1903 / 225 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 24 Sep 1903 18:00:01 GMT) scan diff

Wahrscheinlichkeit, daß die christliche Bevölkerun unter dem Ein⸗ 1 82 g sich unter dem Ein druck der begonnenen herh chris iche Webe werde, die nach Maßgabe ihrer Anwendung in der nächsten Zukunft eine breitere Entwickelung 1 mußten, entzog den Komstees ihrem Standpunkt nach den für die Verwirklichung ihrer revolutionären Pläne günstigen Boden. Indem sie Schutz der Glaubensgenossen gegen die türkische Bedrückung auf ihre Fahne schreiben, bezwecken diese Komitees in Wirklichkeit in 8 Absicht die Veränderung der administrativen Ordnung er Provinz im Sinne ihrer Umwandelung in ein „Bulgarisches azedonien“ mit Beeinträchtigung der Rechte und Vorrechte anderer ristlicher Völker, deren Interessen dem rechtgläubigen Rußland gleich teuer sind. Da die Leiter der Bewegung von seiten der kichtbulgarischen Elemente Mazedoniens für ihre politischen Pläne eine Unterstützung fanden, bemühten sie sich, durch grausame Gewalt⸗ aaten und Terrorismus im Lande einen allgemeinen Aufstand hervor⸗ zurufen, zum die Einführung der geplanten Reform zu verhindern. edauerlicherweise erhielt, trotz der anfangs von seiten der Sofioter egierung ergriffenen Vorsichtsmaßnahmen, die mazedonische Agitation sröühere Verbrelkung im Fürstentum Bulgarien selbst, indem se die Unterstützung derer fand, die irrigerweise darauf rechneten, ahr Aufstand werde Rußland zwingen, sein Programm zu ändern und Fktiv zum Schutz nicht realisierbarer Pläne der Leiter der revolutionären Zewegung eervorzutreten. Diese verderbliche Verirrung, vor der aiserliche Regierung unablässig warnte, hat über die

JIö“ ie Chrisen der türkischen Wilajets schwere Bedrängnis heraufbeschworen,

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1“

verhandlung führt der General Lazarew itsch,

ein Ende zu machen in erster Reihe möglich ist durch Ver⸗ erung des Uebertritts neuer Banden aus dem Fürstentum in die Tärnzen der Türkei, aber auch durch Einstellung der revolutionären lin igkeit der Komitees. Nur dann erscheint es möglich, auf unverzüg⸗ siges Anwendung von den Bedürfnissen der Bevölkerung ent⸗ prechenden Reformen zu bestehen, die vor türkischen Grausamkeiten ti ewahren, trotz energischen Bemühens, den mohammedanischen Fana⸗ falrnaes zu zügeln, bei den zunehmenden Wirren überaus schwer ist. In olchem Sinne haben die Kaiserliche wie auch die österreichisch⸗ ungarische Regierung abermals kategorische Vorstellungen sowohl n Sosia wie in Konstantinopel erhoben. Außerdem haben krh Regierungen der Mächte, die den Berliner Ver⸗ rag unterzeichnet haben, auf den Vorschlag Rußlands und Oesterreich⸗Ungarns, um jeden Anlaß zu 11“ Spekulationen und gefährlichen Unbesonnenheiten zu ihre Vertreter beauftragt, e und Bulgarien gegenüber ihre volle Einmütigkeit mit beiden Monarchien in Sachen der Pazifizterung ser Balkanhalbinsel zu bekräftigen und den Regierungen der Türkei Bulgariens eine Erklärung in folgendem Sinne abzugeben: Die gegenwärkige Lage der Dinge in den türkischen Wilajets, die durch verbrecherische Absichten der Komitees und der repolutionären Banden ge⸗ affen ist, verändert den Standpunkt der Mächte gegenüber dem im nfang des Jahres von den beiden meistinteressierten Mächten aus⸗ gearbeiteten Aktionsprogramm nicht, und daher kann weder die ürkei noch Bulgarien auf die Unterstützung irgend einer Macht im Falle, eines offenen oder geheimen Widerstandes gegen die Verwirklichung dieses Pro⸗ gramms rechnen. Die Kaiserliche Regierung hofft, daß diese neue Verwarnung die Türkei wie Bulgarien von der jeder Abweichung von der Erfüllung der ihnen vorgelegten Forde⸗ rungen überzeugen und veranlassen werde, alle von ihnen abhängigen Maßmahinet zur Unterdrückung der Wirren auf der Balkanhalbinsel 1 treffen, die für das Ottomanische Reich und Bulgarien nur die chwersten Folgen haben können.

Türkei.

Aus Konstantinopel meldet das Wiener „Telegr.⸗ Korresp.⸗Bureau“, das Ausnahmegericht in Adrianopel habe drei Komitatschis zum Tode und 11 zu 15 Jahren Festungs⸗ haft in Kleinasien verurteilt. Hur Untersuchung er von den Truppen begangenen Ausschreitungen in dem Dorfe Evkarion (türkisch Hedie) sei in Adrianopel eine Kommission, bestehend aus dem Truppeninspektor W“

ascha, dem in außerordentlicher Mission dort weilenden

Kai erlichen Adjutanten Schakir Pascha und dem Obersten

Ahmed Bey, eingesetzt worden. Eine zweite, aus 6 Mit⸗ gliedern, darunter einem Christen, bestehende Offiziers⸗ und Beamtenkommission sei an Ort und Stelle entsandt worden. Die Kommission dürfe auch mit der Untersuchung

der in anderen Dörfern vorgekommenen Plünderungen betraut

werden. 8 Türkische Telegramme aus den Wilajets Monastir, Saloniki und Uesküb berichten über zahlreiche Zusammen⸗ stöße türkischer Truppen mit Komitatschis, in denen letztere eine große Anzahl Toter gehabt hätten. aus Monastir besagen, daß zwei Infanteriedivisionen nach dem Wilajet Adrianopel verlegt werden sollten.

Die „Agence Havas“ berichtet, daß aufständische Bulgaren die Moschee des Dorfes Boternan mit Dynamit in die Luft gesprengt hätten.

Griechenland. 8*

Der Prinz und die Prinzessin Nikolaus von Grieenen he snd wie „₰8 T. B.“ aus Athen meldet, gestern . Darmstadt abgereist, um der Vermählung des Prinzen Andreas beizuwohnen. . 1“ b des Königs fand gestern, wie das geiah 8 Belgrad ein

für die Ein⸗ d. M. festgesetzt

Unter dem Füct. Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“ erfährt, Ministerrat statt, in dem als Termin berufung der Skupschtina der 29. wurde. Hierauf gab das Kabinett seine Entlassung, die von dem König angenommen wurde. Das Kabinett wird die Geschäfte bis nach dem Zusammentritt der Skupschtina fortführen. Erst dann wird die Bildung des neuen Kabinetts erfolgen.

Gestern früh begann die

Verhandlung gegen die ver⸗ hafteten Nischer Offiziere.

Den Vorsitz bei der Gerichts⸗ 8 cbenie wie ie übri italieder des Gerichtshofes, an der Verschwörung egen rigen Mi 1g nicht beteiligt war. Das Urtei ürfte erst morgen gefällt werden. 88

Bulgarien.

Der türkische Kommissar teilte, wie das Wiener

„Telegr. berichtet, der bulgarischen Regierung

mündlich die Geneigtheit des Sultans mit, mit Bul⸗

garien über die Pazifizierung Mazedoniens zu

unterhandeln. Die busgahische Regierung erklärte, sich nur auf schriftliche Vorschläge der Türkei einlassen zu wollen.

Amerika. ö

Das rtement in Washington hat, wie dem „W. 8 igece wird, von saareshe ö Einwohnern Philadelphias Bittgesuche wegen der Sicher⸗ dit ihrer Angehörigen in Homel im russischen E1ö1““ ohilew, wo kürzlich antisemitische Kundgebungen stattgefunden hatten Das Staatsdepartement (beauftragte den

n, empfa 1 amerikeniscennggre horager in St. Petersburg, Erkundi⸗

sc 86 einzuziehen, ob amerikanische Interessen in Mitleiden⸗ aft gezogen seien. L

23. August 1903.

Seine Hoheit der

Für den Fall, daß die Lage in der Türkei es erlauben sollte, die amerikanischen Kriegsschiffe aus den orienta⸗ lischen Gewässern zurückzuziehen, wird das europäische Geschwader der Vereinigten Staaten sich nach Djibuti begeben, um das Iacrese der Vereinigten Staaten an der Anknüpfung von Handelsbeziehungen mit Abessinien zu eigen. 1n Der zur Zeit in New York weilende Generalkonsul der Vereinigten Staaten in Marseille Skinner erklärte, der Zweck der Mission, die das Staatsdepartement ihm zu übertragen im Begriff sei, bestehe darin, Handelsbeziehungen für

die Vereinigten Staaten zu schaffen, wo solche noch

nicht beständen, und sie überall auszudehnen, z. B. nach Abessinien, wo amerikanische Waren bisher nur in be⸗ schränktem Maße Eingang gefunden hätten. Seine Aufgabe sei, die Bedingungen zu sichern, unter denen Handel getrieben werden könne, und so dem Handel der Vereinigten Staaten Gelegenheit zu geben, sich auszudehnen.

Afrika.

Tanger, 23. September. Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ verlautet in Tanger, daß alle im Dienste des Sultans stehenden europäischen Beamten in dieser Woche Fez verlassen müßten. Sie beabsichtigten, nach Tanger zu gehen, wo sie so lange bleiben wollten, bis die endgültige Entscheidung des Sultans bekannt sei.

Nr. 16 des „Ministerialblatts für Medizinal⸗ und medizinische Unterrichtsangelegenheiten“, herausgegeben im Ministerium der geistlichen, Unterrichts und Medizinalangelegenheiten, vom 15. September hat folgenden Inhalt: I. Personalien. 1I. Allge⸗ meine Verwaltungssachen: 1) Erlaß des Ministers der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten, betreffend weitere Be⸗ stimmungen wegen der neuen deutschen Rechtschreibung vom 2) Ortsbesichtigungen der Kreisärzte. III. Apothekenwesen: 1) Anrechnung der in wissenschaftlichen Instituten usw. verbrachten Zeit bei der Bewerbung um eine Apothekenkonzession. 2) Erlaß des Ministers der Medizinalangelegen⸗ beiten, betreffend Abänderungen der Apothekenbetriebsordnung, vom 27. August 1903. IV. Seuchenbekämpfung: 1) Erlaß des Ministers der geistlichen, Unterrichts, und Medizinalangelegenheiten, betreffend die Schrift des Stabsarztes Dr. Martini über das Wechselfieber, vom 24. August 1903. 2) Erlaß des Ministers der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten, betreffend Ermittelung und Feststellung von Typhuserkrankungen bei Schulkindern, vom 26. August 1903. 3) Erlaß des inisters der Medizinalangelegen⸗ beiten, betreffend die Besichtigung des Manövergeländes durch den Kreisarzt, vom 4. September 1903. 4) Nachrichten über den Stand gemeingefahrlicher Krankheiten. V. Rechtsprechung. Entscheidungen des ärztlichen Ehrengerichtshofes.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Angestellten der vereinigten Berliner Omnibus⸗ gesellschaften sind heute in den Ausstand eingetreten. Der Be⸗ schluß wurde, wie der „Vorw.“ mitteilt, in einer in der Nacht zu heute abgehaltenen Versammlung gefaßt, der fast sämtliche Schaffner, Kutscher und Stalleutesbeiwohnten und in der die von der Direktion mit dem aus der Mitte der Angestellten gewählten Ausschuß ge⸗ troffenen Vereinbarungen zur Verhandlung gelangten. (Vgl. Nr. 224 d.

I.

Her Streit zwischen den Kohlenhändlern und Arbeitern im Hafen von Genua (vgl. Nr. 223 d. Bl.) ist, wie „W. T. B.“ meldet, vorläufig beigelegt. Die Kohlenhändler haben sich der Aus⸗ legung der Arbeitsordnung durch das Consorzio zunächst gefügt. Die

In einer Versammlung der Moskauer Druckereibesitzer wurden dem „W. T. B.“ zufolge die Forderungen der ausständigen Setzer (vgl. Nr. 224 d. Bl.) als maßlos bezeichnet. Einige Stimmen verlangten administratives Eingreifen. Die Zeitungsheraus⸗ geber sind bereit, die Forderungen zu bewilligen. Die Ausständigen verweigern jedoch Einzelabmachungen und fordern gemeinsame Ab⸗ machungen aller Arbeitgeber. Gestern sind⸗ nur drei Zeitungen erschienen.

schne Borissoglebsk (Gouv. Tamboff) wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Die Verwaltung der Südostbahnen hat gestern den Werkstättenarbeitern (pgl. Nr. 223 d. Bl.) den Lohn ausgezahlt und die Arbeitsbücher ausgeliefert. Für die Arbeiter, die nicht am Ausstand teilgenommen haben, ist die Wiederaufnahme der Arbeit für heute angesetzt worden. Unter den Arbeitern herrscht Ruhe, die Mehr⸗ zahl von ihnen wünscht zu arbeiten.

Kunst und Wissenschaft.

ach dem „amtlichen Bericht aus den Königlichen Kunst⸗ s sind in den Königlichen Museen für das zweite Vierteljahr des laufenden Jahres u. g. folgende Neuerwerbungen, Ueberweisungen und Geschenke zu verzeichnen:; Seine Majestät der Kaiser und König haben den 8 lichen Museen ein äußerst wertvolles Gemälde von Rubens als Geschenk überwiesen. Es stammt aus der spätesten Zeit des Künstlers, der hier in einer Darstellung der Diana, die mit ihren Nymphen von Satyrn belästigt wird, den ganzen Reichtum seines glühenden Kolorits und die ganze Freiheit seines genialen Pinsels entfaltet. Es zeigt den Künstler auf der pollen Höhe seiner Meisterschaft in einem Werke, dem die S Fenigh ,g heueen ichts Verwandtes an die Seite zu ste 11“ Prinz Mide. Har iceege .“ Prinzessin riedrich Karl von essen 2 6 imzs hen brfedgn Kaiser Friedrichmuseum aus den in Schloß Friedrichshof von der verewigten Kaiserin und Königin riedrich gesammelten Kunstschätzen eine marmorne Porträtbüste von E““ als Geschenk überwiesen. Diese Büste ist im Fahre 1500 ausgeführt und stellt 1“ Ferner ist durch die Unterstützung 38* . der. s 8 dishe ne 8 und durch Beiträge von Mitgliedern des Kaiser Friedrichmuseumsvereine P gcc. BdeaeFägshe 82 2 von Rubens, aus der f 8 hüiflar Porträt seiner ersten Gemahlin Isabella Brant, nebst ei nigen kanderen kleineren Kunstwerken aus dem Kunstnachlaß Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich zuzuführen. Zu diesem schönen Porträt treten noch hinzu die lebensgroße Bronzebüste eines Knaben von Antonio Rossellino, eine Statuette des hl. Sebastian aus Buchsbaum, enkcfnlch von Giovanni Fran cesco Da S. Agata aus Verona und zwei kleine lniende Engel aus vergoldeter Bronze, rheinische Arbeiten vom Ende des XV. Jahrhunderts. 8 Für die Sammlung der Skulpturen und Gipsabgüsse (Bildwerke der christlichen Epoche) wurden u. a. käuflich erworben: die oberdeutsche Holzfigur eines Königs, vom Ende des Xv. Jahr⸗ hunderts; eine kleine figurenreiche Gruppe der Kreuzigung, eine inter⸗ essante Arbeit der Regensburger Schule um 1525; eine spätgotische ieta in feinem Kalkstein, aus der Nähe von Wien stammend; eine Herkulesstatuette in Bronze von einem dem Gian Bologna nahestehenden

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Arbeit sollte gestern wieder aufgenommen werden.

Künstler vom Ende des XVI. Jahrhunderts, bezeichnet am Sockel A. G.

Als Geschenke ungenannter Gönner wurden der Abteilung über⸗ wiesen: ein nordfranzösisches Elfenbeinrelief mit kleinen Darstellungen

der Jugendgeschichte Christi; eine frühgotische französi che Elfenbein⸗ statuette der Madonna, fragmentiert; zwei kleine Marmorreliefs mit Taten des Simson, eine süditalienische Arbeit vom Ende des XII. Jahr⸗ hunderts; ein als Bronze ausgegossenes Wachsmodell einer kleinen Neptunsfigur, vielleicht von Ammanati.

Für das Antiquarium wurnden 11 Stücke für die Bronze⸗ sammlung angekauft; sie stammen aus einer Auktion in Paris, auf der auch zwei kleine Grabreliefs aus Tarent angekauft wurden. 11 wurde ein hellenistischer Tonbecher mit Ringhenkeln und plastischem, lebendig bewegtem Blätterschmuck erworben.

Das Kupferstichkabinett wurde durch Zeichnungen Dürers, Strigels, Rembrandts, Luca Signorellis und Pietro Perugios, durch Werke neuerer Kunst, Holzschnitte und Lithographien vermehrt.

„Das Münzkabinett wurde u. a. vermehrt um 28 griechische, römische, 763 mittelalterliche, 3911 neuzeitliche (ungerechnet die Dubletten), 226 orientalische Münzen, 68 Medaillen, 2 Siegel⸗ stempel und 10 Gewichte, insgesamt 5017 Stück. Aus den Er⸗ werbungen der Abteilung der antiken Münzen sind als Stücke von hervorragender Bedeutung und größter Seltenheit zu erwähnen: das älteste, nur in diesem einen Exemplar bekannte Tetradrachmon von Syrakus mit dem vierfach geteilten quadratum incusum ohne den kleinen weiblichen Kopf; ein altmakdonisches Oktodrachmon mit der noch unerklärten Aufschrift AlPX; ein bisher noch unbekanntes Tetradrachmon von Aegeae in Cilicien und ein Didrachmon des Ptolemaeus Euergetes 11. mit dem Brustbilde des Königs mit der Strahlenkrone. Aus dem Funde von Abukir erhielt die Sammlung neun glänzend erhaltene römische Goldmünzen, dar⸗ unter einen bisher unbekannten Quinar des Carinus. Die mittel⸗ alterlichen Erwerbungen eröffnen zwei Metzer Denare Karls des Dicken mit der Bezeichnung als „imperator tercius“. Aus einem vor längerer Zeit in Diedenhofen gemachten Funde ist durch die Auflösung einer Privatsammlung eine Anzahl Metzer Pfennige der Ottonenzeit erworben, die sich durch besondere Roheit des Ge⸗ präges, den Mangel einer Umschrift und technische Eigentümlichkeiten auszeichnen. Ein Novum, einen Pfennig des Grafen Siegfried von Nordheim vom Typus⸗der Otto⸗Adelheidpfennige hat neben anderen minder wichtigen Geprägen ein in der Umzebung von Gnesen Schatz geliefert. Weitere deutsche Denare der alten

aiserzeit, die neue Stempelverschiedenheiten bieten, entstammen den Funden von Alt⸗Ranfft und Zotwitz Einem Funde aus der Gegend von Gran verdankt die Sammlung eine Anzahl von Pfennigen welt⸗ licher Herren der innerösterreichischen Lande, die den Friesachern vorausliegen und bisher unbekannt gewesen sind. Bedeutsamer ist der Zuwachs aus den beiden letzten Jahrhunderten des Mittelalters. Bei der Versteigerung der Kirchnerschen Sammlung sind die wichtigsten Schillinge des Mailacher Fundes von Coburg, Eisfeld, Hildburgvausen, Römhild, sowie der Haßfurter des Bischofs Gerhard von Würzburg (1372 1400) erworben, von denen einige nur in diesen Exemplaren hekannt sind. Auch die etwa gleichzeitigen Wiesbadener Pfennige des Grafen Walram von Nassau und ein zu Mergentheim geprägter ein⸗ seitiger Pfennig der Komturei des Deutschherrenordens sind neue Er⸗ scheinungen. Hervorragend ist besonders eine Reihe der mittelalter⸗ lichen Goldmünzen

Der ägyptischen Abteilung sind die wichtigsten der Denk⸗ mäler, die die Deutsche Orientgesellschaft bei ihren Grabungen an der Pyramide des Königs Ne⸗woser⸗re im Winter 1901/02 ans Licht gezogen hat, endgültig einverleibt. So aus dem Totentempel des Königs ein großes Relief aus Kalkstein, 2:2,5 m groß, und eine größere Anzahl von Reliefs mit Götterdarstellungen, mehrere Bruchstücke eines großen Reliefs, das den König darstellte, wie er eine Gruppe von Feinden an den Schöpfen gefaßt hält und sie mit der Keule erschlägt. Ferner eine große Granitsäule in Form eines Bündels von Papyrusknospen aus dem offenen goß des Tempels. Die Säule trägt den Namen des Königs; ferner Funde aus den Gräbern der Priester am Tempel, aus den Gräbern der Spätzeit und von dem Griechenfriedhof.

Für die Vorderasiatische Abteilung wurden u. a. etwa 50 beschriebene Tontafeln aus altbabylonischer Zeit erworben

Land⸗ und Forftwirtschaft.

Paris, 23. September. (W. T. B.) Das „Bulletin des Halles“ veröffentlicht folgende Schätzungen der Getreideernte für 1903: bebaute Fläche: 6 539 176 ha, Produktion: 126 256 400 hl; 1902 betrug die bebaute Fläche: 6 814 986 ha, Produktion: 124 296 601 hl. 1—

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

(Aus den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“, Nr. 38 vom 23. September 1903.)

Pest.

Frankreich. Zufolge einer amtlichen Auskunft vom 14. Sep⸗ tember waren in Marseille bis dahin 14 Angehörige der verseuchten Papierfabrik unter pestverdächtigen Erscheinungen erkrankt und 4 von ihnen gestorben. Die Kranken wurden in dem neuen, noch nicht fertig gestellten Hospital Salvator behandelt; ebendaselbst waren auch die übrigen Arbeiter der Fabrik behufs Beobachtung untergebracht. Das Fabrikgebäude ist in der Nacht vom 9. zum 10. September vollständig ausgebrannt. Der Krankheitskeim soll durch eine Sendung Lumpen, in der tote Ratten gefunden wurden, eingeschleppt worden sein.

Aegypten. Vom 5. bis einschl. 11. September sind in Aegypten 11 neue Erkrankungen (und 6 Todesfälle) an der Pest zur Anzeige gelangt, davon 1 (1) in Damiette, alle übrigen in Alerandrien. 5

Am 29. August ist in Suez ein Steward des deutschen Post⸗ dampfers „Prinz Heinrich“ bei der ärztlichen Besichtigung des von Colombo über Aden gekommenen Schiffes wegen einer s merzhaften Leistendrüsenanschwellung mit Fieber und Durchfall für pestverdächtig erklärt und in das Lazarett an den Mosesquellen gebracht worden worauf das Schiff desinfiziert wurde und den Kanal in Quarantäne durchfahren hat. Die genauere Untersuchung des Kranken hat er⸗ geben, daß ein schlechtsitzendes, neu beschafftes Bruchband die Drüsen⸗ anschwellung verursacht hatte, und daß eine gleichzeitige Verdauungs⸗ störung vorlag; jeder Pestverdacht konnte nach dem Ergebnis der bakteriologischen Prüsungen ausgeschlossen werden; dem Krank sowie seinen Begleitern wurde demgemäß freier Verkehr gestattet 8 .“ Bufolge einer Mitteilung vom 10. September sind in

ida seit dem 23. August keine weiteren Erkrankungen an der Pest

zur Penegig gerndnen. ritisch⸗Ostindien. einer amtlichen EE“ jen van Brggch, wer zufolge

gust die Pest wieder ausgebr 1 8 eeng. In der Zeit vom 1. bis 15. August S 8 ester rankungen zur Anzeige, darunter 21 bei Chinesen, 1 bei e h“ von diesen Pestfällen waren tödlich verlaufen. „In der Zeit vom 3. Juli bis 6. August sind auf 8 g Pestfälle, darunter 32 mit tödlichem Ausgang, zur amt⸗ Kenntnis gelangt. Auf die letzte, am 6 August abgelaufene 0 8 ö allein 17 Neuerkrankungen und 14 Todesfälle. 81s 32 rittsch⸗Südafrika. In der Kapkolonie sind vom 16. ugust ebensowenig wie während der Vorwoche Pestfälle bei e a en Müntgegeigt worden; jedoch wurden noch vereinzelte Pestratten S g illiams Town und auf einem Schiffe im Hafen von East meh 8 owie tote, pestverdächtige Nagetiere in Port Elizabeth vor⸗ Ganz Natal galt Mitte August für pestfrei. Vereinigte Staaten von Amerika. Nach einem Wochen⸗ dünese, a8 S See für die am 15. August abgelaufene rwies sie on 39 lebend gefangenen un ide Ratten 1 als pestkrank. Sandene