1883 / 127 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 02 Jun 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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verden, als manches Andere, was man dem Gewerbeleben t habe. vesg hnnächst nahm der Bundeskommissar Geheime Re⸗ ferunge⸗Rath Bödiker das Wort: g Meine Herren, der Herr Vorredner hat die Statistik bemängelt, auf welche wir, wie er sagte, besonders estolz⸗ wären. Woraus er 8- geschlossen hat, das weiß ich nicht, es ist dies eine ebenso billige aime, wie die Behauptung, es sei von hier aus mit Erregung ccen worden. Wenn man von hier aus mit Erregung gesprochen 1 weiß ich nicht, wie man ruhig sprechen soll. Die Statistik tn , gegenüber den Ausführungen des Herrn Vorredners, vümmen in Schutz zu nehmen in der Lage. Wenn bei der in Lesung von hier aus gesagt wurde, für Preußen können vom te 1874 ab die Zahlen für die Handlungsreisenden nicht ge⸗ tset werden, weil eine Kontrole nicht mehr geübt wurde so nar der Wortlaut, wie der Herr Vorredner gesagt hat —, so sehen Sie in der Statistik selbst auf Seite 1 unter A. in der betreffenden Svalle unter 1875 und 1876 kleine Zahlen, und in der Anmerkung seht, daß für diese Jahre die Zahlen nicht mehr geliefert werden bönnen, man hätte sie künstlich interpolirt; es ist also genau dasselbe gesagt, wie damals. Für die späteren Jahre haben die Landräthe fhrerscits Kontrole über die von ihnen ausgestellten Scheine geübt, und es ist nur im Wege der Erhebung bei den Land⸗ rithen möglich gewesen, Ihnen für die Jahre von 1877 an die Zahlen zu bringen. Aber Sie sehen, wie die Statistik selber angiebt, in den Jahren 1875 und 1876 waren keine Zahlen zu liefern, weil die Kontrole gefehlt hat, genau das, was auch früher gesagt worden ist. Es mußten nunallerdings für alle Jahre Zahlen eingefügt werden eventuell durch künstliche Interpolation, um nicht bei der Gesammtsumme auf ein falsches Refultat zu kommen; das geschieht im Nothfalle bei allen Sta⸗ iistiten so. Der Herr Abgeordnete meinte, daß der schlechte Geschäftsgang und manches Andere diese Vermehrung der Hausirer und Handlungs⸗ reisenden zur Folge habe. Wenn Sie sich einmal die einzelnen Staaten ansezen wollen, so werden Sie doch z. B. bei Hamburg, welches entschieden im Aufblühen begriffen ist, nicht behaupten wollen, daß Hamburg zurückgehe, wenn im Jahre 1870 die Zahl der Hausirer 233 und im Jahre 1882 1513 betrug. Aehnlich ist es mit Bremen, da ist das Verhältniß 85: 644, und was die Handlungsreisenden an⸗ langt, so haben wir auch dort seit dem Jahre 1870 Steigerungen in ähnlichen rapiden Zahlen, zum Beispiel in Sachsen von 2400 auf 730U, in Württemberg von 1500 auf 4000, in Baden von 900 auf 27 in Mecklenburg⸗Schwerin von 200 auf 800, in Weimar von W auf 500 u. s. w. Die kleineren Staaten entsprechen dem zum Theil. (Zuruf links: Bremen!) Bremen ist allerdings unerheblich heruntergegangen; von 388 auf 332. Also der Rückgang der Geschäfte ist an und für sich in jenen Zahlen nicht zu erkennen; aber die Bewegung selbst wird durch dieselben ge⸗ treu ersichtlich gemacht, und das ist gerade der Zweck der Statistik. Der Herr Abg. Büchtemann wollte ja ein klares Bild haben von den Verhältnissen; nun Sie es besitzen, paßt es den be⸗ treffenden Herren nicht in den Kram, ergo wird die Statistik selber angefochten. Dann sagte der Herr Abgeordnete in Bezug auf die Handelskammer in Frankfurt a. M., das wären Aeußerungen, die hier verlesen wären, wofür die Handelskammer die Verantwortung ab⸗ lehne. Letzteres ist nicht der Fall. Nachdem bereits bei der ersten Berathung, wenn ich mich nicht sehr irre, von dem Hrn. Abg. v. Köller der vorjährige Bericht der Handelskammer von Frankfurt ähnlichen Inhalts hier angezogen war, wird sich die Handelskammer,

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von sehr jungen Leuten angehört, daß da unt dem hier berührten Gebiete dina 4“

ungeschehen blieben. Aber, meine Herren, diese Fälle Missefr Kenntniß und werden, da wir viel 111“ haben, auch viel strenger aufgefaßt, als irgend anderswo.

8 Darum, meine Herren, halte ich mich für verpflichtet, hier aus⸗ drücklich zu erklären, daß, wenn mit einer gewissen Vorliebe der Offiziersstand hier in die Debatte gezogen ist, und zwar auf dem Gebiete der Unsittlichkeit (Widerspruch links, Unruhe), ja wohl, meine Herren, Sie haben nur auf dem Gebiete (Unruhe, Glocke des Präsi⸗ denten.) Sie haben nur auf diesem Gebiete des Offizierstandes ge⸗ dacht in Ketractasst der E1“ bagg wenn dies geschehen, Ihnen zu erklären, daß kein Stand im ganzen Deut Rei isti der nach dieser Richtung hin günstiger stht. sche Ken Nach Ablehnung eines Vertagungsantrages bat der Abg. Reiniger um Streichung des letzten Absatzes im Antrage Ackermann (Ausschließung der Wein⸗ und Tabacksreisenden von den Beschränkungen des Antrags), eventuell um ge⸗ trennte Abstimmung über die beiden darin genannten Ka⸗ deeen

ver Abg. Frohme bemerkte, bei einer so wichtigen De⸗ batte sei die Thatsache im Auge zu behalten, wich ner Zu⸗ nahme der Zahl der Hausirer nicht aus der Vorliebe für dies Gewerbe resultire, sondern daraus, daß bei den jetzigen wirth⸗ schaftlichen Zuständen so viele Existenzen ruinirt seien, daß die Personen im Hausirhandel das einzige Mittel fänden, sich zu ernähren. Wenn der Offizierstand hier in eine so schmutzige Debatte gezogen sein solle, so erwidere er dem Kriegs⸗Minister, daß die große Masse derer, welche durch die fatalen wirthschaftlichen Verhältnisse gezwungen sei, zum Hausirgewerbe überzugehen, jedenfalls auch Anspruch auf Achtung und Ehre zu erheben habe. Alle Hand⸗ griffe, die von der rechten Seite geschehen, seien thatsächlich nur Mittel im Kampfe gegen die Gewerbefreiheit. In Frank⸗ reich und Belgien habe man solche Angriffe nicht mehr, weil bei der Revolution die Majorate und Fideikommisse vernichtet seien, die in Deutschland noch heut existirten. Deshalb wolle man auf jener Seite Vorwerke vor diese Privilegien legen, damit im Kampfe gegen diese Vorwerke die Kraft der Oppo⸗ sition verbraucht werde. Darum würden die Sozialdemokraten gegen alle Ackermannschen Anträge stimmen. Wenn man im Interesse der Sittlichkeit z. B. den Hausirhandel und die Kol⸗ portage behindern wolle, so könnte er Vieles nennen, was gerade von den Gesinnungsgenossen der Rechten auf diesem Gebiet gesündigt werde. Die Rechte sei gegen den Antrag Baumbach wegen der Druckschriften; die Rechte wolle sie be⸗ seitigen. Warum beseitige die Rechte nicht lieber ihre Traktätchen, welche die Leute verrückt machten, welche die Leute nicht mehr dazu kommen ließen, sich selbst zu verstehen?

Der Abg. von Schalscha erklärte, gegenüber diesem letzten

Worte eines sozialdemokratischen Abgeordneten weise er auf

ein Wort in einer kürzlich vom Abg. Dr. Hirsch herausge⸗

gebenen, an die Arbeiter, auf die derselbe Einfluß habe oder

die das wahrscheinlich auch gelesen haben wird, gehütet haben, ein Jahr später in derselben Weise die Waffen zu Gunsten der Regie⸗ rungsvorlage zu liefern, wenn sie das nicht mit vollster Ueberlegung thun wollte. Allerdings hat die Handelskammer sich nicht mit den sämmtlichen klagenden Aeußerungen geradezu identifizirt und hat gesagt: von anderen Seiten ist gegenüber einzelnen dieser Aeußerungen Werth darauf gelegt, daß die Sache anders läge. Dieser kleine Absatz umfaßt aber nur drei Linien, während die großen Klagen, welche mitgetheilt waren, ipsissimis verbis der Geschäftskreise auf Seite 69 bis 71 zu finden sind. Und, meine Herren, daß die Handels⸗ kammer nicht etwa die Verantwortung für diese Aeußerungen ab⸗ gelehnt, sondern indem sie sie pure wiedergiebt, sich in gewisser Weise ür dieselben verantwortlich macht, sehen Sie aus einem anderen Fnn⸗ auf Seite 59 desselben Werkes, wo es unter der Rubrik c. Handelsgesetzgebung heißt: Von mehreren Seiten sind auch neuer⸗ dings bei uns Klagen über die Höhe der Gerichtskosten eingelaufen. Wir weisen dagegen darauf hin, daß erst am 15. Juni v. J. die Gerichtskostennovelle vom 29. Juni 1881 in Kraft getreten ist, wodurch eine Kostenverminderung herbeigeführt wurde ꝛc. Also hier nimmt die Handelskammer gegenüber solchen Klagen, die sie für unberechtigt hält, ausdrücklich Stellung, wie sie es in dem anderen alle nicht thut, es verhält sich also, wenn man die Sache bei Licht Fallaanis zumgekehrt wie vorher. Daß die verbündeten Regierungen allen Handelskammerberichten nicht immer gleichen Werth beilegen wie der Herr Abgeordnete bemängelte —, Berichten, die nicht, wie dieser Bericht, lediglich Thatsachen, die zu Ohren der Handels⸗ kammer gekommen sind, aus betheiligten Kreisen wiedergeben, daß das gerechtfertigt ist, beweist doch wohl ein Vorkommniß noch aus allerjüngster Zeit aus dem Osten des Reiches, auf welches ich hier nicht näher etnzugehen brauche. 8 Der Abg. Frhr. von Minnigerode erklärte, der Abg. Baum⸗ bach habe an einen Satz aus den Motiven eine Parallele des Handelsstandes mit der Offizierkörperschaft geknüpft; dieser Petglich sei etwas kühn und als er widersprochen habe, habe der Acg. Dohrn gerufen: die Kaufleute seien freilich keine Zunker! Die Collegia des Hrn. Richter hätten also bei dem Abg. Dohrn gewirkt. Wie man hier von „Junker“ sprechen könne, begreife er nicht, da der Offizierstand sich aus allen gebildeten Kreisen rekrutire; er acceptire allerdings jenen Aus⸗ druck, wenn damit gesagt sein sollte, der Offizier sei auch heute noch der Träger der Ritterlichkeit. Das Offiziercorps selle eine geschlossene Körperschaft dar, jedes Mitglied werde von den Kameraden gewählt, jede Ernennung und Beförde⸗ tung liege in der Hand des obersten Kriegsherrn; es liege ihm fern, den ehrenwerthen Elementen unter den Reisenden zu nahe zu treten, aber es könne dabei von einer Körperschaft nicht die Rede sein. Die guten Elemente könnten sich der schlecten nicht erwehren, und was die Konkurrenz hier hervor⸗ gebracht habe, würden ihm Alle bezeugen, die diese Gewächse in der Provinz herumwandern gesehen hätten. Die ehren⸗ werthen Kaufteute würden für die Befreiung von diesen n nur dankbar sein. 3 ierauf ergriff der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Suaes Mnggergeff den r von Schellendorff das Wort: Mane Hara, im Anschluß an die Worte, die Hr. von Minnigerode kben gesprochen hat, und für die ich aufrichtig dankbar bin, halte ich mich doch noch verpflichtet, meiner Verwunderung darüber Ausdruck zu geben, daß gelegentlich der Berathung der Gewerbeordnung dun schon zum zeiten Male exemplifizirt worden ist auf den Stand der Osstiete, welcher doch an und foör sich mit, dem Gewerböleben in der allergeringsten Beziehung steht von allen Stän⸗ den, die überhaupt in dem Reiche vertreten sind. Wenn das nun Pschehen wäre, meine Herren, insofern die guten Eigenschaften des niercorgz, nämlich des Anstandes, Pflichtgefühls und der Chre hier auch bei einer Gelegenheit bei Berathung von Gewerbeangelegen⸗ beiten betrachtet worden wären, dann, meine Herren, könnte das ja Uitr Umständen ganz angenehm für uns sein; wenn es aber geschieht Rier jedekmal auf dem allerschmutzigten Gebiete (oho“ links) h ja wohl, meine Herren, so muß ich auf das Allerlebhafteste nögen protestiren um die Ehre des Standes, dem ich auch an⸗ schöre, auf das Allerbestimmteste zu vertreten. Meine Herren, es

und zwar von Herren gerade des Reichstags, die, glaube ich, u 1 Verständnisses in Anspruch nehmen können, wie andere. also hier gesagt worden ist, es

zu gewinnen hoffe, gerichteten und dem Hause zugegangenen Brochure; da heiße es; „Die Arbeiter rängen theils mit stumpfer Erbitterung, theils mit fanatischem Hinblick auf ein besseres Jenseits, bis die Kräfte versagten.“ Das sage ein Mitglied des deutschen Reichstages, ein Vertreter des deutschen Volkes, des Volkes der Sitte und Gottesfurcht, ein Mann, von dem sich 20 000 christliche Arbeiter leiten ließen! Da müsse er doch sagen, die ganze sozialistische Gesetzgebung sei unnütz, wenn man nicht die Rechte der Kirche wiederher⸗ stelle, und den Arbeitern den christlichen Sinn wieder gebe. Zur Sache sich wendend, bat Redner, den Antrag Ackermann dehe ge und das fortschrittliche Amendement abzu⸗ ehnen.

Der Abg. Dr. Baumbach erklärte, er sei überrascht, daß der Kriegs⸗Minister es für nöthig gefunden habe, einen so unwichtigen Vorgang in solcher Weise aufzubauschen. Er glaube nicht, daß der Minister es gethan hätte, wenn derselbe der Sitzung von Anfang an beigewohnt hätte. Er empfehle dem Minister, wenn derselbe derartige Angriffe mache, vorher anzuhören, was gesprochen werde. Er lege Werth darauf, daß die Sache klar gestellt werde. Er wolle nur sagen, wie bedenklich es sei, einem ganzen Stande gegenüber solche Vorwürfe zu machen, und wie man Protest erheben würde, wenn man so etwas gegenüber dem Offizierstande sage; er wolle keineswegs diesen Stand angreifen, für den er Hochachtung und Interesse habe. Er gebe anheim, ob es am Platze gewesen sei, hierauf so zu entgegnen: das heiße doch mit Kanonen nach Sperlingen schießen! Beide, der Offizier⸗ stand und der Kaufmannsstand, seien nicht Geburts⸗ sondern Berufsstände. Man dürfe doch nicht so weit gehen, daß man den Offizierstand nicht mehr in die Debatte zu ziehen er⸗ laube. Der Offizierstand sei doch nicht so viel besser oder schlechter als andere Stände, daß man ihn nicht in Vergleich ziehen könnte! Derselbe sei doch keine bevorzugte Kaste!

Darauf nahm der Staats⸗Minister Bronsart von Schellendorff das Wort:

Meine Herren! Bezüglich des ersten Vorwurfs, der mir durch die Worte des Abg. Dr. Baumbach gemacht worden ist, daß ich nicht von Anfang an dieser Sitzung beigewohnt habe, glaube ich, bin ich wohl entschuldigt, insofern nicht anzunehmen war, daß bei der Debatte über die Gewerbeordnung exemplifizirt werden könnte auf den Of⸗ fizierstand. Ich konnte das wirklich nicht erwarten, meine Herren, sonst, wenn ich es erwartet hätte, wäre ich von Anfang an hier ge⸗ wesen. Trotzdem ich aber nicht hier gewesen bin, bin ich doch im Wesentlichen ganz zutreffend berichtet worden. Was mir hier gesagt wurde, ist richtig gewesen auch nach dem, was der Abgeordnete Dr. Baumbach eben gesagt hat. 8 Meine Herren, ich habe nur meiner Verwunderung darüber Aus⸗ druck gegeben, daß in der Betrachtung und Erörterung der Gewerbe⸗ ordnung der Offizierstand, welcher doch dem Gewerbewesen ferner steht, als irgend ein anderer Stand, in Parallele und zur Erörterung ge⸗ bracht worden ist bei zwei Fällen, in denen es sich um Fragen der Sittlichkeit handelt. 1 1 Wenn 88 heute der Herr Abgeordnete hier erklärt, daß es nicht seine Absicht gewesen wäre, in diesem Falle einen unmittelbaren An⸗

riff auf die sittlichen Zustände des Offiziercorps zu machen, 1 acceptire ich das sehr dankbar; er hat sich auch sonst in sehr wohl⸗ wollender Weise über das Offiziercorps oder über den Offtzierstand, wie er sich ausdrückte, ausgesprochen. Meine Herren, ich glaube wirklich, wenn der Herr Abgeordnete dieses ja sehr dankbar anzu⸗ erkennende Interesse für den Offizierstand hat, so hat er meiner Meinung nach auf sehr viel anderen Gebieten bessere Gelegenheit, das zu bethätigen, als ihn gerade hier in Verbindung mit derartigen

ingen zu bringen. 1 Vingen iue een Daß die Worte des Herrn Abgeordneten miß⸗ verstanden werden konnten, das ergiebt sich einfach daraus (Unruhe) das ergtebt sich einfach daraus, daß sie mißverstanden worden sind, hier aus dem Hause, von Mitgliedern an und für sich dasselbe Recht des Wenn mir wäre von Neuem der Offizierstand in

i ja bekannt, daß in einem Stande, welcher sich aus so zahlreichen Mligliedern zusammensetzt, dem vor allen Dingen eine große Menge

Parallele gezogen worden, gerade,

wo es sich um Erörterung der⸗

artiger Zustände handelt, so ist es gewiß in der Ordnung, wenn ich 4 hierher komme und den Wunsch ausspreche, doch nicht gerade bei derartigen Debatten mehrfach auf den Offizierstand zu exemplistziren, 8 denn dasselbe, was der Herr Ahbgeordnete erreichen wollte, hätte er auch erreicht, wenn er keinen besonderen Stand angeführt hätte, und 8 namentlich nicht gerade den Offizierstand. bin also der Meinung, meine Herren, daß ich hier weiter

nichts gethan habe als meine Pflicht und Schuldigkeit, indem ich hier⸗ her gegangen bin und die Bitte ausgesprochen habe, daß, wenn, der Offizierstand hier zur Erörterung gelangen sollte, es doch nicht immer in unmittelbarer Beziehung zu derartigen Dingen geschehe, die wirk⸗ lich höchst unangenehmer Natur sind.

Der Bundeskommissar, Geheime Regierungs⸗Rath Bödi⸗ ker bemerkte demnächst:

Meine Herren! Dem Hrn. Abg. Dr. Baumbach gegenüber möchte ich vom Standpunkt der Vorlage und der Motive aus erwidern, daß in den Worten der Motive, die von den bedenklichen Elementen handeln, die im Stande der Geschäftsreisenden enthalten wären, be⸗ ziehungsweise in den Kreisen, welche unter diese Bestimmungen der Gewerbeordnung fallen, irgendwie eine Beleidigung des Standes nicht gefunden werden kann. Ich sollte zunächst meinen, man könnte von einem Stande in diesem Sinne hier überhaupt nicht wohl sprechen; aber abgesehen hiervon, liegt die Thatsache, daß, nachdem durch die Gewerbeordnung die Bestimmung eingeführt ist, daß Jeder, der irgend ein stehendes Gewerbe betreibt, Waaren aufkaufen und Bestellungen aufsuchen und aufsuchen lassen kann, und insofern Hand⸗ lungsreisender wird im Sinne der Gewerbeordnung es liegt die Thatsache, daß unter diesen Personen viele bedenkliche Elemente sind, zu offen am Tage. Wie die Gewerbeordnung nun einmal lautet, kann jeder Kellerbesitzer, jeder Lumpensammler, jeder Alteisen⸗ händler, wer es auch sei ich will ja gegen die einzelnen Gewerbe absolut nichts einwenden alle diese Leute, mögen sie mit Aepfeln, Gemüsen, Abfällen, Lumpen und was immer handeln, können ihre Reisenden herumschicken zum Aufkaufen und Bestellungen⸗Suchen, und dann sind es eben Handlungsreisende. (Ruf links: das können sie nicht, wenn die Firma nicht eingetragen ist!) Meine Herren, von

Firma⸗Eintragung ist gar nicht die Rede in der Gewerbe⸗ ordnung; in §. 44 heißt es: wer ein stehendes Gewerbe betreibt, kann Reisende ausschicken; da fragt keine

Behörde nach der Firma. Ein Bäcker, der auf Semmeln reisen will, und wenn er ganz allein stände, ist ein Handlungsreisender im Sinne des §. 44 (Widerspruch und Lachen links). Sie mögen es glauben oder nicht. Ich kann Ihnen ja die Interpretation der Ge⸗ werbeordnung nicht aufzwängen, es ist aber so. Und nun ist es vorgekommen wie ich das schon bei der zweiten Lesung hervorgehoben habe —, daß Leute, die Bordelle hielten, die wegen Kuppelei bestraft waren, zu dem Zwecke, um Mädchen anzuwerben für die schnödesten Zwecke, sich Legitimations⸗ scheine als Handlungsreisende geben ließen, um mit diesen Scheinen ausgerüstet, in alle möglichen Häuser, Geschäfts⸗ und Privathäuser um so leichter einkehren zu können. Solche Thatsachen be⸗ weisen, daß diese bedenklichen Elemente in dem Stande der Geschäftsreisenden in der That vorhanden sind. Diese Thatsachen kann ich aktenmäßig vertreten; die Behörde war in dem vorhin er⸗ wähnten Falle überzeugt, daß die angeworbenen Mädchen nach Rotter⸗ dam und Antwerpen expedirt werden sollten. Den Legitimationsschein versagen konnte sie nicht. Das ist ja eben das Unglück der Ge⸗ werbeordnung von 1869, daß alle diese schlechten Elemente auf diese Weise Emissaire ins Land schicken oder selbst umherreisen können unter dem Deckmantel der Handlungsreisenden. Die Kaufmannschaft, die die Sache kennt, protestirt einmüthig dagegen, und auch die

Hanauer Handelskammer würde sich sehr dafür bedanken, wenn sie die Verhältnisse genau kennte, daß alle diese Leute zu ihresgleichen gehören sollten. Es hat der preußische Volkswirthschaftsrath auf der linken Seite des hohen Hauses ja kein besonders großes Gewicht; aber in dieser Körperschaft sitzen doch verschiedene durchaus frei⸗ sinnige Männer, Kaufleute und Fabrikanten, und diese haben an⸗ standslos gerade diese Bestimmung willkommen geheißen. Ich habe Ihnen bereits bei der zweiten Lesung den Referenten des Volkswirth⸗ schaftsraths genannt, den Fabrikbesitzer Dr. Jansen, einen in jeder Beziehung freisinnigen Mann, der noch vor Kurzem im Abgeord⸗ netenhause der nationalliberalen Partei angehörte; jener Herr billigte alle vgse Bestimmungen und mit ihm alle anderen Fabrikbesitzer aus dem Osten und Westen; die Bestimmungen gingen jenem Herrn zum Theil sogar noch nicht weit genug, und weil sie ihm nicht weit genug gingen, votirte er im Ausschuß für Ablehnung der ganzen Vorlage.

Der Abg. Dr. Reichensperger beantragte, im Antrage Ackermann die Ausnahmebestimmung für Taback⸗ und Wein⸗ händler zu streichen.

Der Abg. von Köller betonte, der Abg. Baumbach habe versucht, sich rückwärts zu konzentriren. (Lärm und Zwischen⸗ rufe links.) Er wiederhole das trotz des Widerspruchs der Linken. Derselbe habe den Offizierstand nicht in Parallele gestellt mit dem auch von der Rechten hochgeachteten Kauf⸗ mannsstand, sondern mit solchen Elementen unter den Hand⸗ lungsreisenden, die diesem ehrenwerthen Stande gerade keine große Ehre brächten. (Widerspruch links.) Allerdings dem Abg. Baumbach sei es vergönnt gewesen, beim Kapitel der Handlungs⸗ reisenden auf den deutschen Offizierstand in eigenthümlicher Weise zu exemplifiziren. (Zwischenrufe und fortdauernder Lärm. (Der Abg. Richter lachte.) Das beweise, daß der Abg. Richter kein Gefühl für den Offizierstand habe. (Abg. Richter: Ich habe über Sie gelacht.) Wenn er auch dem Abg. Baumbach glaube, daß derselbe dem Offizierstande nicht habe zu nahe treten wollen, so werde de selbe doch zugeben, daß ihm in der Hitze des Gefechts eine Wendung entschlüpft sei, die er besser nicht gebraucht hätte. Der Abg. Dohrn habe einen Zwischenruf gethan, den er wahrscheinlich für ein Bonmot gehalten habe. Er bitte den⸗ selben, ihm zu sagen, was er mit der kühnen Wendung „Junker seien es freilich nicht“ gemeint habe. Er sei vielleicht der intellektuelle Urheber des neulichen Artikels im „Deutschen Reichsblatt“ mit der Ueberschrift: „Junker und Pfaffen, wie sie sein sollten, und Junker und Pfaffen, wie sie seien.“ Dieser Artikel scheine die Ansichten des Abg. Dohrn aufs klarste wiederzugeben.

Der Abg. Dr. Dohrn dankte dem Kriegs⸗Minister dafür, daß derselbe zugegeben habe, er sei durch ein Mißverständniß veranlaßt worden, so zu sprechen, wie er gethan. Dies Miß⸗ verständniß sei durch einige Herren der Rechten veranlaßt, die, wenn hier das Wort „Offizier“ falle, in die höchste Verzückung geriethen und heute durch die Worte Baumhbachs in einen furor militaris gekommen seien. Was nun die Stellung der Offiziere zu dieser Frage betreffe, so denke man doch daran, daß unter den Han lungsreisenden sich eine große Zahl von Reserveoffizieren besfinde. Er wisse aber überhaupt nicht, wozu hier fortwährend Standesunterschiede hervorgekehrt würden, als ob ein Stand als besonders sittlich, ein anderer als besonders unsittlich privilegirt wäre. Freilich, nach den Reden der Rechten könnte man glauben, daß alle gute Sitte nur bei der Rechten vertreten sei, während doch die von den Konservativen gepredigte Sittlichkeit auf dasselbe hinauskomme, was die Liberalen von jeher als die Interessen der kleinen Herren gekannt hätten; darauf habe sich auch sein Zwischenruf bezogen. Als der Abg. von Köller gesagt habe, die Offiziere könnten nicht in Parallele gestellt werden, habe er gerufen, ja die Handlungsreisenden seien

keine Junker. Auf der einen Seite Beschränkungen und