Marmor; 2) in den anschließenden Seitenhallen (Feldherrnhallen)
32 Büsten verdienter Hrerführer aus der Zeit des Großen Kurfürsten bis in die Neuzeit, in Bronce auf Marmor⸗Postamenten, sowie 3) in der Mitte des großen Hofes die Statue einer Borussia in Marmor. B. Eemälde. 1) in der Herrscherhalle: vier große Wandbilder
an den Stirnflächen der Kuppel — die Errichtung des Deutschen Kaiserreicks unter den Hohenzollern, die Segnungen des errungenen Friedens, die Aufnahme der ruhmreichen Herrscher des Hohenzollern⸗ schen Fürstenhbauses und ihrer Heerführer in die Walhalla und die allegorische Darstellung des gerechten Krieges —; ein idealer Triumphzvg auf einer Zone der Kupppelfläche und die Darstellung der Herrschertugenden — Tapferkeit, Mäßigkeit, Weisheit und Gerech⸗ Ugkeit — auf den 4 Zwickeln der Kuppel, sowie endlich vier Gemälde bistorischen Inhalts — die Krönung König Friedrich I. in Königs⸗ berg, die Huldigung Schlesiens, Aufruf von 1813, die Proklamirung des Deutschen Kaiserreichs zu Versailles — auf den unteren bogenförmig ge⸗ schlossenen Wandflächen zwischen den Pilastern; 2) in den beiden eldherrnhallen auf den gegen Norden gelegenen Wandflächen sechs chlachtenbilder — Fehrbellin, Uebergang über das Haff, Turin, Königgrätz, Gravelotte und Sedan —. Diese eben genannte weitere Ausdehnung der Ausschmückung der Feldherrnhallen durch Malerei stellt sich als eine Mehrleistung gegen die ursprünglichen Kofsten⸗ anschläge dar, welche möglich geworden ist durch anderweit erzielte Minderausgaben, günstige Kontraktsabschlüsse ꝛc. Es ist damit der Anfang gemacht worden zu der schon im ersten Entwurfe des Gesetzes vom Jahre 1876 vorgesehenen, demnächst aber bis auf Weiteres zurückgestellten Ausschmückung der beiden Hallen mit 12 Schlachten⸗ bildern auf den korrespondirenden Wandflächen, welche zufolge Aller⸗ höchster Bestimmung in begleitender Reihenfolge zu den aufgestellten Büsten der Feldherren projektirt und nothwendig sind, da die weiten, in einfacher architektonischer Ausführung gehaltenen Räume neben dem Schmuck durch die aufgestellten Skulpturen, welche für sich allein eine kalte, monotone Wirkung hervorbringen, einer farbigen, künst⸗
lerischen Ausstattung unbedingt noch bedürfen. In bistori⸗ scher und durch die Beziehungen iu den aufgestellten Feldherrnbüsten bedingten Anordnung sollen auf den mit der
Norpwand — welche durch die ausgeführten bezw. in Auftrag gegebe⸗ nen 6 Wandbilder ihre vollständige malerische Ausschmückung gefunden haben wird — korrespondirenden Wandflächen der Ost⸗, Süd⸗ und Westseite die Schlachtenbilder Hohenfriedberg, Leuthen, Torgau, Leipzig. Belle⸗Alliance und die Erstürmung der Düppeler Schanzen zur Ausführung gelangen. Die Kosten für Ausführung dieser sechs Gemälde betragen 180 000 ℳ, welche Summe zur extraordinären Be⸗ willigung beantragt werden muß, da in dem F für die ander⸗ weite Einrichtung des Zeughauses hierfür keine Mittel mehr vor⸗ banden sind. Damit die in voller Ausfü begriffenen Arbeiten zur künstlerischen bezw. malerischen Ausschmü des Zeughauses keine Unterbrechung erfahren, und die Fertigstellung der dem öffent⸗ lichen Besuch noch vorenthaltenen Schmuckräume desselben nicht hinans⸗ gezogen wird, ist die Bewilligung der Summe von 180 000 ℳ für das Etatsjahr 1885/86 erforderlich. Die Verwendung wird durch die Kommission zu erfolgen haben, welcher von den zur Ausführung des Gesetzes vom 17. März 1877 berufenen Ressort⸗Ministern die ander⸗ weite Einrichtung des Zeughauses übertragen ist.“
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8 Statistische Nachrichten.
Semäß den Veröffentlichungen des Katserlichen Gesund- eitsamts w2 in der 7. Jahreswoche von je 1000 Bewoh
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18 t nern, Ja
auf schschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 23,7,. in Breslau 25,9, in Königsberg 30,0, in Cöln 22. a. M. 25,0, in Hannover 20,7, in 21,8, in
Stettin 26,5, in Altona 23,2, in Künchen 32,0, in Nürnberg 28,6, in 25,4, in „ in Stuttgart 27,2, in
i Karlsruhe 22,1, in Hamburg 23,6, in Lübeck —, Budapest 28,8, in Prag 35,9, in Triest 31,9, in Krakau 40,5, 21,2, in Brüssel 34,9, in Amsterdam 26,9, in London 19,1, in Glasgow 28,4, in Liverpool 22,7, in Dubl Edinburg 19,3, in Kopenhagen 19,8, in Stockholm 24,6, stiania 29,3, in St. Petersburg 33,3, in Warschau Odessa 25,4, in Rom 31,9, in Turin 32,0, in Bukarest —, in Madrid 48,8, in Alexandria 360. — In der Zeit vom 11. bis 17. Januar: in New⸗PYork 24,9, in der Zeit vom 25. bis 31. Ja⸗ nuar: in Philadelphia 25,7, irn San Franzisko 19.1, in Chicago —, in St. Louis —, in Cincinnati —, in Kalkutta 36,6, in Bombav
26,5, in Madras 57,6. 1 Beim Beginn und in den ersten Tagen der Berichtkwoche hberrschten an den meisten deutschen Beobachtungsorten südliche und füdwestliche, nur in München östliche Luftströmungen, die aber auch bald nach Südost und Südwest gingen und an den meisten Stationen (in Heiligenstadt und Cöln) sturmartigen Charakter annehmend mit vorübergehendem Wechsel mit Nord und Nordwest bis zum 18. vor⸗ wiegend blieben. — Am 19. ging der Wind in München und Karlsruhe, an den übrigen Stationen erst am 20. nach Nord, Ost Uund Nordost, so daß an den Fö Tagen der Woche östliche und nordöstliche, in Konitz und Karlsruhe auch südöstliche Strö⸗ mungen vorwalteten, die am 21. Februar an den Oststationen und in München bis nach Nordwest, in Bremen bis nach Südost umliefen. — Die Temperatur der Luft war eine für die Jahreszeit hohe und überstieg an allen Stationen die vormale um mehrere Grade Cels. Zu Ende der Woche nahm jedoch die Luftwärme ab, so daß die orgentemperaturen meist unter 0 Grad C., in Berlin und Heiligen⸗ stadt bis — 9 Grad C. sanken. Niederschläge, in der 2. Wochenhälfte meist Schnee, erfolgten häufig und ergiebig. Der beim Wochenbeginn niedrige Druck der Luft nahm unter mäßigen Schwankungen bis zum 18. ab, stieg bis zum 19., sank am 20. von neuem und tief, stieg je⸗ doch am letzten Tage der Woche an allen Stationen, so daß das Barometer zu Ende der Woche einen hohen Stand einnahm. — Die Sterblichkeilsverhältnisse der meisten europäischen Großstädte zeigten in der Berichtswoche nur wenig Veränderungen im Vergleich zur
Vorwoche. n 1* 8. 1 Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen tädte zeigt eine kleine Steigerung auf 25,7 von 25,5 der vorhergegangenen Woche (pro Mille und Jahr berechnet). Die Theilnahme des Säuglinghalters an der Sterblichkeit war wiederum, wenn auch nur wenig, gesteigert. Von 10000 Lebenden starben aufs Jahr berechnet 79 Säuglinge, gegen 78 der Vorwoche, in Berlin 68, in Mün⸗ chen 124. — 85 Unter den Todesursachen zeigen die Infektionskrankheiten meist kleine Nachlässe. Akute entzündliche Prozesse der Athmungsorgane führten etwas mehr, Lungenphthisen sogar in erheblich gesteigerter ahl zum Tode. — Masern riefen in München, Berlin, Frankfurt a. O., aris, Brüssel, London, Stockholm mehr, in Potsdam, Amsterdam, Glasgow. Kopenhagen weniger Todesfälle hervor. — Scharlach wurde in Berlin, Stolp, Stockholm mehrfach Todesveranlassung; in Amster⸗ dam und Christiania hat die Epidemie abgenommen. — Diphtberitis und Croup riefen, nicht selten in Verbindung mit Scharlach, zahlreiche Sterbefälle hervor, namentlich in Königsberg, Stolp. Königshütte, Landsberg a. W., Mühlhausen i. Th., Frankfurt a. O, Spandau, Altona, Barmen, Triest, Krakau, Brüssel, Amsterdam, Paris, Stock⸗ bolm, Christiania, St. Petersburg, Warschau u. a. war die Zahl der Fpler noch immer eine größere als in der Vorwoche, während in 2,59 Rostock, Dresden, Nordhausen, Berlin, Cbarlottenburg, Semönrg. Elberfeld deren Zahl etwas kleiner geworden ist. — Die eine eiwageit sen Keuchhusten war in München, Berlin, Glasgow zeigten sich al bere in London eine etwas kleinere. — Typhöse Fieber amen nur n in beschränkter Zahl. — Sterbefälle an Flecktyphus theilung. — Ia. St. Petersburg, Granada, Palma je 1 zur Mit⸗ Allgemeinen keine wescasibe und Brrchdurchfälle der Kinder wiefen im 55 an Ruhr — 8 seutschen Städte zelt. — An Kindbettfieber wurden aus n 19 Todesfälle gemeldet. Die Sterblichkeit an
garm
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war eine geringere. Einzelne Pockentodesfälle wurden aus akau, Liverpool, Manchester, Kopenbagen, mehrfache aus rag, Basel, Paris, Alexandria, Warschau, Madrid, Odessa, Venedig, t. Petersburg mitgetheilt; auch in Rom und Turin kamen im Januar Pocken häufig zum Vorschein. In größerer Ausdehnung herrschen Pocken aber in Triest, Wien und London, doch war in letzterer Stadt eine Abnahme der Epidemie ersichtlich. Anfang und Mitte Jannar zeigte sich in den größeren indischen Städten die Cholera in beschränkter Ausdehnung.
Gewerbe und Handel.
Der Aufsichtsrath des Admiralsgartenbades bat be⸗ schlossen, der Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 2 % (gegen 1 ½ % im Vorjabre) in Vorschlag zu bringen.
— Das Kuralorium der Preußischen Hypotheken⸗Aktien⸗ Bank hat in der Sitzung vom 1. d. M. die Bilanz festgestellt. Mit Rücksicht auf den anhaltend niederen Hypothekenzinsfuß wurde die Bildung eines besonderen Pfandbrief⸗Agio⸗Fonds fürl erforderlich erachtet, um die Zurückziehung der 5 %igen Aaio⸗Pfandbriefe Ser. VI. z beschleunigen. Es wurde beschlossen, den Reservefonds der Bank auf die statutenmäßige Maximalhöhe von 1 200 000 ℳ zu bringen und zu diesem Zweck aus dem Reingewinn 87 004 ℳ zu entnehmen. Ferner sollen dem Pfandbrief⸗Agio⸗Fonds 300 000 ℳ aus einer bis⸗ her mit dem Amortisationsfonds verbunden gewesenen Reserve und weitere 60 000 ℳ aus dem Reingewinn überwiesen werden, so daß derselbe vorläufig 360 000 ℳ beträgt. Von dem alsdann noch ver⸗ bleibenden Rest des Reingewinns erhalten die Aktionäre 4 % Divi⸗ — und ein Betrag von 6379 ℳ wird auf neue Rechnung über⸗
ragen.
— In der Aufsichtsrathssitzung der Breslauer Disconto⸗ Bank Hugo Heimann & Co., vom 2. 9. M., legten die Ge⸗ schäftsinhaber die Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr vor und beantragten: von dem Erträgniß nach Abzug der statutenmäßigen Rücklage in den ordentlichen Reservefonds und der Tantième, 5 %, Dirvidende zu vertheilen, der Spezialreserve 40 000 ℳ zumführen, ferner 56 440 ℳ auf ein noch schwebendes Konsortial⸗Engagement zu reserviren, 112 733 ℳ zu Abschreibungen zu verwenden und 15 318 ℳ als Gewinnsaldo auf neue Rechnung vorzutragen. Die Ab⸗ schreibung von 112 733 ℳ dient mit 84 000 ℳ resp. 19 000 ℳ zur endgültigen und vollständigen Begleichung der Engagements mit Lauban und den Sommerfelder Tuchfabriken, deren Abwickelung sich noch ungünstiger gestaltet hat, als seinerzeit angenommen wurde. Der Aufsichtsrath stimmte diesen Vorschlägen zu.
— Nach dem Rechnungsabschluß der Rheinischen Vieh⸗ Versicherungs⸗Gesellschaft zu Cöln pro 1884 beträgt die Gesammteinnahme im Ganzen 193 491 ℳ (+ 42 000 ℳ). Die Ausgaben betragen für Schaden 144 828 ℳ (+ 44 179 ℳ). Für Verwaltungskosten, Provision der Agenten wurden ausgegeben 35 643 ℳ, für Abschreibungen ꝛc. 1570 ℳ, für Dividenden an die Versicherten 1854 ℳ und in Reserve gestellt 17 660 ℳ Es ergiebt sich hiernach ein Verlust von 8064 ℳ, welcher durch Nachschuß⸗Aus⸗ schreibung — ist.
Hamburg, 2. März. (W. T. B.) Die Dividende der Anglo Continental Guanowerke ist auf 7 % festgesetzt worden. — Bei der Konkurrenz wegen Uebernahme von 7 Millionen erste Priori⸗ täten der Holsteinischen Marschbahn erbielt die Gruppe Norddeutsche Vereinsbank, Behrens u. Söhne in Hambura, Diskonto⸗ gesellschaft in Berlin und Rothschild u. Söhne in Frankfurt a. M.
den Zuschlag. Die Verschiffungen 7900 Tons in derselben des vorigen Jahres. olle belebter, für St. Petersburg, 3. W. T. B.) der Südwest⸗Bahngesellschaft im Nominalbetrage von verwandt und die Realisirung der Obligationen dem bekannten Kon⸗
Glasgow, 2. März. (W. T. B.) von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 8500 gegen res Bradford, 2. März. (W. T. B.) W Garne besserer Begehr, Stoffe unverändert.
März. (W. T Der „Neuen Zeit“ zufolge hat der Reichsrath die Emission 4 % Obligationen 29 ½ Mill. Metallrubel genehmigt. Der “ soll zur Deckung der Schuld der Südwest⸗Bahngesellschaft an den Reichsschaß sortium, an dessen r die Berliner steht, übertragen werden. — Die „Nowosti“ melden, die betreffende Kom⸗
mission habe sich für die Konversion der Obligationen der Centralbank des russischen Bodenkredits von 5 auf 4 ½ %
ausgesprochen und der Finanz⸗Minister sich mit der Konverston ein⸗ verstanden erklärt. w Wasbington, 2. März. (W. T. B.) Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten hat im Monat Februar um 3 200 000 Doll. abgenommen, im Staatsschatze befanden sich ultimo Februar 484 470 000 Doll. Verkehrs⸗Anstalten. Bremen, 2. März. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Llopd „Neckar“ ist gestern Nachmittag 6 Uhr in New⸗York eingetroffen.
Berlin, 3. März 1885.
Ueber den „Herakles Epitrapezios“ des Lysippos hat der Konservator der Antiken des Louvre⸗Museums in Paris, Hr. Ravaisson, der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, eine sehr interessante Abbandlung überreicht, in welcher er sich zugleich über die charakterischen Merkmale der Arbeiten dieses berühmten griechischen Bildhauers verbreitet. — Die alten Schriftsteller erzählen, daß Lysippos für Alexander den Großen eine Bronze⸗Statuette des Hercules geschaffen habe, welche dazu bestimmt war, die Mitte eines Tisches zu zieren, und die man daher den Herakles Epitrapezios eenannt hat. Die Statuette war einen Fuß hoch und zeigte den
ohn der Alkmene auf einem Felsen sitzend und die Schulter mit der Haut des nemeischen Löwen bedeckt; seine rechte Hand hielt eine Trinkschale erhoben, seine linke die Keule; sein zum Himmel emporgerichteter Blick schien von dort den Trank der Unsterblichkeit, als Belohnung für seine Heldenthaten, zu erwarten. Alexander dem Großen war, wie Statius erzählt, diese Figur des Lysippos sehr theuer; „er berührte sie gern mit den Händen, welche schon so viele Schlachten gewonnen hatten, erbat von ihr in gefahr⸗ vollen Lagen erleuchtende Eingebung und erzählte ihr in der Ver⸗ schwiegenheit seines Zeltes die Thaten des verflossenen Ta⸗ oder fragte sie um Rath für den nächsten“. Herakles war die Lieblings⸗ gottheit Philipps sowohl wie seines großen Sohnes und findet sich neben den Bildnissen beider Herscher auf den schönsten macedonischen Münzen. Stets war es der Lieblingstraum Alexanders, dem gewaltigen Halbgott ähnlich zu werden und es diesem Vorbilde in seinen, von dem Mythos rühmend berichteten, der Civilisation und der geknechteten und geplagten Menschheit v Wohlthaten gleichzuthuen. — Eigenthümlich sind die Schicksale, welche die Figur gehabt hat. Sie gelangte nämlich später in den Besitz eines anderen großen Er⸗ oberers und Feldherrn, des Hannibal, und dann an Sulla. Im 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung befand sie sich in Rom unter den des Nonius Vindex; von da an aber verliert sich leider jede Spur über ihren Verbleib. Ueberhaupt ist es sehr zu bedauern, sagt Hr. Ravaisson, daß wir unter den antiken Bildwerken, welche uns erhalten sind, nicht eines finden, das man bisher mit Sicherheit hätte dem Lysipp zutheilen können. Und doch sprechen die Alten mit lebhafter Bewunderung über diesen unvergleichlichen Künst⸗ Fi sagen: er habe die Nachbildung des menschlichen Körpers bis zu tem Grade vervollkommnet, die niemals übertroffen worden sei. Als charakteristisches Kennzeichen nennen sie eine über⸗ raschende, kühne Schlankheit, welche bei alledem weder Adel noch Macht und Größe der Auffassung ausschloß. Polypklet hatte schon vor ihm einen großen Fortschritt in der Kunst verwirklicht, in⸗ dem er die harten eckigen Formen der älteren Zeit milderte und die Feinheit und den Reiz der natürlichen, schwellenden Rundung durch seine Behandlungsmethode anstrebte, Lysippos ging noch einen Schritt weiter: er gestaltete seine Figuren größer, gab ihnen 10 Kopfmaße anstatt
8. formte die Extremitäten schlanker und verlieh den oberen Theilen des Körpers eine noch freiere Entwickelung und Ausbildung. (Der be⸗ rühmte sogenannte Apoxvomenos, die Figur eines Athleten, welcher sich mit dem Schabeisen von dem Sande der Arena reinigt — eine im Vatikan aufgestellte, römische Kopie nach Lysippos — bietet ein besonders schönes Beispiel dafür.) Auch soll es ihm gelungen sein, dem Antlitz des Alexander (der nur bekanntlich diesen Künstler für würdig gehalten haben soll, sein Bild in Marmor und Erz zu ver⸗ ewigen) in den von ihm geschaffenen Bildnissen einen löwen⸗ artigen Auedruck zu verleihen, von welchem die Zeitgenossen lebhaft überrascht waren. — Mit diesen Erläuterungen begleitete Hr. Ra⸗ vaisson die Vorlage der Photographie eines Gipsabgusses, welcher früher dem Loupre gehörig, jetzt in der Eoole des beaux-arts in Paris aufbewahrt wird und kürzlich von Hrn. de Clarac publizirt worden ist. Es ist die Nachbildung einer antiken Statuerte, welche den Hercules darstellt, und zwar sitzend, den Kopf gegen den Himmel erhoben, in der linken Hand die Keule, in der rechten Hand 2 wohl als Sinnbilder des Sieges und des Glücks, haltend Diese Hand aber und der rechte Arm scheinen restaurirt zu sein, und es steht der Annahme, daß der Halbgott damit die traditionelle Schale hielt, nichts im Wege. Hr. Ravaisson ist deshalb sehr geneigt, in dieser Statuette eine Wie⸗ derholung des Herakles Epitrapezios zu erkennen, zumal die griechischen Bildner dieses wegen seiner Schönheit berühmte Werk gewiß öfter nachgebildet haben dürften. Und in der That kann Hr. 8 mittheilen, daß sich im Britischen Museum eine den Gipsabguß der Ecole des beauz-arts ähnliche Statuette besindet. Ferner hat er in den Magazinen des Louvre zwei Marmor⸗ statuetten entdeckt, welche trotz ihrer Verstümmelung noch den Typus des Herakles Epitrapezios erkennen sassen sollen und deren schöne Arbeit, ihm zufolge, die Art des verräth. Denselben Styl⸗Charakter zeigt, wie Hr. Ravaiseen des MWeiteren ausführt, die auf Delos gefundene Kolossalbüste (welche vfelleicht keinen Geringeren als Alexander den Großen selbst datstlte), der Torso vom Belvedere, die beiden Kolossalstatuen des Hemlatz in Touyr
der Farnesische Hercules, ein Hercules⸗Kopf im Brittischen —
der sogenannte Fenophon im Loupre und der epheubekränzte scgeranre
Bacchus im Louvpre, welche letzteren nach Hrn. Ravaissont Ansscht ebenfalls den Hercules darstellen. Auch den sogenannten Commadak den Silen mit dem Bacchus⸗Kinde, den Marsyas und den Mertut im Louvre könne man dem Lysipp oder doch seiner Schule zutheilen.
Chemnitz, 26. Februar. Der mitteldeutsche Schützenbund, welcher nicht allein in zahlreichen Orten Deutschlands, sondern auch im benachbarten Oesterreich Mitglieder besitzt und diese alle Jahre in einer der Städte des Verbandes zu einem größeren (9.) Bundes⸗ zusammenberuft, wird ein solches in der Zeit vom 26. bis mit 29. Juli d. J. in Chemnitz abhalten. Schon jetzt werden die Vor⸗ bereitungen für das Fest mit großem Eifer betrieben, auf daß das Bundesschießen recht glänzend gestaltet werde und dadurch Chemnitz aufs Neue beweise, daß es nicht allein eine Stadt der Arbeit ist,
sondern neben der Bethätigung regsten Gewerbefl es auch wohl versteht, Feste zu veranstalten. In * Vor⸗ arbeiten für das Fest theilen sich ein Centralcomitée und
5 Spenzial⸗ oder Fachausschüsse. An der Spitze des ersteren steht der hiesige Ober⸗Bürgermeister Dr. André, welchem die Herren Geheime Regierungs⸗Rath Amtsbauptmann Schwedler, Stadtverordneten⸗ vorsteher Rechtsanwalt Dr. Enzmann und Vorsteher der priv. Scheiben⸗ schützengesellschaft Fabrikant Fr. Hoffmann als Stellvertreter zur Seite stehen. — Aus dem Festprogramm, das in seinen allgemeinen Umrissen bereits festzesegt ist, dürfte die Mittheilung sicher schon jetzt lebhaftem Interesse eegegnen, daß in den Festzug, der für den ersten Festtag geplant ist und an welchem sich alle hiesigen selbstän⸗ digen Innungen, die 14 hier bestehenden Militärvereine, der Turn⸗ verein, die verschiedenen hiesigen Männergesangvereine, ca. 24 an der Zahl, die 5 freiwilligen Feuerwehren von Chemnitz und der Reitelub mit ihren Fahnen, Vereinszeichen und sonstigen Emblemen betheiligen werden, auch eine historische Gruppe eingeschaltet werden soll. die den altbewährten Gewerbefleiß der Stadt Chemnitz, das Entstehen und Wachsen ihrer Industrie versinnbildlichen wird. — Den Festplatz wird der 17 000 qm große, der priv. Scheibenschützengesellschaft ge⸗ vörige Grundkomplex im nahen Altendorf bilden; daselbst werden neben der Festhalle zahlreiche Restaurations⸗ und Vergnügungszelte, Cirkus, Hippodrome, Panoramen u. dergl. Aufstellung finden. Allen — nach wird es auch an verlockenden Ehrenpreisen nicht mangeln.
London, 2. Februar. (Allg. Corr.) Ein gräßliches Unglück ereignete sich gestern Nachmittag in der Artillerieschule zu Shoeburyneß, wo eine Granate in dem Augenblick platzte, als man einen Zünder in dieselbe einsetzen wollte. Einer der Kanoniere wurde sofort getödtet und mehrere der Umstehenden, darunter der Kommandant der Kriegsschule, Oberst Fox⸗Strangways, ferner Oberst Lyons und 6 andere Offiziere lebensgefährlich verwundet. Oberst Fox⸗Strangways hatte sich heute früh einer Amputation bei⸗ der Beine unterhalb der Kniee zu unterwerfen, erlag aber kurz vor 7 Uhr, vollständig erschöpft. seinen Leiden. Oberst Lyvons hatte eine ähnliche Operation zu überstehen, an deren Folgen er kurz nach 8 Uhr gleichfalls verschied. Kapitän Goold Adams unterlag bald nach der Explosion seinen Verletzungen, und den Sergeant⸗Major Dakyn er⸗ eilte dasselbe Schicksal. Dem auf der Stelle getödteten Kanonier Allen war das rechte Bein ganz fortgerissen und der Kopf nahezu vom Rumpf getrennt. Aus irgend einem Grunde wollte der letzte Zünder nicht in die dafür bestimmte Oeffnung gehen, weshalb Allen einige Kraft anwandte, um ihn bhineinzuschrauben, als die Explosion sich ereignete. Die gebrauchten Zünder sind eine neue Erfindung von Oberst Lvons und sollten gestern erprobt werden. Sämmtliche dabei anwesenden 17 Personen wurden durch die Gewalt des Luftdrucks zu Boden geschleudert, und nur wenige waren so glücklich, mit einer bloßen Erschütterung davonzukommen. Außer den bereits Verstorbenen liegen jetzt noch 6 andere Personen darnieder, von denen einige einer Amputation kaum entgehen können. — Explosion ist die dritte, welche sich neuerdings in Sboeburpnef er⸗ eignet hat, obgleich glücklicherweise keine von so fürchterlichen Folgen begleitet gewesen ist, wie die gestrige.
Die Generalversammlung des Preußischen Frauen⸗ und Jungfrauen⸗Vereins findet am Freitag, den 6. Män, Vormittags 11 ½ Uhr, im Saale des Ministeriums der öffentlicen Arbeiten, Wilhelmstraße 79, statt.
Cöln, 2. März. Nachm. 12 Uhr 45 Min. (B. † g ale Domhotel ist soeben eingestürzt; jedoch konnten sich L Insassen desselben auf die Straße retten, da sich der Einftin ü. vorberiges Schwanken und Krachen ankündigte. Das Hai e 1 demnã st einem Neubau Platz machen, und um letzteren beginnen können, war ein Anbau bereits niedergelegt.
Die „Köln. Ztg.“ meldet darüber: ärite det
Cöln, 2. März. Heute Vormittag gegen 11 Uhr stürstt 8 größte Theil des Dom⸗Hotels in sich zusammen. Man wat im 8 nern mit dem Umbau eines großen Saals beschäftigt und 2n heute in der Frühe Risse in den Hauptmauern des Gebäudes,
B) Das
unter gewaltigem Krachen entstanden waren. Hierdurch gewarnt, hatten sich die Gäste und Einwohner des
auses noch zei seflüchtet, ehe die Katastrophe eintrat, sodaß kein nschenleben ctüig gaben ist.
Redacteur: Riedel. — Verlag der Erpeditton (Scholn). Druck:
Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage)