1907 / 21 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 24 Jan 1907 18:00:01 GMT) scan diff

nicht etwa mit der Wertlosigkeit des Landes begründet. Ein Bürger des ehemaligen Oranjefreistaates habe sich in einem Privat⸗ eespräche sogar dahin geäußert, daß er Deutsch⸗Südwestafrika ür eine der besten Kolonien Südafrikas halte. Zu der Zeit, als der Redner Generalkonsul in Kapstadt war, habe der da⸗ malige Premierminister der Kapkolonie Sprigg in einer Ver⸗ sammlung der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß Deutsch⸗Südwest⸗ afrika noch einmal an die Kapkolonie abgetreten werde, freilich nicht auf kriegerischem, sondern auf friedlichem Wege. Auch 10 An⸗ gehörige der deutschen Kolonie in Kapstadt, die sämtlich Südafrika aus langjähriger Erfahrung kannten und im Jahre 1893 mit dem Redner das deutsche Schutzgebiet auf I“ des Gouver⸗

neurs besucht hatten, hätten eine hohe einung über dasselbe sach, Fe Besonderes Lob werde allgemein den deutschen Kolonisten gespendet. Eingehend schilderte der

Redner sodann die bergbaulichen Aussichten in Deutsch-Südwestafrika. Erfreulicherweise sei Aussicht vorhanden, daß sich Privatkapital in ukunft mehr als bisher an der bergbaulichen Erschließung des Schutz⸗ gebiets betätigen werde. Der Bergbau biete für viele Deutsche eine Möglichkeit, in die Kolonie einzuwandern und sich dort eine Existenz zu gründen. Bergbeamte und Vorarbeiter würden benötigt; Kauf⸗ leute und Händler fänden durch Vertrieb von Lebensmitteln, Kleidung usw. ihr Brot; der Großfarmer fände einen Absatzmarkt für sein Vieh, der Kleinsiedler für Obst und Gemüse. Die energische Inangriffnahme des Bergbaues werde also wesentlich dazu beitragen, die Kolonie wert⸗ voller zu machen, und ein günstigeres Urteil über sie herbeiführen. Bezüglich der Verwaltung unserer Kolonien müsse ein festes und be⸗ stimmtes Programm für ihre wirtschaftliche Erschließung sowohl bei der Zentralverwaltung wie bei den Gouvernements bestehen, und dieses Programm müsse Schritt für Schritt durchgeführt werden. Die ruhige Art, wie die englische Regierung ihren Kolonialbesitz ver⸗ waltet und geräuschlos vorwärts treibt, könne uns auch hier als Muster dienen. Der Gouverneur müsse bei aller Dezentralisation der Verwaltung doch die Fäden derselben fest in seiner Hand haben und gewisse leitende Frundsätze aufstellen. Er müsse darüber wachen, daß die Beamten allezeit düse eingedenk seien, daß sie nicht um ihrer st willen, sondern um der Interessen der Bevölkerung willen da sind. Jeder Bureaukratismus sei möglichst zu vermeiden, und die Geschäfte seien so viel wie möglich mündlich zu erledigen. Von größter Wichtig⸗ keit sei die Auswahl der Beamten. Besonders störend sei, daß die Beamten nach zwei⸗ bis dreijähriger Tätigkeit wegen der ungenügenden Gehaltsverhältnisse in die Heimat zurückkehrten und so diese Kräfte der Kolonie verloren gingen, in der sie sich eben erst eingearbeitet haben. Zur Einheitlichkeit der Verwaltung aber gehöre auch, daß die Schutztruppenordnung konsequent durchgeführt werde und der Gou⸗ verneur auch die Verfügung über diese Truppe habe. Unsere Schutz⸗ gebiete müßten schrittweise eine Selbstverwaltung erhalten. In Ost⸗ afrika sei damit bereits der Anfang gemacht, und auch bei den letzten Beratungen des Gouvernementsrats in Wind⸗ b sei diese Frage schon eingehend 8 erörtert worden. Schließlich ging der Redner nochmals auf die Frage ein, wie das Interesse für unsere Kolonien im

Volke zu heben sei. Auch die Schule habe hierbei mitzuwirken. Während bekanntlich unsere Kinder in allgemeiner Geographie sehr vie

I besser Hebernjisen Seee als die englischen, werde in England viel mehr Gewicht auf die genaue Facsher der Werhältnisse der englischen Kolonien gelegt. In dieser Beziehung könnten gerade anh die Volksschulen viel für die Kenntnis unserer v1 wirken. „Wer die Jugend hat, hat die Zukunft“, dieses Sprichwort gelte auch bezüglich der kolonialen Dinge. Auch seitens unserer Großindustriellen könnte viel mehr geschehen. Sie könnten ihren Arbeitern Gelegenheit geben, wirklich gute und wahrheitsgetreue Berichte und Reden über die Schutzgebiete zu hören und zu lesen. Allgemein anerkannt sei, wie viel die Deutsche Kolonialgesellschaft unter der hervorragenden Leitung ihres Präsidenten, Seiner Hoheit des Herzogs Johann Albrecht zu Mecklenburg, für die koloniale Idee gewirkt habe; aber die einzelnen Abteilungen der Kolonialgesellschaft müßten den kolonialen Ge⸗ danken noch mehr als bisher in das große Publikum und in das Volk hineintragen, damit er nicht bloß Gemeingut einzelner weniger bliebe. Schließlich komme noch in Frage, ob man nicht mehr für koloniale Atlanten tun sollte. So könne man z. B. Karten unserer Schutzgebiete in den Eisenbahnzügen öffentlich aus⸗ bängen. Der Redner schloß: „Jeder, der ein Interesse an unseren Kolonien hat, sollte es auf seine Fahne schreiben und dahin wirken, daß der koloniale Gedanke mehr und mehr in das Volk hineingetragen, und daß dieses richtig über den Wert unserer Kolonien aufgeklärt werde. Denn nur eine Kolonialpolitik, die wirklich von der roßen Mehrheit des Volkes getragen wird, kann einen dauernden Erfolg versprechen und den Wettbewerb mit den übrigen Nationen auf⸗ nehmen.“— Reicher Beifall folgte den Ausführungen des Redners.

Aus Windhuk in Deutsch⸗Südwestafrika wird,

W. T. B.“ zufolge, berichtet: 4 8. 4 An Krankheiten sind gestorben: Gefreiter Otto Misch, ge⸗ boren am 27. 9. 1883 zu Lobenstein, früher im Königlich vehe en 16. Infanterieregiment, am 21. Januar im H er hoop an Typbus und Ruhr; Reiter Wilhelm Freuden erg; d. vder am 16. 9. 1881 zu Wriezen, früher im Grenadierregiment tr. Sürhun 18. Januar in der Krankensammelstelle zu Aus an Typhus z Reit Reinhold Wägner, geboren am 25. 3. 1877 zu Wiesigk, hehe im Infanterieregiment Nr. 20, am 15. Januar im Feldlazaret 88 Üükamas an Herzschlag; Reiter Karl Benne, geboren am 18.9. zu Dohndorf, früher im Infanterieregiment Nr. 66, am 20. Januar im Lazarett zu Windhuk an Typhus.

Mitteilungen aus den

Im 1. Heft des 20. Bandes der deut chen Schutzgebieten, die mit Benutzung amtlicher 2J von Dr. Frelherrn von Danckelman herausgegeben werden und a⸗ wiffenschaftliche Beihefte zum „Deutschen Kolonialblatt erscheinen Verlag der Koniglichen Hofbuchhbandlung von E. S. Mittler u. Sohn, die hn), veröffemilicht Dr. Emil Ott weiler ineShdnehtaseste der eine beeie; lses, e nebst 2 Kartons der Verteilung der Regentage sowie 24 Tabellen, 54 Diagrammen und 8 Profilkarte der Regenhöhen von West nach Ost auf 6 Tafeln Es bedarf nicht vieler Erörkexungen, Fceae samten Lebensbedirgeratenn drandsfgende, Söeaise zum großen altke Nügelepende 1 Schutzgebiet Deutsch⸗Südwestafrika besttt. 8 sich dabei die ngrildär Mraktischen e; ran⸗ 8 1 glichkrit von Bahn⸗ und Brückenbauten 1 8 Wasseresecnm nker, nehmungen, überall spielt die Waff 8 ale. dnolle 3. Deshalb muß eine eingehende Untersu ge henpr⸗ iltnisse des Fuges von größter We chtickeit nng der Niederschlagsverhäl nif san Der Bericht von Ottweiler deeedfet eefetschtgch⸗ Zare nfts der Men ge 844 I“ der fallenden Regen, dann der 2 rer Regentage und vor allem die Schwankunger jährlichen itaesgla⸗ Bon geaßem Rahen arte sein. Das Minimum des jährlichen Nied 6 diesen Iea c 3 8 in beugscem Hestt Epfüctbek leniehsaims ich von dieser zur Lüderitzbucht zu 1 1 u den mehr im Innern gelegenen Stationen be. vhnnt man n man, daß mit der steigenden Meereshöhe auch die Niederschläge allmählich zunehmen. Wie das Küstengebiet, ist auch der äußerste Süden von Deutsch⸗Südwestafrika durch große Regenarmut charakterisiert. Nördlich vom äußersten Süden und östlich vom Küstenlande treten dann nach dem Innern zu immer zahlreicher Busch⸗ bestände auf, die nebst der sommerlichen Grassteppe das Herannahen der regemeicheren Zone, der mit dichterer Vegetalion bedeckten Hoch⸗ landsteppen des Innern Deutsch⸗Südwestafrikas an 8 der

durch seine Niederschlagsmengen Fünstigste Teil des Schutzgebiets erscheint das Amboland; hier stellt sich auch schon die ständige Be⸗ gleiterscheinung feuchter tropischer Gegenden, das Fieber, ein.

Statistik und Volkswirtschaft.

Ein⸗ und Ausfuhr einiger wichtiger Ware in der Zeit vom 11. bis 20. Januar 1907.

Einfuhr ꝑAusfuhr 34 Warengattung im Spezialhandel 1“ dz = 100 kg Baumwole 214 277 9 582 lachs, gebrochen, geschwungen usw.. 12 889 5 857 anf, 2 8 12 068 7 941 Jute und Jutewerg . .. 35 622 443 Merinowolle im Schweiß. 32 952 207 Kreuzzuchtwolle im Schweiß. 17 483 403 Elsenerire 2 402 986 1 234 392 Steinkohlen 4 104 457 5 688 968 Braunkohlen . . 2 208 861 3 998 Erdöl, gereinigt. 684 075 Chilesalpeter. 68 867 Roheisen. . 80 564 Kupfer 38 279

Berlin, den 23. Januar 1907. Kaiserliches Statistisches Amt. van der Borght.

Die Sterblichkeit der Säuglinge in einigen Großstädten Europas, zugleich im Hinblick auf die verschiedene Häufigkeit der außerehelichen Geburten.

Das Statistische Amt der Stadt Amsterdam hat unter dem französischen Titel „Tableaux de statistique démographique d'Amsterdam et de quelques grandes villes du monde dans les années 1899 1905“ Zahlenangaben über die Bevölkerungs⸗ bewegung und die Todesursachen in 100 großen Städten darunter in 83 Großstädten mit mehr als 100 000 Einwohnern beröffentlicht, denen u. a. nachstehendes zu entnehmen ist: 8

Die auf je 1000 Einwohner errechnete Ziffer der Lebend⸗ geborenen schwankte in den Großstädten wenn man von einigen außereuropäischen absieht im Jahre 1905 zwischen 17,0 in Bordeaux und 40,3 in Essen; außerhalb Europas wurden höhere Ziffern u. a. in Alexandrien (40,7), Kairo (40,9) und Rosario de Santa (41,8), niedrigere u. a. in Chicago (12,9) und San Francisco (13,0) beobachtet.

Die auf je 1000 Lebendgeborene des Vorjahres errechnete Säuglingssterblichkeit schwankte in den Großstädten Europas während des Jahres 1905 zwischen 9,3 in Bordeaux und 33,6 in Lemberg. Durch eine hohe Säuglingssterblichkeit fallen ferner auf: Posen (29,2), Chemnitz (28,7), St. Petersburg (27,4), Moskau (26,7) sowie außerhalb Europas Kairo (32,3) und Alexandrien (28,2); durch eine besonders niedrige zeichneten sich aus:

aris (10,6), Amsterdam (10,9), Genf (11,2), Stockholm (11,3), vyon, der Haag, Zürich (je 11,4) und außerhalb Europas Buenos Aires (10,4). Bemerkenswert ist eine Tabelle der Säuglings⸗ sterblichkeit, in der diese aus den im ersten Lebensjahre gestorbenen Kindern mit Einschluß der totgeborenen Kinder auf je 100 überhaupt geborene Kinder errechnet ist. Diese Ziffer der Säuglings⸗ sterblichkeit war z. B. für Lemberg 40,0, für Posen 31,1, für Rouen 31,0, für St. Petersburg 30,4, für Stockholm 12,9, für Amsterdam und Zürich 14,7, für den Haag 14,6, Lyon 15,9 usw. da unter den außerehelich geborenen Kindern die Sterblich⸗ keit im ersten Lebensjahre höher als unter den ehelichen Kindern zu sein pflegt, 1 es nahe, die Höhe der Säuglingssterblichkeit in den Großstädten mit der Häufigkeitsziffer der außerehelichen Geburten zu vergleichen, doch läßt eine Abhängigkeit der einen Ziffer von der anderen egs erweisen. Mehr als der 4. Teil aller neugeborenen Kinder war außer⸗ ehelicher Abkunft in Prag (43,3 %), Wien (32,1), Stock⸗ holm (31,7), München (27,2), Bordeaux (27,1), Budapest (26,9), Paris (26,5) und Kopenhagen (25,2). Andererseits sind die niedrigsten betr. Prozentziffern der Großstädte verzeichnet für den Haag (3,7), Essen (3,7), Rotterdam (4,2) und Amsterdam (4,8). Noch niedrigere Ziffern weisen nur einige kleinere, im Städteverzeichnis mitaufgeführte Städte Hollands auf, wie Haarlem (2,3), Arnhem (2,5), Leiden (2,6), Utrecht (2,8) und Groningen (4,1). Durch eine recht hohe Ziffer 829) fällt von den kleineren Städten des betreffenden V nisses Krakau auf, wo aber, ebenso wie z. B. in Prag, die Ziffer der Säuglingssterblichkeit (14,6 b 14,4) weit unter dem Mittel war. 8

Zur Arbeiterbewegung.

Der neu gegründete „Verband der Dachdeckermeister von Berlin und Umgegend“⸗ hielt, wie die „Voss. Ztg.“ berichtet, gestern eine außerordentliche Versammlung ab, in der die Forderungen der Arbeitnehmer den Hauptpunkt der Tagesordnung bildeten. Die

orderungen der Arbeitnehmer wurden verlesen, sodann eine 15 gliedrige Forteangehion gewählt und beauftragt, unter Zuziehung der be⸗ stehenden Kommission der Innung mit der Arbeitnehmerkommission über die Forderungen in Verhandlungen einzutreten. Zur bevor⸗ stehenden Lohnbewegung im Berliner Tapezierergewerbe be⸗ schloß, nach demselben Blatte, die Tapeziererinnung bei ihrem Standpunkte, die Forderungen der Gehilfen abzulehnen, den alten bisherigen Arbeitsvertrag 8 auf zwei Jahre hinaus ohne Aende⸗

ngen zu verlängern, zu verharren. 2 vce⸗ Beftrebungen des Verbandes der Lagerhalter und Lagerhalterinnen von Konsumvereinen, Sitz Leipzig, einer tariflichen Regelung ihrer Arbeitsverhältnisse, sind,

„Voss. Ztg.“ erfahrt, infolge der ablehnenden Hal⸗ tung des Zentralvorstands deutscher Konsumvereine als ge⸗ scheitert zu betrachten. Nach einem eingehenden Meinungs⸗

austausch wurde nicht allein eine tarifliche Festlegung der Geschästs⸗ zeit üie Ruhetage, sondern auch die von den Angestellten erbetene Uebernahme der 1“ abgelehnt. Ferien sollen nur bedingungsweise gewährt werden. 2

Die Vertreter der italienischen Schiffahrtsgesellschaften haben, der „Köln. Ztg.“ zufolge, am 22. d. M. in einer Versammlung in Genua beschlossen, die abgerüsteten Dampfer mit einer neuen Einschreibung des Personals zu den alten Bedingungen wieder in Dienst zu . Die Unzufriedenheit der Ausständigen über diesen

luß ist gro Beschag Srocholm wird dem „W. T. B.“ telegraphiert, daß die schwedische Arbeitgebervereinigung gestern beschloß, sämt⸗ liche Arbeilskonflikte durch Uebereinkommen beizulegen, da die Streit⸗ fragen zwischen der Arbeitgebervereinigung und der Organisation der Gewerkschaften in befriedigender Weise erledigt werden.

Kunst und Wissenschaft.

A. Nach der in sich geschlossenen und harmonischen Russischen vhverhne dach. die neu eröffnete Ausstellung im Schulteschen Kun stsalon ziemlich zusammenhanglos und zersplittert. In buntem 2 sehen wir Arbeiten von Künstlern, denen jede innere

inander se 1 1 Hurcheügendart fehlt und die im ganzen auch wenig Interesse für uns

war. Sie bestätigen nur den schlimmen Eindruck, den d russische Kunst im ganzen machte. Einen Hang zum Grcnfganodörne⸗ zerrten, Uebertriebenen besitzen sie alle. Man kann sich schwer eine tiefere Barbarei des Geschmacks vorstellen, als diese technisch und inhaltlich rohen Arbeiten, in denen Laster und Irrsinn die beliebtesten Motive sind. Das ist nicht Kraft, die sich mit den Rätseln und der Qual des Lebens auseinandersetzt, sondern Schwäche, die über das Entsetzen nicht hinauszukommen vermag. Weitaus besser wirkt die Plastik, in der wohl das Material, das eine ruhige und gelassene Hand verlangt er⸗ ziehend auf den Künstler zurückwirkt. Freilich neigt auch Henryk Glycenstein in seinen großen, gewaltsam bewegten Figuren zur ncbeeg fincn⸗ 8 in Finene Feirhlastiten a t er eine zarte Anmut n iun für die ruhige mheit der Gestalt. man 8 1 St I Hesehr 998 „MNeben den Russen haben Pariser Künstler einen en eingeräumt erhalten. Der große Mittelsaal ist ganz sgreß Aerlah des Albert Philipp Roll und des in Paris lebende Malers Victor Scharf gefüllt. Roll gehört zu den Künstlern, die ihre ersten, bestimmenden Eindrücke von dem Impressionismus er⸗ halten haben. Wunderlich mischt sich in ihm ein sentimental roman⸗ tischer Zug, phrasenhafte Pose, über die der Franzose un fortkommt als wir, mit jener ernsthaft einfachen Technig Manet sie übte. Wo Roll unter diesem Einfluß steht, Vortreffliches. Er läßt die Dinge zu sich sprechen und folgt ihnen mit treuer Hand; seine Farbe ist tief, kräftig, armonisch, nirgends drängt sich zwischen den Beschauer und das Bild ein störendes falsches Empfinden. Hierzu gehören die Bilder „Vesper“, „Die Dame mit Mohnblumen“ und „Das Mädchen im Garten. Sie zeigen in sehr interessanter Weise, wie stark das ganz schlicht Dar⸗ gestellte wirkt neben dem absichtlich Betonten. Und bei Roll bricht dieser phrasenhafte Grundzug seines Wesens immer wieder durch und führt ihn zu so unmöglichen Arbeiten, wie „Trauer“, in der er einen Mann darstellt, der die schwarzbehandschuhte Hand vor das Gesicht preßt, oder wie „Das Opfer der Erde“. Etwas weichlich und unklar wirkt er auch in seinen Landschaften, in denen er sich bemüht, Licht, Luft und Fröbesane für die die Impressionisten ihm die Augen geöffnet haben, estzuhalten. Und schließlich zeigt sich diese Pose sogar schon in seinen Studien und Entwürfen. Victor Scharf hat nur Porträts aus⸗ gestellt, sie sind einfach in der Auffassung und gut charakterisiert, nur ziemlich weich und verschwommen in der Farbe.

Den erfreulichsten Teil der Ausstellung bilden die Arbeiten von ein paar deutschen Künstlern, vor allem die Kollektion von Charles Schuch, die zwar fast nur wohlvertraute Arbeiten bringt, die aber von neuem erfreuen und Bewunderung erwecken. Auch Trübner

ist mit einigen Tierstücken vertreten, die eili t massiv in der Technik sind, aber doch deafralc 1 voll wirken. Von jüngeren Künstlern hat Karl Tuch

ausgestellt. Er ist einer von jenen sezessionistischen Künstle vom Künstlerbund den Italienpreis Hersenefs feiner, vlen. nee voller Interpret norddeutscher Landschaft, sah er sich dort vor neue Aufgaben gestellt. In diesem Geee hat er einen Ausweg gewählt, den heute merkwürdig viele unserer Künstler ein⸗ schlagen, die ihr Weg nach Italien führt. Von dem Neuen, das sich ihm bot, hat er die Augen abgewandt und auch in Italien nur das gesucht, was er schon ve feine, farblose Stimmungen sucht er auf, wie der Vorfrühling oder die Dämmerung sie gibt mit matten, gedämpften Tönen. Sein eigentliches Gebiet bleibt die norddeutsche Landschaft, in der er trotz seiner ziemlich flüchtigen Technik manches Geschmackvolle und Stimmungsvolle gibt. Erwähnenswert sind auch die Interieurs von Robert Richter in ihren reichen, warmen Farben und der schönen Raumvertiefung. Ueber die Porträts von Adolf Heller ginge man am besten mit Schweigen fort. Man darf sich nur wundern, daß ein so vor⸗ nehmer Kunstsalon wie Schulte künstlerisch so minderwertigen Arbeiten seine Räume zur Verfügung stellt. Eine solche Vielseitigkeit des Geschmacks ist ein schlechter Dienst am Publikum.

Verkehrsanstalten.

Vom 1. Februar ab wird in Rumänien der Eingangszoll für Postpakete auf Grund der Angaben in den Zollinhaltserkläründen be⸗

besitzen. No einmal kommt eine Gruppe von Jungrussen zu Worte,

für die wahrs inlich auf der vorigen Ausstellung kein Platz mehr

rechnet, sofern vom Absender oder vom Empfänger nicht etwa di zollamtliche Oeffnung der Sendungen und deren ger cht, nach 88

Befund verlangt wird. In den Zollinhaltserklärungen muß von dem genannten Zeitpunkt ab angegeben sein: 1) die Gattung der einzelnen in jeder Sendung enthaltenen aren unter Zugrundelegung der Bezeichnungen des rumänischen

Zolltarifs, 2) der Wert und das Reingewicht jeder Warengattun

Fehlen diese Angaben oder wird ihre Richtigkeit bezweifelt, die Sendungen zollamtlich geöffnet. Dies geschieht auch bei Sendungen 8 mit Gold⸗ und Silberwaren usw., die der Stempelung unterliegen, feiie bei beschädigten Sendungen. Bei absichtlich unrichtiger eertigung der Zollinhaltserklärungen unterliegt der Empfänger der

Bestrafung nach den rumänischen Zollgesetzen.

Laut Telegramm aus Rosenheim ist die heute früh in fällig gewesene Post aus Ita lien über Mhadie, hente 88 1.eklhn versäumnis in Ala und nach einem Telegramm aus och die heute vormittag in Berlin fällig gewesene Post aus England infolge verspäteter Ankunft des Schiffes wegen Sturmes ausgellieben, erner hat laut Telegramm aus Cöln die in Berlin heute nachmittag ällige Pastz 2n 8 rankreich infolge von Zugverspätung den Anschluß an

öln nicht erreicht.

Breslau, 23. Januar. (W. T. B.) Die Eisenbahndirektion gibt bekannt: 1.) vene ehe nige. übernahme durch die Kas au⸗Oderberger Bahn sind Fracht⸗

üter und Wagenladungen nach den Stationen der Kaschau⸗

derberger Bahn und in Durchgang durch diese Bahn nicht anzunehmen. Rollende Wagenladungen und Frachten sind anzuhalten und den Versendern zur Verfügung zu stellen. Frachten für Mährisch⸗Ostrau—Oderfurt nach den Stationen der Strecke Myslowitz Granica Szszakowa Krakau können wegen Güterstauung nicht angenommen und müssen den Versendern zur Verfügung gestellt werden; ausgenommen sind Vieh, leicht verderbliche Güter sowie Kohlen, Koks und Briketts.

Theater und Mufik.

Komische Oper.

Unter den jungitalienischen Opernkomponisten da man Puccini wohl die erste Stelle einräumen, und so ist es ein Verdienst der rührigen Leitung der Komischen Oper, uns die Bekanntschaft mit seinem Werke „Tosca“ vermittelt zu haben, das noch nicht hierher gedrungen war. Man kennt und schätzt hier Puccinis „Bohome“, die an Feinheit der Instrumentierung wie der Stimmung der Leoncavalloschen Bearbeitung des gleichen Stoffes entschieden überlegen ist. In „Tosca“ wandelt der Komponist allerdings auf anderen Wegen, was durch das Wesen des blut⸗ rünstigen Sardouschen Dramas, das Illica und Giacosa nicht ohne

Geschick zu einem Operntext umgeformt haben bedingt wird. Da bleibt nur wenig Raum für die lyrische Sti die Puccinis Stärke bedeutet; die 8 s6 mncnngemalerea

tigen tragischen Akzente berrschen besonders im zweiten, die entscheidende 1

Tosca und dem Chef der Fe ersa öböö haltenden Akt vor, in dem das Grausige d dossis und die Ermordung Scarpias durch Tos bilden. Hier erlahmen freilich zuletzt die m mittel, da eine Säetgenmnf nicht mehr möglich ist. Viel Schönes enthält dagegen der erste, in der Kirche spielende Akt mit seinem warmblütigen Liebesduett zwischen Cavaradossi und Tosca, der humoristischen Charakterisierung des Mesners und dem wirkungsvollen Schlußchor, a ärksten der Stimmung

aron Scarpia, ent⸗ er Folterung Cavara⸗ ca die Hauptmomente usikalischen Ausdrucks⸗