8 wünscht
bauten bei Münden.
der Arbeiter abzulehnen und ihnen ein Ultimatum zukommen zu lassen.
be- Nr. 60 d. Bl.) nehmen, wie „W. T. B.“
Bei den Ausgaben für den Direktionsbezirk Brom⸗ berg bittet
Abg. Viereck (fr. kons.) um Ausbau der Strecke Schneidemühl — Bromberg als Vollbahn.
Bei den Ausgaben für den Direktionsbezirk Cassel Abg. Lüders⸗Gronau (fr. kons.) einen Neubau des Bahnhofs in Alfeld und Verlegung der Abfertigungsstelle nach der Nordseite.
Abg. von Pappenheim (kons.) äußert einige Wünsche bezüglich der Ausgestaltung des Eisenbahnverkehrs im Anschluß an die Um⸗
Bei den Ausgaben für den Direktionsbezirk Cöln
wünscht Abg. Dr. Hevening (Zentr.) die Herstellung Gleises auf der Strecke Kleve— Kevelaer. 8 Abg. Kirsch (Zentr.) macht darauf aufmerksam, daß das zwischen dem rheinisch⸗westfälischen Industriegebiet und Frankfurt a. M. verkehrende Zugpaar in Cöln eine halbe Stunde Aufenthalt habe. Jetzt seien Umbauten bei Cöln und Deutz geplant; dabei werde der direkte Verkehr dieser beiden Züge zwischen dem niederrheinischen Gebiet und Frankfurt am besten dadurch gesichert, daß er nicht über
Cöln, sondern über Deutz geführt werde. Er frage an, ob bei den darauf Rücksicht werde genommen werden, Er bitte den Minister um für die dritte Lesung
eines zweiten
Gleisanlagen bei Deu daß dieser direkte Verkehr möglich werde.
e Auskunft darüber und behalte sich eventuell einen Antrag vor.
(Schluß des Blattes.)
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung. Lohnbewegung der Glasreiniger und Fenster Fra tfurt a. M. (ogl. Nr. 60 d. B1) zeilt die egeef Ju beman daß die Unternehmer nach langer Beratung beschlossen, die Foörderungen
Ausständigen der Stadtbahnen in New York (vgl.
meldet, die Arbeit wi Mann fehlen eit wieder
Die An dem vollen Etat von 7000
auf. 8 6 noch 1000. 2I. der Trade⸗Union verurteilten den Ausstand Die Fübnch Arbeit wieder aufzunehmen. östand und wiesen die
Kunst und Wissenschaft.
Das „Römerlager“ bei Kneblinghausen i. West
e römisch⸗germanische Forschung hat in Westfalen seit eini zu einen neuen Aufschwung genommen. Auf der Las esgen ind es die planmäßigen Arbeiten auf dem Gebiete der alten Be⸗ festigungen, die von K. Schuchhardt in Hannover geleitet und zum Teil unter seiner persönlichen Führung nun auch auf westfälischem Boden fortgesetzt werden. Burch sie ist eine feste Grundlage geschaffen für die Beurteilung der zahllosen alten Wälle, Schanzen Burg⸗ 8. usw., bei denen bisher die Frage, ob sie vorrömisch.germanisch Chunisch, sächsisch oder fränkisch seien, meist recht oberflächlich und oft römisden Wünschen der betreffenden Forscher enshrrche n be⸗ mufvortet wurde. Aufs glücklichste begegneten sich die archäolo⸗ Ihton Arbeiten Schuchhardts mit denen des Dortmunder Kichivars K. Rübel, der auf archivalisch⸗historischem Wege ein Bild der fränkischen Okkupation des alten Sachsenlandes zu goben suchte Auf der anderen Seite stehen die Arbeiten zur Kenntnis der kurzen, aber so entscheidenden und fehhären Zeit der römischen Invasion. Hier hat die westfälische Altertutharöegnitishan energisch eingesetzt, die bald einen Bundesgenossen an der römisch⸗germanischen Kommission
ü n Instituts fand. Sie hat, von vg. des archäologische nächst einmal mit den Selen. 1n
Gesichtepunkten geleitet, zur eee msedasge Römerorten Westfalens methodisch nn ge
sten großen positi 9 ber konnten sie auch den ers positiven Erfolg in der Eswescmg 8 2eia Anlagen bei Haltern verzeichnen: 8* ersten
weitem Terrain zur Entwickelung der Truppe davor, entspricht ebenso⸗ sehr römischem Brauche, wie sie sich von germanischem Brauche unter⸗ scheidet, wo die Burg durchaus defensiven Charakter trägt und daher möglichste Deckung ihrer Seiten durch das Terrain sucht. Ein römisches Lager hier oben in den Bergen Westfalens — das wäre in der Tat ein höchst interessanter Fund. Es könnte natürlich nur aus den Kriegszügen zur Zeit des Augustus und Tiberius stammen, denn später sind Römer in diese Gegenden nicht mehr ge⸗ kommen. Es müßte in Zusammenhang stehen mit den großen Opera⸗ tionen, die von Castra Vetera (Xanten) ostwärts, von Mainz nordost⸗ wärts tief ins freie Germanien hineingeführt wurden. Da mußte hier oben einmal eine größere Truppe ein Lager bezogen haben, sei es auf dem Marsch von Südwesten her zum Oberlauf der Lippe, sei es um den Uebergang von dort zur Mohne oder zur Ruhr zu bewachen. Wie man sich auch im einzelnen die Aufgabe dieser Befestigung denken mag — wir wissen ja noch zu wenig Einzelheiten über die Wege, auf denen die Römer hier operiert haben, um dem Lager gleich seinen be⸗ stimmten Platz in dem Kriegsplane der Römer anzuweisen — jeden⸗ falls ist ein Römerlager an dieser Stelle nicht undenkbar.
Nun kommt aber die böse Kehrseite: den strikten Beweis, daß dieses vorschriftsmäßige“ Römerlager wirklich römisch ist, können wir bislang noch nicht führen. Trotz aller darauf verwendeten Sorgfalt ist es bisher noch nicht gelungen, das geringste sicher römische Fund⸗ stück, die kleinste römische Scherbe innerhalb des Lagers zu finden. Bei unseren Ausgrabungen, die zum Teil sich namentlich später gerade die Aufgabe stellten, beweisende Fundstücke zu gewinnen, sind zwar massenhaft Scherben gefunden, aber sie sind sämtlich nicht römisch, sondern gehören, soweit sie überhaupt ein genaueres Urteil zulassen, der Zeit etwa vom I. vorchristlichen bis III. nach⸗ christlichen Jahrhundert an. Auf die La Toͤnezeit weisen auch die Bruchstücke bunter, feinprofilierter Glasarmbänder hin. Nun sind diese Scherben usw. auch noch nicht hinlänglich beweisend, um das Lager den Römern abzusprechen. Genaue Beobachtung hat gezeigt, daß sie z. T. sicher älter sind als die Anlage des Walles, und schon im Boden lagen, als dieser aufgeschüttet wurte. Es war also schon eine Ansiedelung hier, ehe die Befestigung angelegt wurde, und ihr können also sämtliche im Boden steckende Kulturreste ange⸗ hören, während die Erbauer des Lagers doch Römer waren. Die Ffage ob das Lager römisch ist, b also noch offen gelassen werden. Bisher ist weder bewiesen, daß es römisch sein muß, noch daß es nicht römisch sein kann. Leider ist nach den bisherigen Unter⸗ suchungen die Hoffnung, diese Frag⸗ bald zum klaren Austrag zu bringen, gering. Wir müssen uns einstweilen bescheiden — und das ist die
ufgabe, welche sich die westfälische Altertumskommission und die römisch⸗germanische Kommission für dieses Jahr gestellt haben —, die Feststellung der Konstruktion des Lagers durch ein paar kleine ergänzende Arbeiten zum Ab⸗ schluß zu bringen und dann das Lager sozusagen zu den Akten zu nehmen. Die Entscheidung der Frage wird wohl von außenher ebracht werden, sei es, daß es gelingt, das Lager in ein gesichertes
ystem gleichartiger römischer Befestigungen einzureihen, sei es, daß wachsende Kenntnis uns zeigt, daß ein Lager dieser Form auch etwas anderes als römisch sein kann. Die Forschung nach der Geschichte der Römerzüge in Westfalen darf jedenfalls noch nicht mit dem „Römer⸗ lager“ von Kneblinghausen als einer gesicherten Größe rechnen. Es ist so schwer gewesen, die römisch⸗germanische Forschung in Nordwest⸗ deutschland aus einem Wust von Hypothesen auf den gesicherten Boden systematischer Forschung zu bringen, daß es gilt, doppelt vor⸗ sichtig weiterzuarbeiten und nicht wieder leichtfertig den sicheren Boden zu 1“ Das wäre am wenigsten im Sinne dessen, der das „Römerlager“ entdeckt, und seiner Genossen bei der Erforschung desselben. Das wissenschaftliche Interesse des Erblager⸗ bei Kneblinghausen hängt auch nicht davon ab, ob es römisch ist oder nicht. „Ja, man darf vielleicht sagen, es würde sich noch steigern, wenn sicj das Lager als eine unrömische, germanische Anlage herausstellen sollte. Denn als⸗ dann hätten wir es mit etwas ganz Neuem zu tun, einer germanischen Befestigung, die römisches Muster so getreu nachahmt, wie es bisher noch nicht beobachtet ist und wohl von niemand erwartet war. D.
K. F. In der letzten Sitzung der Vorderastiatischen Ge⸗
8 -5 Anlagen auf westfäli
eren unbestreitbaren römischen estfälischem Boden, sich viel römische Kastelle und Lager 8 Feher auch schon in West⸗ solen entdeckt zu haben glaubte. Die Ausgrabungen dort erfreuen sich des größten Jateresses in der ganzen Provin, Daneben steht schon seit “ Jahren eine zweite Auegrabung der westfälischen Kom⸗ mission, die ebenfalls mit steigendem Fnteresse in der Heffentlichkeit ver⸗ folgt wird — die des sogenannten „Römerlagers“ bei Kneblinghaufen. 9 r il diese Auegrabung ein wirklich hohes wissenschaftliches
rade weil diese 2 E⸗ worum es sich handelt,
1 1 inanderges Interesse hat, sei bier kurz 1g falschen Hoffnungen, die bereits an
auch um falschen Schlüssen iten den Garaus zu machen. Die den Fund ssa faüpfen benn Zeütin Riordmeftbeutslenach ist ein
römisch⸗ germanische schlüpfriger, gefährlicher ruhigem Schritt belritts sein Unwefen und lock Varu lich
vpothesen. Daß 89 im Zusammenhang mit einer der ersten Nach⸗ chlagen sei, da Ate „Römerlager“ von IT schon in richten über da fesen und mancher mag es geglaubt 1“ einer Zeitung ge Hochfläche des Gebirgsrückens, der die Wasserscheide
Auf der freien Alme und oberen Möhne bildet, liegt etwa zwischen der oberen Lippstadt entfernt, bei dem Dorfe Kneblinghausen 22 hm südöstlich von gerin der Gegend unter dem Namen „Römer, die Verschanzung, n In etwa 410 m Meereshöhe gelegen, bietet gense⸗ bersgt fif blick nordwärts über Paderborn und ie einen weitumfassen
Rund wartt Wald, östlich über das Sintfeld zum Senne hinweg zum 5 ehhen gäege bei Brilon und ins Sauerland Eppegebirge, südlich, nur landschaftlich ist der Punkt interessant, hinein. Doch n. ich zwischen zuralten Verkehrswegen, die hier vor⸗ sondern er liegt F. Besatzung hier oben gestatteten, schnell nach allen Uöergzteben 8 Len. operieren. heute t der eine von ihnen ichtungen hin 3 Königsweg bekannt. Auf ihm soll Karl der Große eh xhen ne mezogen sein. Dort kreuzt der Weg die alte Mainz⸗ Paderbornerstraße. eine flache Schwellung, der letzte Im Höddeboden bat sch ncch ist das Verdienst des Seminar⸗ Rest des Lagerwa in Rüthen, zuerst diesen Spuren nachgegangen oberlehrers Fe Teil mit den Füßen im knietiefen Heidekraut zu sein, die er 2 Es gelang ihm, den Umfan der Anlage fest beraustasten 5 als ein fast rechteckiger 88 “ 6 2 . 26 g und schnurgeraden Seiten darftentn. 8 88 Bgeondeken Gafn Mit bescheidenen Mllteln sezte zunächst Herr Hart, 2 6 efeelrbeen fort, bald materiell ücn müh at auncgre bt Westfälif chen Altertumskommission dund berbrni 2. . dena. nischen Kommission des archäologi chen Institu Leit der Ausgrabungen persönti ch st Herrn Hartmann in die Lei ung erbinr 8 85 teilte. 88 gewonnene Resuliat is folgenacg gerform zeigt. Römisch Erdwerk festgestellt, das vollkommen rom
8 1 8 dung der Ecken, römisch ie die Regelmäßigkeit der Unlame die nüich daß sich unmittelbar vor
da iten ei vor aufweist, inzieht, der n. dea e h 1Slten gitid ausgeführter Schuhgraben Aaaen n 8 Die an den Toren von einer scmalen Erdbrücke “ wagerechte Wallerde wurde durch zwei Reihen Pfosten, dies bei den römischen Hölzer verbunden waren, gehalten, Lans nie n Zesonders stark waren edwerken in Haltern haben feststellen können l in einem Viertel⸗
9 ür den, der ihn nicht mit sicherem, Secen gtzaten des Varus treibt immer noch die Unvorsichtigen in den Sumpf wirrer zschlacht eigentlich im Sauerlande ge⸗
die Tore b 8 2 ll ist hier jedesma 8 seefestigt. Der Lagerwall is icht geraden Wegs kreizbogen einwärts gezogen, sodaß der 11 war, eine
b.ns, Tot fäfmen konnte somehe ggne rechte unbeschildet
Vendung nach links zu machen un jet . eite dem Aanl eeegnan Zahlreiche Pfostenspuren 8 bol⸗
venh daß das Ende dieser das Tor verschliezenden wehrt⸗ —
eer Römer sagen würde) noch mit einem Holzturme vllltürlich daraus
Wer diesen Befund ägung zieht, wird u den Schluß 8. fund ii Kemtfun 2 f einem römischen Erdlager zu ’1 estigung, auf breitem Rücken mit
Inschriften geschmuckt haben.
sellschaft sprach Pastor O. Lohmann aus Freienwalde a O. über archäologische Notizen, die er als Nichtarchäologe auf einer letzten Sommer zu anderen Zwecken unternommenen Reise in den vorder⸗ asiatischen Landschaften Sophene und Kataonien gesammelt hat. Von der türkischen Handelsstadt Marasch aus unternahm Pastor Lohmann seine beschwerliche Reise im Sattel, zum Teil auch zu Fuß wandernd, auf der er Notizen sowohl über die hethitische Urzeit, als aus der Zeit der assyrischen und der römischen Herrschaft, der Kreuzzüge und endlich der türkischen Eroberungszüge sammelte. Die Bewohner dieser ent⸗ legenen Gegenden, die Sasa⸗Kurden stecken noch mitten in heidnischen Anschauungen, z. B. feiern sie ihre Frühlingsfeste, wie sie dem alt⸗ phrygischen Sonnenkultus entsprechen. „Auch in ihren Trachten, namentlich in denen der Frauen, scheinen die Jahrtausende keine Aenderung hervorgebracht zu haben; ebenso bestehen noch wie zu Zeiten des Herodot, der die Wohnungen der Troglodyten Kappadoziens genau beschreibt, dort wie in Kataonien die in den Kalkfelsen ge⸗ hauenen, zuweilen in mehreren Stockwerken übereinander angelegten Felsenkammern: stellenweise wunderbare Bauten, zuweilen zu Galerien ausgebildet und ursprünglich wahrschein⸗ lich mit Holzwerk verziert und wohnlicher gemacht, von denen Pastor Lohmann viele photographische Bilder vorlegte. Pastor Lohmann ist bemüht gewesen, auch die Lage mehrerer von Polybius wie von Strabo erwähnten Orte zu ermitteln. Er ist der Ansicht, daß, wenn diese für den Archäologen noch fanhe Ueber⸗ raschungen bergenden Landschaften einer gründlichen ssor chung unter⸗ zogen würden, auch diese Fragen sich leicht würden lösen lassen, da die römischen Schriftsteller ziemlich genaue Angaben über die Um⸗ gebungen der von ihnen genannten Orte machten. Aus den An⸗ gaben des Polybius, der Arsamusata als am Pusse Arsanias elegen bezeichnet, hält Pastor Lohmann den Ort mit dem SE Samofa identisch, wo noch im 10. Jahrhundert gegen den Einfall der Mongolen von den byzantinischen Machthabern Be⸗ festigungen errichtet worden sind. Eine ähnliche Vermutung hat Pastor bezüglich der nicht mehr genau bestimmbaren, in dieser Landschaft gelegenen Burg Rarkut, die 1230 König Balduin von Jerusalem gegen die Ungläubigen verteidigte. Die größte Aus⸗ beute aber verspricht er sich für die Archäologie aus der Entzifferung der hethitischen Inschriften, die sich, meist mit Reliefbildern vereint, in guter Erhaltung zahlreich an Felswänden und an Grotten in allen drei Landschaften befinden. Einzelne Inschriften in chaldäischer Sprache sind bereits gelesen. Gerade ihr Inhalt, den Zug der Sal⸗ manassar betreffend und eine Nachricht über Sargon III. aus dem 8. Jahrhundert enthaltend, legt den Wunsch nahe, daß es gelingen möchte, der Schwierigkeiten bei Entzifferung der hethitischen Hiero⸗ glvphenschrift Herr zu werden. Dann werden sich auch die uralten frommen Beziehungen aufklären, die in dem Kultus der Hethitker bestanden haben müssen zwischen den Menschen und den an den Wasserquellen wohnend gedachten guten Gottheiten, den Wasser⸗ göttern. Im heißen und trockenen Lande liegt die Ehrfurcht vor den mit dem segenspendenden Wasser identifizierten Gottheiten, deren Anbetung und Anrufung zwar ziemlich nahe. Immerhin bleibt cs auffällig, daß die Hetbiter 1 die fegen vs
2 und gerade diese Orte mit Relie ondere Sorgfalt gobandt Vülleicht und ffnunben sie in rer schlichten Auffassung nur diese von der Natur gew 1 zgen vor⸗ de Fe luffagse als Tempel. — Der Vortrag fand eine Er⸗ gänzung durch die Vorlegung einer ungewöhnlich großen Anzahl
charakteristischer photographischer Aufnahmen.
d Schulte sind die drei bereits angekündigten Por⸗ 1e, ö London seit heute ausgestellt. Sie sind für den Pariser Salon bestimmt und werden daher nur etwa bierzehn
¹Tage zu sehen sei
85 “ Verkehrsanstalten.
London, 10. März. (W. T. B.) Die hier tagende Nord⸗ atlantische Dampfschiffskonferenz beschloß, die Preise für Kajüten erster Klasse um 1 bis 2 ½ Pfund je nach dem Dampfer, die Preise zweiter Kajüte um 1 Pfund zu erhöhen. Diese Erhöhung gilt sowohl für den Winter wie für den Sommer, und zwar vom 24. März ab. 8.
8
Theater und Mufik.
Nationaltheater.
Das Nationaltheater hat seinem Spielplan abermals um ein klassisches Werk bereichert; gestern wurde zum ersten Male Mozarts Oper „Don Juan“ an dieser Stätte aufgeführt. Ein volles Haus und reicher Beifall waren der Mühe Preis. Die unter des Kapell⸗ meisters Reich Leitung stehende Aufführung konnte, wenn auch nicht gerade verwöhnten, so doch billigen Aussprüchen genügen. Vor allem fehlte es, wie gegenwärtig merkwürdigerweise auf den meisten deutschen Bühnen, an einem geeigneten Vertreter der Titelrolle. Herrn Marsano glaubte man äußerlich und im Spiel den dämo⸗ nischen und verführerischen spanischen Ritter nicht; stimmlich war es besser mit ihm bestellt: das Organ ist wohlklingend und voll und entbehrt in der Höhe auch nicht des Glanzes, die Freude an dem Gesange wird aber durch eine sehr schlechte Aussprache des Textes beeinträchtigt. Für Astrid Lous, die als Vertreterin der Donna Anna auf dem Zettel stand, war offenbar in letzter Stunde Fräulein Roxy King vom Threater des Westens eingesprungen. Sie fand sich trotz einiger Unsicherhe ten mit der Aufgabe ganz gut ab, war aber genötigt, ihre eigentlich lyrische Stimme der Partie zuliebe über Gebühr anzustrengen, sodaß der Ton zuweilen einen scharfen Nebenklang annahm. Weit befse hätte die Elvira für sie gepaßt, deren Darstellerin Frau Mantler sich sicherlich auch für die Donna Anna besser geeignet hätte. Eine der besten Leistungen des Abends bot Herr Gustav Zeitschel als Don
Octavio; ein Beweis dafür, daß er gut singen gelernt hat. Eine Enttäuschung bereitete dagegen der sonst lreffliche Herr Mantler als Leporello, der in den Humor seiner
Rolle nicht eingedrungen war und ihn durch käußerliche, schlecht an⸗ gebrachte Komik zu ersetzen suchte. Die sympathische Alma Saccur, die ja ihrer ganzen künstlerischen Veranlagung nach nur in die Operette gehört, fand sich mit der Partie der Zerline anständig ab. Die Inszenierung erhob sich nicht über das Herkömmliche. Was die Uebersetzung betrifft, in der das Werk gegeben wurde, so schien im allgemeinen der alte vertraute Rochlitzsche Text den Ge⸗ sängen zu Grunde zu liegen, dazwischen hörte man aber auch anderes. Sollte es nicht für die Bühnen an der Zeit sein, angesichts der bevor⸗ stehenden 150. Wiederkehr des Geburtstages Mozarts (27. Januar 1906), an eine Vereinheitlichung des Don Juan⸗Textes zu denken?
3 Kleines Theater.
Im Kleinen Theater gab es gestern eine heiße Schlacht, die mit einer völligen Niederlage G Bahrs endete, dessen Schau⸗ spiel „Sanna“ dort zum ersten Male aufgeführt wurde. Dieser Proteus unter den Wiener Schriftstellern, der alle Bühnenmoden mit⸗ gemacht hat, uns in allen möglichen Verkleidungen gekommen ist, u. a. auch einmal spanisch, hat diesmal, weil ihm vermutlich das altväterische Kostüm gefiel und er sich von ihm einige äußerliche Wirkung bersprat wie z. B. von den unter dem Flügelkleide hervorlugenden Höschen der Backfische, das Jahr 1837 für den Vorgang gewählt, der sich in „Sanna“ ab⸗ spielt, der aber ebenso gut in irgend ein anderes Jahrzehnt der Neu⸗ zeit verlegt werden könnte. Die kurze Handlung wird in fünf langen Akten ziemlich breit getreten, und die falsche Tragik verfiel schließlich mit Recht der Spottlust des Publikums, das vorher die Langeweile geduldig über sich ergehen lassen mußte. Der Inhalt ist schnell er⸗ zählt. Sanna, die zweite Tochter des Syndikus Vincenz Maria Trost liebt einen Leutnant und wird von ihm wiedergeliebt; zur Vereinigung der beiden fehlt nur die Kaution, welche, da die Eltern mittellos sind, ein alter achtzigjähriger Onkel, Hofrat Furnian, geben soll. Der Onkel verweigert sie jedoch trotz Bitten und Zureden. Aber Sanna verzweifelt noch nicht, sie baut auf die treue und starke Liebe ihres Erwin. Dieser, ein wohlerzogener junger Mann, denkt indessen nicht daran, aus Liebe irgend welche Torheit zu begehen, und so stürzt sich Sanna ver⸗ zweifelnd in einem unbewachten Augenblick aus dem Fenster. So geschieht es; ein zwingender Grund dafür ist nicht vorhanden, es hätte ebenso⸗ gut anders kommen können, es hätte auch noch weitere fünf Akte hin⸗ durch so weiter gehen können, wie es gegangen ist; der Zufall aber fügte es so. Für die Aufführung war, wie immer am Neuen und Kleinen „Theater, äußerlich viel geschehen, die Bühne war im Stile der Großvaterzeit sehr stilecht hergerichtet, und Regie und Darstellung hatten sich ihrer nicht eben dank⸗ baren Aufgaben mit aller Liebe angenommen. Im ersten Akt schien es auch, als sollte der Erfolg sie belohnen, aber die Unmöglichkeiten der folgenden zerstörten bald alle Hoffnung. Auf verlorenem Posten trat Fräulein Höflich mit ihrer sympathischen Persönlichkeit und innigem Ton für die Sanna ein. Auch Tilla Durieux vermochte in der larmoyanten Rolle der älteren, durch ähnliche Schicksale enttäuschten aber resignierten Schwester nicht zu überzeugen, war aber im Affekt von guter Wirkung. Die jüngste Schwester, einen vorlauten, verderbten Backfisch, die dankbarste Aufgabe, spielte Gertrud Eysoldt mit bestem Gelingen. Hedwig Wangel bot als hartgewordene, energische, lieblose Mutter eine feine Charakterstudie, und Herr Steinrück fand sich als Schulrat und von der Mutter begünstigter Bewerber um Sanna mit den Unwahrscheinlichkeiten seines Parts in trefflicher Maske und mit zielbewußtem Spiel einigermaßen gut ab. Vorzüglich war ferner Herr Pagay als alter, zynischer Hofrat. Unter den anderen Mit⸗ Ffrfäßen seien noch die Herren von Winterstein und Ekert anerkennend genannt.
Im Königlichen Opernhause wird morgen, Sonntag, „Undine“, romantische Zauberoper von A. Lortzing, gegeben. In der Titelrolle gastiert Fräulein Marga Burchardt vom Großherzog⸗ lichen Hoftheater in Schwerin. In den übrigen Hauptrollen sind Ne Damen Reinl, Pohl, die Herren Bachmann, Jörn, Lieban, Nebe, Wittekopf beschäftigt. Im zweiten Akt tanzt Fräulein Dell Era. Kapellmeister von Strauß dirigiert. — Am Montag findet eine Auf⸗ führung von R. Wagners Oper „Tannhäuser“ statt. Die Herren Kraus, Berger, Wittekopf, Jörn und die Damen Hiedler, Reinl und Dietrich sind Träger der Hauptrollen. Herr von Strauß dirigiert. C. M. von Webers Oper „Eurvanthe“ geht mit Fräulein Destinn in der Titelrolle, Frau Plaichinger als Eglanline, Herrn Jörn als Adolar, Herrn Hoffmann als Lysiart unter der Leitung des Kapell⸗ meisters Dr. Muck am Donnerstag, den 16. März, in Szene. Am 17. März gibt Fräulein Burchardt ihr zweites Gastspiel als Elsbeth im „Roland von Berlin“.
Im Neuen Königlichen Operntheater wird morgen
Goethes „Egmont“ mit der Musik von Beethoven aufgeführt. (Anfang 7 Uhr.) — Am Montag wird „König Ottokars Glück und Ende! mit Herrn Matkowsky als Ottokar gegeben. — Im Deutschen Theater wird morgen und am nächsten Sonntagnachmittag „Don Carlos“ gegeben. Morgen abend sowie am Dienstag, Freitag und nächsten Sonntag wird „Oedipus“, am Montag und Sonnabend die Komödie „Helden’, am Mittwoch „Schusselchen und am Donnerstag „Faust“ (I. Teil) aufgeführt.
Im Berliner Theater wird „Der Kaiserjäger“ morgen sowie am Dienstag, Donnerstag und Freitag wiederholt. Am Montag wird „Götz von Berlichingen“, Mittwoch „Alt⸗Heidelberg“ und Sonn⸗ abend „Zapfenstreich“ aufgeführt. Am Sonntag, den 19. d. M. 3 öffnet Joseph Kainz sein Gastspiel als Leon in Grillparzers Lust⸗ spiel „Weh’ dem, der lügt!“.
Das Lessingtheater bringt in nächster Woche Wiederholung von Gerhard Hauptmanns Nocturnus „Elga“ außer morgen abend noch
i Mi nerstag, Sonnabend und nächstfolgenden am Dienstag, Mittwoch, Dom cb 1a65 „¶au vom Meere“ aufgeführt