Marne) Armee⸗Korps. Die Divisions⸗Manöver dauern — ab⸗ gesehen von der letztgenannten Division, welcher nur elf Tage zugestanden sind — 14 Tage, Hin⸗ und Ruͤckmärsche einge⸗
rechnet., Beim I. (Lille) und beim II. (Amiens) Armee⸗Korps lährg, und bei den beiden anderen Divisionen des VI. Armee⸗Korps 8b finden zwölftägige Brigadeübungen statt, beim XIV. (Lyon) geh und beim XV. (Marseille) Armee⸗Korps Brigade⸗ und Divisions⸗ Manöver nach Anleitung zu gewärtigender Sonderbestimmungen. ta t — Im Lager von Chalons soll ein Festungs⸗Manöver zur s ha Ausführung gelangen. hen 8 Italien. 8 8 Der König hat, wie „W. T. B.“ meldet, den Senator . Nicola Balenzano zum Minister der öffentlichen 8 Arbeiten ernannt. Balenzano leistete gestern dem König den Eid. 6 Der Minister des Aeußern Prinetti ist in der ver⸗
edig eingetroffen. Portugal. (Eéiner aus Lissabon in Madrid eingetroffenen Nachricht zufolge wurde der Kardinal⸗Patriarch Netto in Santarem zum Gegenstande religionsfeindlicher Kundgebungen gemacht. Die Menge rief: „Nieder mit den Jesuiten!“ er Kardinal wurde gezwungen, sich zurückzuziehen. Türkei. Der Präsident des Obersten
Pascha ist, wie dem „W. T. B.“ aus Konstantinopel be⸗ richtet wird, zum Vali von Saloniki ernannt worden.
Bulgarien.
Das offiziöse „Journal de Bulgarie“ dementiert die Mittheilung einiger bulgarischer und ausländischer Blätter von dem Uebertritt revolutionärer Banden von Bul⸗ garien nach der Türkei. Das Blatt erklärt, die Regie⸗ rung habe niemals aufgehört, ihre Politik, die loyalsten Be⸗ ziehungen zu den Nachbarstaaten zu unterhalten, beharrlich zu verfolgen. Die Regierung habe stets ihre Pflicht erfüllt, wenn bulgarische Vereine die Grenzen der Gesetzlichkeit überschritten hätten. Das Blatt lenkt ferner die Aufmerksamkeit der interessierten Mächte auf die Nothwendigkeit, die Lage der Christen in der Türkei zu verbessern.
Das Wiener „Tele r.⸗-Corresp.⸗Bureau“ berichtet aus Sofia, es verlaute, die Reise Danew's nach St. Peters⸗ burg bezwecke, den maßgebenden Personen über die finanzielle und politische Lage Bulgariens mündlich zu berichten. — Einer Meldung der in Sofia erscheinenden Blätter zufolge werde der Fürst von Bulgarien, einer Einladung des Kaisers von Rußland entsprechend, im August den russischen Manövern beiwohnen; infolge dessen sei die Schipka⸗Feier bis zum September vertagt worden.
Amerika.
Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus San Juan (Portorico) gemeldet, daß die Revolution in Venezuela in der letzten Woche keine Fortschritte gemacht habe. Die östlichen Städte befänden sich noch in der Gewalt Castro's.
wei Abtheilungen Regierungstruppen in Stärke von 3500 Mann marschierten zum Entsatze von Carupano und Coro, welche Orte von den Aufständischen in gefährlicher Weise bedroht würden.
Afrika.
Lord Kitchener meldet aus Pretoria vom 25. d. M., mehrere Kolonnen berittener Truppen hätten am Abend des 23. März ohne Geschütze oder irgend welches Gepäck kombi⸗ nierte Bewegungen gegen Delarey unternommen. Die Ko⸗ lonnen der Generale Kekewich und Walter Kitchener heätten drei Fünfzehnpfünder und zwei Pompons erbeutet 1435 Gefangene gemacht und eine
ggenommen.
Cecil Rhodes ist, wie „W. Nachmittag in Kapstadt gestorben.
gangenen Nacht in Ven
Rechnungshofes Fehmi
7
senge Wagen und Vieh
fährt, gestern
Statistik und Volkswirthschaft.
Die Fabrikindustrie Ungarns.
(Stat. Korr.) Im 8 1899 haben in Ungarn zwei bedeut⸗ same, auf die Lage der Fabrikindustrie bezügliche statistische Erhebungen stattgefunden, von denen die eine hauptsächlich die Erforschung der Verhältnisse des angestellten Personals nach dem Stande vom 25. Februar 1899, die andere die Ermittelung der Produktion im Jahre 1898 bezweckte. Die Aufnahme bezog sich auf die in 12 Haupt⸗ gruppen eingetheilten Industrieanlagen, welche weni stens 20 An⸗ gestellte beschäftigten oder ungeachtet eines geringeren Personals einen fabrikmäßigen Charakter oder auch eine besondere Bedeutung hatten. Dagegen wurden die kleingewerblichen Betriebe, also im allgemeinen diejenigen, in welchen mit weniger als 20 Angestellten oder ganz ohne ösenef gearbeitet wird, in Verbindung mit der Volkszählung ermittelt.
Es wurden insgesammt 2766 Fabriken gezählt. Die Fragebogen von 402 Anlagen, darunter diejenigen sämmtlicher Bauunternehmungen (Baugewerbe), mußten jedoch als für die Aufarbeitung ungeeignet aus⸗ geschieden werden, sodaß 2364 Industrieanlagen mit 181 Neben⸗ betrieben in 11 Hauptgruppen für die Darstellung des Erhebungs⸗ ergebnisses übrig blieben.
Nach der amtlichen Veröffentlichung des letzteren*) entfielen
Industrie⸗ Fabrik⸗ Produktionswerth: auf die anlagen: angestellte: Millionen b. H “ Zahl v. H. Zahl v. H. Kronen 888 Eisen⸗ und Metall⸗ industrie . . . ..
Maschinen⸗ und Fahr⸗ betriebsmittel⸗Fabri⸗ kation, Musikinstru⸗ menten⸗Erzeugung, Elektrizitätsindustrie
Kalk⸗, Magnesit⸗, Gips⸗, Zement⸗, Thon⸗ waaren⸗ und Glas⸗
5 32 523 12
industrie 403 17,05
olzindustrie. . 394 16,67 29 288 11,93 Leder⸗, Borsten⸗ und
Haarindustrie G 64 2,71 4 930 2,01 30,93 2,26 extilindustrie . 110 4,65 14 285 5,82 53,47 3,91 Bekleidungsindustrie . 114 4,82 3 820 1,56 20,41 1,49 apierindustrie . 54 2,28 5 761 2,34 15,96 1,17 Kahrungs⸗ und Genuß⸗
mittel⸗Industrie. 8 558 23,61 49 718 20,24 645,98 47,26 chemisch Industrie . . 175 7,40 13 178 5,37 83,83 6,13 Vervielfältigungs⸗In⸗ 1 8 8 8
1“ 70 2,96 6 566 2,67 1 7,08 9,25
insgesammt. 2 364 100 245 564 100 1 366,92 160.
Hiernach nimmt die Nahrungs⸗ und Genußmittelindustrie, auf welche allein mehr als ein Fünftel aller Betriebe und Angestellten sowie fast die Hälfte der Gesammtproduktion der Fabrikindustrie entfällt, die erste Stelle ein. Diese Erscheinung hängt eng mit dem agrarischen Charakter des Landes zusammen, das den Industriezweigen, welche landwirthschaftliche Rohprodukte, besonders Getreide, verarbeiten, aus⸗ reichende Rohstoffe bester Beschaffenheit zuführt. Die Mehrzahl der Nebenbetriebe (129) entfällt auf die Eisen⸗ und Metallindustrie. Der überwiegende Theil der Anlagen, nämlich 1743 oder 73,73 v. H., befand sich im Eigenthume von Privatfirmen, während 444, d. i. 18,80 v. H., Attiengesellschaften, 103 = 3,12 v. H. dem Staat und 74, also 3,12 v. H., sonstigen Eigenthümern (wie Genossenschaften, Städten, Stiftungen, Kirchenfonds u. s. w.) gehörten; 2225 oder 94,12 v. H. waren im Eigenbetriebe und nur 139 =— 5,88 v. H. verpachtet.
Nur 1445, also 61,13 v. 2 8
5 1 der Anlagen waren mit insgesammt 3433 Dampfkesseln versehen.
giebt mithin zahlreiche Betriebe, so
namentlich in der Bekleidungsindustrie, welche überhaupt keine Elementarkraft verwenden, während bei anderen die mechanische
Arbeitskraft nicht
rbeiꝛ durch Dampf, sondern durch Wasser, Gas, Elek⸗ trizität u. s. w.
zität erzeugt wird. Die 3433 Dampfkessel hatten eine Heizfläche von 280 777 qm, von denen 118 579, d. i. 42,23 v. H., allein auf die Nahrungs⸗ und Genußmittel⸗, 41 891 oder 14,92 v. H.
auf die Maschinen ꝛc.⸗ und 40 222 — 14,32 v. H. auf die Eisen⸗ und Metallindustrie entfielen. Von den Industrieanlagen waren 1842, LPööööö mit zusammen 4682 Motoren ausgerüstet. Die gesammte Triebkraft, welche jenen Fabriken zur Verfügung stand, betrug 262 070 Pferdekräfte, von denen 89,47 v. H. auf die ampf⸗, 8,84 v. H. auf die Wasser⸗, 1,69 v. H. auf andere Motoren kamen.
on den in 2353 industriellen Anlagen ermittelten 245 564 An gestellten waren 46 699 oder 19,02 v. H. weiblichen Geschlechts.
Von der Gesammtzahl des Betriebspersonals entfielen 6983, d. i. 2,84 v. H, auf kommerzielle, 2577 = 1,05 v. H. auf technische und 641 oder 0,26 v. H. auf sonstige Beamte (Lehrer, Aerzte, Seelsorger, Wirthschaftsbeamte u. s. w.), ferner 3177, also 1,30 p. H., auf Werkführer, 219 849 = 89,53 v. H. auf Fabrikarbeiter und Tage⸗ löhner, 8484 oder 3,45 v. H. auf Lehrlinge und 3853 = 1,57 v. H. auf Diener. Die Zahl des eigentlichen Arbeiterelements, d. h. der⸗ jenigen Angestellten, welche die mit der Produktion zusammenhängende btpslchs Arbeit vorzunehmen haben (Fabrikarbeiter, Tagelöhner und kehrlinge), belief sich also auf 228 333 Köpfe oder 92,98 v. H. aller Angestellten. Von den Fabrikarbeitern und Tagelöhnern waren 46 008, d. i. 20,93 v. H., also etwas über ein Fünftel, weiblich. Hiervon entfielen allein 20 874 oder 45,37 v. H. auf die Nahrungs⸗ und Genußmittel⸗, ferner 7601, d. i. 13,53 v. H., auf die Textil⸗ und 4456 = 9,68 v. H. auf die Kalk⸗ u. s. w. Industrie.
Die Produktionswerthe der Kalk ꝛc.⸗ sowie der Holzindustrie er⸗ scheinen im Verhältnisse zur Zahl ihrer Betriebe wie Angestellten gering. In der Nahrungs⸗ und Genußmittelindustrie betrug⸗der ge⸗ sammte Werth der Fabrikate des Mühlengewerbes allein 359,45 Millionen Kronen = 26,30 v. H., derjenige der Tabackfabri⸗ kation 103,19 Mill. Kr. oder 7,55 v. H., der Zuckerindustrie 61,00 Mill. Kr., d. i. 4,46 v. H., und der Spiritusfabrikation 47,69 Mill. Kr., also 3,48 v. H. der Gesammtproduktion. Aus der Gruppe der Eisen⸗ und Metallindustrie ragt besonders die Herstellung von Roheisen hervor, deren Jahresproduktion im Werthe von 106,69 Mill. Kr. sich auf 7,82 v. H. derjenigen der ganzen Fabrikindustrie stellte. Noch be⸗ deutender war in der Maschinen ꝛc.⸗ Industrie die Maschinen⸗, Kessel⸗, Waffen⸗ und Waggonfabrikation einschließlich des Schiffbaues mit einer Produktion im Werthe von 130,42 Mill. Kr. = 9,54 v. H. der gesammten Erzeugung. Im übrigen ist noch aus der Holz⸗ industrie die Sägewaarenfabrikation mit 69,27 Mill. Kr. oder 5,07 v. H. Produktionswerth der gesammten Fabrikindustrie hervorzuheben. Der Gesammtwerth des in den öffentlichen elektrischen Stromanlagen er⸗ zeugten elektrischen Stromes wird auf 26 Mill. Kr. veranschlagt. Unter den 163 Industrieprodukten, deren Werth je eine Million Kronen überschritt, steht an erster Stelle das ungarische Weizenmehl mit einem Werthe von 287,67 Mill. Kr. = 21,04 v. H., d. h. mehr
9 8 magyar korona orszägainak gyäripara az 1898. 6vben. (dDie Fabrikindustrie der Länder der ungarischen Krone im Jahre 1898.)
als ⅛l des Produktionswerths der anzen Fabrikindustrie. Dieser großen Produktion entspricht natürlich eine sehr bedeutende Ausfuhr, indem nach unserer Quelle von den erzeugten 10,55 Mill. Meter⸗ zentnern fast 4 Millionen im benachbarten Oesterreich, 762 241 aber in den verschiedenen Staaten des Zollauslandes abgesetzt wurden. Es folgen der Zucker mit 56,14, der Pfeifentaback mit 46,39, die Zigarren mit 39,78, der Spiritus mit 38,89, das Roheisen mit 35,78 Mill. Kr. Produktionswerth. —
Russische Provinziglanstalten für freiw ebäudeversicherung 1891 — 95.
(Stat. Kor.) Die Versicherungssektion im Kaiserlichen Ministerium des Innern giebt in einer ihrer neuesten Veröffentlichungen Auskunft über die freiwillige Provinzialversicherung von Gebäuden in Rußland.
Wir beschäftigen uns hier allein mit den von der Provinzial⸗ regierung geleiteten Anstalten. Nur fünf westrussische Anstalten be⸗ treiben noch freiwillige Gebäudeversicherung: Podolien, Wolhynien und Kijew seit 1881, Minsk seit 1883 und Kowno seit 1884. Ihr Versicherungsstand wechselt von Jahr zu Jahr beträchtlich und sank
beispielsweise 1895 in Wolhynien auf weniger als die Hälfte; die Summen sind: 5
illige
5 1891 1892 1893 1894 1895
Gehöfte in Podolien .. . . 101 102 125 151 122 „ 3 Gubernien .604 656 836 606 729 Gebäude in Wolhynien 4 502 2 894 5 485 5 661 3 447 . 3 Gubernien 3 969 4 526 5 246 3 833 4 347 Schätzungswerth: Tausende Rubel 8 8 in Wolhynien . . . . 1 996 1 459 2048 2185 997 Podolien 326 327 321 375 329
„ 3 Gubernien .2 202 2 259 2 234 1 723 2 155
versichert: Tausende Rubel 5 8
in Wolhynien . . . . . 879 1 194 1 331 639
„ 4 Gubernien ..1 277 1413 1 486 1 223 1 443
Auf 100 Gehöfte kamen im ersten Jahre 657 und im letzten 596 Ge⸗ bäude; Podolien blieb dabei außer Ansatz, weil hier Versicherte und Gebäude übereinstimmen. Auch der Schätzungswerth eines ver⸗ sicherten Gehöfts sank in den vier Gubernien mit entsprechender An⸗ abe von 3585 auf 2757 (in Podolien zuletzt 1913, Kijew 3000,
insk 2894 und Kowno 2697) Rubel, wonach mehr Besitzungen von geringerem Werth hinzugetreten sind. Dieselbe Erscheinung zeigt sich bei den Gebäuden (hier ohne Podolien) mit einem Niedergang von 493 auf 405 Rubel Durchschnittswerth; in Wolhynien fiel dieser 1894 — 95 nach dem Austritt vieler besseren Besitzungen von 386 auf 289 Rubel. 8 8
Die verhältnißmäßige Sicherheit gegen Feuersgefahr läßt sich aus dem Verhältnisse der Versicherungssumme zum abgeschätzten Werthe erkennen. Es war zuletzt 598: 1000, in Podolien 525, in Wolhynien 641, in Kijew 606, in Minsk 589 und in Kowno 518, hier also am niedrigsten und in Wolhynien am höchsten.
Um das Maß der Beliebtheit der Provinzialanstalten zu er⸗ mitteln, giebt es einen allerdings insofern zweifelhaften Weg, als über die ungleiche Vertheilung des Besitzes auf verpflichtete und versicherungs⸗ freie Gehöfte nichts bekannt ist. Unter der Voraussetzung aber, daß der Unterschied nicht sehr groß 5 mmag, fäenen. wir die einschlägigen . neben einander; es waren 5 versichert:
u 8 Tausende Rubel
8 in zwangsweise freiwillig Podolien . 110o0o 10 olbynien. 20 003 32 Kijeere — 28 540 19 Minge. 1 18 482 8 88E“ Z“
Kowno “ 35 95 813
Zur Arbeiterbewegung. 8 Zur Lage verschiedener Berliner Lohnbewegungen berichtet die „Deutsche Warte“: Von den Klebern (Tapezierern) haben die bei Beendigung des Ausstandes und Einführung der Sperren (vergl. Nr. 62 d. Bl.) arbeitslos Gebliebenen nun⸗ mehr fast sämmtlich wieder Beschäftigung erhalten. — Die Bau⸗ arbeiter Berlins beschlossen, da es zu keiner Einigung bezüglich des gemeinsamen Arbeitsvertrages mit dem Verband der Vau⸗ geschäfte gekommen ist, auf allen Bauten vor Aufnahme Thätigkeit von Fall zu Fall die bisherigen Lohn⸗ und Arbeits⸗ bedingungen zur Durchführung zu bringen. — Im Pu tzer⸗(Maurer⸗) Gewerbe (vergl. Nr. 41 d. Bl.) ist fast durchweg die Accordarbeit durchgeführt. Seitens der Organisationsleitung werden jedoch von neuem Versuche zu Gunsten der Lohnarbeit unternommen. — In der Waffen⸗ und Werkzeugmaschinenfabrik von Ludwig Löwe u. Co. (Aktien esellschaft) in Berlin und Charlotten⸗ burg sind die Kernmacher, odelltischler, Drechsler ac. aus⸗ ständig geworden, weil die von ihnen verlangte Entlassung eines miß⸗ liebigen Meisters seitens der Direktion abgelehnt worden ist. 1 Aus Madrid meldet „W. T. B“ vom heutigen Tage, 88 die Arbeiter der Eisenbahn Baeza -—Almeria in den Ausstand getreten sind. Sie fordern eine Lohnerhöhung.
Kunst und Wissenschaft.
Das im Jahre 1900 begründete Institut für Meereskunde in Berlin unter Leitung von Professor Dr. Ferd. Freiherrn von Richt⸗ hofen hat bereits eine erste Erpedition ausgesandt, und zwar Professor Dr. L. Plate und Dr. Rob. Hartmeyer, welche für das Museum des Instituts Material von Korallenriffen und Schwammgründen des Mittelmeers und des Rothen Meers sammeln sollten. Sie besuchten zu diesem Zweck die algierische Küste, die griechischen Inseln und die Küstengewaͤsser von Kleinasien und befanden sich nach den letzten Nach⸗ richten an der Küste der Sinai⸗Halbinsel, und zwar war nach längerem Aufenthalt in dem kleinen Hafenort Tor das Arbeitsfeld nach der Südspitze Ras Mohammed verlegt.
„Wie in „Petermann’s Mittheilungen“ berichtet wird, hat Graf Wickenburg die neueste Durchquerung des afrikanischen Osthorns ausgeführt, indem er von Abessynien durch die Gallaländer längs der Seenkette nach dem Rudolf⸗See reiste und schließlich den Indischen Ozean bei Lamu erreichte. Während er im nördlichen Theil dieses Gebiets nur wenig von den Routen früherer Reisenden abgewichen war, schlug er vom Stefanie⸗See aus eine ganz neue Route ein, indem er den Versuch machte, quer durch die Hochebene nach dem von Höhnel entdeckten Lorian⸗See vorzudringen, aber der Wassermangel zwang ihn schon bald wieder, nach W. zurückzugehen. Erst am Guasso Njiro konnte er den Vormarsch wieder aufnehmen und auf dem von dem ameri⸗ kanischen Naturforscher Dr. Chanler und von Höhnel begangenen Weg den See erreichen, der aber fast gänzlich ausgetrocknet war. Auch dieser See bestätigt also die seit einer Reihe von Jahren von den ver⸗ schiedensten Reisenden eemachten Erfahrungen, daß in dem seenreichen Gebiet des nördlichen Pft⸗Arrike eine Periode großer Dürre vorherrscht. Auf neuen Wegen gelangte Graf Wickenburg endlich vom Lorian⸗See nach dem Tana, den er bis zur Küste verfolgte. Wenn auch die Ausführung des ursprünglichen Plans infolge des herrschenden Wassermangels nicht möglich gewesen ist, so hat Graf Wickenburg doch einen erheblichen Theil unbekannten Gebiets entschleiert. Den Rückweg hat er bekannt⸗ lich nach dem Nil angetreten.
Der langjährige englische Gouverneur von Uganda, der bekannte Forscher Sir H. H. Johnston hat kurz vor seiner Abberufung noch eine längere Reise in den südwestlichen Theil seines Verwaltungsbezirks gemacht zur Untersuchung des Runssoro⸗Gebirges und des Semliki⸗ Forstes. Den Gipfel des Gebirges, entweder Kiyanga oder Duwoni (Stuhlmann’'s Semper⸗ und Weismann⸗Berg), hat er, trotzdem er die Versuche der Ersteigung von verschiedenen Seiten wiederholte, nicht erreicht, sondern er mußte bei 14 828 Fuß (4520 m) umkehren, aber er schätzt die Höhe des Gebirges auf 20 000 Fuß (6100 m), und damit würde dasselbe der höchste Punkt von Afrika sein und den bisher als Kulminationspunkt an eesehenen Kilimandjaro (6010 m nach Pro⸗ fessor Hans Meyer's Mesfungen) noch um fast 100 m überragen. J. E. S. Moore allerdings, welcher kurz zuvor im Semliki⸗Gebirge eingehende Forschungen angestellt hatte und bis etwa 14 900 Fuß (4540 m) emporgestiegen war, schätzt den Gipfel auf nicht mehr als 16 000 Fuß (4880 m), was Johnston für unvereinbar erklärt mit der Höhe des Schnees und der Maͤchtigkeit der Gletscher und des Firns. Jedenfalls bedarf es aber noch sehr viel besserer Angaben und namentlich unmittelbarer Beobachtungen auf dem Gipfel des Runssoro, bevor der Kilimandjaro aufhören wird, als höchster Berg Afrikas an⸗ gesehen zu werden. 8
Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Sa chsen ha der „Weimar. Ztg.“ zufolge, den Maler Hans Olde zu Seekamp bei Friedrichsort als Direkkor der Kunstschule nach Weimar b rufen. Derselbe wird am Anfang nächsten Monats die Leitung der Anstalt übernehmen.
Land⸗ und Forftwirthschaft.
Australiens Butterausfuhr nach Großbritanni 3
Von Beginn der gegenwärtigen Buttersaison an bis zum Ende des Dezember 1901 wurden, wie in den „Nachrichten für Handel und Industrie“ nach The Argus“ (Melbourne) mitgetheilt wird, aus Melbourne nach England nur 5506 Tons Butter zur Ausfuhr gebracht gegenüber einem Export von 9364 Tons im entsprechenden Abschnitt der 8 vorjährigen Saison. Nach dem Stande dieses Handels zu Anfang Januar 1902 kann man auf eine Gesammtausfuhr von Butter aus Melbourne nach Großbritannien in der ganzen Saison 1901/02 von 6000 bis 7000 Tons rechnen gegen 11 350 und 12 600 Tons in den beiden vorhergehenden Jahren. Demnach erreicht der Absatz dorthin in der laufenden Saison nur etwa die Hälfte der früheren und bleibt in seinem Werthe um 400 000 bis 500 000 Pfd. Sterl. gegen jene znrück. Zu einem kleinen Theile wird dieser Ausfall durch vermehrte Ausfuhr nach Süd⸗Afrika ausgeglichen, aber immerhin wird sich im Jahre 1901/02 für Viktoria eine Mindereinnahme aus dem Butterhandel in Höhe von 250 000 Pfd. Sterl. ergeben. In den anderen australischen Staaten liegen die Verhältnisse ähnlich ungünstig, und der Butterexport ganz Australiens
nach England dürfte für die laufende Saison insgesammt einen Rückgang um 8500 Tons erfahren. Dagegen hat Englands Buttereinfuhr aus anderen Ländern, wie Rußland, Dänemark,
Canada und den Vereinigten Staaten von Amerika, erheblich zu⸗ genommen. Nach einigen Jahren wird voraussichtlich Australien an der Butterversorgung Englands nur noch einen ganz unerheblichen Antheil haben. Wie klein derselbe schon im Kalenderjahr 1901 ge⸗ wesen ist, beweisen die Zahlen der britischen Handelsstatistik. Danach bezog Großbritannien im letzten Kalenderjahr 3 702 810 engl. Zentner Butter im Werthe von 19 297 005 Pfd. Sterl., wovon aus Australien mit Neuseeland 413 134 Zentner (1900: 511 535) für 2 035 216 Pfd. Sterl. (2 482 537) kamen, also ungefähr ein Neuntel der Summe, während Dänemark für 8 950 497 Pfd. Sterl. (8 029. 625), also fast die Hälfte, lieferte, die russische Einfuhr von 980 770 Pfd. Sterl. auf 1 655 352 Pfd. Sterl., die canadische von 640 760 Pfd. Sterl. auf 1 008 002 Pfd. Sterl. und die der Vereinigten Staaten von 247 724 Pfd. Sterl. auf 689 164 Pfd. Sterl. stieg. uv“ Die schnelle Ausdehnung der Butterindustrie in West⸗Sibirien, die auf den russischen Bahnen ihr Produkt nach Riga bringt und mit Hilfe einer besonderen Dampferlinie von dort nach London liefert, wird eine Sinken der Butterpreise in Großbritannien zur Folge haben, welches Australien den Wettbewerb bedeutend er⸗ schwert. Die sibirische Butterindustrie ist zum großen Theil auf dänische Initiative zurückzuführen und arbeitet infolge dessen Hand in Hand mit Dänemark auf eine vollständige Eroberung des englischen Buttermarktes hin. Vergleicht man die für die Meierei maß⸗ gebenden Verhältnisse in Dänemark und Viktoria, das bei der