1888 / 213 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 21 Aug 1888 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 21. August. Se. Majestät der aiser und König begaben Sich gestern früh 7 ¾ Uhr mit dem Dampfer „Alexandria“ nach Spandau und besichtigten da⸗ selbst das 4. Garde⸗Regiment z. F. und das 3. Garde⸗ Grenadier⸗Regiment Königin Elisabeth.

Um 11 Uhr erfolgte von dort die Rückfahrt, während welcher der Chef des Civilkabinets Sr. Majestät Vortrag hielt. Se. Majestät speisten Nachmittags 3 Uhr mit dem Offizier Corps des Lehr⸗Infanterie⸗Bataillons im großen Kasino in Potsdam und begaben Sich um 5 Uhr zum Adler⸗ schießen des 1. Garde⸗Regiments z. F. nach dem Katharinenholz.

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Anläßlich der kürzlich erfolgten Wahl eines Stell⸗ vertreters des zweiten von den Arbeitgebern zu wählenden nichtständigen Mitgliedes des eeeerbmes amts war der Zweifel angeregt worden, ob die den Landes⸗ Versicherungsämtern unterstellten industriellen Be⸗ rufsgenossenschaften, welche gleichfalls zur Betheiligung an dieser Wahl aufgefordert waren, dazu auch berechtigt seien und ob nicht vielmehr in dieser Theilnahme eine Beeinträchtigung des Wahlrechts der ausschließlich vom Reichs⸗Versicherungsamt ressortirenden Berufsgeno eenschaften liege. Demgegenüber hat das Reichs⸗Versicherungsamt in einem kürzlich an sämmtliche vJe rstände gerichteten Rundschreiben, wie die „B. P. N.“ mittheilen, darauf aufmerksam daß die den Landes⸗Versicherungeämtern vnhesesslen eerufs⸗ genossenschaften dadurch nicht außer jeden Konne mit dem Reichs⸗Ve samt gebracht seien, da die Zuständigkeit des letzteren vielmehr sich auch bezüglich dieser Berufsgenossenschaften auf ein weites Gebiet allgemeiner Ausführungsbestimmungen und spezieller Entscheidungen erstrecke, und daß es deshalb sachlich durchaus begründet wenn die den Landes⸗Versicherungsämtern unterstellten nossenschaften an den len zum Reichs⸗Versicherungsamt theilnähmen. Das Gleiche sei der Fall mit den landwirth⸗ ftlichen Beru ossenschaften und mit den für die Unfall⸗ versicherung n staatlichen Aufsichtsbehörden.

Durch Allerhöchste Ordre vom 10. d. M. ist genehmigt worden, daß die dem Chausseegeld⸗Tarif vom 29. Februar 1840

üngten Bestimmungen wegen der Chaussee⸗Polizei⸗ ergehen auf die von dem Saalkreise im Regierungsbezirk erseburg erbauten Chausseen: 1) von Böllberg nach Wörmlitz, 2) von Braschwitz über Plößnitz nach Niemberg, 3) von Niemberg über Schwerz bis zur Schwerzer Provinzialstraße 4) von der Naumbor Wettiner Chaussee über Dössel nach dem Birnbaum an der Garsena⸗Rothenburger Chaussee, 5) von Dössel nach Dobis, 6) von Lebendorf nach der Grube Georg zur Anwendung kommen.

Der Kaiserliche Botschafter am russischen Hofe, von Schweinitz, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Für die Dauer der Abwesenheit desselben von St. Petersburg fungirt bis auf Weiteres der Legations⸗ Sekretär Graf Vitzthum von Eckstädt als interimistischer Geschäftsträger.

Der Chef⸗Präsident der Ober⸗Rechnungskammer, Wirk⸗ liche Geheime Rath von Stünzner, ist von seiner Urlaubs⸗ reise nach Potsdam zurückgekehrt.

Der Kaiserlich und Königlich süiseerfiscrüngenisch Botschafter am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Graf Széchényi, hat einen ihm bewilligten Urlaub angetreten. Für die Dauer der Abwesenheit desselben von Berlin fungirt der Botschafts⸗ Rath von und zu Eissenstein als interimistischer Ge⸗ schäftsträger.

Frankfuxt a. M., 20. August. (W. T. B.) Der italienische Minister⸗Präsident Crispi ist heute Nach⸗ mittag um 3 ½ Uhr hier eingetroffen und im Frankfurter Hof abgestiegen. b

21. August. (W. T. B.) Heute Vormittag 9 Uhr 5 Minuten ist der Minister⸗Präsident Crispi via Bebra⸗ Göttingen⸗Hannover nach Hamburg weitergereist und begiebt iih von dort heute Abend nach Friedrichsruh.

Bayern. München, 20. August. (W. T. B.) Die Kaiserin von Oesterreich ist mit der Prinzessin Valerie mittelst Extrazuges heute Nachmittag in strengstem eebh hier eingetroffen und in dem Hotel „Zu den vier hahreszeiten“ abgestiegen.

Württemberg. Stuttgart, 20. August. (St.⸗A. f. W.) Die Erbgroßherzogin von Sachsen⸗Weimar ist vor⸗ gestern zum Besuch des Königs und der Königin in ß Friedrichshafen eingetroffen.

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gen“ lesen wir:

stattgehabten Ergänzungswahlen für die Bezirkstage und Kreistage darf im Allgemeinen als ein erfreuliches bezeichnet werden. Ist den veae; zu den gedachten Körperschaften mit Rücksicht auf die den etzteren tische Bedeutung nicht beizumessen, die politische Seite jener Wahlen in mehreren Fällen um so stärker in den Vordergrund, als gewisse Elemente in einzelnen Wahlbezirken

versteckter Bearbeitung der Wähler ein Ergebniß zu Stande zu bringen, welches der Welt beweisen sollte, daß die Bevölkerung den Maß⸗ nahmen, welche die Regierung in neuerer Zeit zur nachdrücklichen Wahrung der deutschen Interessen zu ergreifen sich veranlaßt gefunden hatte, einen entschiedenen Widerspruch entgegensetze.

jüngsten Revolution verließ, den Präsidentenposten nieder⸗ gelegt hat und sich wahrscheinlich nach Frankreich begeben wird. Der Gesandte fügt hinzu, daß General Boisrond⸗ Canal als provisorischer Präsident fungire, und daß die Kammern n sind, um einen Nachfolger

für General Salomon zu wählen.

Afrika. Aus Suakim, vom 16. August, liegt folgendes Telegramm vor: . 8

Die Abessynier haben den Derwischen unter Abu Anga zwischen Metammeh und Gondar eine ernste Niederlage beigebracht. In Galabat steht eine große abessynische Streitkraft, und König Johannes lat einen hohen Eid geschworen, Khartum einnehmen zu wollen. Der Khalif ist in hbohem Grade beunruhigt. Die Meldung von Lupton Pascha's Ableben wird von Augenzeugen bestätigt. Er starb nach kurzem Krankenlager Anfangs Juli an der Aus⸗ zehrung oder an einem ähnlichen Brustleiden und wurde als Maho⸗ medaner beerdigt. Der Khalif bedauerte sehr den Tod Lupton Pascha's, da er sich im Arsenal als so nützlich erwiesen hatte. Lupton hinterläßt eine abessynische Frau und eine Tochter. Hier in Suakim herrscht Ruhe. Das itglienische Ka⸗ nonenboot „Provana“ kam hier am „Dienstag von Massovah an und wird am Sonntag wieder die Rückreise antreten. Die Amarars und Hamdabs haben eine für Osman Digma be⸗ stimmte Karowane von Getreide und Waaren geplündert, und die Jemalads belegten eine Waarenladung mit Beschlag, die Osman Digma auf der Kassala⸗Berber ⸗Route abgeschickt hatte, woraus deren Feindseligkeiten gegen die Herrschaft des Khalifen ersichtlich sind. r Züchtigung dieser Stämme ent⸗ sandte Osman Digma 800 Mann, aber es ist nicht unwahrscheinlich, daß erstere seine t brechen werden. Die benachbarten Stämme sind des Mahdismus herzlich müde, und die Anhänger Osman’s werden täglich unzufriedener. Der Handel ist nur schleppend. Von Agig und Tokar sind die Anzeichen hoffnungsvoller. Das Tele⸗ grap bel ist reparirt worden.

8 Zeitungsstimmen.

In einem Artikel der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ über die Stellung der Regierung zu den parla⸗ mentaris Parteien heißt es am Schluß:

Unsere Fraktionsbildungen im Parlament wie in der Wähler⸗ schaft sind bisber nicht von der Stetigkeit und Festigkeit, daß sich eine die Regierung selbständig beeinflussende Fraktion herstellen ließe. So lange dies nicht oder doch nur vorübergehbend der Fall ist, werden die Fraktionen, welche die Reichspolitik über die Fraktionen

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stellen, genöthigt sein, auf dem Wege der Kompromisse untercinander Sund mit der Regierung ihre Mitarbeit an der Politik und Gesetzgebung des Reiches zu bethätigen,

und die Regierung wird die Aufgabe haben, den Frieden der staats⸗ freundlichen Fraktionen untereinander und ihre eigene Verständigung mit denfelben nach Kräften zu pflegen, ohne selbst zur Parteiregierung zu werden. Sie wird sich dabei gegenwärtig zu halten haben, daß in den Parteiblättern in der Regel nicht die Ueberzeugungen und Bestrebungen der Parteien im Ganzen zum Ausdruck zu gelangen

pflegen und daß die extremen Minoritäten jeder Partei in der Regel

das stärkste Bedürfniß haben, im Namen der letzteren das Wort in

der Presse zu führen.

In der „Landes⸗Zeitung für Elsaß⸗Lothrin⸗

Das Ergebniß der am 4. und 5. August in Elsaß⸗Lothringen

zugewiesenen Aufgaben an sich eine erhebliche poli⸗

so trat dieses Mal doch

estrebt waren, nicht in offenen Kundgebungen, sondern auf dem Wege

Diese Bemühungen haben sich nicht allein fast durchgängig als vergeblich erwiesen, es sind sogar einige Männer mit großer Stimmen⸗ mehrheit gewählt worden, welche mit dem Hinweise darauf, daß unter der wanchen Regierung Freiheit und Ordnung herrsche, sich mit einer bisher noch nicht dagewesenen Rückhaltslosigkeit auf die Seite des Deutschthums gestellt haben.. 1 -

In gleichem Maße erfreulich ist die in einigen lothringischen Bezirken erfolgte Wahl von Altdeutschen sowie die in mehreren Fällen erfolgte Ersetzung der bisherigen Mandatsinhaber durch Vertreter der regierungsfreundlichen Richtung.

Die „Frankfurter Zeitung“ schreibt zu der Er⸗ öffnung des neuen mhofs in Frankfurt a. M.:

Der neue Bahnhof ist der nach ein Werk der Staats⸗ bahn. ben auch militärische Gründe bei der Anregung des Plans eine große Rolle gespielt, so ist doch bei der Ausführung für alle Verkehrsinteressen in ausreichendem Maße Sorge getragen worden. Das Werk ist daher in seinem Wesen eine Schödfung der staatlichen Ver⸗ kehrspolitik Bedenkt man noch, daß diese Schöpfung so fern vom Mittel⸗ punkt des Staats liegt, so wird man nicht umhin können, in der weitschauenden und aller Engherzigkeit abholden Politik, welche zu solchen Ergehnissen führt, einen neuen Triumph des Staatsbahn⸗ systems zu erblicken, und man wird diesem seine warme Anerkennung nicht

Frankreich. Paris, 20. August. (Köln. Ztg.) Im

Departement der Charente Inférieure erhielt Boulanger 57 484 und Lair 42 416 Stimmen. Boulanger ist somit in allen drei Departements, in denen seine Kandidatur aufgestellt war, gewählt worden.

(W. T. B.) Die republikanischen Abendblätter schreiben die dreifache Wahl Boulanger’s zum Depu⸗ tirten dem Umstande zu, daß die Wahl in durchweg kon⸗ Departements stattgefunden habe. Der „Temps“ gagt, das Ergebniß der Wahl sei ein erniedrigendes in Bezug auf den nationalen gesunden Menschenverstand und in Bezug auf die Loyalität der Politik, aber durchaus kein beunruhigendes, weil Boulanger seinen Triumph ausschließlich der Koalition der Konservativen ver⸗ danke. Diese Koalition sei aber nicht beunruhigender als die⸗ jenige vom 16. Mai. Von mehreren Blättern wird ausgeführt, daß das Ergebniß der gestrigen Wahlen vor Allem die Ohn⸗ macht der radikalen Regierung beweise.

Niederlande. Haag, 20. August. (W. T. B.) Der König, welcher sich im Schlosse Loo befindet, ist seit einigen Tagen von einem katarrhalischen Leiden befallen und in Folge dessen das Bett zu hüten genöthigt.

Amerika. Washington, 17. August. (A. C. m Senat wird die Abstimmung darüber, ob 82 51 92 vertrag ratifizirt werden soll oder nicht, am 21. d. stattfinden. 5 Der hiesige haytische Gesandte erklärt, daß

eneral Salomon, welcher Hayti beim Ausbruch der

versagen dürfen. Wenn jetzt der Staat ein Werk geschaffen hat, das auf viele Jahre hinaus den Erfordernissen der Verkehrsentwickelung genügt, so darf sich die Stadt wohl ein Beispiel daran nehmen.

Die „Deutsche volkswirthschaftliche Corre⸗ spondenz“ bemerkt:

Ganz absonderlich ist die Art und Weise, wie die „Frei⸗ sinnige Zeitung“ zu Nutz und Frommen ihrer Leser den Bericht der landwirthschaftlichen Verwaltung mit Kommentaren versieht, resp. im Sinne einer freisinnigen manchesterlichen Denkungsart zubereitet⸗ In dem Bericht, heißt es dortselbst, werde ja unumwunden ausge⸗ sprochen, daß erst in Folge der modernen Entwickelung des Eisenbahn⸗ wesens und des Dampfschiffverkehrs große Quantitäten von Getreide alljährlich aus denjenigen Ländern, die Ueberfluß daran haben, nach solchen Ländern verschickt werden, die nur auf mangelhafte oder wenigstens unsichere Ernten rechnen können.

„Nach der agrarischen Weltanschauung“, so fährt das Blatt fort, „ist es nun die Aufgabe der Gesetzgebung, dieser Wirkung der modernen Verkehrsentwickelung entgegenzuarbeiten. Das Zollwesen und alles, was drum und dran hängt, soll so gestaltet sein, daß so wenig Getreide nach Deutschland hineinkommt, wie dies vor etwa 50 Jahren der Fall gewesen ist. Nun haben wir die Frage auf⸗ zuwerfen: Ist diese moderne Entwickelung des Verkehrswesens ein Glück oder ein Unglück? Wäre es gerechtfertigt, den Wunsch zu hegen, daß diese Entwickelung des Eiseubahnwesens und der Dampfschiffahrt nicht statt⸗ gefunden hätte? Wir glauben, es wird Niemand den Muth gewinnen, die Feage in dieser Weise zu beantworten. Die Entwickelung der Dampf⸗

raft, aus der mit Nothwendigkeit Eisenbahnfracht und Dampfschiff⸗ fahrt hervorgingen, ist im Kulturfortschritt von unermeßlicher Be⸗ deutung. Es wird Niemand sich den Zustand zurückwünschen, der in früheren Jahrhunderten bestanden hat. Und wenn nun diese Ent⸗ wickelung ein Glück ist, welchen Sinn hat es dann, Maßregeln zu treffen, welche die Folgen desselben wieder aufheben? Wenn es aber

völlig verschiedener, ja gewissermaßen gegensätzlicher Phasen der Weltwirthschaft wirthschaft bilden. zugleich der Abschluß einer mehr als der Preise auf dem Weltmarkte. 1850 73 in Bezug auf einzelne Produktionszweige, wie die Gesammtlage der Preise einige Rückschläge und Stockungen auf, dieselben haben aber keine andere Bedeutung, als Oscillationen in der stetig aufsteigenden Arde der Preise zu sein. Seit 1874 dagegen ist in den meisten und wichtigsteu Handelsartikeln ein stetig zunehmender Rückgang der Preise cingetreten. Vorübergehend wurde in den Jahren 1881—83 gehofft, daß die rück⸗ Wüs⸗ Bewegung ihren Abschluß erreicht habe und eine Periode seigender trügerisch. Es war nur eine kurze Schwankung vach oben gewes und bald setzte sich die rückläufige Bewegung in verschärftem Tempo

ein Unglück wäre, wie könnte man es rechtfertigen, daß unser Staat

und Reich selbst Mittel aufbieten, Entwickelung zuzueignen?“ b

Es verlohnt sich, diesen Uebertreibungen näher zu nreten Und da muß denn sofort konstatirt werden, daß es sich hier seines. wegs um ausschließlich agrarische, sondern um solche Arnschaumngen handelt, welche die Schutzzöllner den Freihändlern gegenüber vertreien Dieselben Erwägungen, welche die „Freisinnige Zeitung“ hier 58 Zwecke der Bekämpfung r Anschauungen vorführt, gelten 8 dans gleichem Maße auch für unseren Handel und unsere In⸗

wstrie. Den vorstehenden tionen zufolge hat Staat nicht

nat das mindeste Recht, diejenigen Wirkungen e kontroliren, welche die moderne Verkehrsentwicklung gebracht oder doch perschärft hat. Weil der Staat selbst Eisenbahn

und Dampfschiffe baut zu dem Ende, um der Industrie und da „des eigenen Landes dienlich zu sein, deshalb dar nun beileibe auch nicht die allergeringste Maßregel ergreifen, 8* es sich zeigt, daß vorerst der deutsche Handel und die 8 Industrie den von Außen gegen sie unternommenen A noch nicht gewachsen sind. So thöricht es ist, irgend Jemand zuzumuthen, als sehne er sich nach denjenigen Zuständen zurück, m selche vor 50 Jabren, ja vor nur zwei Dezennien bestanden, eben thöricht ist es, lediglich einer Theorie zu Liebe, an den Staat die ae muthung zu stellen, er müsse, weil Eisenbahnen und Dampfschiffe einmal in fortschreitender Entwickelung begriffen seien, lediglich diese Entwickelung wegen, resp. um eines 2 rinzipes halber, Ohren auch dann verschließen, wenn es sich zeigen sollte, der rapiden Entwickelung der Verkehrswege ganze Klassen der Be völkerung und ganze Serien von Industrien zu Grunde gerichtet werden. CEs ist ein abgebrauchtes Mittel der wfortichriktüch manchester lichen Partei“, stets dann, wenn nach der Ueberzeugung andere Staatsbürger die fortschrittliche Bewegung nicht in dem napide Tempo sich zu vollziehen hat, wie diese Himmelsstürmer es woll von der Rückkehr zu mittelalterlichen Formen zu sprechen. Auch hie ist von den Zuständen früherer Jahrhunderte die Rede, zu welch wir angeblich zurückkehren, wenn wir fortfahren, unsere nati 2.2 und unsere nationale Arbeit fürderhin zu schützen. E Zlick auf die statistischen Daten des letzten Dezenniune geüög aber, um insbesondere an der Getreidecinfuhr darzuthan daß dieselbe keineswegs die Rückkehr „von Hungersnoth und schrecklich dunklen befürchten läßt, daß dieselbe viah⸗ mehr sowohl aus Oesterreich⸗Ungarn als aus Rußland, as Amerika und aus Ostindien in ganz bedeutender Weise zugenonta hat und daß allfallsige Beschränkungen der Einfuhr durchaus nmitt Anderes bezwecken konnten, als einer allzu heftigen, die deutsche Lamn wirthschaft ruinirenden Steigerung derselben vorzubeugen. Wer ie viel beweist, beweist nichts, und die furchtbaren Schilderungn von den Wirkungen der Zölle leiden in ihren kraffsn Ueb treibungen sehr bedenklich an dem „Zuvielbeweisen“; weniger ma auch hier mehr gewesen.

Unter der Ueberschrift „Weltmarktspreise und Wirth schaftspolitik“ schreibt die „Post“:

Die Jahre 1873/74 bilden in ganz anderem Maße einen Merk stein in der wirthschaftlichen Entwickelung nicht blos in Deutschland sondern aller Länder der Erde, als man zu jener Zeit und noch Jahre

lang nachher annahm. Während man damals die Milliarden⸗Zeit und den folgenden Krach als eine vorübergehende Störung der volks⸗ wirthschaftlichen Entwickelung anzusehen und anzunehmen pflegte, daß nach Ueberwindung der Krisis diese ihren durch dieselbe unterbrochener Gang Ee. werde, kann heute ein Zweifel darüber nicht mehr bestehen, daß jene Jahre die Grenzscheide zweie

und damit zugleich der deutschen National⸗ Das Jahr 1873 ist der Höhepunkt und dabei zwanzigjährigen Periode steigen⸗ Wohl weist auch die Zeit von

Preise beginne, allein diese Hoffnung erwies sich als

fort, sodaß im Jahre 1886 die Preise vieler wichtiger Waaren, theils auf, theils selbst unter das Niveau gesunken waren, welches sie vor der mit den Goldentdeckungen in Kalifornien und Australien beginnen den Periode steigender Preise hatten. Das Jahr 1887 weist, someit ersichtlich, bei einer großen Reihe wichtiger Waaren einen Stillstan in der rückläufigen Bewegung der Preise auf; daß es den Endpm dieser Bewegung bedeutet, wagen wir indessen noch nicht zu hoffen. Dahs weicht die nunmehr ein halbes Menschenalter andauernde Period rückgehender Preise insofern von den früheren ab, als, während sani einem Preisdruck der Erzeugnisse des Gewerbefleißes als ausgleichenze Moment eine Steigerung der Preise der Rohprodukte nebenher⸗ gehen pflegte und umgekehrt, gegenwärtig sowohl die Waars denen die menschliche Arbeit, als diejenigen, bei denen die Na⸗ den Hauptfaktor bilden, in gleicher Weise sinkende Preise au Langandauernder, stetiger und allgemeiner, alle Zweige der Pro umfassender Rückgang der Preise ist die Signatur der Periode 1873/74; diese weist somit einen geradezu entgegengesetzten Charait wie die unmittelbar vorhergehende auf. ie tief einschneidende Wirkungen die andauernde Verändert in der Tendenz der Preisbewegung auf die eeneehes Produktiond und Einkommensverhältnisse haben muß und gehabt hat, liegt auf de Hand. In letzterer Beziehung ist es für Deutschland, im Gezeni namentlich zu England, charakteristisch, daß der Arbeitslohn von den allgemeinen Rückgang der Waarenpreise und den steigenden Schmi rigkeiten der Produktion glücklicherweise nur in geringem Maße bech flußßt worden ist und sich im Allgemeinen auf dem Niveau erhalke at, welches er, von einzelnen Ausschreitungen der Gründenjabr abgesehen, Anfangs des vorigen Jahrzehnts erreicht hatte. Esi klar, daß in Folge dessen die deutschen Arbeiter sich nicht nur Ange sichts der niedrigen Preise der wichtigsten Lebensbedürfnisse im Durh schnitt erbeblich besser stehen, als am Schluß der vorhergehende Heriode, sondern daß auf sie auch eine erheblich größere Quote de Volkseinkommens entfällt, als damals, sie mithin auch im Verglei mit der größeren Mehrzahl der Gewerbetreibenden, Landwirthe, Kap talisten relativ ungleich besser stehen, als zu jener Zeit. Indem wir uns vorbehalten, auf die Ürsachen des geschilderte PE“ Vorganges zurückzukommen, beschränken wir u darau hinzuweisen, daß in denselben zugleich die natürliche Erklärn und Rechtfertigung des Umschwunges in der Wirtbschafts⸗, vor Allen der Zell⸗ und Handelspolitik liegt, welcher, wie in den meisten Ir dern des europäischen Kontinents, seitdem in Deutschland eingeireten- ist. In den Zeiten dauernder steigender Preise ist die Konsumtion, in Zeiten dauernder sinkender Preise ist es umgekehrt roduktion, welche in erster Linie der Fürsorge und de cußen der Staatsordnung bedarf. Wie in jenen daher ein mit der wirthschaftlichen Entwickelung der Nation fortschreitende Beseitigung der Zollschranken nicht nur möglich, sondern auc zweckmäßig war, so ist in der gegenwärtigen umgekehrt die Politik thunlichsten Schutzes der nationalen Arbeit vor den Wirkungen des allgemeinen Preisrückganges die allein richtige, den Interessen der Nation entsprechende. Dem Fürsten Bismarck gebührt das Verdienst, den Charakter und die Bedeutung des 1873/74 vollzogenen Um schwunges in der Weltwirthschaft, wie Nasse sich ausdrückt, mie divinatorischem Blicke schon in einer Zeit erkannt zu haben, wo ma sich im Allgemeinen noch einer kurz vorübergehenden Krisis gegeni glaubte, und unbeirrt durch den lauten Widerspruch zahlreicher Tlcg. retiker und Praktiker rechtzeitig die deutsche Zoll⸗ und Handeltpolitt in die richtigen Bahnen gelenkt zu haben. 8