Eile in nördlicher Richtung vorwärts und umfassen den rechten Flügel der Russen. Gestern abend vor dem Rückzug der Russen wurde das Feuer auf der ganzen südlichen Front unterhalten und dann die ganze Nacht hindurch fortgesetzt. Bei Tagesanbruch nahm das Getöse, das in Mukden zu hören war, in dem Maße zu, als sich das Geschützfeuer nach Westen und Norden zu hinzog. Die Räumung ihrer Stellungen am Seebo zwang die Russen, eine große Strecke der Eisenbahn, 8 zahlreiche Feldtelegraphen, Militärstraßen in einem Unkreise von 500 Quadratmeilen, eine große Menge Verteidigungs⸗ werke sowie Barackenlager des Roten Kreuzes preiszugeben und roße Mengen von Brennmaterial und züttervorräten dem Feuer zu überantworten. Die Spitäler sind berfüllt, aber der Dienst ist noch ausreichend. Die Räumung der russischen Stellungen am Schaho und bei Matschuntan begann um Mitternacht. Der General von Rennenkampf, der
im Osten befehligte und acht Tage hintereinander mit Erfolg, alle
Angriffe der Japaner abschlug, und ebenso einige andere Befehlshaber
wollten auf ihren Posten bleiben, ihr Verlangen wurde aber abge⸗
schlagen. Die Japaner rücken jetzt schnell auf den Hunho los, wo die Russen ohne Schwierigkeit standhalten zu können glauben. Die
Telegraphenleitung, die beständig bedroht war, soll jetzt unter⸗
brochen sein.
Das japanische Hauptquartier auf dem mandschuri⸗ schen Kriegsschauplatze berichtet, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, unter dem 9. d. M. folgendes:
In der Richtung auf Sintsching verfolgen unsere Truxpen, die die Russen bei Matschuntan geschlagen baben, die Feinde weiter. Am Schaho östlich von der Eisenbahn macht sich das Zurückgehen des Feindes bemerkbar. Unsere ganze Linie eröffnete am 7. d. M. um Mitternacht den allgemeinen Angriff, drängte den Feind aus seinen Stellungen und verfolgt ihn jetzt in der Richtung auf den Hunho. Der ganze Bezirk westlich der Eisenbahn und südlich des Hunho ist in unseren Händen. Bei, den Operationen auf dem rechten Ufer des Hunho fährt der Feind in der Näbe von YJangschihiun und Likuanpu fort. hartnäckig Widerstand zu leisten. Er machte mehrere Gegenangriffe, die wir jedoch unter schweren Verlusten für die Russen Phgemzsesen haben. Unsere Truppen drängen jetzt die Russen nach Mukden zu. Im Norden von Mukden besetzten wir
’ . trotz hartnäckigen Widerstandes des Feindes Sig ochitun, 5 Meilen
nordwestlich von Mukden, und Pachiatsu, zwei Meilen nordöstlich
von Siaochitun; sowie Santaitsu, fünf Meilen noͤrdlich von
Maürden. Unsere Truppen zerstörten die Eisenbahn im Norden von ukden.
Um die Heiligkeit der Stätte zu ehren aus der die Kaiserliche Dynastie Chinas entsprossen 18 und * Frieden und Ruhe der chinesischen Einwohner Mukdens aufre t zu erhalten, hat, wie amtlich gemeldet wird, der Mar chall Oyama, als er am 8. März den Befehl zur Aufnahme der allgemeinen Verfolgung gab, seinen Truppen auf das strengste e innerhalb der Umwallung der Stadt Quartier zu
ehmen. 8 2 8 8e Neu Bureau“ berichtet aus Niutschwang
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er General Nogi setzt den Vormarsch in Eilms
1 Mechenh darlcg, ford und Perfeien Veraabenanmätschen, nehn
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treft deh Genenals ng umgangen und dbeate ige atof russische abgeschnitten, die sich zeillgst zu der russischen Haupine d truppen wollten. Es heißt weiter, der General og sa⸗ maßt begeben Marsches an einer russischen vorbeigegangen Shen nen laloch keine Amfmmteffacggeh müschenrt. bis seine Umgehungsbemregung
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erchtenden, Ans dem 1. März keine Verftehattin hat, wie Richtung von Charbin erhbalten. ungen aus der
Von der Armee des Generals Oku meldet das
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Bureau“: 1 „Reutersche Die linke japanische Armee bat die Eis
Mukden und. dardsg abgeschnitten h enbahn zwischen
heiten waren nicht zu erhalten. Die Russen nieden üin st
lichen Straßen zurück. Die linke Kolo
1 8 une der 5 bei Likampu, 7 Meilen nördlich vom genannten Armee hatte von der Eisenbahn, ein heftiges Gefe Hmee 1nd, 6 Z
Anzahl des Feindes. Die Verluste der Russen h. Das Zentrum der Rusen zieht sich in grassen häencenan0 bhe7en. beri & „Daily Telegraph“ wird aus Tokio vom 9. d. M. herichtet: ine in Tokio eingetroffene Depesche meldet, daß das russische Zentrum 9vvE S Russen “ 85 „Reu u Bureau“ wird aus Niutschwang vom Vehtioen Tage mitgeteilt; 3 Die Japaner fordern die Beförderung von 450 Tonnen Reis nach und droben, wenn dieser Forderung nicht stattgegeben sean ae tglarehmen Nen laute, daß da sch ele, iI Weizen drh⸗ die Ruffen nicht worden sei, die dane und Ko Behandlung verlangten. Die Japaner haben das
aber unparteiische 8 vüng bef
t von Sinminting besetzt. Telegtapüben Bureau zufolge hat sich Japan entschlossen, 2500 kampfunfähige. verwundete Soldaten aus Port Arthur über Moöifa nach Hause zu schicken.
Sinminkin werde, die E um eine
3 Parlamentarische Nachrichten. 188 .S richt über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ L“ Der. Hclghe n der Ersten Beilage. Der Schlußbericht 1699 da estrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten 3 wied 8 8 verspäteten Eingangs von Stenogrammen erst in der nächsten Nummer d. Bl. zum Abdruck gelangen.
igen (160.) Sitzung des Reichstags, welcher n er heragsr 0 Innern, Staatsminister Dr. Graf von 8 Ffadowsky⸗We ner beiwohnte, wurde die zweite eee. des Reichshaushaltsetats für 1905 im Etat des Reichsamts des Innern, und zwar⸗ bei 8 Titel der dauernden Ausgaben; „Gehalt des Staatssekre 8.
50 000 ℳ“, und den dazu gestellten 24 Resolutionen fort⸗ Aus Anlaß der Erörterung
gesetzt. 1 b igs Dr. Mugdan (fr. ö der sozialdemokratischen
verwaltung, wie sie die Krankenkassen heute haben, vorbei ist. Gegen die Selbstverwaltung bin ich nicht gewesen; aber bei den Kranken⸗ kassen gibt es heute keine Selbstverwaltung, sondern nur ein Zerr⸗ bild einer solchen. Perr⸗ Molkenbuhr lobt im Gegensatz zu mir den Abg. Dr. Max Hirs . Das ist ein Beispiel der Taktik der Sozial⸗ demokratie; niemand in der Welt ist von der Sozialdemokratie so beschimpft und verlästert worden wie Dr. Max Hirsch und die von ihm gegründete Arbeitervereinigung. Worin besteht denn eigentlich die ganze Agitation der Sozialdemokratie hier und in der Presse? Einzig und allein in der Verallgemeinerung einzelner Fälle, darin, daß man von einzelnen Pene auf den ganzen Stand schließt und ihn in den Augen der ozialdemokratie berabsetzt. Die Journalisten der bürgerlichen resse 3. B. werden unterschiedslos von der Sozialdemokratie als intenkulis oder Preßkulis bezeichnet; die sozialdemokratische Presse läßt an keinem politischen Gegner ein gutes Haar Allerdings ist der Ton auch nicht besonders anständig, wenn die Herren sich unter sich in die Haare greifen. Wenn sie mir also vorwerfen, ich hätte un⸗ u vereinzelte Fälle verallgemeinert, so tun sie dies Tag für Tag. Unzuchtsverbrechen kommen in allen Kreisen der Bevölkerung vor; der „Vorwärts“ hängt aber seinem Rückblick auf den Mordprozeß der Lucie Berlin die Betrachtung an, daß man dieser Gesellschaft, der bürgerlichen Gesellschaft, den Mordprozeß machen müßte, weil sie nicht menschliches, nicht göttliches Gebot achte; die Maske müßte ihr abgerissen werden. Solche Sätze müssen auf das Gemüt von Arbeitern den Eindruck machen, als ob die ganze bürgerliche Gesellschaft ohne Ausnahme verfault bis auf die Knochen ist. Gegen diese Kampfesweise gibt es nur ein einziges Mittel: der Sozialdemokratie rücksichtslos zu beweisen, daß alle die Fehler, die sie der bürgerlichen Gesellschaft nachsagt, sich ebenso bei ihr finden: Stellenjagd, Beamtenschacher, Unsittlichkeit. Diesen Nachweis zu führen, werde ich nicht müde werden, bis die Sozialdemokratie gegen ihre politischen Gegner anständiger wird. In den Krankenkassen 9” gewissermaßen schon ein Zukunftsstaat in der Gegenwart vorhanden; ich habe Beispiele angeführt, die beweisen, daß nicht das erträumte Ideal, sondern das Gegenteil davon da besteht. Lediglich das Geschrei, daß die von mir behaupteten Tatsachen nicht vorhanden sind, schafft diese Tatsachen nicht aus der Welt. Die Vorstände und die Beamtenstellen der Kassen werden allmählich überall von Sozialdemokraten besetzt, und dabei wird immer mehr auf politische Bedeutung als auf Qualifikation gesehen. Die Resolutionen, mit denen man mir gedroht hat, schrecken mich nicht; ich weiß, wie sie zustande kommen. Auch vorige Ostern haben 43 Krankenkassen gegen meine damalige Rede protestiert mit der Ausführung, bei ihnen speüche die Pftttr nicht mit. Kurze Zeit darauf ging der Vorstand der Krankenkasse der Kaufleute in Breslau, die sich unter diesen 43 befunden hatte, in sozialdemokratische Hände über. Es wurde ab⸗ beseden, daß in Mühlhausen die Sozialdemokratie den kleinen Hand⸗ werkern und Gewerbetreibenden mit dem Bovykott gedroht habe. Es bilft aber alles nichts: es hat das in dem Flugblatt gestanden. (Der Redner verliest das Flugblatt nochmals.) Hier trifft das Zitat des Reicelapalers, an 6 willst Du nicht mein Bruder sein, so schlag ich Dir den ell ein!⸗ 8 Bei Schluß des Blattes spricht der Redner fort.
— Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (158.) Sitzung, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten von Budde beiwohnte, die zweite Beratung des Staats⸗ haushaltsetats für das Rechnungsjahr 1905 im Etat der Eisenbahnverwaltung bei den dauernden Aus⸗ gaben für die Beamtenbesoldungen fort.
Hierzu liegen folgende Anträge vor:
Die Abgg. Schmidt⸗Warburg (Zentr.) u. Gen. 85 „die Regierung zu ersuchen, dafür Sorge zu tragen, daß den Bau⸗ inspektoren, Maschinenbauinspektoren und Maschineninspektoren in der Bauverwaltung sowie den Eisenbahnbauinspektoren und »betriebs⸗ inspektoren und den Maschineninspektoren in der Eisenbahnverwaltung eine die Dauer von 5 Jahren überschreitende Zeit der diätarischen Be⸗ schäftigung bei der Festsetzung des Besoldungsdienstalters in Anrech⸗ nung gebracht werde.*
Die Budgetkommission beantragt, den ees der. Regierung zur Erwägung zu überweisen. Abg. Schmidt⸗Warburg beantragt da⸗ gegen die Ueberweisung zur Berücksichtigung. 8
Abg. Trimborn (Zentr.) u. Gen. beantragen: „die Regierung zu ersuchen, in dem nächstsährigen Etat das Gehalt der Eisenbahn⸗ betriebssekretäre in einer ihrer Stellung und ihren Leistungen ent⸗ sprechenden Weise zu erhöhen.“
über das Krankenkassenwesen bin i
Presse aufs unerhörteste angegriffen und beschimpft von meinen Erklärungen und Augführunzen nichts zurn Herr Lipinski hat auf eine gegen mich Ferichtet⸗ helches eh alücte der Kassenmitglieder hingewiesen; er hätte a 8 besfagen ssen
daß tags darauf ein Teil der Arbeiter, die an der. 888 sae bezüglich des Inhalts
gewirkt hatten, erklärt haben, sie seien b ie R. 1 meiner Reichlegskehr belozen worden, onst hättentedie Resoleüog nicht angenommen. Herr Apinski und vorher Herr Fbäßzorf 8 Streiks behauptet, die Aerzte in Leipzig hätten nach Nusbruch de hat sich Schwerkranke ohne Bebandlung gelassen. Das ist e. dgjch egen ein Arzt in der gerügten Weise verhalten, so hat er sa ncen den Beschluß der Aerzte vergangen. Andererseits hat die Orts Feihsn. 8 g c Spezialisten durchaus nicht ; venEe hflver mir nun jeätzt vor, ich wollte den Kranken 1n. von Stumm.
waltung nehmen ich sei 5 Schü 1 waltung B ei ein würdiger Schüler des Frei See Sozialdembkrahne Zenee ees Scht felbst die Vereinfachung und
Berichterstatter der Budgetkommission Abg. Pallaske be⸗ antragt, diesen Antrag abzulehnen und über die in derselben Richtung sich bewegenden Petitionen der Eisenbahnbetriebssekretäre zur Tages⸗ ordnung überzugehen.
Die Abgg. Herold (Zentr.) u. Gen. beantragen: „die Regierung zu ersuchen, 1) den Beamten und Arbeitern der Staatseisenbahnen Zeit und Gelegenheit zum regelmäßigen Besuch des Gottesdienstes an Sonn⸗ und Festtagen, mindestens aber an 2 Sonntagen im Monat, zu geben und hierüber alljährlich eingehende Mitteilungen zu machen; 2) für die Handwerker und Arbeiter in den Haupt⸗ und Nebenwerk⸗ stätten der Staatseisenbahnen einen jährlichen Urlaub, steigend mit der Zahl der Arbeitsjahre, unter Fortbezug des Lohnes einzuführen.“
Die Abgg. Oeser (fr. Volksp.) u. Gen. beantragen: „an die Re⸗ gierung das Ersuchen zu richten, dahin zu wirken, 1 daß im Eisenbahn⸗ betriebe die auf die Nachtzeit entfallenden Dienststunden entsprechend höher angerechnet werden, als die im Tagesdienst geleisteten; 2) 8 die auf den Nachtdienst folgende Ruhezeit ausreichend bemessen werde.“
Abg. Strosser (kons.) befürwortet eine Petition der Lademeister um Versetzung in die Kategorie der mittleren Beamten. Diese Beamten hätten einen sehr schweren und langen Dienst, und es empfehle sich deshalb die Berücksichtigung ihres Petitums.
Abg. Knie (Zentr.) verbreitet sich über die unsichere wirtschaft⸗ liche Lage solcher Eisenbahnarbeiter, die berechtigten Anspruch darauf haben, zu Beamten befördert zu werden. Dazu gehörten namentlich die Arbeiter in den Eisenbahnwerkstätten. Die Arleiter wünschten, daß die Fachmeister aus ihrer Mitte entnommen würden. Der Redner empfiehlt noch eine Reihe weiterer Wünsche der Beamten nach größerer Beteiligung bei der Lohnfestsetzung, Ausdehnung der Gewährung von Freiatetscheinen usw.
Abg. Goldschmidt (fr. Volksp.) bemängelt, daß die Löhne der Arbeiter und Vorarbeiter in den Eisenbahnwerkstätten so langsam stiegen, daß sie den gesteigerten Lebensanforderungen nicht ent⸗ sprächen. Die Lohnerhöhung von Jahr zu Jahr sei eine geradezu minimale. Ueber die Experimente der Eisenbahnverwaltung mit der Akkordarbeit herrsche in Arbeiterkreisen 1 Unzufriedenheit. Bei Reparaturen z. B. kämen die Arbeiter auf Grund der Tarifsätze oft sehr schlecht weg. Die Tarife seien auch ohne Anhörung der Arbeiterausschüsse festgesetzt worden. Vergeblich habe sich eine Ver⸗ sammlung des Eisenbahnarbeiterverbands in Osterode um Erböhung des Stücklohns bei der Direktion in Königsberg verwendet. Der Ausschuß sei kurzerhand und schroff mit seinem Petitum abgewiesen worden. Gleiche Klagen seien auch in der Werkstätte zu Osnabrück über die Stücklöhne er⸗ hoben worden und es wäre beinahe zu einer Arbeitsniederlegung gekommen.
Der Kassenarzt habe kranke Arbeiter, die noch arbeitsunfähig gewesen
eien, für arbeitsfähig erklärt, sodaß die Arbeiter sich zur Arbeit hätten sahneen müssen. Diese Behandlung habe große Erregung hervor⸗ gerufen. Dam kämen die Lohnkürzungen und die brutalen Be⸗ schimpfungen, die seitens eines Werkmeisters, eines ganz ungebildeten Menschen, den Arbeitern widerfahren seien. Eine Versammlung der sich beschwert Fühlenden habe stattgefunden. Nachher seien die Wortführer derselben zur Verantwortung gezogen und mit Lohnabzügen bestraft worden, weil sie angeblich irgend etwas Unrichtiges behauptet haben sollten. Diese Arbeiter hätten aber nur fusgesprochen, was die Ansicht der gesamten Arbeiterschaft gewesen sei. Auch durch die Darstellung eines wahren Sachverhalts werde das Ansehen der Eisenbakb ltung geschädigt, sei ihnen eröffnet word F bei der Bahnverwaltung beschäftigten
eine Arbeit angewiesen worden, für die er absolut nicht gepaßt habe Das seien doch merkwürdige Maßnahmen, um dem nicht gebaß Fnhe. erhöhungen zu verhelfen; richtiger wären doch vernünftige Lohn⸗ skalen. Die Löhne sollten auch so bemessen werden, daß die Ar⸗ beiter sich ihre Krankenkassen allein unterhalten können; die Ver⸗ waltung der staatlichen Zwangszuschußkassen gebe den Arbeitern steten Anlaß zur Besc werde. Wenn der Minister glaube, mit diefen künstlichen Mitteln die Sozialdemokratie aus dem Staatsbahnbetrieb fern zu halten, so sei ihm dies vollständig mißlungen. Es komme doch in der Hauptsache nicht darauf an, ob und wie die Arbeiter organisiert sind, sondern darauf, daß sie ihre Arbeit ordentlich verrichten und sich vernünftig betragen; sonst er⸗ ziehe man Speichellecker und Heuchler. Einem Teil der Be⸗ schwerden würde noch jetzt leicht abzuhelfen sein, wenn man die Frage der Lohnregulierung in den Arbeiterausschü en erörtern ließe. Im nächsten Jahre kämen die neuen Ne geh. und die damit verbundene Steigerung der Unterhaltskosten, da müßte die Lebenshaltung der Arbeiter unweigerlich herabgedrückt werden, wenn nicht eine entsprechende Lohnerhöhung eintrete. In Ostpreußen sei öffentlich die Forderung erhoben worden, diese Mehrbelastung durch die erhöhten Schutzzölle für die Beamten durch Gehaltsaufbesserung auszugleichen; was den Beamten recht sei, sei den Arbeitern billig. — Der Antrag Herold verlange u. a. für di Heeee. und Arbeiter der Eisenbahnwerkstätten auch einen Urlaub i diesem Punkt gehe leider Preußen in Deutschland noch nicht voran
Hierauf nimmt der Minister der öffentlichen Arbei von Budde das Wort. g
(Schluß des Blattes.)
Die nächsten Plenarsitzungen des Herrenhauses sind für Montag, den 27. März d. J., Nachmittags 2 Uhr, 2 die folgenden Tage anberaumt; die Festsetzung der Tages⸗ ordnung bleibt noch vorbehalten.
Nr. 10 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 8. März 1905 hat fol Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Maßregeln gegen Pest. — Jahrbuch der Stadt Berlin, Besunibeliswehen in Nürnberg, 1903. — Medizinalbericht von Württemberg, 1902. — Gesundheitsverhältnisse in Stuttgart, 1903. — Jahrbuch für Belgien, 1902. — Gesetzgebung usw. (Deutsches Reich). Tollwut. — Einbeitliche Arzneitaxe. — (Schutzgebiet Togo.) Vieheinfubr. — (Preußen.) Leichenuntersuchungen — (Reg.⸗Bez. Liegnitz.) Unterleibstyphus. — (Niederlande.) Butterkontrolle. — Tier⸗ seuchen im Deutschen Reiche, 28. Februar. — Küstenfieber in Britisch⸗ Südafrika. — Zeitweilige Maßregeln gegen Tierseuchen. (Preuß. Reg.⸗ Bez. Koblenz.) — Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften. (Norwegen.) Staatshaushaltsetat für 1905/06. — (Südamerika.) Internationale Sanitätsübereinkunft (Schluß). — Vermischtes (Preußen. Stadt Breslau.) Kanalisation ꝛc., 1903/04. — (Hamburg.) Wohnungs⸗ pflege, 1903. — (Frankreich.) Krankenhäuser, 1901 — 1903. — (Groß⸗ britannien, Irland.) Sterblichkeit, 1903. — Geschenkliste. — Wochen⸗ tabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgleichen in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Witterung. — Beilage: Gerichtliche Entscheidungen, betr. den Verkehr mit Nahrungsmitteln
(Wurst).
Kunst und Wissenschaft.
Die Märzsitzung der archäologischen Gesellschaft eröffnete der Vorsitzende, Behenne Regierungsrat Kekule von Stradonitz
mit einem Nachruf zu Ehren von August Kalkmann, in dem er den Studiengang des jüngst Verstorbenen a⸗ und seine hohen Verdienste um die literarischen Quellen der Archäologie und um die von ihm mit eindringender Energie betriebene Formenanalyse der riechischen Plastik würdigte. Professor Conze berichtete über den doitgen der Ausgrabungen von Pergamon. Auch im letzten ahre ist durch das Kaiserliche archäologische Institut die Auf⸗ deckung des untersten Teils der Königstadt sortgeseßt und dabei im Verfolge des Zickzacks der ansteigenden Hauptstraße der Stadt die auf Terrassen sich ausdehnenden Gymnasien freigelegt worden. In ihrer Nähe ist ein stattliches Wohnhaus aus hellenistischer Zeit zu Tage ge⸗ fördert, von dem sich zwei Geschosse, ein unteres mit dorischen Trachyt⸗ wänden, ein oberes mit ionischen Marmorsäulen, erhalten haben. Eine zusammenhängende Reihe von Lichtbildern gab eine volle Anschauung der Ausgrabungsstätte. Der Geheime Regierungsrat von Wila⸗ mowitz⸗Möllendorff besprach den kunstvollen Bau von Alexanders des Großen Leichenwagen auf Grund der bei Diodor überlieferten Beschreibung.
v. A. Das Künstlerhaus hat eine Porträtausstellung eröffnet, die zwar nicht ganz so großartig wie die vor einigen Jahren ausgefallen ist, aber in etwas engeren Schranken so viel des Feinen, Schönen, Beachtenswerten enthält, daß man für ihre Veranstaltung wohl dankbar sein darf. Sie enthält Arbeiten bekannter Berliner Künstler und Darstellungen interessanter Berliner Persönlichkeiten und reicht bis zu Chodowiecki zurück. Moderne Künstler sind ver⸗ hältnismäßig nur in sehr geringer Zahl vertreten, sodaß man nicht den Eindruck einer Gegenüberstellung alter und neuer Kunst hat. Dennoch drängen sich einzelne Vergleiche auch an diesen wenigen Beispielen unab⸗ weisbar auf. Von Leibl, Israels und Kampf sind besonders kennzeichnende Arbeiten ausgestellt. Leibl ist mit einem Herrenbilonis vertreten. Er gehört zu den Künstlern, die immer wieder überraschen, durch ihre Wahrheit überwältigen, die in jedem Bilde neu ist. Zweifellos reiht diese Arbeit sich seinen allerbesten an. Mit der größten Einfachheit gibt er Vollendetes. Die Farben sind ganz all⸗ fäglich, schwarz, weiß, grau und braun, doch sie sind zu hoher Harmonie zusammengeschlossen. Das Leben spricht ganz unmittelbar aus dem Ge⸗ sicht des argestellten, er ist in seinem wesentlichsten Moment erfaßt. Man erkennt hieran, welch ein bewundernswerter Porträtist Leibl war; selbst in dieser Ausstellung erreicht ihn keiner. Israels und Kampf erscheinen mehr als Stimmungsmaler. IFsraels Strich ist flüchtig, seine Farbe verzitternd, er vermeidet die bestimmte Linie, und man wird ein wenig an einzelne Nuancen Rembrandtscher Kunst er⸗ innert, umsomehr da aus dieser Unbestimmtheit doch das Charakte⸗ ristische der Erscheinung heraustritt. Der malerische Reiz dieser Art ist groß, doch überrascht und befremdet sie beim Porträt. Arthur Senchssuppfert nen. “ 92 2ö. nähert sich dem
enrebild, da eußerliche bis auf den allgemeinen Far wirkt mit zur Charakteristik.
Von ihm wandert der Blick zurück zu älteren Arbeiten, in denen alle Nebendinge vor der einen Hauptsache zurücktreten, vor dem Menschen, der dargestellt wird. Es sind entzückende Arbeiten darunter, oft von Künstern, deren Namen uns heute wenig geläufig sind. Magnus, der seinerzeit sehr bekannt war, hat ein Bild seiner Mutter ausgestellt. Wer es einmal angeschaut hat, wird sich schwer davon losreißen können, mit so unsäglicher Liebe und Hingebung ist es gemalt. Die klaren, freundlichen Greisenaugen, die etwas welke und doch noch rosige Haut mit den vielen, kleinen, ausdrucksvollen Fältchen, das Häubchen auf dem sanften Scheitel, der zierliche, gepflegte, von altfränkischer Genauigkeit zeugende Anzug, dies alles bringt uns einer Zeit nahe, für die wir eine stille Schwäche haben. Wo sind heute solche milden Greisinnen, an denen die Lebensstürme spurlos vorübergegangen zu sein scheinen, und diese blühenden, schönen Mädchen, die in all ihrer Wohlgepflegtheit so treu, zärtlich und unschuldig blicken? Und mo ist *
Porträtkunst, die so innig zu sehen versteht und die in ihrem Durche⸗