Frankreich.
Der Senat hat sich, wie „W. T. B.“ bis zum 19. Mai vertagt.
FIn der Sitzung der Deputiertenkammer stand eine Vorlage zur Beratung, nach der Militärpersonen, die vor ihrem Dienstantritt bestimmte Befähigungen erworben haben und sich darüber durch Zeugnisse von Schützen⸗ oder Turnvereinen ausweisen
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meldet, am Sonnabend
können, einen Vorzugsanspruch auf die Beförderung zu Unter⸗ offizieren erhalten sollen. Ein Antrag auf Vertagung wegen der Nichtanwesenheit des Kriegsministers wurde mit 275 gegen 244 timmen abgelehnt. Le Hérissé (Natio⸗
nalist) brachte einen Gegenvorschlag ein, nach dem alle genügend ausgebildeten Soldaten nach Freea er H. demn 88 Uecer⸗ offizieren befördert werden können. Der 2 erichterstatter Berteaux bekämpfte den Gegenvorschlag; er führte aus, die Regierungsvorlage solle keineswegs ein Vorzugsrecht für die Mitglieder der genannten Vereine schaffen, denn die zur Befoͤrderung in Betracht kommenden Mannschaften hätten stets zuvor eine Prüfung vor Offizieren der aktiven Armee ab⸗ zulegen. Die Vorlage wurde schließlich mit 514 gegen eine Stimme angenommen. Im weiteren Weekasse der Sitzung wurde eine Inter⸗ pellation, betreffend die Strafgerichte in Algerien, erörtert und eine Tagesordnung angenommen, in der das Haus von dem Versprechen der Regierung Kenntnis nimmt, die Organisation der Strafgerichte unverzüglich so abzuändern, daß den Angeklagten alle Garantien einer zten Justiz gesichert seien; in der Tagesordnung heißt es weiter, das Haus rechne darauf, daß die Regierung alles tun werde, was zu einer gedeihlichen Entwickelung der afrikanischen Kolonie beitragen könne.
Bei der gestern im 4. Pariser Bezirk vorgenommenen Stichwahl zur, Deputiertenkammer zwischen dem Sozialisten Deville und dem Nationalisten Barrès wurde ersterer mit 5059 Stimmen gewählt; Barrès erhielt 4827 Stimmen. Nachdem das Ergebnis bekannt geworden war, zog eine große Menschenmenge unter Hochrufen auf Deville vor das Gebäude der „Petite République“ und brachte dort Hoch⸗ rufe auf die Republik und Schmährufe gegen die Geistlichkeit aus; ein ernster Zwischenfall kam nicht vor.
Bei der gestern im Departement der Hautes Pyrénées vorgenommenen Wahl zur Deputiertenkammer wurde der ministerielle Republikaner Fould, dessen Wahl für ungültig erklärt worden war, wiedergewählt.
Italien.
Der englische Botschafter hat, dem „W. T. B.“ zufolge, am Sonnabend den stellvertretenden Minister des Aeußern Morin von dem bevorstehenden Besuch des Königs Eduard benachrichtigt und mitgeteilt, der Besuch werde offiziellen Charakters sein.
Der Senat hat vorgestern die Vorlage, betreffend den höheren
Unterricht, angenommen und sich dann auf unbestimmte Zeit vertagt. 8
Spanien. In Madrid veranstalteten am Sonnabendnachmittag, „W. T. B.“ berichtet, die Studenten von neuem Kundgebungen. Sie durchzogen die Straßen unter den Rufen: „Es lebe die Republik!“, „Nieder mit der Regierung!“ und unter Absingung der Marseillaise und patriotischer Lieder. Die Polizei feuerte mehrere Male auf die Menge, unter der sich auch Frauen befanden. Man warf mit Steinen und Schmutz nach der Polizei. Im Verlaufe der Unruhen wurde
eine Frau schwer verlezt. Gegen Abens kam es zu einem Zu⸗/ Kronprinzen und dem Prinzen Waldemar von Vat von Albucemas ging. Die dlrt woheenden heüene dasnr sammenstoß zwischen ungefähr 3000 Arbeitern und Studenten Dänemark sowie Seiner Hoheit dem Prinzen Albert Stämme der Gelaia, br Lggeni Said und 8 Beni Uüchasgten und der Polizei, der in einen wahren Kampf ausartete, bei zu Schleswig⸗Holstein ⸗Sonderburg⸗ Glücksburg leben vom Fischfang, treiben gelegentlich etwas Seeraub und dem viele Revolverschüsse abgegeben und nach amtlichen Fest⸗ nach Frederikssborg. Nach dem Empfange durch die sind im übrigen große Strandräuber. Hierauf wandte sich stellungen eine Person getötet undzahlreiche andere verletzt wurden. städtischen Behörden fuhr Seine Majestät, von einer de Segonzac über die Gebirge nach Süden, zog im Uadi Uerera nach
Die für Sonnabend abend einberufenen Versammlungen wurden polizeilich unter sagt. — Auch gestern abend kam es zu Kund⸗ eebungen. Als die Beteiligten sich auf der Puerta del Sol eitjeben wollten, zerstreute die Polizei die Menge. Sämtliche Universitäten in Spanien haben be⸗ schlossen, Ged Z für die in Salamanca getöteten Studenten abzuhalten. Zahlreiche Kränze sind von allen Seiten zum Leichenbegängnis der Studierenden geschickt worden. Der Präfekt von Salamanca ist abberufen worden. In Salamanca fand am Sonnabend unter zahlreicher Beteiligung das Begräbnis der bei den Unruhen getöteten Studenten statt. An der Feier nahmen Vertreter der Behörden sowie der Rektor der Universität teil.
Portugal.
In Liss abon fand vorgestern abend, wie dem „W. T. B.“ emeldet wird, eine Galaoper zu Ehren des Königs Eduard tatt. Gestern empfing der König auf der englischen Gesandt⸗ schaft Ergebenheitsadressen von Abordnungen der in Lissabon und Oporto ansässigen Engländer und fuhr d t dem König Carlos nach Cascaes. “
Niederlande. “ Die Zweite Kammer beriet am Sonnabend die Vorlagen, betreffend die Ausstände. Die Mitglieder aller Parteien, die Sozialisten ausgenommen, sprachen sich, dem „W. T. B.“ zufolge, für die vorgeschlagenen Maßnahmen aus; es sei nötig, den geordneten Gang der Rechtspflege und die Verkehrsverbindungen mit dem Auslande sicher zu stellen und sich gegen die das Land terrorisie⸗ rende Partei der Unordnung zu wenden. Der Ministerpräsident Kuyper befürwortete die Vorlagen in längerer Rede, in der er namentlich auf die Gefahr hinwies, die aus Ausständen, wie denen der jüngsten Zeit, für den Handel des Landes und im Falle einer Mobilisation für seine Sicherheit entstünden. Die Rede des Ministers wurde mit Beifall und Zischen aufgenommen. Die Beratung wird morgen fortgesetzt werden.
Türkei.
ur Begrüßung des Deutschen Kronprinzen und des 11 Trüßrng beg bhes von Preußen ist, wie „W. T. B.“ meldet, S. M. S. „Loreley“ mit dem Kaiserlichen Geschäftsträger Freiherrn von Wangenheim und einigen erren der Botschaft sowie die türkische Jacht „Fuad“ mit einer türkischen Mission unter Führung Turkhan Paschas an Bord vorgestern nach den Dardanellen atgezongen
Gegenstand der Audienz des österrei isc vngarischen Botschafters Freiherrn von Calice und des russis en Bot⸗ schafters Sinowjew am 3. d. M. waren, dem „W. T. B. zufolge, die Dynamitattentate auf die Bahnen und die Er⸗ eignisse im Wilajet Uesküb sowie die notwendigen Maßnahmen ur Sicherung der Boahnen und Unterdrückung der reform⸗ seindlichen Bewegung der Albanesen im Wilajet Uesküb.
Der Zweite Dragoman der russischen Botschaft Mandelstam ist als Gerent des russischen Konsulats nach Uesküb entsandt worden, weil der dortige russische Konsul Maschkow die Leitung des russischen Konsulats in Mitro⸗ witza ü⸗ men hat. — hateegr⸗Korresp⸗Buteau⸗ meldet aus Konstantinopel, es lägen verschiedene Beweise vor, daß das bei
sahire sen Menschenmenge begrüßt, ur Schlosse.
der letzten Brückenzerstörung verwendete Dynamit aus dem Auslande über ö“ eingeführt worden sei. Die Pforte habe vertrauliche Nachrichten erhalten, daß die Komitees verschiedene andere Attentate, darunter auch in Konstanti⸗ nopel und Saloniki, planten. Es seien deshalb strenge belzhliche und militärische Maßregeln erlassen worden. Die Verhängung des Standrechts in den drei Wilajets Uesküb, Monastir und Saloniki sei zwar erwogen, doch bisher nicht beschlossen worden. Der Soldat Ibrahim, der den russischen Konsul Schtscherbina verwundete, sei vom Kriegsgericht in Mitrowitza zu 15 Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden.
In Mustapha⸗Pascha wurde am Freitag versucht, ein der Regierung gehöriges Petroleumlager zu zerstören.
Serbien.
Der Minister des Aeußern Lozanitsch und der Kultus⸗ minister Markowitsch haben wegen Meinungsverschieden⸗ heiten in der Angelegenheit der Revision der Verfassung ihr Entkassungsgesuch eingereicht.
Der Ministerat beschloß, von der Verstärkung der Grenzgarnisonen und der Einberufung der Reserven bis auf weiteres Abstand zu nehmen.
Gestern wurde in Belgrad eine Versammlung von Handlungsgehilfen, in der gegen die Verfügung der Polizei⸗ behörde, daß die Handlungsgehilfen, wie alle anderen Bediensteten, Dienstbücher bei sich führen müßten, Einspruch erhoben werden he polizeilich aufgelöst. Die Handlungsgehilfen wollten
arauf vor dem Ministerium des Innern eine Kundgebung veranstalten, wurden aber von einer Abteilung Gendarmerie daran gehindert. Es kam zu einem Zusammenstoß mit den Gendarmen, die von der Waffe Gebrauch machten und die einige hundert Köpfe zählende Menge, der sich auch etwa fünfzig Hochschüler angeschlossen hatten, auseinandertrieben. Mehrere Personen wurden verwundet. Abends gegen 7 Uhr wiederholten sich die Kundgebungen der Handlungs⸗ gehilfen und der Studenten. Zwei Eskadrons Kavallerie gingen gegen die Ruhestörer vor und gaben angesichts der herausfordernden Haltung der Studenten mehrere Salven ab. Die Zahl der Verwundeten ist noch nicht festgestellt.
Dänemark.
Seine Majestät der Deutsche Kaiser besichtigte am Sonnabend nach der Rückkehr von Roeskilde das neue Rathaus in Kopenhagen, wo Allerhöchstderselbe, wie „W. T. B.“ meldet, von dem Oberpräsidenten von Oldenburg und dem Erbauer des Rathauses Nyrop empfangen wurde. Von dort begab Sich Seine Majestät in Begleitung Ihrer Königlichen Hoheiten des Kronprinzen und des Prinzen Waldemar von Dänemark in das Lichtkurhospital des Professors Finsen, wo dieser und der Direktor Hagemann die Behandlung der Patienten zeigten Unter den Patienten waren mehrere Deutsche, mit denen Seine Majestät Sich unterhielt. Um 4 Uhr fuhr Allerhöchstderselbe nach Schloß Rosenborg.
Gestern vormittag wohnten Ihre Majestäten der Deutsche Kaiser, der König von Dänemark und die Mitglieder der Königlichen W dem Gottesdienste in der Marmorkirche bei. Am Nachmittag begab Sich Seine Majestät der Kaiser mit Ihren Königlichen Hoheiten dem
in offenem Wagen ie mit Flaggen reichgeschmückte Stadt nach dem Unter Führung des Kammerherrn Meldahl wurde die von Seiner Majestät geschenkte Kopie des Grabdenkmals Friedrichs I., das sich in der Domkirche zu Schleswig befindet, besichtigt. Seine Majestät sprach hierbei seine Befriedigung über die Aufstellung des Geschenkes aus. An einen Rund⸗ gang durch die Zimmer des zweiten Stockwerks und durch den Rittersaal reihte sich die Besichtigung der Schloßkirche. Um 5 Uhr Nachmittags kehrten Seine Majestät nach Kopen⸗ hagen zurück. Nach der Tafel bei Seiner Majestät dem König Christian fuhr Seine Majestät der Deutsche Kaiser, begleitet von dem König, von sämtlichen Prinzen und Hofwürdenträgern und Vertretern der Marine, kurz nach 9 Uhr Abends zum Zollamtsplatz. Bei der Abfahrt vom Schloß Amalienborg und bei der Ankunft auf dem Zollamts⸗ platz wurde Allerhöchstderselbe von der Menge mit Hurrarufen begrüßt. Um 9 ½ Uhr begab Seine Majestät Sich unter dem Salut der Forts und der Kriegsschiffe an Bord der „Hohenzollern“, wohin Allerhöchstdenselben der deutsche Gesandte von Schoen begleitete. Heute früh um 7 ¼ Uhr hat das deutsche Geschwader die Rückfahrt nach Kiel angetreten.
Amerika. Der Präsident Roosevelt besuchte am Freitag in
Milwaukee den dortigen deutschen Klub, wo er feierlich empfangen wurde. Auf einen vom Vorsitzenden des Klubs ausgebrachten Trinkspruch erwiderte der Präsident mit einer Ansprache, in der er, wie
„W. T. B.“ meldet, erklärte, es sei sein Ziel, den Frieden im Inlande und Auslande aufrecht zu erhalten. Am Sonn⸗ abend traf der Präsident in Minneapolis ein. In einer Rede, in der er die Beziehungen der Vereinigten Staaten zu Cuba erläutert hatte, kam der Präsident auf die Zolltarif⸗ frage zu sprechen und sagte:
ie Regierung der Vereinigten Staaten, aller Bevölkerungsklassen wahrzunehmen habe, könne es nicht für ratsam halten, das bestehende System aufzugeben. Es müss ihr Ziel sein, die Schutzzollpolitik aufrecht zu erhalten, wobei aber, wenn notwendig, einzelne Zollsätze abgeändert werden könnten. Amerika stehe in der ersten Reihe bei dem internationalen industriellen Wettbewerb und dürfe nicht durch einen Akt der Torheit die Stellung, die es sich im Triumphe errungen habe, preisgeben.
Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Washington, der Gesandte Bowen habe mehreren Aenderungen im Wortlaut der Protokolle zugestimmt; er verhalte sich jedoch ablehnend gegen ein von den Verbündeten vorgeschlagenes Amendement, ebenso gegen die Einfügung einer Klausel in den Artikel 1 der Protokolle, daß das Haager Schiedsgericht bei der Entscheidung der Frage der Vorzugsbehandlung noch auf andere Hilfsquellen Venezuelas als die festgelegten 30 Prozent der Zolleingänge Bedacht nehmen solle, die zur Deckung der Ansprüche ge übrigen Nationen verfügbar sein könnten.
Aus San Domingo Pführt die „Agence Havas“, der General Vasquez habe die Aufständischen in einem mehr⸗ stündigen Gefecht geschlagen und stehe jetzt vor der Haupt⸗ stadt. Er habe die Aufständischen aufgefordert, sich zu ergehen, widrigenfalls er mit Gewalt in die Stadt dringen werde.
die die Interessen
Westen und erreichte über Muley Buchta, ein berühmtes, noch nie von Europäern besuchtes Heiligtum, am 13. Reise richtete sich in das zentrale Marokko und ins Gebiet der un⸗
Wegen der Erkrankung des Präsidenten von Chile ist der Premierminister Barros Luco mit dessen Vertretung beauftragt worden.
Asien. Der Kaiser und die Kaise rin⸗Regentin von China
haben, dem „W. T. B.“ ufolge, am 2. d. M. den Prinzen Rupprecht und den Georg von Bayern empfangen. Der Empfang der Prinzessin Rupprecht ist für den 18. April in Aussicht genommen. Afrika. 8 ohne auf Widerstand zu stoßen. In Algier ist ein Telegramm aus Nemours ein⸗ gegangen, nach dem sämtliche an der Grenze ansässigen marokkanischen Stämme in der Richtung nach dem
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Galabi Somaliland) haben die Engländer am 31. v. M. Galabi be⸗ Muja aufgebrochen seien, wo ein Kampf bevorstehe.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die 7. Sitzung des Herrenhauses vom 3. d. M. befindet sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
Nr. 15 des „Centralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 3. April, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulatwesen: Bestellung eines Konsular⸗ agenten; — Ermächtigungen zur Vornahme von Zivilstandsakten. 2) Zoll⸗ und Steuerwesen: Veränderungen in dem Stande oder den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen; — Aenderung der Aus⸗ führungsbestimmungen zu dem Tabaksteuergesetze vom 16. Juli 1879. 3) Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.
Kunst und Wissenschaft.
Im Januarheft von „La Géographie“ gibt de Flotte Roque⸗ vaire eine 11““ Darstellung der Reisen des Marquis de Segonzac in Marokko. de Segonzac, der als Moham⸗ medaner verkleidet reiste, hatte sich, wie der „Globus’ dieser Zeitschrift entnimmt, vornehmlich die Aufgabe gestellt, das Forschungswerk de Foucaulds zu erweitern, weshalb er sich in erster Linie dem Rif und dem zentralen Gebirgsmassiv zuwandte. Die Bereisung des Rifs führte de Segonzac in Begleitung eines in Fes wohnenden Uösaner Sherifen aus. Er brach am 16. März 1901 von Fes auf und erreichte durch die ärmlichen Gebiete der Hiaina und Tsul das neuerdings vielgenannte Tasa oder Tazza, das Zentrum des legen den Sultan gerichteten Aufstandes. Die Stadt ist ziemlich E“ und nur noch ein Ruinenhaufen, dank den Raub⸗ zügen der Riata. Das Flußtal des Msun und des Kert verfolgend, gelangte de Segonzac über Seluen, wo der Sultan eine Garnison hält, nach Melilla, von wo er die Rifküste entlang westwärts bis zur
April Fes. Die zweite
beagtan Berberstämme. Nach einer Untersuchung des für Europäer unzugänglichen Dschebel Serhun, wo er die Reste eines starken römischen Lagers auffand, überstieg de Segonzac auf dem Wege nach Süden den mittleren Atlas, umging den von Rohlfs beschriebenen See Sidi Ali, kreuzte das Uadi Mluia und erstieg den 4250 m hohen Ari Aiasch, den höchsten Gipfel des großen Atlas. Dann zog de Segonzac im Uadi Mluia über Misur nach Nordosten und schließlich über die Ketten des mittleren Atlas nordwärts nach Tasa. Endlich unternahm de Segonzac bis zum 1. September 1901 von Tasa einen Vorstoß nach Südwesten zum oberen Uadi Sbu. Die Aufnahmen des Reisenden umfassen 3200 km meist noch unerforschter Wege; 39 Längen und 37 Breiten hat er astronomisch bestimmt. Fauna, Flora, Geologie und Ethno⸗ graphie sind ebenfalls gefördert worden. Zur Zeit 8”b de Segonzac mit der Herausgabe eines umfangreichen Werkes „Voyages au Maroc“ beschäftigt, von dem der erste Band den Reisebericht, der zweite die
naturwissenschaflichen Ergebnisse und der dritte die Karten im Maßstab von 1 0000 e “ wird. 8 8 86
Theater und Musik.
Buntes Theater.
Mit der Darstellung von Carlot Reulings Schauspiel „Das Stärkere’ ist am Sonnabend im Bunten Theater ebenso wenig ein nennenswerter Erfolg erzielt worden, wie vor Jahren bei der eigentlichen ersten Aufführung im Schillertheater. Ein Kampf, wie ihn in diesem Werke das Pflichtgefühl und die Gerechtigkeit mit der Liebe und Jugendsehnsucht führen, darf nicht nur verstandesmäßig veranschaulicht werden; das Herz muß seinen lebendigen Anteil daran -haben. Diese Forderung tritt noch mächtiger hervor, wenn solche Stürme die Seele eines Pfarrers, des Verkündigers christlicher Nächstenliebe, aufwühlen. Es ist aber selten ein starker Herzschlag in der klug durchdachten Handlung zu verspüren. Eine rechte Teilnahme an den Vorgängen vermochte deshalb bei den Zuschauern nicht aufzukommen, und die geringe Anregung, die hin und wieder sich fühlbar machte, wurde durch die didaktische Färbung des Dialogs abgeschwächt. Das eigentliche Problem des Schauspiels interessierte trotzdem. Die viel gepriesene Freiheit, das persönliche Glück rücksichtslos an sich zu reißen, wird
ier bestritten und einer anderen Freiheit geopfert, welche die Wohl⸗ fahrt der Gesamtheit an die Stelle des Glücks des einzelnen setzt. Der junge Pfarrer entsagt seiner Neigung zu der hochgesinnten Frieda und führt seine ältliche Sophie heim, die seines Studiums wegen Jugend und Vermögen dahingegeben hat. Dafür erkauft er sich ihr und ihrer Familie gegenüber unbeschränkte Freiheit in der Ausübung seines Amts. Die Wirkung des an sich schon nicht sehr lebens⸗ kräftigen Stücks schrumpfte unter der sehr mäaͤßigen im allgemeinen, und der der Hauptrolle, des Plarrers Johanncs, im besonderen, mehr als nötig zusammen. Herr 5 Pae den Dialog mit großer Unsicherheit und 62
eholfenheit durch; sein wenig modulationsfäͤhiges Organ vernng e für zarte Seelenregungen nicht den entsprechenden Ausdru finden. Die Damen Wesel (Sophie) und Ewers (Frieda) konnten schon eher genügen. Am besten waren einige Nebenrollen besetzt: die der alten Pfarrersmutter durch Frau Wismar und die eines alten Holzhackers durch Herm Fritzsche. — Mehr Leben und Bewegung atmete das einaktige Fithgsr „Vor dem Gesindeball’“ von Max
ollaczeck. Ein junges aristokratisches Ehepaar, das im Beg riff n den Gesindeball zu besuchen, und bereits entsprechend gekleidet ist, wird von einem zufällig erscheinenden räflichen Kammerdiener für seinesgleichen gehalten und in die Gehhüma der Dienstbotenstube eingeweiht. Das sonderdare Licht, Evere Herrschaften ihrem Gesinde erscheinen, gibt dem jung 8