Ztg.) Die Eröffnung der Kammersession soll am 6. November erfolgen, indessen ist das Einberufungsdekret noch nicht er⸗ schienen. Zunächst zchird’ sich die Deputirtenkammer mit dem Budget zu beschäftigen haben. — Zur Wiederanknüpfung der Verhandlungen über den Handelsvertrag wurden zwischen Frankreich und den Niederlanden Vorverhandlungen er⸗ öffnet. — Montceau⸗les⸗Mines ist seit gestern von einem Bataillon Infanterie, einer Schwadron Dra⸗ goner und einer Gensd'armerie⸗Abtheilung besetzt. Ob⸗ gleich bereits an 2000 Mann Truppen in jener Gegend stehen, wurde heute noch ein Jägerbataillon nach Montceau ab⸗ geschickt. Ein kommandirender General hat die Leitung der militärischen Maßregeln in Händen. Der Direktor für die allgemeine Sicherheit traf gestern Abend in Montceau ein. — Der Ministerrath hat seinen Beschluß, daß fortan seine Verhandlungen geheim bleiben sollen, infolge der Beschwerden der Presse wieder fallen lassen. — Präsident Grévy machte gestern dem Prinzen von Wales seinen Gegenbesuch. Der Prinz von Wales besuchte auch Gambetta.
Macon, 17. Oktober. (W. T. B.) In Montceau les Mines sind mehrere Führer der dort stattfindenden unruhigen Bewegung verhaftet worden. Die bezügliche Maß⸗ regel der Regierung und die Raschheit bei der Ausführung derselben haben ihre Wirkung nicht verfehlt, und man hofft, daß jeder Versuch neuer Ruhestörungen unterbleiben werde.
Türkei. Konstantinopel, 17. Oktober. (W. T. B.) Achmed Vefik, der Gouverneur von Brussa, ist heute seines Postens entsetzt worden, weil er den Befehlen der Pforte nicht — leistete. Die Absetzung wird als ein Beweis dafür ange ehen, daß der Premier⸗Minister entschlossen sei, energisch vorzugehen. Achmet Vefik soll dem Staatsrath zur Aburtheilung über⸗ wiesen werden.
— 18. Oktober. (W. T. B.) Die Pforte hat gestern Lord Dufferin eine Note zugehen lassen als Antwort auf dessen Note vom 8. d. M., betreffend die Frage der Räau⸗ mung Egyptens. In derselben erklärt die Pforte, sie sei geneigt, wegen der definitiven Regelung der egyptischen An⸗ gelegenheiten mit Englan) zu verhandeln und hoffe im Ver⸗ trauen auf die Freundschaft Englands, daß die Hauptgrund⸗ lagen des status quo keine Aenderung erfahren würden.
Däaänemark. Kopenhagen, 17. Oktober. (W. T. B.) Das Folkething nahm mit 74 gegen 10 Stimmen die Re⸗ olution gegen das Verbot der iefeßs von Hornvieh aus
eeden an. Neun Mitglieder der Rechten enthielten sich der Abstimmung. Der Minister des Innern hatte im Voraus erklärt, er könne die Resolution in der vorliegenden Form nicht berücksichtigen. Gleichzeitig wiederholte der Minister das fruher gegebene Versprechen einer eventuellen späteren Auf⸗ hebung des Verbots, jedoch mit Uebergangsbestimmungen.
Amerika. New⸗York, 14. Oktober. (Allg. Corr.) Präsident Arthur ist von Boston hierher zurückgekehrt. — Der Gesundheitsrath in Pensecola hat einen Aufruf an das Land zur Linderung des durch das gelbe Fieber in dieser Stadt verursachten Elends erlassen. — Aus Panama wird unterm gen Datum gemeldet, daß daselbst um Mitternacht ein leichter Erdstoß verspürt wurde. — In einem Theile der Insel Cuba wurde am letten Sonntag durch einen Wirbelsturm viel Schaden angerichtet. Die Ströme im Bezirk Vuelta abajo traten aus ihrem Bette, und viele Personen ertranken. Die Leichen von 15
8
sind seitdem geborgen worden, vermißt.
— 15. Oktober. Es ist jetzt bestimmt ermittelt worden, daß die Wahl in West⸗Virginien einen Gewinn von zwei Kongreßmitgliedern für die Republikaner ergeben hat. Die Demokraten haben indeß eine Majorität von ca. 20 000 Stimmen im Staate. General Grant hat erklärt, er sei an dem gegenwärtigen politischen Feldzuge nicht interessirt, da er sich mit Politik nicht beschäftige.
Afrika. Egypten. Kairo, 17. Oktober. (W. T. B.) Der Herzog von Connaught ist von seinem Ausfluge nach Oberegypten zurückgekehrt und wird heute Abend mit General Wolseley einer zu Ehren der englischen Armee veranstalteten Festlichkeit beiwvohnen. Morgen findet ein Fest bei Riaz Pascha statt, zu welchem der Herzog sein Erscheinen gleichfalls zugesagt hat. — Dem englischen General⸗ Konsul Malet wurde eine Note des Ministeriums zugestellt, in welcher darauf hingewiesen wird, daß eine strenge Bestra⸗ fung der Rebellen für die Aufrechterhaltung der Ordnung nothwendig sei. Es würde gefährlich sein, den Prozeß gegen die Rebellen hinzuschleppen. Man dürfe nicht ein Verfahren anwenden, welches für orientalische Länder unzulässig sei.
Alexandrien, 17. Oktober. (W. T. B.) Der Justiz⸗ Minister hat dem Präsidenten des internationalen Gerichts⸗ hofs ein Dekret des Khedive zugehen lassen, durch welches die Frist für die Erfüllung aller seit dem 10. Juni gefällten richterlichen Entscheidungen bis zum 31. Dezember d. J. verlängert wird. — Nach dem von der Kommission für die Domänenanleihe er⸗ statteten Bericht wird voraussichtlich beantragt werden, daß die Regierung zur Bezahlung des fälligen Coupons einen Vorschuß leiste. Der Bericht konstatirt, daß die Aus⸗ gaben in der Zeit vom 1. Januar bis 30. September d. I. den Voranschlag um 187 000 Livres übersteigen. — Roger Bey hat in einer Zuschrift die Ansicht ausgesprochen, daß die Bewilligung englischer Vertheidiger für Arabi Pascha ein schwerer Nachtheil für die egyptische Justiz sein würde.
Zeitungsstimmen. 8 Unter der Ueberschrift: „Was wollen wir Freikonser⸗ vativen?“ bringt die „Post“ einen Artikel, der noch einmal das Programm der freikonservativen Partei für die Wahlen zusammenfaßt; es heißt in diesem Artikel u. a.: 8 „Wir wollen gleichmäßige Fürsorge des Staates für alle Zweige des Erwerbslebens, für alle Theile des Landes, und namentlich auch für den Bürger⸗ und Bauernstand in den kleineren Städten und auf dem platten Lande. Wir billigen es daher, daß seit 1879 die Zoll⸗ ind Verkehrspolitik im Reiche und in Preußen nicht mehr vorwiegend im Interesse des Großhandels und der großen Geld⸗ und Handelsplätze geleitet, sondern der Schutz Wund die Förderung auch des deutschen Gewerbfleißes und Landbaues, der nationalen Arbeit als Ziel verfolgt wird. In diesem Sinne begrüßen wir insbesondere auch den Uebergang zum Staatsbahnsystem mit Genugthuung, weil durch den⸗ selben das Unwesen der Differentialtarife zu Gunsten des Aus⸗ landes beseitigt und auch ärmeren Gegenden die Möglichkeit er⸗ öffnet ist, Eisenbahnverbindung zu erhalten. Wir wollen gleich⸗ mäßige und gerechte Vertheilung der Staatslasten und fordern, daß die untersten Stufen der Klassensteuer aufgehoben, die mitt⸗ leren und oberen Stufen ermäßigt, die hierzu weiter erforder⸗ lichen Mittel zunächst durch Beseitigung des Steuerprivilegs der großen Geldkapitalien beschafft werden. Wir wollen Entlastung der Gemeinden durch Ueberweisung eines Theiles der Grund⸗ und Gebäudesteuer und stärkere Aufwendungen des Staates für Schul⸗ zwecke. Soweit hierzu die richtigere Veranlagung der großen Ein⸗ kommen zur Einkommensteuer und die besondere Besteuerung des Großkapitals die Mittel nicht liefert, werden sie ohne Schwierigkeit durch mäßige, in dieser Beschränkung weder den Produzenten, noch den Handeltreibenden, noch den Konsumenten drückende Besteuerung von Gegenständen des Verbrauchs, welche nicht zum Leben nothwendig sind, wie z. B. des Trinkbranntweins, zu beschaffen sein...“
— Dem „Deutschen Handelsarchive“ wird aus Chemnitz im Juli geschrieben:
Die Lage von Handel und Industrie in dem hiesigen Bezirk war während des zweiten Quartals, wie auch in dem ersten Quartal, eine zufriedenstellende. Die viele Jahre gehörten Klagen über unzu⸗ reichende Preise sind zwar noch nicht verstummt, doch gestehen viele Fabrikanten die langsam zum Durchbruch gekommene Besserung aller Verhältnisse unverhohlen zu, ohne jedoch ein bestimmtes Urtheil über die Ursachen der Besserung abgeben zu wollen
Es hat fast durchgehends eine Zunahme des Exports und eine Gesammtzunahme desselben um 900 000 ℳ statt efunden. Eine -eonr scheinen die Artikel Kleiderstoffe und Kleiderbesätze zu machen.
Zieht man jedoch bier die beiden Semester zusammen, so beträgt die Ausfuhr in Mark für das erste Semester
1 1882. Klleiderstoffe
2 769 7688 Kleiderbesätze. 2531 123
2 375 848Z WB“
woraus sich ergiebt, daß sich wohl nur aus zufälligen Ursachen die
Effekruirungen der Bestellungen für die Sommersaisen anders auf die beiden Quartale vertheilt haben, als im Jahre 1881, wäh⸗ rend im Ganzen eine Zunahme von 700 000 ℳ stattgefunden bat.
Die Baumwollspinnereien waren im vergangenen Quartale vollauf beschäftigt und hatten flotten Absatz, im 2 F früheren Jahren, in welchen um diese Zeit meist auf Lager gearbeitet wurde, welches erst die größeren Bedarfsmonate des Herbstes und Winters aufzehrten. 8
Der Garnhändler, welcher sonst in den Monaten April, Mai und Juni seinen Bedarf prompt und meist billig decken konnte, muß jetzt, um rechtzeitig Garne zu bekommen, Monate lang zuvor bei den Spinnern kontr hiren. Dieselben haben Jahre lang geklagt. daß die Verkaufepreise in keinem Verhältnisse zu dem Preise des Rohmaterials ständen. Es scheint jetzt, daß dieser durch eine stark überfüllte Kon⸗ kurrenz g. zte Umstand allmählich seinen Ausgleich finden würde. Die durch 8 von Elsaß⸗Lothringen mit übernommene Spin⸗ delzahl war zu mächtig, als daß sie neben der damals bereits bestan⸗ denen deutschen Spindelzahl, die an sich die starke englische Konkur⸗ renz ertragen mußte, unbemerkt hätte bestehen können. Die Spinner müssen zugehen, daß zu diesem Ausgleich nicht unwesentlich die Zoll⸗ reform beigetragen hat. indem sie die englischen Gespinnste ver⸗
drängt und der Ueberfluthung des deutschen Marktes Einhalt ge⸗ boten hat.
Die Verbältnisse für die Vigognespinnereien, mit dem uptsip in Crimmitschau und Werdau, haben ses nicht wesentlich 9 dert. Die Nachfrage blieb eine durchaus gute, so daß die meisten der leistungsfähigen Spinner derselben kaum mnen vermochten. ö2 der Kammgarn — 8— recht be⸗ en cin. 8 re ecs zwar auch nicht an Aufträgen gefehlt, 2 damals die der Kammgarne einen bisher noch nicht dagewesenen niedrigen Stand cin⸗ men hatten, hat sich seit Herbst vorigen Jahres cine sflen. beöe-geneg r- vollzogen, welche bis zu 5 und 6 %, thei „ ge I1152“*
1““ “ 8 e
Das Nebenprodukt der Kammgarnspinnereie sind, da ste in Folge des guten Geschäftsganges auch in größeren Mengen produzirt wurden, zwar gut, aber nur zu wohlfeileren Preisen abzusetzen gewesen, zur Zufriedenheit der Streichgarn⸗ Binner 1 — 8 . svi Die Fabrikation gemischter Kleiderstoffe ist in einer günstigen Lage gewesen. Deutschland tritt in den Kleiderstoffartikeln wieder als Großkonsument auf, ein Beweis, daß sich die allgemeinen Ver⸗ hältnisse gebessert haben. BI“
. Nachdem in der Papierfabrikation bereits im letzten Viertel des vorigen Jahres eine wesentliche Belebung des Geschäfts einge⸗ treten war, hat dieselbe nicht nur seither angehalten, sondern sie hat sich noch erhöht, indem Papierbedarf und Nachfrage nach Papier sich immer mehr und mehr steigerten. Es herrschte demnach in den be⸗ treffenden Fabriken eine lebhafte Thätigkeit. .. Daß bei diesem regen Geschäftsgange auch die zahlreichen Holzschleifereien des Ge⸗ birges voll beschäftigt sind, theilweise sogar beträchtlich erweitert werden mußten, ist selbstredend, haben dieselben doch nicht allein den Bedarf des Inlands zu decken, sondern versenden auch bedeutende Massen ihres Produkts namentlich nach Rußland.
Die Steinnußknopffabrikation in Gößnitz und Schmölln geht unausgesetzt flott.. “
Die Lage der Eisenindustrie ist ebenso wie in den schlesischen
und westfälischen Bezirken eine befriedigende. Es sind namentlich auf Gießereiprodukte so bedeutende Aufträge eingegangen, daß viele Gießereien sich veranlaßt gesehen haben, ihre Etablissements zu ver⸗ größern. Im Verhältnisse zu der größeren Nachfrage haben die Werthe für Eisenbleche, Fagon⸗ und Stabeisen, die auf ein bedenk⸗ liches Nivean herabgesunken waren, eine stetige Steigerung zu ver⸗ eichnen. 1 Es konnte nicht ausbleiben, daß die Besserung der Preise der Rohmaterialien und Halbfabrikate auch auf die Werthverhaͤltnisse der fertigen Maschinen zurückwirkte. Wenn auch die Verkaufspreise der Letzteren den Wünschen der Fabrikanten noch nicht ganz entsprachen, so ist doch zu konstatiren, daß es bei reichlichen Aufträgen ermöglicht werden konnte, die Zahl der Arbeiter der Maschinenfabriken allmählich zu erweitern und nicht nur deren Einkommen, sondern auch die Ge⸗ sammtrentabilität der Unternehmungen zu erhöhen. In Bezug auf den Großmaschinen⸗, namentlich auf den Lokomotivenbau, ist eine kleine Besserung der erzielten Preise zwar auch eingetreten, aber immer noch nicht in ganz befriedigendem Maße. Indessen gehen die Bestellungen in reicherem Maße ein, als früher, wenn auch die Pro⸗ duktionsfähigkeit der Lokomotivenbauanstalten immer noch eine größere ist, als der Bedarf. .
Die sächsische Maschinenfabrikation hat mit Japan und China große Geschäfte gemacht. Es sind Lokomotiven für die niederlän⸗ dische Kolonialregierung nach Java geliefert worden. Es gingen solche nach Schweden und Norwegen, nach der Schweiz, Rumänien, Serbien, Italien, Spanien und Portugal. Namentlich wegen der Lieferungen nach den letzten drei Ländern waren harte Kämpfe zu be⸗ stehen. Dieselben sind siegreich bestanden, was um so bemerkens⸗ werther ist, als die deutsche Konkurrenzfähigkeit im Vergleich zu den fremdländischen, namentlich den englischen und französischen Fabriken vielfach durch theure Land⸗ und Seefracht beeinträchtigt wurde.
In der Werkzeugmaschinenfabrikation ist die Summe der ein⸗ gegangenen Aufträge seit Ende 1878 in stetiger, aber nur langsamer Steigerung gewesen und hat sich in dieser Richtung auch im vergan⸗ genen Quartal fortbewegt....
Das Geschäft in der Webstuhlbranche ist andauernd ein günstiges. Trotz vermehrter Arbeitszeit konnten die Auftraggeber nicht genügend befriedigt werden. .In Stickmaschinen ist nach wie vor ein sehr lebhaftes Geschäft. Es hat sich dasselbe in einem Maße entwickelt, wie es vorher nur in der Glanzperiode Anfangs der siebziger Jahre der Fall war.
... Sehr reichlich waren im vergangenen Quartale die Fabriken beschäftigt, welche die Maschinen zur Fabrikation von Holzstoff, Pappen, und Papier aller Art sowie die dazu nöthigen Turbinen er⸗ zeugen...
Die Arbeiterzahl hat in fast allen Werkstätten zugenommen. Es beschäftigt zum Beispiel die Maschinenfabrik Germania zur Zeit 438 Arbeiter mit einem Durchschnittslohn von 16 ℳ 29 ₰, in der⸗ selben Periode des Vorjahres waren bei derselben 425 Arbeiter mit einem Durchschnittslohn von 16 ℳ%ℳ 12 ₰ thätig. Die sächsische Webstuhlfabrik beschäftigt 650 Arbeiter, gegen 550 in der⸗ selben Periode des Vorjahres; die sächsische Stickmaschinenfabrik 450 gegen 250 Arbeiter, welche durchschnittlich 17 ℳ 10 ₰ gegen 16 ℳ verdienen. Die sächsische Maschinenfabrik hat in dem am 30. Juni zu Ende gegangenen Geschäftsjahr durchschnittlich 2662 gegen 2302 Arbeiter bei einem Durchschnittsverdienst von 17 ℳ 96 ₰ gegen 17 ℳ 83 ₰ beschäftigt. Die angeführten Zahlen stellen den Lohn für Stundenarbeit dar, und ist darin ein wesent⸗ licher Unterschied gegen das Vorjahr nicht zu bemerken. Wenn man aber den durch längeres Arbeiten über die gewöhnliche Arbeitszeit und durch vermehrte Alkordarbeit entstandenen Verdienst mit in Rechnung zieht, so stellt sich zum Beispiel bei der sächsischen Stick⸗ maschi nenfabrik der Lohn auf 22 ℳ 50 ₰ und bei der süchsische Maschine nfabrik auf 18 ℳ 68 ₰ für den Mann und für die Woche.
Die Arbeiterbewegung wird übrigens am besten durch die Zahlen veranschaulicht, welche die Betheiligung der Arbeiter an der Allge⸗ meinen Krankenkasse für die Maschinenfabriken und Gießereien der Stadt Chemnitz, welcher nur zwei Fabriken mit eigenen Kassen nicht angehören, geben.
Es gehörten derselben an: 1
am 31. Dezember 1880 .. 8 1881 . 31. März 1881 . 31. „ 1 „ 30. Juni 1881 E
„.
Mitglieder. Nicht uninteressant und zugleich ein Beweis für die leb⸗ hafte Thätigkeit in den hiesigen Maschinenbau⸗Anstalten sind folgende Zahlen. Während an Roheisen bei der hiefigen Gütererpedition in Wagenladungen im 2. Quartal d. J. 4 375 590 kg, gegen 4314 040 kg im 2. Quartal des vorigen Jahres eingingen, wurden an Maschinentheilen versandt:
im April 2 394 270 kg, gegen „ Juni 67 8 2 2 8
8 also 6 831 890 kg, gegen 77 v
oder 52,906 % mehr.
Aus dem oberen Gebirge kommen über die Hauptindustrie desselben, die Maschinenstickerci, sehr gute Nachrichten. In den Städten und auf den Dörfern herrscht reges Leben. Bestebende Fabriken werden ausgedehnt, neue entstehen in rascher Aufeinanderfolge. So sind zum
ispiel in Schneeberg Ende Juni 100 Stickmaschinen mehr in
57 gewesen als Anfangs 1881, und allein in füngster Zeit
d 2 für 10, 24 und 36 Maschinen fertig geworden. Andere ojektirt.
ohnhäuser werden Fer ec. von Maschinen umgebaut.
1 551 420 kg
che Handweber der gend von Pausa, bltroff, Falkenstein 1n. Ellefeld gehen zu der besseren Verdienst versprechenden Induftrie
Das 6. ft in Voigtländischen Zwirngardinen nahm einen kräftigen desseene und liegen noch zahlreiche Aufträge vr Gr⸗ sh vor, so daß die Aussichten für die Zukunft recht günstige
In den — abriken für 2ng⸗ Gardinen dauert die Aufstellung neuer Stühle sort, und müssen die Gtablissements Tag und Nacht arbeiten, um die vorliegenden Bestellungen rechtzeitig zu
erledigen. ⸗ N. bedenzendem voigtländischen Wälchekonfektl⸗negeschüfte deren stille Zeit in die
en Monate fällt, haben keine Veranlafsung klagen. „ee Ker tfabrikenshahen ausreichend zu thun und — kaum genug Aceiterinnen auftreiben. 1
n, die Kämmlinge,
“ v11e““
Die großen mechanischen Webereien für weiße Baumwollen⸗ waaren, namentlich Futterstoffe, in Plauen und Umgegend waren besser, als im ersten Quartal beschäftigt und haben nicht nöthig ge⸗ habt, zur Beschäftigung ihrer Stühle andere Artikel zu fabriziren.
Den Appreturanstalten wurden für einzelne Artikel, namentlich Stickereien, höhere Löhne bewilliat
In der Kartonnagen⸗ und Schuhwaarenbranche der Annaberger Gegend ist regelmäßiger Absatz vorhanden gewesen, und sind die Fa⸗ brikanten nicht unzufrieden. 8
Das Geschäft in der Spielwaarenindustrie in Olbernhau, Grün⸗ hainichen und Umgegend im vergangenen Quartal kann als ein recht erfreuliches bezeichnet werden. Die Arbeiter waren reichlich beschäftigt und in der Lage, fest auf Preis zu halten, während sie sonst, um nur das Leben zu fristen, zu jedem Preise losschlagen mußten
— In der ‚„Schlesischen Zeitung“ lesen wir:
Wie in Danzig und Königsberg widerlegt auch in Swinemünde der steigende Schiffsverkehr die freihändlerische Behauptung, daß die gegenwärtige Zollpolitik die Seehäfen ruinire, auf das Bündigste. In den drei ersten Vierteljahren sind dort 2705 Schiffe, darunter 1439 Dampfer gegen 2343 bezw. 1261 in demselben Zeitraum des Sehiisnes eingelaufen. Die Zahl ist daher um 17 bezw. 14 % gestiegen.
Marineverordnungsblatt. Nr. 19. — Inhalt: Schiffs⸗ verpflegung. — Botteliers. — Besatzungsetat. — Stationsakten auswärtiger Stationen. — Scheibenschwärze. — Personalverände⸗ rungen. — Benachrichtigungen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Das System der direkten Steuern. Beiträge zur preußischen Steuerreform von A. F. Steilberg, Regierungs⸗Rath, Berlin. Puttkammer & Mühlbrecht. Preis 2 ℳ — So lange in den civilisirten Ländern die Last der Steuern, welche für die Zwecke des Staates und der staatlichen Institute erhoben werden müssen, eine mäßigere war, als in den neueren Zeiten, ist das Be⸗ dürfniß einer gerechten Vertheilung derselben nicht so dringend empfunden worden, als gegenwärtig. Denn eine von Vielen gemein⸗ sam zu übernehmende Last, die theilweise selbst von den Schwächeren ohne Anstrengung getragen werden kann, bedarf keiner so sorgfältigen Anlegung, wie eine Bürde, welche allen, oder wenigstens den schwächeren Theilnehmern empfindlich ist. In diesem Falle, wo die Schwere der⸗ selben eine gewisse Anstrengung der Kräfte erfordert, ist es nothwendig, daß der kräftigeren Schulter auch ein größeres Gewicht aufgebürdet werde, damit nur ein leichteres und erträgliches für die minder starken übrig bleibe. Dies ist die Hauptursache (eine andere liegt in der allmählichen Umgestaltung der sozialen Verhältnisse), die in der neuesten Zeit das Problem einer rationellen Besteuerung der Staats⸗ und Gemeindebürger mehr als je in den Vordergrund gedrängt hat, sagt der Verfasser in der Einleitung. In erster Reihe hat sich hierbei bei der alte Streit darüber wieder erhoben, welcher Theil des gesammten Steuerbedarfs durch die indirekten, und welcher durch die direkten Steuern zu erheben sei. Während vor noch nicht langer Zeit die Strömung der öffentlichen Meinung so sehr gegen die indirekten Steuern gerichtet war, daß manche derartige Abgaben ohne Bedenken und Widerspruch beseitigt wurden, die zwar einige Belästigung für das zahlende Publikum mit sich brachten, aber keineswegs drückend waren, hat jetzt eine Umkehr stattgefunden, bei der sogar die Beseitigung einer Reihe von direkten Steuern als wünschenswerth bezeichnet worden ist. Die vorliegende Schrift, welche auf die Frage über das quantitative Verhältniß zwischen direkten und indirekten Steuern nicht eingeht, versucht darzulegen, in welcher Weise derjenige Theil des Staatsbedarfes, welcher nach rationeller Vertheilung den direkten Steuern zufällt, aufgebracht werden muß, wenn eine den Steuerkräften der Einzelnen möglichst angepaßte gerechte Vertheilung der Steuerlast erzielt werden soll. Hierbei nimmt der Verfasser auch Gelegenheit, darzuthun, daß eine Beseitigung aller direkten Steuern außer der Einkommensteuer auch unter strengster Anwendung der finanzwissenschaftlichen Grund⸗ sätze nicht erforderlich sei, sondern, daß es nur darauf an⸗ komme, das jetzt geltende System der direkten Steuern zu ergänzen und von Mängeln zu befreien
Aus demselben Verlage liegen noch folgende jüngst erschienene Schriften vor:
1) Die soziale Gesetzgebung und Armenpflege, deren Geschichte und Reformbedürfniß, von Dr. jur. C. Silberschlag, Ober⸗Landesgerichts⸗Rath. — Preis 2 ℳ — Der Verfasser dieser Broschüre hat es unternommen, die soziale und Armengesetzgebung des Alterthums und der neueren Zeit, namentlich die betreffende Gesetzgebung der neueren Zeit in Deutschland und Preußen, in ihren Hauptgrundzügen darzustellen und den Zusammenhang dieser Gesetz⸗ gebung mit den Grundsätzen der Moral und Religion, die in den verschiedenen Zeiten herrschten, darzulegen. Er legt die Mängel, welche der heutigen preußischen Armengesetzgebung anhaften, offen dar und macht Vorschläge zu deren Abhülfe, und liefert so einen dankens⸗ werthen Beitrag zu der wichtigen Frage der Reform unserer Armen⸗ gesetzgebung.
2) Die wirthschaftlichen und sozialen 2 end⸗ auf Sizilien in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts, ein kurzer Beitrag zum Verständniß der auf der Insel heute obwaltenden Verhältnisse. Von F. von Rekowski. Preis 80 ₰.
— Die Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur in Breslau hat ibren 50. Jahresbericht ausgegeben (Breslau, G. P. Aderholz' Buchhandlung). Dem von dem General⸗ Sekretär, Staatsanwalt von Uechtritz, in der Generalversammlung am 30. Dezember 1881 erstatteten allgemeinen Bericht über die Ver⸗ hältnisse und die Thätigkeit der Gesellschaft iin verflossenen Jahre entnehmen wir Folgendes: die Schlesische Gesellschaft für vater⸗ ländische Kultur kann auch auf das Jahr 1881 zurückblicken als auf ein Jahr erfolgreicher Wirksamkeit auf dem Gebiete der Wissenschaft und praktischer Thätigkeit in der beimatblichen n. War sie ja auch in diesem Jahre geleitet durch das un⸗ ermüdliche Wirken und Schaffen ihres bochverdienten Präsidenten, des Hrn. Geh. Medizinal⸗Ratbe Prof. Dr. Göppert. In dem Bestande des Gesammt⸗Präsidii ist eine Veränderung nicht eingetreten, dagegen betrauert sie das Hinscheiden einer besonders großen Reihe von Ehren⸗, Feesensnehen und wirklichen Mitgliedern. Durch Austritt und Neueintritt änderte sich der Personalbestand der Gesellschaft dergestalt, daß sie (am 30. Dezember 1881) 354 wirkliche einheimische Mitglie⸗ der, 80 wirkliche auswärtige Mitalicder, 48 Ehrenmitglieder und 187 korrespondirende Mitglieder zählt. Die Sektion für Obst⸗ und Gartenbau besteht für sich aus 89 einheimischen und 20 auswärtigen Mitaliedern. Dieser ion ist auch im verflossenen Jahre von Seiten des Pro⸗ vinzialausschusses der Provinz Schlesien ein Beitrag von 1650 ℳ Unterhaltung der Seklions⸗Baumschule zu Theil geworden. Die sellschaftsbibliothek und die naturwissenschaftlichen Samm n haben mancherlei Vermehrung erfahren. Die Thätigkeit der chaft be⸗ schränkte sich im 222 vornehmlich auf die nen (11) Sekrionen. Von diesen hielten die meisten Sitzungen die medizinische, nämlich 17; dann folgen die historische und die botanische Sekkion mit 11 1— die naturwissenschaftliche und die Sekrion für bst⸗ und bau mit 8 Sipungen, die sche Leake mit 7 Sitzungen, die Sektion für öfsentliche mit 6 Fipungcn. die geographische mit 3. und die archäologische, philologische und die musikalische Secktion mit se 1 ausführlichen Protokolle über die in den einzelnen tenen 5 einen stattlichen Ban fast alle Gebiete menschlichen Wissens umfa
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Schluß des Bandes sind den hingeschiedenen Mitgliedern Nekrologe gewidmet. — Das Vermögen der Gesellschaft betrug am Schluß des Jahres 1880 36 975 ℳ in Effekten und 13490 ℳ 57 ₰ baar.
— Im Verlage von M. Pandkow (Inhaber F. Gebhardt), Photo⸗ graphisches Kunst⸗Verlagsgeschäft in Berlin NO., Straußbergerstraße 51, ist ein photographisches Kunstblatt erschienen: „Das neue Reichs⸗ tagsgebäude zu Berlin“, Original⸗Aufnahme nach dem preisgekrönten Plane von Paul Wallot (Kabinet⸗Format, Preis 1 ℳ). Bei dem Interesse, welches das Reichstagsgebäude erweckt, wird 89 Originalaufnahme in weitesten Kreisen willkommen sein.
— Unser Jahrhundert, von Otto von Leixner (Verlag von J. Engelhern in Stuttgart) ist bis zur 55. Lieferung vorgeschritten. Nachdem die Uebersicht über die Kulturentwickelung bis zum Jahre 1864 durch interessante Uebersichtstafeln beendet ist, beginnt in der 55. Lieferung mit dem 5. Buch die Geschichte der Jahre 1864 — 1880.
— Der in Friedr. Schulze's Verlag hierselbst erscheinende „Preußische Termin⸗ und Notiz⸗Kalender, zum Gebrauch der Beamten der allgemeinen Verwaltung und der Verwaltung des Innern“, ist jetzt für das Jahr 1883 in seinem vierzehnten Jahr⸗ gange ausgegeben worden. Der unter Benutzung offizieller Quellen von Beamten des Ministeriums des Innern bearbeitete Kalender ent⸗ hält außer einem vollständigen Kalendarium und einer Genealogie des Königlich preußischen Hauses, eine Reihe von den Verwaltungs⸗ beamten besonders nützlichen, in der Praris häufig zur Anwendung kommenden Mittheilungen, Tabellen und Gesetzen ꝛc, als da sind: die gebräuchlichen Eide, Portotaxe, Gebührentarif für Telegramme, eine Zins⸗ und Münztabelle, die neuen Maße und Ge⸗ wichte und die abgekürzten Bezeichnungen der Maße und Gewichte, eine Zeitvergleichungstabelle, die Gesetze, betreffend die Abänderung des Pensionsgesetzes vom 27. Maärz 1822 Vom 31. März 1882, sowie betreffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der unmittelbaren Staatsbeamken, vom 20. Mai 1882, ferner einen Extrakt aus den Bestimmungen zur Ausführung des Ge⸗ setzes vom 20. Mai 1882, betreffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der unmittelbaren Staatsbeamten; sowie weiter ein Verzeichniß der Behörden und Beamten der allgemeinen Verwaltung und der Verwaltung des Innern, einschließlich der Referendarien, die Namen der Bürgermeister sämmtlicher Städte Preußens und ferner der Beamten des Ober⸗Verwaltungsgerichts und der Verwaltungs⸗ gerichte, sowie der Provinzial⸗ und Bezirksräthe. Am Schlusse ist ein Namenregister beigefügt. Die Beliebtheit, deren der „Preußische Termin⸗ und Notiz⸗Kalender“ sich bisher in den betreffenden Kreisen zu erfreuen hatte, dürfte auch dem neuen Jahrgange gesichert sein.
— Die Schlettersche Buchhandlung (E. Franchk) in Breslau (Schweidnitzerstr. 16— 18), die ein reichhaltiges antiquarisches Bücher⸗ lager führt, über das von Zeit zu Zeit Kataloge veröffentlicht werden, hat vor Kurzem 3 Kataloge, den antiquarischen Anzeiger Nr. VII. und Katal. Nr. 178 und 179 ausgegeben. Der antiquarische Anzeiger enthält ein Verzeichniß von 238 Schriften aus den verschiedensten Wissensgebieten, Schriften über Geographie, Geschichte, Kultur⸗ geschichte, Literatur, Rechtswesen, Philosophie, Theologie, Natur⸗ geschichte, Astronomie, Medizin, Technologie, Musik ꝛc. Unter den⸗ selben befinden sich Schleiermachers Werke. — Katalog Nr. 178 „Biographien, Memoiren, Briefwechsel“ umfaßt ein Verzeichniß von 1000 Schriften, von denen 130 „Allzemeines“, die übrigen 870 Schriften zur Geschichte einzelner Personen und Familien (mehrerer Kaiser Deutschlands, verschiedener deutscher Fürsten, insbesondere der Könige des preußischen Staats, verschiedener Herrscher an⸗ derer Staaten Europas — Frankreichs, Englands, Rußlands, Polens, Schwedens, Macedoniens, — mehrerer Päpste, anderer bedeuten⸗ der Männer, wie z. B. des Fürsten Bismarck, der Reformatoren und anderer Theologen, verschiedener Gelehrter, Schriftsteller, Dichter des 8 Alterthums und der neueren Zeit u s. w.). — Katal. Nr. 179 „Ge⸗ schichte“ bringt ein Verzeichniß von 1361 Schriften, enthaltend Schriften über allgemeine Geschichte, allgem. Kulturgeschichte, Ge⸗ schichte des alten Griechenlands und Roms, Deutschlands im All⸗ gemeinen und einzelner deutscher Staaten (Preußen, Oesterreich, Bayern) und Städte (Berlin, Wien, Prag ꝛc.), Frankreichs, Ruß⸗ lands, Polens, Englands, Spaniens, Dänemarks, Schwedens, der Schweiz, mehrerer Staaten Amerikas, Asiens und Afrikas (Egyp⸗ tens, Algiers), verschiedener Kriege (des schmalkaldischen, des 30 jähr., des 7 jähr., der deutsch⸗französischen, des schleswig⸗holsteinischen, des Krieges von 1866, der russisch⸗türkischen u. s. w.), der französischen Revolution u. s. w. — Die Schlettersche Buchhandlung kauft ganze Bibliotheken, sowie einzelne Werk.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Die soeben erschienene erste Lieferung von „Kraffts Illu-⸗ strirtem Landwirthschafts⸗Lexikon“, welches von Paul Parey in Berlin verlegt wird, liegt uns vor. Da der praktische Landwirth vielfach nicht die Zeit und häufig auch keine ausreichende Bibliothek hat, um durch Nachlesen in Spezialwerken Belehrung zu suchen, und es sich für ihn meist darum handelt, sofort und ohne vieles Suchen eine Auskunft — finden, so wird dieses handliche, trotz möglichster Vollständigkeit kurzgefaßte und reich mit Abbildungen ausgestattete Lerikon einer günstigen Aufnahme bei den praktischen Landwirthen gewiß sein. Der Herausgeber, Professor Krafft in Wien, ist der Verfasser des bekannten Handbuchs der Landwirthschaft, das auf vielen Lehranstal⸗ ten in Gebrauch ist; er wurde bei diesem Werk von einer Anzahl land⸗ wirthschaftlicher Autoritäten unterstützt. Das Werk wird etwa 1300 Seiten resp. 2600 Spalten größten gegiae.Ofbes.emnas. also etwa den Föbalt von drei bis vier gewöhnlichen Bänden umfassen und in 20 Lieferungen zu je 1 ℳ binnen Jahresfrist vollständig sein; das — hat also auch noch den Vorzug der Preiswürdigkeit. ien, 16. Oktober. (Wiener Ztg.) In den Bezirken jenseits der Donau, mit Ausnahme von Retz, wo die Lese heute erst beginnt, ist die Weinernte fast allgemein beendet. Mit der Quantität sind die Winzer allenthalben zufrieden. Die Qualität ist besser ausge⸗ fallen, als besorgt wurde In den Gebirgsgegenden beginnt heute theilweise die nlese. Gumpoldskirchen macht den Schluß. Washington, 17. Oktober. (W. T. B.) Nach dem Bericht landwirthschaftlichen Bureaus beträgt der Durch⸗ schnittsstand der Maigernte 81. Nach den gegenwaärtigen Anzeichen dürfte derselbe 1680 Millionen Busbels betragen. n nimmt an, daß diese eeees durch den späteren wirklichen Ertrag vielleicht etwas reduzirt, keinczwegs aber erhöht werden dü Der Ertrag des Hafers wird auf ca. 480, der des Roggens auf 20 und der der Gerste auf 45 Millionen Bufbels geschätzt. v111“
Gewerbe und Handel.
IA. s (eü. Zr.) * Tlen⸗ 8 markte merkli nderungen bis jetzt nicht zu ver nen, doch scheinen sich solche anzubahnen. Die Pe lhnen der Eisen⸗ werke ist zwar vor wie eine befriedigende, aber co macht sich immer mehr der Uebelstand „daß die Rolg serzeeh zu hoch im Verhältnisse den Walzeisenpreisen 1.2 obeisenkonsu⸗
e se für en ausp 0 8 hat, daß verschiedene der Konvention nicht d ribt kleine Preisermäßigung haben eintreten lassen. sen wird andauernd von der festen Haltung der englischen berinflußt. In der Walzeisenbranche ist cin Blechen und * zu konstatiren, und Fagoncisen macht, die bei ü
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