riskirten, die sie noch nicht hinlänglich kennten, so seien auch die Personen zurückhaltend, wenn es gelte, ein Risiko zu über⸗ nehmen ohne großes Gehalt. Dieser Umstand erschwere unsere kolonialen Bestrebungen, er habe aber 8 Grund in der Natur der Deutschen. Ueberall, wo Personen hinausgeschickt werden sollten, begegne man Schwierigkeiten. Wenn erst einige Erfolge unserer Kolonialpolitik vorlägen, würden sich auch
Personen und Kapital leicht finden. Wenn Deutsch⸗ land erst so lange wie die Engländer Kolonial⸗ politik triebe und nach 20—30 Jahren Erfolge zu
verzeichnen hätte, würden die Bestrebungen mit rascheren Schritten vorwärts gehen. Gegenwärtig seien diese so schwer, weil in Deutschland von gewissen Seiten Alles aufgeboten werde, was geschehen könne, um von kolonialpolitischen Unter⸗ nehmungen abzuschrecken. Gewisse Zeitungen hinderten die⸗ selben nicht nur, sondern freuten sich über jeden Mißerfolg. Auch in der Frage der Sklaverei wisse der Abg. Richter sehr wenig Bescheid. In Kamerun gebe es nicht mehr wirkliche Sklaven, sondern nur solche Arbeiter, die von nichtfreien Leuten abstammten, aber sonst selbst⸗ ständig arbeiteten. Sie seien nur noch dem Namen nach Sklaven, wie man in früheren Zeiten von Hörigen ge⸗ sprochen. An der ganzen Westküste von Afrika seien Arbeiter beschäftigt, welche an der Küste von Liberia engagirt seien. Von einer Verwendung von Sklaven sei hier nicht die Rede. Es werde immer leichter, hier Leute für die Arbeit anzuwerben, ohne daß von Sklavenarbeit die Rede sei. Der Abg. Richter sage, daß in den englischen Kolonien die Deutschen gerade so gut Absatz fänden wie in den deutschen, und daß man deshalb nicht nöthig hätte, Kolonien zu gründen. Gerade das Vorgehen der englischen Royal Niger⸗Company liefere den Beweis, wie es England mit der Oberhoheit halte. Die ganze Rede des Abg. Richter von dem ersten Punkte an, bei dem man nicht vorher habe ver⸗ muthen können, daß er sich mit der Baseler Mission auf freundschaftlichen Fuß stelle — und sie werde gewiß nicht erbaut sein, daß der Abg. Richter ihre Angelegenheiten ver⸗ theidige —, bis zuletzt sei die ganze Rede eine Reihe von Un⸗ richtigkeiten gewesen. Er möchte ihn bitten, daß er kolonial⸗ politische Fragen etwas gründlicher studire.
Abg. Richter: Er hätte gewünscht, daß der Vor⸗ redner zahlenmäßige Beweise brächte, was er aber leider nicht gethan. Er (Redner) habe auch erklärt, daß er über gewisse Verhältnisse im Unklaren sei. Ueber den Branntweinhandel in Kamerun, über Einfuhr von Waffen und Munition seien dem Hause die Zahlen vorenthalten worden, die der Abg. Woermann leicht hätte geben können. Er (Redner) würde gern von dem Abg. Woermann Belehrung annehmen, wenn jener unparteiisch wäre, was er aber als Geschäftsmann nicht sei. Er (Redner) würde es für eine Anmaßung halten, von der „Freisinnigen Zeitung“ hier zu sprechen, wie es der Abg. Woermann gethan habe, erst recht nicht über Artikel, die mit der gegenwärtigen Kolonialdebatte gar nicht in Verbindung ständen. Die Schilderung des Hrn. Woermann von Kamerun stehe im direkten Widerspruch mit dem, was der Reichskanzler sage. Die Schilderung des Herrn Reichs⸗ kanzlers sei dazu angethan, Wasser in den Wein der Kolonial⸗ schwärmer zu gießen. Der Reichskanzler habe dann von einer verleumderischen, vaterlandslosen Presse gesprochen. Er (Redner) sei nicht in der Lage, in der Diskussion als Ab⸗ geordneter über die Tagesordnung hinauszugehen, dürfe aber wohl dem Reichskanzler eine Bemerkung entgegensetzen. Die Freisinnigen seien stolz darauf, daß sie noch eine freie und unabhängige Presse in Deutschland hätten, sie seien stolz darauf, eine Presse zu besitzen, die auch dem mächtigsten Mann in Europa unabhängig gegenüberstehe und sich nicht scheue, ihm die Wahr⸗ heit zu sagen. Seine Partei würde bedauern, wenn in Deutsch⸗ land jemals ein Chauvinismus Platz griffe nach Art der schottischen Clans. Wenn hier ein Häuptling etwas thue, so sei der ganze Stamm verpflichtet, ihm blindlings zu folgen, möge er Recht haben oder nicht. Wenn der Reichskanzler, nach Berlin zurückgekehrt, sich hier mit der Presse zu beschäf⸗ tigen gedenke, so möge er auch seine Blicke auf die offiziöse Presse werfen, die sich die Mißachtung aller anständigen Leute zugezogen habe. -
Reichskanzler Fürst von Bismarck:
ch habe schon zu Anfang bemerkt, daß es nicht meine Absicht ist, heute auf Diskussionen der kolonialen Fragen einzugehen, und ich bin nur incidenter genöthigt worden, einige auf diesem Gebiet lie⸗ gende Bemerkungen zu releviren und mich darüber zu äußern. Ich wiederhole, daß eine Vorlage über die Kolonialsache im Bundesrath vielleicht in diesem Augenblick schon vorliegt oder morgen vorliegen wird, und daß Sie dort Gelegenheit haben werden, alle Ihre Ab⸗ neigurgen gegen kolonisatorische Bestrebungen des Breiteren kund zu geben. Ich möchte ungern zwei Mal in dieselbe Debatte eingehen und lasse mich deshalb auf die eigentliche koloniale Seite der heutigen Diskussion nicht ein.
Nur über die Sklavereifrage und die letzte Aeußerung, die der Hr. Abg. Richter darüber that, bemerke ich noch, daß wir es nicht für richtig halten, wie er es für richtig erklärt, diese Frage bei der Freilassung der außerhalb unserer Gebiete in Sklaverei Lebenden an⸗ zufangen; wir halten es für richtig, dabei anzufangen, daß wir nach Möglichkeit verhindern, daß noch mehr freie Leute in den Stand der Sklaverei gebracht werden als bisher, daß der Stand der Freien sich der 88 der . sich nicht neh e.
G ist eine rage, die nicht in einem Jahr, au⸗ nicht in Sgs erledigt werden kann, und mit der Sn ea Nach⸗ folger sich noch beschäftigen werden. Ich erinnere Sie, daß die Frage des eigentlichen Negerhandels im englischen Parlament — wenn ich nicht irre, von den Quäkern — schon im Anfang des vorigen Jahr⸗ hunderts zur Sprache gebracht worden ist, daß Wilberforce und andere forces, jetzt gerade vor einem Jahrhundert, zuerst die amtlichen An⸗ träge darüber im englischen Parlament gestellt haben. Seitdem sind also hundert Jahre emsiger, wenigstens von englischer Seite recht emsiger und aufrichtiger Arbeit nothwendig gewesen, um diese Frage, eigentlich doch nur um ein Mäßiges, vorwäris zu schieben In Amerika hat die Sklaverei nominell aufgehört, zuletzt auch 88 Brasilien, in Brasilien aber doch erst im vorigen Jahre, und - fkann ja auch der Moment in Zukunft gedacht werden, wo sie in Afrika 1113“ sein wird, wenn dort erst Ruhe und Frieden auch 8 eeb einge⸗ kreten sei⸗ den. Aber wollte man dies vom ienstag auf den
111““ - gar schon als fertig vorhanden an⸗ onnerstag herbeiführen oder gnselben Fehler verfallen, in d chen, dann würde man in denselben Bestreb verfallen si 8 einige unserer Träger der kolonisatorischen efiendungner Fülste wilden indem sie die Stellung von Distriktskommissarien an 8 Kü b 18 Völkerschaften so angesehen haben, als wenn es sich .“ 8 Aehnliches handelte, wie bei der Entsendung 1Aüll 8 9 Brandenburg oder Teltow, als ob der Kommissar dort Alle Harfeer würde, was erforderlich wäre, um ihm eegee 8 verschaffen. 8 nenne ich eben die Woche mit dem Sonnaben tzanfangen, 19 er das Ziel und das Ergebniß, das durch mühsame 8 8” jährige Arbeit zu erreichen ist, vorwegnehmen wollen. d ist die Sache nicht; unsere ganzen kolonialen Unternehmungen find nicht auf einen Nutzen in 3 bis 4 Jahren berechnet, die seit dem ersten Anfang verflossen sind, sondern Sie können sie allenfalls ver⸗
nicht vermindere,
leichen mit der Muthung eines Bergwerks, das man nicht sofort in
— Angriff nehmen näan) für welches man aber doch dem Erben sichere Grenzen, die von anderen Mächten nicht mehr übertreten werden, übermacht; oder ein Beispiel, das uns näher liegt, — wie wenn Jemand in Lichterfelde oder dort, wo die Baulust sich hinbegiebt, vor 30 Jahren sich ein Grundstück erworben hat und den Besitztitel liegen läßt, bis die Zeit kommt, wo er das Grundstück bebaut oder vortheilhaft verwerthet. . 3 8 1
Wir sind — und namentlich die öffentliche Erwartung ist — in der ganzen Kolonialfrage vielleicht etwas zu rasch gegangen; — — aber ich komme unwillkürlich hinein in das, was ich heute nicht sagen will.
Was Hr. Richter über meine Stellung zur Presse bemerkte, — so bin ich sa ganz seiner Meinung, daß wir eine freie und unabhängige Presse bei uns brauchen; aber ob die Presse, die ich meine, wirklich den Namen verdient, eine freie und unabhängige zu sein, das wird der Abg. Richter vielleicht genauer wissen als ich. Ich halte sie gerade für eine abhängige und in ihren Redaktionen von Furcht und
orge, von anderen Einflüssen, als den kanzlerischen bis zu einem gewissen Grad geknechtete Presse; ich halte sie nicht für unabhängig und frei. Er verlangt, daß eine solche Presse immer im Stande sei, die Wahrheit zu sagen. Das ist aber gerade das, was ich ihr vor⸗ werfe, daß sie die Wahrheit nicht sagt. 8 8
Abg. Stöcker: In Bezug auf die Sklavereifrage möchte er dem Abg. Woermann Recht geben. Man sei in der Sklavenfrage durch das Kreuzen der Schiffe bereits so weit gekommen, daß ein eigentlicher Sklavenhandel nicht mehr existire und deshalb auch keine Sklavenjagden. Aber auch in der Frage, wie Sklaven zur Ansiedelung verwandt werden könnten, sei man bereits weit gediehen. Abgesehen von Liberia, sei in Sierra Leone der Versuch gemacht, 60 000 Sklaven an⸗ zusiedeln. Von diesen seien ungefähr 40 000 Christen und gute Bürger geworden. Bezüglich der Schnapseinfuhr sei er anderer Meinung als der Abg. Woermann. Die Regierung müsse dieser Frage die größte Aufmerksamkeit schenken, denn dieses Genußmittel ruinire ganze Völkerschaften. England habe die Schnapseinfuhr größtentheils abgeschafft, Deutschland habe in Neu⸗Guinea auch ein Schnapseinfuhrverbot. Bekannt sei die Aeußerung: „Die afrikanischen Völkerschaften werden entweder ohne Branntwein sein, oder sie werden nicht sein.“ Die Nichtkulturvölker gingen alle an diesem Uebel zu Grunde. Die Schnapsfrage sei nicht nur eine sittliche und religiöse, sondern auch eine eminent politische, da man jene Völker zur Arbeit erziehen wolle. Gegen den Tadel der freisinnigen Partei in Kolonialsachen müsse bemerkt werden, daß Jedermann von vornherein hätte einsehen müssen, daß solche Kolonialpolitik ohne Opfer an Geld und Blut nicht abgehen würde. Deutsche hätten auch nie vor großen Opfern zurückgeschreckt. Die Ge⸗ schichte Deutschlands zeige, daß gerade in Zeiten der Noth die Fahne nicht verlassen worden sei. Wer aber in den letzten Monaten die Presse eifrig verfolgt habe, müsse sich sagen, daß auch in unserem Volke noch Viele lebten, die ein wirklich nationales Gefühl nicht theilten. Wenn der Abg. Richter sage, daß er eine freie und unabhängige Presse vertrete, so müsse er (Redner) ihm sagen, sie sei frei von Rücksichten auf Vater⸗ land und Obrigkeit, nicht frei von Rücksichten auf Börse, Judenthum und Großkapital.
Abg. Woermann: Er habe es keineswegs als unerhört bezeichnet, wenn in Ost⸗Afrika der Branntweinhandel abge⸗ schafft werde. Liberia sei nicht von Sklaven gegründet, sondern
von Freigelassenen. Wenn Abg. Richter zahlenmäßige Beweise
verlange, so könne er ihm doch nicht sein Geschäftsjournal vorlegen. Er (Redner) solle parteiisch handeln, da er Ge⸗ schäftsmann sei. Wer solle denn aber sprechen, nur immer Diejenigen, welche kein Interesse an der Sache hätten? Der Abg. Richter lebe von der „Freisinnigen Zeitung“, er (Redner) von seinem Geschäft.
Die Diskussion wird geschlossen.
Die Ausgaben für die Schutzgebiete werden bewilligt.
Bei dem „Archäologischen Institut in Rom“ wünscht der Abg. Kalle eine Erhöhung des Gehalts des Bibliothekars und der Totalsumme überhaupt.
8 W“ Wirklicher Geheimer Legations⸗Rath. Humbert:
Meine Herren! Es sind dem Auswärtigen Amt in ähnlichen Weise wie dem Herrn Vorredner in den beiden von ihm bezeichneten Richtungen Anträge zugegangen. Der mit der Neuordnung der Bibliothek betraute Professor Mau in Rom bezieht allerdings bis jetzt nur eine äußerst geringe Einnahme von 1200 ℳ und es liegt im Wunsche des Archäologischen Instituts und seiner Centraldirektion, ihm für diese erhebliche Mehrarbeit, welche ihm durch die Neu⸗ ordnung der Bibliothek erwächst, für die Zeit der Neuordnung eine etwas höhere Remuneration zuzuwenden. In ähnlicher Weise ist uns der Wunsch zu erkennen gegeben, es möchten die Einnahmen, welche das Institut früher aus den Wittwen⸗ und Waisengeldbeiträgen hatte, und die jetzt in Folge der allgemeinen Beseitigung der Wittmen⸗ und Waisenbeiträge in Wegfall gekommen sind, weil die Institutsbeamten statutenmäßig den Charakter von Reichsbeamten haben, dem Institut vergütet werden. Ich bin zwar nicht in der Lage, erklären zu können, wie die verbündeten Regierungen sich zu der dankenswerthen Anregung des Herrn Vorredners stellen werden; jedoch glaube ich persönlich die Erklärung abgeben zu können, daß die von ihm angeregten beiden Punkte in eine ernste und wohl⸗ wollende Erwägung werden genommen werden.
Der Titel wird bewilligt.
Bei den außerordentlichen Ausgaben für Süd west⸗Afrika 102 000 ℳ (bisher 51 000 ℳ) erhielt das Wort der Abg. Dr. Bamberger: Er setze sich nicht in Widerspruch mit dem Reichs⸗ kanzler, der gesagt habe, das Abthun der Sklaverei sei eine keines⸗ wegs einfache Sache. Aber während man hier im Begriff sei, demnächst weitgehende Verpflichtungen nach allen Richtungen zu Gunsten der Ostafrikanischen Gesellschaft zu übernehmen, habe diese Gesellschaft gerade früher eine Stellung zur Sklavenfrage eingenommen, welche nicht bloß eine gewisse Toleranz im⸗ plizire, sondern sich ziemlich bejahend zund anerkennend für das Bedürfniß der Aufrechterhaltung der Sklaverei ausspreche. Im Jahre 1885 habe Dr. Peters einen Vortrag gehalten uͤber die ostafrikanische Kolonialpolitik, in welchem er sich auch über die Sklavenfrage ausgelassen. Diese Rede sei der Gegenstand der heftigsten Angriffe in einigen Blättern geworden. In Folge dessen habe derjenige Herr, dessen Name heute an erster Stelle unter den Eingaben der Ostafrikanischen Gesellschaft stehe, Hr. Graf Pfeil, eine sehr lange Erklärung in einem Bremer Blatt erlassen, in welcher er so ziemlich frank und frei für die Auf⸗ rechterhaltung der Sklaverei Partei ergreife. Wollte man nur
dahin großen Handel treiben, wo man Kolonien habe, so⸗
würde man gar kein Absatzgebiet haben. Allerdings gebe Deutschland für Kolonien nicht so viel Geld aus bS- g8 Frankreich. Aber es wolle es eben nicht machen wie Frank⸗ reich. Wenn die Franzosen ungezählte Millionen auswürfen für Hirngespinnste und Phantastereien, so könne das Prfan land nur abschrecken. Hr. Woermann habe ganz un⸗ nöthige Anstrengungen gemacht, seine Hamburger Mit⸗
bürger in Schutz zu nehmen gegen die Vorwürfe des Abg. Richter, daß sie nicht in den eigenen Geldbeutel stiegen wegen dieser Kolonialpolitik. Er (Redner) rechne das den Hamburgern zur Ehre an, sie seien verständige Leute, die sich nicht leicht zu zweifelhaften Unternehmungen verführen ließen. Wenn die Sache so gut wäre, so würden die Hamburger Herren sehr gern auch etwas wagen. Die großen Hamburger Kaufleute machten nicht bloß ganz sichere Geschäfte, aber Aussicht müsse vorhanden sein. Nur mit Verstand wage
man, erst wägen, dann wagen. Sie machten aber nicht Geschäfte, die ihnen abenteuerliche Leute und Journalisten empföhlen. Was die “ für Südwest⸗Afrika betreffe, so glaube er mit Fug und Recht
behaupten zu dürfen, es sei gar nicht klar, in welchem Zu⸗ stande die angeblich südwestafrikanische Kolonie sich zur Zeit befinde und welchen Grund das Deutsche Reich haben sollte, sie mit höheren Ausgaben als bisher zu unterstützen. Man habe seit drei Jahren von dieser südwestafrikanischen Kolonie nichts Näheres gehört. Man existire immer noch so zu sagen auf dem Papier. Man habe vor drei Jahren einen Bericht des Reichskommissars Dr. Göring und einen Bericht der Generalversammlung der Aktionäre erhalten. Er (Redner) habe damals vor schwach besetztem Hause ausführlich darüber ge⸗ sprochen. Die Gesellschaft habe aber abgewirthschaftet, es sei auch keine Aussicht, daß es besser werden könnte. In Angra Pequena sei gar keine Aussicht vorhanden. Es sei kein Wasser da, und der Versuch, artesische Brunnen zu graben, sei miß⸗ glückt. Eine Aussicht auf Viehzucht und Ackerbau sei gänzlich unbegründet. Die Company habe 1886 300 000 ℳ Kapital besessen, das hier in Berlin in preußischen Konsols angelegt gewesen sei. Sie habe sich ganz von dem Geschäft zurückgezogen und warte, ob Jemand kommen werde, der vielleicht NReigung hätte, das unterbrochene Geschäft wieder aufzunehmen. Es komme aber Niemand. Darauf habe der Reichskommissar Göring vorfeschlagen, weiter südlich im Damara⸗Land und endlich in Namaqua eine Niederlassung zu gründen. Dort sei mehr Aussicht auf Erfolg in der Viehzucht und im Bergbau zu erwarten. Es sei an das Haus das Ansinnen gestellt, in Otyimbinque für den Kommissar ein Haus für 50 000 ℳ zu errichten. ge Göring sei gewiß ein tüchtiger und umsichtiger Mann, der sich von übertriebenen Phantastereien fernhalter Aber es sei ihm nicht gelungen, aus der Sache etwas zu machen. Man wisse seit drei Jahren nicht, ob das Geringste geleistet sei. Die Company besitze kaum noch 200 000 ℳ Unter diesen Umständen wäre es schon an sich angezeigt, z fragen, solle man eine jährliche Ausgabe bewilligen für die Beaufsichtigung eines Landes, indem gar nichts mehr geschehe und einer Company gegenüber, die nur 200 000 ℳ Ver⸗ mögen besitze. Nun habe neulich das „Reuter'’sche Bureau“ be⸗ richtet, daß zwischen unserer Reichsvertretung und dem dortigen Häuptling Kamaherero ein Mißverständniß, ein Zerwürfniß entstanden sei. Er habe alle Konzessionen, die er Deutschland gegeben, für null und nichtig erklärt und behauptet, daß er alle Minenkonzessionen schon früher einem Engländer Lewis gegeben habe. Er (Redner) wisse nicht, ob hier in der Ver⸗
sammlung Jemand darüber Auskunft geben könne, vielleicht sage die Regierung, was an diesen Dingen sei. Er nehme an, daß es bei den Verhandlungen zwischen diesem Häupt⸗ ling und den deutschen Bergwerklustigen nicht so attenmäßig zugegangen sei. Er glaube, solche Rottenführer machten heute einen Vertrag mit Diesem, morgen mit Jenem. Es komme darauf an, ob man die Macht habe oder nicht. Das Recht sei dort schon so schwach, daß es noch wenig bedeute, wenn man die Macht nicht habe. Es werde sich einfach darum handeln: unsere Landsleute seien im Recht und der Kama⸗ herero habe sie vielleicht hinter das Licht geführt. Sei nun mit Waffengewalt dort durchzukommen? Er wisse es nicht. Er sei darüber gänzlich im Unklaren und würde sich freuen, wenn das Haus, ehe es diese Bewilligung beschließe, nähere Erklärungen bekommen könnte. Wenn er sich noch so sehr auf den kolonialen Standpunkt stellte, einer so verzweifelten Unternehmung gegenüber würde er Bedenken tragen, eine Mehrbewilligung “ selbst auf die Gefahr hin, sich von Hrn. Stöcker einen Vorwurf zuzuziehen, der da meine, die Ehre der ganzen Nation sei zekpfändet, wenn irgend Jemand im Auslande die deutsche Flagge hisse. Er (Redner) habe nie behauptet, daß diese Company aus Aben⸗ teurern besteht, nicht einmal von dem verstorbenen Lüderitz. Er sei nur ein waghalsiger Mann gewesen, der sich verrechnet habe. Wer deutschen Patriotismus und Sinn für Deutschlands Ehre und Sicherheit habe, der habe in Europa genug zu thun, um diesen Patriotismus zu bewähren und alle Opfer zu bringen, Famit man unbehelligt und ruhig der Zukunft entgegensehen koͤnne. Man möge ja Jeden für einen schlechten Mann erklären, der wegen solcher Unternehmungen nicht das Geld der Steuerzahler und das Blut unserer braven Marineleute opfern wolle, man möge es mit noch so hoch erhobener Stimme thun, aber vor dem Verstand und Gewissen bestehe es nie und nimmer!
Vürst vic; Bismarck: möchte dem Herrn Abgeordneten auf seine letzten ’ widern: wer patriotischen Sinnes ist, der nimmt 87 lich gegen die Regierung seines Landes Partei in einer Frage, über die sie im Augenblick in entscheidenden Unterhandlungen mit der mit⸗ betheiligten ausländischen Regierung steht. Und der Herr Vorredner hat uns in den Verhandlungen, in denen wir augenblicklich mit Eng⸗ land über Südwest⸗Afrika stehen, auf das Erheblichste geschädigt, und wenn sie mißlingen, mache ich ihn dafür verantwortlich.. Der Herr Vorredner ist der Meinung gewesen, daß erst bei der ersten Uebernahme zur Zeit des Holländers, dessen Namen ich ver⸗ gessen und den er eben nannte, der erste Muther dieser Konzession (Zurufe), — Lüderitz, — daß es da in dem ersten Programm unserer Kolonialpolitik gelegen hätte, auf die Sache einzugehen und die Be⸗ mühungen dieses thätigen Reichsangehörigen — er war kein Hollän⸗ der von Geburt; er sprach aber vorwiegend holländisch — zu schützen und zu decken. Nun gut, wie haben sich denn seitdem die Dinge ge⸗ staltet? Ich will nicht, wie Hr. Woermann vorher dem Hrn. Abg. Richter so jetzt dem Abg. Bamberger Unbekanntschaft mit den Dingen, über die er gesprochen hat, vorwerfen und Unwissenheit in den Dingen, die er hier öffentlich verhandelt. Ich bin auch gar nicht im Stande, ihm vollständig, ohne die Interessen der Betheiligten zu schädigen, klar zu legen, wie die Sache liegt. kann ihn darauf hinweisen, daß gerade diese Kolonie und ihre Hoffnungen sich in, den leßten Jahren günstig und für die Zukunft versprechend entwickelt UAaxee⸗ und daß wir, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, diesen — 98 Fübrgh und die englische Rivalität gar nicht zu befür a en. 8 f ufen Uim Nichts, um eine Sandbüchst, wie das gesbdfn wiüh naulch die Engländer nicht Hunderte von Meilen üben rammtt ver englischen Pferden, um Verabrebungen amnfechng⸗da etwas dabintersteckk, mas 5 er ; 1 Reoigsaeg Fahe Reiche für unsere Interessen werth ist, das hätte
der Herr Abgeordnete schon aus der Expedition von Lewis, die ih