lAbe von dem Grasen Pejacsevic und dem Obersten 8es 34. Infanterie⸗Regiments, Flügel⸗Adjutanten von Rosen⸗ berg. Kronprinz Rudolf, welcher heute früh aus Wien eingetroffen war, erwartete seinen Hohen Gast auf dem Bahnhofe, woselbst sich auch der Statthalter, der Landeskom⸗ mandirende und der Polizeidirektor von Prag eingefunden hatten und wo eine Ehrencompagnie des 73. Regiments auf⸗ gestellt war. Se. Königliche Hoheit wurde zuerst von dem Statt⸗ halter, darauf von dem Landeskommandirenden begrüßt, schritt sodann auf den Kronprinzen Rudolf zu und umarmte und küßte ihn. Nach Besichtigung der Ehrencompagnie wurden dem Prinzen Wilhelm von dem Kronprinzen die zu seinem Empfange anwesenden Würdenträger vorgestellt; die Ehren⸗ compagnie defilirte und der Kronprinz fuhr mit seinem Hohen Gaste unter begeisterten Hoch⸗ und Slavarufen der trotz des Kegens in großer Zahl angesammelten Bevölkerung in die en auf dem Hradschin. Die Abreise des Prinzen ilhelm ist auf Sonnabend Nachmittag 2 Uhr festgesetzt.
Großbritannien und Irland. London, 4. Mai. (W. T. B.) In der gestrigen Sizung des Unterhauses theilte der Unter⸗Staatssekretär der Kolonien, Ashley, mit: die Regie⸗ rungen von Neu⸗Süd⸗Wales, Victoria und Süd⸗Australien hätten die Annexion von Neu⸗Guinea durch den Gou⸗ verneur von Queensland gebilligt. — Das Haus setzte sodann die zweite Lesung der Eidesbill fort. Northcote betonte: der Beschlußdes englischen Parlaments, die auf Gott bezüglichen Worte aus der Eidessormel zu entfernen, würde ernste Folgen auch außerhalb Englands, z. B. in Indien haben. Das Haus
möge daher seine Pflicht thun und die religiösen Prinzipien der Gottheit, welche so lange die britische Legislatur geleitet, aufrecht erhalten. Hartington vertheidigte die Bill und sprach sich für die Nothwendigkeit der Glaubensfreiheit aus. Die Bill wurde schließlich mit 292 gegen 289 Stimmen ab⸗ gelehnt. Das Nesultat der Abstimmung rief auf Seiten der Opposition lebhaften Beifall hervor. 8 Sir Harry Parkes, bisher englischer Gesandter in Japan, ist zum Gesandten Englands in China ernannt worden. Die „Pall⸗Mall⸗Gazette“ erfährt: es seien mehreren Firmen
in der Nähe der St. Pauls⸗Kathedrale anonyme Schreiben des Inhalts zugegangen, daß beabsichtigt sei, die
Afrika. Egypten. Kairo, 2. Mai. Die „Agence Havas“ meldet: Lord Dufferin richtete heute vor seiner Abreise ein Schreiben an Sherif Pascha, in welchem er sagt, Egypten gehe Dank den gemeinsam und in gegenseitigem Einvernehmen getroffenen Maßregeln der Wieder⸗ geburt entgegen. Sherif Pascha that in seiner Erwiderung des Berichtes Lord Vüffzrins lobende Erwähnung, sicherte die Mitwirkung der egyptischen Regierung zu dessen Ausführung zu und sagte, er rechne auf die Unterstützung Englands und die Sympathie Europas.
— Lord Dufferin ist nach Alexandrien abgereist, um sich von dort noch Konstantinopel zu begeben.
— 3. Mai. (W. T. B.) Nach einer hier eingegangenen offiziellen Depesche haben die egyptischen Truppen am 29. v. M. einer 5000 Mann zählenden Abtheilung der Auf⸗ ständischen eine Schlacht geliesert, die Aufständischen ge⸗ schlagen und denselben große Verluste beigebracht. Die Zahl der Todten und Verwundeten der Aufständischen wird auf 500 Mann beziffert, unter den Todten befindet sich der Stellvertreter des Mahdi. Die egyptischen Truppen hatten b5 Feringe Verluste erlitten und große Bravour an den Tag gelegt.
— Eine Depesche Alaidin Paschas konstatirt, daß durch den am 29. v. M. errungenen Sieg über die Aufständischen die Provinz Sennaar von den Rebellen gesäubert worden sei. — Der englische Generalkonsul Malet ist hier eingetroffen.
Zeitungsstimmen.
Die „Kölnische Zeitung“ bringt unter der Ueber⸗ schrift „Der Rhein⸗Ems⸗Kanal. Ein Mahnruf ans Abge⸗ ordnetenhaus“ einen Artikel, dem wir folgende Stellen ent⸗ nehmen:
66 Daß bei unseren Kanalbauten, so groß oder so klein sie systematisch gedacht werden, der Kanal vom Rhein über Dort⸗ mund nach Bevergern die erste und unumgänglichste Strecke ist, wird ernstlich nicht bezweifelt; und wenn ein Rhein⸗Elbe⸗Kanal über
annover nach Magdeburg gebaut wird, so muß die Strecke vom hein über Dortmund nach Bevergern gebaut werden, denn technisch ist der Kanal anders nicht möglich. Und doch sind es gerade
Kathedrale und andere große Gebäude in die Luft zu sprengen, um das Blut der irischen Patrioten zu rächen. 8 Dublin, 2. Mai. (W. T. B.) Der sechste und siebente
der wegen des Mordes im Phönixpark Angeklagten, Delaney und Caffney, bekannten sich heute der Theilnahme am Morde schuldig. Beide wurden zum Tode verurtheilt. Delaney bestätigte, indem er seine Theilnahme an dem Morde im Phönixpark eingestand, durchaus die Angaben der Kron⸗ zeugen Carey und Kavanagh und sagte aus, daß Burke und Lord Cavendish von Brady und Kelly erdolcht worden seien, und daß die anderen Angeklagten den Opfern noch weitere
die sächsischen Interessenten, welche in der Kommission einen Kanal⸗ plan zu Fall gebracht haben, der zu zwei Dritteln gebracht hätte, was sie selber erstreben. Das ist kaum verständlich. Der Kanal von Bevergern bis Emshäfen aber ist im Interesse der Aufschließung der Moore durch Entwässerung so unaufschiebbar, daß man fast sagen kann, er müßte gebaut werden, selbst wenn der Kanal von Dort⸗ mund bis Münster nicht gebaut werden sollte. Ein Blick auf die benachbarte blühende niederländische Provinz Groningen — ehemals Moorland — muß uns die Scham ins Gesicht treiben, daß für Ge⸗ winnung unseres Moorlandes noch immer nichts oder doch so gut wie nichts geschehen ist. Wenn den magdeburgischen und han⸗ noverschen Gegnern des Rhein⸗Ems⸗Kanals — die nur darum Gegner
Stiche versetzt hätten.
3. Mai. (W. T. B.) Die große schuldige in dem Komplott zur Ermordung von Regierungs⸗ beamten erklärt. Die Angeklagten Mullett und Maroney haben heute vor dem Gerichtshofe ihre Theilnahme an dem Komplott selbst eingestanden. Die Anklageakte gegen Tynam Walsh und Sheridan lautet auf Mitschuld an dem Phönix⸗ parkmorde. Der in dem Prozeß wegen Verübung des Phönixparkmordes von der Jury für nichtschuldig erklärte Kutscher Fitz Harris wird als Mitschuldiger nochmals vor Gericht gestellt werden.
1 Frankreich. Vierzon, 4. Mai. (W. T. B.) Bei der gestrigen Eröffnung der hiesigen Gewerbeschule hielten der Präsident der Deputirtenkammer Brisson und der Minister⸗Präsident Ferry Ansprachen. Ferry sagte in seiner Rede: die Erziehung des Gewerbestandes werde eine Umgestaltung der französischen Gesellschaft bewirken. Das Bewußtsein der Achtung vor der Handarbeit werde die Kastenidee beseitigen und die anarchistischen Leidenschaften besänftigen; dieses Be⸗ wußtsein werde es auch den Arbeitern möglich machen, die sozialen Probleme mit richtigem Blicke anzusehen, und werde die industrielle Bedeutung Frankreichs heben.
Griechenland. Athen, 3. Mai. (W. T. B.) Der 58. von Bulgarien traf heute auf einem russischen ampfer hier ein und wurde am Landungsplatze von dem
Könige, welchen die Minister begleiteten, empfangen. Der Fürst nahm im Königlichen Palais Wohnung. Türkei. Konstantinopel, 3. Mai. (W. T. B.)
Vor dem Gerichtshose zu Erzerum hat der Prozeß gegen 55 Personen begonnen, welche der Zugehörigkeit zu einer ge⸗ heimen Gesellschaft angeklagt sind. Der Staatsproku⸗ rator wird gegen dieselben lebenslängliche Festungshaft be⸗ antragen. Da die Angeklagten keine eigenen Vertheidiger haben, so ist denselben vom Gerichtshofe ein Offizialvertheidi⸗ ger beigegeben worden.
Rumänien. Bukarest, 2. Mai. (W. T. B.) Der König ist in Begleitung seiner beiden Neffen hier ein⸗ getroffen.
— 3. Mat. (W. T. B.) Bei den Kammerwahlen
des Großgrundbesitzes erhielt die Regierungspartei zwei Drittel der Mandate.
Verbien. Belgrad, 2. Mai. (W. T. B.) Der ser⸗ bische Gesandte in Paris, Marinowitsch, trifft heute Abend von dort hier ein, um sich demnächst als Vertreter Serbiens nach Moskau zur Theilnahme an der Kaiserkrönung zu
Mai. (W. T. B.) Zwischen Serbien und Ru⸗ nänien sind Verhandlungen über einen Handelsvertrag sesi worden. Die Konsul⸗Ernennungen für evichtigsten Handelsplätze Europas stehen unmittelbar bevor.
8 Rußland und Polen. St. Petersburg, 3. Mai⸗ T. B.) Der „Regierungsanzeiger“ verö entlicht einen cusführlichen Bericht des Kurators des Warschauer Lehrbezirks, tin, über die in Warschau stattgehabten Studenten⸗ unruhen, deren Anstifter am 21. v. M. dem Universitäts⸗ 3 übergeben worden seien. Das Blatt erklart zugleich 8 Zeitungsnachricht, daß Apuchtin seinen gegenwärtigen osten verlassen werde, für vollständig unbegründet. f6 Der Hafen von e. in diesem Jahre gründ⸗ 72
ausgebessert werden; das Marine⸗Ministerium hat dazu Rubel angewiesen.
Der Erbprinz von Oldenburg ist heut dem nablande abgereist. u,.*
Jury (Anklagejury) hat Tynam Walsh und Sheridan für Mit⸗
dieses Kanals sind, weil sie zuerst den Rhein⸗Elbe⸗Kanal gebaut sehen möchten — die Frage einmal vorgelegt würde: wie sollen sich denn die Freunde des jetzigen Regierungsentwurfs stellen, wenn der Rhein⸗Ems⸗Kanal fallen gelassen und der Elbe⸗Kanal in Angriff ge⸗ nommen werden sollte, so werden sie sich doch wohl antworten müssen: wenn der Rhein⸗Ems⸗Kanal zu Fall gebracht werden kann, dann ist jedes andere Projekt von vornherein aussichtslos. Wenn der Rhein⸗Elbe⸗Kanal einmal gebaut werden wird, so wird
es nur geschehen auf Grund und im Anschluß an den Rhein⸗Ems⸗
Kanal. Und wenn die Magdeburger Herren den Emskanal zu Fall
bringen, so haben sie ihrem eigenen Projekt den Kopf abgeschnitten.
Fachleute sagen, daß von Vlissingen bis Hamburg so treffliche, natür⸗
liche Vorbedingungen für einen gesicherten und bequemen großen See⸗
hafen nicht vorhanden seien wie an der Emsmündung; wegen der guten Einfahrt und wegen des Umstandes, daß die Ems keinen Sand führt. Und doch soll der Emshafen unausgenützt und Deutschland der niederländischen Rhederei vöhecte cch. bleiben! In Rücksicht gerade auf Niederland und unsere Rhederei ist der Kanalbau eine volks⸗ wirthschaftliche Nothwendigkeit. Ueber diesen Punkt äußerte sich Hr. Bueck in Dortmund u. A.:
. Aber bei diesem großen Plane kommt nicht allein die In⸗ dustrie in Betracht. Was wir über die fremden Häfen verfrachten, kommt ausschließlich der fremden Schiffahrt zu gute; unsere Industrie versorgt die fremde Rhederei. Die unsrige geht leer aus. Nun weiß ich wohl, daß die Industrieen in der Nähe des Rheins nach wie vor sich dieser Wasserstraße und der ausländischen Häfen bedienen werden. Bei der Frage, wie unsere Schiffahrt zu heben, kommt es aber auch weniger auf diese Güter, sondern auf den Kohlen⸗ handel an, der vor allem billiger Fracht nach den Häfen bedarf. Das ganze gewaltige Uebergewicht der Handelsmarine Englands, die Möglichkeit, über englische Häfen zu jeder Zeit und nach jedem Theile der Welt zu den niedrigsten Sätzen verfrachten und aus jedem Theile der Welt über die englischen Häfen, gleichfalls zu den niedrigsten Sätzen, Waaren beziehen zu können, beruht auf der Sicher⸗ heit für jeden Schiffsführer, dort in der Kohle einen billigen, in jedem Theile der Welt schlank abzusetzenden Massenartikel zur Kom⸗ pletirung der Lädungen oder als Rückfracht zu finden. Während die Schiffe unsere Häfen mit Ballaft verlassen — aus Bremen gehen ²1 der eingehenden Schiffe mit Ballast aus, und in den Emshäfen dürfte das Verhältniß nicht günstiger sein —, laden die Schiffe in Eng⸗ land Kohlen. Die Kohle aber, welche in Neweastle 10 Sh. werth ist, kostet in Spanien bereits 20 — 25 Sh., in den Häfen des Mittelmeeres bis 30 Sh. und in überseeischen Plätzen 50 bis 70 Sh., und dieser vielfache Mehrwerth ist der Verdienst der Rhederei, der dem Mutterlande zu Gute kommt. Obgleich die Kohle ihren lohnendsten und bequemsten Absatz immer bei der Industrie des eigenen Bezirks suchen würde, so müßte sich die Lage bei unter jeden Umständen gesicherter Verwerthung des Produkts doch so bessern, daß sich auch das Kapital wieder mit Vorliebe dem Bergbau zuwenden und durch Mehrproduktion die Befürchtungen der Eisenindustrie zer⸗ streuen dürfte. Ich glaube nicht zu viel zu behaupten, wenn ich an⸗ nehme, daß dem ersten Spatenstich zur Erbauung des projektirten Kanals sehr bald der erste Spatenstich zur Abtäufung neuer Schächte folgen würde.“ 8 4 3 1
Die „Kölnische Zeitung“ schließt dann ihren Artikel mit folgenden Worten: 1 1
ürwahr, es wäre schlechterdings nicht zu verstehen, wenn angesichts der geringen Geldopfer, die gefordert werden, das Haus der Abgeordneten der größten Industrie des preußischen Staates, der bis⸗ her allzusehr vernachlässigten Schiffahrt und der Landwirthschaft in Hannover und Ostfriesland, die Wohlthaten versagen wollte, welche die Regierung zu gewähren bereit itst. Das Abgeordnetenhaus wird sich auf einen höheren Standpunkt stellen und dort die Hülfe nicht versagen, wo sie so dringend nöthig ist, nicht allein im Inter⸗ esse einzelner Gebiete, sondern der Gesammtwirthschaft, welche durch den Bau des Rhein⸗Ems⸗Kanals dauerndste Förderung erhalten wird.
— Die „Gothaische Zeitung“ schreibt in einem Artikel „der erste Schritt“: “
Drei Sitzungen hat die Berathung über die grundlegenden Para⸗ graphen des Krankenversicherungsgesetzes im Reichstage in Anspruch genommen, und das Abstimmungsresultat hat schließlich bewiesen, daß die große Mehrheit des Reichstags sich bereitwillig und mit voller Anerkennung von der Richtigkeit und Nothwendigkeit des be⸗ tretenen Weges auf den Boden der von der Regierung in Vorschlag gebrachten Grundsätze stellt; das Prinzip der Zwangsversicherung hat
sogar aus dem Munde derer, welche stets für Freiheit und Freiwillig⸗ keit eingetreten waren, volle Anerkennung erfahren. .. ..
Mit der Einführung dieses Prinzips ist der erste Schritt au dem Wege der sozialpolitischen Reform gethan: denn es wird hiermi dem freien Belieben des Einzelnen ein Ende gemacht, fortan wird im Interesse der Allgemeinheit durch das Gesetz den hauptsächlichsten Kategorien der Arbeiter vorgeschrieben, sich gegen die Folgen von Krankheit sicher zu stellen, und demgemäß wird den Gemeinden, bezw. den Arbeitern die Verpflichtung auferlegt, Einrichtungen ins Leben zu rufen, welche den Arbeitern eine genügende Bürgschaft für aus⸗ giebige Verpflegung in Krankbeitsfällen gewähren. Fortan wird di Krankenversicherung eine öffentliche Einrichtung, welche an Stelle de Armenpflege tritt und den Arbeitern statt Almosen einen rechtmaßi erworbenen Anspruch auf Krankenpflege giebt.
Darüber zu streiten, ob die hiermit zum Siege gelangte Idee sorjagtn ist oder als solche nicht anerkannt werden kann, ob sie sich ozialdemokratischen Anschauungen nähert oder nicht, verlohnt sich nicht; sie ist jedenfalls eine neue, in die Gesetzgebung eingeführte Idee, welche mit den bis dahin herrschenden und vornehmlich von dem Liberalismus gepflegten Ideen der Freiheit und des Gehenlassens, die sich bisher als nicht ausreichend erwiesen haben, vollständig im Widerspruch steht. Der Liberalismus hält an jenen Ideen nicht mehr fest und hat sich von der Nothwendigkeit des Zwangsprinzips über⸗ reug. scgen das er noch bis vor wenigen Jahren mit aller Macht ankämpfte.
Für die fernere Verwirklichung sozialpolitischer Ideen, für die Vollendung des Krankenversicherungsgesetzes und für das Zustande⸗ kommen des Unfallgesetzes und weiterer noch in Aussicht genommener Pläne ist dieser Anfang ein erfreulicher, wenn er auch noch keine Ge⸗ währ giebt für die Erreichung des Zieles.... 1
— Der „Neuen Preußischen Zeitung“ wird aus München, 29. April, berichtet:
Die drei bayerischen Fabrikinspektoren sprechen sich in ihren jüngst erschienenen Jahresberichten dahin aus, daß, gleichwie im Jahre 1881, so auch im Jahre 1882 bei der ö. der Betriebe eine mehr oder minder erhebliche Verbesserung sich konstatiren lasse.
Statistische Nachrichten.
(Stat. Corr.) Die durch die berufsstatistische Er⸗ hebung vom 5. Juni 1882 im Königreich Preußen gewon⸗ nenen Daten liegen nunmehr in ihrer ersten Bearbeitung, welche die Bevölkerung nach dem Berufe oder Erwerbe umfaßt, vor. Innerhalb der einzelnen Berufsklassen und Arten sind die Erwerbsthätigen mit und ohne Nebenerwerb, unter Angabe des letzteren, von einander ge⸗ schieden, sowie die in Haushaltungen Bediensteten gezählt worden. Zugleich sind alle diejenigen Haushaltungs⸗Angehörigen, welche gar nicht oder doch nur nebensächlich erwerbend thätig waren (gesondert nach der Altersgrenze von 14 Jahren), ermittelt worden.
Wenn nun die vorjährige Aufnahme für Preußen eine Ein⸗ wohnerziffer von 27 287 860 Personen gegen 27 279 111 Personen am 1. Dezember 1880, d. h. nur eine Zunahme von 8749 Personen in dem in Frage kommenden 1 ½jährigen Zeitraume ergab, während die durchschnittliche jährliche Bevölkerungszunahme in der Periode 1871 — 80 1,166 % betrug, so ist dabei zunächst die prinzipielle Ver⸗ schiedenheit beider Erhebungen in Betracht zu ziehen: bei der Volks⸗
zählung vom 1. Dezember 1880 wurde die leichter zu erfassende ortsanwesende Bevölkerung ermittelt; die bei der Erhebung vom 5. Mai 1882 festzustellende berufs⸗
Kaisers; Krone
statistische Bevölkerung deckte sich aber weder mit der orts⸗ anwesenden, noch auch mit der Wohnbevölkerung. Dazu kam die Einwirkung der im Sommer aus naheliegenden Gründen viel stärkeren flottirenden Bevölkerung, sowie endlich die Thatsache einer unverhältnißmäßig hohen Auswanderung gerade in den Jahren 1880 und . auch in “ Berufezäh 1 ilter jener durch die Berufszählung ermittelten Gesammtzahl der preußischen Bevölkerung befanden sich 10 826 308 Personen (8 333 233 männliche und 2 493 075 weibliche), einschließlich 705 495 Personen ohne Beruf bezw. Berufsangabe (Abtheilung F. der Klassifikation der Berufsarten). 1 „„In den Haushaltungen jener erwerbsthätigen Personen waren 30 752 männliche und 855 425 weibliche Dienende thätig. Die Zahl der Haushaltungs⸗Angehörigen bezifferte sich auf 6 313 573 Personen über und 9 261 802 Personen unter 14 Jahr. Da die letzteren nur selten erwerbsfähig, die ersteren aber nach den vorliegenden berufs⸗ statistischen Ausweisen entweder nur nebensächlich oder garnicht er⸗ werbend thätig sind, so ergiebt sich, daß 15 575 375 Personen von 11 712 485 Personen, welche sozusagen die die Gesellschaft wirthschaft⸗ lich erhaltende Kraft repräsentiren, erhalten werden. Einschließlich der in der Haushaltung ihrer Herrschaften lebenden Dienenden vertheilten sich die erwerbsthätigen Personen nach der Er hebung vom Juni v. J. auf folgende Berufsgruppen:
Die in den vorstehenden vier ersten Erwerbsgruppen thätigen Personen charakterisiren sich digkeit bezw. Abhängigkeit als:
Von den 11712485 erwerbsthätigen Personen waren 1788679 in 1916 035 Nebenerwerben thätig. Außerdem wurden 399 244 Haus⸗ haltungs⸗Angehörige, sowie 172 030 persönliche Dienste Leistende ge⸗ zählt, welche nebensächlich erwerbsthätig waren.
—, Im Monat April d. J. wurden bei der Allgemeinen Unfall⸗Versicherungs⸗Bank in Leipzig 10 Tobesfälle, 3 lebensgefährliche Verletzungen, 8 Unfälle, die ihrer Natur 1 gänzliche oder theilweise Invalidität erwarten lassen, und 948 Unfälle von voraussichtlich nur vorübergehender Erwerbeunfähigkeit der Ver⸗ letzten, zusammen 969 Un fälle angemeldet.
Knunst, Wissenschaft und Literatur. Die in Leipzig, den 5. Mai cr, erscheinende Nr. 79 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Die Elisabethkirche in Marburg. „Nach einer photographischen Aufnahme von L. Bickell. Zum 600 jährigen Jubiläͤum der Ehrmei ung der Kirche. — Die russischen Kroninsignien. 3 Abbildungen: 1) Krone des der Kaiserin; Scepter, Reichsapfel, die des Andreas⸗Ordens. 2) Krone des Zaren
große Kette
b Alexeijewitsch. 3) Krone des Zaren Michael Feodorvwitsch. — Die Ue ng der Kroninsignien aus dem Winterpalast nach dem Moskauer Bahn⸗
nach ihrer wirthschaftlichen 8
absolute Zahlen — e männlich weiblich zusammen % 1) Landwirthschaft, Thierzucht, Feri Ferstwfftbschaft. .““ lagd und Fischerei..... 3 462 268] 1 230 080] 4 692 348 40,06 2) Bergbau, Hüttenwesen, In⸗ dustrie und Baugewerbe .. 3 065 218 585 408 3 650 626 31,18 3) Handel und Verkehr 766 127 145 579 ß911 706 7,78 4) Fmenc. esse 8 Lohn⸗ 2 arbeit wechselnder Art... 160 64 118 2831 278 923 2, 5) Militär⸗, Hof⸗, bürgerlicher, 8 kirchlicher Dienst und freie ee“ 526 549 60 661] 587 210 5,01 6) ohne Beruf u. Berufsangabe 352 431 353 064 y705 495 6,02 b „zusammen ... 8 333 233 2 192 075 10 82 308 57,73 hierzu Bedienstete in Haus⸗ 1 ““ 30 752 855 425 886 177 7,57 Hauptsumme .. 8 363 985 3 378 500 11 775 185 100
ü be Selbständige und Verwaltungs⸗ Gehülfen und Gruppe Geschäftsleiter personal sonstige Arbeiter m. w. m. w. m. w. I. 1 614 212 216 750 49 625 5 304 1 798 431 1 008 026 II. 866 914 317 162 57 842 1 337 2 140 462 266 909 III. 324 602 78 808 74 116 1 758 367 409 65 013 25b2 — — — — 160 640 118 283 zusam. 2 805 728 612 720 151 583 8 399 4756 977 1 75555 Proz. 29,43 6,43 1,90 0,09 46,85 15,30.