steigen würde. Durch das 1P kann diese Kürzung ganz oder teilweise ausgeschlossen werden. Durch das Kassenstatut kann ferner bestimmt werden: 1) die Verpflichtung der Mitglieder, andere von ihnen eingegangene Versicherungen dem Kassenvorstande anzuzeigen; 2) Nichtgewährung oder teilweise Gewährung des Frankengeldes bei Schaͤdigung der Kasse im Falle, daß die Versicherten sich die Krankheit vorsätzlich oder durch schuldhafte Beteiligung an Schlägereien oder Raufhändeln, durch Trunkfälligkeit oder geschlecht⸗ liche Ausschweifungen zugezogen haben; 2a. daß Zuwiderhandlungen — die Ausgangsvorschriften und gegen die Vorschriften des . dandelnden Arztes mit Ordnungsstrafen bis zu 20 ℳ belegt werden können; 2 b. daß die ärztliche Behandlung, die Lieferung der Arzneien und die Kur und Verpflegung nur durch bestimmte Aerzte, ehee und Krankenhäuser zu gewähren sind und die Bezahlung der durch Inanspruchnahme anderer Aerzte, Apotheken und Kranken⸗ häuser entstandenen Kosten, von dringlichen Fällen abgesehen, ab⸗ 1ig werden kann; 3) da — welche 13 Wochen unter⸗ stützt worden sind, im nächsten Jahre nur für insgesamt 13 Wochen neue Unterstü ung zu gewähren ist; 4) eine längere Karenzzeit für reiwillig versicherte Nichtversicherungspflichtige; 5) daß auch andere rsonen mit unter 2000 ℳ Jahreseinkommen in die Kasse auf⸗ genommen werden können; 6) daß die 1SSee teen und Bei⸗ träge in vere e des wirklichen Arbeitsverdienstes festgesetzt werden können, soweit dieser nicht 4 ℳ für den Arbeitstag übersteigt.“ Nach der Vorlage sind in Ziffer 2 die Worte „geschlecht⸗ liche Ausschweifungen“ gestrichen, in Ziffer 3 ist statt des Satzes „welche 13 Wochen unterstützt worden sind“ gesetzt welche 26 Wochen unterstüͤtzt worden sind“. Die Kommission kat in Ziffer 2a statt „zu 20 ℳ“ zu sagen vorgeschlagen: „zum dreifachen Betrage des täglichen Krankengeldes für jeden einzelnen Uebertretungsfall“; ferner hat sie der Ziffer 2 b folgenden Schlußsatz gegeben: „Die auf Grund dieser Bestim⸗ mung abgeschlossenen Verträge sind der Aufsichtsbehörde mit⸗ zuteilen“; in Ziffer 6 soll statt „4 ℳ“ gesetzt werden „5 ℳ“. Von den Abgg. Albrecht und Genossen (Soz.) ist beantragt:
a. die ersten beiden Sätze des Eingangs zu streichen; b. in iffer 2 die Worte „oder durch schuldhafte Beteiligun bei chlägereien oder Raufhändeln, durch Trunkfälligkeit oder geschlecht⸗
liche Ausschweifungen“ zu streichen; c. in Ziffer 3 soll die erneute Krankenunterstützung nicht 13, sondern ebenfalls 26 Wochen gewährt
werden.
Abg. Trim born (Zentr.); In dem Verhältnis der Aerzte zu den Krankenkassen haben sich unzweifelhaft schwere Mißstände ergeben, die in einer Eingabe des Aerztebundes zum Ausdruck gekommen sind. Diese Eingabe wirft wirklich ein beden iches Licht auf dieses Verhältnis. Geheimer Rat Zacher spricht in der Zeitschrift für Arbeiterversiche⸗ rung von der mißbräuchlichen Praxis, die Ueberfüllung des Aerztestandes
im der Kassen auszunützen. Es handle sich um eine un⸗ würdige Vergebung der Praris an den Mindestfordernden. Anderseits klagen die Kassen über steigende ponorarforderungen der Aerzte.
Weiter wird geklagt über die Abhängigkeit der Aerzte von den Kassen⸗ vorständen. Sogar ein politischer Druck soll ausgeübt werden, und bei der Auswahl der Aerzte sollen politische Tendenzen hervortreten. Ferner wird geklagt über r2 willkütlicher Entlassungen. Diese Klagen bedürfen dringend der Aufklärung. Die Frage, wer die Schuld an diesen Zuständen trägt, die Gesetzgebung oder die Kassenvorstände, lasse ich heute dahingestellt. Es genügt die Tatsache, daß schwere Mißstände bestehen. Diese Mißstände müssen jedenfalls beseitigt werden im Interesse der Kasse, der Aerzte und der Kranken elbst. Auf dem Wege der Selbsthilfe ist heute nichts zu erreichen. Es ist nur von einem Eingriff der Gesetzgebung etwas zu erwarten. Das ist auch die Meinung des Geheimen Rats Zacher. Das Verhältnis zwischen Kassenvorständen und Aerzten muß zu einem möglichst ein⸗ trächtigen gestaltet werden auf gesetzlichem Wege. Jetzt ist aber diese Frage nicht zu lösen. Mit einer Streichung der Nr. 2 b im § 26 a 119 ie Sache nicht getan. Das wird in den Kreisen vernünftiger ezte auch anerkannt. Wir können die Lösung der Aerztefrage nur erwarten von einer künftigen Revision des Krankenkassengesetzes. Gerade wegen dieser Frage halten wir eine baldige 9. evision für not⸗ wendig. Vor dieser Revision muß aber die legitime Vertretung der Aeizte gehört werden. Leider ist das jetzt nicht geschehen, obwohl die Nerzte darauf einen moralischen Anspruch hatten. Wir wünschen ferner, daß die konkreten Vorschläge der Aerzte besonders eingehend eprüft werden. Die Mehrheit der Aerzte hat vorgeschlagen, eine einzusetzen, zusammengesetzt aus Aerzten und Kassen⸗ vorständen unter Vorsitz eines Kontrollbeamten. Dabei soll von einer absolut freien Arztwahl nicht die Rede sein. Es gibt keine bedenk⸗ lichere widerwärtigere Erscheinung nach meiner Ansicht als einen Aerztestreik. Darum ist es ein gesunder Gedanke, diese Kommission ungsamt bezw. Schiedsgericht in solchen Fällen wirken zu lassen. Vielleicht ließe sich gesetzlich Vorsorge treffen, daß bestimmte Organe sich mit der Revision und Kontrolle der Rezeptur befassen. vihealic — wie in dem Verhältnis der Aerzte zu den Kassen haben sich stellenweise auch in dem Verhältnis der Apotheker zu den Kassen gezei⸗ Augenblicklich kann nicht mehr geschehen, als was die Kommission Ihnen vorschlägt. Um so wärmer muß ich Ihnen die Annahme der Resolution empfehlen, die sie im Sinne meiner sithecagen Maht bat. g. Münch⸗Ferber (nl.): Auch ich bedauere, daß jetzt für die Aerzte nicht mehr geschehen konnte. Wir wären 24 v die Aerzte schon frühg fester zusammengehalten hätten. Wer heute in Deutschland etwas erreichen will, muß schreien; das haben die Aerzte seinerzeit nicht Frtan⸗ und darum sind ihre Wünsche unter den Tisch gefallen. Die Aerzte wünschen namentlich, daß dem unwürdigen An⸗ werbesystem ein Ende gemacht wird. Es besteht auch der Anreiz, daß Aerzte Geschäftssozialisten werden. In Berlin haben wir jetzt eine freie Arztwahl, und sie hat ausgezeichnet gewirkt. Die Kassen werden dadurch nicht Flacdit oder ihnen Mehrbelastung auferlegt. Leider wird der Wunsch der Aerzte nach einem Schiedsgericht durch die Resolution auf die lange Bank geschoben. Kassenärzte in Berlin erhalten für die Konsultation 30 — 35 ₰, für Hausbesuche 60 bis 70 ₰. Auf dem Lande steht die Sache noch viel schlimmer: die Aerite erhalten für die Konsultation 6, 7, 8 — 10 ₰, für den Besuch 20 ₰. Die Münchener Aerzte haben beschlossen, die Verträge mit sämtlichen Kassen an einem bestimmten Termin für erloschen zu er⸗ klaären, und haben als Kampfmittel den Streik empfohlen, ein für akademisch gebildete Leute sehr unerfreuliches Mittel. In Gera und Tahs ist der Streik schon ausgebrochen. Das ist im Interesse 734 ——— Arbeiter tief zu beklagen e es, daß kein einzelne 1 8 ück⸗ scha 5F i einzelner Wunsch der Aerzte berück Abg. Hoffmann⸗Hall (d. vomnee Die Leistungen der Aerzte werden allgemein anerkannt, ihre Bezahlung aber ist jammer⸗ voll, und geschehen ist für sie nichts. Die Regierung vertröstet sie auf eine spätere Zeit und was das Zentrum will, ist genau dasselbe. Eine gründliche Resorm des Medizinalwesens und dieses Gesetzes steht in sehr weiter Füne Daß für die Kranken durch dieses Gesetz mehr geschehen soll als bisher, freut mich sehr. Damit sind die Rosinen aus den Kuchen herausgenommen, und die übrigen Reformen können jahrelang auf sich warten lassen. Eine reichs⸗ Pfglice Aenderung des Medizinalwesens ist dringend notwendig. Mit der Zuziehung der Aerzte als Beiräte in die Verwaltung ist es sehr schlecht bestellt: überall haben die Juristen den Vorzug. Diese Nopelle ist eingebracht worden, ohne die Aerzte zu fragen. Beim Zolltarif dagegen hat die Regierung die Interessenten, namentlich die Landwirte ängstlich befragt. Auch sonst werden Fragebogen an die Interessenten gesandt. Handelt es sich um Mediiner, so sagt man, 88 * sei nicht reif, nicht geklärt. Nach mir werden einige 2 binx noch versuchen, diese Mißstände in vernichtender Weise dar⸗ len vSs ümme ist, daß in dieser 82. die Juristen das ent⸗ 4 ort haben, man hört von ihnen jaauch merkwürdige Aussprüche
warten, wenn wir es jetzt nicht einführen. Als Grundlage für die
onorierung der Kassenärzte sollte die Eisenacher Tarxe gelten. Die — find vielfach die Sklaven der Kassenvorstände geworden. Die Aerztefrage ist 19 dringlich wie kaum eine andere, und doch geht die Regierung achtlos daran vorüber. Ich war gespannt, zu hören, was das Zentrum für die Aerzte tun würde. habe den Berg kreißen da herausgekommen ist, die Resolution, ist leich Null.
ehen, was og nnh szelen Arztwahl muß ich mich etwas eingehender be⸗ schäftigen. Der cas⸗ Molkenbuhr hat an der Hand von Zahlen⸗ material die allmä erzte⸗
8 Erhöhung und ers ei ee zte honorars der Kranken assen nachzuweisen versucht. Die Statistik ist ein zweischneidiges Messer; die Verdoppelung der Honorar⸗ leistungen der Kassen insgesamt hat nicht verhindert, daß das Honorar für den einzelnen Fall immer niedriger geworden ist. Wie es mit der Statistik bestellt ist, wenn sie unzutreffend gehandhabt wird, zeigt ja das hübsche kleine Beispiel: In einem kleinen Dorf starben im Laufe des Jahres ein Mann an Selbstmord, indem er sich erhing, und ein kleines Kind; der Statistiker stellte darauf fest, daß in diesem Ort auf 100 % Sterbefälle 50 % Selbstmorde kämen.⸗ Kommt bei den Sozialisten, welche die freie Arztwahl bekämpfen, zar nicht mehr in Frage, von welcher Bedeutung die Persönlichkeit des Arztes für den Kranken ist? Bei der Auswahl der Aerzte für die Krankenkassen sind die schlimmsten Verhetzungen, Verleumdungen und Bestechungen vorgekommen. Der Aerzteverein hat vor einigen Jahren an die Regierung die dringliche Bitte gerichtet, den Aerztestand auf dem Boden zu erhalten, auf dem er in einem Kulturstaat stehen müsse. Auf diese Eingabe hat die Regierung überhaupt nicht geant⸗ wortet. Gemeindeverwaltung, Sozialdemokraten und Fabrikherren weott⸗ eifern um den Einfluß in den Kassen und auf die Aerzte. Die freien Aerzte, die keine Kassenpraxis haben, sind dem Hungertode preisgegeben, in den Kassen aber wird EIen nach Willkür und nach Gunst. In Mühlhausen haben die Aerzte gebeten, ihre Streitsache dem Re⸗ gierungspräsidenten zu unterbreiten, aber die Kassenvorstände lehnten das ab, sie bestanden auf ihrem Schein wie Shylock. Einem Arzt hat ein Kassenvorstand ins Gesicht gesagt, der Arzt müsse unter der Knute des Arbeiters stehen; so sind die Aerzte bei den Kassen gestellt. (Unruhe bei den Sozialdemokraten. Zuruf: Wie heißt der Mann) Das werde ich dem Herrn Präsidenten sagen, aber nicht Nöhen den Namen des Arztes ausliefern. (Zuruf: Nein, den Namen des Arbeiters.) Den werde ich Ihnen auch nicht sagen. (Erneute Zurufe.) Der Ausdruck „niederträchtig“, Herx Abg. Antrick, stimmt für gewisse Fälle. (Vizepräsident E“ Ich Sabe einen folchen Zuruf nicht gehört.) Ich habe den Ausdruck als ironisch aufgefaßt und nicht auf mich bezogen. Ein Arzt, der pier Jahre lang bei einer Kasse angestellt war, geriet mit dem Vorstand in Uneinigkeit, und kurz darauf erhielt er die Kündigung, obwohl die Differenz sich gar nicht auf Kassenfragen bsg; einem anderen wurde mit Kündigung gedroht, weil er vier Wochen krank und arbeitsunfähig gewesen war. Bei einer Betriebskrankenkasse in Blankenburg wurde einem seit 14 Jahren angestellten Kassen⸗ arzt ebenfalls wegen Meinungsverschiedenheiten, die mit der Kasse ar nicht zusammenhingen, gekündigt. (Redner führt noch eine Reihe analoger Fälle an, bis ihn der Vizepräsident Büsing auf⸗ fordert, im Interesse des Fortgangs der Reichstagsgeschäfte von der
weiteren Aufzählung Abstand zu nehmen.) Im „Lerztlichen Vereinsblatt“ teilt ein Arzt unter der nübedscrift „Scham⸗ losigkeit eines Kassenvorstands’“ an der Hand einer Zuschrift
eines Vorstandsmitglieds fast unglaubliche Einzelheiten darüber mit, wie Kassenarztstellen zu erlangen sind. Nun will ich ruhig abwarten, wie die Herren Sozialdemokraten schönfärben und die Kassenvorstände heraushauen werden. Auch der Kurpfuscherei leisten zahlreiche Kassen⸗ vorstände Vorschub. Aerztliche Hilfe darf doch nur von dem dazu Berufenen gebracht werden. Der Kurpfuscher betreibt das Heilen lediglich um des Gelderwerbs willen; die Freiheit des Kurierens ist eine Freiheit für Lüge und Betrug gewonden, und diese schreitet verhängnisvoll und schamlos vorwärts. Die Juristen hat man von Gesetzes wegen geschützt, die Aerzte nicht. An der Novelle hat eigentlich niemand eine Freude, und ob das halbe Jahr,
bis ein neuer Reichstag kommt, die schlimmen Verhältnisse noch be⸗ stehen bleiben, darauf kommt es nicht an. Nachdem die Regierung die Trümpfe aus der Hand gegeben hat, die die Sozialdemokratie zur Annahme zwingen follen, hat sie für später nichts, und wir würden daber gut tun, die Novelle jetzt einfach abzulehnen. Das schon so schlechte Verhältnis der Aerzte wird durch die Novelle noch ver⸗ schlechtert, indem die 13 Wochen Behandlung auf 26 Wochen aus⸗ gedehnt werden. Die Körperschaft der Aerzte wird sich zusammen⸗ finden müssen und sich auf ihr Koalitionsrecht berufen. Die Schärfsten, nicht die Sanftmütigsten, werden dabei die Wortführer werden und die anderen fortreißen. Die „Germania“ hat einen stärkeren Schutz der Aerzte im Plenum empfohlen. Daran moöchte ich das Zentrum erinnern. Am besten tun wir, dies Flickwerk abzulehnen und üns zu bescheiden, bis etwas Besseres kommt. Abg. Spethmann (fr. Volksp.): Das Verhältnis der Aerzte zu den Kassenvorständen zu reformieren, ist eine durchaus spruchreife Frage. Heutzutage findet ein unwürdiges Buhlen um die Kassenarzt⸗ stellen statt. In den Sprechstunden der Aerzte stauen sich die Patienten, die den Kassen angehören, so, daß von einer gründlichen Üntersuchung und Behandlung nicht mehr die Rede sein .2—9 So unglaublich es scheint, es ist Tatsache, daß für die einzelnen Konsul⸗ tationen Honorare bis zu 6 und 7 ₰ herunter gezahlt werden. Auch muß dem Patienten die Auswahl des Arztes seines Vertrauens über⸗ lassen werden. 2 Abg Roesicke⸗Dessau (fr. Vgg.); Die Mißstände selbst werden nicht bestritten, es fragt sich nur, ob sie so offenbar sind, daß sofort eingeschritten werden muß. Mit den bisherigen Uebertreibungen inner⸗ halb des Aerztestandes selbst und seitens eines ihrer besonderen Anwälte in der heutigen Verhandlung ist den Aerzten gar nicht gedient; das muß ihnen nur Gegner schaffen. Sie dürfen für die Verhältnisse, in die sie hineingeraten sind, nicht die Gesetzgebung allein verantwortlich machen. Die Krankenfürsorge hat sich seit der sozialpolitischen Gesetzgebung in einem Maße erhöht, wie es früher kaum möglich erschien. Im Jahre 1900 sind für Aerzte und Heilmittel über 60 Millionen durch die Kranken⸗ kassen ausgegeben worden, etwa ebensoviel haben die Invaliden⸗ versicherungsanstalten geleistet. Seit dieser Gesetzgebung hat sich auch im Publikum allgemein das Bedürfnis nach ärztlicher Behandlung sehr gesteigert. Der Uebelstand, unter dem die Aerzte in der Haupt⸗ sache leiden, kommt von der außerordentlichen Vermehrung der Aerzte⸗ zahl. Das hat schon der Gehelme Rat Zacher selhst hervorgehoben. Die Se der Aerzte hat sich im doppelten Verhältnis zur Ffet der Bevölkerung vermehrt. Noch vor kurzem mußten fähe fefe⸗ rendare 6—7 Jahre auf Anstellung warten, und die Juristen müssen 16 Semester. auf ihre Vorbildung verwenden gegenüber den 10 der Mediziner. Ich erkenne an, daß die Honorierung in vielen ällen sehr gering ist; aber die hier vorgeführten „schreienden“ Fälle nd doch nur Einzel⸗ und Ausnahmefälle und beweisen nichts für die Allgemeinheit. Die Eingaben der Aerzte schlagen sich in ihren Uebertreibungen selbst, indem sie alle Kassenvorstände als gewissen⸗ lose Personen hinstellen, die nur das eine Interesse haben, die Aerzte so schlecht wie möglich zu stellen, sie zu Sklaven der Vorstände zu machen Ich gebe auch weiter zu, Kassenvorstände politische Tendenzen bezüglich der Anstellung dieser oder jener Personen maßgebend sein lassen; ich tadle das ganz entschieden, aber fassen wir doch alle an unsere Brust und fragen wir uns, ob wir als politische Partei nicht auch einmal in denselben Fehler verfallen. Die Frage ist noch nicht spruchreif; die Aerzte sollen ich selbst aufraffen und den Kassen gegenüber ihr Recht vertreten. it der geseflichen Einführung der freien Aerztewahl ist es nicht getan⸗ Fenhe wollten die Arbeiter selbst diese mit aller Entschieden⸗ eit; nach und nach haben sie erkannt, daß dieser Weg unter Um⸗ ständen nicht für die Kassen das Geeignete ist, und nun kann doch nicht durch die Gesetzgebung etwas angeordnet werden, was die Arbeiter als eventuell geger das Kasseninteresse gerichtet erkannt haben. Auch die sogenannte freie Arztwahl in Berlin ist in Wirklichkeit keine solche. Es bestehen hier zwei Aerztevereine, die einander gegenüber⸗
8 a Kurpfuscherwesen. Auf das Einigungsamt könnten wir lange
stehen, und die Kassen treffen mit den Mitgliedern des einen oder des
daß manche
1““
ein Abkommen, so daß
die Krankenkassenpatienten sich —
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underen ieds es ei der des anderen, abe f aft des einen oder 8 r nicht v Müglecha das ist also nicht freie ütwabl. sondern gäce te Siestin ger he Pens d etglhnäshz hede e Wun e; G uf. e . havntenen 2 Vnderaltarzfs, an den alle Kassen ge⸗
. en; iegen dazu die Verhältnisse an den per⸗ bünden seig solen; ex nhg an 8— einzelnen Orten selbst zu ver⸗ Man beabsichtigt doch auch nicht etwa, die Krankenkassen z alle nach demselben ene 33 den.e — 8 Beiträ 1 erheblich gesteigert werden en, 2 des asn erbaktich erklärt hat. Die freie Arztwahl würde auch die Kontrolle der Kranken ganz wesentlich Feschweear und die Simulationen würden zunehmen; diese hintanzuhalten haben aber
ößte 3 ie Resolutio t elbst das größte Interesse. „Gegen die R. n, de.eatt ae (ani stas angenommen hats läßt sich nctn ehwpenden als daß sie vielleicht überflüfsig, weil sel stverständlich i ; denn ich ie Regierung die Aerzte auch ohne Aufforderung
nehme an, daß die ich Fneg, desn es Rei hören wird, bevor sie uns eine Novelle im nächsten “ Die Anhörung muß aber auch auf die Gemeinde⸗
ersiche usgedehnt werden. b hantnesefng g r e,we Ich hatte nicht erwartet, daß die Interessen der Aerzte mit solchen Argumenten verteidigt werden würden, wie es hier geschehen ist. Die Aerzte werden 1. — dr Kopf schütteln. Herr Hoffmann⸗Hall sprach von ven 5 als Geschättssozialisten, von Bestechungen der Fessenveninhe 5 H diesen Kassenvorständen sind aber doch nicht allein rb. Pn sa ern auch Arbeitgeber. Soll diese derselbe Vorwurf wve 1 ei 8 olchen Uebertreibungen und Erfindungen, wie sie die 2 8 8 der Bestechungen zc. verbreitet haben, ist dieser Sache Uss geqän n Im Jahre 1893 zahlten die Kassen mit rund 7 Millionen Mitg iedern 21 Millionen Aerztehonorar, 1900 mit 9 Millionen Mitgliedern 34 Millionen Aerztehonorar. Das hat Herr Hoffmann unberücksichti t gelassen. Eine Aerztefrage will ich nicht leugnen, aber es ist nicht eichtig, daß die gedrückte Lage gerade von den Krankenkassen ausgenutzt würd.⸗Wis behaͤndeln die Behörden ihre Aergte? Ein Eisenbahnarzt im Direktionsbezirk Magdeburg hat für 1560 ℳ Sabhlung über 6000 Leistungen zu machen, 25 ₰ für jede einzelne Leistung. Das ist die königliche Bezahlung einer Königlichen Behörde. Und da beschwert man sich über die Krankenkassen. Die Regierung hat alle Ver⸗ anlassung, die Stellung der Aerzte zu den Behörden überhaupt klar⸗ zustellen und nicht einen Zweig der Aerzte herauszugreifen, ihn mit den Arbeitergroschen besser zu stellen und das ense s fäkenkassen. wesen lahm zu legen, indem man die Beiträge der Ver⸗ 5 verdoppelt. Die Krankenkassen sollen den ganzen Aerztestand eruntergebracht haben; danach sollte man meinen, daß die Kassenärzte 88 der Kassenpraxis überhaupt keine Privatpraxris mehr haben. Ueber die Hälfte der Arbeiter ist nicht versichert, dazu kommen die Rentiers und Dienstboten, im ganzen 16 700 000, die für die freie Farn übrig bleiben. Ich war früͤher Anhänger der freien Arztwahl.
enn ich jetzt anderer Meinung bin, so bin ich es nicht, um die Aerzte unter unsere Fuchtel zu bekommen, sondern infolge der Agitation der Aerzte. Die freie Arztwahl wird von den Aerzten nicht als eine ideale Frage, sondern lediglich als eine Honorarfrage behandelt. Sie stellen oft die abenteuerlichsten Berechnungen auf. Werden sie wirk⸗ lich so schlecht bezahlt, wie sie glanben machen wollen? Sie erhalten nicht weniger im Verhältnis als die Aerzte in der Armee. Man macht in der Regel den Kassenvorstand für das geringe Honorar der Aerzte verantwortlich. Diese Vorwürfe sind namentlich in den Fällen unbegründet, wenn im Laufe der Zeit die Zahl der Krank⸗ heitsfälle steigt und damit die Bezahlung für jeden einzelnen Fall finkt. Dafür können die Krankenkassen doch nicht verantwortlich ge⸗ macht werden. Es werden jetzt schon sehr hübsche Gewinne aus den Krankenkassen erzielt, wenn es auch Fälle genug gibt, wo die Kassen⸗ ärzte sehr geringe Einnahmen haben. Jedenfalls ist die Not der Aerzte nicht auf die Arbeiterversicherung zurückzuführen, sondern sie hat anz andere Ursachen. Redner befürwortet sodann die von seiner Hartei gestellten Anträge.
Abg. Lenzmann (fr. Volksp.): Auch meine Partei ist für die freie Arztwahl, aber wir glauben, daß die Aerztefrage später geregelt werden muß, und zwar bei der Revision des Se. Die freie Arztwahl wünsche ich nicht nur im Interesse der Aerzte, sondern auch der versicherten Arbeiter. Den Vergleich der Aerzte mit den Juristen, den Herr Roesicke angestellt, halte ich nicht für richtig. Der Jurist kann sich auf allen Gebieten fein Brot suchen, der Arzt kann dies nicht, er hat viel weniger Gelegenheit, sich aus dem — herauszuarbeiten, als der Jurist. Eine Abhangigkeit des
zztes von der Kasse kann nur leugnen, wer die Sache nicht versteht Die Sostaldemokraten sollten an ihre Brust schlagen und gestehen daß die Abhängigkeit der Aerzte von den Kassen im höchsten Gren, 8. gewünscht wird. Die Abhängigkeit der Eisenbahnärzte ist noch 88 3 Grund, die Abhängigkeit der Krankenkassenärzte aufrecht zu erhalt — 8 Die freie Arztwahl ist aber für die Arbeiter noch viel wichtiger ols für die Aerzte. Sie 5 gute Aerzte, die ihr Vertrauen hab Wir stimmen für die Resolution in der Hoffnung, daß die verbünderen. auf Grund des gesammelten Materials eine Novelle ha. vor ehen die diese wichg. Ess. regelt. 8
Abg. Freiherr von Richthofen⸗Damsdorf (d. kons.): Es besteht in ärztlichen Kreisen eine Aufregung, die nicht unberechtigt ist. Man kann geradezu von einem Arztproletariat sprechen. Der Anspruch der Aerzte aber, die Frag⸗ der freien Arztwahl entweder jetzt zu regeln,). oder die Vorlage abzulehnen, kann als berechtigt nicht anerkannt werden. Wir werden für die Resolution stimmen. In dieser ganzen Sache handelt es sic weniger um eine Honorarfrage, als um eine Frage der Kurentschädigung. Es sind auch noch eine weitere große Reihe wichtiger Fragen zu entscheiden, die nur im samamenbange mit der dauptfrage gelöst werden können. Die Anträge Albrecht lehnen wir ab.
Abg. Beckh⸗Coburg (fr. Volksp.): Ich kann bezeugen, daß, weun die Verhältnisse bezüglich des Aerztestandes sich so wie bisher weiter entwickeln, eine Proletarisierung des Aerztestandes die Folge sein muß, etwas, was ja freilich die Sozialdemokraten gemäß ihrem Feerten. „Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!“ nur begrüßen önnen. Sofort in der ersten Session des neuen Reichstages sollten die Regierungen im Sinne der Resolution der Kommission eine Fünene vorlegen, die den berechtigten schweren Klagen der Aerzte abhilft.
Abg. Albrecht (Soz.): Ich stehe seit langen Jahrzehnten in der Parteibewegung und muß auf Grund meiner Erfahrungen be⸗ streiten, daß es auch nur entfernt so viele sozialdemokratische Aerzte gibt, als hier angedeutet worden ist. Es ist ein Mißverständnis, wenn man annimmt, wir wollten die Aerzte so schlecht stellen, sie so ausmergeln, daß sie nicht einmal ihrer Pflicht gegenüber den Patienten nachkommen könnten; das ist nicht der Fall, im Gegenteil. Der von Herrn Hoffmann angeführte Fall, daß ein Ortskrankenkassenvorstand einem Arzte gesagt haben soll, die Aerzte müßten unter der Knute der Vorstände stehen, dürfte keinen Sozialdemokraten betreffen; Herr Hoffmann hat ja auch geweigert, den Namen zu nennen. Da habe ich den Zwischenruf gemacht: „Das ist niederträchtig.⸗ Es ist das doch ein sonderbares Vorgehen einer Partei gegenüber, noch dazu, da wir so kurz vor dem Schluß des Reichstages stehen; das können wir unmöglich so hingehen lassen. Der Aerztetag vom 7. März 1903 in Berlin hat das organisatorische Talent der sozial. demokratischen Mitglieder der Krankenkassen zum Ausbau der Orts⸗ krankenkassen ausdrücklich und unumwunden anerkannt, da sollte man
doch mit Vorwürfen wie Terrorismus usw. etwas vorsichtiger um- gehen; man sollte vielmehr auf unsere Anträge eingehen und die Kassen so viel wie möglich zentralisieren. Wir können nicht ohne weiteres sämtliche einkommenden Beiträge den Aerzten und Apothekern auf dem Präsentierteller entgegenbringen, so daß für die kranken
Arbeiter gar nichts übrig bleibt. F
Abg. Pohl (fr. Volksp.): Heute schon mit der Regelung der Frage vorzugehen, ist verfrüht; wir köͤnnen im Augenblick nichts anderes tun, als der Regierung zu erkennen zu geben, was wir im Interesse des Ganzen für notwendig halten, und diesem Wunsch
schiedenen schieden. zwingen,