en über 900 Seiten gewidmet sind. Der Schwerpunkt berhnc veeeee also in der Behandlung des Mittelalters, und dies mit gutem Grunde. Denn während die kriegskünstlerischen Zustände der klassischen Völker von jeher eingehend durchforscht und in nicht allzulangen Fristen auch die Resultate der Einzeluntersuchungen von kundiger Hand immer aufs Neue zusammengefaßt wurden, ist dies für das Mittelalter noch nicht geschehen. Für Griechenland und Rom gaben im Großen und Ganzen die trefflichen Werke von Köchly⸗ Rüstow und Marquardt⸗Mommsen den Stand des heutigen Wissens. Werke ähnlicher Art für das Mittelalter fehlen durchaus. Hier ist daher die Darstellung in dem vorliegenden Buche auch viel reicher mit erläuternden und begründenden Beispielen ausgestattet worden. Sehr anerkennenswerth sind die gründlichen, umfassenden Literatur⸗ nachweise, welche an die Spitze der einzelnen Abschnitte gestellt sind, sowie die eingehenden Quellenangaben unter dem Texte, da dieselben Anregungen und Hülfsmittel zur Weiterforschung geben. So wird denn das vollendete Ganze den Erwartungen vollauf entsprechen, mit denen die ersten Lieferungen begrüßt wurden.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Tübingen, 8. September. (T. Chr.) Die Hopfenernte hat mit Anfang dieser Woche hier allgemein begonnen. In Bezug auf die Qualität der Hopfen läßt sich nur Gutes sagen. Weniger ist dies bezüglich der Quantität der Fall, die hinter den 82 zurückbleibt. Verkäufe von Belang haben noch nicht stattgefunden. Hinsichtlich des Preises glaubt man, daß sich derselbe zwischen 80 bis 100 ℳ bewegen wird.
Eisenach, 9. September. (M. Z.) Aus unserem Oberlande kommen recht günstige Ernteberichte; man ist mit Qualität und Quantität des Getreides zufrieden; bezüglich der Kartoffelernte, die jetzt erst beginnt, ist man zwar auch mit dem Ertrag zufrieden, es finden sich nur viel kranke Exemplare an den Stöcken.
Gewerbe und Handel.
Die Preußische Central⸗Bodenkredit⸗Aktienge⸗ sellschaft leat die zweite Hälfte (im Betrace von 7 500 000 ℳ Nom.) der 4 % unkündbaren Central⸗Pfandbrief⸗Anleihe vom Fe⸗ bruar cr. am 16. und 17. d. M. zur Zeichnung auf, wobei der Subskriptionscours auf 98 ½ % festcesett ist. 1 In der Zeit vom 11. bis 26. September cr. findet in Witten eine Ausstellung von Lehrlingsarbeiten solcher Handwerkerlehrlinge statt, welche bei der Bergisch⸗Märkischen Eisenbahn⸗ verwaltung in den Hauptwerkstätten zu Witten, Crefeld, Elberfeld, Langenberg, Arnsberg, Siegen oder in einer der kleineren Neben⸗ und Filialwerkstätten seit mindestens 6 Monaten beschäftigt werden. S. Näheres im Inseratentheil.
Nürnberg, 9. September. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Bei einer Zufuhr von ca. 900 Ballen Hopfen entwickelte sich heute am Markte ein sehr lebhaftes Geschäft. Rege Frage war sowohl Seitens des Kundschaftshandels, als Seitens des Exports vorhanden; die Stimmung blieb, obgleich ein großer Theil der Abladungen aus feuchten Hopfen bestand, eine animirtke. Die Preise sind unverändert; es kosten: Prima Marktwaare 65 — 75 ℳ, mittel Marktwaare 55 — 65 ℳ, geringe Marktwaare 40 — 50 ℳ, Hallertauer, Badische und Württemberger: Prima —, mittel 70 — 85 ℳ Bis Mittag war alles geräumt.
— Nach dem Ausweise des britischen Handelsamtes für August beträgt der Gesammtausfuhrwerth des Monats 19 088 115 Psd. Sterl. gegen 17 336 308 Pfd. Sterl. im August 1879, und 17 303 538 Pfd. Sterl. im August 1878. Der Werth der Gesammtausfuhr in den ersten acht Monaten des Jahres beziffert sich auf 146 992 430 Pfd. Sterl. gegen 122 773 923 Pfd. Sterl. in 1879 und 128 364 795 Pfd. Sterl. in 1878. — Der Gesammt⸗ einfuhrwerth im August beträgt 31 019 087 Pfd. Sterl. gegen 28 335 009 Pfd. Sterl. im August 1879, und 29 106 823 Pfd. Sterl.
stoßen war, untersucht habe, um eine etwaige Beschädigung ausfindig zu machen. Eine solche habe aber nicht festgestellt werden können, und er habe deshalb die Reise fortgesetzt. Erst auf hober See habe das Schiff außergewöhnlich viel Wasser gemacht und sei bald durch Lösung der Näbte so schadhaft geworden, daß er den Versuch, die entfernten Häfen von Bahia oder Pernambuco anzu⸗ laufen, ohne Gefahr für sein und der Mannschaft Leben nicht habe machen können. Das Ober⸗Secamt bestätigte den Spruch erster Instanz. Es fehle, so führte der Vorsitzende zur Begründung dieser Entscheidung aus, an genügenden Beweisen für die dem Schiffer gemachten Vorwürfe.
Insbesondere habe derselbe durch die nach dem Aufstoßen des Schiffs vorgenommene Untersuchung des letzteren seiner Pflicht ge⸗ nügt und Alles gethan, was von ihm erwartet werden konnte. Ein Versuch, nach Aracaju zurückzukehren, würde erfolglos gewesen sein, weil die Barre vor diesem Hafen schwer passirbar und eine Repara⸗ tur des Schiffs dort nicht ausführbar gewesen sein würde. Der Hafen von Pernambuco würde wegen der großen Entfernung und der Hafen von Bahia wegen des widrigen Windes nicht zu erreichen gewesen sein.
Es hieße oft Gesagtes wiederholen, wollte man gelegentlich der
diesjährigen Ausstellung der Königlichen Akademie der Künste die alte Klage von der Vernachlässigung der historischen Malerei durch die heutigen Künstler von Neuem anstimmen. mag genügen zu konstatiren, daß auch die diesmalige Ausstellung nur eine mehr als bescheidene Ziffer von historischen Gemälden aufweist und daß die Bedeutung derselben eine verhältnißmäßig bescheidene eenannt werden muß. Betrachten wir zuerst die religiöse Malerei, 5 erregt zunächst das unter der Bezeichnung „Moritur in Deo“ aus⸗ estellte große Bild von Bruno Piglheim in München Aufsehen — aber ein erfreuliches. Ein in den Wolken schwebendes Kreuz mit der Gestalt des Erlösers, über den sich der Todesengel hinüber beugt, und den Sterbenden küßt. Es bleibt in hohem Grade bedauerlich, eine an sich poetische Idee in einer so häßlich⸗naturalistischen Art ausgeführt zu sehen, daß der Beschauer, statt ergriffen zu sein, sich in Wider⸗ willen abwenden muß. Zur Darstellung anatomischer Studien, die an und für sich in keine Ausstellung gehören, sollte sich unseres Er⸗ achtens doch wohl ein anderes Objekt finden lassen, als die Gestalt des Erlösers. Das mit unleugbarer Kraft gemalte Bild bleibt des⸗ barh 838 eine beklagenswerthe Verirrung der moderen realistischen Schule.
Daß man der realistischen Richtung unserer Zeit huldigen und doch die Grenzen der Schönheit nicht zu verletzen braucht, beweist der „Hiob“ von Max Michael. Der Körper des Hiob ist unbe⸗ dingt naturwahr und doch das ästhetische Gefühl nirgends verletzend und sowohl in dem Leidenden selbst wie in den drei Freunden, die ihn in schmerzerfüllter Theilnahme umgeben, dokumentirt sich ein beträchtliches Vermögen der Seelen⸗ und Charakterschilderung. — Von durchaus verschiedenen Gesichtspunkten geht Heinr. Waldschmidt in seinem Christus consolator aus. Es läßt sich nicht leugnen, daß die Illustrirung des Wortes: „Kommet her zu mir Alle, die Ihr mühselig und beladen seid, ich will Euch erquicken“ zum Theil etwas Aeußerliches und auf den Effekt Berechnetes besitzt, daß ferner nicht alle Figuren in ihrem Verhältniß zum Heiland klar verständ⸗ lich erscheinen, allein ein ernstes Streben und das Bemühen, erhebend zu wirken, uns mit dem Sinne des Wortes vertraut zu machen, ver⸗ dient volle Anerkennung. Denselben idealen Sinn, aber mit noch bedeutenderem malerischen Können verbunden, beweisen Gust. Spangenbergs „Die drei Frauen am Grabe des Herrn.“ Spangenbergs Sprache zeichnet sich nicht durch Kraft und Größe sondern durch Aumuth und Wohllaut aus und auch diesmal will er nicht erschüttern, sondern rühren und das gelingt ihm in vollem Maße. Das neue Testament hat noch zu einigen anderen Gemälden,
im August 1878, und der Gesammteinfuhrwerth in den ersten acht Monaten 275 632 435 Pfd. Sterl. gegen 231 622 804 Pfd. Sterl. in 1879 und 255 386 429 Pfd. Sterl. in 1878. — Die Einfuhr an Edelmetallen während des Monats August betrug 1087 716 Pfd. Sterl. gegen 1110 208 Pfd. Sterl. im August 1879 und 1 754 544 Pfd. Sterl. im August 1878 und während der ersten acht Monate des Jahres 9 032 560 Pfd. Sterl. gegen 18 422 299 Pfd. Sterl. in 1879 und 18 202 147 Pfd. Sterl. in 1878. Die Aus⸗ fuhr an Edelmetallen betrug im August d. J. 1 611 225 Psd. Sterl. gegen 1 839 008 Pfd. Sterl. in 1879 und 1 135 175 Pfd. Sterl. in 1878, und während der ersten acht Monate des Jahres 10 069 971 Pfd. Sterl. gegen 13 741 879 Pfd. Sterl. in 1879 und 20 075 180 Pfd. Sterl. in 1878.
Verkehrs⸗Anstalten.
London, 9. September. (Allg. Corr.) Zwischen der canadi⸗ schen Regierung und einer Gruppe von Kapitalisten, bestehend aus einer Bankfirma in London, einer Finanzgesellschaft in Paris und einem Bankhause in New⸗York, ist in London ein Abkommen zum Bau und Betriebe der canadischen Pacifc⸗Bahn von Ot⸗ tawa nach der Küste des Stillen Meeres geschlossen worden. Danach zahlt die erwähnte Regierung der canadischen Pacific⸗Eisen⸗ bahn eine Subsidie von 5 000 000 £ in Bonds, weist ihr mehrere Millionen Acker Landes an, und übergiebt ihr die bereits vollendete Strecke der Bahn, deren Baukosten 5⸗ bis 6 000 000 ₰ betragen.
Triest, 10. September. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Aglaya“ ist heute früh aus Konstantinopel hier eingetroffen.
Berlin, 11. September 1880.
Die Verhandlung des Kaiserlichen Ober⸗Seeamts vom . September hatte folgenden Fall zum Gegenstande:
Die Schoonerbrigg „Zwei Gebrüder“ von Emden verließ am 16. Oktober 1879 den Hafen von Aracaju mit einer nach Falmouth bestimmten Ladung Zucker. Als das Schiff um 5 Uhr Nach⸗ mittags die vor dem Hafen von Aracaju liegende Barre passirte, stieß es wiederholt heftig auf, blieb jedoch flott und setzte die Reise fort, nachdem sich bei den Pumpen kein Wasser vorgefunden hatte. Dagegen zeigten sich gegen Abend 6 Zoll Wasser im Raum; dasselbe stieg mehr und mehr, als das Schiff während der Nacht bei zunehmendem Winde und hohem Seegang schwer arbeitete. Der Schiffer nahm deshalb am folgenden Morgen in Aussicht, Pernambuco anzulaufen und steuerte NB.⸗Kurs längs der Küste. Nachdem indessen am Morgen des 18. Okto⸗ ber herausgestellt katte, daß das Wasser, trotz des fleißigen Gebrauchs der Pumpen, im Vorderschiff auf 2 ½¾ Fuß gestiegen und das Schiff gebrochen war, gewann man die Ueberzeugung, da Pernambuco nicht mehr zu erreichen sein würde, und beschloß, na gebaltenem Schiffsrath, nach Aracaju zurückzukehren. Bald darauf trat völlige Windstille ein und um 4 Uhr mußte die Mannschaft das Schiff verlassen, welches alsbald versank.
Das Seeamt in Emden hat diesen Seeunfall untersucht und seinen Spruch dahin abgegeben, daß derselbe auf die Ereignisse der See zurückzuführen sei und daß kein Grund vorliege, dem Schiffer Garrels, wie vom Reichskommissar beantragt worden, die Befugniß zur ferneren Ausübung seines Gewerbes zu entziehen. Gegen diesen Sprrch hat der Reichskommissar Beschwerde einge⸗ legt und dabei ausgeführt, daß, nachdem das Schiff beim Auslaufen aus dem Hafen von Aracaju wiederholt aufgestoßen, der Schiffer sich hätte veranlaßt sehen müssen, dasselbe sofort zu untersuchen. Wären die erlittenen schweren Schäden sogleich entdeckt worden, so hätte das Schiff wieder in den Hafen von Aracaju geschleppt und dort reparirt werden können. Nachdem sich später die Seeuntüchtigkeit des Schiffs herausgestellt, sei die Ruͤck⸗ kehr nach Aracaju der ungünstigste Ausweg gewesen, da das Einlaufen in diesen Hafen in hohem Grade schwierig und gefährlich sei. Dagegen hätte das Schiff mit SSO.⸗Wind re t gut Bahia, Pernambuco oder einen anderen Nothhafen der brasilianischen Küste erreichen können, wenn ein Theil der Ladung üͤber Land geworfen worden wäre. Der Schiffer hat dagegen bemerkt, daß er sein Schiff alsbald, nachdem es aufge⸗
außer dem bereits erwähnten, den Stoff geliefert. Am bedeutendsten darunter erscheint „Herodias Tochter“ von Alb. Baur, ein Werk, das erneuten Beweis für den ernsten Sinn, die streng historische
Auffassung des Künstlers liesert. Weniger Interesse vermag der „barmherzige Samariter“ von E. v. Hagen einzu⸗ flößen, auch erscheint der Oberkörper des Verwundeten
etwas zu stark verkürzt. Damit ist die Reihe der Bilder, welche
religiöse Stoffe behandeln, erschöpft. 8 . Unter die Malerei historischer Sujets erregt der für Berlin fast unbekannte V. Brozik in Paris ein gewisses Aufsehen. Auf einer
Leinwand von ungewöhnlich großen Dimensionen schildert er den Empfang der Gesandtschaft, welche König Ladislaus nach Paris ge⸗ sandt hatte, um für ihn bei dem König Karl VII. um die Hand seiner Techter Magdalena anzuhalten. Der Künstler verfügt über eine glänzende Technik, die nur etwas zu sehr Selbstzweck zu sein scheint und über ein ausgezeichnet.s Charakterisirungsvermögen, so daß nur das geringe Interesse, welches der geschilderte Vorgang zu erregen vermag, dem vollen Eindruck des Werkes hinderlich wird. Ein klei⸗ neres Werk desselben Künstlers: „Zusammentreffen des Kaisers Karl IV. mit Petrarka und Laura im päpstlichen Schlosse zu Avignon“, bekundet ebenfalls bedeutende Begabung für glänzende 1 enwirkung, leidet aber an einer auffallenden Steifheit in der
nordnung der Figuren. „Die Ermordung des Herzogs von Gloster“ von John Gilbert in London ist ausdrucksvoll hergestellt ohne Ueber⸗ treibung und solide in der Technik. Wie dieses, so gehen auch die Arbeiten von Fraustadt in Antwerpen „die Nibelungen“, Stegman „Par⸗ megiano vollendet während der Erstürmung Roms trotz der eindrin⸗ genden Feinde ruhig sein Heiligenbild“, in das Gebiet des historischen
Genres über.
„ Die malerischen Erinnerungen an die große Zeit, deren zehn⸗ jähriges Jubiläum Deutschland vor wenigen Tagen feierte, sind nur sehr spärlich vertreten. Die Ausstellung zählt nur drei Bilder aus dem fran⸗ zösischen Kriege: Einen Reiterangriff bei Hsbécourt von Emil Hünten, „Floing“ von Franz Adam, den ausgeführten ersten Entwurf zu dem großen Bilde in der Nationalgallerie, eine lebendig bewegte Szene, des berühmten Schlachtenmalers nämlich, und endlich „Sturm auf den Spicherer Berg“ von A. v. Werner. Letzteres, in Fnßem Maßstabe gehaltene Bild giebt allerdings nur eine einzelne Episode des blutigen Kampfes, es zählt für eine Kampfszene nur sehr weni‚ Figuren, diese aber sind mit überraschender Naturtreue geschildert; die Szene entwickelt sich vor den Augen des Beschauers, wie sie in Wirklichkeit stattgefunden haben muß, ohne jedes künstliche Arrange⸗ ment des Malers.
Das Gebiet, welches das Interesse des Publikums in erster Linie zu beschäftigen pflegt, die Genremalerei, ist in reicher Auswahl vertreten, und weist eine verhältnißmäßig beträchtliche Ziffer tüchtiger Arbeiten auf, wenngleich über den Mangel an neuen Ideen eine Klage nicht unberechtigt ist. Ein wirkliches Meisterwerk hat wie⸗ derum Altmeister Menzel geschaffen. Es stellt die Rückkehr einer Prozession in der Gegend von Gastein dar. Die Proz ssion mit den Geistlichen im Ornat und einer zahlreichen Landbevölkerung betritt die Kirche, waͤhrend Gruppen von Badegästen das Schau⸗ spiel mit mehr oder weniger lebhaftem Interesse betrachten. Trotz der Kleinheit des Bildes ist auf demselben eine überraschende Fülle interessanter Figuren zusammengestellt, von denen fast jede einzelne das geradezu frappirende Individualisirungs⸗Vermögen des Meisters in das hellste Licht stellt. Namentlich finden sich unter den Zuschauern ganz köstliche Typen. Auf der Grenze zwischen Genre und Portrait steht ein Werk von M. Munkaczsy in Paris: „Das Atelier des Künstlers mit seinem eigenen und dem Portrait seiner Frau.“ Beide unterwerfen eine auf der Staffelei stehende Arbeit eingehender Besichtigung. Die ungemeine Le⸗ benswahrheit in Verbindung mit einer ebenso. gediege⸗ nen wie glänzenden Durchführung verleihen dem Werke einen bedeutenden Werth. Auf ganz die gleiche Anerkennung hat Rud. Jordans „Schiffbruch an der Küste der Normandie“ Anspruch. Es ist eine jener ergreifenden Scenen, wie sie der be⸗ rühmte Schilderer des Seemannslebens schon so zahlreich gemalt bat, ohne sich doch zu wiederholen. In den wildempörten Wogen
der wettergebräunte Seemann ist diesen Elementen gegenüber macht⸗ los. So ergreifend das Bild auch ist, hält es sich doch von jeder Sentimentalität fern. — Karl Becker schildert die Scene, wie Othello der Desdemona und ihrem Vater Brabantio seine Aben⸗ teuer erzählt. Wie immer bei Becker, ist es auch hier die vorzüg⸗ liche Behandlung des Kostüms, das in erster Linie die Aufmerksam⸗ keit fesselt, doch steht dieses neueste Bild auch in Bezug auf Charat⸗ terzeichuung und Gruppirung über den letzten bekannt gewordenen Arbeiten des Künstlers. — Dem berühmten Meister der Genre⸗ malerei, Ludw. Knaus, ist diesmal zum ersten Male seit langen Jahren ein besonders hober Wurf nicht gelungen. „Ein unwillkom⸗ mener Kunde“ betitelt sich das kleine Bild. Ein Hund hat aus einem Schlächterladen ein Stück ßleisch ge⸗ siohlen; der Lehrbursche jagt dem Räuber nach, während die dicke Meisterin entrültet dem Vorgange zusteht, der diesmal nicht mit jener packenden Originalität dargestellt ist, die wir an Knaus gewöhnt sind. Al. Struys hat zwei Bilder ausgestellt, welche die Bedeutung des Künstlers als Schilderer von Seelenstimmungen deut ich erkennen lassen. „Alles dahin“, ein Mann, der sich in furchtbarer Verzweiflung über die Lelche seines Weibet wirft, ist von ergreifendem Realismus; weniger bedeutend wirkt „Allein beim Stelldichein,“ weil trotz aller Feinheit, namentlich der Beleuchtung, die Gestalt des einsamen Weibes keine Befriedigung gewährt. „Gretchen am Brunnen“ ist eine trefflich durchgeführte Arbeit von Oscar Begas. Mit erfreulichen Leistungen wie stets sind ferner vertreten Amberg, Bokelmann, der in den „letzten Augenblicken eincs Wahlkampfes“ wieder mitten hineingreift in das soziale Leben, und in Bildern glänzender Charakterzeichnung giebt Brause⸗ wetter, Chelminski, Ehrentraut, Geutz, Kretschmer, Liezen⸗Maper, Meyer von Bremen, und endlich sind zu nennen die Meisterwerke von Defregger, zwei Bilder, in denen sich die Genialität des Künstlers wieder einmal in glänzendster Weise ausspricht und die mit dem liebenswürdigen Bilde von Fritz Werner „Aus der Dresdener Gallerie“ mit Recht zu den be⸗ wundertsten Werken der diesjährigen Ausstellung gehören.
Bezüglich des für morgen Abend in Aussicht genommene Zapfen reicht des Garde⸗Corps ist Folgendes — 8 Um 8 Uhr wird derselbe vor dem Palais Sr. Majestät des Kaisers und Königs von sämmtlichen Musikcorps und Spjelleuten des Corps zur Aufführung gelangen. Mit der oberen Leitung ist Siefart, Bataillons⸗Commandeur im
der Oberst⸗Lieutenant von S Kaiser Franz Garde⸗Grenadier Regiment Nr. 2 beauftragt
Um 7 Uhr versammeln sich die Musikeorps und Spielleute auf dem Platze zwischen der Kommandantur und der Sprer, zu gleicher Zeit treffen an der Wasserseite des Zeugbauses vom 2. Garde⸗Regi ment z. F. 200 Mann zum Fackeltragen und 30 Mann zum Laternen⸗ tragen ein, welche nach der Aafstellung der Musikcorps vor dem Zeughause sich in den Zapfenstreich einreihen; um 8 Uhr tritt dann der Zapfenstreich unter klingendem Spiel nach dem Palais an, wo eine Chaine durch ein Bataillon des Kaifer Franz Garde⸗Grenadier Regiments Nr. 2 zur Abgtenzung des von den Musikeorps einzuneh menden Platzes gebildet werden wird.
Leipzig, 10. September. (W. T. B.) Die dritte Abtbeilung des bier tagenden Juristentages bat sich in ihrer heutigen Sitzung efenans gegen eine Beschränkung der Wechselfähigkeit auzge⸗ prochen.
London, 9. September. (A. C.) Ein beklagenswerthes Gru⸗ benunglück ereignete sich gestern durch eine Erplosion schlagender Wetter in einer Reihe von Zechen des Kohlenbergwerks Seaham, unweit Sunderland. Zur Zeit der Erploston befanden sich 230 Männer und Jungen in der Tiefe, wenige Stunden vorher waren sogar 400 bis 500 Bergleute in den Zechen beschäftigt gewesen. Ret⸗ tungsmannschaften, die sofort in den einzigen offen gebliebenen Schacht hinunterstiegen, gelang es, 65 Verunglückte lebend ans Tages⸗ licht zu fördern. Man hofft, noch etwa 20 bis 25 retten zu können aber die übrigen 140 gelten als verloren.
Aus Glasgow meldet der Telegraph ein ernstes Unglück, das sich am 8 d. M. auf der Paisley⸗ und Glasgoweisenbahn zu⸗ getragen. Ein von Glasgow nach Greenock bestimmter Personenzug stieß mit einem Kohlenzuge in so furchtbarer Weise zusammen, daß das Coupé des Zugführers zertrümmert und letzterer augenblicklich getödtet wurde. Zwei Passagiere verloren ebenfalls ihr Leben und 18 andere trugen Verletzungen davon, einige darunter sehr erhebliche.
Im Zoologischen Garten fand gestern Abend ein glänzen⸗ des Fest zu Ehren des III. Armee⸗Corps statt. Der bei der Restau⸗ ration belegene Theil des Gartens war durch zwei hohe Gruppen, die zwischen Topfgewächsen und unter wallenden Fahnen die Büsten Sr. Majestät des Kaisers und der Königlichen Prinzen zeigten, als besonderer Festplatz abgegrenzt. An dem jene beiden Gruppen ver⸗ bindenden Promenadenwege, dem großen Teich entlang, waren die Bäume mit Fahnenbouquets geschmuckt, die die Namen der einzelnen Regi⸗ menter des III. Armee⸗Corps trugen. Zwischen den Bäumen leuchteten zahllose farbige Lampions und das gegenüberliegende Ufer des Teichs war wie die Volidèren, mit Lichtern besäet, die vom Wasser reflektirt wurden. Das Konzert führten, auf zwei Orchestern abwechselnd, nach einander die Musikcorps des 12. Infanterie⸗Regiments, des 12. Dra⸗ goner⸗Regiments, des 48. Infanterie⸗Regiments und des 3. Ulanen⸗ Regiments und zum Schlusse diese 4 Musikcorps im Verein mit dem des Leib⸗Regiments aus. Das Programm war ein sehr ge⸗ wähltes und die Aufführung ganz vortrefflich; besonderen Beifall fand der aus 14 Nummern bestehende letzte Theil, eine Wieder⸗ holung der am 8. d. M. Abends vor dem Palnis Sr. Majestät vorgetragenen Piecen. Für das Auge bildete . den Glanz⸗ punkt des Festes ein auf dem Teiche abgebranntes großartiges Feuerwerk, welches am Schlusse in Brillantfeuer unter einer mäch⸗ tigen Kaiserkrone zwischen zwei Eisernen Kreuzen den Namenszug Sr. Majestät des Kaisers zeigte. Bei dem überaus zabteeich ver⸗ sammelten Publikum fanden dieses Tableau wie die patrio hen Anklänge in den vorgetragenen Musikstücken den allerlebhaftef⸗ en Wiederhall. Auf allgemeinen Wunsch wird die Beleuchtung bei dem heutigen Konzert wiederholt werden.
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Residenz⸗Theater erfreuen sich, wie die Direktion dieses 192 8 es wä Beifalls. 1 Coralie allahendlich des n Mhadchen aus der Fremde“ statt. Die
S g das E““ 1 8— ver viers St e Stücks wird wahrscheinlich in die Mitte der
nächsten Boche salen.liance⸗Thegter, wird die vortheilhaft
starke Kapelle des Königlich sächsischen Schützen⸗ 2 Mafgg tavesge sich vornehmlich durch die von ihr meisterhaft vorgetragenen Quartetts auf 12 Waldhörnern einen guten Ruf in Berlin erworben bat, von Morgen (Sonntag) ab in Uniform einige Extra⸗Konzerte in dem schönen Sommergarten des Theaters geben und so die diesjährige Sommersaison würdig ab⸗
schließen.
bekannte, Regiment
Redacteur: Riedel.
der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Drei Beilagen
Berlin: Verlag
droht ein Schiff zu scheitern; am Lande umklammert eine Feer die Knie des Lootsen, um Hülfe für die Unglücklichen flehend, aber auch
ich Börsen⸗Beilage).