Sehr gespannt darf man sein auf den Entwurf eines Einkommen⸗ steuergesetzes, welcher an die schon 1883/84 versuchte Reform an⸗ knüpfen soll. Das Gesetz ist dazu bestimmt, die bisherige Klassen⸗ und klassifizirte Einkommensteuer in eine einheitliche Eintommensteuer umzugestalten, die den minder Begüterten bereits gewährten Erleich⸗ terungen zu erweitern, die Mittel zu einer gerechten Veranlagung des steuerpflichtigen Einkommens durch Einführung einer Deklarations⸗
und fernere Reformen auf dem Gebiet der direkten Steuern vorzubereiten. Für die Bedürfnisse des Eisenbahnverkehrs wird eine besondere Vorlage angekündigt, welche die Bereitstellung außerordentlicher Mittel fordert, sowohl für die weitere Ausdehnung des Eisenbahnnetzes, als auch für die Er⸗ weiterung der Leistungsfähigkeit der baulichen Anlagen und des Fuhr⸗ arks. eer König hebt mit besonderem Nachdruck hervor, daß seine egierung sich angelegen sein lassen wird, das bisher bei der Neu⸗ estaltung des Eisenbahnwesens erfolgreich Geschaffene in stetem Fortschritt zeit⸗ und zweckgemäß auszubilden und zu verbessern, und zugleich die wirthschaftliche Entwickelung des Landes mit gerechter und fester Hand unter “ Wahrung der finanziellen Interessen des Staats umsichtig und sorgsam zu pflegen. Die Thronrede kündigt weiter einen Rechenschaftsbericht über die Verwendung der zur Bewältigung des durch die Ueberschwemmungen im vorigen Frühjahr herbeigeführten Nothstandes gewährten Gelder, sowie einen Gesetz⸗ entwurf an, durch welchen die Ausdehnung des durch das Gesetz vom 13. Mai v. J. bewilligten Kredits auch für die durch das Hochwasser im Sommer des Jahres 1888 herbeigeführten Verheerungen ermöglicht wird. Auch wird dem Landtage ein Gesetzentwurf zu⸗ gehen, betreffend eine Neugestaltung der Staatsverwaltung in der Provinz Posen, durch welche der Weg geebnet werden soll zur Re⸗ gelung der Kreis⸗ und Provinzialverfassung dieser Provinz. Damit hat die Thronrede den Kreis der Aufgaben umschrieben, welche dem Landtage bevorstehen.é Bei ihrer Abfassung hat eine sehr lückliche Hand gewaltet; die ganze Kundgebung athmet einen Geist boher Befriedigung und froher Zubversicht, der auch auf die weiten Schichten des Volks seine Wirkung nicht verfehlen wird. Möge dies von guter Vorbedeutung sein für den ganzen Verlauf der Legislatur⸗ periode.
— Die „Leipziger Zeitung“ sagt: ie Thronrede, mit welcher der preußische Landtag eröffnet “ durchweg eine freundliche Aufnahme, sowohl bei den Abgeordneten, welche die Verlesung derselben durch Se. Majestät den Kaiser oft mit lautem Beifall unterbrachen, als auch bei der Presse, seos der deutschfreisinnigen, welche einen friedlichen und verhältniß⸗ mäßig kurzen Verlauf der Session in Aussicht stellt.
Am meisten zu der günstigen Kritik haben ohne Zweifel die Ein⸗ gangsworte der Thronrede beigetragen, welche der auswärtigen Lage in so beruhigender, Vertrauen erweckender W ise gedenken. Es hat das um so freudiger überrascht, als man nach früheren Erfahrungen auf eine besondere Erwähnung der auswärtigen Lage in einer preu⸗ ßischen Thronrede durchaus nicht mit Sicherheit rechnen konnte. In der Regel war dieser Punkt den Thronreden zur Eröffnung des Deut⸗ schen Reichstages vorbehalten geblieben. — 5
Kaiser Wilhelm ist von dieser Gewohnheit abgewichen, und gerade im jetzigen Augenblick, wo gewisse Kreise ein besonde⸗ res Vergnügen daran zu haben scheinen, dem deutschen Vater⸗ lande namentlich im Hinblick auf die kolonialpolitische Lage eine möglichst düstere Zukunft in Aussicht zu stellen, wird man eine Versicherung aus Kaiserlichem Munde, daß sich das Land der Hoffnung auf Erhaltung des Friedens mit Vertrauen hingeben dürfe, doppelt gerne hören. Treffender konnte Hr. Eugen Richter nicht wohl abgeführt werden, der soeben auf einer großen
arteiversammlung in Breslau mit der selbst für deutschfreisinnige Ohren überraschenden Entdeckung debütirt hatte, daß nun wohl der Augenblick gekommen sein dürfte, wo das deutsche Volk, das dem Fürsten Bismarck in der inneren Politik ja schon längst mißtraut habe, auch bezüglich dessen auswärtiger Politik in seinem bisherigen Vertrauen zu schwanken beginne.
Der Ernst und das Pathos, mit welchem der deutschfreisinnige
Führer diese Enthüllung vortrug, lassen sich Angesichts der Thron⸗ rede kaum aufrecht erhalten, und verwundert fragt man, womit denn der deutsche Kanzler das Vertrauen seiner Landsleute verscherzt haben soll, wenn doch Ferr auswärtige Politik nach wie vor so überaus befriedigende Ergebniste aufzuweisen hat! Wie viele Minister wären denn in ähnlicher Lage, wie sich Deutschland heute befindet, im Stande, so zuversichtlich ihrem Lande den Frieden in Aussicht stellen zu kͤnnen? An Frankreich und Rußland darf man dabei natürlich nicht denken, denn, da Niemand daran denkt, sie anzugreifen, ist es allerdings leicht, dort von Erhal⸗ tung des Friedens zu reden. Aber sehen wir doch nach England, ein Land. das seiner ganzen geographischen Lage nach so viel günstiger als Deutschland Se. ist, dem dabei gerade so gut wie Deutschland Riemand kriegerische Pläne nachsagt und dessen leitende Staats⸗ trotzdem nicht aufhören, bange Besorgniß wegen der Zukunft zu äußern. 2 Ueberoll sehen sie drohende Symptome. Als Kaiser Wilhelm beim Jahreswechsel die Glückwünsche der hohen Bebörden entgegen⸗ nahm, ohne von der auswärtigen Politik etwas zu sagen, da hieß es flugs: Wieder ein bedenkliches Zeichen der Zeit. Hr. von Tisza und König Humbert äußern sich friedlich, aber was kann das viel besagen, wenn der mächtigste unter den drei Garanten des europäischen Friedens, wenn der Deutsche Kaiser sich in Schweigen hüllt! Ist damit nicht indirekt zu verstehen gegeben, daß die deutsche Politik den Optimismus ihrer Verbündeten nicht theilt, und muß diese Erfahrung nicht doppelt ernst stimmen?
Nun, heute hat der Deutsche Kaiser gesprochen und nicht ohne Neid mag man in London und anderswo auf dieses Deutschland schauen, das auf beiden Seiten in eine Wolke von Kriegslärm und Waffengeklirre gehüllt ist, und das dennoch im ruhigsten Tone, ver⸗ nauend auf seine Stärke und die Freundschaft, welche es mit Oester⸗ reich⸗Ungarn und Italien verbindet, seiner Freude über die friedliche Lage der Dinge Ausdruck giebt! 1
Man könnte nun einwenden: das sei nur Verstellung, Deutsch⸗ land glaube im Grunde so wenig wie irgend ein englischer Staats⸗
an den Frieden, aber der Haß, die Empfindlichkeit seiner Nach⸗ mann an e es, den Schein zu erwecken, als traue es deren friedlichen 42—⸗ Dem ist gegenüber zu halten einmal die Thatsache,
pflicht zu verstärken,
Versicherungen. 8 88 1 —
s in seinem „Rüstungseifer noch keinen Augenblich Sn 5 lanhat dem emäß auch von einer falschen Ver⸗ nachgelassen, verine Rede sein kann; und zum Andern die
trauensseligkeit 2
bezeichnende Thatsache, daß Deutschland wirth⸗ Feabelich “ -5 Deutschland fortwährend von geheimer Krie 8crae equält würde und dem, was neuerdings in der preußi⸗ f Seeg ognged w seinen Beziehungen zu den ausländischen Mächten gesaat wird und im Grunde nur die Ver⸗ sicherungen 2 früherer Thronreden bestätigt, nicht Vertrauen enüan0 so würde es mit der wirthschaftlichen Lage seiner Industrie und seiner arbeitenden Klassen kaum so günstig Festeulte seim, als es thatfächlich der Fall ist. iee reußische Thronrede beruft sich zum Beweise für die Richtigkeit dieser Annahme auf die stetige erhebliche Zunahme der Sparkasseneinlagen, sie Cüfüte mit demselben Rechte auch auf die ganz gewaltige Zunahme des Eisen⸗ bahnverkehrs hinweisen, immer gräser unspräge In 5. EE“ unserer Bahnen stellt und die e inen . in immer umfassenderer Weise für die Vermehrung des vorhandenen
Fuhrparks Vorsorge zu treffen.. ..
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 2A. — Inhalt: Nichtamtliches: Die Architektur der Renaissance in Toscana. — Der
nischen Hochschulen des Deutsche
Frankfurt a.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
einem Oberlichtsaal des obersten Stockwerkes der hiesigen eeneeadkehe haben seit Kurzem die aus der Casa Bartholdy in Rom bhierher überführten Wandgemälde von Peter von Cornelius, Friedrich Overbeck, Wilhelm von Schadow und Philipp Veit Aufstellung gefunden und er⸗ regen das Interesse aller Kunstfreunde. Es sind im Ganzen acht Fresken, In denen bekanntlich Darstellungen aus der alt⸗ testamentlichen Geschichte — die Schicksale Joseph's, geboten werden. Prof. Dr. Lionel von Donop äußert sich in einer Monographie folgendermaßen über dieselben: Aus der Jugendzeit der neueren deutschen Kunst sind die für die Casa Bartholdy auf dem Monte Pincio in Rom gemalten Fresken die hervorragendsten Erstlingswerke mehrerer durch Freundschaft verbundener Meister. Die Gesinnung, welche von Seiten der Künstler wie des Auftraggebers jene Schöpfungen ins Leben gerufen, verleiht ihnen ein Anrecht, als Kleinode vaterländischer Kunst betrachtet zu werden. Sie reden die Sprache des deutschen Gemüthes und zeugen von innerlichster Ver⸗
tiefung in die Aufgabe, während ihr hoher Stil den Ernst und die Strenge der Monumentalkunst beglaubigt. Selbst inmitten der Kunstschätze Roms haben die Gemälde als ein ehrendes Denkmal deutscher Kraft und deutschen
Charakters gegolten. Die Gegenwart zwar hat der Kunst Bahnen angewiesen, welche naturgemäß ein abweichendes Ziel von jenen frühberen Bestrebungen verfolgen. Wie sehr aber auch der absolute Werth der Bartholdy⸗Fresken dem schwankenden Urtheil unterliegen mag, ihre historische Bedeutung bleibt sicherlich unanfechtbar, welchen Standpunkt der Betrachtung man auch wählen mag. Seit der ersten Würdigung, welche ihnen Niebuhr zu Theil werden ließ, ist die Kunst⸗ literatur einstimmig gewesen in ihrer Bewunderung, so daß sie als ein für das ganze deutsche Volk gleichmäßig werthvolles und bedeutsames Besitzthum gelten müssen. Die Geschichte dieser Fresken ist nicht ohne Interesse. Peter Cornelius unter dem Eindruck der Begeisterung, welche die Freiheits⸗ kriege im deutschen Volk hervorgerufen, empfand es als eine Noth⸗ wendigkeit, daß auch die Kunst an der wiedererstandenen Größe des deutschen Volkes Antheil haben müsse. In einem Schreiben an J. Görres vom 3. November 1814 meldet er, daß eine Anzahl deut⸗ scher Künstler, von der Hoheit ihrer Kunst durchdrungen, angefangen
habe, die verwachsene Bahn zu ihrem heiligen Tempel zu reinigen. Dieses Häuflein harre auf eine würdige Ver⸗
anlassung und brenne vor Begierde, der Welt zu zeigen, daß die Kunst jetzt wie einst herrlich ins Leben zu treten vermöge. Die jungen Männer waren unter dem zwingenden Eindruck der Werke italienischer Renaissance und ihrer Vorläufer zu der Ueberzeugung gelangt, daß die Wiedereinführung der Freskomalerei eine Bedingung des künst⸗ lerischen Aufschwunges sei, angemessen dem großen Zeitalter und dem Geiste der Nation. Cornelius selbst begrüßte jubelnd diesen Ge⸗ danken als ein „Flammenzeichen auf den Bergen zu einem neuen edlen Aufruhr in der Kunst“. Man sagte sich, daß die italienische Malerei seit den Zeiten Giotto's bis auf Raffael reif geworden sei an der Freskotechnik und daß dieses Darstellungsmittel am geeignetsten sei, den monumen⸗ talen Stil zu entfalten und heranzubilden. Wäre in diesem Sinne einmal wieder ein Anfang gegeben, meinte Cornelius, würden in Kurzem Kräfte sich entfalten, „so daß von den Wänden der hohen Dome, der stillen Kapellen und einsamen Klöster, der Rathshäuser und Hallen herab alte befreundete Gestalten in neu erstandener frischer Lebensfülle, in holder Farbensprache auch unserem Ge⸗ schlechte sagten, daß der alte Glaube, die alte Liebe Öund mit ihnen die alte Kraft der Väter wieder er⸗ wacht sei.“ Solche eindringliche Worte und Wünsche fanden nur ausnahmsweise ein opferwilliges Gehör. Die deutschen Künstler in Rom, damals wie heute noch ohne ein Heimathshaus in der Fremde, blieben fast gänzlich auf kleinere Bestellungen von Privat⸗ eersonen angewiesen. Rühmend ist zu erwähnen daß die diplomati⸗ schen Vertreter Preußens ihnen sowohl Verständniß für ihre Leistungen entgegenbrachten, als auch die bestmögliche Förderung ihrer Interessen zu Theil werden ließen. W. von Humboldt, auch Niebuhr und Bunsen späterhin, traten mit dem Vollgewicht ihrer Stimmen für die deutsch⸗römischen Künstler ein, niemand indeß thatkräftiger als Jakob Salomon Bartholdy, ein Verwandter des Mendelssohn’schen danses⸗ er weilte seit 1815 als preußischer Generalkonsul für Italien in Rom und wurde nach dem Aachener Kongreß zum Geschäftsträger am Toskanischen Hof und zum Geheimen Legations⸗Rath ernannt. Seine Wohnung in Rom lag im zweiten Stock der pakastähnlichen Casa Zuccari, welche am Ausgange der Via Sistina, nahe der Piazza della Trinità de’ Monti gelegen und später meist nach ihm benannt war. Bei richtiger Erkenntniß der damaligen Kunstverhältnisse hielt es Bartholdy für seine Pflicht, mit Energie 62 seiner bemessenen Mittel die besten deutschen Kräfte in Rom zur Bethätigung ihres Talentes anzuregen. Er bhegte den leb⸗ baften Wunsch, einen für gesellschaftliche Zwecke bestimmten Raum seiner Wohnung mit großen geschichtlichen Darstellungen a fresco ausschmücken zu lassen, Trotz der Unsicherheit der Miethswohnung traf Bartholdy mit Cornelius, der das Unternehmen leiten sollte, ein Uebereinkommen, demzufolge er nach einem klar dar⸗
eelegten Plane in Verbindung mit seinen Freunden Fr. Over⸗ bec W. Schadow und Ph. Veit die Aufgabe übernehmen sollte. Die Wahl des Stoffes fiel auf Darstellungen aus der Ge⸗
schichte Joseph's nach dem ersten Buch Mosis, Kap. 37— 45, und mit freudigem Eifer machten sich die Künstler trotz des geringen materiellen Vortheils an die Arbeit, welche für sie um so schwieriger war, da sie mit der Technik der Freskomalerei wenig vertraut waren. Auf mühsam empirischem Wege gingen sie jetzt tastend vor. Dem Maler Karl Eggers aus Neu⸗Strelitz gebührt das Verdienst, unter Benutzung literarischer Nachrichten und durch eingehende chemische Untersuchungen alter Fresken in Rom die ursprüngliche Behandlungsweise wieder entdeckt zu haben. Ph. Veit ließ sich von Eggers belehren und es gelang ihm, angeregt von Overbeck's und Cornelius' ermunterndem Zuspruch, unter Beistand eines alten Maurers, der noch bei Raphael Mengs die Zurichtung der Mal⸗ fläche erlernt hatte, den ersten wohlgelungenen Kopf a fresco zu malen. Dieser praktische Erfolg ermuthigte die übrigen Genossen zur eifrigen Nachfolge. Durch wechselseitigen Austausch der während der Arbeit gemachten Erfahrungen gefördert und von ungewöhnlicher Hingebung und Ausdauer beseelt, wurden sie allmählich der Technik Herr. Im Streben nach möglichst gleichmäßiger Durchführung trugen sie allerdings kein Bedenken, der Farbe in ausgiebigem Maß mit Tempera nachzuhelfen. So kamen denn die acht Fresken zu Stande. Nach dem am 27. Juli 1825 zu Rom erfolgten Tode Bartholdy’s waren die Fresken einem ungewissen Schicksal preisgegeben. Die ein⸗ zelnen Stockwerke des Hauses wurden mit Einschluß des Fresko⸗ Zimmers wechselnd an Fremde, die sich vorübergehend in Rom auf⸗ hielten, vermiethet. Wie der Verkehr in bewohnten Räumen es mit sich bringt, waren die Gemälde naturgemäß jeder Verletzung aus⸗ gesetzt oder sie blieben zum Mindesten der Pflege und dem guten Willen der jeweiligen Miether überlassen. Der Genuß der für das Verständniß der neueren deutschen Kunst wichtigen Werke hing vorwiegend vom Belieben der Inhaber der Wohnung ab, so daß sie oft längere Zeit hindurch der allgemeinen Betrachtung gänzlich entzogen blieben oder in nur beschränkter Weise zugänglich waren Dieser unangemessene Zustand mußte ebenso sehr die Ehre der deutschen Kunst als das Gedächtniß der Meister verletzen, welche hier mit größter Uneigennützigkeit ein Denkmal ihrer Kunst gestiftet hatten.
Der künstlerische erth der Fresken bestimmte nunmehr den Hochseligen König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, den Ankauf und die Abnahme der Bilder ins Auge zu fassen.
haftem Erfolge. Die schwere Beschädigung, welche das auf Leinwand übertragene und mittels Blendrahmens wieder in die Wand ein⸗ gelassene Bild erlitten hat, war die Folge einer Ablösungsmethode mit der unzulässigen Anwendung von Leim und Wasser. Dem Ver⸗ fabren einer vermeintlich unumgänglichen Imprägnirung vermochte die Beschaffenbeit der Malerei nicht genügenden Widerstand zu leisten. Nach dieser schlimmen Erfahrung mit dem Veit’'schen Fresko wurde damals die Absicht, die Malereien zu erwerben und abzulösen, aufgegeben. Die Gefahr und Ungewißheit, welche den Bildern drohte, schien sich mittlerweile zu steigern, seitdem die Eigenthümer den Verkauf derselben ersstkich betrieben. Es stand zu befürchten, daß ein fremder Kaufer in noch erhöhtem Maße als es bisher geschehen, jene Gemälde der öffentlichen Betrachtung und dem Studium entziehen könnte. Dem Erstlingswerke deutscher Monumentalkunst drohte sogar, ungeachtet der obwaltenden Bedenken gegen ihre Ab⸗ lösung, die Entfübrung in die Fremde. Somit erschien es geradezu als eine Ehrensache der deutschen Nation, jene Schöpfungen zu sichern. 1874 und 75 trat man abermals Seitens der preußischen Regierung dem Plane der Erwerbung näher, ohne aber, da nach der gutachtlichen Ea ern. des Bilderrestaurators Pietro Principi die Beschaffenheit der Wände und Gemälde, welche nur theilweise in sogenanntem buon fresco, theilweise in tempera ausgeführt seien, der Herabnahme un⸗ gewöhnliche Schwierigkeiten entgegenstellte, nur einen Schritt weiter zu kommen. 1877 traf der Direktor der National⸗Galerie, Dr. Jordan, in dieser Angelegenheit in Rom ein. Mit seiner Ankunft gewann ein schon langgehegter Wunsch Leben und Gestalt. Die deutsche Künstlerschaft in Rom sehnte sich nach einem eigenen Heim, ein Verlangen, das namentlich in dem Kaiserlich deutschen Botschafter von Keudell einen lebhaften Vertreter fand. Die alte Casa — welche im 16. Jahrhundert von Federigo und Taddeo Zuccari mit Deckenmalereien in den eingewölbten Parterreräumen und im Stiegenhause geschmückt war und in einer der gesundesten Gegenden Roms inmitten des Fremdenviertels und des Künstler⸗ quartiers lag, war dazu wie geschaffen. Behufs Verwirklichung des vielseitig gehegten Wunsches wurden alsbald der Reichsregierung mehrfache Vorschläge zur Erwerbung des Hauses mit den Fresken unterbreitet. Der Reichstags⸗Abgeordnete von Stauffenberg befürwortete die Angelegenheit in der Reichstagssitzung vom 11. April 1878 aufs Wärmste. Auch der Reichskanzler unterstützte den Plan, den Ankauf der Casa Zuccari von Reichswegen zu bewirken Darnach wurde zur Erwer⸗ bung und zum Ausbau des Hauses behufs Begründung eines dauernden Mittelpunktes für die Studien und artistischen Interessen der deutschen Künstler in Rom die Summe von 325 000 ℳ in den Reichshaushalts⸗ Etat von 1879/80 aufgenommen. Die Erwerbung scheiterte jedoch, da sich im letzten Augenblick die Bedingungen des Verkaufes ver⸗ ändert hatten. Als nun 1885 die Familie Zuccari einen Umbau des Hauses und Veräußerung der Gemälde für nöthig erachtete, kam der Kaufvertrag Seitens der preußischen Regierung mit der Fr. Molinari, verw. Zuccari, am 10. April 1886 zu Stande; der Kaufpreis betrug 48 500 Lire. Der Florentiner Kunsthändler Stefano Bardini übernahm es, dieselben von der Wand zu lösen und vollführte dies auf eine geniale Weise, welche die im Großen und Ganzen glücklich vollzogene Ueberführung der Gemälde ermöglichte. Am 2. Oktober 1887 wurden die Fresken in einem direkt von Rom nach Berlin laufenden sogenannten Equipagen⸗Wagen abgeschickt und erreichten ohne jede Störung ihren Bestimmungsort, wo sie, wie schon er jetzt im dritten Geschoß der National⸗Galerie aufgestellt sind.
Gewerbe und Handel.
Die hiesige Bankfirma Siegfried Brann hat wie in früheren Jahren auch für 1889 einen „Allgemeinen Verloosungs⸗ Kalender“ erscheinen lassen, der in übersichtlicher Anordnung alles für die Besitzer von Prämien⸗Anleihen Wissenswerthe zusammenstellt. Man findet in dem hübsch ausgestatteten Büchlein sämmtliche Ver⸗ loosungspläne für 1889 nebst Anmerkungen über Gewinnabzüge, Auszahlungs⸗ und Zinstermine; diesen Plänen, welche 84 Loosanlei umfassen, geht ein alphabetischer und ein chronologischer Ziehungs⸗ Kalender in Tabellenform voraus, während eine alphabetische Tasel, welche die größten und kleinsten Treffer, die letzten Ziehungen, die Verjährungsfristen und den ungefähren Courswerth der ein⸗ zelnen Papiere aufführt, sowie ferner eine nach dem Zeitpunkt ihres Erlöschens geordnete Tabelle der Prämien⸗Anleihen ihnen folgt. Sehr nützlich wird sich auch eine Zusammenstellung der Papiere erweisen, deren Coupons und ausgelooste Stücke zu russischen Zollzahlungen verwendbar sind, wie auch eine Zusammenstellung solcher an der Berliner Börse gehandelten Werthpapiere, deren Coupons Steuern oder anderen Abzügen unterliegen. In der Vorrede des vom Heraus⸗
eeber kostenlos zu beziehenden Büchleins wird das Wesen der Prämien⸗ nleihen und die — gegen durch Verloosung und Amorti⸗ sation entstehende Coursverluste besprochen.
— Der Aufsichtsrath des hiesigen Börsen⸗Handels⸗Vereins hat nach Vorlegung der Bilanz für das verflossene Jahr beshlosen, vom Buchwerth des Coursberichts weitere ℳ 10 000 abzuschreiben, den neu zu creirenden zweiten Reservefonds mit 5 % vom Gesammt⸗ Jahres⸗Erträgniß zu dotiren und der zum 9. Februar cr. zu berufenden Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 10 ½ % vorzuschlagen. 1
— Vom rheinisch⸗westfälischen Kohlenmarkt wird der „Köln. Volks⸗Ztg.“ unterm 14. Januar Folgendes berichtet: Wäh⸗ rend der Kohlenmarkt sonst am Anfang des Jahres wenig belebt zu sein pflegte, herrscht diesmal regste Thätigkeit auf demselben. Der Grund für diese Erscheinung ist lediglich in dem Umstand zu suchen, daß die Händler und Verbraucher in der Befürchtung weiterer Preis⸗ erhöhungen sich veranlaßt gesehen haben, früber, als sonst üblich, mit den Zechen auf längere Zeit abzuschließen. Die Zechen stehen in Folge dessen in flottester Förderung und sind vielfach genöthigt, nachträglich eingehende Bestellungen zurückzuweisen. Trotz der milden Witterung ist der Begehr in Hausbrandtoblen sterig stei⸗ gend. In Industriekohlen herrscht gleichfalls starke Nachfrage; indeß 8- die Steigerung der Preise mäßig. Ein besonders flottes Geschäft herrscht in Koks und Kokskohlen, und da auch die Preise hierfür noch anziehen, so befinden sich die Koks berstellenden Zechen in bevorzugter Lage. Schon seit längerer Zeit macht sich in einigen Bezirken ein Mangel an Arbeitskräften in empfindlicher Weise geltend, ein Uebelstand, welcher bei der kurz bevorstehenden Inangristnahme des Kanalbaues Dortmund — Emshäfen sich noch weiter steigern wird. Wie verlautet, beabsichtigen die Zechen, um sich einen festen Stamm von Arbeitern zu sichern, eine wesentliche Lohnerhöhung unter ent⸗ [prechenden Bedingungen eintreten zu lassen. Eine Verpflichtung der Arbeiter auf längere Zeit, wie solche von den Eisenwerken beabsichtigt wird, dürfte nach den bestehenden berggesetzlichen Vorschriften, welche
eine gegenseitige vierzehntägige Kündigung vorschreiben, beim Kohlenbergbau nicht angängig sein. Bei der gegenwärtigen günstigen Lage des Kohlengewerbes wäre es gewiß zu be⸗ dauern, wenn dasselbe durch Arbeitermangel
ern, einen größeren ungünstig beeinflußt würde. Was den Verferaß anbelangt, so nahm 8 v — re n und n len und üddeu e merkliche Steigerung. Der Kohlenverkehr auf dem Rhein en war durch Treibeis eine Zeit lang unterbrochen; in Folge dessen haben sich die Kohlenmagazine in den Rheinhäfen gefüllt. (UEine weitere Steigerung des Kohlenverkehrs dürfte, sofern nicht kältere Witterung eintritt, so — zu 225 sein, 4 2—1 ℳ zur Zeit Grund zur sefürchtung eines Rückganges desselben vorliegt. ob ondon. 19, Januar. (E.. 2. 2) An der Küste 2 Weizen⸗ adungen angeboten. . Manchester, 15. Januar. (W. T. B.) 121 ö 30r Water Tavlor 9, 20r Water Leigh 8, 30r Mater ng 8 32r Mock Brooke 8 ¼, 199 Prnal 19 , 29. Pouble 88 8 8½, 36r Warpco 99. 4. 5) E.Enasczh, hsabse courante Dualitot 12 , 32 116 pds 16 % 16
grey Printers aus 321,46 169. Anzichent. 3) Wollauktion.