1904 / 275 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 22 Nov 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Der „Birschewija Wjedomosti“ wird aus Mukden vom 20. d. M. gemeldet: d. I. Ee ist alles ruhig. Der Artilleriekampf dauert seit vorgestern, wird aber Nachts eingestellt. Das Wetter hat sich verschlechtert. Die Truppen erwarten einen neuen ernsteren Angriff. Ein Offizier, der von der äußersten linken Flanke der Russen hier eingetroffen ist, berichtet, daß die Japaner kleine Abteilungen an die Jaluquellen bis nach Tunghuansian entsendeten, um sich zu ver⸗ proviantieren. Das Land sei dort bisher noch verschont geblieben und reich an Vorräten, die billig verkauft würden, während in Mukden unerhörte Preise gefordert würden.

Das „Reutersche Bureau“ meldet vom 21. d. M. aus ru sische Besatzung des Putilowhügels wird unter be⸗ ständigem Artillerie, und Infanteriefeuer Fet hene Das Wetter ist kF’lter als je seit Beginn des Krieges. Es wurden 25 Grad Kälte

feestgestellt. Auch Staubstürme fanden statt. 1 Das Marineamt in Tokio macht, demselben Bureau zu⸗ folge, bekannt: . Am 19. d M., um 3 Uhr früh, sichtete ein auf der Höhe von Fer kreuzendes Geschwader das deutsche Dampfschiff „Batelan“, das in der Richtung nach Port Arthur fuhr. Das Kanonenboot „Tatsuta“ verfolgte und überholte um 5 Uhr früh den „Batelan“, der eine große Menge Winterkleider, Decken, Medizin und konser⸗ viertes Rindfleisch an Bord hatte. Der Kapitän er gehe nach Niutschwang, doch wurde die von ihm verfolgte Route und die Art der Schiffsladung für verdachterregend angesehen und das Schiff deshalb beschlagnahmt und nach Saseho gebracht.

Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Tschifu, Miß

Mukden tätig gewesen sei, sei von Chunchusen geraubt und in Niutschwang an die Japaner ausgeliefert worden. Miß Corolle sei gestern in Tschifu eingetroffen. Der Korrespondent des „Reuterschen Bureaus“ in Tschifu 1 unter dem gestrigen Datum: in an mich persönlich gerichteter Brief des Generals Balaschow, des Chefs des Roten Kreul⸗Korps in Port Arthur, ist durch den Torpedobootszerstörer „Rostoropny“ hierher überbracht, aber infolge eines Irrtums mir erst jetzt ausgehändigt worden. In dem Briefe bittet der General, an die Oeffentlichkeit gewisse Vorwürfe zu bringen, die er gegen die Japaner erhebe. Er sagte, die Japaner mißachteten absichtlich die in der Genfer Konvention und in der Haager Konferenz aufgestellten Grundsätze. Sie hätten die Russen dazu ge⸗ zwungen, drei deutlich als Hospitalschiffe mark erte Schiffe, auf denen Ver⸗ wundete gewesen, im Stich zu lassen. Diese Schiffe hätten an Stellen geankert, wo sie das gegen die russischen Kriegsschiffe gerichtete Feuer nicht berührt habe; is die Japaner, die Luftballons verwendeten, um das Artilleriefeuer zu dirigieren, hätten Granaten mit hroßer Genauigkeit gerade auf diese Stellen in den Hafen geschossen; sie hätten die Hospitalschiffe unmöglich für Schiffe der Kriegsflotte halten können, ätten aber absichtlich die Verwundeten von den Schiffen etrieben, dem Anschein nach zu dem Zwecke, die Schiffe zum inken zu bringen. Dies sei jüngst geschehen. Die frühere Periode der Belagerung sei durch mehrere Fälle gekennzeichnet, in denen das japanische Feuer auf Teile der Stadt konzentriert worden sah wo fast ausschließlich Hospitäler gestanden hätten. Der General Balaschow sagt am Schlusse seines Briefes, er könne zahlreiche andere Fälle anführen, wo die Japaner gegen die Regeln zivilisierter Krieg⸗ führung verstoßen hätten; er habe aber keine Zeit zum Schreiben und kaum Zeit zum Essen und Schlafen, er bitte jedoch, daß sein Brief als ein Protest an die Welt veröffentlicht werde.

Afrika. Aus Bathurst vom 21. d. M. wird dem „Reuterschen Blureau“ berichtet, der Gouverneur von Gambia sei von einer Strafexpedition gegen einen Häuptlin zurückgekehrt, Sdder sich geweigert habe, einen Mörder Hanszlie gese Die Ein⸗ geborenen seien geflohen. Fünf mit Palisaden befestigte Dörfer seien eingeäschert worden.

Parlamentarische Nachrichten. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der be befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (101.) Sitzung des Hauses der 1v ien, welcher der Justizminister Dr. Schönstedt und der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben bei⸗ wohnten, gelangte zunächst der Gesetzentwurf, betreffend die Errichtung eines Oberlandesgerichts in Düsseldorf, ur zweiten Beratung. 1 8 8 1 der Vorkass biftenencs. In der Stadt Düsseldorf wird ein Oberlandesgericht errichtet.

§2 lautet nach der Regierungsvorlage: Dem Oberlandes⸗ gericht in Düsseldorf werden 1) unter Abtrennung

von dem Bezirk des Oberlandesgerichts in Cöln die Bezirke der Landgerichte in Kleve, Düsseldorf und Elberfeld, 2) unter btrennung von dem Bezirk des Oberlandesgerichts in Hamm die Bezirke der Landgerichte in 1“ Essen.

Die Kommission hat den § 2 dahin geändert, daß der Landgerichtsbezirk 18 bei Hamm belassen wird. Im übrigen hat die Kommission das Gesetz unverändert angenommen.

8,3 bestimmt: Der Tag, an welchem dieses Gesetz in Kraft tritt, wird durch Königliche h bestimmt.

Die Abgg. Dr. Bachem (Zentr.) und Genossen be⸗ antragen, 8 3 zu fassen, wie olgt: „Dieses Gesetz tritt in Kraft gleichzeitig mit der Era fae von Landgerichten in Crefeld und M.⸗Gladbach. Der Zeitpunkt wird durch König⸗ liche Hee. bestimmt“. 8 11“ rimborn (Zentr.) beantragt, den § 3, chäh, fasene, s Gesez tritt am 1. Oktober 1ce

oder an einem ein, durch Köͤniali Unch, zu he⸗ stimmenden Termine in Kraft gliche Verordnung z Zu 81 38 cons.) deß g. Holtschke (kons.), daß seine üsse der Kommission als acgnglg ansehen 16n Feenche Ic Roeren (Zentr.): Für den Gesetzentmäies ist ein so reichhaltiges statistisches Material beigebracht worden, daß es sehr schwer wird, sich darin durchzufinden. Man wird dadurch perführt sich an die gedruckten Zahlen anzuklammern und sie auf sich einwirken zu lassen, dagegen die eigentlich maßgebenden Gesichtspunkte aus den Augen zu lassen. Die Statistik hat nur dann Beweiskraft, wenn auch die zu Grunde liegenden Verhältnisse berücksichtigt werden, weil man sonst mit der Statistik heute dies und 8 das Gegenteil beweisen kann. Dies gilt besonders von den vom Justizminister in der Kommission ange⸗ führten Zahlen. Diese, Zahlen machen ja im ersten Augenblick einen gewissen Eindruck, wenn man liest, daß z. B. von 852 Sitzungen, welche die 8 Senate des Oberlandesgerichts Cöln im Jahre 1903 8 ehalten haben, 103 nur 2 Stunden, 250 nicht über 3 Stuͤnden, 478 ni über 4 Stunden und nur 374 Itnger als 4 Stunden ge⸗ dauert hätten. Das macht ja gewiß Eindruck. Aber geht man der e auf den Grund, dann ergibt sich, daß hier gar nichts Besonderes vorliegt, sondern daß dies bei vielen berlandesgerichten, viel⸗ leicht bei den meisten in noch viel höherem Maße der Fall ist.

Corolle, die als Schwester vom russischen Roten Kreuz in

Anlehnung an die

länger dauern, daß mit den angegebenen Zahlen nur die Dauer der Iöpvern gemeint ist. Die Pausen, die für Cöln bei den Sitzungen estgestellt sind, treten auch bei anderen Oberlandesgerichten ein. Will man in dieser Sache eine Entscheidung treffen, so muß man von dem stagtftichen Material alles Ueberflüssige ausschalten und die Fest⸗ tellungen, die erfolgt und von allen Seiten anerkannt sind, ins

Auge fassen. Dahin gehört die Feststellung, daß in Cöln die Zahl der eingehenden Sachen sich von Jahr zu Jahr rapid vermehrt. diese Steigerung nun eine sprung⸗

weise und vorübergehende sei, entsprechend der Veränderung der wirt⸗ schaftlichen Verhältnisse seit der Einführung des B. G.⸗B., mag dahingestellt sen. Aber selbst die Richtigkeit der Tatsache zu⸗ gegeben, steht doch anderseits fest, daß die Vermehrung der richterlichen Geschäfte in keinem Verhältnis dazu steht. ält der Justizminister es für möglich, daß 3800 eingehende Berufungs⸗ pälte von 43 Richtern erledigt werden? Ist das nicht der Fall, so liegt allein darin der Grund für die Zunahme der im Jahre nicht er⸗ ledigten Sachen in Cöln. Was das sogenannte Anwaltsmonopol in Cöln betrifft so möchte ich der Legende entgegentreten, daß damit in Cöln etwas Besonderes bestände. Die Konzentration der rozesse in den Händen einer geringen Anzahl von Anwälten besteht an anderen Gerichten ebenfalls, und dies wird beim bvö“ in Düssel⸗ dorf genau ebenso der Fall sein. Wenn dieses Verhältnis gerade jetzt in Cöln besonders hervortritt, so kommt das daher, daß wir in Cöln jetzt eine kleine Anzahl besonders bevorzugter, tüchtiger An⸗ wälte P. die unter ihren Kollegen hervorragen. Aber das sind doch Dinge, die nur vorübergehend sind und mit der Person wechseln; darauf kann man also eine dauernde Einrichtung nicht gründen. Die Assoziation der Anwälte ist in Cöln gerade durch das Auftauchen dieser Frage der Errichtung eines Oberlandes⸗ erichts in Düsseldorf verhindert worden. Es läßt sich auch eine Prg Fahk von Anwälten nicht nieder, weil eben bei der geringen Anzahl der Richter gar nicht mehr geleistet werden kann. Es kommen hier nicht allein die Interessen der Industrie des Düssel⸗ dorfer Bezirks in Frage, sondern wir müssen auch an die Interessen von Landwirtschaft und Handwerk denken; wir müssen die Vorlage rein sachlich auch nach den Interessen der letzteren beurteilen. Von diesem Standpunkt aus halte ich die Vorlage für einen verhängnis⸗ vollen Schritt. 1 Hierauf nimmt der Justizminister Dr. Schönstedt das Wort. An der weiteren Debatte beteiligen sich bis zum Schluß des Blattes die Abgg. Schiffer a0) Peltasohn (fr. Vgg.) und Krause⸗Waldenburg (freikons.).

Dem Herrenhause ist der Entwurf eines Gesetzes über die Verlegung der Landesgrenze gegen die freie und Hansestadt Lübeck am Elbe⸗Trave⸗Kanal nebst Begründung und zugehörigem Staatsvertrage vom 11. April 1904 zugegangen. In der Begründung wird aus⸗

eführt: gef Ziffer 1 Abs. 3 des Schlußprotokolls zum Staatsvertrage zwischen Preußen und Lübeck, betreffend die Herstellung eines Elbe⸗ Trave⸗Kanals, vom 4. Juli 1893 (Gesetzsamml. 1894, S. 119 flg.) soll, insoweit durch die Kanallinie kleine Teile der beider⸗ seitigen Staatsgebiete abgeschnitten werden, über die sich als zweckmäßig ergebende anderweite Feststellung der Landes⸗ eine besondere Vereinbarung stattfinden. Der Kanal⸗ au hat tatsächlich die Abschneidung zahlreicher kleiner Gebiets⸗ teile zur Folge gehabt. Die Schwierigkeit bei Ausübung der Hoheits⸗ rechte auf diesen jetzt vereinzelt liegenden Trennstücken und die Rücksicht auf eine praktische Handhabung der Verwaltung läßt eine Grenzbegradigung angezeigt erscheinen. Die zu dem Zwecke mit Lübeck gepflogenen Verhandlungen haben zu dem dem Gesetzentwurfe beigefügten Staatsvertrage vom 11. April 1904 geführt. Danach soll die neue Grenzlinie an den betreffenden Stellen in tunlichster Grenze des Grundeigentums der Kanal⸗ verwaltung der Richtung des Kanals folgen. Die demgemäß gegen⸗ einander auszutauschenden Staatsgebiete haben mit je 22 ha 14 a 87 qgm Flächeninhalt gleiche Größe. Diese Regelung Ftperht den Inter⸗ essen beider Staaten. Die von Preußen in Tausch zu gebenden Flächen sind unbebaut und stehen durchweg im Eigentum der Kanalverwaltung.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung. Z Zum Ausstand der Holzarbeiter in b1ö1“ Nr. 272 d. Bl.) hat der Zentralverband der Bautischlermeister Berlins und der Umgegend, der „Voss. Ztg.“ zufolge, mit großer Mehrheit folgenden Beschluß gefaßt: „In An etracht, daß der Holzarbeiterverband in einer großen Anzahl von Be⸗ trieben weitere Arbeitsniederlegungen veranlaßt hat, beschließt die am 18. November tagende außerordentliche Generalversammlung des Zentralverbandes der Bautischlermeister Berlins und Umgegend: Sämtliche organisierten Arbeiter sind nach Fertigstellung ihrer Arbeiten zu entlassen. Diejenigen Mitglieder, die nur unorganisierte Arbeiter be⸗ schäftigen, sind verpflichtet, mit der Hälfte ihrer Leute fürdiejenigen Betriebe zu arbeiten, die vom Ausstand betroffen sind. Die vom Ausstand be⸗ troffenen Betriebe erhalten die vom Verbande festgesetzte Entschädi⸗ gung. Die 1 Arbeiter sind sofort dem Bureau zu melden.“ Dieser Beschluß ist für sämtliche Mitglieder bindend. 3 Aus Königsberg i. Pr. wird dem „W. T. B. unter dem estrigen Tage gemeldet: Die Mitglieder beider hiesigen des Zentralverbandes der Maurer Deutschlands, Ortsgruppe Königsberg, und des Vereins zur Wahrung der Interessen der Maurer Königsbergs und Umgegend, wurden heute, den Abendblättern zufolge, durch den Arbeitgeberbund für das Baugewerbe von allen Arbeitsstellen ausgesperrt, da sie sich weigerten, den in der Zeit des letzten Streiks vom Ortsverband der Arbeitswilligen mit dem Arbeitgeberbund Vertrag an⸗ zuerkennen, bezw. Delegierte zu einer gemeinsamen Kommission zu ernennen.

Kunst und Wissenschaft.

im Kunstgewerbemuseum sind zur Zeit Proben von tün slisch en Marmor (Litolit) ausgestellt, die nach einem patentiertem Verfahren des Architekten Erich Schwanenberg in Hannover angefertigt sind. Die in allen Farben herstellbaren, durch besondere Härte fich auszeichnenden Produkte eignen sich bei mäßigen Herstellungskosten sowohl für Fußboden⸗ und Wandbekleidung, wie

auch für technische Zwecke verschiedener Art.

4. F. In der Novembersitzung der Berliner Ge llsche für Anthropologie führte den Vorsitz wiederum 8 88 8 Vereinigten Staaten heimgekehrte Geheime Medizinalrat, Professor

die Tagesordnung legte

Dr. Waldeyer. Vor Eintritt in Dr. Lehmann⸗Nitsche vom La Plata⸗Museum in Buenos Aires einige aus aatagoni een Gräbern von sicher vorcolumbischem Alter herrü grende Beinknochen von erwachsenen Menschen vor, deren eigentümliche Entartung auf Syphilis zu deuten schiit. Bei Bejahung der Frage würde ein Indizium mehr für die Richtigkeit der bekanntlich noch strittigen Ansicht vorliegen, daß die vor ntdeckung Amerikas in der Alten Welt gänllich unbekannte Lues in vorcolumbischer 88 in Amerika bereits vorhanden war, nicht erst zu Anfang des 16. 8 ahrhunderts entstand. 275 8

ansemann war nach sorgfältiger neee jedoch der. Memose daß die vorgelegten Knochen nicht auf Lues, sondern nauf utenn es oder auf eine spezifische secentrantzeit scliehen lassehend in ver fehlen daran die charakteristischen Anzeichen von Lues,

Es ist dabel auch zu berücksichtigen, daß tatsächlich die Sitzungen

stets eintretenden Abrundung der scharfen Kanten der Knochen. Dr. Leh⸗ mann⸗Nitsche fand hierdurch seine eigene Anschauung bestätigt. Er glaubt, daß, um die Frage endlich zur Entscheidung zu führen, nach den Spuren von Lues aus vorcolumbischer Zeit auf den Antillen und in Mexiko zu suchen sei und daß sie dort sicher gefunden werden würden. Von Professor Dr. Hans Virchow wurden eine Anzahl Photo⸗ raphien neuesten Datums aus Grönland vorgelegt, Volkstypen dar⸗ stellend⸗ die zu beweisen scheinen, daß sich in den letzten zwei Menschen⸗ altern durch Rassenkreuzung in Grönland ein neuer Menschenschlag von edlerer Art der äußeren Erscheinung herauszubilden begonnen hat. Die Vorträge des Abends hielten die Herren Dr. Graebner und Dr. An kermann über das gleiche Thema „Kulturkreise und Kulturschichten“, mit dem Unterschiede, daß ersterer seine Mit⸗ teilungen und Schlußfolgerungen auf Forschungen in Ozeanien, letzterer auf Forschungen in Afrika gründete. Die von beiden Herren überein⸗ stimmend befolgte Methode bezeichnete der erste Redner als „Feststellung und Vergleichung ähnlicher Erscheinungen des Kulturlebens in ver⸗ schiedenen Ländern, in 1“ keit der Erfahrungen 8 ähnliches und verwandtes herauszufinden und hieraus Folgerungen auf mögliche Zusammenhänge zwischen räumlich getrennten Kultur⸗ kreisen zu ziehen.“ Die Methode erfordert naturgemäß die Herbei⸗ schaffung einer großen Menge von Tatsachen, eine äußerst kritische Sichtung derselben und ab onderliche Vorsicht bei der Ziehung von Schlüssen. Denn es ist die Ansicht berechtigt, 8— manche Kultur⸗ entwickelung ihr Gegenstück in einem andern zlturkreise finden kann, ohne Berührungen und ⸗Zusammenhänge je bestanden haben, weil sich die betreffende Entwickelung aus der menschlichen Natur hier wie dort gewissermaßen von selbst ergibt. Dazu gehört z. B. auf sozialem Gebiet die bei vielen Naturvölkern übereinstimmend vorhandene Einteilung in zwei Klassen: die eine enthaltend die von Vater oder Mutter Seite Verwandten, die andere die Nichtver⸗ wandten, und die mehr oder weniger strenge Enthaltung vom Heiraten zwischen Angehörigen derselben Klasse. Die verderblichen Folgen der Inzucht mögen bei allen Völkern so bald hervorgetreten sein, daß nicht eins vom andern zu lernen brauchte, welche v. Maßnahmen zu deren Verhütung zu treffen seien. Aehnlich liegt die Sache beim Bau der Hütten und Häuser, wo bei Uebereinstimmung in den Grund⸗ zügen nicht ohne weiteres auf Zusammenhänge, gegenseitiges Ablernen und Nachahmung se lossen werden dars. Etwas anders zu beurteilen ist etwaige Uebereinstimmung in der Lösung von Kulturaufgaben, z. B. auf dem Gebiet der Kleidung, der Anwendung von Geräten aller Art, der Waffen, des Schmuckes, der Musikinstrumente ꝛc., wo sehr wohl ganz verschiedene Lösungen erfolgen können, und es min⸗ destens unwahrscheinlich ist, daß räumlich weitgeschiedene Völker, ohne voneinander gewußt zu haben, zu ganz derselben Lösung ge⸗ langten. Die Vortragenden haben nun mit einem wahren Bienenfleiß eine Menge von Tatsachen auf den verschiedensten Gebieten der Kulturentwickelung gesammelt. Sie legten Karten vor, die für Ozeanien z. B. darstellen: die Grenze der Stämme mit agnatischer Descendenz (siehe 1 die Verbreitung der Weiberorganisation (Weiberhäuser, Weiberboote u. s. f.), der Plattformbestattung Toten, der Speerschleuder, von Pfeil und Bogen, des Steinteils mit eingelassener Klinge, der Zahlenbil⸗ dung durch Subtraktion, der Rundhütte mit Kegeldach, der Geheimbunde mit Maskentragen, des Schildes, der Kolbenkeule, der Steinpfeile, der Felltrommel, während die SgJer Afrika außer mehreren der vorgenannten Dinge, namentlich der Waffen und des Schmuckes, auch noch die Bekleidung, die Lagerstätten (das Kopf⸗ kissen), die Wasserpfeife, die Musikinstrumente u. a. ins Auge faßt. Das Ergebnis der sich hieran knüpfenden Vergleichung zwischen Ozeanien und Afrika ist recht beachtenswert, weil sich unabweisbare

der

Aehnlichkeiten finden, die kaum auf zufälliger oder aus der menschlichen Natur sich spontan und gewissermaßen selbstverständlich ergebender Uebereinstimmung beruhen können,

wogegen anderes vollständig verschieden ist oder in der Kultur⸗ entwickelung der anderen Seite ganz fehlt. So kennt Afrika offenbar seit alter gei die Gewinnung und Bearbeitung des Eisens, wovon sch in Ozeanien keine Spur findet, während gerade gewisse Ver⸗ einerungen der Waffen in Ozeanien, z. B. der zumerang, in Afrika unbekannt geblieben ist. Weil die Uebereinstimmung sich bei Dingen von ursprünglicherem Gepräge zeigt, bei manchen einer höheren Ent⸗ wickelungsstufe angehörenden, dagegen beiderseitig fehlt, wird der Schluß nicht gewagt sein, daß erstere Gemeingut hüben und drüben geworden sind zu einer Zeit, als noch ein Fehmmer. hang zwischen Ozeanien und Afrika bestand, während die ortschritte, deren Erzeugnisse die letzteren waren, erst gemacht worden sind, als die Verbindung unterbrochen und die Trennung eine vollständige war. Da auch die Geologen eine, in sehr alter 25 zwar, vorhandene Ver⸗ bindung zwischen Ozeanien und Afrika über Madagascar annehmen, so würde die obige Schlußfolgerung, wenn sie sich durch weitere Ver⸗ gleiche und Forschungen als unanfechtbar herausstellte, das richtige Ergebnis bringen, daß der Tensch in Ozeanien und Afrika schon vor⸗ handen war, als die Brücke zwischen beiden Erdteilen noch bestand.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Tuber kulosemuseum.

In Karlsruhe wird am 25. November d. J. ein Tuberkulose⸗ museum eröffnet werden. Es steht unter dem Protektorat Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin, es ist dem Charlottenburger nach⸗ gebildet, aber wesentlich reichhaltiger. Es haben demselben Ausstellungs⸗ gegenstände beigesteuert verschiedene Reichsämter, Landesversicherungs⸗ und Heilstättenverwaltungen, Universitätsinstitute, zahlreiche Univer⸗ sitätsprofessoren und andere Gelehrte. Auch sind hygienische Objekte von einer Anzahl Fabriken geliefert worden, und das Statistische Landesamt sowie andere wissenschaftliche Anstalten haben Beiträge 2 Das Museum ist vor allem zur Belehrung der Arbeiter

bestimmt. Es sollen Mittel dazu bereit gestellt werden, die Arbeiter⸗ vereinigungen in den Stand setzen, jeweils eine Anzahl ihrer Mit⸗ glieder, aber auch andere Arbeiter nach dem Museum zu entsenden.

Verkehrsanstalten.

Von jetzt ab werden nach der Mandschurei (russische Post⸗ anstalten) nur Pakete ohne Wertangabe bis zu 15 vehlce Fest. = 6,142 kg zugelassen.

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Theater und Mufik.

2 8 Lustspielhaus. Das Lustspielhaus unterbrach am Sonntag (Totenfest), dem ernsten Charakter des Tages entsprechend, die Reihe der Vorstellungen 5 85 kurnh eine 2esech. ve iehe. 2 annten Dramas „Drei“ von Ma reyer un ina „Abschied vom Regiment“ Marx orevege ng 2514,— Von den beiden Werken hatte Hartlebens Einakter den grö 19. Das breit ausgesponnene Drama „Drei“ hat seit den v 22 folgten Aufführungen im Lessingtheater an jtegesse s v Geschmack ist ein anderer geworden, Shuü ch / seitdem fortentwickst und de Fhenemm, scraen al Lettinger schlicht und nakürlich. Maria Malringenn SDrstter 9 Vanhe dnr Rernheshrche nisatt Ceene esc, vinevaßzene Ees,ee vape avelgsen. 1 Fens aahe⸗ em ebenfalls in e.

ndessen vortrefflich.

do

lter, der den 1 war, w beschieden, Fer eindringlichere 82 kr engnten Haell⸗henschen, Eenaree ch 82 war Hn schhe, gürn 8 Feausigen Fedhese Er wußte dem Offizier, der in ky räger der 8 5 en Farakteristi che Züge zu verleihen. zenig 9 6 w rin, Fräulein . lebensvonee Partnerin, Fräulein Morella, deren sprödes, rauhes Organ fomate se dazu als ungeeignete Vertreterin der Rolle der Olga er⸗

sczeinen ließ.