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1“ eiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Mittwoch, den 31. Oktober
1888.
umrrvnns
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der Zeit vom 14. bis 20. Oktober cr. von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben Lönele. in he; 1I Breslau 23,6, in Königsberg 24,6, in Köln 3,9, in 8 ur ah. 8 1894 in Wiesbaden 23,3, in Hannover 22,1, 8. 77, in München 28,8, in Nürnberg 22,4, in Augsburg 23,6, in Dresden 19,9, in Leipzig 17,5, in Stuttgart 11,9, in Karlsruhe 21,7, in Braunschweig 31,1, in Hamburg 27,3, in Wien 22,7, in Pest 22,7, in Prag 22,8, in Triest 21,7, in Krakau 30,2, i ede. heece en Bräser 284, in Paris 91,3, in Basel —, in Bühnr Glasgow 21,3, in Liverpool 19,7, in Dublin 24,2, Christiania 175 in teeohenhaen Wb1“ “ 795 . Petersburg 23,3, in Warschau 30,3, L11““ Rom 22,1, in Turin —, in Venedig 16,6, in 1 legen “ Ferner in der Zeit vom 23. bis 29. September er. “ 28,8, in SHi 16,9, 8 e 19,0, in da 290,9, in Bombay 26,4, in Madras 42,1. 8
Die Sterblichkeit blieb auch in dieser Berichtswoche in den meisten größeren Städten Europas im Allgemeinen eine günstige, Fagkeicauch aus einem großen Theile derselben etwas höhere Sterb⸗ geringen Sterblichkeit (noch ni⸗ ,0 pr. M. u. Jahr⸗ erfreuten sich Stuttgart, Bremen und Barmen. Günstig (bis 20,0 pr. M.) war die Sterblichkeit in Berlin, Dresden, Leipzig, Frankfurt. a. M., Straßburg, Kassel, Darmstadt, Mannheim, Amsterdam, Liverpool, Lon⸗ 9 Erirbugg. v Lö u. 1S 1“ rlsruhe, Paris, Kopenhagen, Triest, Glasgow u. a. O. war die Sterb⸗ lichkeit eine mäßig hohe (etwas über 20,0 pro Mille). — Unter den Todesursachen haben Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder eine weitere Abnahme erfahren, so daß die Zahl der durch diese Krankheits⸗ formen hervorgerufenen Peterbesens nur Pestenigen Haten, 886 e g Kamburg, München, Paris, London, Pest, Warschau, . Peters⸗ urg die normale nur noch wenig überstieg. Der Antheil des Säuglingsalters an 1 W.“ 1 89 8. sübrich hohe wie in der Vorwoche. Von je 600 Lebenden starben aufs Jahr berechnet in Berlin 70, in München 114 Säuglinge. — Akute Entzündungen der Athmungsorgane führten etwas häufiger zum Tode. — Von den Infektionskrankheiten haben Mafern, Scharlach, Keuchhusten und Pocken weniger, Diphtherie und typhöse Fieber etwas mehr Sterbefälle als in der Vorwoche hervorgerusen. — Todesfälle an Masern waren in Berlin und Paris seltener, dagegen in London und St. Petersburg zahlreicher. Neue Erkrankungen wurden aus den meisten Orten, aus denen Berichte vorliegen, in geringerer Zahl als 5 9 “ “ nnr im bE Ehgg hc
Nasern häufiger zum Vorschein. — Sterbefälle an Scharla dshe sPerin “ 8 Dassige Prag, I arschau vermindert, in London gesteigert. eue Erkrankungen kamen aus Berlin, Breslau, Nürnberg in größerer, aus amburg, Wien, Kopenhagen und St. Petersburg in etwas vermin⸗ Fahl zur Anzeige. — Die Sterblichkeit an Diphtherie Nüenb roup war in Berlin, Hamburg, Breslau, Leipzig, Köln, Hordeeen e iih-c; Ehemnnihe e Bibetstimige 29e „ ie in Stettin, ien, Pest, Ves St. Petersburg und Warschau eine kleinere wurde. rkrankungen wurden dagegen aus den meisten Orten aus S” Mittheilungen eingingen, in geringerer, nur aus Ham⸗ älle an Un in vermehrter Zahl gemeldet. — Sterbe⸗ t. Petersburg been che eh waren in Königsberg, Paris, London, krankungen kamen über 1 8 Berlin und Pest vermindert. Neue Er⸗ Aus Krakau kamen 1 Todesf 111 Zahl zur Berichterstattung. je 2 Erkrankungen an Fkec⸗ „aus Edinburg und St. Petersburg fall an epidemischer 1“ zur Anzeige. — Ein Todes⸗ mitgetheilt. — Rosenartige W“ wird aus St. Petersburg 8 allgemein seltener Todegurfüchn b 8, Zer in 8
durch ihn bedingten Starilderen Verlauf, in Paris stieg di
1 ngten Sterbefälle; in See Paris stieg die Zahl der die Zahl der Erkrankungen an Keuchhustans und Nürnberg nahm Pocken kamen aus Bremen 1, aus Lan en zu. — Todesfälle an Triest 5, aus Prag 8 zur Kenntniß; Emberg und Paris je 3, aus und 8 heees e e TFrar Wia 5 rkrankungen aus Fiume, Pest ie sanitären Verhältnisse i 1 1 Berichtswoche günstige und ene Rerltn, blieben auch in dieser der Vorwoche. Darmkatarrhe und Brechdu ie gleich niedrige wie in auch in dieser Woche eine weitere Abnahtwürchfüle der Kinder zeigten durch sie hervorgerufenen Sterbefälle (40) uf⸗ so daß die Zahl der wenig überstieg. Dagegen kamen akute Entünde normale nur noch organe häufiger zum Vorschein e der Athmungs⸗ gesteigerter Zahl zum Tode. Antheil des Cchn Uin e an der Sterblichkeit blieb fast der gleiche wie nuglingsalters ch das
8 in d. . woche. — Au Vorkommen der Infektionskvanthern
eigte nur wenig Veränderung. Erkrankungen 1.
wibbern blieben beschräͤnkt. Erkrankungen an Masern, die whöstn “ bänfig auftraten, sowie an Hipötherie, in der jenseitigen Luisenstadt am zahlreichsten, waren etwas seltener, an Scharlach da⸗
egen (im Stralauer Viertel am verbreitetsten) etwas häuf f “ Auch Erkrankungen im Wochenbett kamen düaag mehe Zellgewebes der
3 ; s tzündungen des zur Anzeige, während rosenartige Entöün Varcommen von Keuchatgede⸗ dencegbefalle die gleich deie . orw d die 8 1 wie 8 1c. 88 mmen von rheumatischen Beschwerden aller Art keine 11“ der „Mittheilungen d DO'; 21 (Oktober 18 der „ thetlungen der Ges. ie Nr. 422, (Fschen Centralstelle für die Landes⸗ atistik⸗ bet folgenden Inhalt: Anzahl der Hunde und Ertrag der Hundesteuer 1887/88. — Einnabme an Zöllen und gemeinschaftlichen rHrauchssteuern bei den äineinen ar Huptstenerügsn —7 Handel und Kleinverkauf von geistigen Getränten 8,. „vzhul. gleich. mete einve t. 1888. — Preise der gewöhnl. Verhbrauchsgegolfg⸗ Lö“ Gemarkungen mit rundbücherm ustz Sfand der Kataster⸗Vermessungen am 1. Jan. 1888.
Kunst, Wissenschaft und Literatur. Von dem ichen Prachtwerk „Der Orna⸗ befterre aehe teng ezahshat i osge aela n j 7 heute bereits EEö“ 8. 1 14 vor, in welchen uns zunächst die Ornamentik des arabischen, maurischen, byzantinischen, kaefgiüschen und gothischen Stils vorgefühte und farbenrei r veranschauli 1 Hefte beginnen üseiche Mastse eekaruen aus der Renaissance, deren Kunsterzeugnisse sich bekanntlich das Heutige Kunstgewerbeit b orliebe zum Muster nimmt. Die 36 fuͤr diesen mannigfaltigen Stil Tafeln beginnen mit der italienischen Früb⸗ und Hoch⸗ L und bieten treffliche Muster von Facaden⸗ und “ veehh Sgraffiten, Intareen, Marmoreinlagen, und Flachre iefs, ayence⸗ und Glasmalerei, Stickerei, Teppichweberei und Spitzentechnik. “ 8* S “ 88
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Wand⸗ und Deckenmalereien Rafael's aus dem Vatikan, Majoliken mannigfaltigster Art, Stickerei und Webereimuster, Mosaiken und Manustriptmalereien, sämmtlich genau in der Farbe der Urbilder, dazu plastische Drnamente aus Marmor und Bronze, in Tondruck wiedergegeben, zeigen den ganzen Reichthum des damaligen kunst⸗ gewerblichen Strebens und Schaffens. Ein Prachtblatt mit Edel⸗ metallarbeiten und Email vermittelt zum Schluß den Uebergang zur französischen Renaissance, welche in den ferneren Heften zur Dar⸗ stellung gelangen soll. — Der Fih. mäßige Preis — ein Heft mit 4 vorzüglichen Farbendrucktafeln kostet nur 1 ℳ — ermöglicht es auch dem weniger Bemittelten, sich das schöne Werk anzuschaffen; dasselbe ist daher dazu berufen, der Förderung des guten Geschmackes im deutschen Kunstgewerbe sehr wesentliche Dienste zu leisten.
— Zugleich mit der Kunstausstellung fand bekanntlich in München die 1 deutsch⸗nationale Kunstgewerbeausstellung statt, und ihr ist das zweite Heft des 4. Jahrgangs der „Kunst für Alle“ (Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vorm. Friedrich Bruckmann, München) hauptsächlich gewidmet. Der Text, der wieder aus der Feder Friedrich Pecht's stammt und ruͤhmliches Zeugniß ablegt von dem gewaltigen Fort⸗ schreiten der Nation auch auf diesem Gebiete, wird durch eine große Anzahl Illustrationen nach den hervorragendsten Objekten der Kunst⸗ gewerbeausstellung angenehm belebt. Ganz besonders aber wollen wir die Aufmerksamkeit der Kunstfreunde auf die prächtigen ganzseitigen Bilderbeilagen lenken. Dieselben bringen Fritz von Uhde’s merk⸗ würdigste Schöpfung, das dreitheilige Gemälde „Die heilige Nacht“ in ganz ausgezeichneter Wiedergabe, dann ein neues Bismarckbild Franz von Lenbach's, den großen Staatsmann im Profil zeigend, und von Frithiof Smith „Im Spitalgarten“. „Auf den Ruinen von Metapont“ von Woldemar Kaden textlich. Abbildungen nach Balmer, Vezin ꝛc. illustrativ vervollständigen den reichen Inhalt dieses Hefts, das mit Fr. Stuck’s „Die Ausstellung ist geschlossen“, einem Kabinet⸗ stück witzigen Humors, als der Ausstellungshefte letztes abschließt
— Von der im Verlage von Paul Kittel in Berlin W. 57 unter dem Titel „Unser Fritz, Deutscher Kaiser und König von Preußen“, von Hermann Müller⸗Bohn erscheinenden Biographie des Hochseligen Monarchen gelangten soeben Lieferung 5 und 6 zur Ausgabe, welche den Krieg von 1866, die Reise des Kronprinzen nach dem Orient und den deutsch⸗französischen Krieg (1870/71) in ausführlicher Weise behandeln. Der fesselnden Dar⸗ stellung wird durch den Illustrationsschmuck dieser Lieferungen ein besonderer Reiz verliehen. Wir heben von den Vollbildern hervor: „Die Schlacht bei Königgrätz“ von H. Gascard, „Die Schlacht bei Wörth“ von demselben, „Unser Fritz, Commandeur der III. Armee“, von Camphausen, „Nach der Schlacht bei Sedan: König Wilhelm und Kronprinz Friedrich Wilhelm von den jubelnden Truppen begrüßt“, von W. Friedrich, „Bismarck verliest die Kaiserproklamation“ von A. von Werner, „Ein Kriegsrath im Schlosse zu Versailles“ von A. von Werner. Das Werk wird mit der 10. Lieferung Mitte November vollständig. Jede Lieferung kostet nur 50 ₰.
— Pandekten von Heinrich Dernburg, ord. Professor des Rechts an der Universität Berlin. I. Band, allgemeiner Theil und dingliche Rechte. Zweite verbesserte Auflage. (14 ℳ) Verlag von H. W. Müller in Berlin. — Dieses Werk war kaum vollendet, als sich das Bedürfniß einer neuen Auflage ergab, deren erster Band jetzt vollständig vorliegt. Man wird finden, daß es gelungen ist, manche kleinere Mängel der ersten Auflage zu beseitigen. Auch hiervon abgesehen, hat das Werk insbesondere im allgemeinen Theil vielfach Veränderungen und Erweiterungen erfahren, glücklicherweise ohne daß sein Umfang anschwoll. Die kritischen Erörterungen von Bähr, Gierke und Hölder über den Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuches enthalten viele Untersuchungen, die dem Pandekten⸗ werke hätten zu Gute kommen können; leider sind sie zu einer Zeit erschienen, als der Druck bereits zu weit vor⸗ eschritten war, als daß sie hätten nutzbar gemacht werden können.
den Entwurf selbst anzuziehen, wäre unzweckmäßig gewesen, weil (nach Dernburg's Meinung) es fast unmöglich ist, ihn in seiner jetzi⸗ gen Gestalt mit Gesetzeskraft zu bekleiden, es „fehle ihm Volks⸗ thümlichkeit und der gesunde praktische Sinn“. Was dem Dern⸗ burg'schen Buch vorzugsweise Freunde zuführte, war, daß es nicht bloß Gewicht auf die formale Seite des Rechts legt, sondern auch auf seine Zwecke und Ziele: daß es nicht bloße Formaljuristen bilden will, sondern Jünger wahrer Gerechtigkeit. Möge es, indem ihm die
Gunst des juristischen Publikums erhalten bleibt, in diesem Sinne weiter fördernd wirken. Der zweite Band (Obligationenrecht, 7,50 ℳ,
eb. 9,25 ℳ) ist im Druck, der dritte (Familien⸗ und Erbrecht,
,50 ℳ, geb. 9,25 ℳ) wird im Sommer 1889 erscheinn...
— Lehrbuchdesgesammten Privatrechtes in geschichtlicher, dogmatischer und wirthschastlicher Beziehung mit Rücksicht auf die einschlägigen Materien des öffentlichen Rechtes. Von Dr. Georg Prager. Verlag von J. Guttentag (D. Collin) in Berlin und Leipzig. — Dies Werk ist vor Allem dem Lehrzweck gewidmet. Die Einleitung foll ein Bild des gesammten Rechtsgebiets aufrollen, dem Leser die Anordnung des Stoffs im Staats⸗, Kirchen⸗ und Strafrecht zeigen, ihn mit den wesentlichen Einrichtungen des Privatrechts und dessen technischen Ausdrücken bekannt machen. Daran schließt sich eine geschichtliche Uebersicht über Art und Gebrauch der fremden sowie einheimischen Quellen, aus denen sich unser Recht entwickelt hat. Nach dieser Vorbereitung, die kurz und für Jedermann faßlich ge⸗ halten ist, folgt die ausführliche Darstellung des Privatrechts. Der erste Band enthält die allgemeinen Lehren und das Sachenrecht, der zweite Band das Obligationenrecht mit einem Anhang über Wechsel⸗, Gewerbe⸗, Handels⸗ und Urheberrecht, der dritte Band das Familien⸗ und Erbrecht. Den Schluß des dritten Bandes bilden genaue Inhaltsregister, geschichtliche Tabellen, eine Zusammenstellung der Rechtssprichwoͤrter, eine Ordnung der Quellencitate u. f. w. Die herkömmliche Scheidung von Pandekten, deutschem und preußischem Privatrecht ist aufgegeben und die Grenze des sogenannten öffentlichen Rechts oft überschritten. Jedes Institut wird von seinem römischen bezw. deutschen Ursprung bis in seine modernen Ausläufer durch⸗ geführt. Der Nachdruck ruht überall auf dem römischen Recht, dessen Schatz das neue Bürgerliche Gesetzbuch zu heben versucht, und das immerdar eine Fundgrube der Wissenschaft bleiben wird. Die Worte der römischen Meister des Rechts werden oftmals angeführt und ihre Streitfragen erörtert. Die Darstellung lehnt sich an den Text der gesetzlichen Bestimmungen, um dem Leser ein selbständiges Urtheil zu ermöglichen. Zur leichteren Uebersicht der Disposition geht jedem Paragraphen eine Inhaltsangabe voran, deren Stichwört in der Ausführung durch den Druck kenntlich gemacht sind. W Fir zur ersten oder zweiten juristischen Staatsprüfung vorbereitet ver sch einer Verwaltungslaufvahn zu widmen gedenkt, findet hier den Ker des erforderlichen Wißsens vereinigt. Selbst den praktischen Juristen wird ein solches Nachschlagebuch erwünscht erscheinen. Auch See Kreisen, denen daran gelegen ist, sich über Rechtsfragen ihres Gewerbes⸗ über Geld⸗, Bankwesen, über Unfallversicherung, Zwangsenteignung u. a. m. zu unterrichten, soll in diesem Werk ein leicht verständlicher dece Fehei “ e des vollständigen Werks beträgt
nen 12 ℳ auf den ersten, f 8 ℳ 10 n2g vene San Untfalen. 1982 u
— Verdeutschungs⸗Wörterbuch von O. Sarrazin. ”“ bedeutend vermehrte Auflage. Verlag von Ernst &. Korn, 88 in. 20 Druckbogen. (Pr. geheftet 5 ℳ, in Leinwand gebunden
ℳ) — Daß bereits so bald nach dem ersten Erscheinen des
Sarrazin'schen Verdeutschungs⸗Wöͤrterbuches eine Neuauflage nöthig
geworden, ist ein Beweis ebenso für die wachsende Ausbreitung der Bestrebungen zur Reinigung unserer Muttersprache, wie für die Brauchbarkeit und Zweckmäßigkeit des vortrefflichen Buches. Wie der Verfasser in der Vorrede betont, ist es — nicht zumindest auch Dank den von allen Seiten ihm zugegangenen Beiträgen — möglich gewesen, die neue Auflage nahezu um die Hälfte des früheren Umfanges zu vermehren und dem Buche einen erheblich höheren Grad von Vollständigkeit zu geben. Diese Vermehrung kommt, wie eine nähere Durchsicht zeigt, allen Gebieten zu gute; von den Fach⸗ gebieten sind namentlich das Verkehrswesen, die Rechtskunde, die ver⸗ schiedenen Zweige der Technik, die Heilkunde, die Naturwissenschaften u. a. ausgiebig berücksichtigt. Auch der Kochkunst ist ihr volles Recht geworden. Ueberall freilich nur, soweit gute deutsche Bezeichnungen vorhanden sind; denn der Verfasser ist seinem Grundsatz treu ge⸗ blieben, „vor Allem ein fleißiger Sammler zu sein, und das, was er an annehmbaren alten und neuen Wortbildungen findet, der Oeffent⸗ lichkeit zu übermitteln“. Trotz der bedeutenden Verstärkung des Buchs (von 14 auf 20 Druckbogen), ist der Preis nahezu der frühere ge⸗ blieben. Im Uebrigen wird das Werk Sarrazin's, der sich auch durch sonstige Schriften auf dem Gebiet der Sprachreinigung einen allseitig geachteten Namen gemacht hat, einer besonderen Empfehlung kaum mehr bedürfen.
— In wenigen Tagen erscheint von D. P. Kleinert, Konsistorial⸗ Rath und Professor an der hiesigen Universität, ein Werk, welches weite Kreise unserer gebildeten Stände interessiren dürfte. Es trägt den Titel: „Zur christlichen Kultus⸗ und Kulturgeschichte“ und zerfällt in 7 Abhandlungen und Vorträge größeren und kleineren Umfangs. Der Verfasser behandelt darin in geistvoller Weise eine Reihe von Thematen, die als ein Beitrag zur Kenntniß unseres christ⸗ lichen Kultus⸗ und Kulturlebens in vergangenen Jahrhunderten von hervorragender Bedeutung sind und weiteste Beachtung ver⸗ dienen. Die formvollendete Darstellung macht das Buch zu einer genußreichen Lektüre für jeden Gebildeten; als Festgabe dürfte es Manchem, namentlich den vielen Verehrern und Zuhörern des Autors, hoch willkommen sein. Der Preis ist ca. 4 —5 ℳ
Zu gleicher Zeit erscheint ein anderes Unternehmen, an dessen Spitze
Eberbard Schrader steht, und welches geeignet sein dürfte, eine viel⸗ fach empfundene Lücke auszufüllen. Es ist dazu bestimmt, die seit einer Reihe von Jahren im Bereich des alten Assyrien und Babylonien gemachten Inschriftenfunde in einer chronologisch und zugleich sachlich geordneten Sammlung in ihren wichtigsten Repräsentanten zu vereinigen und in transskribirtem Text mit gegen⸗ überstehender deutscher Uebersetzung vorzulegen. Wird die Wiedergabe des transskribirten Originaltextes allen Anforderungen der Wissenschaft Genüge zu leisten bestrebt sein, so wird die beigefügte wortgetreue Uebersetzung die für die Geschichte so hochwichtigen Inschriftenfunde auch den nicht assyriologisch vorgebildeten Lesern, in erster Linie Historikern und Theologen, aber auch Juristen und Alterthums⸗ freunden im weitesten Sinne des Wortes zugänglich zu machen suchen. Sorgfältige literarische Nachweise und knappe sachliche und sprachliche Erläuterungen orientiren den Leser in ent⸗ sprechender Weise. Der Titel des Werks ist: „Keilinschrift⸗ liche Bibliothek, Sammlung assyrischer und babylonischer Texte in Umschrift und Uebersetzung. In Verbindung von Dr. L. Abel, Dr. C. Bezold, Dr. P. Jensen, Dr. F. Peiser, Dr. H. Winckler herausgegeben von Eberhard Schrader.“ Das Ganze ist auf 4 Bände im Umfang von ca. 15— 16 Bogen berechnet. Der 1. Band wird die historischen Texte des altassyrischen Reichs enthalten und ist mit einer Karte von Dr. Kiepert versehen. Der Preis eines Bandes wird 9 ℳ nicht überschreiten. Beide Werke er⸗ scheinen in H. Reuther's Verlagsbuchhandlung, hierselbst. 3
— Wilde Kirschen. Von Heinrich Hansjakob. Heidel⸗
berg, Georg Weiß' Verlag, 1888 (kl. 8. S. V und 362, Pr. 4 ℳ) — Der Verfasser, als geistreicher Schriftsteller von eigener Art und vortrefflicher Erzähler bereits bekannt durch die belehrenden Schilde⸗ rungen seiner nach Frankreich, Holland, Belgien und Italien aus⸗ geführten Reisen, sowie durch die lebenswahre Selbstbiographie aus seiner Jugend⸗ und Studienzeit, stellt uns im obigen Buche Original⸗ menschen aus seiner Vaterstadt Haslach im Kinzigthal vor. Von der Ueberzeugung ausgehend, daß je blasirter und unnatürlicher unsere moderne Durchschnittsbildung ist, um so rascher es mit den Original⸗ menschen zu Ende geht, hat er solche Originale dort gesucht, wo die moderne Bildung noch nicht daheim ist. Daher hat er es vorzugsweise auf eine besondere Art von Originalen abgesehen: auf die Kleinbürger und Handwerksleute in den Kleinstädten. Der Verfasser läßt seine Kinzigthaler aufmarschiren, wie „sie leibten und lebten“. Das allein hat nach seiner Ansicht für die Kenntniß der Menschennatur, wie sie im Volk auftritt, einigen Werth. Man darf hinzufügen: am farbigen Abglanz nur haben wir hier das Leben. Auf der Unterlage einer anschaulichen Schilderung der ehrwürdigen Haslacher Oertlichkeiten sowie der lieblichen Naturumgebung werden uns in zehn Erzählungen ehemalige Naturmenschen dargestellt, je nach ihrer Eigenthümlichkeit im Innern und Aeußern. Die natürliche, wahrheitsgetreue Darstellung ist erfüllt von echter Religiositut nnd gesunder Moral; es fehlt nicht an beachtenswerthen Grundsätzen für Familie und Staat, freilich auch nicht an Seitenhieben gegen die moderne Verbildung, den „Humanitätsdusel’, wie gegen den Egoismus im Haben, Besitzen und Genießen. Als ein wahres Kabinetsstück sei hervorgehoben die Er⸗ zählung „Der närrische Maler“: die Schilderung einer grenzenlos vereinsamten, aber durchaus vornehmen Künstlernatur, ein erschreckendes Bild von der Tragik des Lebens —, es ist die alte Geschichte des EE111““ welche ewig neu wird in ihrer Lust und ihrem ehe. Sämmtliche Erzählungen sind fesselnd durch ungemeine Frische und unterhaltend durch sorglosen d Die „Wilden Kirschen“ werden daher dem Verfasser zu den alten Verehrern voraussichtlich neue Freunde gewinnen. bist — , Das Buch von der Schwiegermutter.“ Eine kultur⸗ isß orisch⸗humoristische Untersuchung. Von Dr. Adolph Kohut. Zürich, Verlagsmagazin (J. Schabelitz). (Preis 80 ₰.) Der Verfasser hat es hier unternommen, in launiger Weise alles literarische Material zusammenzutragen, worin von der Schwiegermutter die Rede ist. Indem er Alles, was über die in Anekdoten und Lustspielen so oft zum Gegenstand des Spottes gemachte Schwiegermutter verbreitet ist, anführt, bricht er hüe eine Lanze für dieselbe und nimmt sie in Schutz. Das kleine Büchlein wird den Lesern Spaß bereiten.
— Von Engelhorn's Allgemeiner Romanbibliothek “ J. Engelhorn) liegt ung wieder eine Anzahl neu erschie⸗ nener Bände vor: 4. Jahrg. Band 26: „Stella“ von M. E. Braddon, 2. Band; b5. Jahrg. Band 1 und 2: „Robert Leichtfuß; von Hans Hopfen, 1. und 2. Band; Band 3: „Der Unsterbliche“ von Alphonse
audet; Band 4: „Lady Dorothea's Gäste“ von Quidas. Bekanntlich Shciest. hn dieser Sammlung alle 14 Tage ein Band zum Preise von 8 6
— „Von der Bombe.“ Militärische Humoresken von Jesko von Puttkam er. Verlag von Julius Brehse, Leipzig. (Preis 1,50 ℳ) — Die Leiden und Freuden des Soldatenlebens sind uns schon oft geschildert worden. Eine Reihe namhafter Schriftsteller haben sich mit gutem Glück in der Militärhumoreske versucht und darin recht Hübsches geleistet. Auch das vorliegende Büchlein wird allen Feanes des Soldatenstandes eine willkommene Lektüre bieten; die
leinen Geschichten sind feisch uns anziehend geschrieben, und der Humor kommt in ihnen zu seinem Recht.
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