1890 / 207 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 28 Aug 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Alsdann ergriff Freiherr von Schorlemer⸗Alst das Wort, um unter wiederholtem lebhaften Beifall der Ver⸗ sammlung auf die Pflichten der Katholiken hinzu⸗ weisen, welche ihnen die Kaiser lichen 8 auferlegen. daß die Arbeitgeber vielfach glaubten, nachdem die Ausstandsnoth und die Angst einigermaßen . schwunden, die Hände in den Schooß legen zu können. Es gelte jetzt mehr denn je, die Kluft zwischen Arbeitgebern und Arbeitern zu überbrücken. Darum freue er sich der Manifestation der Versammlung an Se. Majestät; es sei sicher, daß sie Seinem Herzen wohlthun werde, und daß Diejenigen Unrecht ätten, welche den Intentionen Sr. Majestät auf diesem Gebiet noch widersprechen. 8 In 8 Herhlossenen Versammlung des Katholiken⸗ tages am Dienstag wurde folgende Resolution angenommen: Mit Rüdsicht auf das starke Wachsthum der Bevölkerung in Berlin, den immer fühlbarer werdenden Mangel an katholischen Kirchen und melr noch an Geistlichen daselbst, auf das un⸗ bestreitbare Unvermögen der Berliner Katholiken und der Diszese Brrcelau, aus eigenen Kräften genügend Abbülfe zu schaffen: fordert die Gencralbersammlung der Katholiken des Deutschen Reichs und nament⸗ lich Preußens auf, dem außerordenllichen kirchlichen Nothstand der zum großen Theil aus allen Gege nden Deutschlands zugezogenen BerlinerKatho⸗ siten rachhaltige Aufmerksamkeit zuzuwenden, und richtet insbesondere an die katholische Presse das Ersuchen, ihre Sammlurgen im Inter⸗ esse besserer Fürsorge für die Katholiken Berlins fortzusetzen bezw. solche Sammlungen iu eröffnen, empfiehlt aber gleichzeitig zur Er⸗ leichterung eines planmäßigen Vorgehens, den Ertrag dem Bonifacius⸗ verein zur Verwendung für Berlin zugehen zu lassen. Weiter kamen noch folgende Resolutionen zur An⸗ nahme:

1) Der unter dem Ehrenprösidivm des hochwürdigsten Herrn Erz⸗ bischofs von Köln bestehende Afrikaverein deutscher Katho⸗ liken fördert wesentlich die von Sr. Heiligkeit dem Papste ins Leben gerufenen und gegenwärtig über ganz Europa verbreiteten Be⸗ strebungen zur Unterdrückung der Sklaverei und des Sklaven⸗ bandels in Afrika, insbesondere durch Unterstützung der in jenem Erdtbeil thätigen Missionsgesellschaften. Aus diesem Grunde und mit Rücksicht auf die namentlich in letzterer Zeit von den verschiedensten Missionsgenossenschaften an den Afrikaverein erhobenen bedeutenden Ansprüche wird der Beitritt zu demselben und dessen thatkräftige Deutschlands angelegentlichst empfohlen.

allen Katholiken . 2) Angesichts der bervorragenden Verdienste, welche sich unsere religiösen Orden und Kongregationen um die Verbreitung

des Christerthums und die Begründung der wahren Kultur und Civili⸗ sation selbst nach dem Urtheil herrvorragender und kompetenter Männer andersgläubigen Bekenntnisses erworben haben und noch immer erwerben, die nachdrückliche Forderung zu mwiederholen, daß end⸗ lich die kulturkämpferischen gesetzlichen Bestimmungen, se eine Reihe dieser Ordenkgenossenschaften, die sämmtlich in allen deutschen Schutzgebieten zur Missionsarbeit unbeschränkt zugelassen sind, von dem Boden des Deutschen Reichs ausschließen und diese Ordens⸗ gesellschaften hindern, hier Noviziat⸗, Missions⸗ und Studirhäuser zu errichten, in Wegfall kommen b

G In der dritten öffentlichen Versammlung am Mittwoch sprach sich Dr. Porsch (Breslau) für die Rückverufung aller Hrden, auch der Jesuiten, aus. Dr. Sieben sprach über Staatskirchenthum, besonders in Bayern, Kaufmann Racké (Mainz) über Kirche und Kultur und Dr. Freiherr von Hert⸗ Aing über Görres. Dr. Lieber (Camberg) erörterte die L des Papstes und verlangte die Wiederherstellung der terri⸗ torialen Souveränetät desselben.

Bayern. en, 27. August. Das „Gesetz⸗ und Verord⸗ ür das Königreich Bayern“ veröffentlicht folgenden Erlaß Sr. Königlichen Hoheit des Prinz⸗Regenten:

„Der heutige Tag, welcher dem Gedächtnisse Meines un⸗ vergeßlichen Herrn Vaters geweiht war, hat Mich tief ergriffen und freudigst bewegt. Die Huldigung, die den Manen des großen Königs dargebracht wurde, hat erntut und glänzend be⸗ kundet, daß aller Bayern Herzen von der Liebe zum Herrscher⸗ hause und zum Vaterlande erfüllt sind. Wie in Mir der Ein⸗ druck des Festes ein unauslöschlicher ist, so wird, dessen bin Ich gewiß, die Erinnerung an dasselbe in den Kreisen aller Betheiligten sort⸗ dauern. Des böchstseligen Königs Andenken, stets lebendig im Volke, wird immer von Neuem den einigenden Gedanken gemeinsamer Pflege und Mehrung der ideellen Güter wach erhalten.

1 Ehe Ich aus Regensburg scheide, drängt es Mich, Meinem leb⸗ hastesten Dank Ausdruck zu geben. Dieser Dank gilt dem Landtage, welcher das nun in der Walhalla befindliche Standbild zu errichten beschloß; er gilt den Mitgliedern der beiden Kammern des Landtages, welche Mich bei der feierlichen Enthüllung des Standbildes so zahl⸗ reich umgaben; er gilt den Künstlern, die hier mitwirkten; er gilt der Stadt Regensburg und der Oberpfalz, wo Mir heute wieder so viele Beweise treuester Anhänglichkeit zu Theil wurden. Prachtvoll var der Schmuck der Straßen und Häuser; ungezählt waren die Massen, die Mich begrüßt en; Vereinigungen aller Art halfen durch ihre Anwesenheit und Thätigkeit das Fest verherrlichen; mit patrio⸗ jischer Begeisterung hatte beute das ganze Land den Blick zur Wal⸗ halla gerichtet. Möge Gottes reichster Segen Bayvern schützen und schirmen in alle Zeit!

Regensburg, 25. August 1890.

nungsblatt

„Luitpold,

3 1 b des Königreichs Bavern Verweser.“ Zu Ehren des hier anwesenden Vize⸗Präsidenten des preußischen Staats⸗Ministeriums, 1se Krnts des Innern von Boetticher und des gleichfalls hier 8 anwesenden Königlich sächsischen Gesandten in Berlin und Bevollmächtigten zum Bundesrath Grafen von Hohenthal⸗ Bergen fand, der „Allg. Sig. zufolge, bei dem Minister⸗

Präsidenten Freiherrn von Crailsheim ein Diner statt. 8— 1 Podiag 885 * Befinden des Hrn. Miinisters a. D. Dr. Freiherrn von Lutz ein richten lauten fortwährend E Gais

Sachsen.

Dresden, 28. August. Gestern sind dem „W. T. B.“ zusolge hier die Arbeiten zur Legung eines unterirdischen Kabels von Dresden über Hof nach München be⸗ gonnen worden.

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Baden. e“

Karlsruhe, 26. August. Die von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog nach dem Vorbeimarsch der Ver⸗ eine des Höhgauer Militärvereins⸗ Verbandes in Stockach (siehe Nr. 206 des „R.⸗ u. St⸗A.“) gehaltene Ansprache hatte nach der „Karlsr. Ztg.“ ungefähr folgenden Wortlaut:

„Werthe Fnen Es erübrigt mir, nachdem Ihr verehrter Gauvorstand Ihnen in so eingebender Weise geschildert hat, was Geschichte heißt, meinen Dank auszusprechen, daß Sie den durch den Gauvorstand kundgegebenen v. so lebhaft zugestimmt haben. Ich habe die werthe Pflicht, auch noch besonders dafür zu danken, daß Sie und die Vertretung der Stadt und des Festes, das Gott sei Dank doch noch mit Sonnenschein gesegnet worden ist, mich in Ihrer Mitte besitzen wollten. Gerade der Umstand, daß Sie bei so schlechtem Weiter den weiten Weg nicht gescheut haben, ist mir Beweis dafür, daß Sie festhalten wollen an der Gesinnung Ihrer Vereinigung. Ich empfehle Ihnen, an diesen Grundsätz en treu und fest zu halten und

ich spreche hauptsäͤchlich b kommende Generation zu übertragen. Ich richte mich an die welche den Ernst von 1870 kennen, wo die Landwehr mitgefochten hat und welche wiederum eintreten wird, wenn der Ruf⸗an sie ergehen sollte. Ich wende mich an Sie mit der Bitte: Tragen Sie dazu bei, daß dieser Geist nicht verloren geht, daß er neu geboren wird und daß das, was 1870 geschaffen, erhalten bleibt. Sprechen Sie bei jeder Gelegenbeit mit der Jugend von der Vergangenheit, von der Erhal⸗ tung, Förderung und Stärkung des Reichs. Wie ich Sie vorhin vorbeimarschiren sah, nicht im gewöhnlichen Schritt, sondern im arademarsch, kam mir lehhaft der Gedanke an die Wacht am hein, worin es heißt: „Lieb; Vaterland, magst ruhig sein“. Ja, wenn das Vaterland solche Männer und Krieger besitzt. don solchem Geiste beseelt, wie er unter Ihnen sich kund giebt, ja, dann kann es ruhig sein. Und hierfür sage ich Ihnen meinen besonderen Dank. Ich nehme Abschied mit dem Wunsche, daß, wenn es mir nochmals vergönnt sein sollte,

bnen ins

Auge zu schauen, wir dies mit Ehren und Freuden thun Und

zur Bekräftigung, daß Sie das, was Ihnen zunächst am Herzen liegt.

ich meine unser Land Baden, auch herzlich lieben, fordere ich Sie auf,

mit mir in den Ruf einzustimmen und gedenken Sie auch dabei aller der Ihrigen unser Land Baden lebe hoch!“ Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.

Weimar, 27. 822 Ihre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin haben, der „Th. C.“ zusolge, am Montag Aufenthalt in Neustadt a. O. ge⸗ nommen. Zu Ehren des hohen Besuchs hatte die Stadt einen reichen Festschmuck angelegt. ö

Der Staats⸗Minister Frhr. von Groß ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Geschäfte wieder übernommen.

Im Spätherbst wird die Landessynode des Groß⸗ herzogthums sich zu einer längeren Tagung hier versammeln. Oldenburg. 8

(II) Oldenburg, 27. August. Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat gestern die Sommer⸗Refidenz Rastede verlassen und sich für kurze Zeit auf Reisen begeben. In der ersten Septemberwoche wird Höchstderselbe auf 2422 Güldenstein eintreffen und demnächst in Eutin Aufent nehmen.

Sachsen⸗Altenburg.

X Altenburg, 25. August. Se. Hoheit der Herzog ist (wie schon kurz erwähnt) am 21. d. von dem Jagdschlosse in Hummelshain über Gmunden, wo Höchstderselbe einige Tage verweilen wird, in Begleitung des fmarschalls von der Schulenburg, des Hof⸗Stallmeisters von Ziegesar und des persönlichen Adjutanten von Sydow zur Abhaltung von Gemsjagden in das von Höchstdemselben erpachtete Jagdgebiet in Tirol 1. und wird während der Jagden, die etwa bis zum 11. tember ausgedehnt werden, hnung in dem Jagkhause Waidmannsheil Seefeld nehmen.

Schwarzburg⸗Rudolstadt.

Gera, 27. August. Die „Gesetz⸗Sammlung für das Fürstenthum Reuß j. L.“ veröffentlicht eine Mini erial⸗ Bekanntmachung vom 21. August d. J., fend die mit dem Königreich Sachsen abgeschlossenen Staats⸗ verträge wegen des Baues einer Eisenbahn von Schön⸗ berg nach Hirschberg und wegen Abtretung des verßischen Theiles der Schönberg⸗Schleizer Eisen⸗ bahn an das Königreich Sachsen sowie wegen der Herstellung einer Verbindungsbahn zwischen den Bahnlinien

Gößnitz Gera und Weischlitz Wolfsgefährt.

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Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 28. August. Für die bevorstehenden Manöver⸗ reisen Sr. Majestät des Kaisers und Königs sind, wie „W. T. B.“ nach authentischer. Mittheilung 8ℳ₰ die Dis⸗ positionen dahin getroffen, daß Allerhöchstderselbe am 3. Sep⸗ lember früh in Deschen eintreffen und von dort am 6. Sep⸗ tember bierher zurückkehren wird. Am Abend des 9. September begiebt sich Se. Majestät nach Mähren, um den dort statt⸗ findenden Manövern beizuwohnen. Die Abreise nach Schlesien zu den dort stattfindenden preußischen Manövern ist auf den 17. September festgesetzt, von dort wird der Kaiser am 20. September früh wieder hier eintreffen.

Großbritannien und Irland.

London, 27. August. Die Königin hat, wie die „A. C.“ meldet, am 25. d. M. Osborne verlassen und sich in Begleitung des Prinzen und der Prinzessin Heinrich von Battenberg sowie des Herzogs und der Herzogin von Connaught nach Balmoral in den schottischen Hochlanden begeben, wo der Hof bis gegen Mitte November weilen wird.

Es siegt jetzt der vom Auswärtigen Amt veröffentlichte volle Wortlaut des kolonialen Abkommens zwi⸗ schen Großbritannien und Portugal vor, der die vor einigen Tagen publizirten Hauptumrisse der Konvention nicht wesentlich verändert, indeß in manchen Details er⸗ gänzt und einige dunkle und zweifelhafte Punkte auf⸗ klärt. So besitzt Portugal auf dem Zambesi von Zumbo nach den Katima⸗Stromschnellen nur Wegerechte, aber keine Territorialrechte, während England in jenem Theile des unteren Zambesi, über welche Por⸗ tugal Kontrole ausübt, ähnliche Wege⸗ und Baurechte besitzt. Portugal ist verpflichtet, eine Eisenbahn zur Erleichterung der Verbindung zwischen britischem Gebiet und der Pungwe⸗Bai zu bauen sowie absolute Durch⸗ fahrtsfreiheit zu gewähren und die telegraphische Verbindung zwischen der Küste und dem Flusse Ruo aufrechtzuhalten. Portugal macht sich auch verbindlich, einer britischen Gesellschaft 10 Morgen Land für Transitverschiffungszwecke an der Mündung des Chinde, eines der Nebenflüsse des Zambesi, zu verpachten.

Ueber den Verbleib des Geschwaders, welches bei den kürzlichen Flottenübungen die Rolle des Angreifers spielte oder vielmehr spielen sollte, wußte man bis gestern nicht das Geringste. Beunruhigung ruft dieser Umstand aber nicht hervor. lan nimmt an, daß Admiral Seymour sich mit seiner Flotte nach den Azoren begeben hat und seine Schiffe auf dem weiten Ocean einige taktische Uebungen machen lkagr.

1 Frankreich. aris, 28. August. Ihre Majestät die Kaiserin von Oesterreich, Königin von Ungarn, hat, dem „W. T. B.“ zufolge, heute früh Paris wieder verlassen und ist nach Cherbourg gereist, um daselbst ihre Nacht zu besteigen. ö See melden, werden 2 Torpedoboote nach ven, um dort das englische Mittelmeer⸗ Geschwader zu begrüßen. glisch -

den Aelteren von Ihnen sie auf die nach⸗

1900 Konskribirten dispensirt daß

meldet, daß von 890 geistliche Lehramtskandidaten wurden. Da man weiß, daß die Kirche keine Leute in die Orden aufnimmt, so wünscht das man Vergleiche darüber anstelle, ob bei anderen anstalten ebenso viele dispensirt würden. Rußland und Polen.

St. Petersburg, 28. August. Gestern sand, wie „B. T. B.“ meldet, in Zarskoe⸗Selo die Beerdigun des früheren Finanz⸗Ministers von Reutern statt; der

rst Wladimir, die Minister und zahlreiche andere ersönlichkeiten, sowie Deputationen der Börsen⸗Comités und nken wohnten der Trauerfeier bei. Bulgarien.

Sofia, 28. August. Ein Theil der Reservisten der Jahrgänge 1882 und 1883 ist nach einer „W. T. B.“ zu vierzehntägigen Uebungen mit dem Mannlicher⸗Gewehr einberufen worden. Amerika.

Vereinigte Staaten. Washington, 27. August. vmn Senat empfahl heute, wie „W. T. B.“ meldet, bei der ebatte über die Tarifvorlage der Senator Davis von Minnesota gegen Frankreich, England und Deutsch⸗ land wegen Nichtzulassung amerikanischen Fleisches Repressalien in Anwendung zu bringen. 1

New⸗York, 27. August. Die Republikaner von Ohio ernannten neuerlich Mac Kinley zum kanischen Kandidaten für die Repräsentankenkammer. In Kandidatenrede sp Mac Kinley die Zuversicht aus, ie nach ihm benannte Bill werde angenommen werden und dem Lande eine in der Geschichte noch nicht dagewesene Prosperität bringen.

San Salvador. Heute in New⸗York eingetroffene

melden, General Ezeta habe nunmehr das Frie⸗ densprotokoll mit Guatemala unterzeichnet.

rgentinien. Buenos Aires, 28. 8

Telegramm des „Neuter’'schen Bureaus“ meldet: Die „Union Civica“ wird demnächst eine Versammlung berufen, in welcher dem Verlangen Ausdruck gegeben wird, daß die Minister Roca und Levpalle ihre Portefeuilles niederlegen; sieht in politischen Kreisen diesem Schritte mit Besorgniß entgegen.

Ein neuer Gesetzentwurf ist eingebracht worden, durch welchen die Provinzialkammern von La Plata zu einer neuen Emission von Cedulas Serie Q bis zum Betrage von 10 Millionen Dollars ermächtigt werden.

Der Senat hat das allgemeine Amnestiegesetz angenommen.

Der Finanz⸗Minister erklärte einer bei ihm vorstellig gewordenen üion, er werde das Budget um 15 Millionen vermindern.

Die „Justice“

Nr. 34 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts vom 26. August bn folgenden Inhalt:; Gesund⸗ heitsstand: Volkskrankheiten in der Berichtswoche. a in Spanien. Cholera in Klein⸗Asien. Cholera in Mesopotamien Influenza in Japan. Ste in deutschen Städten mit 40000

und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandek. Erkrank in Berliner len häusern. in deutschen Stadt⸗ und dbezirken. Witterung. Grundwasserstand und Bodenwärme in Berlin und 8

regeln gegen Volkskrankheiten. Thierseuchen in der

2. Vierteljahr. Veterinärpolizeiliche Maßregeln. Medizi Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich.) Erlaß, betr. den Verkehr mit Schweinedärmen. (Mecklenburg⸗Schwerin) 1— Perlsucht. s ) Nachprüfung der Hebammen. bet:fieber. ) Feilhalten von Heilmitteln. Rechtsprechung. Getreide, Mehl. Kongresse. Verhandlungen gesetzgebender Körper⸗ schaften, Vereine u. s. w. 16. Versammlung des Deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitepflege. Internationaler land⸗ und forst⸗ wissenschaftlicher Kongreß in Wien.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Die Bestimmung einer vor dem Inkrafttreten der Deutschen Civilprozeßordnung abgeschlossenen und sodann von Jahr zu Jahr stillschweigend prolongirten Versicherungspolice: „Die Ent⸗ scheidung von Streitigkeiten zwischen der Gesellschaft und dem Ver⸗ sicherten soll durch zwei Schiedsrichter und event. einen Obmann erfolgen; gegen deren Ausspruch finden die gesetzlichen Rechtsmittel statt“ ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Civilsenats, vom 22. 56— 1890, auch gegenwärtig unter der

eerrschaft der Civilprozeßordnung rechtsowirksam; der Rechtbweg ist demnach für die Entscheidung von Streitigkeiten zwischen der Gesellschaft und dem Versicherten unzulässig.

Die vierjährige Verjährungsfrist der persönlichen 882 derung von Hvporbekzinsen⸗Rückständen (preuß. Gei. vom 31. 1838 § 2 3. 5) wird, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Gril⸗ senats, vom 23. April 1890, durch die Anstellung der hypotheta⸗ rischen Klage des persönlichen Gläubigers gegen den persönlichen Schuldner unterbrochen.

Ausländer, welche als Kläger auftreten, haben nach § 85 des deutschen Gerichtskostengesetzes das Dreifache des nach §. 81 vom inländischen Antragsteller für jede Instanz zu zahlenden Gebühren⸗ vorschusses als Vorschuß zu zahlen, und vor Zahlung dieses Vor⸗ schusses ist regelmäßig die Vornahme jeder gerichtlichen Handlung abzulehnen. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, I. Civilsenat, durch Urtheil vom 24. Mai 1890 ausgesvrochen, daß, wenn in der Berufungsinstanz der ausländische Berufungskläger die Einzahlung des Vorschusses unter⸗ lassen bat, der Beklagte sich die Sistirung des Verfahrens bis auf Weiteres nicht gefallen zu lassen braucht, sondern beantragen kann, daß der Kläger mit seinem Rechtsmittel abzuweisen sei.

Statistik und Volkswirthschaft.

Ueber die Hauptergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 im Großherzogthum Hessen bringt das soeben erschienene 2. Heft des 34. Bandes der „Bei⸗ träge zur Statistik des Großherzogthums Hessen“ tabellarische Uebersichten. Nach denselben ergab die letzte Volks⸗

zählung eine ortsanwesende Bevölkerung von 956 611 Köpfen. ag. 202 997 Haushaltungen und 136 275 bewohnte Gebäude ermittelt.

Das Gebiet des Großherzogthums umfaßt nach dem Stand des Haupt⸗Centralkatasters für das Jahr 1885/86 eine Fläbhhe von 7681,83 qkm. Von der Gesammtfläche sind 49,6 % Ackerland und

Grabgärten, 13,1 % Wiesen, Grasgärten und Wicken, 1,4 % Wein⸗ berge, 31,2 % Wald, zusammen 95,3 % produktive Fläche.