1882 / 145 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 23 Jun 1882 18:00:01 GMT) scan diff

assenen Züchtlingen oder Personen, 9 Pstätscher Verbrechen verfolgt

e untenhaus hat ferner den

welche wegen anderer werden. Das Repräsen⸗ Gesetzentwurf angenommen, welcher den Dampfergesellschaften eine Abgabe von 50 Cents ver Kopf für. die Verpflegung und Unterstützung von Ein⸗ nniereem bei ihrer Landung in den Vereinigten Staaten auferlegt. .

auf Der Senat bestätigte heute die Ernennung sämmtlicher Mitglieder der Tarifkommission.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 22. Juni. (W. T. B. Arabi Pascha und die anderen Minister befinden sich noch hier. Die Auswanderung der Europäer ist im Abnehmen begriffen. Man hegt Vertrauen zu dem neuen Ministerium, in welchem man einen nicht zu unterschätzenden Versuch zur Versöhnung der Militärpartei mit dem Khedive frdet. Wie es heißt, würde an Stelle der Untersu chungs⸗ ünmission betreffs der am 11. d. M. stattgehabten Un⸗ asen eine andere Kommission treten, in der die Konsulate aireten sein würden. 1

Das „Reutersche Bureau“ meldet: Derwisch Pascha upfing gestern eine Depesche des Sultans, welche ihn uweist, Arabi Pascha mitzutheilen, daß der Sultan von finer Haltung befriedigt sei, und welche Derwisch Pascha uffordert, Alles aufzubieten, um Arabi Pascha zu bestimmen,

derselbe noch vor der ersten Sitzung der Konferenz sich

nch Konstantinopel begebe. Gleichzeitig ging dem Khedive ane Depesche des Sultans zu, welche dessen Befriedigung über zas Verhalten des Khedive ausspricht und dem Khedive zu⸗ schert, daß er alles ihm Mögliche thun werde, um seine Autorität zu stärken. Kairo, 22. Juni. (W. T. B.) Der Sekretär der zuropäischen Kontrole⸗Kommission, Hoode, der vor inigen Tagen vom Nervenfieber befallen wurde, hat sich in

einem Fieberanfalle selbst entleibt.

(Allg. Corr.) Ueber die Entstehung der Unruhen in Alexandrien am 11. Juni wird der „Morning Post“ von einem „Augenzeugen“ berichtet:

„Ein Grieche hatte einen Esel geritten und sich geweigert, dem arabischen Eigenthümer des Thieres die geforderte Gebühr zu ent⸗ ichten. Der Araber versetzte dem Griechen einen Schlag, worauf dieser sofort ein Pistol zog und den Araber niederschoß. Die anwesenden Araber nahmen natürlich Partei für ihren Landsnann und mißhandelten den Griechen. Zu gleicher geit stießs ein Araber in einem Café unweit der grande dlace einen Tisch, an welchem ein Grieche saß, um; der Grieche schlug ihn, wodurch ein anderer Streit entstand. Die zwei Raufereien

7 8

Jgeirrt.

lockten eine große Volksmenge an, und das Ende war eine allgemeine Schlägerei. Inzwischen hatten sich die Griechen in die Häuser be⸗ echen und feuerten aus den Fenstern ihre Gewehre auf die Menge ih. Die arabischen Muhamedaner begannen zu schreien: „Nieder mit alen Europäern!“ Der Ruf verbreitete sich wie Wildfeuer, und innen 20 Minuten waren zwischen 50 und 60 Europäer getödtet. Die egyptischen Soldaten führten sich gut auf. Sie gaben Feuer if den Pöbel und retteten viele Europäer.

Zeitungsstimmen.

lesischen Ztg.“ lesen wir: 1— Der Reichskanzler hatte in seiner Rede am 12. Juni die Ansicht usgesprochen, daß die Auswanderer das Bedürfniß haben, sich der direkten Steuerschraube und der Exekution zu entziehen und nach einem Lande zu gehen, wo die Klassensteuer nicht existire und wo sie außerdem die Produkte ihrer Arbeit gegen fremde Konkurrenz geschützt wüßten.“ Dem gegenüber hatte der Abg. Richter am nächsten Tage er⸗ klärt: „Gerade die Landarbeiter sind es, welche auswandern, und diese haben doch in Amerika gar keinen Schutz!* 1

Darauf sagte denn 111. Bismarck: „Nach Herrn Richter existirt in Amerika kein Kornzoll. Inzwischen habe ich mir den amerika⸗ nischen Tarif geben lassen, nach welchem für 1 Bushel Roggen 15 Cents, für 1 Bushel Weizen 20 Cents bezahlt werden. Ich hatte daher vollständig Recht, zu behaupten, daß der amerikanische Getreide⸗ zoll erheblich höher ist, als der unsrige.“ 8 86

Auf die öö des Reichskanzlers, in Amerika müsse aller⸗ dings ein Kornzoll bezahlt werden, entgegnete Hr. Richter; „Bezüglich des Getreidezolles in Amerika habe ich formell, aber nicht inhaltlich Es besteht dort noch ein Zoll. Thatsächlich aber hat der⸗ selbe seit der riesigen Zunahme der Getreideproduktion im dortigen Westen auch diejenige geringe Bedeutung verloren, welche er früher Neu⸗England und Canada gegenüber noch besaß.“

in der „Sch

Der Correspondent der „Schlesischen Zeitung“ macht nun zunächst darauf aufmerksam, daß die Bundesstaaten Massachusetts, Connecticut, Rhode⸗Jsland, New⸗Hamsphire, Maine und Vermont Neu⸗England bilden und sährt dann port:

Es besteht dort „noch“ ein Getreidezoll! Jawohl, er besteht noch, und die Partei, welche es unternehmen wollte, ihn abzuschaffen, würde mit dem Programm, in welchem sie gegen den Getreidezoll Stellung nimmt, ihr äigenes politisches Todesurtheil unterzeichnen. Denn dieser Zoll ist nicht, wie Hr. Richter behauptet, „bedeutungslos“; er ist einfach ein Stutzoll der schroffsten Art, ein Prohibitivzoll, welcher das kanadische eride vom Markte der Vereinigten Staaten ausschließt. Das in, zum großen Theil sehr fruchtbare Gebiet von Canada mit im fleißigen, größtentheils ackerbautreibenden Bevölkerung hat

filben landwirthschaftlichen Produktionsverhältnisse, wie der satten der Vereinigten Staaten. Bei einem theilweisen

izwachs des Getreides in den „Weizenstaaten“ der Union würden h kes. Getf⸗ die Canadier von den „Yankees“ genannt wer⸗ da) sich beeilen, den Markt der Union mit ihrem Weizen zu ver⸗ sten, und deshalb hat man in den Vereinigten Staaten den Zoll on 20 Cts. per Bushel. der einem Prohibitivzoll gleichkommt, dem Folltarif einverleibt. Der Bushel ist nur gleich 35,238 1, d. h. ta gleich sieben Zehntel eines deutschen Neuscheffels. Ein Zoll von n. 29 Cts., d. h. von etwa 1,18 auf den Scheffel ist, wenn man de Transportkosten hinzurechnet, genügend hoch, um dem canadischen eireide den Markt der Union gänzlich zu sperren. Eine andere Hnkurreng als die canadische hat aber der amerikanische Farmer sicht zu fürchten. . . ... I“ 5

Einer Nachlese des „Schwäbischen Merkurs“ zu den etandlungen des Reichstags über das Tabackmonopol ent⸗ nehmen wir Folgendes: 8 8 „Bei der . wurden stundenlange Reden über preußische Verhältnisse gehalten, von den süddeutschen Abgeordneten, die für as Monopol waren, kam aber keiner mehr zum Worte, was in⸗ so dan zu bedauern ist, da gerade die Darstellung der preußischen

teuerverhältnisse do eeignet war, den Beweis zu liefern, für aa,- Staaten Bayern und Württemberg ane höhere Besteuerung des Tabacks noch weit fhs. Fendiger ist, als für die norddeutschen, da letztere die anntwein⸗ und Malzstener noch wesentlich erhöhen veeg an Reichssteuergebiete (Preußen, Sachsen u. s. w.) ist der

Skexersat pro Centner Malz nur 2 ℳ,

8 i t

entner mit 5 d in Bayern das Hektoliter Malz mi

belastet it. 5 94. und lonen Bayern zahlen 89 Millionen Nülsteur während die 42 Millionen Deutsche bis jetzt nur 22 Whee achseuer ragen. Der Norddeutsche zahlt per Kopf 55 2 Malz

während in Württemberg

in Württemberg dagegen zahlt das Bier das Si⸗ sogar das Zehnfache des Tabacks. Wenn I wurde, es müsse zwischen den direkten und in richtiges Verhältniß erstellt werden, so ist es do wendig, daß auch die indirekten Steuern in einem richtigen Verhält⸗ nisse zu einander stehen, was bis jetzt durchaus nicht der Fall ist. Es ist eine Ungerechtigkeit, daß das Salz so viel, das Bier viel mehr Steuer beibringt als der Rauch, und wenn die Schanksteuer im Reichssteuergebiete erhöht wird, so nutzt uns das nichts wir können diesem Beispiele nicht mehr folgen. Wenn nun auch durch die tagelangen Verhandlungen bis jetzt nur ein negatives Resultat erzielt wurde, so waren diese Verhandlungen doch nicht werthlos, sie haben jedem Unbefangenen in und 1eea; des Parlaments klar gemacht, daß die Tabacksteuerfrage noch nicht abge⸗ schlossen ist. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung war der Aus⸗ spruch Bambergers, „er sei kein fanatischer Gegner des Monopols er beuge sich aber vor dem Willen der Nation!“ Hätten die Preß⸗ organe, hätten Diejenigen, welche die öffentliche Meinung machen, an der Hand der obigen Zahlen sich für das Monopol ausgesprochen, so wäre in einem großen Theile Deutschlands die Stimmung für das⸗ selbe so günstig wie in Württemberg . . . .. berh gus eeiso a, ge büthg eine Correspon⸗ de Freiburg in Baden über die letzte Reichstagssession in valee g heißt: 8 SG Das Monopol hat tiefen und breiten Boden in den weitesten Schichten der Bevölkerung. Der dies schreibt, kennt das Volk 1n die Tabackproduzenten. Der Umschlag in dieser Frage vollzieht sich jetzt schon innerlich und es bedarf nur einer vernünftigen und mäßi⸗ gen Behandlung der Sache, um diesen innerlichen Uebergang zur äußern Gestaltung zu bringen.

enfache, in Bayern Reichstage behauptet direkten Steuern ein ch gewiß ebenso noth⸗

Statistische Nachrichten. 8 Nach Mittheilung des Statistischen Amtes der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 11. Juni bis inkl. 17, Juni cr. zur Anmeldung gekommen: 145 Eheschließungen, 839 Lebendgeborene, 35 Todtgeborene, 757 Sterbefälle.

Die Nr. 43 der „Deutschen Bauzeitung“ bespricht eingehend das neu erfundene Gersonsche Berieselungssystem, welches die Schäden des alten Rieselsystems, namentlich die offenen Zuführungs⸗ gräben mit ihrem übelriechenden Schlammabsatz beseitigen und die gleichmäßigere Vertheilung des Rieselwassers laß die zu berieselnden Flächen anstreben soll. Die genannte Zeitung fordert bei der großen Bedeutung dieser Erfindung zu weiteren Versuchen auf, und schildert einen mit diesem System in Hohen⸗Schönhausen bei Berlin gemachten und vollständig gelungenen Versuch. Die „Bauzeitung“ schreibt darüber:

Diese Anlage, welcher die Aufgabe gestellt ist, möglichst große Mengen von Berliner Rieselwasser aufzunehmen (die Grenze bildet die Ueberdüngung der Früchte), wird hauptsächlich im Winter be⸗ rieselt und ein Theil der Fläche bleibt für die ersten Sommermonate um denjenigen Theil der zugeführten Wassermenge aufzu⸗ nehmen, der zur Bewässerung der Saaten, Rüben oder Wiesen des Haupttheils der Fläche zeitweilig nicht unterzubringen ist. Später, wenn die Gersten⸗ und Roggenfelder für Wasseraufnahme frei wer⸗ den, wird jener reservirte Theil mit Roggen, Raps eꝛc. bestellt.

Die einzige fixe Anlage zur Berieselung sind gußeiserne Fufluß⸗ röhren, deren Durchmesser nach dem vorhandenen Druck wechselt, in maximo aber nicht über 15 cm pro 25 ha zu betragen braucht. Wiese Röhren sind auf dem betr. Felde in Parallelabständen von nicht weniger als 400 m frostfrei verlegt. Dieselben tragen in Entfer⸗

er, der Württem 3 85 ₰, der Bayer 6 Im Reichs⸗ Fregäst st caen asne wt Bies uncefähr dleich boch besteuer⸗

nungen von 200 m kurze Standröhren, durch Wasserschieber einzeln absperrbar, an welch erstere die eigentlichen Rieselapparater angeschlossen werden.

Das Feld wird auf folgende Weise zur Wasseraufnahme vorbe⸗ reitet: mit einem für diesen Zweck besonders konstruirten Pfluge, der eine Furche von 55 cm Breite, aber von nur ca. 15 cm Tiefe aufwirft, werden kreuz und quer Dämme aufgepflügt. Jeder Damm erfordert einen Hin⸗ und Rückgang des Pfluges und zwischen den Furchen bleibt ein sogen. Balken von 60 90 cm Breite stehen, um Platz für die aufgestülpte Erde zu gewinnen. Es entstehen durch diese Arbeit Dämme von 1,2 m Breite und 0,45 m Höhe deren Abstände von einander genau entsprechend dem Gefälle des Terrains gewählt werden.

Ein Terrain, welches pro Meter 2 cm Gefälle hat, erhält bei der Annahme, daß das Wasser an einem Damm 22 cm hoch steht, um bis zur Sohle des nächst höheren Dammes gedrückt zu werden, Dämme in Entfernungen von 11 m. Bei gleicher Wasserhöhe erhält ein Terrain, welches nach einer Richtung pro Meter 3 cm, nach der andern nur 1 cm Gefälle hat, in ersterer Richtung Dämme in je 8 m Entfernung, während in letzterer 22 m Entfernung genügen würden.

Das Gersonsche System soll auch bei Zuckerfabriken, bei der Stärke⸗Fabrikation, ferner bei Papierfabriken, Brennereien, Mälzereien, Gerbereien und bei Wäschereien mit Vortheil zur Reinigung der ab⸗ fließenden Wasser vee werden können, und würde, falls dies sich in der Praxis bewährt, für diese genannten Fabriken von großem

erthe sein. 8 . saün. Mittheilungen der Großherzoglich Hessischen Centralstelle für die Landesstatistik entnehmen wir folgende Ueber⸗ sicht der Studirenden auf der Landes⸗Universität Gießen im Sommersemester 1882: Es studirten evangelische Theologie 47 Hessen, 12 Nichthessen, zusammen 59 (davon 22 Immatrikulirte); Rechts⸗ wissenschaft 61 Hessen, 9 Nichthessen, zusammen 70 (davon 21 Imma⸗ trikulirte); Medizin 55 Hessen, 18 Nichthessen, zusammen 73 (davon 20 Immatrikulirte); Zahnheilkunde 1 Nichthesse; Thierheilkunde 9 Hessen, 12 Nichthessen, zusammen 21 (davon 4 Immatrikulirte); Kame⸗ ralwissenschaft 8 Hessen (davon 3 Immatrikulirte); Forstwissenschaft 36

essen, 4 Nichthessen, zusammen 40 (davon 9 Immatrikulirte); Mathematik 27 Hessen, 4 Nichthessen, zusammen 31 (davon 3 Imma⸗ trikulirte); Philologie 54 Hessen, 6 Nichthessen, zusammen 60 (davon 8 Immatrikulirte); Philosophie und Naturwissenschaften 28 Hessen, 2 Nichthessen, zusammen 30 (davon 6 Immatrikulirte); Geschichte 8 Hessen, 1 Nichthesse, zusammen 9 (davon 2 Immatrikulirte); Pharmacie 7 Hessen, 9 Nichthessen, zusammen 16 (davon 4 Imma⸗ trikulirte)z; Chemie 9 Hessen, 8 Nichthessen, zusammen 17 (davon 3 Immatrikulirte). Zusammen studirten in Gießen 435 (349 Hessen und 86 Nichthessen, von denen 105 Immatrikulirte).

Land⸗ und Forstwirthschaft. 86“

Essen, 21. Juni. (Essener Ztg.) Obschon wir auch in hiesiger Gegend über Mangel an Regen in den letzten Wochen nicht zu klagen hatten, viel häufiger aber nur zu reichlich damit bedacht waren, so gehört doch eine so anhaltend schlechte Witterung mit so ab⸗ normer Kälte, wie sie in der vergangenen Woche herrschte, im Monat Juni zur Seltenheit. Der herrliche Anblick, den die in Ueppigkeit

Fülle prangenden Fluren vor vierzehn Tagen noch dar⸗ boßen e abgeschwächt. Das anhaltende Unwetter hat die großen Erwartungen der Landwirthe schon bedeutend herabgedrückt und kann dieselben, wenn es noch lange so

1 vollständig zu nichte machen. Klee und ein großer Precenert, ,oga9,- nstah Eeee Zeit gemäht, sind dem Verderben ausgesetzt und liefern auch im günstigsten Falle nur ein sehr kraft. loses und vom Vieh ungern gefressenes Futter. Zu bedauern ist a solchem Wetter auch das Vieh, das draußen weiden muß, es gedeih dabei nicht und die Erzeugnisse desselben, Milch und Butter, sind an Quantität und Qualität geringer. Ha EE11ö1“

entzi dem darin wachsen gen Klee L gaceg ea bes jetzt in Blüthe steht, bedarf sehr trockener, war⸗ mer Witterung hier und da sieht man schon Weizen, der vom Rost be⸗ fallen ist Für die t der Regen unbedingt nachtheilig ge⸗

ühkartoffeln ist der ligg wesen, doch auch die rühtartofeln bedürfen keines solchen mehr, sonst wird die Arbeit des Anhäufelns,

was jetzt schon, nicht allein wegen 8 Nässe, sondern auch wegen d Kartoffel cht

mit dem Haufelpflug a führen ist, mit solchem üb lich und müßte das Verfahren durch die zeitraubende Handhacke ausgeführt werden. Für das Verpflanzen der Kappus⸗, Runkel⸗ und Steckrübenpflanzen war etwas regnerische, trübe Witte⸗ rung erwünscht, doch ein Uebermaß davon ist auch dazu hinderlich. Hoffen wir, daß das Wetter, wie es den Anschein hat, sich ändern möge, damit die schlimmen Befürchtungen sich nicht verwirklichen. 1 1 Gewerbe und Handel.

Die Berliner Stadtverordneten⸗Versammlung hat in ihrer gestrigen Sitzung in Betreff der Anleihe von 45 Millio⸗ nen Mark folgende Anträge ihres Ausschusses angenommen: „Die Versammlung erklärt sich damit einverstanden: daß für die Fort⸗ führung der Kanalisation, die Herstellung fester Brücken, die Erwei⸗ terung der Wasserwerke, den Bau des Dienstgebäudes des Königlichen Polizei⸗Präsidiums, eines Krankenhauses im Süden der Stadt, meh⸗ rerer Markthallen und eines Hospitals und Siechen⸗ hauses, die Vollendung des Viehhofes und die Ent⸗ schädigung der Schlachtberechtigten bei Einführung des Schlacht⸗ zwanges, sowie für die Bestreitung von Kosten, welche in Folge der Ausführung der Stadtbahn erwachsen, eine Obligationsanleihe im

etrage von 45 Millionen Mark aufgenommen und für dieselbe die staatliche Genehmigung nachgesucht wird; 2) daß die Verzinsung dieser Anleihe zu 4 % jährlich erfolgt und die Zinszahlungstermine auf den 2. Januar Sund 1. Juli, angesetzt werden; 3) daß die Amorfisation mit 1 % jährlich des ursprünglichen Anleihe⸗ kapitals und den ersparten Zinsen stattfindet und am 1. Januar 1888 beginnt; 4) daß die ausgegebenen Anleihescheine auf 5000, 2000, 1000, 500 und 200 lauten und der Magistrat auch die Ge⸗ nehmigung zur Ausgabe von Anleihescheinen zu 100 zu erwirken sucht; 5) 9 im Uebrigen die bisherigen Anleihebedingungen bestehen bleiben. Die verfassungsmäßige Beschlußnahee über die Erweite⸗ rung der Wasserwerke, den Bau eines Krankenhaufes im Süden der Stadt und eines Hospitals und Siechenhauses für Männer, über die in Folge der Erbauung der Stadtbahn nothwendig werdenden Straßenanlagen und die zu errichtenden Markthallen, sowie über die Ueberweisung der Anleihe auf die einzelnen Anleihezwecke bleibt vor⸗

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erhaupt unmög⸗ Arbeit mit der

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behalten.“ 1 Nordhausen, 22. Juni. (W. T. B.) In der heute hier stattgehabten Generalversammlung der Erfurt⸗Nordhäuser

Eisenbahn waren 2722 Aktien mit 544 Stimmen vertreten. Die Gewährung einer 5 % Dividende für die Prioritäten wurde ge⸗ nehmigt, der Antrag auf Ausdehnung der Vertretung der Zinsgaran⸗ tien im Verwaltungsrathe bis zur erfolgten Rückzahlung der garan⸗ tirten Beträge mit 398 Stimmen abgelehnt. 8 „Rostock, 22. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Die Zufuhr betrug 2400 Ctr. Der Markt war zeitweilig flau, wurde jedoch bis Mittag geräumt. Wäschen waren durchschnittlich gut. Im Allge⸗ meinen wurden vorjährige Preise bezahlt, in einzelnen Fällen etwas Der Reingewinn der Böhmi⸗

höher, 160 170

Prag, 22. Juni. (W. T. B.) schen Nordbahn pro 1881 beträgt 491 957 Fl., also 77 373 Fl. mehr als im Vorjahre. Davon erhält der Erneuerungsfonds⸗ 70 000 Fl., der Reservefonds 15 542 Fl.; der Rest von 414 414 Fl. wird g8 das Sanirungskonto gebucht. Die Sanirung wird als beendet erklärt, und es erfolgt die Wiedervertheilung des Reingewinns sowie die Wiederaufnahme der Verloosung und die Kuratelaufhebung vom Jahre 1882 an. Der Reingewinn der Prag⸗Duxer Bahn im Betrage von 326 006 Fl. (61 871 Fl. mehr als im Vorjahr) wird vertragsmäßig am 5 Juli d. J. dem Kurator der Prioritätenbesitzer zur Verfügung gestellt. bef London, 22. Juni. (W. T. B.) In der gestrigen Woll⸗ auktion waren Preise unverändert.

Verkehrs⸗Anstalten.

Triest, 22. Juni. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Pollux“ ist heute Nachmittag 2 Uhr aus Konstantinopel hier an⸗ gekommen. 8

Berlin, 23. Juni 1882.

Se. Königliche Hoheit der Herzog von Aosta hat auch bei seiner diesmaligen Anwesenheit in Berlin dem Augusta⸗Hospital eine großmüthige Spende von 2000 Francs überweisen lassen.

Von der Königlich Bayerischen Akademie der Künste in München wurde im März d. J. zur Prüfung der von dem Chemiker und Kunst⸗ anstaltsbesitzer Adolf Keim in München erfundene „Mineral⸗ malerei“ eine aus den Professoren Wilhelm Lindenschmit, Andreas Müller und Gabr. Mar, den Architekten Albert Schmidt und Fritz

Hasselmann und dem Chemiker Dr. Otto Lietzenmaber gebildete Kom⸗

mission eingesetzt, deren Gutachten jetzt gedruckt vorliegt und sich ohne jede Einschränkung dahin ausspricht, daß es dem neuen Verfahren ge⸗ lungen sei, durch Feststellung einer durchaus rationellen Technik das Problem der Herstellung von durch das Klima unzerstörbaren Wand malereien vollständig zu lösen. Insbesondere erklären die der Kommission angehörigen ausübenden Künstler, daß „die in Rede stehende Mal⸗ methode allen bisher für monumentale Malerei angewandten Tech⸗ niken weitaus vorzuziehen sei, daß sie, einmal in ihrem hohen Werthe erkannt, eine förmliche Umwälzung in unserer gesammten Mon mental⸗ und Delorationsmalerei hervorbringen dürste und die größte Verbreitung und praktische Ausnützung verdiene.“ T fahren, dessen Ausbildung und praktische Erprobung den C finder bereits mehrere J. Schlotthauer und J. N. von Fuchs erfundene und unter Mi wirkung von W. von Kaulbach, Echler u. A. in die Prarxis ein⸗ geführten Stereochromie, deren Mängel in Bezug auf die Dauer⸗

haftigkeit der danach hergestellten Gemälde es durch wesentliche Ab⸗ änderungen zu beseitigen unternimmt. Seine Verbesserungen erstrecken

sich sowohl auf die Herstellung des Untergrundes nebst dem eigent⸗ lichen Malgrund wie auf das Malen senber mit Einschluß der Prä⸗ parirung der Farben und auf das n

Gemäldes. Der Untergrund ist der auch bei der Stereochromie verwendete, aus gelöschtem Kalk, Sand und Wasser gemischte Kalkmörtel, der nach dem Trocknen mit rauhen Sandstein abgerieben und dann mit Kaliwasserglas imprägnirt wird. Bevor man ihn aus⸗ trägt, hat bei Neubauten das Mauerwerk vollständig auszutrocknen, während bei älteren Gebäuden die betreffende Stelle bis auf den Stein bloßzulegen und in den Fugen auszukratzen ist. Der eigent⸗ liche Malgrund, der bei der Stereochromie der gleiche ist, wird bei dem neuen Verfahren aus 4 Maßtheilen Quarzsand, Theilen Marmorsand, ½ Theil Infusorienerde und 1 Theil Aetzkalk zusammengesetzt, den man mit destillirtem Wasser anrührt. Es ergiebt sich daraus eine Masse, die durch die Beimischung von kohl nsaurem Kalk in der krystal⸗ linischen Form des Marmorsandes erheblich gefestigt wird und zu⸗ gleich mittels der gleichförmig rauhen und porösen Beschaffenheit die Farben völlig in sich einsaugt. Durch den Zusatz fein zertheilter Kieselsäure in Gestalt der Infusorienerde wird serner die Bildung von Kalksilikaten befördert, und damit die Härte und Widerstandsfähigfeit des Materials gegen chemische und mechanische Einwirkungen noch weiter erhöht. Dieser Malgrund wird hierauf nach dem Austrocknen mit Kiesel⸗ fluorwasserstoffsäure durchtränkt, die den an der Oberfläche entstandenen krystallinischen kohlensauren Kalk zerstört und noch erfolgreicher als das bloße Abreiben mit Sandstein gleichsam die Poren der Masse öffnet, die nun die aufzutragenden Farben in sich aufsaugen soll. Die letzteren, die bei der Stereochromie einfach mit Wasser angerieben werden, erhalten nach dem Keimschen Verfahren bei der Zubereitung je nach ihrer Natur verschiedene Zusätze, die darauf berechnet sind, eine Silicatbildung der Bestandtheile des Farbkörpers unter sich und mit den Materialien des Obergrundes zu befördern, und durch dieses Zusammenwachsen der Masse eine erhöhte Sicherheit und Dauerhaftigkeit verbürgend. Um ferner dem Uebelstand des Nachdunkelns oder aber Verblassens einzelner Tone unter der Ein⸗ wirkung de chließlich zur Firirung dienenden Wasserglases von vorn⸗

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Jahre hindurch beschäftigt hat, führt auf der von

schließliche Fixiren des ferügen

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