1882 / 26 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 30 Jan 1882 18:00:01 GMT) scan diff

Siandesbeamten sühren zu lassen, weil dies bei der Gering⸗ sugigkeit der Einzelbeträͤge dahin führen würde, daß alljährlich eine sehr bedeutende Zahl von Justifikatorien vorgelegt wer⸗ den müßte. Die Ober⸗Rechnungskammer erachtet es viel⸗ mehr für genügend, wenn zu jeder der unter b. bezeich⸗ neten Quittungen der Regierungs⸗ bezw. Bezirks Hauptkassen von den Kassenkuratoren die amtliche Bescheinigung abgegeben

vch. die Auszahlung des Gesammtbetrages an die durch die Spezialnachweisungen bezeichneten Standesbeamten in den darnach bestimmten Einzelbeträgen nach den vorgelegten Quit⸗ tungen dieser Beamten richtig stattgesunden hat.

Im Einverständnisse mit dem Finanz⸗Minister hat der Minister des Innern durch Cirkularerlaß vom 24. v. M. be⸗ stimmt, daß vom lausenden Etatsjahre ab derartige Bescheini⸗

heilt und daß, wenn in einzelnen Fällen Quittun⸗

ungen erthe b 1 gfehlen sollten, die bezüglichen Anstände angegeben werden.

§. 367 Nr. 12 des Strafgesetzbuches bedroht mit Strofe denjenigen, welcher auf öffentlichen Straßen, Wegen oder

Plätzen, aushösen, in Häusern und überhaupt an Orten an welchen Menschen verkehren, Brunnen, Keller, Gruben, Oeffnungen oder Abhänge dergestalt unverdeckt oder unverwahrt läßt, daß daraus Gefahr für Andere entstehen kann. Diese Straf⸗ bestimmung verlangt nach einem Erkenntniß des Reichs⸗ gerichts, V. Civilsenats, vom 10. Dezember v. J., nicht Vorrichtungen, durch welche die absolute Unmöglichkeit einer Gesahr hergestellt werde, sondern es genügt für die Nicht⸗ anwendung des Gesetzes, wenn der Zustand ein solcher ist, bei welchem nach vernünstigem Ermessen und den gewöhnlichen Verhältnissen eine Gefahr für Menschen nicht zu erwarten und trotz gehöriger Ausmerksamkeit nicht vorher zu sehen ist.

Der Kaiserlich russische Botschafter am hiesigen Aller⸗ höchsten Hose, Saburoff, ist vom Urlaube nach Berlin zurückgekehrt und hat rie Geschäfte der Botschast wieder über⸗ nommen.

Zur Abstattung persönlicher Meldungen sind aus Karlsruhe resp. Posen hier eingetroffen: der General⸗Lieute⸗ nant Freiherr von Willisen, Commandeur der 28. Divi⸗ sion, und der General⸗Lieutenant von Alvensleben, Com⸗ mandeur der 10. Division.

Der General⸗Lieutenant von Schmeling, Komman⸗

strikte sich umhertreibenden Banden stehen in unverkennbarem Zusammen⸗ hange mit der Erhebung in der Krivoscie. Die zweite Zone um⸗ faßt die Landschaft Zagorien. Es ist dies ein ziemlich abgeschlossenes Plateau, das man wegen seiner hohen und rauhen Lage auch schon als „bosnisches Sibirien“ bezeichnet hat, übrigens ein relativ wohl⸗ habender Landstrich, in welchem sich die Insurgenten, wahrscheinlich eben seiner ziemlich günstigen Proviantverhältnisse wegen, in der Stärke von etwa 1000 Mann festgesetzt haben. Dieser halb mit Snyder⸗Gewehren, halb mit Hacken und anderen improvisirten Waffen armirte Haufe ist als der Kern, als das eigent⸗ liche Hauptquartier der Empörung anzusehen, die hier im Gegensatze zu der oben geschilderten Beweglichkeit einen seß⸗ haften Charakter angenommen zu haben scheint. An der Spitze des Haufens steht ein flüchtig gewordener Pandur, der Unter⸗Serdar Tungus, ein Christ griechisch⸗orthodoren Bekenntnisses. Das Haupt⸗ kontingent liefert die Rauf⸗ und Raublust der leider noch immer zahl⸗ reichen freibeuterischen Elemente, wie denn auch die Wege der Banden durch allerlei Gewalt⸗ und Schreckensthaten, so erst kürzlich durch die Ermordung eines Gastwirths bei Bilek, bezeichnet sind. Allerdings fehlt es in den Reihen der Insurgenten auch nicht an Konskriptions⸗ Flüchtlingen, wiewohl die Rekrutirung erst im März d. J. zur That⸗ sache werden wird; allein sie bilden die Minderheit.

Als weitere wesentliche Frage wirft sich die nach einer eventuellen Cooperation des mohammedanischen mit dem christlichen Elemente auf. Bisber sind nicht eben viel Anzeichen eines solchen Zusammen⸗ wirkens vorhanden. Schon jener konservative Zug, welcher den mehr⸗ besitzenden Bevölkerungsklassen jederzeit und überall eigen war, macht die ö deren Eristenzbedingungen und Besitzverhältnisse im Großen und Ganzen bessere sind, zaghaft und bedächtig, weil sie zu viel gesunden Sinn und zu reiche Erfahrung besitzen, um nicht zu wissen, daß weder der Sultan noch sie die Früchte eines eventuellen Erfolges zu pflücken berufen wären, ihre Lage sich vielmehr in diesem Falle recht trostlos gestalten würde. Einer ziemlich verwandten Er⸗ scheinung begegnet man bei den Katholiken auf dem Popovo polle. Diese nehmen selbst zur Gewalt Zuflucht, um sich der verschiedenen Zuzügler zur Insurrektion, die bei ihnen Unterkunft und Proviant suchen und allerlei Missethaten begehen, zu erwehren. Und nicht sowohl der Unterschied des Glaubens ist es, der ihnen diesen Widerwillen gegen die Empörung einflößt, als weil sie arbeit⸗ same Menschen in fruchtbarer Gegend sind, denen der Fleiß Früchte abwirft, die sie nicht gefährden und verlieren möchten. Und so er⸗ scheint die Bewegung da unten zunächst als ein durchaus unklarer und politisch zielloser Aufruhr, genährt durch Abenteuer⸗ und Beute⸗ lust, welcher verschiedengeartete Agitation lauernd gegenübersteht, sich ihrer wo möglich zu bemächtigen. Den Hauptheerd der Empörung bildet die Umgegend von Bilek. Bilek und Gacko sind diejenigen zwei Bezirke, die auf Grund des Berliner Vertrages von den Monte⸗ negrinern, die sie okkupirt gehalten hatten, übergeben wurden. Dieser Umstand ist zu beachten. Noch hat die Bervöͤlkerung

dant von Danzig, welcher vor einigen Tagen mit Urlaub hier eingetroffen war, ist nach Danzig wieder abgereist.

—. Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren Heinrich Schwartz in Rogowo, Dr. Conrads in Emsbüren, 1“ Dr. Bremmer und Assistenzarzt Dr. Klein in

anau.

Bayern. München, 28. Januar. (Allg. Ztg.) Die Abgeordnetenkammer ertheilte heute den Nechnungs⸗ nachweisungen zum Justizetat nach kurzer Debatte, wobei der Abg. Schels erklärte, er habe auf Grund der jüngsten Erfah⸗ rungen, namentlich in der gestrigen Sitzung, seine politische Opposition gegen den Zustiz⸗Minister und überhaupt einst⸗ weilen in einen feuersicheren Kasten gesperrt, die Anerkennung. Schels ist aus der Fraktion der „äußersten Rechten“ aus⸗ getreten.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 28. Januar. (W. T. B.)

Der Motivenbericht zu der in den Delegationen einge⸗

vrachten Kreditvorlage hedt hervor, daß für die Durch⸗

führung der Wehrpflicht in Bosnien und der Herzegowina

manche Hindernisse vorausgesehen wurden; doch war

nach dem bisherigen Verhalten der Bevölkerung die An⸗ * nahme berechtigt, daß eine ausnahmsweise Kraftentfaltung nnöthig wäre. Nach dem Berichte der Landesregierung om Anfang Dezember 1881 war höchstens in den Bezirken on Nevesinge, Gazko und Bilek ein aktiver Widerstand gegen die Rekrutirung zu gewärtigen, in allen übrigen Landestheilen nicht, falls keine äußeren Einflüsse und Agitationen hinzu tre⸗ ten und Renitenzversuche im Keime erstickt würden. Auch die Landwehr⸗Assentirung in Süd⸗Dalmatien schien Ende Oktober 1881 im Wesentlichen vorläufig abgethan, als am 9. Novem⸗ ber zwei Räuberbanden aus der Herzegowina in Krivoscie einbrochen, worauf Raubanfälle und Gewaltthaten folgten.

e Regierung verfügte demnach entsprechende militärische Maß⸗ nahmen. Sie wollte im Laufe des Februars die Okkupations⸗ truppen ablösen lassen, doch sollten die abzulösenden Truppen erst nach Abwickelung der Rekrutirung zurückkehren, außerdem wurde für den Monat Februar eine temporäre Verlegung von zwei Regimentern nach Dalmatien in Aussicht genommen. Nach der Entwickelung der Dinge sah sich die Regierung genöthigt, die Verstärkungen bereits im Januar abzusenden. Diese Ver⸗ stärkungsmaßnahmen hätten genügt, wenn es sich nur um lokale Agitationen gehandelt hätte. Nachdem sich aber die Akte offener Auflehnung in der Herzegowina und Krivoscie gemehrt haben, bedarf es einer größeren Kräfteentfaltung. Demnach wurde be⸗ schlossen, sämmtliche Fußtruppen in der Herzegowina und in Dalmatien auf einen angemessenen Stand zu bringen. ie Erhöhung ist nur für kurze Zeit berechnet. Der Motiven⸗ bericht erläutert und detaillirt die militärischen Maßnahmen

und ertlärt, das Ministerium sei sich wohl bewußt, das verlangte Opfer nicht unbedeutend sei. Bei

er Veranschlagung der Kosten seien nur die für die geplante Aktion erwachsenden einmaligen Auslagen so⸗ wie die fortlausenden Auslagen für 3 Monate in An⸗ schlag gebracht worden. Allein nach Niederwerfung des Aufstandes würden wegen der Unterhaltung stärkerer Garnisonen längere Zeit hindurch, sowie zur Schaffung aus⸗ reichend befestigter Stützpunkte weitere Mehrausgaben ent⸗ stehen, deren Höh⸗ sich gegenwärtig nicht bestimmen lasse. Das Ministerium halte es jedoch für seine Pflicht, den gegen⸗ wärtig nur sporadisch auftretenden Aufstand möglichst bald vollstandig zu brechen und der Bevölkerung die Ueberzeugung von der Erfolglosigkeit jedes Aufstandes beizubringen. Aus dem Insurrektionsgebiete berichtet die „Pol. Corr.“: Nach den bisher aus dem Insurrektionsgebiete eingelaufenen Mel⸗ dangen scheint die Erhebung insbesondere in zwei Zonen größeren mfang angenommen zu haben. Die eine umfaßt die an Montenegro uamittelbar angrenzenden Landestheile. Die hier auftauchenden Ban⸗ scheinen permanenten Wechsel des Aufenthalts zu ihrer Taktik gemachtt zu haben. Sie tauchen jetzt auf, verschwinden gleich darauf, *‿ Kürze an einem anderen Punkte wieder zu erscheinen. Ihre eremmtzahl ist in Folge dessen unmöglich zu konstatiren und auch ie Stärke der einzelnen Banden wechelt anhaltend, ohne die Maximal⸗ 3 fffr einiger Hundert zu überschreiten. Speziell die im Trebinjer Di⸗

dieser Bezirke die ernüchternde Bekanntschaft mit der Bravour und Leistungsfähigkeit unserer Truppen nicht ge⸗ macht, und es fehlt dort noch die Bluttaufe, ohne die sich der Orientale eine Aenderung seines staatsrechtlichen Verhält⸗ nisses nun einmal nicht vorzustellen vermag. „Nicht bezwungen“ heißt bei diesen Völkern „nicht gebunden“. Man weiß ferner, daß die Glavaren jener Gegend es stets zu den süßesten Gewohnheiten des Daseins rechneten, ihre Existenz aus Staatsmitteln bestritten zu sehen. Unter der Pfortenherrschaft rasselte man, so oft die Subsidien dünner zu fließen begannen, mit dem Säbel, und diese Prozedur hatte stets den gewünschten Erfolg. Warum sollte man nicht mindestens einen Versuch machen, die Wirksamkeit eines so bewährten Mittels auch Oesterreich⸗Ungarn gegenüber zu erproben? Der Ernst unseres Auftretens muß leider dort erst nachträglich seine Wirkung thun, und so erscheint das Ganze fast auch als eine Art nothwendigen Postscriptes zur Okkupation.

Schweiz. Bern, 28. Januar. (N. Zürch. Ztg.) Der Nationalrath hat das Epidemiengesetz erledigt und dem Ständerathe mit wenigen Ausnahmen beigestimmt. Der Ständerath stimmte den Beschlüssen des National⸗ raths, betreffend die Vertretung in Washington bei, mit der Abänderung im zweiten Artikel, daß der Kredit von 50 000 Fr., soweit er für das Jahr 1882 in Anspruch genommen wird, unter die Ausgaben des Budgets dieses Jahres aufgenommen werden soll.

Großbritannien und Irland. London, 27. Januar. (Allg. Corr.) Es unterliegt allen vorliegenden Anzeichen zu⸗ folge nicht dem mindesten Zweifel, daß die ersten Tage der kommenden Session Tage ungewöhnlicher Aufregung und hestiger Scenen sein werden. Hrn. Bradlaugh, welcher an sich „als eine Sache parlamentarischer Gerechtsame“ Anspruch auf Vorrang hat, ist durch den Empfang eines der Glad⸗ stone'schen Einberufungsschreiben an die Mitglieder seiner Partei ein weiterer Antrieb gegeben worden, sich am 7. Februar zur Einnahme seines Sitzes im Unterhause zu melden. Dem Gebrauche gemäß treten die Mitglieder des Hauses kurze Zeit vorher zusammen, ehe der Träger des schwarzen Stabes entweder von der Königin oder von der Königlichen Kom⸗ mission dem Unterhause die Einladung überbringt, der Ver⸗ lesung der Thronrede im Oberhause beizuwohnen; und in dieser Zwischenzeit können keine Geschästsverrichtungen vor⸗ genommen werden. Bei der Rückkehr des Sprechers mit den Mitgliedern des Unterhauses ist es üblich, daß von demselben die Thronrede „der größeren Genauigkeit wegen“ auch im Unterhause verlesen wird, worauf sich dasselbe unter gewöhnlichen Umständen bis um 4 Uhr Nach⸗ mittags vertagt, um alsdann dem herkömmlichen Ge⸗ brauche gemäsß in die Adreßdebatte einzutreten. Aber vor dieser Formalität der Vertagung ist der Sprecher voll⸗ kommen berechtigt, jedem neuen Mitgliede den Eid ab⸗ zunehmen, und es werden zu diesem Zwecke neugewählte Mit⸗ glieder, welche anwesend sind, ausdrücklich von dem Sprecher aufgefordert, zu dem Tische in der Mitte des Hauses vorzu⸗ treten, um den vorgeschriebenen Eid zu leisten und ihren Na⸗ men in das Mitgliederverzeichniß einzuschreiben. Es ist mög⸗ lich, daß Mr. Bradlaugh diese Gelegenheit ehe noch der Sprecher die Abwesenheit der inhastirten irischen Mitglieder ankündigt wahrnehmen wird, um an den Tisch heran⸗ utreten und vereidigt zu werden. Gegen dieses Ver⸗ bs wird eben so sicher als prompt von der Oppo⸗ sition Einsprache erhoben werden, und eine lange hitige Debatte von mehreren Stunden, wenn nicht die ganze Nacht andauernd, wird sich erst erschöpfen müssen, ehe der Antrag⸗ steller und der Unterstützer der Antwort auf die Thronrede im Stande sein werden, ihre Zustimmung zu allen in der Thronrede enthaltenen Vorschlägen zum Ausdruck zu bringen. Die Eröffnungssitzung der Session des Unterhauses ver⸗ spricht daher eine außerordentlich und ungewöhnlich lebhafte zu werden. Wenn die Bradlaughsche Schwierigkeit ent⸗ weder glücklich beseitigt oder übderwunden worden ist, dann hat das Haus noch die angekündigte Opposition der irischen Unversöhnlichen und Homerulers vor sich, sobald von dem Sprecher die Abwesenheit der Kollegen derselben in dem Gefängnisse zu Kilmainham angekündigt wird, neb der Bekämpfung der langen Reihe von Amendements zu dem Adreßentwurfe auf die Thronrede, deren Zahl von dieser Seite gerade der Ziffer der eingekerkerten „Verdächtigen“

gleichkommen zeitraubende Schwierigkeiten zur Einleitung gehört ein gut Theil Sanguinismus dazu, von dem weiteren nicht weniger schwierigen und heiklen Plane der Abänderung der Geschästs⸗ ordnung nicht zu reden von der kommenden Session ein volles Maß fruchtbringender sowie nothwendiger gesetzgeberischer Thätigkeit zu erwarten. In Dubliner Homerule⸗Kreisen heißt es, daß Parnell, Dillon und O'Kelly ihre Mandate im Unterhause unverzüglich niederzulegen beabsichtigen, damit ihre Voten nicht verloren gehen und die neugewählten Mitglieder ihre Sitze noch vor der Abstimmung über die Annahme der „Cloture“ einnehmen können. Von den Verwandten Dillons sind Briefe in London eingegangen, denen zufolge seine Krankheit jetzt eine Form angenommen hat, die jeden Augen⸗ blick das Schlimmste befürchten läßt. Das 500 Mann starke Bataillon der Northumberland⸗Füsiliere sowie das 53. Shrap⸗ shire⸗Regiment, welches einschließlich der Offiziere 1100 Mann zählt, haben plötzlich Befehl zum sofortigen Abmarsch nach Irland erhalten. Aus Dublin wird geschrieben: Die Abwesenheit des Hrn. Forster von dem gestrigen Kabinets⸗ rathe mag durch den Umstand erklärt werden, daß Major Elifford Lloyd, der außerordentliche residirende Magistrat für die Grasschaften Clare, Limerick und Cork zur Kenntniß der Behörden in der Burg das Vorhandensein einer weitverbrei⸗ teten und gefährlichen Verschwörung in seinem Bezirke gebracht hat. Major Lloyd, der einer der thätigsten Magistrate in Irland ist, war im Stande, die aussührlichsten Einzelheiten über die Mitgliederzahl, das Vermögen und die Zwecke dieser Organisation zu ermitteln. Die Mittheilungen werden in der Burg als sehr ernst betrachtet. Die plötzliche Entsendung von neuen Truppenkörpern nach Irland ist durch diese Enthüllungen veranlaßt worden. Es unterliegt keinem Zweisel, daß Geld für die Zwecke der Verschwörung vertheilt und Waffen in beträchtlicher Menge in Irland eingeschmug⸗ gelt worden sind.

29. Januar. (W. T. B.) Lord Granville hat sich gestern zu der Königin nach Osborne begeben.

Rom, 28. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer wies der Finanz⸗Minister Magliani in Beantwortung einer be⸗ züglichen Interpellation nach, daß die gegenwärtige finanzielle Krisis für einen guten Erfolg der Operation der A ug⸗ hebung des Zwangscourses kein Hinderniß sein könne, und gab der größten Zuversicht auf eine Besserung der finanziellen und volkswirthschaftlichen Verhältnisse Italiens Ausdruck.

29. Januar. (W. T. B.) Heute hat die Heilig⸗ sprechung des Umile de Resignano stattgefunden; die Feier⸗ lichkeit verlief nach dem dafür aufgestellten Programm. Die Reihe der zunächst in Aussicht genommenen Canonisationen ist damit vorläufig beendet.

Türkei. Konstantinopel, 27. Januar. (Pol. Corr.) Auf der Pforte beschäftigt man sich mit der Prüsung eines

Italien.

von Achmed Vefik Pascha auf Befehl des Sultans vorgelegten Reformprojektes für Kleinasien. Die baldige Rück⸗ kehr Achmed Vefik Paschas auf seinen Posten in Brussa gilt für wahrscheinlich. Am 21. d. M. ist vom österreich⸗unga⸗ rischen Botschafter Baron Calice und dem General⸗Direktor der türkischen Posten und Telegraphen die Konvention be⸗ treffs der Herstellung einer telegrapischen Verbindung mit und über Bosnien unkerzeichnet worden. Wie ver⸗ lautet, wird demnächst zwischen der Pforte und Oesterreich⸗ Ungarn auch ein Arrangement über den Austausch der Post⸗ beutel zwischen den beiderseitigen Postbehörden an der bos⸗ nischen Grenze abgeschlossen werden.

Numänien. Bukarest, 28. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Kammer der Deputirten beantragte, da Cogalniceano in der gestrigen Stzung das Kabinet beschuldigt hatte, diplomatische Dokumente gefälscht zu haben, der Conseil⸗Präsident, daß die Kammer zur Prüfung aller Dokumente und der gesammten diplomatischen Cor⸗ respondenz eine parlamentarische Untersuchungs⸗ Kommission einsetze, welche berechtigt sei, alle Diejenigen vor ihre Schranken zu citiren, welche an den öffentlichen Ge⸗ schäften theilgenommen haben, seit die liberale Partei am Ruder ist. Die Kammer nahm diesen Antrag an und er⸗ nannte die Kommission, welcher mehrere Mitglieder der

Opposition angehören. Der Senat ernannte auf Antrag Gradisteano's gleichfalls eine solche Kommission.

29. Januar. Der Minister des Innern, Rosetti, beharrt auf seinem Entschluß, von seinem Posten zurückzu⸗ treten trotz der wiederholten Bitten der Mitglieder der libe⸗ ralen Partei, sein Demissionsgesuch zurückzuziehen. Voraus⸗ sichtlich wird der Minister⸗Präsident Bratiano interimistisch das Ministerium des Innern übernehmen. Gerüchtweise ver⸗ lautet, daß das gegenwärtig unbesetzte Justiz⸗Ministerium Giani anvertraut werden solle.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 28. Januar. (W. T. B.) Der „Neuen Zeit“ zufolge findet die für dies Jahr projektirte Ausrüstung mehrerer russischr Festungen nicht statt, sondern ist auf einen für den Ausgabe⸗Etat des Kriegs⸗ ressorts günstigeren Zeitpunkt verschoben worden. In dem Befinden des Fürsten Suworoff ist eine Besserung einge⸗ treten. Der n chinesische Geschäftsträger ist hier eingetroffen.

Zeitungsstimmen.

Die Mittheilungen der Kaiserlich und König⸗ lich österreichisch⸗ungarischen Konsulatsbehörden (X. Jahrgang Bogen eingehende

1 6) enthalten sehr ings Wahrnehmungen auf wirthschaftlichem Gebiete in Deutschland im Jahre 1880. Der Eingang des Berichts lautet: 8 8 Die schon in der zweiten Hälfte des Jahres 1879 aus den. auf⸗ getretenen Anzeichen einer Besserung der wirthschaftlichen Zustände Dentschlands geschöpften Erwartungen ben sich im Laufe des Jahres 1880 als berechtigt erwiesen; denn, wenngleich noch nicht überall jener

Stand der Blüthe erreicht sein mag, dessen sich Handel und Industrie vor dem Ausbruche der Krisis zu erfreuen hatten, so war doch

auf fast allen Gebieten ein anhaltender Aufschwung zu verzeichnen,

welcher kräftig genug war, um selbst vorübergehende Störungen bald zu überwinden, und daher auch auf eine gesunde Fortentwickelung der Geschäfte mit Zuversicht hoffen läßt. Dennoch war das verflossene Jahr nicht frei von Ereignissen, welche wohl geeignet gewesen wären, bei weniger sicheren Grundlagen

das kaum erwachte Vertrauen wieder zu erschüttern und der industriellen und kommerziellen Thätigkeit schmeoꝛe Kämpfe zu bereiten 88