Statistik und Volkswirtschaft.
Kosten der Lebenshaltung der arbeitenden Klassen in roßbr iger, eheneha gung en Stacten von Amerika, Frankreich, Deutschland, Belgien und der Schweiz.
Anläßlich der jüngsten Diskussionen über die englische Zollpolitik ist dem Hlich der inaftn vom Handelsamt ein Blaubuch 8 gelegt worden, das außer umfassenden handelsstatistischen Materialien auch interessante Zusammenstellungen über die Lebenshaltung . Arbeiter in Großbritannien und einigen anderen Ländern enthält. jese Zusammenstellungen basieren teils auf älteren, teils auf neueren
ad hoc angestellten Erhebungen der englischen Regierung sowie der egierungen anderer Länder, insbesondere der Vereinigten Staaten von Amerika, teils auf einer Verarbeitung des durch die private Sozialstatistik zutage geförderten Materials und beaiehen sch auf Nahrung, Kleidung und Wohnung. Eine vom Arbeitsstatistischen Amte im österreichischen Handelsministerium veröffentlichte Bearbeitung dieses Materials ist
t einer Arbeiterfamilie in verschiedenen Ländern beträgt: Ds c .“ “ Sö 45 1
Zahl der Budgets
durchschnittliches Wocheneinkogmen der Familie
8EA1
Wöchentliche Ausgabe für Gesamt⸗
. ausg. Mhbtuuu 115 119 übnus 4 1 9 az-see I t ¹ 9 Heizung und Beleuchtung . . .. 4 6,4 2 6 ½
Die Löhne der Landarbeiter in England schwanken zwischen 15 und 2½ sn im Wochendurchschnitt; das durchschnittliche Wochen⸗ einkommen einer ländlichen Arbeiterfamilie wird auf 18 sh. 6 d. be⸗ rechnet. Die Durchschnittskosten der Nahrung l ndlicher Arbeiter⸗ familien in England betrugen im Jahre 1902 13 sh. 6 ½ d., Für Brot und Fleisch allein wird durchschnittlich mehr als die Hälfte des Nahrungsmittelbudgets ausgegeben. In den Landesteilen mit hohem ohn überwiegt der Fleischkonsum, in jenem mit niedrigem Lohn der Brotkonsum. 8 zass 1“ wird nur an Sonntagen 3 t weinefleisch oder Speck. 8 egessen 88 n hraeineffe s6. den Städten Englands stellen sich die Nabrungsmittelausgaben nach den Erhebungen für das Jahr 1903,
wie folgt: wöchentliches Einkommen
25 s 30 s 35 s 1 upter bis bis bis urch, 88608 8 s 40 s Nenge des wöchentlichen Konsums: 1- B nei, ahnn ,3e 9870 ahe Brot und Mehl. 32,17 32,34 33,23 29, 2, Fleisch und Speck 7,42 8,24 9,88 9,89 9,10 zusammen 39,59 40,58 43,11 39,85 41,16, wöchentliche Ausgaben: 1 für s8 d 8s d S d 8 884 n Brot und Mehl. 3 86 33 7 3 8 3 3½¼ 3 6¼ Fleisch und Speck 4 8½ 5 7¼ 6 11¼ 7 1 ¼ 6 3 ¾ zusammen. 8 2½¼ 9 2 ¼ 10 7¼ 10 6¼ 9 10 . Den Hauptposten in den Ausgaben des städtischen Arbeiters für
Nahrungsmittel bildet danach Fleisch, und zwar wird umgekehrt wie bei den Landarbeitern hauptsächlich Rind⸗ und Hammelfleisch, in geringerem Maße Schweinefleisch und Speck gegessen. Dies ist nicht nur den höheren Löhnen in den Städten zuzuschréiben, sondern auch der besseren Gelegenheit, billiges importiertes Fleisch zu kaufen, wohingegen in den ländlichen Distrikten manche Arbeiter Schweine halten. Eine ländliche Arbeiterfamilie verzehrt fast 2 ¾ Pfund Speck wöchentlich, die städtische konsumiert nur 1,3 Pfund Speck und 7,8 Pfund verschiedener Fleischsorten. Die obigen Ziffern zeigen auch, daß mit steigendem Einkommen der Fleischkonsum zunimmt; Familien mit einem wöchentlichen Einkommen unter 25 sh. verzehren etwa 7 ½ Pfund Fleisch, Familien mit einem Wocheneinkommen von 35 bis 40 hf fast 10 Pfund. Dagegen bleibt der Brotkonsum auch bei steigendem Einkommen ziemlich konstant. Außer auf Brot und Fleisch entfällt der größte Teil des wöchentlichen Nahrungsmittelbudgets einer städtischen Arbeiterfamilie auf Butter (durchschnittlich 1 sh. 8 ½ d.), Milch (1 sh. 5 d.), Kartoffeln (1 sh. 2 d.), andere Gemüse und Früchte (1 fh. % d.), Tee (11 ¾ d.), Eier (11 ½ d.) und Zucker (10 d.). Seit dem Jahre 1877 sind bis 1901 die Preise der Lebensmittel des Arbeiterhaushalts in England um mehr als 30 % gesunken. Der Preisrückgang ist 143:100, in Deutschland leichzeitig nur 115:100. Für Kleidung wird mit steigendem Einkommen ein steigender en verausgabt, im Durchschnitt 15 % des Gesamteinkommens. er Vergleich zwischen den verschiedenen Ländern stößt bei den Aus⸗ gaben für Kleidung und Wohnung auf viel veahere Schwierigkeiten als bei denen für Nahrungsmittel, da es hier um Größen von sehr verschiedener Beschaffenheit handelt. tach Erhebungen in den Vereinigten Staaten aus dem Jahre 1890/91 würde der amerikanische Arbeiter im allgemeinen für Kleidung mehr ausgeben als der englische, der englische mehr als der oder der nventsche Die elegierten der englischen sewerkvereine, die kürzlie Amerika besuchten, stellten fest, daß im allgemeinen die besseren Kleider in Amerika viel teurer sind als in England, daß die billigsten fertigen Kleider, wie man sie in den Magazinen erhält, in beiden Ländern ungefähr den gleichen Preis haben, die Kleidergattungen Se die von Arbeitern begehrt werden, in Eng⸗ land eher etwas billiger sind. Schuhe, wie sie von Arbeitern ekauft werden, hätten in beiden Ländern ziemlich den gleichen Preis. Kehnlich scheint das Verhältnis zwischen England und Deutschland zu sein. In seinem Buch „Wie der englische Arbeiter lebt“ sagt Ernst Dückersboff — ein deutscher Kohlengräber, der sich in England nieder⸗ gelassen hat —, daß Kleider in England, mit Ausnahme einiger eeslänten von Arbeitskleidern, ungefähr dasselbe kosten wie in seutschland. ine vergleichende Statistik der Wohnungsv⸗ isse begegnet en erwähnbergleschende aei in noch grö 2. deerböältnisse begehne scheint der amerstanische Arbeiternicht schlechter zu wohnen als derenglische, jedoch sind die Mieten in den Vereinigten Staaten bis zu 50 % höher als in England; dagegen sind die Arbeiter in Amerika in viel häufigeren Fällen Hauseigentümer als in England. Es wird dies u. a. auch damit erklärt, daß dort eine Traditton aus der Zeit sich erhalten habe, in der die Häuser zumeist billige Holzbauten waren. Was dagegen Deutschland betrifft, so sind die Wohnungsverhältnisse notorssch schlechter als in den Vereinigten Staaten.
Der Bearbeiter der hier ihrem wesentlichsten Inhalte nach mitge⸗ teilten Ergebnisse der Erhebungen mahnt im übrigen, wie in der „Zeit⸗ schrift für Sozialwissenschaft⸗ hinzugefügt wird, zu vorsichtiger Ver⸗ wendung des vorgebrachten Materials. Er weist darauf hin, bas bei den Verschiedenheiten der Lebensbedingungen und Lebensgewohnheiten in den perschiedenen Ländern ein direkter Vergleich der Lebenskosten nicht
Erste Beilage Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsa
den Anspruch erheben könne, ein getreues Abbild der Existenzverhält⸗
Berlin, Montag, den 21. November
sten Hefte der „Zeitschrift der Sozialwissenschaft“ gegebenen Ther nn nen 88 Bbeste gelegt, der wir die folgenden Angaben entnehmen. Der Jahreskonsum an Nahrungsmitteln auf den Kopf der
ölkerung wird veranschlagt: Eö“ Weizen Roggen Weizen
(u. Mehl, eMeil. u. b “ in in oggen Weizen Roggen zu⸗ Tee Zucker Kaffee umge⸗ vmce sam⸗ men 18. 5 . Ibs ins I 8 ’ 14 350 6 356 6,1 8 ,7 Fenglan 8 12895 320 465 0,93 9,58 0,14 Vereinigte Staaten 274 20 294 ⁴) 1,14 68,70 10,60 Oesterreich⸗Ungarn 234 I42L 375 0,05 6,87 2,16 Frankreich . .473 77 550 0,05 26,80 4,79 Italtee 883 7 290 *) 0,002 6,79 1,10 Deutsches Reich 200 325 525 0,13 27,11 6,63. Deutschland Belgien Schweiz deahech 89 89 ba d 8 d 8 d s d 5 ½ 19 111 22 7 21 8 ½ % der % der % der % der Gezannt Gesamt⸗ Gesamt⸗ Gesamt⸗ s d ausg. s d ausg. s d ausg. s d ausg. 11 6 48,9 9 5 ½ 49,0 10 10 ½ 46,7 12 0 52,6 2 5 ½ 10,4 18 8,7. 2 3 9,7 2 ½ 9,0 3 5 ½ 14,7 3 4 + 17,3 4 9 20,4 3 3 14,3 1 6 ½ 6,6 11 5,6 1 4 5,7 1 11 8/,4. iterbevölkerung zu geben. So sei es ganz gut nissen er 8 8 Arbeiter mancher Länder mit kleinerem Nahrungsmittelbudget faktisch ebenso gut oder noch besser
nährt seien als die englischen, weil die Arbeiterfrauen das Wirt⸗ senührt seihne⸗ verstänteen bei der Anschaffung von Lebensmitteln 1 rationeller verführen und mehr auf die Zubereitung der Speisen verwendeten. Die Ausgaben für Nahrungsmittel und Kleidung würden ferner von der Verschiedenheit der klimatischen Ver⸗ hältnisse, von Sitte und Gewohnheit verschieden beeinflußt. So sei der englische Arbeiter ein starker Fleischkonsument; je mehr er ver⸗ diene, desto größer würden seine Ausgaben für Fleisch. Die Tatsache, daß er mehr Fleisch konsumiert als ein französischer oder deutscher Arbeiter, sei aber an und für sich noch kein Beweis dafür, daß er auch besser lebe gegenüber dem deutschen Arbeiter, der gewohnt sei, mehr Eier, Gemüse, Früchte und 1 Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Ebenso esse der englische Arbeiter vorwiegend weißes Brot und würde es als schwere Einbuße an seiner Lebenshaltung empfinden, wenn er gezwungen wäre, jenes Roggenbrot zu essen, das von Arbeitern anderer Länder wieder besonders gern genommen werde.
Kunst und Wissenschaft.
Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Diels am 3. November eine Gesamtsitzung, in der zunächst Herr Müller⸗Breslau über zur eorie der Windverbände eiserner Brücken las. Im Anschluß an die in der Sitzung vom 26. Oktober 1903 Abhandlung wird nach der dort entwickelten allgemeinen Methode die Untersuchung der Spannungen in einer Brücke mit zwei Hauptträgern und zwei im Scheitel durch einen lotrechten Querrahmen mit einander verbundenen Windverstrebungen durch⸗ geführt. Es wird u. a. für eine zweigleisige Eisenbahnbogenbrücke ezeigt, daß beim Befahren nur des einen Gleises in dem oberen indträger durch die lotrechten Lasten erheblich größere Spannungen hervorgerufen werden als durch den Winddruck. — Herr Pischel legte eine Abhandlung des wissenschaftlichen Hilfsarbeiters am Königlichen Museum für Völkerkunde Dr. H. Stönner vor über Zenntarc i beiche Sanskrittexte in Bräͤhmrschrift aus Idikutsahri, Chinesisch⸗Turkistän. 1., nebst Uigurische ragmente in Brähmischrift, vor. Der vorgelegte Text ist das harmasarrrasuͤtra, ein Kompendium buddhistischer technischer Aus⸗ drücke nach Art des Dharmasamgraha. Von großem Interesse und großer Wichtigkeit ist der Anhang. Die Brähmischrift ermöglicht eine richtigere Lesung des Uigurischen als es bisher möglich war. — Vor⸗ gelegt wurde ferner durch Herrn von Bezold Nr. 15 der Neudrucke von Schriften und Karten über Meteorologie und Erdmagnetismus herausgegeben von G. Hellmann: Denkmäler Mittelalterlicher Meteorologie. Berlin 1904. 8* In 8* am 10. d. M. unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Diels abgehaltenen Sitzung der philosophisch⸗historischen Klasse las Heer Brunner über die Geschichte der Fried⸗ losigkeit. 1) Ueber Wolf und Wolfshaupt. Die Abhandlung er⸗ örtert die germanische Gleichstellung des Friedlosen mit dem Wolf; sie weist nach, daß nach normannischem und anglonormannischem Rechte der Friedlose lebendig oder tot der öffentlichen Gewalt ausgeliefert werden sollte, bespricht die vnücsc Sitte, den utlagatus als Wolfshaupt auszurufen, und prüft die Glaubwürdigkeit der Nachricht des Mirror ok Justices, daß für die eingelieferten Köpfe der Friedlosen und der Wölfe der gleiche Preis bezahlt worden sei. 2) Ueber die Friedlosig⸗ keit des Weibes. Der Verfasser handelt von den germanischen Rechten, nach denen eine eigentliche Friedloslegung des Weibes ausgeschlossen war, insbesondere von der mulier aspellis des salischen und von der mulier wayviata des anglonormannischen Rechts, und untersucht die Bedeutung des langobardischen Rechtssatzes: mulier fegangi esse non botest. — Herr lschel legte eine Fortse ung der Abhandlun des wissen⸗ schaftlichen Hilfsarbeiters am Königlichen Museum für Valkerisen⸗ Herrn Dr. H. Stönner vor: Sanskritterte in Brähmi⸗ schrift aus Idikutzahri, Chinesisch⸗Turkistän. II. Der Text enthält ein Fragment des Suvarnaprabhasottamasutra, das in der Ausgabe des Silsäsamuccaya von Bendall und im Journal of the Buddhist Text Society bereits gedruckt ist. Er weist mehrere Varianten auf und stimmt wiederholt mit dem Architypus aus Nepal überein. — Es wurde ferner vorgelegt das von der Akademie unterstützte Werk: Die Frequenz der deutschen Universitäten von ihrer Gründun bis zur Gegenwart von Franz Eulenburg. fesh 1904. g
Beiträge
In der an demselben Tage unter dem Herrn Auwers abgehaltenen Sitzung der 25 hehres. I matischen Klasse las 15 1“ über Beobachtu eten Jupiter am Königs⸗ E Sternwarte in der Opposition des veeeehng 88 K Begö. Plrungereihe bezieht ihs auf sieben in verschiedenen Breiten des 9 üten lane ene Fle⸗ engruppen, deren Ortsbestimmung durch mikro⸗ 8 bhe Anschluß an die Raͤnder des Planeten erlangt wurde. Für Se r 8 ahl von gut definierten Flecken und Lichtpunkten sind aus
über 2— 3 Monate sich erstreckenden Beobachtungen die jovizentrischen
*) In den Vereinigten Staaten von Amerika und in Italien 2 der Maiskonsum erheblich
8
nzeiger.
Bewegungen in Länge genauer abgeleitet und mit einander verglichen. Einige weitere Beobachtungen beziehen sich auf den roten Fleck und die ihn umgebende Bai. Ferner wird der Versuch gemacht, die Be⸗ obachtungen der Flecke auch zur Bestimmung des Planetendurchmessers zu verwerten. Das vorläufige Ergebnis spricht zu Gunsten des aus Heliometermessungen abgeleiteten kleineren Durchmessers des Planeten. — Herr Warburg legte eine Mitteilung des Professors E. Cohn in Straßburg i. über die Elektrodynamik bewegter Systeme vor. Es wird nachgewiesen, daß die Glei ungen von Lorentz, wenn man die neuerdings von dem Urheber gemachten Hypo⸗ thesen einführt, in die Gleichungen des Verfassers übergehen. — Herr Waldeyer überreichte seine Druckschriften: Lehr⸗ und Handbücher der Anatomie. Wiesbaden 1903; Wilhelm His⸗Leipzig 1904; Bemer⸗ kungen über Gruben, Kanäle und einige andere Besonderheiten am Körper des Grundbeins (Os basilare). Leipzig 1904.
Das Kupferstichkabinett der Königlichen Museen bleibt wegen Einrichtung einer neuen Ausstellung am Sonntag, den 20. d. M., und Sonntag, den 27. d. M., geschlossen.
v. A. Unter dem zusammenfassenden Namen „Kollektiv⸗ ausstellung einer Gruppe deutscher Künstler“ ist bei Schulte eine neue Ausstellung eröffnet worden, die besonders viel des Schönen und durch ihre Zusammensetzung auch mancherlei kunst⸗ historisch eee he bietet. veutsch ist diese Gruppe in einem ganz besonderen Sinne, soweit mit diesem Begriff in der Kunst etwas Inniges Treues, Träumerisches und 15 verbunden ist. Allen ihren Mitgliedern ist eine behutsame Sorgfalt in der Ausführung eigen, die das Kleinste mit herbeizieht zur Wirkung des Ganzen und doch nicht kleinlich dabei wird. Die Landschaft, ihr Haupt⸗ gebiet, suchen sie in ihrer Stimmung, ihrem eigentümlichen Charakter zu erfassen und festzuhalten und betrachten sie nicht nur als von Licht und Luft umspielte Massen. Die Menschen, die sich in ihrer Natur bewegen, stehen in einer geheimnisvollen Verbindung mit ihr. Man gewinnt den Eindruck, als wären der Mensch und die Landschaft nur ein zweifacher Ausdruck desselben Grundtons, der gedämpft dazu er⸗ klingt. Ueberhaupt ist vielen der Arbeiten etwas eigentümlich Musikalisches eigen, und wenn Edmund Steppes seine eine Berg⸗ landschaft „Herbstklänge“ nennt, so ist das ein unbewußter Ausdruck für diese Tatsache. 3 3 Die Hauptgruppe acas Künstler zerfällt unter sich in mehrere kleine, die nach ihrer besonderen Eigenart zusammengehören. In erster Linie sind hier Thoma, Trübner, Leibl und Sperl zu nennen, zwischen denen eine Anzahl feiner Fäden hin⸗ und widerlaufen und die bei allem Abweichenden im einzelnen erstaunlich viel Ver⸗ wandtes miteinander gemein haben. Die Thomaschen Arbeiten sind 8 alle in Berlin bekannt, nur die „Taunuslandschaft“ macht eine zusnahme. Neben ihr sehen wir „Adam und Eva“, „den iegen⸗ hirten am Bergabhang“ und ein paar kleine, feine Arbeiten von un⸗ endlicher Innigkeit und Lieblichkeit. Zwischen Leibl und Thoma steht
Trübner, der mit beiden Verwandtschaft hat, mit Thoma in seinen Landschaften, mit Leibl in seinen Studienköpfen. Sein Hauptwerk hier ist das „Wildschwein mit Hund“
in seiner wundervollen, dumpfen Färbung, aus der eine gewaltige Kraft spricht und die sich zu einer köstlichen Harmonie zusammen⸗ schließt. Leibl ist vielleicht am besten vertreten. Man wird Bicht oft Gelegenheit haben, den seltenen Künstler in einer so großen Zahl trefflicher und vielseitiger Arbeiten bewundern zu dürfen, die zum
rößten Teil Privatbesitz entstammen. Ganz wunderbar ist wieder der leine Ausschnitt, auf dem sich nur Hände befinden, voll jenes feinen geistigen Lebens, das bis in die Oberfläche der Haut pulsiert. Auch die beiden Damenporträts zeigen den Meister auf der Höhe seines Könnens. Das der Frau Roßner⸗Heine hat jenen unsäglich blühenden Schmelz der Haut, das glanzvoll Schimmernde des Auges, die sich zugleich mit einer Wahrheit und Lebendigkeit vereinen, die unerreichbar scheinen. Ebenso anziehend ist das große Bildnis „Die Dame in Schwarz“ mit der kindlich sanften, leicht vorgeneigten Haltung, dem unschuldigen, nicht schönen, aber ausdrucksvollen Gesicht Sperl, Leibls Freund, hat im Grunde mehr Berührungspunkte mit Thoma, vor allem aber in seiner Art eine ganz selbständige Ausdrucksweise. Hier ist er mit zahl⸗ reichen Interieurs, einem ganz prachtvollen Bauernhaus und einer lichten, frohen Frühlingslandschaft vertreten. Als direkt von Leibl beeinflußt sind bei dieser Gruppe Theodor Alt und Hirth du Froöͤnes mitzuerwähnen.
Ferner schließen ch Hermann Frobenius, Steppes und Karl Haider zu einer ammen. Alle drei sind Landschafter. Ihre Arbeiten sind entschieden tilisiert, die Farben erinnern etwas an altmeisterliche Bilder, nur sind sie ein wenig hart und mitunter fast eintönig. Die Umrisse sind ziemlich streng, wie das scharf zublickende Auge sie erkennen lernt, aber in ihren Grenzen bringen sie ernsthafte und tüchtige Bilder, denen auch eine eigene, strenge Stimmung zuerkannt werden muß. Das stärkste Talent unter ihnen ist wohl Halder. — Rudolf Schiestl, Ernst Liebermann und Paul Hey sind mit Arbeiten von entschieden dekorativem und illustrativem Charakter vertreten. Zuletzt mögen noch Wilhelm Steinhausen und Albert Lang erwähnt sein. Obwohl ihre Bilder Stimmung und mitunter einen weichen Zauber haben, fallen sie ab neben der kernigen Kraft und dem Cha⸗ rakter der Vorhergehenden. Hier ist die Grenze errei t, wo deutsches Gemüt in Weichlichkeit umschlägt. Die Ausstellung ist geeignet, dem Beschauer den Blick für das wahrhaft Wertvolle zu schefen⸗ In
1 Ed mund selbständigen Gruppe zu⸗
diesem Siune ist sie doppelt verdienstvoll.
1“
Verdingungen im Auslande.
Oesterreich⸗Ungarn.
30. November 1904, 12 Uhr. K. K. Staatsbahndirektion Linz Altmaterialverkauf. Näheres bei der genannten Direktion und beim „Reichsanzeiger“.
Serbien.
2. Dezember 1904. Post⸗ und Telegraphenabteilung des Königlich serbischen Bautenministeriums zu Belgrad: Lieferung von , er Post⸗ ung raphenstationen ens 1 düe n 4000 Dinat. Peunster und Bedingungen in der genannten
Abteilung. . 1 Brasilien. 1 der Brafilianisches
24. Dezember 1904, 12 Uhr. Intendantu⸗ ☛ Eeahers traleisenbahn (Intendencia de la “ v- 5 8 . 9 in Rio de Faneiras, vlesenangeg Roante n heac 0o Brazi Faneivainn Gahn “ Veschlighemzlesstung 500 Millereis 8 s des Jahrer 1
Muster beim Reichganzeiger 1