1883 / 118 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 23 May 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Arbeiterverhältnisse. Der Lohn müsse eine solche Höhe haben, daß er nicht nur für die Tagesbedürfnisse ausreiche, sondern auch die Bildung eines Reservefonds für Krankheitsfälle und dergl. ermögliche. Für unberechtigt halte er den Zwang da, wo es sich nicht um abhängige Lohnarbeiter, sondern um selbst⸗ ständige handele, wo die Grenze zwischen Arbeitgeber und Arbeit⸗ nehmer nicht scharf zu ziehen sei. Deshalb könne er einer allgemeinen Ausdehnung der Versicherungspflicht auf die land⸗ wirthschaftlichen Arbeiter nicht zustimmen. Er bitte, seinen Antrag anzunehmen. Der Abg. Eberty warnte vor einer Ueberstürzung auf diesem schwierigen Gebiete. In England habe die normale Regelung dieser Verhältnisse 60 Jahre in Anspruch genommen. Es liege hier ein Versuch vor, gesetzmäßig eine Mini⸗ mallohnhöhe zu fixiren; dies hänge aber von ganz andern Faktoren ab. Die praktische Unausführbarkeit dieses ersten Schrittes im Sinne der Kaiserlichen Botschaft sei ihm vollkommen klar; das Volk werde das hier Gebotene nicht als eine Wohlthat, sondern als eine Last empfinden. Bei Schluß des Blattes nahm der Staats⸗Minister von Scholz das Wort.

Nach Mittheilungen aus dem Ausland sind folgende Submissionen ausgeschrieben worden:

1) von der Generaleisenbahn⸗Direktion zu Rom bezw. von der Königlich italienischen Präfektur zu Lucca für den 5. Juni d. Js., bis 10 Uhr Vormittags, eine Submission auf die zum Bau der Zweigbahn Lucca⸗Viareggio erforder⸗ lichen Vorarbeiten und Lieferungen (Bahnlänge 2906 m, Tax⸗ werth 471 930 Lire), He 2ge

2) von der Artillerie⸗Direktion der Geschützgießerei zu Genua für den 7. Juni d. Js., bis 3 Uhr Nachmittags, eine Submission auf Lieferung von 149 170 kg Stabeisen zum Taxwerth von 59 249,60 Lire. 1

Ueber die speziellen Bedingungen ist das Nähere an Ort und Stelle einzusehen.

Die egyptische Regierung hat nunmehr ein Dekret veröffentlicht, welches die Modalitäten festsetzt, unter welchen die Auszahlung derjenigen von der internationalen Entschädigungs⸗Kommission zugebilligten Entschädigungs⸗ summen erfolgen soll, den Betrag von 5200 Francs nicht übersteigt.*)

Hiernach wird die Auszahlung durch Vermittelung der anglo⸗egyptischen Bank zu Alexandrien bewirkt. Die Reklamanten haben auf den ihnen von der Ent⸗ chädigungskommission zugesandten Benachrichtigungsschreiben (ettres d'avis) zu quittiren und diese ihre Quittungen in be⸗ laubigter Form in den Bureaux der Bank zu präsentiren, woselbst Delegirte der egyptischen Regierung die er⸗

rankfurt a. M. sandte eine Adresse mit dem Bilde Goethe’s, 2 Großherzog von Oldenburg gratulirte telegraphisch, die Stadt Frankfurt a. O. überreichte eine Adresse, und der Groß⸗ herzog von Baden verlieh dem Präsidenten das Großkre uz des Zähringer Löwen⸗Ordens. Am Nachmittag vereinigte r Senats⸗Präsidenten und Räthe des Reichsgerichts ein Festmah zu Ehren des Jubilars.

Baden. Karlsruhe, 20. Mai. Wie die „Karlsr. .8„ meldet, gebraucht der Großherzog die Kur in Kissingen mit bestem Erfolge; auf ärztlichen Rath soll dieselbe bis zu vollen vier Wochen sortgesetzt werden. Se. Königliche Hoheit wird deshalb noch bis gegen Ende dieses Monats in Bad Kissingen verweilen. 1

21. Mai. Die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen ist mit dem Herzog von Schoonen von Berlin kommend heute Mittag in der Residenz eingetroffen und wurde von der Großherzogin und dem Prinzen Ludwig am Bahnhofe empfangen und in das Großherzogliche Schloß geleitet.

Oesterreich⸗Ungarn. Prag, 23. Mai. (W. T. B.) Die jetzt erfolgte Ausschreibung der Neuwahlen zum böhmischen Landtage setzt die Wahltage wie folgt fest: die Landgemeinden wählen am 28. Juni, die Städte am 30. Juni, die Handelskammern am 2. Juli, der Großgrund⸗ besitz wählt am 3. Juli.

Niederlande. Haag, 22. Mai. (W. T. B.) Der König hat den General⸗Gouverneur von Indien autorisirt, nach Atschin zu gehen und persönlich dort die Verhältnisse zu prüfen.

Großbritannien und Irland. London, 22. Mai. (W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Simla, vom heutigen Tage, gemeldet, daß die Ersetzung Malets durch den gegenwärtigen Finanz⸗Minister der indischen Regie⸗ rung, Major Baring, beschlossene Sache sei.

Frankreich. Paris, 22. Mai. (W. T. B.) Der Justiz⸗Minister dürfte morgen in der Kommission für das Konkordat darlegen, daß die Regierung unbedingt für die Aufrechterhaltung des Konkordats sei und keine Hinzu

zung der Strafklauseln, welche von den Radikalen vor⸗ geschlagen sind, zulassen werde. Das Konkordat müsse wie ein Friedensvertrag ausgelegt und angewandt werden. Die Re⸗ gierung werde den Artikel, welcher der Exekutive das Recht verleihen soll, die Bezüge der Mitglieder des Klerus durch disziplinarische Maßregeln zu suspendiren, zurückweisen und

orderlichen Verifikationen vornehmen werden. Die Prü⸗ ung wird sich unter Anderem darauf erstrecken, ob die betreffeneen Forderungen ganz oder theilweise cedirt, beziehungsweise mit Beschlag belegt worden sind, sowie ventuell auf die Legalität der hierüber vorgelegten Dokumente. Nach erfolgter Verifikation werden die Regierungs⸗ delegirten diejenigen Reklamanten, deren Papiere in Ordnung sefunden worden sind, durch Anschlag an der Börse von Alexandrien und an den Thüren des Bankgebäudes zur der ihnen zustehenden Zahlungen auffordern assen.

Nach amtlicher Zusammenstellung werden 63 deutsche Rekla⸗ manten mit einer Gesammtsumme von 4428 Eg. Pfd. Sterl. an diesem Auszahlungsverfahren theilnehmen.

Die Bestimmung des §. 263 Abs. 4, daß der Be⸗ trug gegen Angehörige nur auf Antrag zu verfolgen ist, findet nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Straf⸗

anführen, daß dies Recht schom existire und durch den jüngsten Ausspruch des Staatsraths anerkannt worden sei.

Italien. Rom, 22. Mai. (W. T. B.) In der Deputirtenkammer zeigte der Minister⸗Präsident De⸗ pretis heute an, daß er in Folge der im Schoße des Kabinets entstandenen Meinungsverschiedenheiten dem Könige ein Entlassungsgesuch für sich und seine Kollegen ein⸗

senats, vom 19. März d. J., keine Anwendung auf die durch eine bigamische (also ungültige) Ehe herbeigeführte Verwandt⸗ schaft resp. Schwägerschaft. 5 Mittelst Allerhöchster Kabinetsordre vom 10. d. Mts. st bestimmt worden, daß zum 1. April 1884 das 3. Rhei⸗ nische Infanterie⸗Regiment Nr. 29 von Metz nach Trier und das Infanterie⸗Regiment Nr. 130, unter Mebertritt in den Verband des XV. Armee⸗Corps und zwar zur 59. Insanterie⸗Brigade —, von Trier nach Metz verlegt, sowie das 7. Brandenburgische Infanterie⸗Regiment Nr. 60 der 62. Infanterie⸗Brigade zugetheilt wird, sowie daß die 2. und 3. Escadron Oldenburgischen Dragoner⸗ Regiments Nr. 19 von Cloppenburg nach Oldenburg zu verlegen sind, sobald in letzterem Orte die erforderliche Unter⸗ kunft sichergestellt ist.

Der General⸗Lieutenant von Massow, bisher Commandeur der 24. Infanterie⸗Brigade, ist anläßlich seiner Beförderung sowie Ernennung zum Commandeur der 18. Division zur Abstattung persönlicher Meldungen auf einige Tage hier eingetroffen.

S. M. S. „Leipzig“, 12 Geschütze, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Herbig, ist am 22. Mai cr. in Yokohama eingetroffen.

. Sachsen. Leipzig, 22. Mai. (W. T. B.) Anläßlich es 50 jährigen Amtsjubiläums des Präsidenten des Reichsgerichts, Simson, überreichte heute der Staats⸗ sekretär von Schelling demselben im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers und Königs den Rothen Adler⸗Orden 1. Klasse. An der Spitze der Reichsgerichtsdeputation brachte der älteste Senats⸗Präsident Dr. Drechsler die Glückwünsche des Kollegiums aar, welches dem Präsidenten zugleich ein von Paulsen gemaltes, ür den Sessionssaal des Reichsgerichts bestimmtes Bild desselben, verehrte. Der Ober⸗Reichsanwalt von Seckendorff überbrachte sodann mit den Glückwünschen der Reichsanwaltschaft die⸗ enigen des preußischen Justiz⸗Ministeriums. Ober⸗Postdirektor Zalter erschien mit einem Schreiben des Staatssekretärs 8 tephan. Auch die sächsische Regierungsbehörde, die Justiz⸗ Fübothen. welche in Leipzig ihren Sitz haben, die juristische 1 1Sh; der hiesigen Universität und die Geistlichkeit Leipzigs gratulirten durch Deputationen. Die Ober⸗Bürgermeister und Stadtverordnetenvorsteh Königsbere d Leipzi überreichten Ehreaele e. von Königsberg und Leipzig meister von Leipzi gerbriefe ihrer Städte, und der Ober⸗Bürger⸗ Mittheilung bas c. r. Georgi, verband damit zugleich die an welcher das er Magistrat beschlossen habe, die Straße, 1 künftige Reichsgerichtsgebäude errichtet

wird, Simsonstra wunschschreiben Aadzus benennen. EETöu““

Reichstags, von verschiedegen me Seitens des Deutschen

Reichsbehörden und andere un achfüschen, preußischen und

nungen für den Jubilar an. Tas reie densge onae a. * co ) 68* Nr. 108 des Staats⸗Anzeigers“

gereicht und daß der König ihn mit der Neubildung des Kabinets beauftragt habe. Die Minister würden bis dahin zur Erledigung der Geschäfte auf ihren Posten bleiben. Depretis ersuchte die Kammern, sich bis zum 30. d. M. zu vertagen. Der Senat ist einberufen worden, um eine gleichlautende Erklärung entgegenzunehmen.

Vor dem hiesigen Schwurgericht begann heute der Prozeß gegen die Irredentisten, welche die Kund⸗ gebungen auf der Piazza Sciarra veranstaltet hatten. Ein Theil derselben ist angeklagt, den Staat einer Kriegserklärung aus⸗ gesetzt zu haben, Andere wegen Handlungen, welche geeignet waren, Verachtung und Unzufriedenheit gegen den König zu erregen und Beleidigungen gegen die Person des Königs ent⸗ hielten, noch Andere sind wegen Verherrlichung des politischen Mordes unter Anklage gestellt. Nach Erledigung der For⸗ malien wurde mit dem Verhör der Angeklagten begonnen.

Rumänien. Bukarest, 22. Mai. (W. T. B.) Die Thronrede, mit welcher der König die Kammern eröffnete, heißt die Landesvertretung willkommen, hebt hervor, daß trotz mancherleich Schwierigkeiten der inneren und äußeren Politik stets Ruhe und Ordnung im Lande geherrscht habe, und daß die Beziehungen des Landes zu den auswärtigen Mächten be⸗ friedigend seien, indem es die Verpflichtungen erfüllte, welche aus den Vertragen hervorgingen oder welche es selbst kontra⸗ hirt hätte. Die Proklamirung des Königreichs auf Grund⸗ lagen der erblichen Monarchie sei für Europa ein weiterer Be⸗ weis der Ordnung und Beständigkeit Rumäniens, welches niemals ein Heerd der Unruhen und Agitationen werden würde, welcher andere Mächte beunruhigen könnte. Alles das berech⸗ tige zu der unumstößlichen Ueberzeugung, daß Europa Ru⸗ mäniens Rechte als unabhängiger Staat nicht antasten und von demselben nicht die Ausführungen von Entscheidungen verlangen werde, an welchen es nicht theilgenommen und welchen es nicht zugestimmt habe. Bezüglich der beabsichtigten Aenderung des Wahlrechts sagt die Thronrede, daß die Regie⸗ rung ein Wahlgesetz vorschlagen werde, welches eine stärkere Garantie für allgemeine Interessen biete und geeigneter sei, die Unabhängigkeit und Moralität der Wahlen zu sichern.

Rußland und Polen. Moskau, 22. Mai, Abends 6 Uhr. (W. T. B.) Gegen Mittag gaben 9 Kanonenschüsse das Signal zur Bildung des Kaiserlichen Zuges. Die Truppen formirten alsbald die ganze Ausdehnung der via triumphalis entlang ein Spalier, durch welche sich der Zug zu bewegen hat. Derselbe entsprach genau den Anordnungen des offiziellen Programms. Namentlich waren es die Depu⸗ tationen der asiatischen Völkerschaften in ihren reichen und selt⸗ samen Kostümen, welche, unmittelbar nach dem Leib⸗Convoi des Kaisers reitend, zunächst die allgemeine Aufmerksamkeit erregten. Nachdem die Großwürdenträger, zum Theil in Gala⸗Equipagen, zum Theil zu Pferde, und eine Abtheilung der Chevaliergarde vor⸗ übergezogen waren, erschien, einen gewissen Zwischenraum zwischen den Voranziehenden und den Folgenden lassend, der Kaiser in großer Generalsunisorm auf einem weißen Rosse. Bei dem Erscheinen des Kaisers brach unter der unzählbaren Menschenmenge, welche die Straßen in undurchdringlichen Massen, ebenso wie alle Dächer, Balkone und Fenster besetzt hielt, ein unermeßlicher Jubel aus. Ruhig und ernst erwiderte der Kaiser, welcher langsam vorwärts ritt, die enthusiastischen Zurufe der Menge. Einen besonders prächtigen Anblick ge⸗ währten die nach einem gewissen Zwischenraum hinter dem Kaiser folgenden Großfürsten. Als die Kaiserin in einer reich vergoldeten achtspännigen, von Stallmeistern und Pagen umgebenen Equipage erschien, brach der enthusiastische Jubel

von Neuem los. Im Wagen der Kaiserin befand sich di fünfjährige Großfürstin enia, welche der Menge ununten brochen Kußhände zuwarf. An den Pforten der Kirchen, welch der Zug passirte, war die Geistlichkeit aufgestellt, welche da Kaiserliche Paar segnete. Nachdem der Kaiser die eigentlich Stadt betreten hatte, erfolgte die Begrüßung durch den Genera gouverneur, Fürsten Dolgorucky, alsdann durch das Stadthaup den Adelsmarschclll und den Civilgouverneur. An der Twer kajastrahe, welche bis zur Kapelle der heiligen Jungfra von Iberien stark absteigt, war es möglich, einen Bit⸗ über den größeren Theil des Kaiserlichen Fuges I werfen; der Andlick war überwältigend. Als der Kaiser a Woskressenski⸗Thor vom Pferde stieg und die Kaiserin de Wagen verlassen hatte, um in der Iberis Kapelle zu bete erhoben sich aus der undurchdringlichen ge wahrhaft täubende Jubelrufe. Nachdem die Majestäten ihre Andas verrichtet hatten, setzte sich der Zug von Neuem in Beweguk und betrat alsbald den Kreml. Der Kaiser wird nicht i Kreml Wohnung nehmen, sondern sich nach dem Alexas droffski⸗Palais begeben und daselbst bis zur Krönung ve 1-Na. verschiedenen Kirchen de r vorgeschriebene Gottesdien 1 ist etwas behch E. e b

22. Mai, Abends 7 Uhr. (W. T. B.) Bei Glo geläute und Kanonendonner hat der heehice üer der Majestäten in die Krönungsstadt stattgefunden. Alle verlief programmmäßig ohne die geringste Störung. De Kaiser, begleitet vom Thronfolger, allen Großfürsten, de fremden Prinzen und einer Suite zahlreicher General⸗Adju tanten, Generale und fremder Militär⸗Attachés, wurde enthu siastisch von dem Volke begrüßt, welches massenhaft unmittel har hinter dem Soldatenspalier auf beiden Seiten der Einzugs straße stand und auf diese Weise seinen Herrscher in unmit telbarer Nähe sehen konnte. Um 3 Uhr langte der Zug bei der Kapelle an, wo sich das Bild der iberischen Mutter Gottes befindet; hier wurden die Majestäten von dem Bischofe von Dmitrowek und zahlreichen Geistlichen empfangen, worauf sich der Zug nach dem Kreml richtete. Um 3 Uhr 45 Mi⸗ nuten kamen die Majestäten im Kaiserlichen Palais im Kreml an. Die Kaiserin und alle Großfürstinnen trugen national⸗ russische Anzüge. Die asiatischen, unter Rußlands Szepter stehenden Völker waren zahlreich vertreten. Alle Fenster und Balkons auf der Twerskaja sind festlich dekorirt und dicht besetzt; die ganze Stadt juvelt. Abends findet eine glänzende Illummation statt.

—. 22. Mai, Abends 7 Uhr 30 Minuten. (W. T. B.) Der Einzug des Kaiserpaares ist glänzend verlaufen. Auf der ganzen Strecke vom Petrowski⸗Palast bis zum Kreml wurden die Majestäten mit undeschreiblichem Jubel und Enthu⸗ siasmus begrüßt. Am Eingange zum Kreml sangen einige b. Sänger die Volkshymne als Bewillkommnungsgruß.

Nach dem Einzuge in den Kreml fand ein turzer Gottesdienst in den Kathedralen statt. Der Zug vot ein vungemein imposantes Bild durch die glänzende Pracht der Unisormer und der Hofwagen, durch die Mannigfaltigkeit der nationale Trachten der Truppen und der asiatischen Völkerschafter sowie durch die malerische Szenerie der Straßen und Plätz Die Haltung der Bevölkerung war eine ebenso enthusiastise wie ehrerbietige. Bei der Annäherung der Spitze des Zug entblößte Alles das Haupt. Das Weltter ist milde.

23. Mai, Vormitt. 10 Uhr 30 Min. (W. T. T Nach dem feierlichen Einzuge in den Kreml begaben sich d Kaiser und die Kaiserin nach dem Alexande Schlosse im Neskutschny⸗Park, im Süden der Stadt an d Moskwa, um daseldst in völliger Zurückgezogenheit die va geschriebene Fastenzeit zu verbringen. Heute Mittag finde die feierliche Weihe der Reichsfahne durch hen Kaiser statt. Die Stadk ist in fortdauernder festlicher Er⸗ regung; der Kaiser wurde überall, wo er erschien, entzezüaftisch begrüßt.

23. Mai, Vormittags 11 Uhr. (Telegrammser,Nordi⸗ schen Telegraphen⸗Agentur“.) Betreffs des gesteizen feierlichen Einzuges sind noch folgende Details zu welden; Alle Mit⸗ glieder der Kaiserlichen Familie, die ausgibischen Fürfilich⸗ keiten, die höheren Hoschargen, sowie dit Gesandten der fremden Mächte und die Gemeinde⸗Repettsentanten kamen im Petrowski⸗Palais gegen 10 Uhr Vormttagsz an. Zuerst erschien der General⸗Gouverneur von Moskeu, Fürst Dol⸗ gorukow, Mittags der Fürst von Montenegte und der Herzog von Montpensier. An dem Deeunzer, nelches dem Einzug voranging, nahmen alle Großfürzen und Großfürstinnen, der Herzog von Edinburg mit Gemahli, die Fürsten von Montenegro und Bulgarien, die Mmthe und andere hohe Würdenträger Theil. Als Ober Ceremonien⸗ meister sungirte Fürst Kurakin. Der Großfürst⸗Thronfolger trug Kosakenuniform. Gestern sind angekommen Prinz Ferdinand von Sachsen⸗Coburg⸗Gotha, Prinz Herman von Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach mit seinem Sohne, dem Prinze Bernhard, der dänische außerordentliche Gesandte von Wind der japanische außerordentliche Gesandte Chanabusa mit de

Sekretären Akabonsi und Samano⸗Utschi. Die Ei Pebung des Reichsbanners erfolgt heute Nachmittag un r.

Schweden und Norwegen. Stockholm, A. Ma (W. T. B.) Die Erste Kammer des Reichstags hat me 70 gegen 63 Stimmen die Paragraphen der Regierungt vorlage über die Heeres⸗Organisation, welche 8 stimmen, daß der Stamm der Truppen durch Werbung h schafft werden soll, verworfen. Die ganze Vorlage ist ir durch gefallen.

18 23. Mai. (W. T. B.) Der Stüutt⸗ Minister Selmer hat bei der Auswahl 13 Mitgliher des Reichsgerichts perhorreszirt. Es verlautet, daß di de⸗ handlungen des Reichsgerichts gegen Selmer in der neüste Woche beginnen werden.

Amerika. New⸗York, 19. Mai. (Allg. Corr.) J Racine (Wisconsin) wurden 25 Personen durch de Wirbelsturm getödtet. Der Sturm berührte Üübrigens m. einen kleinen Theil der Stadt. Wirbelstürme haben au Chemung (ZIllinois) heimgesucht, wo mehrere Personen g. tödtet und 20 verletzt wurden, sowie Dalnuth (Minnesote Watertown (Wisconsin) und Clinton (Ilinois), wo ebe falls mehrere Menschen getödtet und verletzt wurden. Mehre Opfer gab es auch in der Umgegend von Staunton (Ilinci und anderen Theilen dieses Staates und Wisconsins. diese Ortschaften haben beträchtlich gelitten.

20. Mai. (Allg. Corr.) Weitere detaillirte B. richte über den Wirbelsturm, welcher Kacine in Wi consin heimsuchte, melden, daß die Katastrophe auf das Eigen