1880 / 72 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 24 Mar 1880 18:00:01 GMT) scan diff

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar (Weim. Ztg.) Der Geburtstag Sr. Majestät 9 Kaisers ward am Sonnabend, wie durch gan Deutschland sp auch in unserer Stadt festlich begangen; zahlreiche Häuser wrangten im Flaggenschmucke. Nachmittags vereinigte ein festmahl im Offizierkasino das Offiziercorps und die hier sebenden Offiziere außer Dienst sowie zahlreiche Beamte des Staates und viele Gäste. Anwesend waren unter Anderent: er Wirkliche Geheimrath Dr. Stichling, der Ober⸗Hofmarschall

1 General⸗Adjutant Graf Beust, der Königlich preußische Gesandte

Graf Limburg⸗Stirum, der Kaiserlich russische Gesandte Graf Toll, der Geheime Staatsrath Dr. Frhr. von Groß, der General⸗Inten⸗ dant von Loen und Graf Henckel. Graf Beust brachte in zünden⸗ den Worten den Trinkspruch auf Se. Majestät aus, den die Inwesenden mit stürmischen Hochrufen erwiderten. Die zur Feier des Tages angeordnete Aufführung von Heyses patrio⸗ lischem Schauspiel „Colberg“ im Hoftheater vereinigte ein ahlreiches lebhaft bewegtes Publikum. Für die Garnison fanden Abends die üblichen Festlichkeiten statt.

Gestern fand in der Hofkirche Garnisongottesdienst zur geier des Kaiserlichen Geburtstages statt. Hr. Hof⸗ und Garnisonprediger Hesse hielt die tiefempfundene Predigt.

Sachsen⸗Coburg⸗Gorya. Coburg, 22. März. (Leipz. Ztg.) gur Feier des Geburtstags Sr. Majestät des Kaisers fand vorgestern früh Reveille und später große Parade des hier garnisonirenden Bataillons statt, lei welcher Major von Otto eine Ansprache an die Truppen hielt und sie mit iinem dreifachen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser Wilhelm scleß. Von Korporationen und Private wurden Fest⸗ mahlzeiten und verschiedene andere Feierlichkeiten abgehalten. In den Schulen wurde heute Morgen durch Ansprache der 8nen die Schüler die Bedeutung des festlichen Tages ewürdigt.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 22. März. (Els.⸗Lothr⸗. 8tg.) Vier Flaggen in den deutschen Farben von der Höhe des Münsterthurmes trugen gestern Nachmittag bei Sonnen⸗ untergang nach Norden, Süden, Osten und Westen in das Land hinaus den Kaisergruß. Heute hat Straßburg seit früher Morgenstunde sein Festkleid angelegt. Zur Vorfeier am Sonnabend hatten sich einige hundert und fünfzig Per⸗ sonen zu einem Festmahl in dem Svpeisesaal des Hotels „Stadt Paris“ versammelt. Der Statthalter war durch seinen esundheitszustand leider verhindert, der Tafel zu präsidiren; imn seiner Stelle hatte der Gouverneur von Straßburg, General⸗Lieutenant von Schkopp vor der lorbeerumkränzten Büste des Kaisers Platz genommen, ihm zunächst die Gene⸗ raliät, die Unter⸗Staatssekretäre (der Staatssekretär ist noch nicht von Berlin zurückgekehrt), der General⸗Direktor der Eisenbahnen und andere Spitzen der Reichs⸗ und Landes⸗ bchörden. Der Gouverneur trank „auf das Wohl Sr. Mjestät des Kaisers“, welches von der Festversammlung be⸗ ert ausgebracht wurde. Die im Nebenzimmer postirte

apelle des 105. (Sächsischen) Infanterie⸗Regiments intonirte die Nationalhymne, welche die Versammlung stehend anhörte, während draußen auf dem alten Wall hinter dem Theater eine Feldbatterie den Kaiser⸗Salut von 101. Kanonenschüssen in das Land hinaussandte. Die regimentirten Offiziere spei⸗ sten gleichzeitig im Militär⸗Kasino. Für die Mannschaften der Garnison fand am Nachmittag eine Festvorstellung im Theater („Zopf und Schwert“) und Abends die übliche Tanz⸗ belustigung statt. Die Festakte in den hiesigen Schulen waren der antretenden Osterferien wegen bereits am Freitag abge⸗ N Worden.

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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 23. März. (W. T. B.) Das Herrenhaus hat heute den Gesetzentwurf, betreffend das Budget⸗Provisorium und den Kredit von 20 Millio⸗ nen Goldrente angenommen. Bei der Berathung erklärte es Ritter von Schmerling als ein Novum, daß für die Deckung des Defizits Vorsorge getroffen werde, noch bevor das Defizit selber genau konstatirt sei. Uebrigens sei er überzeugt, daß die Kommission die Angelegenheit genau geprüft und die Nothwendigkeit der Kreditoperation anerkannt habe. Er und seine Gesinnungsgenossen seien durch sachliche Gründe be⸗ stimmt, der Vorlage zuzustimmen, ihre Zustimmung involvire aber keineswegs eine Kundgebung für die Regierung.

Vom Hause wurde hierauf die Wahl einer Kommission zur Berathung der Vorlagen über die Lokalbahnen und über die Arlbergbahn vorgenommen.

Belgien. Brüssel, 23. März. (W. T. B.) Die Re⸗ präsentantenkammer hat den Gesetzentwurf, betreffend die Anstellung einer parlamentarischen Enquete über den Elementarunterricht, mit 56 gegen 50 Stimmen an⸗ genommen.

Großbritannien und Irland. London, 24. März. (Algg. Corr.) Aus Afghanistan liegen der „Times“ folgende Nachrichten vom 21. d. M. vor: Die Ereignisse der vergangenen Woche bestätigten vollauf die hoffnungsvollen Anschauungen über die Lage in Afghanistan. Die Mittheilungen, welche Nustanfi Habibullah den Chefs der Ghazni gemacht hat, sind in befriedigendster Weise beantwortet worden. Sir Fr. Roberts lat einen Brief erhalten, welcher von dem Prinzen

zusa Khan geschrieben und von allen Ghazni⸗Chefs unterzeichnet wurde; es wird darin gesagt, daß sie, von den wohlwollenden Absichten Englands und dessen Wünschen für das Wohl Afghanistans überzeugt, entschlossen seien sich uns zu unterwerfen und insgesammt nach Maidan (25 Meilen von Kabul entfernt) kommen würden, um mit uns zu ver⸗ handeln. Die verschiedenen lokalen Chefs von Loghar, ohistan ꝛc. seien eingeladen worden, sich gleich⸗ seitig zu demselben Zwecke einzufinden. Es ist daher Grund in der Annahme vorhanden, daß die Ereignisse den Ansichten gemäß sich gestalten, welche General Roberts Politik seit ver⸗ ossenem Dezember bestimmen. Nachdem die Ereignisse eines Monats den Afghanen die Nutzlosigkeit des Widerstandes ar vor Augen gebracht hatten, war General Roberts so lug abzuwarten, bis die Lektion ihre Früchte tragen könne. er stellte daher die militärischen Operationen während der ungünstigen Saison ein, enthielt sich jeder unpassenden Be⸗ scleunigung der Anbahnung von Unterhandlungen mit den isghanischen Chefs und harrte der Zeit, da die Proklamation er Amnestie für vergangene Thaten der Feindseligkeit und unsere Geneigtheit zu einer friedlichen Regelung der Ange⸗ legenheiten die noch immer unter den Waffen stehenden Chefs veranlassen werde, mit uns zu unterhandeln. Aller Wahr⸗ sczinlichteit nach wird daher der Marsch der Truppen General

Stewarts nach Indien über Ghazni auf keinen Widerstand stoßen. Es ist nicht unmöglich, daß Abdurrahman nach dem Besuch Faizabads, der Hauptstadt Badakshans, sich nach dem Westen gewendet hat und zur Zeit der erwarteten Unter⸗ handlungen in Maidan eintreffen wird.

24. März. (W. T. B.) Bei dem gestern in Hackne

82 99. stattgehabten Wählermeeting hielt ,8 Schaß anzler Northeote eine Rede, in welcher er über die kürz⸗ lich von Gladstone gegen Oesterreich gethanen Aeußerungen sich stark mißbilligend aussprach. Zugleich verlas Northcote eine Depesche des Botschafters Elliot in Wien, in welcher es heißt, daß der österreichische Minister des Auswärtigen, von Haymerle, eine Dementirung der von Gladstone dem Kaiser von Oesterreich zugeschriebenen Aeu verung im Parlamente oder in der Presse wünsche. Der Kaiser, fügt Elliot hinzu, habe, als er sich mit demselben über Gladstone’s Rede unter⸗ halten, sich sehr erheitert und nicht erzürnt gezeigt. Dagegen, daß er eine zufällige Bemerkung des Kaisers wiederholt und entstellt habe, legt Elliot in der Depesche Verwahrung ein.

Frankreich. Paris, 23. März. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach sind die Dekrete Betreffs der nicht autori⸗ sirten Kongregationen heute Vormittag unterzeichnet wor⸗ den; dieselben sollen aber erst nach dem Osterfest veröffentlicht werden.

„Eine Bekanntmachung des Polizeipräfekten erklärt alle über den Gesundheitszustand in einem hiesigen Stadt⸗ theil verbreiteten beunruhigenden Gerüchte für unbegründet.

Numänien. Bukarest, 23. März. (W. T. B.) Das amtliche Blatt meldet den Beitritt Rumäniens zu den

Beschlüssen der internationalen Telegraphenkon⸗ ferenz. Amerika. Washington, 20. März. (Allg. Corr.)

Das Repräsentantenhaus hat mit 115 gegen 107 Stimmen die Bill endgiltig angenommen, welche die Besol⸗ dung der mit der Ueberwachung der Wahlen betrauten Marschälle verfügt, vorausgesetzt, daß sie gleichmäßig aus beiden politischen Parteien gewählt werden. Die lebhaft dis⸗ kutirte Frage, welche die außerordentliche Session in 1879 veranlaßte, hat somit ihre Lösung gefunden.

Der Sonderausschuß des Repräsentantenhauses hat einen Bericht über die Chinesen⸗Einwanderung erstattet, worin es heißt, daß letztere moralisch und sozial nachtheilig sei und den Handel, den Arbeitermarkt und die Interessen der Pacific⸗Küste vernichte. Der Bericht empfiehlt die Wieder⸗ inkraftsetzung der anti⸗chinesischen Gesetzgebung von 1879 mit Ausnahme der vom Präsidenten Hayes, als er die Maßregel mit seinem Veto belegte, beanstandeten Paragraphen, und unter⸗ breitet eine gemeinsame Resolution für die Kündigung der Einwanderungs⸗Klausel des Burlingame⸗Vertrages.

22. März. (W. T. B.) In der heutigen Sitzun des Repräsentantenhauses beantragte Ellis (Demokrat eine Resolution, worin die Aufhebung des Vertrages gefordert wird, durch welchen England Seitens der Vereinigten Staaten zu einem gemeinsamen Protektorate über die Kommuni⸗ kationsmittel auf dem atlantischen und stillen Ozean zu⸗ gelassen worden sei. Noung (Republikaner) beantragte eine Resolution, in welcher erklärt wird, daß der Bau des Pa⸗ namakanals zu gefährlichen politischen Verwickelungen führen würde, und daß die amerikanische Regierung bestrebt sein müsse, von dem Bau des Kanals abzuhalten. Beide Resolutionen wurden an den Ausschuß verwiesen.

San Francisco, 22. März. (W. T. B.) Das Bundesgericht hat das Gesetz, welches den Korporationen die Verwendung von chinesischen Arbeitern verbietet, für inkonstitutionell erklärt.

Statistische Nachrichten.

Ueber den Verkehr der Central⸗Telegraphenstation Stuttgart im Kalenderjahr 1879 entnehmen wir einer amtlichen Uebersicht folgende Mittheilungen: Es betrug die Anzahl 1) der internationalen Staats⸗ und Privatdepeschen 185 588 gegen 172 175 im Jahre 1878; der internen Depeschen 89,600 gegen 89 994, der beim Durchgang aufgenommenen, bez umtelegraphirten 323 294 gegen 318 407; demnach die Gesammtzahl der Staats⸗ und Privat⸗ depeschen 598 482 gegen 580 576 im Vorjahre; 2) der Dienst⸗ telegramme 65 770 gegen 56 868. Die Summe aller behandelten Depeschen betrug 664 252 gegen 637 444. Unter der Zahl der durch⸗ gegangenen, bez. umtelegraphirten Depeschen befinden sich Transit⸗ telegramme 63 840 gegen 71 676. Die von der Centraltelegraphen⸗ station Stuttgart eingehobenen Gebühren betragen 175 630 gegen 179 060 im Jahre 1878. Die Summe der im Kalenderjahre 1879. in Stuttgart aufgegebenen Staats⸗ und Privatdepeschen beträgt 139 809, die loko Setuttgart angekommenen 135 379. Von 135 379. im Kalenderjahre 1879 in Stuttgart angekommenen Depeschen waren unbestellbar 533 Stück oder 0,39 %. Die Steigerung des Verkehrs im Jahre 1879 gegenüber von 1878 beträgt in Prozenten aus⸗ gedrückt bei den Staats⸗ und Privatdepeschen 3,08 %, bei dem gesammten Verkehr der Station 4,20 %L. Die Ein⸗ nahmen haben sich gegen das Vorjahr vermindert um 1,91 %. Die Anzahl der in die Central⸗Telegraphenstation einmündenden Leitungen betrug am 1. Januar 1880 55, die Zahl der Apparate 64, worunter 6 Hughes⸗ (Druck⸗) Apparate. Die Anzahl der Batterien beträgt 26 mit 1048 Elementen. An dem ausländischen Verkehr der Station Stuttgart (abgesendete und angekommene Depeschen zusammengerechnet) mit 44 122 Stück sind am meisten betheiligt folgende Länder: Es wurden gewechselt mit: Oesterreich⸗Ungarn 13 708 Telegramme, der Schweiz 7686, Frankreich 5684, Groß⸗ britannien und Irland 4973, den Niederlanden 3533, Italien 2449, Rußland 2166, Belgien 1481, Amerika 732, Asien 525, Rumänien 300, der Türkei 258, Spanien 139. Das Dienstpersonal der Central Telegraphenstation besteht zur Zeit aus 85 Beamten. Ueber den Export Oesterreichs nach den Vereinigten Staaten von Amerika entnehmen wir einer amtlichen Zusam⸗ menstellung folgende Angaben: Der von den amerikanischen Kon⸗ sulaten in dem Zeitraum vom 30. September 1878 bis 30 Sep⸗ tember 1879 legalisirte Fakturenwerth der von Oesterreich⸗Ungarn nach den Vereinigten Staaten exportirten Artikel belief sich auf 4 070 690 Doll. in Gold, d. i. nahe an 10 Millionen Gulden. Gegenüber dem Vorjahre weist dies ein Mehr auf von 370 710 Doll. Es sei hier bemerkt, daß der Einfuhrzoll der Vereinigten Staaten, der bekanntlich eine der Haupt⸗ einnahmequellen der Bundesregierung bildet, auf Grund des

vom Absender deklarirten, vom amerikanischen Konsul zu bestätigenden (zu legalisirenden) Fakturenwerths erhoben wird. Die Artikel, welche den Gegenstand dieses namhaften Exports bilden, und ihre in Dollars in Gold deklarirten Werthsummen sind folgende: Leinen⸗ und Baum⸗ wollwaaren 205 978 Doll., Maschinen 6396, musikalische Instrumente 73 963, Pfeifen 95 880, Tuch⸗ und Wollenwaaren 148 558, Kleider und Kleiderstoffe 30 193, Kurzwaaren 167 798, Möbel 8599, Glas und Porzellan 511 551, Handschuhe 131 272, Bücher 2573, Knöpfe 1 026 394, Cigarrenbänder 7145, Seiden⸗ und Sammet⸗

stoffe 19 500, 3322, Droguen und Chemikalien

88

203 203, getrocknete Früchte 759 494, Glycerin 3549, Gummi 187 653, Hopfen 19 774, Leder, Häute und Felle 126 281, Oele 5884, Saaten 64 305, Schwämme 42 159, Weine und Liqueure 31 820, Mineralwässer 33 585, Hadern 22 494, nicht benannt (Miscellaneous) 131 369 Doll. Von diesen aufgegebenen Arten ent⸗ fallen, von Mineralwässern und Hadern abgesehen, auf Erzeugnisse der Landwirthschaft 1 198 191, der Industrie 2 872 500 Doll. Was die verschiedenen Konsulate betrifft, bei welchen die betreffenden Fakturen zur Legalisirung vorgelegt wurden, so steht obenan jenes von Wien mit einem Betrage von 2 040 527 Doll.; ihm zunächst seb jenes in Triest mit einem Fakturenwerthe von 1 120 909 Doll., diesem folgt Prag mit 743 400 Doll. und Budapest mit 165 855 Doll. Unter den in Wien zum Export nach Nordamerika angemeldeten Artikeln stehen obenan Knöpfe mit einem Betrage von 995 474 Doll. Ihnen folgen Leinen⸗ und Baumwollwaaren mit 197 543 Doll., Kurzwaaren mit 157 018 Doll., Tuche und Wollwaaren mit 104 940 Doll., Pfeifen mit 95 880 Doll., Leder, Felle und Häute mit 92 984 Doll., Handschuhe mit 90 855 Doll., Droguen und Chemikalien mit 80 808 Doll., musikalische Instrumente mit 71 188 Doll. In Triest sebles die getrockneten Früchte mit 605 202 Doll. die Hauptrolle; hnen folgen Gummi mit 187 ,653 Doll., Saaten mit 64 304 Doll⸗ In Prag stehen an der Spitze Glas und Porzellan mit 509 918 Doll. Diesem Artikel folgen: Tuche und Wollwaaren mit 43 618, Handschuhe mit 40 418, Droguen und Chemikalien mit 31 020 und Knöpfe mit 30 919 Doll. In Budapest sind die drei hervorragend⸗ sten Artikel: getrocknete Früchte mit 124 762, Mineralwässer mit 24,974 und Weine und Liqucure mit 8856 Doll. Es wird bemerkt, daß die Weltausstellung in Philadelphia auf die Entwickelung der Exportbeziehungen Oesterreich⸗Ungarns nach den Vereinigten Staaten einen mächtigen und nachhaltigen Einfluß ausgeübt habe. Erst durch sie wäre man in Amerika in die weitesten Kreise auf die österreichisch⸗ ungarische Produktion aufmerksam geworden. Abgesehen aber von dem vermehrten Waarenbezuge verdiene auch das Moment in Be⸗ tracht gezogen zu werden, daß erst seit 1876 häufiger amerikanische Familien nach Oesterreich kämen und einen längeren Aufenthalt nähmen. Bis dahin hätten Paris und ein Theil Deutschlands fast ausschließlich die Endpunkte gebildet.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von den Meisterwerken der Holzschneidekunst (Leipzig J. J. Weber) sind die 15. und 16. Lieferung (II. Band 3, und 4. Lieferuug) erschienen. Dieselben enthalten:

15. Lieferung: Kampf des Erzengels Michael mit dem Satan um die Leiche Moses’, Nach dem Gemälde von Bernhard Plock⸗ horst. Thusnelda im Triumphzuge des Germanicus. Nach dem Gemälde von Karl von Piloty. Das Kloster auf dem Ottilien⸗ berg im Elsaß. Originalzeichnung von R. Aßmus. Lohengrins Sieg über Telramund. Nach dem Karton von Prof. F. Keller. 8 in den mährischen Karpathen. Originalzeichnung von Prr

„Zverina. Alberich und die Rheintöchter. Gezeichnet von Knut Ekwall. Der Knabe Mozart und seine Schwester am Klavier. Nach dem Gemälde von Hermann Schneider.

16. Lieferung: Ein deutscher Studienkopf aus dem 16. Jahr⸗ hundert. Nach dem Gemälde von Friedrich August Kaulbach. Salat aux blessss! Nach dem Gemälde von Edouard Detaillle. Das großherzogliche Residenzschloß in Schwerin. Nach einer phorographischen Aufnahme. Eine Bauerndeputation. Nach dem Ge⸗ mälde von Ferdinand Brütt. Altdeutscher Jäger auf der Pürsch. Nach dem düigeger Gemälde gezeichnet von Karl Schultheiß. Der Rächer seiner Ehre. Nach dem Gemälde von H. v. Angell. Entwischt. Nach dem eigenen Gemälde gezeichnet von A. Lüben.

München, 20. März. (Allg. Ztga.) Die Königliche Aka⸗ demie der Wissenschaften hielt zur Feier ihres 123. Stif⸗ tungstages heute eine öffentliche Sitzung, welcher der Gesandte Preußens, Graf von Werthern, die Staats⸗Minister von Lutz und von Pfeufer, die Mehrzahl der Mitglieder der Akademie und ein sehr zahlreiches Auditorium beiwohnten. Der Vorstand, Reichs⸗ rath Stiftspropft Dr. von Döllinger, eröffnete die Sitzung mit den Worten: „Die Akademie der Wissenschaften hat mir den Auftrag er⸗ theilt, in der nächsten Sommer⸗Festsitzung, entsprechend der Landes⸗ feier, dem Andenken des Wittelsbacher Fürstenhauses einen Vortrag zu widmen. Indem ich in Gedanken mit der Aufgabe beschaͤftigt war, erschten es mir nicht unpassend als Einleitung und zur Vor⸗ bereitung am hentigen Festtag eine Umschau über die geschicht⸗ liche Entwicklung der Dynastien überhaupt, ihre Stellung im Völker⸗ leben, ihre Schicksale von Anbeginn an zu halten.“ Der Redner verbreitete sich hierauf über das bezeichnete Thema, und das zahlreiche Auditorium folgte dem Vortrage mit dem größten Interesse. Von den Klassensekretären wurde hierauf der seit Jahresfrist verstorbenen Akademiker in ehrender Weise gedacht; die Akademie verlor seit dem 28. März v. J. folgende ihrer Mitglieder: Philosophisch⸗philologische Klasse. Auswärtige Mitglieder: Schömann, Georg Friedr., gest. 25. März 1879 in Greifswalde; Semper, Gottfried, gest. 15. Mai 1879 in Rom; Fichte, Immanuel Hermann, gest. 8. August in Stutt⸗ gart; Jön Sigurdsson, gest. 7. Dez. 1879 in Kopenhagen. Korrespon⸗ direndes Mitglied: Mordtmann, A. D., gest. 30. Dezember 1879 in Konstantinopel. Mathematisch⸗physikalische Klasse. Ordentliches Mitglied: Lamont, Johann v., gest. 6. August 1879 in Bogenhausen. Auswärtige Mitglieder: Dove, Heinr. Wish gest. 4. April 1879 in Berlin; Grisebach, August Heinr. Rudolf, gest. 9. Mai 1879 in Göttingen; Brandt, Joh. Friedr., gest. 15. Juli 1879 in St. Peters⸗ burg. Korrespondirende Mitglieder: Cotta, Bernhard v., gest. 14. Sept. 1879 in Freiberg in Sachsen; Mohr, Friedrich, gest. 28. Sept. 1879 in Bonn. Historische Klasse. Ordentliches Mitglied: Föringer, Heinr. Konrad, gest. 9. Febr. 1880 in München. Kor⸗ respondirende Mitglieder: Moll, Wilhelm, gest. 16. August 1879 in Amsterdam; Spach, Louis v., gest. 16. Oktober 1879 zu Straßburg. Schließlich hielt Hr. Prof. Dr. Zittel, Mitglied der mathematisch⸗ physikalischen Klasse, einen interessanten Vortrag „über den geologi⸗ schen Bau der libyschen Wüste.“

Straßburg, 22. März. (Els.⸗Lothr. Ztg.) Am Sonnabend Abend starb hochbetagt der emeritirte Professor Hr. Dr. Philipp Wilhelm Schimper. Der Verstorbene, ein geborener Elsässer, war Direktor des Straßburger Museums für Naturgeschichte, welches ihm größtentheils seinen jetzigen Glanz zu verdanken hat. Einige Jahre sväter erhielt er die Professur für Geologie und Mineralogie an der Straßburger Fakultät der Wissenschaften. 8

St. Petersburg. Die Kaiserliche Eremitage hat, wie die „Neue Zeit“ berichtet, anläßlich des Kaiserjubiläums eine kypo⸗ graphisch reich ausgestattete Beschreibung all' der Gegenstände ver öffentlicht, die ihr während der letzten 25 Jahre zugegangen sind.

Gewerbe und Handel.

Durch Bekanntmachung des Königlich schwedischen Kommerz⸗ Kollegiums vom 16. d. M. ist angeordnet worden, daß die Stadt Helsingborg, da dort ein zuständiger Veterinär nicht mehr an⸗ gestellt ist, aus der Zahl derjenigen Städte *) ausscheidet, über welche die Einfuhr 8 Mtedereni e und Pferden auf dem Seewege nach weden gestattet ist.

Der Geschäftsbericht der Deutschen Genossenschafts⸗ bank von Soergel, Parrisius & Co. pro 1879 konstatirt, daß sich ein recht günstiges Geschäftserträgniß „herausgestellt hat. Der Umsatz des Berliner Geschäfts betrug 1879 604 233 218 (+ 139 484 775 ℳ). Die Kom wandite in Frankfurt a. M. hat umgesetzt 1879 390 137 912 (+ 114 777 288 ℳ). Das Brutto⸗ Erträgniß des Gesammtgeschäftes stellte sich 1879 auf 841 387 (+ 160 506 ℳ). Die Kommandite in Frankfurt a. M. hat Rein⸗ ertrag geliefert 1879 159 127 (+ 44 138 ℳ) und somit das ihr zugewiesene Kapital mit nahezu 8 % verzinst. Was die verschiede⸗ nen Konten des Berliner Geschäftes betrifft, so haben einen Mehrertrag geliefert: Effekten⸗Konto 32 391 ℳ, Devisen⸗Konto 1315 ℳ, Sorten⸗Konto 313 ℳ, Provisions⸗Konto 91 968 ℳ. Zinsenkonto 12 74 6 ℳ, Osnabrücker Bank 3000 Dagegen weist das Diskont⸗Konto einen Minderertrag von 21 181 auf. Auch

Anzeigers.

*) conf. 88 17 des deh