1886 / 243 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 15 Oct 1886 18:00:01 GMT) scan diff

des Königthums, der prächtige Katafalk, an welchem die Wappen der seither verstorbenen Großkreuze des Ordens angebracht waren. Trefflich gruppirte Trophäen aus Waffen, Geschützen und Ausrüstungsgegenständen aller Art verliehen, im Verein mit reichem Blumenflor, dem Ganzen ein pompöses Aussehen. Den Sarg umstanden 6 Sergeanten, dann 6 Hauptleute als Ehrenträger und 4 Stabsoffiziere als Ehrenbegleitung mit öectbes Seitengewehr. Hierzu waren in erster Linie Inhaber der Militär⸗Verdienst⸗Medaille und Ritter des Max⸗ Joseph⸗Ordens kommandirt worden. Während des vom Stiftsdekan Ritter von Türk celebrirten Traueramtes brachte der Kirchenchor im Verein mit sämmtlichen Militär⸗ musiken das Requiem in C von K. Ett zur Aufführung. Gegen 11 Uhr war der Gottesdienst zu Ende und die Truppen rückten mit klingendem Spiel nach ihren Kasernen ab. Von früh 6 Uhr bis Abends 6 Uhr erdröhnt heute auf Oberwiesen⸗ feld viertelstündig ein Kanonenschuß. 14. Oktober. (W. T. B.) Der Staats⸗Minister Frei⸗ herr von Crailsheim ist heute nach Fxankfurt a. M. abgereist, um der morgen stattfindenden Eröffnung des dortigen neuen Hafens und der Kai⸗Anlagen beizuwohnen.

Sachsen. Dresden, 14. Oktober. Wie das „Dresd. J.“ meldet, wird die Rückkehr des Königs von Wien nicht am Freitag, sondern erst am Sonnabend, den 16., früh erfolgen da Se. Majestät zuvor noch dem Erzherzog Karl Ludwig auf Schloß Wartholz einen Besuch abstatten wird.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 13. Oktober. Wie verlautet, wird der Großherzog sich in den ersten Tagen des November zur Vermählung seines zweiten Bruders, des Herzogs Johann Albrecht, Hoheit, mit Ihrer Hoheit der Prin⸗ eessin von Sachsen⸗Weimar nach Weimar begeben und von hrer Haääghichen Hoheit der Großherzogin Marie sowie deren Kindern begleitet sein.

8 F111“ 1I11I1X1 Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 13. Oktober. (Wn. Ztg.) Die gestern im Abgeordnetenhause eingebrachte Regie⸗ rungsvorlage, betreffend die Aufhebung der Rekruten⸗ kontingente im Jahre 1887, ist heute zur Vertheilung gelangt. Die meritorische Bestimmung dieser Vorlage lautet: „Die Aushebung der mit 55 922 Mann für das stehende Heer (Kriegsmarine), dann mit 5592 Mann für die Ersatz⸗ reserve auf die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder entfallenden Jahreskontingente aus den vorhandenen Wehrfähigen der gesetzlich berufenen Altersklassen wird für

das Jahr 1887 bewilligt.“ (Wn. Ztg.) In der heutigen

est, 13. Oktober. Sitzung des Oberhauses wurde die Zuschrift des

*

„die Einfuͤhrung für jedoch als unthunlich be⸗ Ie Er bat den Ausschuß, daß er seine Anträge an⸗ nehmen möge, welche ein wirkliches Gleichgewicht sicherten. Hr. Sadi Carnot bestand besonders auf der Beseitigung des außerordentlichen Budgets und auf der An⸗ nahme des Zuschlages zur Alkoholbesteuerung. Clémenceau fragte: ob die Regierung sich verpflichte, den Gesetzentwurf über die Einkommen⸗ oder Kapitalsteuer einzu⸗ bringen; Hr. Sadi Carnot lehnte jedoch jede Verpflichtung dieser Art ab. Als die Minister sich entfernt hatten, beschloß der Budgetausschuß, das außerordentliche Budget aufrechtzu⸗ erhalten und den Zuschlag zur Alkoholsteuer zu verwerfen.

14. Oktober. (W. T. B.) Beide Kammern

Unterrichts⸗Minister Goblet, die Berathung der Vor⸗ lage über den Primärunterricht auf nächsten 1e a;

anzuberaumen. Bischof Freppel stellte den Antrag, da zunächst das Budget berathen werde, und bemerkte, es sei nothwendig, sich erst über die finanzielle Lage zu informiren, bevor man ein Gesetz votire, das zu neuen Ausgaben verpflichte. Legrand de

Lecelles verlangte die prioritätische Berathung der Vorlage über Zuschlagszölle zu den Getreidezollen. Der Minister Goblet hielt jedoch seinen Antrag auf prioritätische Berathung der Primärüunterrichts⸗Vorlage aufrecht und sein Antrag wurde von der Kammer mit 317 gegen 224 Stimmen angenommen. Der Arbeits⸗Minister Barhaut brachte eine abgeänderte Vorlage wegen Baues der Stadtbahn ein. Von dem Marine⸗Minister Aube wurde der 1“ über die Reorganisation der Flotte vorgelegt, für welche 140 Millionen in Anspruch genommen werden. Die Kammer vertagte sich darauf auf nächsten Sonnabend.

Die Budgetkommission beschloß, unter Aufrechterhal⸗ tung ihrer früheren, von dem Budget⸗Entwurf der Regierung abweichenden Beschlüsse, die Deckung des verbleibenden Defizits von 45 Millionen durch Erhebung einer Ein⸗ kommensteuer bis zum Betrage von 15 Millionen und durch eine Reduktion der Amortisirung um 30 Mil⸗ lionen zu beantragen.

Der Minister⸗Präsident de Freyecinet hat den Gesandten Constans in Peking telegraphisch aufge⸗ fordert, mit der chinesischen Regierung über gewisse Abänderungen des Handelsvertrages, namentlich betreffs der Opiumfrage, Verhandlungen einzuleiten.

Spanien. Madrid, 14. Oktober. (W. T. B.) Das Ministerium hat beschlossen, den Belagerungszustand

Minister⸗Präsidenten, betreffend die Einberufung der Delegationen, zur Kenntniß genommen und die Wahl der Mitglieder auf den 15. d. M. anberaumt. Die Gesetz⸗ entwürfe über die Unzulässigkeit der Pfändung des Betriebsmaterials fremder Eisenbahnen und betreffend die Abänderung des Vertrages mit der Adria⸗Seeschiffahrts⸗Gesellschaft wurden unverän⸗ dert angenommen.

14. Oktober. (W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus hat heute den Antrag des Ausschusses: über die aus Anlaß 89 Jansky⸗Angelegenheit eingegangenen Petitionen zur Tagesordnung überzugehen, mit 162 gegen 76 Stimmen angenommen.

Großbritannien und Irland. London, 13. Oktober. (A. C.) Die Königin wird in diesem Jahre die schottischen Hochlande zeitiger als gewöhnlich verlassen. Nach den bis jetzt getroffenen Anordnungen wird der Hof am Donnerstag, den 8 November, von Balmoral abreisen.

Der Großherzog und die Großherzogin von Mecklenburg⸗Strelitz traten gestern, nach einem längeren Besuch bei der verwittweten Herzogin von Cambridge, die Rückreise nach Neu⸗Strelitz an, wo Ihre Königlichen Hoheiten vor dem auf den 17. d. fallenden Geburtstage des Groß⸗ herzogs einzutreffen beabsichtigen.

Prinz Franz Joseph von Battenberg ist heute früh, von Vliessingen kommend, in England eingetroffen.

St. John (Neufundland), 12. Oktober. (R. B.) Die Regierung hat beschlossen, zum Besten der nothleidenden Fischer 100 000 Doll. zu verwenden und für diese Summe Nahrungsmittel einzukaufen, die nach den verschiedenen Häfen geschickt werden sollen. Allein der Fogo⸗Kreis braucht 2000 Fässer Mehl. In Neufundland ist augenblicklich eine starke Schutzzollbewegung im Gange.

Während der letzten 7 Jahre hat das arme Irland, nach der „Cork Constitution“, nicht weniger als 360 000 Pfd. Sterl. zur Landliga beigesteuert, d. h. mehr als 50 000 Pfd. Sterl. jährlich. Im Einzelnen wurden hiervon verwandt zum . Vertheidigungsfonds“ 17 961 Pfd. Sterl.; dem „Parnell'schen Ehrengeschenk“ 33 808 Pfd. Sterl.,; dem Ehrengeschenk für Sexton 5363 Pfd. Sterl.; den Advokatengebühren an W. O'Brien 8200 Pfd. Sterl. Für Diäten irischer Parlamentsmitglieder sind 7200 Pfd. terl. berechnet und außerdem für den irischen Parlaments⸗ hh extra 6592 Pfd. Sterl. Einige Buchungen lassen an

ibestimmtheit nichts zu wünschen übrig. So figuriren z. B. 160 000 Pfd. Sterl. unter der Ueberschrift: „Wahrscheinliche Ausgaben für Versammlungen und Vertheidigung von An⸗ eklagten“. Die „Landliga der Frauen“ und der Fonds zum Besten der Gefangenen hat 39 176 Pfd. Sterl. bekommen. Fün die Hülfsbedürftigen aber sind in den ganzen sieben Jahren nur 942 Pfd. Sterl. verwandt.

14. Oktober, Abends. (W. T. 8 Von dem engli⸗ chen Vizekonsul in Rustschuk ist der Regierung angezeigt worden, daß die Nachricht, bei einer in Rustschuk stattgehabten offentlichen Versammlung sei eine De⸗ pesche des früheren Fürsten Alexander verlesen worden, wonach derselbe nach Bulgarien zurückkehren würde,

enn er als Fürst wiedergewählt werden sollte, jeder Be⸗ ründung entbehre. Ebenso unbegründet sei die ehauptung, daß der englische Konsul dazu gerathen abe, den Forderungen Rußlands Widerstand zu ’. es habe keinerlei Versammlung dieser Art statt⸗ ei eine 1 lcerenioeblich Depesche des Fürsten Alexander

Frankrei 1 8 Budgetausschut aris, 13. Oktober. 5 J in Grundsatz nach für Püir 89 udget⸗Entwurf, wobei er

6 inkommensteuer aus⸗

von morgen ab aufzuheben.

Serbien. Belgrad, 14. Oktober. (W. T. B.) Der Ober⸗Inspektor der Eisenbahnen, Petkovic, reiste heute nach Konstantinopel als serbischer Delegirter zur Berathung über die Vereinigungs⸗ und Grenzstation der serbisch⸗türkischen Eisenbahn bei Vranja.

Bulgarien. Sofia, 14. Oktober. (W. T. B.) Einer Meldung der „Polit. Corresp.“ zufolge beantwortete die bulgarische Regierung die russische Note, betreffend die Ungültigkeit der Wahlen, mit dem Hinweis auf die unter der Aegide eines russischen Kommissars ausgearbeitete bulgarische Verfassung, nach welcher die Sobra nje der ausschließliche Richter über die Gültigkeit der Wahlen sei.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 15. Oktober. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ be⸗ merkt mit Bezug auf ein Telegramm der „Neuen freien Presse“ über die Wahlenthaltungen in neun bul⸗ garischen Wahlbezirken: daß diese Meldung die Be⸗ trachtungen des Journals über die bedauerlichen Umstände decis e unter welchen die bulgarische Nationalversammlung gewählt worden sei.

Amerika. New⸗York, 12. Oktober. (A. C.) Der Staatssekretär Bayard hat die Bestätigung der Nachricht erhalten, daß der Befehlshaber des canadischen Kreuzers „Terror“ die amerikanische Flagge auf dem Schooner „Marion Grimes“ in Shelburne Harbour hat einziehen lassen. Das Auswärtige Amt tadelt die Handlungsweise des Kapitäns der „Marion Grimes“, die amerikanische Flagge aufzuziehen, während das Schiff beschlagnahmt war, da dadurch die einer befriedi⸗ genden Lösun entgegengehende Fischereifrage nutzlos komplizirt werde. Es scheint, daß der Befehlshaber eines amerikanischen Zollkutters die Flagge der kürzlich bei Alaska beschlagnahmten britischen Schiffe herabziehen ließ. Der Zwischenfall in Shelburne Harbour wird wahrscheinlich wenig ernstliche Folgen nach sich ziehen.

nr Einweihung der Bartholdi'schen Statue

der Freiheit, welche am 28. d. M. stattfinden soll, werden ausgedehnte Vorbereitungen getroffen. Der Tag wird als ein Feiertag beobachtet werden, und es wird ein groß⸗ artiger Umzug arrangirt.

Süd⸗Amerika. Argentinien. Buenos Ayres, 12. Oktober. (R. 2 Der neuerwählte Präsident der Argentinischen Republik, Dr. Juarez Celman, hat sein Amt angetreten. Für den abtretenden Präsidenten, General Roco, fand eine großartige Kundgebung statt. Mehrere tausend Personen begleiteten ihn vom Palais nach seiner

Tö- Dr. Pacheco wurde zum Finanz⸗Minister ernannt.

Zeitungsstimmen.

Der „Westfälische Merkur“ bemerkt mit Bezug auf das Liebäugeln einzelner Blätter mit der Sozialdemokratie: „Wenn die Sozialdemokraten selbst solche Sophisterei treiben, so begreift sich das; aber wir verstehen nicht, daß Blätter anderer Par⸗ teien solch ungereimtes Zeug mit Andacht nachbeten. Die Lehre dieser Schule ist das Laisser-passer, laisser-faire auf politischem Gebiete. Sie sagen: Wenn die Revolutionäre die monarchischen Institutionen angreifen und für die Republik Propaganda machen, so müßt Ihr sie gewähren lassen; wenn sie in theoria den sanigsmorn ver⸗ theidigen, so mußt Ihr das dulden, wenn sie das Christenthum verhöhnen und alle Heiligthümer des Glaubens in den Koth ziehen, so dürft Ihr sie nicht stören, denn nur auf diese Weise könnt Ihr Monarchie und Kirche wirksam stützen und schützen!! Das ist, alles Phrasenthums und rhetorischen Beiwerks entkleidet, in der That die

haben heute ihre Berathungen wieder aufgenommen. Der Senat setzte die Tagesordnung für die nächste Sitzung fest und vertagte sich sodann auf nächsten Dienstag. In der Deputirtenkammer beantragte der

1111“

nackte Lehre unseres liberalen Doktrinarismus, es ist wirklich so, daß 6 man von dem deutschen Volke verlangt, einen solchen Widersinn zu glauben, gegen den die tollsten Theorien des Wollprofessors Jäger noch als tiefdurchdachte Spekulationen erscheinen. Sollte man glauben, daß es und sonst verständige Menschen giebt, welche, dem „Berliner Volksblatt⸗ folgend, die Wiener Verschwörung zu Jeremiaden über das deutsche Sozialistengesetz be⸗ nutzen? Es ist in der That so, und diese Beobachtung ist äußerst betrübend. .. . Wir halten die deutsche Politik gegenüber den sozial⸗ revolutionären Parteien für die einzig richtige. Nirgends sind die Revolutionäre so zahm, so anständig, so bescheiden, als in Deutsch⸗ land, und wenn wir der Wahrheit die Ehre geben wollen, so müssen wir sagen, daß das hauptsächlich die Bismarck⸗Puttkamer'sche Er⸗ ziehung zu Wege gebracht hat. An ihren Früchten soll man auch jede Politik erkennen, und wenn wir behaupten, daß Bismarck die deutschen Rothen mehr eingeschüchtert hat, als man in jedem anderen Lande der Welt bei ihren Gesinnungsgenossen finden wird, so fragen wir jeden Unbefangenen: Ist das wahr, oder ist das nicht wahr?“

Das„Deutsche Wollen⸗Gewerbe“ schreibt in einer Umschau in der Fachpresse des Auslandes: 1

Schon einige Mal haben wir im Wollen⸗Gewerbe darauf hin⸗ gewiesen, mit wie großer Aufmerksamkeit die Fachpresse des Auslandes die Fortschritte der deutschen Industrie, ganz besonders diejenigen zunserer deutschen Wollen⸗Industrie, in der letzten Zeit verfolgt, und wie wenig sie sich die Mühe nimmt, ihren Aerger, ihr Uebelwollen und ihre Mißgunst, welche sie darüber empfindet, zu verbergen. Diese Erscheinung tritt uns ganz besonders in den uns zuletzt zugegangenen Nummern derselben entgegen. Von jenseits der Vogesen, von jenseits des Kanals, ja selbst die Fachpresse über dem Occan, alle, fast möchte man glauben wie auf Verabredung, erheben sie ein Geschrei über die böse deutsche Industrie, als den gefährlichen Wolf, der ihnen, den harmlosen Lämmern, auf Schritt und Tritt nachstellt und sie zu vernichten droht. Wir hoffen auf die Zustimmung unserer Leser, wenn wir bei den Ausfällen dieser Blätter etwas länger ver⸗ weilen und zu diesem Behuf der Reihe nach je einem französischen einem englischen und einem nordamerikanischen Fachblatt hier das Wort ertheilen; die Nutzanwendung für uns ergiebt sich dann daraus von selbst.

Beginnen wir, wie billig, mit dem streitbarsten unter denselben; lassen wir unserm liebenswürdigen Elbeufer Kollegen zuerst das Wort. Wir haben, so sagt derselbe ungefähr, schon zu wiederholten Malen darauf hingewiesen, wie verderbenbringend die deutsche Konkurrenz unserer nationalen Industrie zu werden droht, wie viel dieselbe an dem Niedergange unseres Handels verschuldet, und wie nothwendig es ist, diese Thatsachen, welche Frankreich seine Lebensinteressen unter⸗ graben, mit allen Mitteln zu bekämpfen. Wir haben jede Gelegen⸗ heit wahrgenommen, unseren Lesern ganz dringend ans Herz zu legen, unserm „Erbfeind“ überall, insbesondere aber auf dem Boden der geschäftlichen Konkurrenz, mit aller Rücksichtslosigkeit entgegen zu treten. Wir haben die Berichte unserer Konsuln und die Briefe unserer in fremden Ländern ansässigen Kaufleute veröffentlicht, welche sämmtlich auf die ernsten Gefahren aufmerksam machen, die uns durch die deutsche Konkurrenz bedrohen, und welche gleichzeitig auch die Mittel angeben, wie man derselben am wirksamsten begegnen könne. Wir wissen, daß die französischen Kaufleute und Fabrikanten diesen Ermahnungen gegenüber nichts versäumten, und konstatiren mit Vergnügen, daß sich eben jetzt unter denselben eine große Bewegung vollzieht, welche täglich an Umfang zunimmt; man stellt Betrachtungen

an und macht Studien, welche nothwendiger Weise eine nachhaltige 8 Wirkung haben werden. Es ist aber dringend nothwendig, sich damit zu beeilen und sich nicht von den anderen Völkern überholen zu lassen, welche wie wir in ihrem kommerziellen Wohlstand durch die deutsche Konkurrenz bedroht sind.

Das französische Blatt konstatirt dann mit Behagen, daß die Engländer die nämlichen Klagen erheben, und findet es interessant, daß namentlich die englischen Konsuln in ihren Berichten von den verschiedensten Punkten der Erde die nämlichen Beschwerden gegen die deutsche Konkurrenz zum Ausdruck bringen. Es folgt dann eine lange Reihe dem „Le Travail Nationa]“ entnommener Konsularberichte, von denen wir hier nur die wichtigsten in ganz kurzem Auszug wiedergeben. 8

So schreibt Sir J. Lee an den Unter⸗Staatssekretär im Ministerium Gladstone, Mr. Brice, unter Anderm: Unser aus⸗ wärtiger Handel ist nahezu ausschließlich in fremden Händen, in Mexiko speziell sind es lediglich deutsche Agenten, welche denselben nahezu vollständig an sich gezogen haben. Ein Anderer schreibt ebenfalls aus Mexiko: Eine der hauptsächlichsten Ursachen des Niedergangs des englischen Handels ist die Gewohnheit der „Britischen Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft“, nur Fremde als Agenten anzustellen; in Vera⸗Cruz sind alle Agenten Deutsche. Ueberhaupt sind die Deutschen, so heißt es in demselben Bericht, unsere gefährlichsten Konkurrenten in Mexiko; der englische Kaufmann denkt viel zu sehr an sein Vergnügen, er kann daher dem Deutschen gegenüber nicht aufkommen. Mr. Mitchell, englischer Konsul in St. Petersburg, betont, die englischen Handlungsreisenden müßten intelligenter sein und außerdem die Sprache des Landes kennen, wenn sie mit ihren österreichischen und deutschen Rivalen erfolgreich konkurriren wollen. Mr. Blunt, englischer Generalkonsul in Saloniki, schreibt, die Eng⸗ länder müßten den Geschmack zdund die Gewohnheiten der Bewohner besser studiren, wenn der englische Handel in der Türkei bessern Erfolg haben solle; der deutsche Handel beherrsche den Platz. Von Genua berichtet man der Londoner Handelskammer: Die Deutschen wüßten mit vielem Geschick die Fabrikate anderer Länder nachzuahmen, die englischen Tuche würden von ihnen ganz genau kopirt, sie werden in den nämlichen Tuchsäckchen und in englisches Papier eingepackt versendet und viel billiger geliefert als diese. Ganz genau dasselbe lasse sich von den Fabrikaten von Krefeld und Elberfeld sagen. Der englische Konsul White in Tanger schreibt: Die englischen Tuche wurden von den deutschen und österreichischen Tuchen von den Märkten in Marokko verdrängt; ihre Qualität ist zwar etwas geringer, aber sie sind viel billiger. Der englische Vize⸗Konsul Frest berichtet aus Tetuan: Mit Ausnahme der geringen Qualitäten sind die englischen Tuche von den hiesigen Märkten verschwunden, an ihre Stelle sind die hesee e getreten. In London, so fügt das Blatt hinzu, werden eine Masse Textil⸗ fabrikate, Jerseys, Shawls, Kleiderstoffe und Tuche deutschen e prangs verkauft, deren Fabrikmarken alle in englischer Sprache abgefaßt sind. Man sehe also, daß sich in Deutschland unter der „Herrschaft der Schutzzölle“ eine großartige Ausfuhr entwickelt habe; und es sei dies geschehen entgegen den schönen Theorien der Manchesterschule, was die freihändlerischen Herren Engländer wohl zum Nachdenken veranlassen dürfte, umsomehr als dieselben keine Menschen seien, welche ein ibnen u⸗ gestoßenes Mißgeschick auf die Dauer ertragen! Sie werden alle Ar⸗ strengungen machen, um ihren Handel wieder densenigen Rang in der Welt einnehmen zu lassen, von dem sie durch die Deutschen verdrängt wortn seien, und die Franzosen würden klug handeln, wenn sie die Englände keinen Vorsprung machen lassen. Frankreich solle aus den Schwianz keiten, in die der englische Handel gerathen sei, Nutzen ziehen, inden es seine kommerzielle Umgestaltung zur Ausführung bringe, die der Versammlungen und der langen Reden über diesen Gegenltand sei vorüber; bett endlich müsse gehandelt werden. . . ..

ruhiger und ernster, als dies ja schon dem Charakter des ischen Volkes entspricht, behandelt die englische Fachpresse diesen Eö’“ Hören wir, was der in Manchester erscheinende „Textile

darüber sagt. Ist es möglich, so leitet diese angesehene eng d Fachzeitschrift einen längeren Artikel über dieses Thema ein, daß gi⸗ Prosperität des englischen 18 ihren Zenith wirklich über⸗ schri een hat, daß Englands hne die Fähigkeit verlernt haben, Fekilchtitte zu machen und daß die noch vor Kurzem so hochgeachtete englische Industrie bestimmt ist, ihrem Untergang entgegen zu gehen? ir wissen, daß die Zeiten schlecht sind, aber deshalb liegt doch keine zeranlassung vor, zu verzweifeln; allerdings dürfe man die Hände nicht in den Schooß legen. Leider aber, so sagt das genannte Blatt ungefähr weiter, gebe es unter den Söhnen Englands gar viele, die