1883 / 126 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 Jun 1883 18:00:01 GMT) scan diff

hne Zuziehung des französischen

Neutralität protestire.

Riviere’'s Tod Folgendes mit:

Großbritannien und Irland. London, 31. Mai. 66. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses heile der Unterstaats⸗Sekretär Lord Fitzmaurice auf Be⸗ zagen mt: England und Mexiko seien übereingekommen, lecheitig in London und in Mexiko Spezialgesandte zu Unterhandlungen über die Erneuerung der diplo⸗

lischen Beziehungen zu beglaubigen. Zum wuicha Spezial⸗Gesandten in Mexiko sei der bis⸗ aige englische Gesandte in Peru ernannt. Die Funk⸗

inen des bisherigen diplomatischen Agenten und General⸗ sals Malet in Kairo werde Major Baring, bisher Mied des Exekutiv⸗ und Legislatio⸗Raths in Indien, mit

nämlichen Range und Titel übernehmen. Mc. Coan an dem Hause an, daß ihn O'Kelly zum Duell heraus⸗ oidert habe. Da das Duell wider die parlamentarischen hesete sei, überlasse er dem Hause die demselben angemessen gscheinenden Schritte. Der Antrag Gladstone's daß O'Kelly norgen auf seinem Platze erscheine, wurde von den Anhängern

ells bekämpft, vom Hause aber mit 250 gegen 19 Stim⸗ un angenommen.

Frankreich. Paris, 31. Mai. (W. T. B.) In der zaligen Sitzung des S enats wünschte Graf Saint Lallier eine Anfrage über die Tonkin⸗Angelegen⸗ hbeit an die Regierung zu richten; wegen der Abwesenheit des Ministers Challemel⸗Lacour, der sich unwohl befindet, wurde die Anfrage indeß auf die nächste Sitzung vertagt. Graf Saint Pallier erklärte; er wolle gleichwohl schon jetzt im Na⸗ men des Senats der Trauer über die tapferen Gefallenen von Hanoi und der einhelligen Theilnahme für Diejenigen, die am Leben geblieben, Ausdruck geben. (Wiederholter lebhafter Beifall) Dder Herzog von Broglie interpellirte die Regierung iver die Schulhandbücher, die nicht im Eintlang ständen mit den Zusicherungen des Ministers, daß

beim Untancht in Bezug auf die Konfession Neutralität

beobahte werden solle. Der Minister⸗Präsident er⸗ widernte ie Regierung habe sich nur gegen die Feinde vnhlbt, welche die religiösen Leidenschaften aufregten; her Felbzug gegen die Schulhandbücher sei mehr ein poli⸗ nscher als ein religiöser; er habe seinen Zusicherungen

eröffnete den Ball mit der Erzherzogin Karl L 8 Kaiserin mit dem Abelsmorscha—. 8 udwig,

die

h,

Vormittags 9 Uhr. (W. T. B.) Das

gestrige Fest im Adelsklub war von ungefähr 3000 Per⸗ sonen besucht. Das mit vornehmer Pracht ashaeaees Pral war mittelst reizender Blumen⸗Arrangements brunnen in geschmackvollster Weise ausgeschmückt. Der Kaiser tanzte die Polonaise mit der Fürstin Trubezkoi und die erste Quadrille mit der Erzherzogin Karl Ludwig, die Adels⸗ marschälle, mit denen die Kaiserin tanzte, waren die Fürsten Bobrinski und Scheremetjew. Bei der An⸗ und Abfahrt wur⸗ den die Majestäten von der zahlreich in den Straßen versam⸗ melten Volksmenge mit enthusiastischen Gesang der Nationalhymne begrüßt.

und Spring⸗

Hochrufen und dem

Warschau, 1. Juni. (W. T. B.)

Zum Nachfolger

des verstorbenen Generalgouverneurs Albedinski ist Fürst Imeritins ky ernannt worden.

nict zuwidergehandelt; er habe religiöse Neutralität ver⸗ sprochen, aber keine philosophische oder politische Neu⸗

tralität zugesichert. Der moralische Unterricht der Schule enthalte Humanitätsbegriffe, die jeder Religion gemeinsam seien. Die Schulhandbücher hätten lediglich die Ent⸗ schedung der Kongregation des Index gegen sich, die Botschafters in Rom und des päpstlichen Nuntius in Paris erfolgt sei, um das Feuer zu schüren. Die Regierung wolle in gutem Einvernehmen mit dem Vatikan leben; die Todfeinde des Konkordats seien es, welche die Regierung bekämpfe: „Wenn wir ihre Forderungen zugeständen, würden wir besiegt werden durch die öffentliche Meinung“. Der Minister⸗Prä⸗ sident wies auf das Unwürdige in den Exkommunikationen hin, die wegen des Lesens gewisser Bücher ausgesprochen worden seien, und bemerkte: „wir haben dieselben gestraft, wir wer⸗ den sie auch ferner strafen“. Zum Schluß erklärte der Minister⸗Präsident: er werde bei dem nächsten Zusammen⸗ tritt des höheren Unterrichtsrathes vorschlagen, daß die Schul⸗ handbücher künftig erst dann eingeführt werden könnten, wenn sie dem Minister vorgelegen hätten. Das werde das ge⸗ eignetste Mittel sein, den Frieden herzustellen. Chesnelong blieb dabei, daß die Handbücher gegen die konfessionelle Neu⸗ tralität verstießen; man führe eine Stelle aus den Schulhand⸗ büchern des früheren Unterrichtsministers Bert als Beweis an. Compayre erklärte: die Kongregation des Index habe mit Unterdrückung der Schulhandbücher Recht gehabt, und legte gegen jede Gewissensbedrückung Verwahrung ein. Ra⸗

vignan beantragte eine motivirte Tagesordnung des In⸗

halts, daß der Senat gegen die Verletzung der religiösen Von dem Hause wurde schließlich die von der Regierung verlangte einfache Tagesordnung mit 175 gegen 75 Stimmen angenommen. LI 1. Juni. (W. T. B.) Der „Gaulois“ theilt über Bei dem Ausfall aus Hanoi theilte Riviére seine Truppen in zwei Hälften und

avancirte mit 150 Marinesoldaten, während die andere Ab⸗

theilung von 250 Mann zu weit zurückblieb. Die Vorhut wurde durch eine große Anzahl Eingeborener überrascht und

vernichtet; als die andere Abtheilung sich näherte, ergriffen

die Schwarzen die Flucht, indem sie Riviére und 15 Marine⸗ soldaten als Gefangene mit fortführten. Die Gefangenen wurden am nächsten Morgen gepfählt. 1 der Herzog von Aumale wird morgen in Chantilly erwartet.

Rumänien. Bukarest, 31. Mai. (W. T. B.) Unter den der Deputirtenkammer gemachten Vorlagen be⸗ findet sich auch ein Gesetzentwurf, betreffend die Herstellung einer nationalen Handelsmarine.

Rußland und Polen. Moskau, 31. Mai, Abends Uhr 30 Minuten. (W. T. B.) Die zur Theilnhhme an der Krönungsfeier eingetrof⸗

sene Deputation der ostrumelischen Provinzial⸗ versammlung wurde gestern vom Kaiser in besonderer Audienz empfangen. Dem Ballfest, welches der Mos⸗ kauer Adel für heute Abend veranstaltet hat, werden der Kaiser und die Kaiserin sowie der gesammte Hof beiwohnen. zu dem am Sonnabend auf dem Chodinskischen Felde stattfindenden Volksfest werden die großartigsten Vorbercstungen getroffen. Die Stadt ist von Fremden noch überfült, überall herrscht aber die größte Ordnung und Ruhe. 31. Mai, Abends 11 Uhr 30 Minuten. (W. T. B.) Heute Abend 7 Uhr begann das Galadiner in der Gra⸗ nowitosa Palata und im goldenen Saale des Kremlpalastes, su welchem gegen 500 Einladungen an die russische, lutherische, katholische und armenische Geistlichkeit, an die Generalität und an die Herten und Damen der ersten zwei Rangklassen ergangen warn. Der Kaiser, die Kaiserin, die Mit⸗ glieder des Kaiserlichen Hauses und alle fremden Fürstlich⸗ keiten wohnten dem Diner in der Granowitaja Palata bei; in dem goldenen Saal speisten die Hofbeamten. Mosfon 1. Juni, Nachts 1 Uhr. (W. T. B) Das von dem Noskauer Adel veranstaltete Ballfest war bei dem reichen Schmuck des Saales, der Fülle der aufgestellten Buffets, der fannichfaltigkeit der Uniformen und bei dem von dem iamantenschmuck der Damen verbreiteten Glanz von ganz außerordentlicher Pracht. Der Kaiser und die Kaiserin erschienen um 10 ½ Uhr und verweilten bis 11 ½ Uhr. Alle Ger anwesenden Fürstlichkeiten und sämmtliche Botschafter und esandte wohnten der glänzenden Festlichkeit bei. Der Kaiser

Zeitungsstimmen. Zum Belege der Thatsache, daß unter der neuen Wirth⸗

schaftspolitik die Löhne eine qualitative Steigerung erfahren

haben, resp. im letzten Wirthschaftsjahre die steigende Tendenz

in dieser Beziehung weitere Fortschritte gemacht hat, bringt

die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ folgendes feege E1“ Seeä 8⸗ folg

Große Berliner erde⸗Eisenbahn⸗Aktiengesellschaft. Im Durch⸗ schnitt der drei Jahre 1875 1877 betrug das vüchft Ichs nrch⸗ kommen sämmtlicher Angestellten 926 ℳ, im „Durchschnitt der Pe⸗ riode 1880 1881 jedoch 1080 ℳ; es ergiebt sich also eine Zunahme von 16,3 %, wobei zu berücksichtigen sein dürfte, daß das höher salarirte Direktions⸗, technische und Verwaltungspersonal bei der Er⸗ weiterung des Unternehmens verhältnißmäßig weniger rasch gestiegen ist, als das niedere Dienstpersonal, welches für die Frage der Lohn⸗ bewegung speziell in Betracht kommt. Für letzteres allein dürfte die Besserung des Durchschnitts der zweiten Periode sich also wohl noch günstiger gestalten. Koommanditgesellschaft auf Aktien, Ludwig Loewe u. Co. zu Berlin. Im Jahre 1881 betrug der für eine Stunde Arbeitszeit gezahlte durchschnittliche Lohn aller Arbeiter 0,52 ℳ, 1882 dagegen 0,55 ℳ, also gestiegen um 6 %. Der Durchschnittsverdienst eines Arbeiters stieg um 4,2 %, von 1595 in 1881 auf 1662

in 1882. 8 1 Nähmaschinenfabrik Frister u. Roßmann in Berlin. Es betrug: Arbeiter⸗ Gesammtlohn⸗ Drg zahl summe Arbeiters 1880 457 580 1110 1881 601597 1184

188 27 8* 6848357 1163 Setzt man also die Werthe pro 1880 gleich 100, so ergeben sich als Verhältnißzahlen 8 1882:

7 186 105 Da also die Gesammtsumme rascher gestiegen ist als Arbeiterzahl und Durchschnittslohn, muß nicht nur quantitativ, sondern auch qua⸗ litativ der vom Arbeiter erhaltene Lohn größer geworden sein. Dortmunder Union. Der Durchschnittsverdienst auf den Kopf

rage, läge es jedenfalls, daß, Fesse Rentabilität noth⸗ andere Mittel, als durch geführt wird.

Di

des Personalbestandes betrug: 1“ 8 I“ 1878/79. 8“ 1879/80. 818 . 1880/81 . 884

1881/82 95914

Die Bochumer Bergwerksgesellschaft sagt in ihrem Jahresberichte pro 1882: „Der Verdienst unserer Arbeiter, deren wir auf beiden Schächten, ausschließlich der Kokerei, im Durchschnitt 1212 gegen 1172 im Vorjahre, also 40 mehr beschäftigten, stieg von 2,68 auf 2,83 ℳ, d. i. um 15 oder 5,60 %. Es stellte sich hierbei der Gesammtverdienst eines Arbeiters nach Abzug der Ausgaben für Pulver, Oel und Gezähe im Durchschnitt auf 935,17 ℳ, während er im Vorjahre nur 883,79 betrug; er erhöhte sich also um 51,38 oder 5,81 %, und zwar nicht allein in Folge vermehrter Arbeitsgelegenheit, sondern auch in Folge von Lohnerhöhungen.“

Gewerkschaft „Wilhelmine Victoria“ konstatirt in ihrem Ver⸗ waltungsberichte pro 1882: Der Durchschnittslohn pro Mann und Schicht hat gegen das Vorjahr eine Erhöhung von 8,83 % erfahren.

Dortmunder Bergbaugesellschaft. Im Geschäftsjahr 1879/80 wurden gezahlt durchschnittlicher Arbeitslohn pro Mann und Schicht 2,28 ℳ, 1881/82 dagegen 2,52 ℳ, im letzten Semester sogar 2,63 ℳ, also qualitative Steigerung 15,3 %.

Die Harpener Bergbau⸗Aktiengesellschaft sagt in ihrem Jahres⸗ berichte pro 1881/82: „Die Gesammtzahl der beschäftigten Arbeiter belief sich im Mittel auf 1641 Mann gegen 1446 im Vorjahre. Der Durchschnittslohn der gesammten Belegschaft (ausschließlich aller Beamten) betrug 2,80 pro Mann und Schicht; der durchschnitt⸗ liche Jahresverdienst pro Arbeiter stieg auf 882,23 gegen 862,52 im Vorjahre, da Feierschichten gänzlich vermieden, jedoch in An⸗ betracht der gesunkenen Verkaufspreise die Lohnsätze nicht erhöht werden konnten. Der durchschnittliche Erlös pro Ladung von 100 Ctr. betrug 29,87 gegen 32,26 im Vorjahr.“

Vereinigte chemische Fabriken zu Leopoldshall. Die Produktions⸗ menge betrug 1880/81 724 013 Ctr. und stieg 1881/82 auf 879 534 Centner, also um 21 %. Die Löhne betrugen 1880/81 397 216 ℳ, 1881/82 574 123 ℳ, stiegen also um 45 %, war jedenfalls eine qua⸗ litative Steigerung derselben in Bezug auf die hergestellten Chemi⸗ kalien. 1 1

Chemnitzer Werkzeugmaschinenfabrik vorm. Joh. Zimmermann. Der Werth der gelieferten Maschinen stieg von 1 424 466 ℳℳ in 1879/80 auf 1 525 958 in 1881/82, also um 7 %; dagegen stieg die Summe der gezahlten Löhne von 377 400 auf 493 783 ℳ, also um 31 %. 3 1

Sächsische Kammgarnspinnerei zu Harthau. 1881/82 stieg der Lohnbetrag gegen das Vorjahr um 16 %, der Werth der versandten

arne etwa um 14 %. 1 G. Lüneburger Eisenwerk. Die Arbeiterzahl stieg 1881/82 um 6, der Betrag der gezahlten Löhne um 9 %, während das Quantum der gefertigten Gußwaaren um 2,7 % im Vergleiche mit dem Vorjahre seringer wurde. ““ 8 Wir schließen hieran folgende Mittheilung des liner Börsen⸗Telegraphen“:

„Ber⸗

age ein gar so weiter Spielraum von der Theorie in Anspruch ünen⸗ erscheint es uns um so mehr von Wichtigkeit auf eine der Praxis angehörende Thatsache hinzuweisen, in welcher für die Beurtheilung der sozialen Lage ein sehr schätzenswerther Beitrag geboten wird. In dem uns vorliegenden Geschäftsbericht der Gewerk⸗ schaft der Zeche „ver. Westphalia“ konstatirt die Direktion, daß die Steigerung der Arbeieslöhne eine sehr bedeutende war. Sie hat von Anfang bis zu Schluß des Jahres 15 % betragen, eine Ziffer, welche auck nicht annähernd durch die geringe Besserung der Kohlenpreise ausgeglichen werden konnte. Der allgemein konsta⸗ tirte wirthschaftliche Aufschwung ist daber bis heute in erster Linie den Arbeitern zu Gute gekommen.“ Wir glauben nicht, daß die Direktion der Gewerkschaft Westphalia den letzteren Satz, wie es den Anschein hat, im Sinne des K gascrochen I 8 8 1 ee, die unsere t, der E111“ wenn der Kohlenindustrie eine oder doch wohl thut, dieselbe durch eine Reduktion der Arbeitslöhne herbei⸗

Politischen Nachrichten“

Berliner

schreiben:

16M“

Die Ausfuhr russischen Holzes über die russischen und preußischen Ostseehäfen hat auch im verflossenen Geschäftsjahre eine Zunahme er⸗ fahren ein Beweis, daß die russischen Händler sich durch den deutschen Holzzoll in seiner dermaligen Höhe oder vielmehr Niedrig⸗ keit nicht sonderlich genirt fühlen. Ueber Riga allein wur⸗ den für nahezu 13 Millionen Rubel exportirt, und welche Dimensionen die Holzzufuhren aus den nordwestlichen Pro⸗ vinzen und Polen nach Danzig annehmen, zeigt das in den Berichten der Provinzgouverneure konstatirte Faktum, daß die Waldungen jener weiten Gebiete zusehends dahinschwinden. Na⸗ mentlich aus dem Königreich Polen werden Stämme von mehreren Fuß Durchmesser und über dreißig Ellen in der Länge messend, auf der Weichsel massenhaft nach Danzig geflößt. Während der Export russischen Holzes sich im Jahre 1881 auf Rubel bezifferte, erreichte er 1882 den Betrag von 35 illionen.

Statistische Nachrichten. Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin 88 bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 0. Mai bis inkl. 26. Mai cr. zur Anmeldung gekommen: 174 Ehe⸗ schließungen, 841 Lebendgeborene, 25 Todtgeborene, 637 Sterbefälle. Die Volkszählung vom 1. Juni 1880 in den Ver⸗ einigten Staaten von Amerika. (Stat. Corr.) Am 1. Juni 1880 betrug die Gesammtbevölkerung des großen transatlantischen Staatenbundes nach dem „Compendium of the Tenth Census“ 25 518 820 Personen männlichen und 24 636 963 weiblichen Ge⸗ schlechts. Davon waren 43 402 970 weiße und 6 752 813 farbige Menschen; unter den letzteren befanden sich 105 465 Chinesen, 148 Japaner und 66 407 civilisirte (angesiedelte) Rothhäute; der Rest waren Schwarze und Mischlinge Von der Gesammtbevölkerung waren 43 475 840 im Gebiete der Union und 6 679 943 in fremden Ländern geboren. Von diesen Eingewanderten stamm⸗ ten aus Großbritannien und FIrland 2 772 169 (dar⸗ unter 1 854 571 Irländer), aus Deutschland 1 966 742, aus britisch Amerika 717 157, aus Schweden und Norwegen 376 066, aus Frankreich 106 971, aus China 104 468. Da überhaupt 105 465 Chinesen vorhanden waren, so müssen 997 als ortsanwesend gezählte Chinesen außerhalb Chinas geboren sein, und zwar wahrscheinlich fast sämmtlich in den Vereinigten Staaten selbst. Der Strom der Ein⸗ wanderer vertheilte sich auf die einzelnen Staaten der Union ganz verschieden; die größte Zahl (1 211 379) eingewanderter Personen besaß New⸗York; in Illinois lebten 583 576 Fremde, in Massa⸗ chussetts 443 491, in Wisconsin 405 425, in Michigan 388 508, in Cali⸗ fornien 292 874, in Minnesota 267 676 und in New⸗Jersey 221 700. „Eigenthümlich müssen sich die Altersverhältnisse des aus fremden Ländern zugewanderten Theiles der Unionsbevölkerung gestalten; denn die ältesten Klassen stammen aus einer langen Reihe von Einwande⸗ rungsjahren, und die jüngsten werden nicht durch Geburten, sondern durch beständigen Nachschub nur ganz schwach ergänzt. Unter 3 521 635 eingewanderten Weißen männlichen und 3 038 047 weib⸗ lichen Geschlechtes, deren Alter bekannt war, finden wir auf je 10 000 vertreten; die Altersklassen von 0—1 Jahr mit 8 ½ bezw. 10, von 1—5 Jahren mit 80 ½ bezw. 92, von 5— 10 Jahren mit 175 ½ bezw. 200 ½, von 10 20 Jahren mit 866 bezw. 1027 ½, von 20 30 Jahren mit 1815 bezw. 1844, von 30 40 Jahren mit 2421 bezw. 2301 ¼, von 40—50 Jahren mit 2061 bez. 2034, von 50— 60 Jahren mit 1490 bez. 1400, von 60—70 Jahren mit 763 bezw. 734, von 70 bis Ses Näbfen mit 257 ½ bezw. 279, von über 80 Jahren mit 61 bezw. 77.

Gerade weil in der gegenwärtig so vielfach erörterten sozialen

Ordnen wir die eingewanderten Deutschen nach ihren Heimath⸗ ländern, so erhalten wir folgende Reihenfolge. Es stammten aus Preußen 743 227, aus Bayern 171 699, aus Baden 127 855, aus Württemherg 108 223, aus Hessen 72 490, aus Sachsen 48 708, aus Mecklenburg 45 959, aus anderen und nicht näher bezeichneten Staaten Deutschlands 648 551 Personen.

Von diesen in Deutschland Geborenen lebten die meisten im Staate New⸗York (355 913); demnächst folgen die Staaten llinois (235 786), Ohio (192 597), Wisconsin (184 328), Pennsylvania (168 426), Missourt (106 800), Michigan (89 085), Jowa (88 268), Indiana (80 756), Minnesota (66 592), New⸗Jersey (64 935), Mary⸗ land (45 481), California (42 532), Texas (35 347), Nebraska (31 125), Kentucky (30 413).

Wenn wir die Vertheilung der Deutschen auf die großen Städte der Republik verfolgen, so finden wir folgende Zahlen. Es lebten am 1. Juni 1880 in

New⸗York . 163 482 Deutsche = 13,6 % der gesammten Bevölk. Chicago. 75 205 14,9 6e“ Philadelphia . 55 769 3 8

Brooklyn 55 339 9 98 2

St. Louis. 54 901 15Ib 2

Cincinnati . 46 157 1 =— 18)181 8 Baltimore. 34 051 1 102 5

Milwaukee. 31 483 2 5 8

Die in den Vereinigten Staaten von Amerika geborenen Nach⸗ kommen eingewanderter Deutscher sind hierbei nicht zu den Deutschen gezählt worden; andernfalls würde sich die Zahl der letzteren sehr beträchtlich höher stellen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Zur Lutherfeier hat der Pfarrer Emil Kleist zu Creuzburg in Ostpreußen eine Sammlung „Lutherlieder“ (Leipzig, Carl Reißner) veröffentlicht, deren Ertrag als Beisteuer zur Wiederher⸗ stellung der verfallenen und deshalb geschlossenen evangelischen Kirche zu Bischofstein im Ermlande verwendet werden soll. Die Lieder sind theils geistliche, Luthers Lehre preisende, theils Volkslieder, deren Stoff dem Leben des Reformators entnommen ist. Die Lieder sind sämmtlich tiefem religiösem Gefühl entquollen und zeugen von dich⸗ terischer Begabung. Die Mehrzahl der Lieder ist nach bekannten 6 zu singen und ihnen auch dadurch Volksthümlichkeit ge⸗ ichert.

Das Juniheft der „Deutschen Rundschau“ bringt zu Anfang die Gabe einer zeitgenössischen Novellistin, „Jakob Szela“ von Marie von Ehner⸗Eschenbach, ein fesselndes, bewegendes und er⸗ schütterndes Kulturbild aus den 1846er Tagen der Erhebung in Galizien, welche hier in kurzen Strichen meisterhaft ge⸗ schildert wird und aus der sich plastisch die Figur des Bauernführers Szela hervorhebt. Einen geist⸗ und inhalts⸗ vollen Beitrag hat Professor Ernst Curtius in seinem Artikel: „Die Griechen als Meister der Kolonisation geliefert; in knappen Zügen schildert uns der berühmte Historiker die weltbewegende Koloni⸗ sationsthätigkeit der Hellenen und geht nachher auf die Mission Deutschlands, Kolonien zu gründen, über. Weitere abwechselungs⸗ reiche Bilder aus seiner politischen Thätigkeit und seinem hierdurch bedingten bunten Wanderleben giebt uns Freiherr von Richthofen in seinen Erinnerungen: „Ein preußisches Beamtenleben“. Die Fort⸗ setzung der Erzählung: „Aus zwei annektirten Ländern“ schildert die Stimmung in Hannover kurz vor der 1866er Kriegserklärung, dann den Marsch der hannoverschen Armee von Göttingen nach Langen⸗ salza und schließlich die Katastrophe daselbst. Der Direktor der administrativen Statistik in Wien, Professor von Inama⸗ Sternegg veröffentlicht eine Studie „Vom Nationalreichthum“. Der Anfang des Romans „Gift“, von Alexander L. Kielland, führt sodann wieder einen nordischen Schriftsteller in die deutsche Literatur ein. Kielland behandeit hier die Schulfrage, die Ueberbürdung der Schuljugend mit Arbeit und zum Theil todter Gelehrsamkeit. In der Rubrik „Die Berliner Theater“ bespricht Karl Frenzel die neuen Stücke der Saison; unter „Kunst⸗ und Kunstgeschichte“ werden die neuen Gemälde Arnold Böcklins sowie die neuen Erwerbungen der Königlichen Gemälde⸗Gallerie besprochen. Die Politische Rundschau⸗ und literarische wie bibliographische Notizen bilden den Beschluß des abwechslungvollen Heftes.

Die in Leipzig den 2. Juni d. J. erscheinende Nr. 2083 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbilduriaeg⸗ Zum 100 jährigen Jubilaäum der Erfindung des Luftballons. 9

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