1883 / 30 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 03 Feb 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Statistische Nachrichten. Im Monat Januar 1883 wurden bei der Allgemeinen Unfall⸗Versicherungs⸗Bank in Leipzig 16 Todesfälle, 1 lebensgefährliche Verletzung, 9 Unfälle, die ihrer Natur nach eine gänzliche oder theilweise Invalidität der Beschädigten erwarten lassen, und 950 Unfälle von voraussichtlich nur vorübergehender Erwerbs⸗ unfähigkeit der Verletzten, zusammen 976 Unfälle angemeldet.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck staats⸗ rechtliche und wirthschaftspolitische Anschauungen Nach seinen Parlamentsreden und anderen öffentlichen Kundgebungen, dargestellt von Dr. Otto Kuntzemüller. Gymnasiallehrer in Spandau. Berlin, Fr. Kortkampf. Preis geheftet 3 ℳ, gebunden 4 In der vorliegenden Arbeit ist der Versuch gemacht, die staatsrechtlichen und wirthschaftspolitischen Ansichten des Fürsten von Bismarck, wie sie in seinen Parlamentsreden und anderen öffentlichen Kundgebungen zerstreut vorliegen, wie der Verfasser sagt, „sine ira et studio“., in zusammenhängender, systematischer Weise zur Darstellung zu bringen. Wir entnehmen dem Vorworte zu der Schrift folgende Sätze: „Kein Mensch wird leugnen, daß diese Ansichten auf die Entwickelung und Gestaltung nicht blos der preußischen und deutschen, sondern der europäischen und vielleicht noch weiterer Verhältnisse von schwerwiegendstem Einfluß gewesen sind. Die Kenntniß derselben ist also für jeden, der die Geschichte der letzten zwanzig Jahre, vornehmlich die geschichtliche Entwickelung Preußens und Deutschlands in dieser Zeit verstehen und begreifen will,

Bedeutung. Dazu kommt, daß die Beschäftigung Gedankenwelt eines großen Mannes an und für sich höchst interessant, anregend und belehrend ist. Der

e sittliche Ernst, von welchem alle Aeußerungen des Fürsten von eseen getragen sind, die reine und echte Vaterlandsliebe, die sich darin ausspricht, die Pflichttreue, welche sie bezeugen, wirken erhebend und belebend auf jeden, der vorurtheilsfrei und unbefangen in das Verständniß derselben einzudringen sucht. Man mag über die Rich⸗ tigkeit der Ansichten des Fürsten von Bismarck denken, wie man will, die Bestätigung für die Richtigkeit der Worte, die er in der Sitzung des Reichstages vom 24. Februar 1881 sprach, wird man überall darin finden: „Für mich hat immer nur ein Kompaß, ein einziger Polarstern, nach dem ich steuere, bestanden: salus publica. Ich habe von Anfang meiner Thätigkeit an vielleicht oft rasch und unbesonnen gehandelt, aber wenn ich Zeit hatte, darüber nachzudenken, mich immer der Frage untergeordnet: was ist für mein Vaterland, was ist so lange ich allein in Preußen war für meine Dynastie, und heutzutage, was ist für die deutsche Nation das Nützliche, das Zweckmäßige, das Richtige? Doktrinär bin ich in meinem Leben nicht gewesen; alle Systeme, durch die die Parteien sich getrennt und gebunden fühlen, kommen für mich in zweiter Linie; in erster Linie kommt die Nation, ihre Stellung nach außen, ihre Selbständigkeit, unsere Organisation in der Weise, daß wir als große

Nation in der Welt frei athmen können!! 8 Der Verein für mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde zählt nach dem letzten, vom 8. Januar d. J. datirten Quartalberichte 488 Mitglieder: eine bisher noch nicht er⸗ reichte Zahl. 7 Mitglieder verstarben im vorigen Quartal, dagegen wurden 169 neue Mitglieder aufgenommen.

Gewerbe und Handel.

21 männliche Arbeiter (20 erwachsen, 1 jugendlich), und 1 weiblichen Arbeiter (erwachsen). Von 11 Verletzungen mit dauernder Arbeits⸗ unfähigkeit im Gefolge wurden betroffen: 9 männliche Arbeiter (sämmtlich erwachsen) und 2 weibliche Arbeiter (beide im jugend⸗ lichen Alter). Der durch die 338 Unfälle verursachte Lohnverlust betrug: 28 561 für 2197 bis zum Jahresschluß ausgefallene Arbeitswochen, zu 13 im Durchschnitt (die 338 Verletzten bezogen zusammen 4427 Lohn wöchentlich), und 198 000 für den wei⸗ teren Ausfall der Löhne von 33 Getödteten und dauernd erwerbs⸗ unfähig Gewordenen (zu 6000 veranschlagt). Zusammen: 226 561 Die Perletzten waren bis auf 41 sämmtlich Mitglieder von Kranken⸗ kassen; dagegen waren nur 54 oder 16 % gegen Unfälle aller Art ver⸗ sichert. Unter den vorhandenen Einrichtungen zum Wohle der Arbeiter bezeichnet der Bericht die auf dem Eisenhüttenwerke der Gebrüder Stumm zu Neunkirchen im Regierungsbezirk Trier (über 2000 Ar⸗ beiter) bestehenden als ganz besonders vielseitig und beachtenswerth. Wir entnehmen dem Berichte darüber Folgendes Nähere: Der Knappschaftsverein umfaßt sämmtliche Arbeiter des Neunkirchener Eisenwerks, soweit sie den Bedingungen des Statuts entsprechen.

Die Einnahme des Vereins besteht aus: a. den Beiträgen der in fünf Klassen eingetheilten Arbeiter, und zwar: 1) der Mitglieder der I. Klasse mit monatlich 3,00 ℳ; 2) der

.Klasse mit 2,40 ℳ; 3) der III. Klasse mit 1,80 ℳ; 4) der IV. Klasse mit 1,20 ℳ; 5) der jugendlichen Arbeiter mit monatlich 0.60 ℳ; b. den Beiträgen der Werksbesitzer, welche die Hälfte der Beiträge zu a. entrichten; c. den Strafgeldern, einschließ⸗ lich verfallener Lohn der ohne Kündigung ausgeschiedenen Arbeiter; d. den Zinsen der Kapitalien und Legate. Die Leistungen erstrecken sich auf; a. Freie Kur und Arzenei für die aktiven Mit lieder, oder aber freie Verpflegung im Victoria⸗Hospital⸗Krankenhaus, sowie tbeil⸗ weise freie Kur und Arzenei für Frauen und Kinder von Knappschafts⸗ mitgliedern. Die verheiratheten Vereinsmitglieder erhalten bei freier Verpflegung im Krankenhause auch Krankengeld; b. Krankenlohn, und zwar: für die Mitglieder: der I. Klasse für den Tag 1,00 ℳ, der II. Klasse 0,75 ℳ, der III. Klasse 0,60 ℳ, der IV. Klasse 0,50 ℳ, für die jugendlichen Arbeiter 0,30 c. Beerdigungskosten, für die Arbeiter der I. bis einschl. IV. K asse 36 ℳ, für die jugendlichen Arbeiter 27 Erfolgt der Tod in Folge einer Verunglückung bei der Arbeit, so zahlt die Vereins⸗ kasse die Hälfte dieser Beträge mehr. d. Invaliden⸗Unterstützung (lebenslänglich) an die Mitglieder der vorerwähnten vier Klassen monatlich 9 bis 39 in neun Abstufungen, je nach dem Dienstalter, an jugendliche Arbeiter 6 für den Monat. e. Wittwen⸗Pensionen (lebenslänglich) von 4,50 bis 19,50 monatlich in neun Ab⸗ stufungen je nach dem Dienstalter des Mannes. Waisen⸗Unterstützung (bis zum 14. Jahre) monatlich 1,50 bis 3 ℳ, je nach den Ver⸗

mögensverhältnissen der Angehörigen. f. außerordentliche Unter⸗ stützungen für Badereisen, Aufenthalt in Kliniken u s. w.

Die Verwaltung des Vereins besorgt ein Vorstand, welcher durch sechs Mitglieder, von denen drei von den Werksbesitzern und drei von den Arbeitern zu wählen sind, gebildet wird. Der Verein bestand Ende des Jahres 1880 aus: 657 ständigen Mitgliedern, 1289 un⸗ ständigen Mitgliedern, 116 jugendlichen Mitgliedern, Summa 2062. Die Rechnung der Kasse für 1880 weist nach in: Einnahme: Bei⸗ träge der Arbeiter 51 721,82 ℳ, Beiträge der Werkseigenthümer 25 860,91 ℳ, Eintrittsgelder 159 ℳ, Heirathsgelder 261 ℳ, Zinsen 15 915,56 ℳ, Geldstrafen und verfallener Lohn 5 700,97 ℳ, außer⸗

Den „amtlichen Mittheilungen aus den Jahresberichten der mit Beaufsichtigung der Fabriken betrauten Beamten“ für das Jahr 1881 entnehmen wir über die Regierungsbezirke Aachen und Trier folgende Mittheilungen:

Die Anzahl der dem Aufsichtsbeamten

in den Regierungs⸗

bezirken Aachen und Trier zur Zeit unterstellten Fabriken und genehmigungspflichtigen gewerblichen Anlagen beläuft sich bei Ausschluß der Schlächtereien, kleineren Ziegel⸗,

altöfen u. a. m. auf 2763 mit 57 418 Arbeitern. 828 Anlagen 8 Aachen mit 41 201 Arbeitern, und 305 Anlagen des Regierungsbezirks Trier mit 13 303 Arbeitern, zusammen 1133 Anlagen mit 54 504 Arbeitern sind nach Umfang und Art des Be⸗ triebes als Fabriken zu bezeichnen. Für Rechnung von Fabriken, aber nicht in den Fabrikräumen, sondern in den eigenen Wohnungen und Werkstätten werden im Regierungsbezirk Aachen außerdem noch etwa 5000 Personen beschäftigt, so daß die Fabrikindustrie dieses Bezirkes gegenwärtig über 46 000 Arbeitern (d. i. 12 % mehr als vor 2 Jah. ren) Erwerb gewährt. Seit Ende 1879 ist in dem Regierungsbezirk Aachen die Zahl der Arbeiter in der Hüttenindustrie um 8 %, in der sonstigen Metallindustrie um 10 %, in der chemischen Industrie um 13 % und in der Textilindustrie um 14 ½ % gestiegen. Die Lage der In⸗ dustrie hat, so sagt der Bericht wörtlich, im Laufe des Berichtsjahres theils eine weitere Besserung erfahren, theils sich in den im Jahre 1880 bereits erreichten erfreulicheren Verhältnissen erhalten, mit Ausnahme der Tabackindustrie, die unverändert im Rückschritt begriffen und deren Arbeiterzahl seit Ende 1879 von 1595 auf 997, d. i. um 37 %, zurückgegangen ist. Das Vertrauen auf die Zukunft und die Lust zu industriellen Unternehmungen ist unverkennbar gewachsen. Die wirth⸗ schaftliche Lage der Arbeiter hat sich insofern erheblich gebessert, als es an Arbeite gel genheit im Bezirke nicht mehr fehlt; auch sind die Löhne bereits hier und da namentlich für tüchtige Facharbeiter gestiegen. Eine durchgreifende Aufbesserung des immerhin im Großen und Ganzen noch nothdürftig bemessenen Verdienstes der Arbeiter ist aber erst bei weiter gesteigerter Nachfrage nach Arbeitskräften zu erwarten. Im Berichtsjahre wurden von dem Aufsichts⸗ beamten 306 Revisionen in 291 Fabrikbetrieben, und Seitens der Ortspoltzeibehörden des Bezirks 1580 Fabrikrevisionen ausgeführt, und war im Reg.⸗Bez. Aachen 1294, im Reg.⸗Bez. Trier 286. Die Zahl der in Fabriken und diesen gleichstehenden Anlagen des Be⸗ iirks beschäftiaten Kinder ist im Fahre 1881 von 126 auf 105 zu⸗ rückgegangen, die der jungen Leute von 5013 auf 5054 gestie⸗ gen und zeigt sich hiernach die Gesammtzahl der jugendlichen Fabrikarbeiter, 5159, gegen das Vorjahr nur ganz unbe⸗ deutend verändert, während in den Jahren 1879 und 1880 eine erhebliche Steigerung vor sich ging. Von besonderem Interesse ist die Bewegung der Zahlen der jugendlichen Arbeiter im Regie⸗ rungsbezirk Aachen für einen längeren Zeitraum betrachtet. Es wurden in den Fabriken dieses Bezirkes beschäftigt: 1871 589 Kin⸗ der und 3211 junge Leute, zusammen 3800, 1872 582 bez. 3718 und 4300, 1873 574 bez. 3955 und 4529, 1874 560 bez. 3440 und 4000. 1875 550 bez. 3468 und 4018, 1876 275 bez. 3454 und 3729, 1877 123 bez. 2327 und 2450, 1878 116 bez. 2599 und 2715, 1879 123 bez. 2998 und 3121, 1880 121 bez. 3346 und 3467, 1881 86 bez. 3373 und 3459. Die Verwendung weiblicher Arbeiter ist in den Fabriken des Be⸗ zirkes eine sehr ausgedehnte. Die Anzahl derselben beträgt im Re⸗ gierungsbezirk Aachen 12 232, oder 30 %, im Regierungsbezirk Trier 1433, oder 11 % aller beschäftigten Fabrikarbeiter. Vorzugsweise werden in der Textil., in der Cigarren⸗, Nadel⸗, Papier⸗ und Thon⸗ waaren⸗Industrie weibliche Arbeiter beschäftigt. Der Prosenisaß, den ihre Zahl von der sämmtlicher Arbeiter ausmacht, erreicht in den Städten Aachen⸗Burtscheid mit 36 % für die Nadelfabriken, 40 % für die Tuchfabriken und Wollspinnereien, und 97 % für die Eigarrenfabriken seine größte Höhe. Seitens der Orts Polizeibehörden wurden im Laufe des Berichts⸗ bühfe⸗ 329 Meldungen über Sr. in Fabriken erstattet, 2 weitere nfälle zeigten die Arbeitgeber selbst an, und 7 Unfälle wurden dem Aufsichtsbeamten durch Zeitungsnachrichten bekannt, zusammen 338 Unfälle, von denen 301 auf den Regierungsbezirk Aachen und 37 auf den Regierungsbezirk Trier entfallen. Die Meldungen aus dem letz⸗ teren Bezirke betreffen, wie in den Vorjahren, fast durchweg nur ganz schwere Fälle. Von den 27 Verletzungen jugendlicher Arbeiter ereig⸗ neten sich: 10 in Eisenhütten, 8 in Spinnereien, 4 in Glashütten, 4 in Maschinenfabriken, 1 in einer Thonwaarenfabrik. Von den 24 Verletzungen weiblicher Arbeiter entfallen: 21 auf Tuchfabriken

und Spinnereien, 1 auf eine Thonwaarenfabrik, 1 auf ene Papierfabrik, 1 auf eine Buchdruckerei. Die Un⸗ fille der Arbeiterinnen waren mithin bis auf zwei Fälle

Geschäft etwas lebhafter als im vorigen Monat. Trotz der gegen⸗

8 sehr hohen Oceanfrachten wurden beträchtliche Verschiffungen na

u. cold test.

Leopold Held). Zu unverändert niedrigen Preisen wurden gegen 400 Ballen verkauft, die Zufuhren des gleichen Zeitraums waren unbedeutend. Für leichtere Mittelwaare zahlte man bis 350 und für bessere Mittelhopfen bis zu 370 Die Stimmung des Marktz ist ruhig.

Ludwigsbahn (gesammtes Netz) betrugen in der Zeit vom 21. vis

durchweg maschineller Art. Die 22 t

8

ödtlichen Verletzungen betrafen:

zum 31. Januar 275 550 Fl., ergaben mithin gegen die etspeech Zeit des Vorjahres eine

ordentliche Einnahmen (vorübergehend) 22 282,28 ℳ, zusammen 121 901,54 Ausgabe: Honorar der Aerite 3591,67 ℳ, Medizin und Kurkosten 4154,22 ℳ, Lazarethkosten 9820,61 ℳ, Krankengelder 13 481,59 ℳ, Begräbnißkosten 720 ℳ, Invaliden⸗Pensionen 21 237,50 ℳ, Wittwen⸗Pensionen 10 960,50 ℳ, Weaisen⸗ Unterstützungen 2985 ℳ, Verwaltung 2 060,05 ℳ, außer⸗ ordentliche Unterstützungen 6535 ℳ, sonstige Ausgaben 2322,55 ℳ,

zusammen 77 868,69 ℳ, mithin Ueberschuß 44 032,85 ℳ,

Bestand am 1. Januar 1880 324 352,75 ℳ, Baarvermögen Ende Dezem⸗ ber 1880 368 385,60 Die Kranken⸗und Armenrflege wird von fünf Kaiserswerther Diakonissinnen ausgeübt. Unter dem Namen Victoria⸗ Hospital besteht ein im Jahre 1874 auf Kosten der Werksbesitzer er⸗ bautes Haus für Kranke, Wittwen von Arbeitern. Waisen und In⸗ validen. Das Krankenhaus enthält 14 Krankenzimmer mit 34 Betten. Im Jahre 1880 wurden 308 Kranke 6877 Tage verpflegt. Das Alterversorgungshaus umfaßt 18 Wohnräume mit 25 Betten und einen Speisesaal. In dasselbe werden alte Frauen, gebrechliche Mädchen, sowie invalide, dem Huüttenarbeiterstande angehörige Männer aufgenommen; Ende 1880 waren 10 Wittwen, 3 Mädchen und 2 Invaliden in demselben.

Die Ess. Ztg.“ schreibt zur Lage des Eisengeschäftes: Im ersten Monate des neuen Jahres ist eine wesentliche Verände⸗ rung in der Situation des rheinisch⸗westfälischen Eisengeschäfts nicht eingetreten. Im Ganzen hält die Stagnation an, und der Gang des Geschäfts bleibt schleppend. Doch wenn diese Lage bis jetzt die Preise noch nicht wesentlich gedrückt hat, so liegt das einestheils daran, daß

die meisten Werke vom vorigen Herbste noch vielfach gute Abschlüsse abzuwickeln hatten; zudem aber tritt das Streben immer deutlicher hervor, gegen eine ruinirende Entwerthung

mit aller Energie anzukämpfen. Von einigen Walzwerken sind in letzter Zeit bei größeren Posten sehr billige Preise gestellt worden, der Tagespreis für Stabeisen aber wird schon längere Zeit auf 130 bis 135 gehalten. Dieser Preis ist im Vergleiche zum Roheisen zu niedrig und läßt einen kaum nennenswerthen Gewinn. Luxemburger Roheisen wird vom Syndikat auf 57 Fr. gehalten, Qualitäts⸗Roh⸗ eisen kostet heute 61 62 ab Hütte und zwischen diesen und den Preisen für fertige Fabrikate besteht zu Ungunsten der letzteren ein Mißverhältniß. So lange die Rohmaterialien den bisherigen festen Stand zu behaupten wissen, werden auch die fertigen Fabrikate nicht weiter sinken können, wenn dieselben nicht ohne Verdienst oder mit Verlust verschleudert werden sollen. Wenn nicht alle Anzeichen täu⸗ schen, bereitet sich übrigens wieder eine Besserung der Lage vor. Man hört von vielen Seiten, daß die Nachfrage in den jüngsten Tagen reger geworden ist und damit dürften auch die Preise wieder anziehen. In industriellen Kreisen blickt man mit Vertrauen in die Zukunft, da die Bahnen fortwährend große Aufträge vergeben und bis jetzt nirgends Erscheinungen hervorgetreten sind, welche die bis⸗ Entwickelung der Eisenindustrie dauernd zu hemmen drohen önnten.

Frankfurt a. M., 1. Februar. (Oelbericht von Wirth & Co.) Nach dem sehr erregten Monat Dezember eröffnete das Jahr 1883 etwas ruhiger, und in derselben Stimmung verblieb der Petroleum⸗ markt während des ganzen Monats Januar. Die zum Theil mit sehr großen Erwartungen begonnenen neuen Bohrungen waren nicht von außergewöhnlichem Erfolg; einige Quellen blieben ganz trocken, andere lieferten nur ein mäßiges Quantum Oel, so daß der Markt eine festere Haltung annehmen konnte und steigende Tendenz eintrat. Mit geringen Schwankungen bewegten sich Umted Certificates und haben laut Kabelmeldung jetzt den Cours von 99 ¼ Cts. erreicht. Raffinirtes war anfänglich flau, aber die feste Haltung des Rohöl⸗ marktes brachte auch ihm vermehrte Nachfrage und höhere Notirung; der gegenwärtige Cours ist in New⸗York 7 Cts. pr. Gallone. Für die Mineral⸗Schmieröle (Lubricating- Oils) gestaltete sich das

Europa vorgenommen. Die Preise richten sich nach Gravitz 2. Februar. (Hopfenmarktbericht von

V nmarkte ist nichts Neues zu berichten. ”S fe seit Beginn der Woche

Nürnberg,

Wien, 3. Februar. (W. T. B.) Die Einnahmen der Karl⸗

nde

u“

nahmen des alten Netzes betrugen in der Zeit vom 21. bis zum

31. Januar 222 484 Fl., ergaben mithin gegen die entsprechende Zei

des Vorjahres eine Mehreinnahme von 2629 Fl. 1

New⸗York, 2, Februar. (W. T. B.) Baumwollen⸗

Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 169 000 B. Ausfuhr nach Großbritannien 79 000 B., Ausfuhr nach dem Kon

nent 24 000 B., Vorrath 923 000 B.

Verkehrs⸗Anstalten.

Reval, 2. Februar. (W. T. B.) Die hiesige Rhede ist bis

auf vier Werst vom Hafen frei von Eis, auch Baltischport ist

vollständig eisfrei.

New⸗York, 2. Fühe. (W. T. B.) Der Dampf „Holland“ von der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier angekommen.

Sanitätswesen und Quarantänewesen.

Amtlichen Nachrichten zufolge sind sowohl in Amoy als auch in den Häfen der Straits Settlements die Quarantänemaß⸗ regeln, welche dort s. Z.*) zur Verhütung der Einschleppung der Cholera gegen alle Provenienzen von Manila bezw. Sulu angeordnet waren, inzwischen wieder aufgehoben worden.

*) conf. „R.⸗A.“ Nr. 244 und 253 von 1882.

Berlin, 3. Februar 1883.

Konsulatsberichte.

Jahresbericht aus Moskau für 1881. 1 (Fortsetzung.)

Ueber die Beschaffenheit der aus Deutschland eingeführten blau⸗emaillirten Kochgeschirre, deren Email nicht haltbar ist, wird vielfach geklagt. Wird nicht bessere Waare geschickt, so wird dieser Artikel in Kurzem von dem vorzüglichen französischen Fabrikat vom Markt ver⸗ drängt sein.

Eine Nähnadelfabrik ist im Berichtjahr zu Moskau von einem Deutschen eingerichtet worden und beschäftigt etwa 50 Arbeiter. Die älteren Fabriken Rußlands liefern nur grobe I Der Import aus Deutschland ist noch immer be⸗

heutend.

Stahlfedern wurden eine Zeit lang etwa 2 Jahre hindurch in Moskau fabrizirt. Jetzt muß der Bedarf durch ausländisches Fabrikat gedeckt werden. Man nimmt an, daß am Import England mit 20 Proz., Frankreich mit 8 Proz. und Deutschland (Berlin) mit 2 Pros. partizwiren.

Feilen werden seit 1879 aus Essen (Kruppsches Fabrikat) bezogen; sie sind besser und etwa 25 Proz. billiger als die englischen.

Stahlschaufeln werden seit 1880 aus Witten eingeführt; sie stehen den amerikanischen in der Qualität gleich und sind circa 30 Proz. billiger.

Nicht unbedeutend ist auch der deutsche Import von Messingblech, das besonders zur Fabrikation der Theemaschinen (Samoware) dient. Der Konsum ist sehr bedeutend, da ein Samowar zum Standard of life gehört; eine Wirthschaft ohne Samowar ist ein Zeichen der Mittellosigkeit und Armuth Die Stadt Tula fabrizirt allein jährlich etwa 100 000 Dutzend dieser nützlichen Geräthschaften und konsumirt jährlich 150 000 Pud Messing.

Auch am Import von Kupfer ist Deutschland (Halber⸗ stadt, Frankfurt a. M. und Berlin) nicht unerheblich betheiligt.

Brillengestelle werden massenhaft angefertigt, zum größten Theil in der Umgegend von Moskau bei Klin (Hausindustrie). In Gold und Säilber werden dieselben in Moskau selbst her⸗ gestellt. Es giebt in Moskau etwa 2 bis 3 größere Etablisse⸗ ments, welche sich nur der Anfertigung von Brillengestellen, dlhtreh und Pincenez (in Gold, Silber und Schildpatt) widmen.

Brillengläser. Dieselben werden in Rußland nicht fabri⸗ zirt, sondern ausschließlich aus dem Auslande namentlich Paris und Rathenow importirt. Hiesige Sachkundige geben dem Rathenower Fabrikat den Vorzug. 3 Mikroskope und Fernrohre werden aus dem Auslande sezogen. b Die besten Mikroskope gelangen aus Deutschland (Berlin, Potsdam und Jena) hierher. Fernrohre werden meist aus Paris importirt, ebenso wie Theaterperspektive. Letztere werden auch in Rußland und zwar in St. Petersburg erzeugt. x Loupen und Lesegläser ist der Hauptbezugsort aris. . Thermometer, Aräometer und Barometer werden schon seit Jahren in Moskau fabrizirt. Billige Sorten werden massenhaft auf dem Lande in den Gouvernements Moskau und Twer (Hausindustrie) hergestellt. Außerdem wird noch ein bedeutender Theil aus dem Auslande importirt, nament⸗ lich in besseren Qualitäten. Metallbarometer gelangen aus⸗ shneblic aus dem Auslande (Paris, Hamburg und Berlin) ierher.

Zirkel und Reißzeuge werden theils in Moskau, theils bei und in Serpuchoff (Hausindustrie) hergestellt. Die feineren Sorten werden jedoch aus Deutschland (Nürnberg, Chemnitz u. s. w.), der Schweiz und Paris eingeführt. I1

Meßtische und Astrolabien werden in Moskau in einer für den Bedarf genügenden Menge angefertigt.

Wasserwaagen werden theils in Moskau fabrizirt, theils aus dem Auslande (London, Birmingham, Berlin und Leipzig) eingeführt. 3

Maßstäbe und Bandmaße werden meistentheils aus Deutschland und England importirt. Das deutsche Fabrikat verdrängt das englische mehr und mehr.

Meßketten werden theils in Moskau, theils auf dem Lande Gegäibhlen⸗) angefertigt. Ein geringer Theil wird aus

ngland bezogen.

Nicht unbeträchtlich ist der Import von Instrumenten, Utensilien, Chemikalien ꝛc. für Photographen, Holzrahmen werden aber in Moskau und Umgegend bereits vorzüglich und äußerst billig (Hausindustrie) hergestellt. Eine besondere Art wird zur Emrahmung von Heiligenbildern verwendet und in kolossaler Menge produzirt.

Rechenbretter, die den Russen unentbehrlich sind, werden ebenfalls massenhaft hier (meist Hausindustrie) erzeugt.

Für den Bedarf an Hartgummiartikeln ist Rußland noch gänzlich auf das Ausland angewiesen. Beim Import konkurriren außer Deutschland (Mannheim, Hannover und Harburg) auch Oesterreich (Wien). Moskau allein konsumirt jährlich für 4 500 000

Was Lederwaaren (Portemonnaies, Brieftaschen, Notiz⸗ bücher) betrifft, so nimmt der Import neuerdings ab, da in

indereinnahme von 4263 Fl.

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selben prosperiren jedoch nicht

Warschau und St. Petersburg Fabriken entstanden sind. Die⸗ besonders. Für bessere Waare