1882 / 283 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 Dec 1882 18:00:01 GMT) scan diff

42 Millionen

wenige und die besten Gedichte beschrärken konnte, so zeigt sich die

deutsche Lyrik in dieser Sammlung in ihrem vortheilhaftesten Lichte.

Sie erhält einen besonderen Werth durch die biographisch⸗kritischen

Noctizen, die der Herausgeber mühsam gesammelt hat, sowie durch die von ihm verfaßte literarisch⸗historische Einleitung.

Daß Stuttgart ein Emporium des Buchhandels ist, beweisen ddie im Kommissionsverlage von Gebrüder Kröner daselbst erschienenen Festgaben aus dem Stuttgarter Verlag, Weihnachten

1882, ein Prachtkatalog in Folio, welcher die zahlreichen in Stuttgart

herausgegebenen literarischen Erzeugnisse (mit Ausnahme der fach⸗ wissenschaftlichen) aufzählt, gleichzeitig aber veranschaulicht, mit welcher

Kunst und wel em Geschmack der Stuttgarter Verlagsbuchhandel seine Werke in Schrift, Bild, Druck und Papier ausstattet. Jedes einzelne Blatt des Katalogs ist in den Schriftzeichen, Initialien, Einfassungen, dem zweifarbigen Druck oder in den Illustrationen, die mit verschie⸗ denen Hülfsmitteln hergestellt sind, ein Kunstwerk. Wir finden zu⸗ nächst aus dem Verlage von Adolf Bonz u. Comp. die Ankündigung der von Scheffelschen Werke, mit vier Illustrationen aus der Pracht⸗ ausgabe ausgestattet, der Dichtungen von Karl Stieler, der Werke von Ludwig Staub, Paul Lang u. A. Die J. G. Cotta'’sche Buchhandlung hat ihren sehr reichhaltigen Katalog mit Illu⸗ strations⸗Proben aus dem Nibelungenlied, Reinecke Fuchs,

Uhlands Gedichten und dem Barfüßle geschmückt. Die deutsche Verlagsanstalt (vormals Eduard Hallberger) führt Proben von Noten⸗ druck sowie von Holzschnitten aus den Prachtwerken Palästina, Doré''s Bibel, Ebers Egypten, Goethe's, Schillers und Shakespeare's illu⸗ strirten Werken vor. Ebner und Seubert bringen ihren werthvollen kunstgeschichtlichen Verlag in Erinnerung. J. Engelhorn hat aus den verschiedenen bei ihm erschienenen Werken über Italien, das

Schweizerland und „Unser N ebonpet Illustrationen beigesteuert. Die E Greinersche Verlagsbuchhandlung (Greiner u. Pfeiffer) stellt Karl Geroks Werke an die Spitze ihres Katalogs. Bei Karl Krabbe sind Emil Palleske und G. H. Lewes mit Schillers bezw. Goethe's Leben vertreten, ferner Hack⸗ länder u. A. Der Katalog der Gebrüder Kröner ist besonders reich an Prachtwerken: Hug Dietrichs Brautfabrt, der Wunderborn, von Bethlehem nach Golgatha, Unser Vaterland, Jägers Thierreich, allen diesen Werken sind die Illustrationsproben entnommen. F. Loewe (W. Essenberger) reproduzirt ein Bild in Buntdruck aus den illu⸗ strirten Märchenbüchern in vielen Sprachen; Paul Neff eine Tafel Photographien, aus der Goldenen Bibel und anderen Prachtwerken ö““ auch ein Blatt aus Natur und Dichtung; Wilhelm

itzschke Buntdrucke aus dem Gedenkbuch für junge Mädchen; Schmidt und Spring Buntdrucke aus Franz Hoffmanns Erzählungen;

W. Spemann Holzschnitte aus der Germania von Scherr und aus Hellas und Rom, von v. Falke u. A.; Julius Hofmann (K. Thienemanns Verlag) das Umschlagsbild zum Jugendkalender von Diefenbach; Gustav Weise einen Lichtdruck aus Prinzessin Wunderhold und einen Farben⸗ druck aus Lustig und traurig. Auch Levy und Müller, die J. B. Metzlersche Buchhandlung und J. F. Schreiber kündigen ihren Ver⸗ lag in typographischen Meisterstücken an. Wir haben uns darauf beschränken können, den Katalog als Kunstwerk zu schildern, denn es ist selbstverständlich, daß sein Inhalt dem glänzenden Aeußern ent⸗ spricht; er bietet in der That eine reiche Auswahl der gediegensten heenen zu verhältnißmäßig billigen Preisen, und wer wegen der

auswahl für den Weihnachtstisch in Verlegenheit ist, wird diesen

Katalog nicht vergebens durchblattern. Einen besonderen Werth er⸗ hält derselbe noch durch eine Abhandlung von F. v. Falke: Zur Ge⸗ schichte von Schrift und Druck und ihrer künstlerischen Ausstattung.

Weimar, 30. November. Wie die „Weim. Ztg.“ vernimmt, hat der Großherzog an Stelle des Professor Alexander

Struys, der nach dem Haag übersiedelte, den Maler Albert Thedy in München zum Professor der Historienmalerei an der hie⸗ sigen Kunstschule ernannt. 11“

Gewerbe und Handelrl.

Amsterdam, 30. November. (W. T. B.) Bei der heute von der niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltenen Zinnauktion „wurden 22 843 Blöcke Bankazinn zu 59 ½ à 59 ⁄, durchschnittlich 59 , zum Verkauf gestellt.

London, 30. November. (W. T. B.) Bei der Wollauktion waren Preise unverändert. Stimmung fest.

(W. T. B) Wolle, wollene

Bradford, 30. November. Garne und Stoffe in besserer Nachfrage.

Washington, 30. November. (W. T. B.) Nach einem offiziellen Bericht des Schatzmeisters Gilfillar betragen die Einnahmen dieses Jahres 403 Millionen Dollars oder mehr als im vergangenen Jahre, die Ausgaben 258 Millionen oder 3 Millionen weniger. Obligationen wurden im Betrage von 166 Millionen zurückgekauft, von denen 60 Millionen

New⸗York, 30. November. (W. T. B.) Die Stahlwerke der Lackawanna⸗Eisen⸗ und Kohlen⸗Compagnie in Scran⸗ ton in Pennsylvanien sind auf unbestimmte 2 geschlossen worden; mehr als tausend Arbeiter sind in Folge dessen ohne Beschäftigung.

Verkehrs⸗Anstalten.

Triest, 30. November. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Miner va' ist heute Mittag aus Konstantinopel hier eingetroffen.

gestrigen

zur Amortisation verwandt wurden.

Berlin, 1. Dezember 1882.

Yokohama, den 5. Oktober 1882.

ericht über den auswärtigen Handel Japans im Jahre 1881. 8 8

Der Gesammtwerth des japanischen auswärtigen Handels im Jahre 1881 betrug 61 159 992 Yen, von welcher Summe 30 852 673 Yen auf die Einfuhr und 30 307 319 Yen auf die Ausfuhr entfallen. Diese Ziffern zeigen gegen die Gesammt⸗ delsbewegung des Vorjahres, wenn Ein⸗ und Aus⸗ uhr zusammen betrachtet werden, eine 2— von 2 762 891 Yen, eicht man aber den h der Einfuhr der beiden Jahre allein, so ergiebt sich für das Jahr 1881 eine Abnahme ihres Werthes von 5 650 518 Pen, wohingegen der Werth der Ausfuhr eine Zunahme von 2 762 891 Yen aufzuweisen hat. Die einzelnen Häfen waren an der delsbewegung des Jahres 1881 mit den nachstehenden bethe V kohama .. bbbbbEbTb-—. 2s 9

4

8 nmmes.. ees Eine Vergleichung der vorstehenden iffern mit denen des

Vorjahres 8. daß die Abnahme des hes der Einfuhr und die Zunahme des Werthes der Ausfuhr in allen Häfen bemerkbar ist. Beide waren am größten in Yokohama, v dem Gesammthandel wiederum mit ¼ Proz. war.

Die Abnahme, welche der Gesammthandel aufweist, ver⸗ heilt sich auf die Haupteinfuhrartikel wie folgt: um

wollwaaren..

mit 42 427 333 Yen lügt

Unter der Gruppe Baumwollwaaren fällt die Abnahme auf Garn, Shirting, Sammet (velvets), Lawns und Satin, während türkisch roth (turkey reds), Drillich und Zitz zuge⸗ nommen haben.

Unter Wollwaaren zeigen Musseline, Blankets (Decken und Tuch) eine Abnahme; spanisch Stripes, Flanell, Lastings und andere nicht spezifizirte Artikel dieser Gruppe haben zu⸗ genommen.

In Halbwollwaaren zeigen die Lüstres eine Zunahme.

Unter den Metallen hat Eisen die stärkste Abnahme in der Einfuhr aufzuweisen; eine kleine Zunahme haben erfahren Blei, Zink, Münz⸗ und Gelbmetall.

UMnter anderen Einfuhrartikeln zeigt namentlich Petroleum eine starke Abnahme, indem im Jahre 1881 für 421 445 Yen weniger eingeführt wurde, als im Vorjahre.

Obgleich der Gesammtwerth der eingeführten asiatischen Produkte gegen das Vorjahr um 760 036 Yen zurücksteht, so erreichte doch der eingeführte Zucker, der wichtigste Artikel dieser Waarengruppe, einen um 147 030 Yen höheren Werth⸗ betrag als im Vorjahre, die eingeführte Quantität hat da⸗ hingegen um 19 770 Piculs abgenommen.

Die in der Ausfuhr stattgehabte Zunahme vertheilt sich auf folgende Artikel:

Rohseide.

Z1II1I“ Vegetabilisches Wachs. Kampher.

Kupfer . . . . Getrocknete Fische

um Yen 2 704 240,

8G 32 413,

61 527,

109 507,

201 005,

38 005,

v 51 120,

Porzellan und Irdenwaaren 240 100, MNiiicht spezifizirte Artikel .

Zu den letzteren Waaren gehören: Fabrikate aus Bam⸗ bus, Bronzewaaren, Lackwaaren, Papier, Seegras u. a. m.

Der Tonnengehalt der sämmtlichen während des Jahres 1881 in Japan eingelaufenen fremden Schiffe bezifferte sich auf 763 755 t, die Zahl der Schiffe betrug 790,57 Schiffe mit 119 455 t mehr als im Vorjahre, eine Zunahme, die hauptsächlich der englischen Flgge zu Gute kommt. Die deutsche Schiffahrt war am Schiffsverkehr mit 27 753 t und 66 Schiffen betheiligt und hat gegen das Vorjahr eine Zu⸗ nahme von 2 Schiffen und 241 t aufzuweisen.

Die Betrachtungen, zu denen die vorstehenden Ziffern Veranlassung geben, sind nicht erfreulicher Natur.

Sie zeigen zunächst, daß in dem kurzen Zeitraum von 12 Monaten der ganze Einfuhrhandel um seines Werthes abgenommen hat und der auswärtige Handel Japans in die Phase eingetreten ist, die vorauszusehen war.

Japan hat seit einer Reihe von Jahren vom Auslande mehr gekauft als an dasselbe verkauft und die Differenz zwischen dem Werthe der Ein⸗ und Ausfuhr mit den Zinsen seines Kapitals oder mit diesem selbst bezahlt. Die nach⸗ theiligen Wirkungen, welche die Verminderung des Baar⸗ vermögens haben mußte, wurden durch die Entwerthung der Papiervaluta verschärft, bis für den Handel der gegen⸗ wärtige, einer Erschöpsung ähnliche Zustand eingetreten ist. Das Land, welches kein Geld mehr erübrigen kann, um fremde Waaren zu kaufen, muß versuchen, ohne dieselben fertig zu werven und Importeuren von Waaren, welche bis⸗ lang die Kaufkraft des Landes überschätzt haben, kann nur der dringende Rath ertheilt werden, ihre Einfuhren in Zukunft den thatsächlichen Verhältnissen entsprechend einzurichten.

Die diesseitigen Berichte haben schon vor Jahren betont, daß der einzige und wahre Reichthum dieses Landes in seiner Rohproduktion liegt. Japans auswärtiger Handel wird erst dann wieder gesunden und in normalen Bahnen fließen, wenn man daselbst zu der Ueberzeugung gekommen sein wird, daß die Rohproduktion soviel als möglich zu steigern und zu ver⸗ werthen und mit aller Kraft ihre Ausfuhr zu befördern, das und beste Mittel ist, den Wohlstand des Landes zu eben.

Es fehlt in Japan überhaupt an einem genügenden Kon⸗ sum und dieser läßt sich nur erzielen, wenn die Kaufkraft der landwirthschaftlichen Kreise gehoben wird.

Der erste Schritt für die Erreichung dieses Zieles müßte aber sein, dem Handel mit dem Auslande jede mögliche Frei⸗

eit und Erleichterung zu gewähren, das Land mit guten eerkehrswegen zu versehen und der entwertheten Papiervaluta das Vertrauen des Volkes zurückzugewinnen.

Reis.

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Der „Vaterländische Frauenverein“ fordert alle zwei 8 vereine dringend auf, in ihrem Vereinsgebiete zum Besten der Noth⸗ leidenden in den überschwemmten Gegenden Sammlungen zu veran⸗ talten und den Ertrag derselben an den Bankier v. Krause hierselbst,

ipzigerstraße 45, einzusenden. Der Verein kommt mit diesem x288 rufe nur der Aufforderung Peer Majestät der Kaiserin nach, Allerhöchstwelche de dato Coblenz, 28. v. Mts., an den Vor⸗ stand folgendes Schreiben gerichtet hat:

„Ich bin Zeuge von den leider noch steigenden Verheerungen, welche durch die Ueberschwemmungen des Rheins verursacht werden. Von Mannheim bis Cöln werden die Spuren dieser ganz anormalen Kalamität lange fühlbar bleiben. Dorfschaften und niedere Stadt⸗ theile stehen unter Wasser, Wintervorräthe sind zerstört, anderer Schäden nicht zu gedenken. Dies ist einer jener Momente, wo die Thätigkeit der Zweizvereine sich bewähren muß, und Ich werde es für angemessen erachten, sofort darauf einzuwirken. Der Coblenzer Zweigverein ist bereits mit gutem Beispiel vorangegangen, und Ich

hoffe, daß überall, wo es Noth thut, die gleiche Theilnahme sich er⸗ weisen wird.

Coblenz, den 28. November 1882. “] Aungusta.“

rankfurt a. M., 30. November. (W. T. B.) Die hier eingelangten Nachrichten über den Wasserstand lauten wesentlich higend; von sämmtlichen Orten oberhalb Frankfurts wird Fallen gemeldet. Hier ist der Ma nfalls ganz d m Fallen. iesbaden, 30. November. (W. T. B.) Der Eisenbahn⸗ ersonen verkehr zwischen kfurt a. Mh. Peesen⸗ 8 8e st wieder ; nur in Kastel findet ein Umsteigen der aaiere Cöln, 30. November, Nachmittags. (W. T. B.) Um 2 Uhr 50 Minuten war das Wasser des Rheins am auf 878 em gefallen. Wetter ist hell und zu Frost Der Minister des Innern, von Puttkamer, durchfuhr heute mittag in Begleitung des n. Heshhm von Bernuth in einem Kahne die chwemmien Stadttheile und besuchte danach rheinabwärts reisend Deichbrüche bei Niehl und Worringen. Die -. —192 groß; mildthätige Vereine haben überall

ihre November, Abends. (W. T. B.) Um 6 U Minuten Abends war der gen,e. Füeea⸗ 8,70. n 2

1“

Cöln, 1. Dezember. (W. T. B.) Der Rhein fällt sehr langsam. Der Wasserstand war heute früh 7 ½ Uhr hier 841 em, bei Bingerbrück 542 cw, bei Coblenz 743 cm, und bei Trier 350 cm Wetter: Nachtfrost, Nebel.

Mainz, 1. Dezember, früh. (W. T. B.) Der Rhein ist um weitere zehn Centimeter gefallen. Die postalische Packet⸗ beförderung ist wieder aufgenommen worden. Nach Laubenheim sind 100 Mann Infanterie abgegangen, welche, um dem Wasser Abfluß zu verschaffen, den dortigen Landdamm durchstechen sollen Die hiesige Gartenfeld⸗Vorstadt hat sehr stark gelitten; es haben viele Gebäude geräumt werden müssen. .

Der Oberlin⸗Zweigverein Berlin hielt gestern Abend unter Vorsitz des Landgerichts⸗Präsidenten a. D. Krüger, im Saale Taubenstraße Nr. 17, seine diesjährige Generalversammlung ab, die ein vom Propst Dr. Frhr. von der Goltz gesprochenes Gebet eröffnete. Dem erstatteten Jahresbericht war zu entnehmen, daß Ihre Majestät die Kaiserin auch im verflossenen Jahre wiederum die Gnade ge⸗ habt, dem Verein eine reiche Gabe zuzuwenden. Auch Sr. König⸗ lichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm hat die Oberlinsache als seinem Wohlthäter zu danken. Der Verein zählte am Schlusse des Jahres 132 Mitglieder mit einem einmaligen Beitrage und 2029 mit jährlichen Beiträgen; außerdem sind, ohne der zum Theil reichen Gaben zu gedenken, welche den einzelnen Stationen, besonders der⸗ jenigen zu St. Petri, und den Schwestern unmittelbar zugeflossen sind, von 1608 Nichtmatgliedern Geldmittel eingelaufen. Der ver⸗ storbene Maurermeister Windschügl hat dem Vereine ein Legat vo 300 zugewendet. Die Gesammteinnahmen haben sich, ein⸗ schließlich eines Bestandes aus dem Vorjahre im Betrage von 2285,77 ℳ, auf 13 063,86 belaufen. Es befinden sich darunter 8869 an Beiträgen und Geschenken gegen 9028,15 im Vorjahre. Bedauerlich ist es, daß die Erträge aus den Sammelbüchern sich gegen das Vorjahr vermindert haben. Die Ge⸗ sammtausgaben erreichten im verflossenen Geschäftsjahre 8626,69 gegen 11 344,28 im Vorjahre, in welchem aber 2621,65 zum

nkauf von Staatspapieren verwendet worden sind. Die Oberlin⸗ stationen, deren der Verein nach wie vor drei erhält, haben einen Zu⸗ schuß von 4557,89 erfordert und zwar die Spittelmarkt 7 belegene 519,75 ℳ, die Gubenerstraße 59 belegene 2193,37 und die Templiner⸗ straße 10 belegene 1844,77 Außerdem sind die eigenen Einnahmen der 3 Oberlinschulen von diesen direkt zur Mitbestreitung der Ausgaben verwendet worden. Im Bestande verblieben am Jahresschluß 4437,17 Das in Staatspapieren fundirte Kapitalvermögen beträgt 11 500 Der Schulbesuch betrug durchschnittlich in der erstgenannten Station etwa 80 Kinder; in der zweiten stieg er während des Jahres von 53 auf 103, und in der dritten Station betrug er 101—106 Kinder. Der Schulbesuch hat im Allgemeinen überall zugenommen. Mit der 1. Station ist seit Mai eine Krippe verbunden. Das erstrebte Ziel, eine weitere Station zu begründen, hat sich noch nicht verwirklichen lassen. Außerdem haben die Gemeindeschwestern in den beiden letzten Quartalen in 583 Familien mit 1968 Besuchen und 18 Nachtwachen bei Krankheitsfällen ihr Liebeswerk geübt. Einige formelle Statuten⸗ änderungen, die behufs Erlangung der Korporationsrechte erforderlich sind, schlossen die Sitzung. 1“ eenmmeäres imealsWäͤen

Die während der letzten Jahre veranstalteten Abformungen her⸗ vorragender Arbeiten der italienischen Renaissanceplastik haben. in der Abgußsammlung des Berliner Museums allmählich fast sämmtliche Hauptwerke Michelangelo's vereinigt. Zu ihnen ist jetzt seit Kurzem auch das vielbewunderte, in der Casa Buonaroti zu Florenz aufbewahrte Jugendwerk, das Relief des Centauren⸗ kampfes, hinzugekommen. Es ist nicht die öberhaupt erste Arbeit des Künstlers, wohl aber diejenige, in welcher die Eigenart des künf⸗ tigen Meisters sich zum ersten Male unverkennbar ankündigt. Die über die Schranken des engen Raumes hinausdrängende Fnns der Komposition, die sich aus dichten, unlöslich miteinander verbundenen Gruppen ringender und stürzender, anstürmender und abwehrender Gestalten von höchster Kühnheit der Bewegung aufbaut, erinnert deutlich an römische Reliefs. An frischer und lebensvoller Schönheit der Motive ragt das Werk Michelangelo's indeß weit über jene Vorbilder hinaus und trotz unleugbarer Ueberladung im Einzelnen erscheint es als Ganzes doch wieder von einer Gliederung der Massen beherrscht, die eine bewunderungswürdige Kraft des jugendlichen Meisters verräth. Ob in der Darstellung, wie die althergebrachte Benennung des Reliefs es will, Herkules im Centaurenkampf, oder aber, was allerdings ungleich näher liegend erscheint, das Handgemenge bei der Hochzeit des Pirithous gemeint ist, bleibt für den Beschauer im Grunde vollständig gleichgültig. Gerade dadurch, daß das Ringen nach voller Ausgestaltung der auf ihn ein⸗ stürmenden plastischen Motive die inhaltliche Bedeutung der Scene leichlan erdrückt, eröffnet der Künstler uns hier bereits die Per⸗ pektive in seine fernere Entwickelung, durch die das Jugendwerk sein besonderes Interesse gewinnt. An die mächtige Wirkung späterer Schöpfungen reicht es selbstverständlich nicht heran; was es vor diesen voraus hat, ist dagegen eine Bildung des Nackten, die, frei von ge⸗ waltsamer Uebertreibung, auch im Ausdruck lebendigster Kraft⸗ anstrengung die Grenze maßvoller Schönheit wahrt und in einzelnen der energisch bewegten Figuren eine fast klassische Wirkung erzielt.

Im Zoologischen Garten ist der älteste und größte Be⸗ wohner des Elephantenhauses, der stattliche afrikanische verendet, der seit 15 Jahre dem Garten gehörte.

Concerthaus. Auf dem Programm des morgenden Concertzs

steht die 2. Sinfonie (D-dur) von Beethoven.

Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.

Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes 1882. IX. Heft (November). Inhalt: Ab⸗ handlungen. liche Würdigung der in Deutschland ertheilten Pa⸗ tente. XXII. Kl. 72. Schußwaffen Von Wilhelm Stercken, Ingenieur und Hülfsarbeiter im Kaiserlichen Patentamt. Berichte über die wirth iche Lage der deutschen Industrie im

bre 1881. VII. Die Kupferindustrie. Von Leuschner, Geb.

grath zu Eisleben.

Die Sparkasse. Nr. 20. Inhalt: Der Entwurf des Ge⸗ I betreffend die Zwangsvollstr in das unbewegliche Ver⸗

ten. Rechtsstreit der Sparkasse zu Soest Sparkasse

ne. rkassenwesen. Geld⸗, und E Versicherungswesen. Juristisches. Gemeindewesen. 3

chiedenes. Literatur.

Milch⸗Zeitung. Nr. 48. Inhalt: Ueber die beim Küh⸗ len der Milch entstebenden Verluste. Von Prof. Dr. W. Fleisch⸗ mann in Raden. Die aptischen Fettbesti 1 und Mittelstrass in der Hand des Laien.

bel. Ansteckende Hausthierkrankheiten. Viehscuchen in der Schweiz auf 1. November 1882. Berichte. Das schweizerische Braunpieh und die Ausstellungen. Schweiz. Viehzucht. Erfahru Zusammensetzung von Butter aus mit der Petersenschen Centrifuge gewonnenen, kon⸗ zen Rahm ohne Buttern hergestellt. Trächtigkeit und das Geschlechtsverhältniß bei Pferden. ꝛc.

Sechs Beilagen (einschleßlich Börsen⸗Beilage)

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Erste Beilage

Anzeiger und Königlich Preu

Berlin, Freitag, den 1. Dezember

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Preußen. Berlin, 1. Dezember. Die gestrige (21.) Sitzung des Reichstages, die erste nach der am 16. Juni d. J. erfolgten Vertagung, welcher die Bevollmäch⸗ tigten zum Bundesrath Staats⸗Minister von Kameke, von Boetticher und Scholz, und der Staatssekretär im Reichs⸗ schatzamte Burchard sowie mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kommissarien desselben beiwohnten, wurde vom Präsidenten von Levetzow um 21 ¼4 Uhr mit einer Begrüßung an das Haus und mit der Bitte, um Unter⸗ stützung aller Parteien eröffnet. Derselbe zeigte nach einer Reihe geschäftlicher Mittheilungen dem Hause den Tod der Abgg. Jacobi und Bezanson an, deren Andenken in üblicher Weise geehrt wurde. Nach einem Schrei⸗ ben des Reichskanzlers sind der Staatssekretär im Reichsschatz⸗ amt Burchard zum Bevollmächtigten, der Direktor im Reichs⸗ schatzamt Aschenborn zum stellvertretenden Bevollmächtigten zum Bundesrathe von Sr. Majestät dem Kaiser ernannt wor⸗ den; die Bevollmächtigten Finanz⸗Minister Bitter, Großherzog⸗ lich badischer Generaldirektor der Staatseisenbahnen Eisenlohr und Geheimer Referendar Lepique sind aus dem Bundesrathe ausgeschieden.

An neuen Vorlagen waren eingegangen: 1) Uebersicht der Reichseinnahmen und⸗Ausgaben pro 1881/82; 2) Denkschrift über die Ausführung der bisher erlassenen Anleihegesetze; 3) die Rechnungen der Kasse der Ober⸗Rechnungskammer pro 1880/81; 4) die Reichshaushalts⸗Etats für 1883/84 und 1884/85; 5) Entwurf eines Anleihegesetzes für Zwecke des Reichsheeres, der Marine und der Reichseisenbahnen.

Auf der Tagesordnung stand zunächst die dritte Be⸗ rathung des von den Abgg. Germain, Goldenberg, Winterer und Genossen eingebrachten Gesetzentwurfs wegen Abänderung des §. 2 des Gesetzes, betreffend die Oeffentlichkeit der Verhandlungen und die Geschäftssprache des Landesausschusses für Elsaß⸗Lothringen, vom 23. Mai 1881 (Reichs⸗Gesetzblatt Seite 9è8), auf Grund der in zweiter Berathung unverändert angenommenen Vorlage. Dieselbe hatte folgenden Wortlaut:

„Der §. 2 des Gesetzes vom 23. Mai 1881, betreffend die Oeffentlichkeit der Verhandlungen und die Geschäftssprache des Landesausschusses für Elsaß⸗Lothringen wird in nachstehender Weise abgeändert:

„Mitgliedern des Landesausschusses, welche der deutschen Sprache nicht mächtig sind, ist das Vorlesen schriftlich aufgesetzter Reden gestattet. Die letzteren müssen in deutscher Sprache abgefaßt sein. Ausnahmsweise darf der Präsident solchen Mitgliedern, welche der deutschen Sprache notorisch vollkommen unkundig sind, den Ge⸗ brauch der französischen Sprache gestatten.”

§. 2. des Gesetzes vom 23. Mai 1881 lautet:

„Mitgliedern des Landesausschusses, welche der deutschen Sprache nicht mächtig sind, ist das Vorlesen schriftlich aufgesetzter Reden ge⸗ tattet. Die letzteren müssen in deutscher Sprache abgefaßt sein.“

Zuvächst wurde die Generaldiskussion eröffnet.

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Der Abg. Frhr. von Minnigerode erklärte sich, wie auch in der zweiten Lesung, gegen den Antrag. Er hoffe, daß das Resultat der dritten Lesung ein anderes sein werde, als das der zweiten, an welchem vielleicht auch die Regierung durch ihre damalige reservirte Haltung nicht ganz unschuldig sei. Es werde dem Hause zugemuthet, ein kaum in Kraft getrete⸗ nes Gesetz jetzt schon wieder zu ändern, ein Gesetz, welches das Haus erst vor Kurzem heschäftigt habe, bei dessen Berathung alle die Bedenken geltend gemacht seien, welche man bei Ge⸗ legenheit dieses Antrages gehört habe. Er frage einfach: Was seien die Vertreter der Reichslande im Stande dem Hauser heute Neues zu bringen? Was könnten sie anführen, was man nicht schon bei der Berathung des Ge⸗ setzes vom 23. Mai 1881 gehört habe? Anderer⸗ seuns möchte er sich und die Rechte sehr lebhaft da⸗ gegen verwahren, als ob seine Partei mit ihrem Votum irgend etwas Feindseliges gegen Elsaß⸗Lothringen beabsichtige. Die Reichslande ständen erst seit 11 Jahren mit Deutschland in aatlichem Zusammenhang, aber wie undankbar wäre es von hnen, wenn sie nicht anerkennen wollten, was alles sie vom Reich an Entgegenkommen und Förderung bereits erfahren hätten! Sie entsendeten ihre Abgeordneten in den Reichstag, sie hätten einen Landesausschuß mit gesetzgebender Gewalt, der sich von keinem Parlamente der Welt wesentlich unter⸗ scheide. Das nothwendige Korrelat bei der Oeffentlichkeit der Verhandlungen des Landesausschusses sei aber die obligato⸗ rische deutsche Sprache für diese Verhandlungen. Diese For⸗ derung sei nicht zu weitgehend; seit 11 Jahren gehörten die Reichslande zu Deutschland, und da könne wenigstens die jüͤngere Generation schon völlig des Deutschen mächtig sein. Wer aber im Landesausschuß reden wolle, und immer noch nicht deutsch sprechen könne, der möge es eben lernen und nicht, wie es so vielfach geschehe, mit Gewalt an den franzö⸗ ischen Traditionen sesthalten. Für ihn sei die Frage ochpolitisch. Nur ein fester Wille könne in Elsaß⸗ othringen etwas erreichen, und nur durch große Energie es der dortigen Bevhblkerung klar gemacht werden, daß das die Reichsangehörigkeit von ersaß or no.n unter allen mständen aufrecht zu erhalten gewillt sei. Ein zu weites Entgegenkommen werde leicht falsch ausgelegt und gelte als eichen der Schwäche. Zeige man Festigkeit, das sei die beste ropaganda für die deutsche Sache. Gebe man sich keinen äuschungen über die Zustände in den Reichslanden hin; eine Schwäche hier wäre selbstmörderisch; die ganze Politik Deutschlands in Elsaß⸗Lothringen könne nicht fest genug sein. Daß die Herren von der Fortschrittspartei hierüber anders n, wundere ihn nicht; sie, die immer die deutsche Wehr⸗ kraft vermindern wollten, hätten auch kein Interesse an der Kräftigung des nationalen Gedankens in Elsaß⸗Lothringen. Er behaupte, das Votum seiner Partei, fest zu bleiben, sei ein Gebot der Klugheit; es handele sich um die reine Macht⸗ frage: solle Deutschland in den Reichslanden regieren oder die Verwaltung in französischen Traditionen fortgehen? Er habe ein deutliches Wort für nothwendig gehalten; im deutschen Reichstage sei auch ein deutsches Wort geboten. Der Abg. Winterer erklärte, der Vorredner habe sich alle ründe zu eigen in sei

Presse seit derl8

zweiten Lesung seines Antrages gegen denselben vorgebracht worden seien; der Vorredner habe aus der Angelegenheit eine hochpolitische Frage gemacht, den Inhalt des Antrags entstellt, und die Antragsteller mehr oder weniger verdächtigt. Er ver⸗ wahre sich dagegen, daß sein Antrag eine politische Demon⸗ stration sein solle. Mit so bescheidenen Wünschen, wie der An⸗ trag sie hier ausspreche, demonstrire man nicht. Der Antrag wolle einfach eine Pflicht erfüllen. Er verwahre sich ferner dagegen, daß man gegen den Antrag das Nationalgefühl anrufe. Habe der Antrag etwa gesagt, daß seine (des Redners) Partei von der deutschen Sprache, als solcher nichts wissen wolle? Sie wolle nur, daß die wenigen Mitglieder des Landesaus⸗ schusses, welche notorisch des Deutschen unkundig seien, nicht mundtodt gemacht würden, und daß der Präsident, der diese Mitglieder besser, als jeder andere kenne, ihnen ausnahms⸗ weise den Gebrauch der französischen Sprache gestatten dürfe. Er sehe nicht, wie diese Forderung dem deutschen National⸗ gefühl zu nahe trete; diese Forderung sei nur eine solche der Nothwendigkeit, Billigkeit, und Gerechtigkeit. Es solle be⸗ denklich sein, ein Gesetz abzuändern, welches noch nicht that⸗ sächlich in Wirksamkeit gewesen sei. Allerdings sei das Gesetz vom 23. Mai v. J. noch nicht thatsächlich wirksam gewesen, aber verschiedene Folgen habe es doch schon gehabt und nament⸗ lich sehr deprimirend auf die öffentliche Meinung eingewirkt. Der Abg. Minnigerode habe seine (des Redners) Partei auf⸗ gefordert, etwas Neues zu sagen, was nicht schon bei den früheren Debatten gehört wäre. Nun wohl, der Landes⸗ ausschuß habe sich seitdem über das Gesetz geäußert, der Reichstag kenne jetzt diese Aeußerung, und wenn seine Partei nun von dem damals nicht genügend unterrichteten an den jetzt besser unterrichteten Reichstag appellire, so sei das etwas Neues. Bei jedem anderen eingreifenden Gesetz würden Ueber⸗ gangsbestimmungen getroffen; sein Antrag wolle solche auch für das Gesetz vom 23. Mai 1881. Warum sollte man das nicht gewähren können? Daß der Präsident des Landesaus⸗ schusses zu weit gehen, und die Befugniß, französisch zu sprechen, fast allen Mitgliedern ertheilen könnte, sei nicht zu befürchten. Der Präsident wisse recht wohl, daß der Ausschuß nur eine sehr prekäre Institution sei, und unter der Vormund⸗ schaft des Reichstages stehe. Man würde, wenn man seinen Antrag ablehne, die 250 000 nur französisch redende Elsaß⸗ Lothringer mundtodt im Landesausschusse machen. Wenn der Abg. von Minnigerode gesagt habe, wer nicht schon deutsch könne, solle es lernen, so sei das ein militärisches, aber kein parlamentarisches Argument. Die französische Sprache sei viel leichter zu lernen, als die deutsche, und doch glaube er, der Abg. von Minnigerode, trotz seiner großen Begabung, würde es in der kurzen Zeit, die dort den Mitgliedern des Landesausschusses zum Deutschlernen gegeben sei, in der französischen Sprache nicht bis zur paxlamentarischen Fertigkeit gebracht haben. Es sei übrigens das Deutschsprechen garnicht einmal eine Empfehlung in den Augen der Regierung; gerade dasjenige Mitglied des Ausschusses, welches am meisten Ge⸗ legenheit gehabt habe, sich in der deutschen Sprache zu üben, werde am Heftigsten von der Regierung bekämpft. Sein An⸗ trag sei nicht nur seine Forderung, sondern die des gesammten Landesausschusses und des ganzen Landes. Man habe gehört, es müsse dem Treiben fremder Agitatoren in Elsaß⸗Lothringen ein Ende gemacht werden; das Gesetz vom Mai 1881 aber, wenn es zu streng durchgeführt werde, könne viel agitatorischer wirken, als jene Fremden. Der Abg. von Minnigerode habe im Juni bei der Debatte über seinen Antrag mit dem Dichter gesagt: „Feste Hand im Elsasser Land, das sei das beste Band“. Diese feste Hand aber dürfe nicht eine eiserne sein.

Hierauf ergriff der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Staats Minister von Boetticher das Wort:

Meine Herren, der Hr. Abg. von Minnigerode hat am Eingang seiner Rede das Schicksal des Antrags Germain bei der zweiten Berathung unter anderen auch darauf zurückgeführt, daß die Haltung der Regierung diesem Antrage gegenüber eine laue gewesen sei. Ich fühle das Bedürfniß, nachzuweisen, wie die Haltung der Regierung nicht in dem Maße lau gewesen ist, 84% das hohe Haus daraus eine Schwankung in der Auffassung der Regierung über den Antrag hätte entnehmen können.

Meine Herren, ich bitte Sie, sich zu erinnern, daß, wie das auch von dem Hrn. Abg. von Minnigerode hervorgehoben ist, in einer etwas schleunigen Weise die Berathung vor sich ging. Der An⸗ trag lag der Reichsregierung vor und wurde zur Berathung gestellt, ohne daß irgend eine Information über die Auffassung derelsässischen Regierung vorhanden war. Ich habe damals, zumal der Bundesrath sa mit dem Antrag noch nicht beschäftigt hafte, nur meine eigene Auffassung über denselben geben können und habe ausdrücklich hervorgehoben, wie ich nach der Stellung, welche die verbündeten Regiernngen bei der Berathung des Gesetzes vom 23. Mai 1881 eingenommen hatten, nicht annehmen könne, daß dieser Antrag in dem Bundesrath Mehr⸗ heit der Stimmen erlangen werde. Meine Herren, auch heute hat sich der Bundesrath über den Antrag nicht schlüssig gemacht, aber das darf ich versichern, wie nach den Andeutungen, welche ich über die Stellung der einzelnen deutschen Regierungen empfangen habe, keine vvée besteht, daß dieser Antrag zum Ge⸗ setze erhoben wird. Ich könnte ed mir ach ersparen, auf die Materie noch weiter einzugehen; ich könnte die Elsässer damit trösten, daß sie sich in ihr Schicksal finden mögen und daß sie sich, ebenso wie die nicht deutsch redenden Abgeordneten in den deutschen Parla⸗ menten dies gethan haben, daran gewöhnen müßten, sich darauf zu beschränken, Auseinandersetzungen in deutscher Sprache zu ver⸗ lesen. 8

Aber, meine Herren, ich fühle das Bedürfniß. und deshalb breche ich hier nicht ab, den deutschen Reichstag davor zu bewah⸗ ren, daß er endg. cinen Beschluß faßt, der materiell unnöthig, der formell nicht rig berechtigt ist und der dem nationalen In⸗ teresse geradezu widerstrebt.

seine en! habe schon bei der zweiten Berathung her⸗ 8 ben, daß es der That ein eigenthüͤmliches Verlangen ist, wel in dem Antrage an den R g gestellt wird, ein Gesetz, thatsächlich seine Wirksamkeit gar nicht geäußert hat, vor dieser Wirksamkeit F 8 unen nur nde und ichten dazu sabrese man ein chen be⸗ blofsencs Geset eder abändert, bevor man erprobt hat, ob es gut ist, und, meine Herren, daß diese meine Aufsassung auch auf der Uberalen Seite getbeili wird, und namentlich in der liberalen P ist, ist mir gerade in diesen 32 cin sehr w in Theil ge⸗ worden in einem Artikel „Berli 4228 meine Herren, goͤnnen Sie mir auch, daß ich das Gute

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esz ist allerdings vorgekommen, da

was ich von meinen Gegnern entnehmen kann, für mich ausnütze. Das „Berliner Tageblatt“ schreibt allerdings nicht mit Bezug auf das elsässische Sprachengesetz, sondern mit Bezug auf den Plan einer prozentualen Börsensteuer —: „dagegen erscheint uns der Zeitpunkt für eine Abänderung des be⸗ stehenden Gesetzes für verfrüht; namentlich die Gesetzgeber sollten vor ihrem eigenen Werke etwas mehr Respekt zeigen und ihm eine Zeit der ehrlichen Probe gönnen.“

Nun, ich glaube, daß dieses Dictum sehr am Platze ist in Bezug auf den vorliegenden Antrag. Was würden Sie, meine Herren, sagen, wenn die Regierung mit einem Vorschlage käme, ein Gesetz, das eben auf Grund der Beschlußfassung der parlamentarischen Körperschaften die Sanktion des Kaisers erlangt hat, morgen wieder abzuändern. Meine Herren, das ist ein Prozedere, welches ich zur Annahme in der deutschen Gesetzgebung nicht empfehlen kann. Aber weiter, meine Herren, ich kann zugeben, daß unter zwingenden Um⸗ ständen auch vor einem solchen Wege nicht zurückgeschreckt zu werden braucht; dann aber ist es doch das Mindeste, daß man uns neue That⸗ sachen, neue Erwägungen und neue Umstände beibringt, die gebieterisch eine Abänderung des soeben beschlossenen Gesetzes erheischen. Was hat nun in dieser Beziehung und ich habe sehr scharf aufgepaßt, weil dieser Punkt von dem Hrn. Abg. von Minnigerode mit Recht als der entscheidende hingestellt war was hat nun in dieser Beziehung der Hr. Abg. Winterer vorgebracht? Das Einzige in thatsächlicher Beziehung ist die Behauptung, über die man auch noch streiten kann, ob sie wirklich eine thatsächliche ist, daß er sagt: das Gesetz hat deprimirend auf die öffentliche Meinung gewirkt. Nun, meine Herren, Beläge dafür hat er uns nicht angeführt, und er kann höchstens sagen, daß er und seine Kollegen im Landesaus⸗ schusse und vielleicht noch manche andere Bewohner des Landes nicht mit dem Gesetze zufrieden sind.

Mir steht auch in dieser Beziehung ein Material zu Gebote, was die elsässische Regierung aus den Stimmen der Bevölkerung ge⸗ sammelt hat, und aus diesem Material ergiebt sich, daß das Gros ber von Elsaß⸗Lothringen sehr mit dem Gesetze einver⸗

anden ist.

Ja, meine Herren, es handelt sich nur darum, was verstehen Sie unter elsaß⸗lothringischer Bevölkerung?

Es ist vorhin die Rede davon gewesen, daß die Mehrzahl der Bewohner in Elsaß⸗Lothringen nicht das Deutsch spreche, welches fortan im Landesausschusse gesprochen werden soll. Das mag richtig sein. Die Landesbevölkerung hat ein eigenes Idiom, das nicht iden⸗ tisch ist mit dem hochdeutschen; aber, meine Herren, sie versteht hochdeutsch, und ich darf hinzusetzen: sie versteht nicht französisch. Haben Sie einmal die Oeffentlichkeit der Verhandlungen des Landes⸗ ausschusses beschlossen, dann müssen Sie der Bevölkerung in Elsaß⸗ Lothringen auch die Möglichkeit geben, die Verhandlungen, denen bei⸗ zuwohnen sie das Recht hat, zu verstehen, und, meine Herren, ich behaupte positiv, daß die französische Sprache von der Mehr⸗ zahl der Bewohner von Elsaß⸗Lothringen nicht verstanden wird. Meine Herren, ich habe eine Nachweisung, aus welcher sich die Zusammensetzung der Bevölkerung von Elsaß⸗ Lothringen in Rücksicht auf die Sprache ergiebt. Ich will aber, be⸗ vor ich die Zahlen dieser Nachweisungen gebe, noch auf Eines auf⸗ merksam machen, was in der Deduktion des Hrn. Winterer mir nicht zutreffend zu sein scheint. Es wird von ihm so großes Gewicht dar⸗ auf gelegt, daß die gegenwärtigen Mitglieder des Landesausschusses von Elsaß⸗Lothringen nicht alle, und zwar, wie er, glaube ich, die Zahl beziffert hat, etwa 11 oder 12 der deutschen Sprache nicht mäch⸗ tig sind. Nun, meine, Herren, macht man niemals solche Gesetze, wie das in Frage befindliche, für die gegenwärtig in Betracht zu ziehenden Personen, namentlich nicht Gesetze, welche für die Dauer zu wirken bestimmt sind, und ich bin deshalb der Meinung, die gegenwärtige Zusammensetzung des Landesausschusses kann für diese Frage gar nicht entscheidend ee. sondern, was entscheidend ist, das ist das Verhältniß der einzelnen Sprachgebiete zu einander und die Zahl der Be⸗ völkerung, wie sie sich auj die einzelnen Sprachgebiete ver⸗ theilt. Da ergiebt sich nun aus der mir vorliegen⸗ den detaillirten Zusammenstellung, daß 80,21 % der Ein⸗ wohner des Landes, ohne die Militärbevölkerung, dem deutschen Sprachgebiete angehören, daß 11,48 % ausschließlich französisch sprechen, und daß 8,31 % in dem gemischten Sprachgebiet wohnen.

Also, meine Herren, über 80 % sprechen deutsch, sie haben das Recht, den Verhandlungen des Landesausschusses zu folgen, und nun sollen sie die Verhandlungen geführt sehen in einer Sprache, die sie nicht verstehen. Meine Herren, es ist auch das gleich richtig zu stellen, nachdem darauf hingewiesen worden ist, daß es nach dem Gesetz vom 23. Mai 1881 in den einzelnen Bezirken des Landes nicht gelingen werde, die erforderliche Anzahl von Abgeordneten zu finden, welche die Eigenschaft haben, deutsch im Landesausschuß zu sprechen und den in deutscher Sprache geführten Verhandlungen zu folgen. Ich kann in dieser Beziehung e daß in Lothringen, in welchem also der größte Theil des französisch redenden Distriktes gelegen ist, von 471 494 Einwohnern nur 135 886. also 28 %, dem Französischen, 87 424, also 18 % ich lasse den Bruch⸗ tbeil fort dem gemischten, und 248 184, also 52 %, dem deutschen Sprachgebiet angehören. Diesen Ziffern gegenüber soll noch mit Recht behauptet werden, daß in Lothringen keine ordneten zu finden wären, die der deutschen Sprache mächtig sind; diesen Ziffern gegenüber 18 noch behauptet werden, daß die Wahlbezirke in der Unmöglichkeit wären, Abgeordnete zu wählen, die an den Berathungen des Landesausschusses mit Erfolg sit betheiligen können?!

Meine Herren! Es ist allerdings vorgekommen und ich ver⸗ schweige * diese Personalnotiz weil sie charakteristisch ist. ein Mitglied des Landesaus⸗ schusses, dessen Miglieder übrigens bisher, un et der Befugniß, noch niemals ein deutsches Wort och. ha obwohl wir bier die schönsten deutschen Reden von ihnen hörten, es ist allerdings vorgekommen, sage ich, daß ein Mitglied des Landesausschusses um deswillen eine Wiederwahl jetzt abgelehnt hat, mit der Erklärung. mit dem Gesetze vom 23. Mai 1881 könne es nicht mit Erfolg im Landesausschusse sitzen. Gleichwohl bewirbt sich dasselbe Mitglied um ein Reichstagsmandat für den verstorbenen Abgeordueten son. und wird, wenn csz gewählt wird, hier im Rrichst sofern es zum Worte kommen 141. deutschen Sprache 7. A müssen. 8

1 aae beng ne. Cne de ge Se ershenes . die deutsche, au pra an 1 deutsche, und nur geduldet ist bisher das 2 1 schlechtern Sie, meine b einen Antrag an, der zur achigkeit führt mit allen ihren be⸗ denklichen und unangenehmen IEN

hAnS“ da e8 gar niß vor. a mich 1 mit 9en Worten auch darauf daerns. Antrag in der That recht unvollständig ist und Lung nach an verschiedenen leidet.

Der Antrag also, indem er den Satz des Gesetzetz vom. 23. Mai 1881 t, daß „den Mitgliedern des 9 EI111“

a c atte oll“, un 8 8 se der sol

Herren, diesen Zustand icht, nehmen Sie nicht