iteratur. ;
Aus Stockholm meldet „W. T. B.“ vom gestrigen Tage das Ableben des schwedischen Dichters Grafen Carl Snoilsky. Er wurde am 8. September 1841 ebendaselbst geboren, widmete sich nach akademischen Studien zu Upsala (1860 — 64) der diploma⸗ tischen Laufbahn, die er jedoch i. J. 1879 aufgab, um fortan ganz der Literatur zu leben. Seit dem Jahre 1876 war er Mitglied der schwedischen Akademie, seit 1890 Oberbibliothekar der Königlichen Bibliothek zu Stockholm. Besonders beliebt waren seine im Jahre 1886 in einer Sonderausgabe erschienenen „Svenska Bildert. Außer verschiedenen Gedichtsammlungen gab er im Jahre 1876 eine Ueber⸗ setzung der Goetheschen Balladen heraus. Mehrere seiner Gedichte verdeutschte M. von Stern (Dresden 1893).
Die Rechtsverhältnisse am Grundeigentum in China von Dr. O. Franke. Leipzig, Dieterichsche Verlagsbuch⸗ handlung (Preis 3 ℳ). — Das wenig umfangreiche Buch enthält in seinem engen Rahmen eine Fülle interessanten Materials zur Kenntnis der bisher noch größtenteils gänzlich unaufgeklärten Grund⸗ eigentumsverhältnisse in China. Es ist besonders anzuerkennen, daß der Verfasser mit beweiskräftigen Argumenten der herrschenden Meinung entgegentritt, es gäbe in China überhaupt kein Privat⸗ eigentum am Boden, sondern allein der Kaiser als die Verkörperung der absoluten Staatsgewalt habe das Obereigentum an sämt⸗ lichem Grund und Boden des Reichs. Nach dem Verfasser beruht diese enge Auffassung auf einer völligen Verkennung der chinesischen Rechtsquellen sowohl nach der sprachlichen Seite wie nach der ihres Sinnes. Der Verfasser belegt seine gegenteilige Ansicht mit einer ganzen Reihe von Zitaten, die, richtige Ue eisesng vorausgesetzt, was ler nicht kontrolliert werden kann, allerdings schlagend beweisen, daß in China unabhängiges Privateigentum am Boden genau so ver⸗ breitet ist wie in Europa. Es bedarf kaum eines Hinweises, wie be⸗ deutungsvoll eine derartige Reitt⸗lung ist für die Landpolitik nicht nur des Feseischen eichs, sondern auch aller fremden Staaten, die auf seinem Boden Fuß fassen wollen. seinem Ergebnis wird der Verfasser aber nicht nur durch das Studium der chinesischen Rechtsquellen geführt, sondern auch durch die historische Entwickelung, die das Grundeigentum genommen hat. Er kommt in diesem höchst lesenswerten Abschnitt zu dem Schluß, daß in China der Entwickelungsgang des Grundeigentums keinen wesentlich anderen Verlauf genommen at als in Europa. Dieser Parallelismus geht sogar bis ziemlich tief in Einzelheiten hinein; so finden wir beispiels⸗ weise schon im chinesischen Altertum die namentlich im deutschen Westen zum Teil bis in die Gegenwart verbreiteten Gewannen, jedoch scheinen sie in China in der Regel nicht im Gemengegelage gelegen zu haben; der Verfasser gibt darüber keine Auskunft. Er schildert weiterhin die einzelnen Arten des gegenwärtig in China verbreiteten Grundeigen⸗ tums; auch hierbei finden sich vielfach Anklänge an die abendländische, namentlich die germanische Agrarverfassung; ferner die staatlichen Real⸗ lasten, den Verkehr mit Grundeigentum, wobei bemerkenswert ist, daß der occupatorische Erwerb von Land noch heute in China in weitem Umfange vorkommt, die Entäußerung aber in viel geringerem Maße als im Abendlande auftritt, banptfächlich weil die Anschauung von der Unsittlichkeit selbst des freihändigen, einwandfreien Verkaufs zu tief im chinesischen Volke eingewurzelt ist. Ein Schlußkapitel be⸗ schäftigt sich mit den Rechten der Ausländer am Grundeigentum in China. Darunter beansprucht der Abschnitt über die Nieder⸗ lassungen der christlichen Missionsgesellschaften besonderes Interesse durch die ziemlich eingehende Darlegung des sonderbaren französisch⸗chinesischen Abkommens über die Regelung dieser Frage; es wird hierbei dem Dolmetscher Abbé Delamarre unerhörter Betrug zu Gunsten seiner Kirche vorgeworfen. Auf weitere Einzelheiten einzugehen, muß hier unterbleiben, man kann aber das Buch jedem empfehlen, der sich für irxgend eine der darin berührten Fragen interessiert; es ist eine ebenso fleißige und kritisch durchdachte wie in ihren aufklärenden Ergebnissen dankenswerte Arbeit.
— Unter dem Titel „Die Kaiserliche Marine während der Wirren in China 1900 — 1901“ hat der Admiralstab der Kaiserlichen Marine soeben im Verlag von Mittler und
Sohn, Berlin SW. 12, die amtlichen Berichte und die amtlichen Ver⸗ öffentlichungen im Auslande über die Tätigkeit der Kaiserlichen Marine in China 1900 — 1901 herausgegeben. (Preis 8 ℳ, geb. 12 ℳ) — Das Werk bietet die erste erschöpfende und zusammenhängende Schilderung der Tätigkeit unserer Marine während der Chinawirren. Es legt vor allem auch die Erwägungen klar, die die verbündeten Admirale zur Eröffnung der Feindseligkeiten veranlaßten sowie die Er⸗ eingnisse, die ihr späteres Verhalten zur Folge hatten. Etwas ganz Neues bieten die im Anhang abgedruckten, bisher noch unveröffentlichten Sitzungsprotokolle der verbündeten Seebefehlshaber, die zugleich einen Beweis für das einmütige und zielbewußte Vorgehen der Admirale bieten. Auch die Schwierigkeiten, mit denen die Ausschiffung der Truppen in Taku verknüpft waren, werden zum ersten Mal eingehend gewürdigt. Dem Band sind acht Bilder der Takuforts nach photo⸗
raphischen Aufnahmen beigegeben sowie 17 mehrfar 9 Skizzen und läne, letztere zum Teil unter Zugrundelegung der Aufnahmen der öniglichen Landesaufnahme, die den Wert des Werks noch erhöhen. Beansprucht dieses in erster Linie das besondere Interesse der Ange⸗ hörigen der Marine, so bietet es auch den Angehörigen des Heeres durch die eingehende Schilderung der Kämpfe der Marine am Lande
und des Transports und der Ausschiffung des ostasiatischen Expeditions⸗
korps viel Wissenswertes. Aber auch für weitere Kreise ist diese erste amtliche einheitliche Darstellung wertvoll und belehrend.
— Ex oriente lux. Jahrbuch der deutschen Orientgesell⸗ schaft. Herausgegeben von Dr. Johannes Lepsius. Verlag der deeutschen Orientgesellschaft. Berlin W. 10. 2,80 ℳ — Das Jahr⸗ uch, das die alten Freunde der deutschen Orientmission über deren
bisherige Tätigkeit aufklären und ihr weites Arbeitsfeld anschaulich scchildern sowie der Mission neue Freunde werben will, ist recht 1 feschickt zusammengestellt und enthält vieles Interessante. Ein⸗ leiitend wird die Entstehung und Entwickelung der Mission ge⸗ schildert. Ein längerer Abschnitt über den Islam gibt wieder, was
dieser über Jesus lehrt und sucht die Lehre des Islam selbst sowie
Sitten und Gebräuche seiner Anhänger zu veranschaulichen. An der Hand von Reiseberichten schildert ein weiterer Abschnitt biblische Stätten. Ausführlich ist auf die Lage der Christen in Armenien eingegangen und die Tätigkeit im Waisenhause zu Urmia geschildert. — Wie reist man in der Schweiz? Ein Buch zum Lust⸗ und Planmachen. Von Professor Dr. Kinzel. 2. umgearbeitete und stark vermehrte Auflage. Biegsam gebd. 2 ℳ 20 ₰, Verlag von sc Bahn in Schwerin i. M. — Die Kinzelschen Reisebüchlein haben cch schnell einen großen Freundeskreis erworben. Und mit Recht, denn sie sind von einem praktischen, umsichtigen und erfahrenen Mann geschrieben, der überall auf die Bedürfnisse eines Durchschnittstouristen Rücksicht zu nehmen weiß. Die Büchlein verfolgen einen anderen Zweck, als die ausführlichen Reisehandbücher; sie können und wollen diese daher auch nicht entbehrlich machen. Sie bieten aber eine vortreffliche Handhabe beim Entwerfen eines Reise⸗ planes und geben über Gasthöfe, Reisekosten, Zeiteinteilung, Land und Leute in knapper und ansprechender Form zuverlässige Auskunft. Wer eschict. genußreich und billig reisen will, wird sich auch in dem vor⸗ iegenden, neubearbeiteten Büchlein guten Rat holen können.
L
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Finnland. MNach einer in der amtlichen Helsingforser Zeitung erfolgten Bekanntmachung werden finnländischerseits Handi, Hongkong und East⸗London als LE“ Canton und Sydney aber eüßret angesehen. (Vergl. „Reichsanz.“ vom 4. August v. J
Zu
8 8 Belgien. Durch eine im „Moniteur Belge“ Nr. 135 vom 15. d. M. ver⸗ öffentlichte Verfügung des belgischen Ministeriums für Landwirtschaft vom 14. d. M. sind zur Verhütung der Einschleppung der Beulenpest in Belgien die Bestimmungen der Artikel 1 bis 4 der belgischen Verordnung vom 5. April 1897 für Herkünfte aus Peru in Wirksamkeit gesetzt worden. Solche Herkünfte von See sollen an den Quarantänestationen in der Schelde, in den Häfen von Ostende und Nieuport sowie in Selzaete nach den Vorschriften der Kapitel 11, III und IV des der Venediger Internationalen Sanitätskonvention vom 19. März 1897 beigefügten Sanitätsreglements behandelt werden.
Handel und Gewerbe.
1 “ 1ö1““ (Aus den im Reichsamt des Innern zusammengeste „Nachrichten für Handel und Industrie“.)
Die Zuckerfabrikation in den Niederlanden vom Beginn der laufenden Kampagne bis zum 30. April 1903. Vom Beginn der laufenden Kampagne bis zum 30. April 1903
sind in den Niederlanden insgesamt 101 908 t Rübenzucker her⸗
E an dieser Ausbeute ist der Monat April mit 75 t
eteiligt.
Die in den ersten vier Monaten des laufenden Kalenderjahres unmittelbar aus Fabriken oder aus Niederlagen in Raffinerien übergeführte inländische Rübenzuckermenge belief sich auf 29 056 t, wovon auf den Monat April 5307 t entfielen. (Nederlandsche Staatscourant.)
1 Währungsverhältnisse in Nicaragua.
Von den spanisch⸗amerikanischen Ländern leiden Columbien, Guatemala und Nicaragua augenblicklich am meisten unter den Wirkungen einer entwerteten nationalen Valuta. In Columbien stieg, soviel bekannt geworden ist, der Kurs des nationalen Geldes gegen Gold während des Bürgerkrieges zeitweilig auf über 10 000, d. h. der Wert des ursprünglich mit dem Silberpeso auf pari stehen⸗ den Fertereeh sank auf 1 Cent amerikanischen Goldes oder 4 Pfennig deutscher Reichswährung und darunter. In Guatemala trieben die Schrecknisse der Vulkanausbrüche im Monat Oktober 1902 den Kurs auf 1000, d. h. der ursprünglich 100 Cents Silber wertende Peso sank auf 10 Cents Gold. schwankt der Kurs wieder zwischen 800 und 900. Bei dem kürzlich Sersänn Belagerungszustand ist keine Aussicht vorhanden, ihn fallen zu sehen.
In Nicaragua sieht es nicht viel besser aus. Obgleich das Land in den letzten 7 Jahren von Bürgerkriegen verschont geblieben ist, hat die Valuta eine stetig fortschreitende Entwertung erfahren. Der heutige, noch vor 6 Jahren mit dem Silberpeso gleichstehende Papier⸗ peso ist auf 12 ½ Cents Gold gesunken, d. h. der Wechselkurs ist auf
800 oder das Agios gegen Gold auf 700 gestiegen. Die Verschlechterung
ihrer Valuta verdanken die drei genannten Länder in erster Linie der 8 des Silbers und zweitens den schrankenlosen Papiergeld⸗ emissionen.
Mit einem unwiderstehlichen Drucke hat das schlechte Geld das bessere vertrieben. Das Silber vertrieb in Nicaragua das meist von den durchreisenden californischen Goldsuchern in Umlauf gebrachte Gold, das uneinlösbare Regierungspapiergeld vertrieb später das schon an und für sich auf dem Wege der Entwertung befindliche Silber, und im Januar d. J. begann sogar das von der Regierung vor ein paar Jahren in Umlauf gesetzte Nickelgeld seine Flucht vor der Papier⸗ valuta, indem es nach Honduras auswanderte, wo ein 5⸗Centnickelstück zur Zeit einen Wert von 10 Cents Silber als Scheidemünze hat.
Die schlimmste Erscheinung, die mit der fortschreitenden Ent⸗ wertung des nationalen Umlaufsmittels verbunden ist, sind die außerordentlichen Kursschwankungen, die in Nicaragua in einem Monat 300 Punkte ausmachen können. So rechneten die Kaufleute Mitte Dezember v. J., wenn auch nur für wenige Wochen, mit einem Wechselkurs von 500, mußten aber Ende Februar d. J. wieder einen solchen von 800 als Maßstab für die Bewertung ihrer Waren anlegen. Wenn sie auch den Sprüngen des Kurses mit ihren Waren⸗ preisen nachzukommen suchen, so haben sie hierbei stets mit der Konkurrenz der ihre Waren im Inlande aufkaufenden kleineren Krämer zu rechnen, welche bei niedrigem Wechselkurs zumeist noch aufr Kredit kaufen und bei steigendem Wechselkurs in Papiergeld zahlen.
Die Ursache der außerordentlichen Schwankungen der Kurse ist auf die bald stärker, bald schwächer auftretende Nachfrage nach aus⸗ wärtigen Wechseln als Deckung für auswärtige Schulden zurück⸗ zuführen. Bei lebhafter Nachfrage gehen die Kurse hinauf, bei schwachem Begehr gehen sie herunter, geradeso wie dies mit allen anderen Handelsartikeln der Fall ist.
In diese, wie Ebbe und Flut durch natürliche Gesetze geregelten 1“ greifen unerwartete Natur⸗ und politische Ereignisse dann gewöhnlich im höchsten Grade verwirrend ein. So trieb die im April v. J. erfolgte Explosion der Kaserne in Managua die Kurse genau so geschwind in die Höhe wie in Guatemala der Aus⸗ bruch des Santa Maria im Oktober v. J. An der jetzt sich wieder eeltend machenden steigenden Tendenz der Kurse haben die politischen
irren in Honduras noch mehr schuld als die vermehrte Nachfrage nach Wechselwerten. Tdrotzdem in Nicaragua die Ausfuhr die Einfuhr gewöhnlich um einige Millionen Mark übersteigt und die Exporteure der Landes⸗ erzeugnisse sich mit ihren Wechselangeboten eine scharfe Konkurrenz machen müßten, so sind doch nie so viele Wechsel im Markte zu haben, als gewünscht werden. Dies kommt daher, daß die das hauptsächlichste Kontingent zu den Ausfuhrartikeln stellenden Kaffee⸗ vorwiegend im Besitze von Europäern sind und er Erlös vom Ertrage dieser Pflanzungen zum größten Teile in Europa bleibt; die in Nicaragua wohnenden Verwalter verfügen nur über den kleinen Teil des Erlöses, den sie zur Bewirtschaftung der Pflanzungen nötig haben. Es bleibt also nicht der ganze Er⸗ tragswert in Form von Wechseln zur Deckung der Wareneinfuhr verfügbar. Diese Beschränkung der Zahlungsmittel dem Auslande “ macht es den in Betracht kommenden Pflanzern und Verwaltern möglich, die Wechselkurse stets auf einer außerordentlichen Höhe zu halten. Daneben ist die Regierung, welche über fast un⸗ beschränkte Papiergeldmittel verfügt, der liberalste Käufer dieser Wechselwerte, die sie zur Deckung ihrer auswärtigen Ver⸗ pflichtungen braucht. Durch Dekret vom 8. Oktober 1902 sind die bis zum Monat September im Umlauf befindlichen Zahlungsmittel von 6 Millionen Pesos, d. h. 15 Pesos pro Kopf der Bevölkerung, durch eine weitere Emission vermehrt worden, die angeblich afg Ersatz für die zur habhr täah Einäscherung bestimmte und als gesund⸗ heitsgefährlich bezeichnete papierene Scheidemünze eintreten sollte. Die naturgemäßen Folgeerscheinungen der neuen Emission waren ein schnelles Steigen des Wechselkurses von 500 auf 800 % und eine kräftig nachstrebende Verteuerung der Waren und Verbrauchsmittel. Dazu kam, daß die Regierung zur Deckung des Ende des Jahres fällig werdenden halbjährlichen Zinscoupons der englischen Anleihe vom Jahre 1885 selbst Wechsel, im Betrage von etwa 8500 Pfund Sterling aufkaufte und durch liberale Angebote den Wechselinhabern das Hochschrauben des Kurses bedeutend erleichterte. Als nun die Klagen im Volke über die Teuerung immer lauter wurden, glaubte die Regierung, diesen Zuständen durch ein Zollaufschlagsdekret vom 12. November 1902 ein Ende machen zu müssen, nach welchem eine Erhöhung der Zollsätze in demselben Verhältnisse eintreten sollte, wie die ehtwertet kasre Sch
in nicht neben den wankungen der Landesmünzen n. schwankenden Einfuhrzöllen unterworfen zu werden, verpflichteten üch die Kaufleute, der Regierung 1 000 000 Doll. in Papiergeld, zahlbar in Raten von 20 % bei Zeichnung dieser Anleihe und 10 % in jedem Monat, vorzustrecken. Für diese Summe sollten Bonds, tilgbar durch 25 % der zu entrichtenden Zölle, ausgegeben werden, und die Re⸗ gierung sollte die den eingehenden Raten entsprechenden Beträge
unverzüglich zur Einäscherung gelangen lassen, um so den Umlauf des Papiergeldes zu beschränken und der fortschreitenden Entwertung Einhalt zu tun. Als Gegenleistung für das Darlehen der Kaufleute setzte die Regierung für die Anleihezeichner den Zollaufschlag von 180 % auf 100 % Beh während diejenigen, welche sich an der An⸗ leihe nicht beteiligt haben, einen Aufschlag von 180 % zahlen nüsen. Für die Zollzahlung wurde dem Papierpeso ein fester offizieller Wert von 16,6 Cents Gold oder ein Kurswert von 6:1 — d. h. 6 Pesos Papier = 1 Doll. Gold — gegeben. 3
In der Tat fiel der Wechselkurs bald unter den offiziellen Kurs aber nicht durch die gesetzgeberischen Maßregeln der Exekutive, sondern durch ein nach so langem Zurückhalten sich plötzlich in starkem Grade geltend machendes Angebot. Eine olge davon war eine sosort einsetzende Zunahme im Handelsumsatz und ein schnell wieder⸗ kehrendes Vertrauen. Aber die Revolution in Honduras, welche die Regierung von Nicaragua zur Entsendung eines Observationskorps nach der Grenze bestimmte, hat wieder einen Rückschlag verursacht, welchen der geschäftliche Thermometer getreulich durch Kurse von 750, 780 und 800 registriert. 8
Durch Dekret vom 15. Dezember 1902 wurde sodann ein Aus⸗ fuhrverbot auf das Silbergeld erlassen. Da das Silber aber schon vor Jahren seinen Weg ins Ausland gefunden hat, so ist das Gesetz ohne ” geblieben. Hierbei sei bemerkt, daß sich der Handel an der Moskitoküste, wo überhaupt infolge der anderen politischen Entwickelung ganz besondere Zustände herrschen, fast nur des Silber⸗ geldes bedient und auch die Zölle in Silber oder Gold zahlt. Das dort eingehende Silber gelangt jedoch nicht nach dem Westen; soweit es in die Zollkassen geht, wird es von der Regierung meist sofort zum
Aufkauf von Wechseln für auswärtige Verbindlichkeiten benützt. Alles
in allem, liegen die derzeitigen Verhältnisse, für die man nur aus einer Veräußerung der nationalen Eisenbahnen und aus einer Klärung der politischen Verhältnisse in Zentralamerika eine Besserung erhofft, für den Handel in Nicaragua sehr “ (Nach einem Bericht des Kaiserlichen Konsulats in Managua.
Stand der Elektrotechnik im Konsulatsbezirk Kobe
in Japan.
Die Verwendung elektrischer Maschinen und anderer eleltro⸗ technischer Erzeugnisse kommt in Japan im öffentlichen wie im privaten Verkehr sowie in der Industrie von Jahr zu Jahr mehr in Auf⸗ nahme. Die bisherigen Versuche von Japanern, Dynamos und Elektromotoren von der Leistungsfähigkeit der europäischen und amerikanischen herzustellen, sind zumeist mißlungen; man ist daher für gute Maschinen ganz auf die Einfuhr angewiesen. Die An⸗ fertigung von Glühlampen und isoliertem Leitungsdraht in Japan hat dagegen günstigere Ergebnisse aufzuweisen. Von dem letzten Artikel wird jedoch bisher nur ein geringer Teil des Bedarfes im Inlande gedeckt, und auch Glühlampen werden noch in ganz be⸗ deutenden Mengen vom Auslande bezogen, obschon die japanischen — deren einzelne Bestandteile allerdings auch größtenteils eingeführt werden — bereits in geringen Mengen (1901 für 2475 Yen) aus⸗ geführt werden. Dagegen werden seit einigen Jahren im Inlande recht gute Porzellanisolatoren hergestellt, und zwar so billig, daß eine Ausfuhr dieses Artikels sehr lohnend sein könnte.
Im allgemeinen ist jedoch Japan bezüglich der Erzeugnisse der Elektrotechnik noch immer wesentlich auf die Einfuhr angewiesen. Eine Uebersicht über deren Werte innerhalb der letzten drei Jahre sowie die Beteiligung der Hauptbezugsländer ergibt folgende Tabelle, die sich wegen des unzureichenden Materials für das ver⸗ flossene Jahr nicht vollständig aufstellen läßt: 2
Einfuhrwerte in Yen (1 Jen = 2,10 ℳ)
1900 1901 1902 1) Elektrische Maschinen und Appa⸗ rate zur Lichterzeugung nebst Zubehörteilen: 3 Deutschland. 71 216 95 410 — England 114 237 11 98 — Ver. Staaten von Amerika 478 215 375 521 — Gesamteinfuhr 666 940 590 735 512 566 Anteil von Kobe . . . . 2244 827 229 756 47 074 2) 1u.“ Lampen und Ersatz⸗ 8 eile: DOenutschland... 36 539 56 231 — 8 England . . . 6216 10 652 Desterreich 5 488 1 811 — Seee u” — 1 234 — 8 Ver. Staaten von Amerika 29 540 25 081 — ““ Gesamteinfuhr 80705 —95 557 77 677 Anteil von Kobe . . . . 21 133 11 153 20 895 3) Elektrische Maschinen und Appa⸗ rate zur Krafterzeugung nebst Zubehörteilen: Deutschland. 5 197 22 425 — England 29 96 . — Ver. Staaten von Amerika 23 847 66 505 — Gesamteinfuhr 59 217 106 264 810 989 Anteil von Kobe . . . 17 651 2 250 111 718 4) Umsponnener Leitungsdraht: Seeeed 6 115 9 349 — SEngland. 42 485 36 954 — Ver. Staaten von Amerika 128 145 84 766 — 6 Gesamteinfuhr 176 745 131 172 308 163 Anteil von Kobe . . .. 60 630 14 165 22 588 5) Untersee⸗ und Untergrundkabel: Deutschland . . . . . 194 667 288 522 — England.. . 697 266 161 668 — Sgeecch 266 983 156 766 — Belgieen —“ 5 867 21 553 — Ver. Staaten von Amerika 88 629 167 537 Gesamteinfuhr —. 1 253 412 796 046 85 431 Anteil von Kobe . . . 151 509 110 570 — 6) bee; u. Zubehör⸗ eile: Deutschland. 5 450 13 103 — England .“ 22 790 11 701 — Frankreich 30 791 640 — Belgien . . . . 157 747 90 692 — Schweden.— 994 3 250 — Ver. Staaten von Amerika 108 528 45 044 — Gesamteinfuhr 325 3772 187738 182 826 ) Tel2nten- ö 12 . 25 664 256 355 64 377 rraphenapparate und u⸗ behörteile: Deutschland. 1145 10 061 — England . . . 22 074 28 564 — Belgien .. — 2 886 — Gesamteinfuhr 241350 41807 31 616 Anteil von Kobe . 2 187 532 2 059.
„Die vorstehende Uebersicht ergibt, daß der Wert der in Kobe ein⸗ geführten Artikel der eloktrotechnischen Branche im Verhältnis zur Gesamteinfuhr im allgemeinen nur gering ist. Dies bezieht sich in erster Linie auf die Einfuhr von Telephon⸗ und Telegraphen⸗ apparaten sowie Teilen von solchen, deren Hauptimport über den Hafen von Yokohama geht, da die Installierung dieser Apparate durch 8 Aemter der Landeshauptstadt erfolgt, wo auch eine große Anzahl avon bereits in japanischen Werkstätten angefertigt wird.
9 ber auch bezüglich der übrigen Positionen ist die b obes als Importhafen nicht eine derartige, wie man sie im Hinbli auf seine Lage als Verteilungszentrum für den wichtigsten Industrie⸗ bezirk Japans erwarten dürfte. Der Grund hierfür ist nicht in einem Mangel an Verwendung von elektrischen Maschinen und Apparaten
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