findet nach Instruktion der Generalzolldirektion an sämtliche Zollämter auf alle bis gestern abend in die Zollräume nicht
eingelieferten Waren Anwendung.
Nach Amerika. der Präftdent 8 ach einer Meldung des „W. T. B.“ hat der Präht Roosevelt gestern den Vertrag zwischen den Ver⸗ einigten Staaten und der Republik San Domingo nterseichnet, nach dem die Vereinigten Staaten Finanzverwalter er Republik San Domingo werden.
Statistik und Volkswirtschaft.
Ein⸗ und Ausfuhr einiger wichtiger Waren in der Zeit 11. bis 20. Juni 1907.
Einfuhr Ausfuhr im Spezialhandel
8 dz = 100 kg Baumwolle 148 651 25 113 een. geschwungen usw.. 12 999 2 503 de gebrochen, geschwungen usw. 8 188 18 ute und Futewerg... 1 Merinowolle im Schweiß 9 277 8 Kreuzzuchtwolle im Schweiß . 17 410 27 581 Eisenerze J“ 4 381 795 1 272 93 Steinkohlen ..... .. 5 091 828 5 575 898 arohlren. 2 357 370 6 489 Erdöl, gereinigt. 119 621 696 Rapeüsen —* 30 266 1 617.
ö“
in den 25. Junt 1907. Berlin, den Snttaes Statistisches Amt. van der Borght.
Bevölkerungsbewegung, Schlachtungen, städtische 8 “ in Berlin Nach dem die Berliner Statistik f Eithaltenden Heft 8 E“ Fadt Berlin“ belie e for 5 Reict Beltzadt anfangs Mai 1907 auf 2,091 927 Etzrkohner (gegen 2 057 131 zu dem gleichen Zeitpunkt des Vorjabres). e Zu⸗ nahme im Monat April betrug 3804 (im April 1906 6435) Personen.
Lebend geboren wurden im April 3985 Pe, hea 88 1299)
—
Verkehrsverhältnisse, Sparkasse, Kranken⸗ und im April 1907.
ür den Monat April 1907 des Statistischen Amts der Bevölkerung der
t * 777 (764) oder 19,50 (18,15 11“ der mittleren Bevölkerung berechnet, stellte sich die Geburtenziffer auf 23,20 25,10). in Mpel 1907
ließung legitimiert wurden 206 E1“ von denen 27 im Jahre 1907, 89 i. 8 1 26 †, J. 1905, 30 t. J. 1904, 10 t. J. 1903 geboren und 24. noch älter waren. Von diesen Legitimationen betrafen 190 je ein Kind un
8 je 2 Kinder. b
n fanden im April 3376 (im gleichen Monat des Fheschlbehangen statt; von diesen Ehen sind 545 (498) Mischeeng, z der Sterbefälle (obre,die Tolgeburten) belif sch
t im za 8 2681 (im April 1906 auf 2708). Von den Verstor
waren 1413 männlichen und 1268 weiblichen Geschlechts. Infektionskrankheiten 594 (im April 1908 660) Personen, ins⸗ desondere an Masern 13 (55), an Scharlach 12 (28), an Diphtherie und Krupp 34 (21), an Keuchhusten 32 888 an Influenza 32 (17), an Kindbettfieber 7 (10), an Typhus 6 (4), an Lungen⸗ und Hals⸗ schwindfucht 338 (376), an Tuberkulose anderer Organe 50 (55). Ferner sind zu erwähnen: 187 (169) Sterbefälle an Krebs, 270 (21 ) an Herzkrankheiten, 244 (252) an Lungenentzündung, 110 (117) an Darmkatarrh, darunter 94 (97) Kinder im I. Lebensjabr, und 11 6 ) an Brechdurchfall, dorunter 8 (22) Kinder im 1. ebenkjahr, 8 88 Allter bis zu 1 Jahr starben im ganzen 555 (642) Ene 1ehs 5,70 (23,71) % aller Sterbefälle des Berichtsmoncie⸗ i Snse *³½ ’’e 11S 1 berechnet, betrug eine Sterblichkeitsziffer 15,61 (16,04). 7 Als Feacctecgh im April 18 051 (im April 6s 89 8 männliche und 15 986 (17 304) weibliche, zusammen 3 dn Hich ein⸗ ersonen zu verzeichnen. Für die Fortgezogenen ergaben Ig- Häeblich des Zuschlags für die unterbisehenen (Anas emefoh bhe 8 3 8 . 5 len: 17 533 (17 355) männliche und dsh8. ger den
zusammen 31 537 (32 197) Personen. Som ebt anderung ein ö von 518 (2443) männlichen und
— (2462) weiblichen, zusammen ein Mehrzuzug von 2500 (4905) rsonen. n. An iten der Staatseinkommensteuer waren 1. VlenteZehn e 180 zugezogen 16 939 (im 1. Viertaliuhr 17 120), fortgezogen 17 342 (14 815). In der Einkommenast nfe nin nur 900 bis 1050 ℳ ergab sich ein Mehrzuzug von vfess pflichtigen Personen, in der von 1050 bis 1200 ℳ ein olcher von 15. 9 Finkommen von 1200 89 88 ℳ ein MfhraFhetraazug 017 13 nkommen von 1350 bis 1500 ℳ wiede 12, bei Eink 1500 bis 1650 ℳ ein solcher von 85 Zensiten; in allen “ als 1650 ℳ betragenden Einkommenestufen oo 8 2 2100 bis 2400 ℳ und von 6000 bis 8 von 21 bezw. 5 Zensiten 91 — woßen 7 328, in den Figdomezen defe 5n 22 8 nehr fort, als zugezogen find. er 17 8n aee n siedelten 1523 nach Rirdorh, bens nuch “ 1186 nach Schaneceh 119. Wilmersdorf, 433 nach Boxhagen⸗Rummels „ Zümner üs n 210 nach Pankow, 193 nach g 88s 1 e der Prosin Sraczeidüt 8 mbe 8* üheren Berlins gehören, 8 resn lm ehung Hemnteren deutschen Staaten und 1422 2 sennde, Ans dene snch velegeneg Fellen ve deꝛen apreußiscen rg v erlin 1 r a Provinzen hgsn aug anderen deutschen Staaten 2479, aus dem Aus⸗
lande 1390 Zensiten. augesuche si
Zensiten, und zwar
8 Monat April 724 (im April 1906 679) eingereicht n im zehmigt wurden 198 (214) V 8ll) Umbauten von Wohngehäuden, 2 8c) Scubpen 8. na9) 8 8 fü öö 5 dur n anftige BauanssäbFgghemit und 798 (382) ohne Alarmerung Wehr. 3 1 feic⸗ Ein Besi⸗ fand im April 1907 bei 257 (imm gleichen mhanahoen Aüeec he Poh Grunöstieit 8 Segh hn 65 ücken m 28 795 Kause. 156) hehesten geanzezauten mit 4 256 797 (16 725 368) 8 ban peg Zwangsversteigerung bei 23 (10) 1“ 538 (2 244 800) Hauf bung gingen 30 N9a193. (Sana 109e2. Wert und 5 (15) ohne Wertangabe in deren Besitz über. U⸗ ältnisse im April liegen folgende An⸗ üben — öu“ durch die Straßenbahnen 38 073 508 87179 796) Personen, von denen 31 357 503 (30 410 119) auf die roße Berliner Straßenbahn entfielen, Hoch⸗ und Unter⸗ grundbahnen (etschließlich der Spreetunnelbahn, 3,907, 456 (3462 864),
di it Pferdebetrieb 9 629 163 (10 061 657) Per⸗ sonen, un buckinen na n (8276 485) und lu 10 ₰ 1 445 616
785 172) Personen. Ferner wurden durch die 4 (im April 1906 1) Ureneuslinfen 2 011 219 (527 728) Personen befördert. .
Die Zahl der in den hiesigen Hotels, Gasthöfen ꝛc. im April abgestiegenen Fremden beträgt 83 235 (im April 1906 79 366) Personen. Darunter befanden sich 13 201 (12 489) Ausländer; von diesen kamen 3954 (4260) aus Rußland, 2181 (1778) aus Oesterreich, 12ʃ1 (1034) aus Amerika, 997 (868) aus England, 1112 (1127) aus
den. . öe Auftrieb auf den städtischen Viehhof betrug für den Monat April 1907 22 114 (für April 1906 21 664) Rinder. 15 974 (20 433) Kälber, 44 078 (47 543) Schafe, 108 939 (88 817) Schweine.
In den öffentlichen Schlachthäusern wurden im Ner 1907 13 677 (im gleichen Monat des Vorjahres 13 245) Rinder, 14 364 (17 149) Kälber, 39 190 (39 390) Schafe, 95 816 (77 139 Schweine geschlachtet. — In der Zentralroßschlächterei wurden 921 (889) Pferde geschlachtet, von denen 11 (14) zurückgewiesen wuͤrden. Zum Konsum und zur Tierfütterung gelangten somit 910 (875) Pferde, ferner von der Rixdorfer Roßschlächterei 76 (53).
Bei der städtischen Sparkasse betrugen die Einzahlungen im April 1907 5 492 670 (im April 1906 5 508 067) ℳ, die Rückzahlungen 7 359 598 (6 014 601) ℳ; demnach ergab sich ein Mehr an Rück⸗ zahlungen von 1 866 928 ℳ (in demselben Monat des Vorjahrs ein Mehr an Rückzahlungen von 506 534 ℳ). 1
Von der Landesversicherungsanstalt Berlin wurden im Monat April 413 (400) Invaliden⸗ und 22 (18) Altersrenten be⸗ willigt. — Der Mitg liederbestand der der Aufsicht des Magistrats⸗ kommissars unterstellten Krankenkassen betrug am 1. Mai 1907 736 983 (am 1. Mai 1906 707 010), unter denen sich 42 499 (35 128) freiwillige Mitglieder befanden. Erwerbsunfähig waren an diesem Tage bei, den bezeichneten Kassen 25 940 (23 553) Mitglieder.
m Arbheitshaufe zu Rummelsburg befanden sich am 1. Mai 1907 1456 (zu demselben Zeitpunkt des Vorjahres 1788) Männer und 101 (120) Frauen. Das Familienobdach beherbergte am gleichen Tage außer 27 (25) Familien mit 84 (79) Personen noch 132 119 Einzelpersonen. Im städtischen Obdach nächtigten im April 41 903 (45 548) männliche und 833 (899) weibliche, zu⸗ sammen 42 736 (46 447) Personen, im Männerasyl des Asyl⸗ vereins 18 325 (20 767), im Frauenasyl 2275 (4501) Personen einschließlich von 44 (61)) Kindern. 8
In den 6 (im April 1906 5) städtischen Kranken⸗ häusern befanden sich Ende April 3511 (2810) Patienten, als belegungsfähig waren in diesen Anstalten 4147 (3178) Betten angegeben; in der Geschlechtskrankenstation des Obdachs waren 89 (107) weibliche Kranke; die Männerstation wurde am 3. Oktober nach dem Rudolf Virchow⸗Krankenhause verlegt. Die Frrenanst alten zu Dalldorf, Herzberge und Buch und die Epileptikeranstalt Wuhlgarten hatten am 1. Mai 1907 5046 (am 1. Mai 1906 4309) Insassen, in Privatpflege waren 2612 (3008) Personen untergebracht. In den 6 Heimstätten be⸗ fanden sich am Ende des Monats April 570 (567) lungenkranke und erholungsbedürftige Personen. Der Bestand in den Siechen⸗ häusern (Fröbel⸗ und Pallisadenstraße) betrug am 1. Mai 2067 (2071) Personen. .
n den Hospitälern des Arbeitshauses waren am 1. Mai 682 (766) Insassen vorhanden, in den Erziehungsanstalten zu Lichten⸗ berg und Klein⸗Beeren 271 (245) Fürsorge⸗ und Zwangs⸗ erziehungszöglinge, in Privatverpflegung waren 1276 (960) Kinder. In der städtischen Waisenpflege befanden sich an demselben Tage (einschließlich der Schmidt⸗Gallisch⸗Stiftung) 6628 (5931) Kinder.
Die städtische Armenpflege umfaßte im Monat April 33 203 (31 755) Almosengeldempfänger mit einem Gesamtbetrage an laufenden Unterstützungen von 551 859 (548 804) ℳ, darunter 2074 (2185) Almosenempfänger mit außerdem gewährten 14 452 (15 370) ℳ Extraunterstützungen. Solche wurden ferner für 5095 (5228) nicht laufend unterstützte Personen im Gesamtbetrage von 64 257 (61 215) ℳ gewährt. Pflegekinder waren 11 104 (11 344) vorhanden, für die 94 403 (95 971) ℳ aufgewendet wurden. Zur Arbeiterbewegung.
rer Vorstand des Deutschen Arbeitgeberbundes für das Se ee hielt am 22. d. M. im Architektenhause zu Berlin eine Sitzung ab, in der unter anderen Beratungsgegenständen auch eine Aussprache über den 11“ im Berliner Bau⸗
ewerbe erfolgte. Als Ergebnis dieser ussprache wurde die nach⸗ stehende Resolution mit Stimmeneinheit angenommen: „Die aus allen Gauen des Reiches heute versammelten Mitglieder des Vorstandes des Deutschen Arbeitgeberbundes für das Bau⸗ gewerbe sprechen den Berliner Fachgenossen und ihrer Ver⸗ tretung, dem Verband der Baugeschäfte von à erlin und den Vor⸗ orten, zu dem Abwehrkampfe gegen die sozialdemokratische und gänzlich unwirtschaftliche Forderung einer Verkürzung des neunstündigen Arbeitstages ihre wärmste Sympathie aus. Der Vorstand betont, daß dieser Kampf wegen der prinzipiellen Bedeutung seiner gänzlich außerhalb von Lohndifferenzen liegenden Ursache geführt wird im Interesse des ganzen deutschen Bauhandwerks und des vater⸗ kändischen Gewerbes überhaupt, 11 Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt die Lasten unserer sozialen Gesetzgebung kaum noch zu tragen vermag und durch eine weitere Ein⸗ schränkung der Produktionsverhältnisse einen schwer zu über⸗ windenden Schlag erleiden müßte. Zum Wohle der deutschen Volks⸗ wirtschaft ist deswegen auf das entschiedenste zu wünschen, daß es den Bauarbeitgebern Groß⸗Berlins in ihrem schweren und opfervollen Abwehrkampfe gelingen möge, das sozialdemokratische Prinzip des Achtstundentages zurückzudrängen, und dadurch nicht alleir die bedrohten Interessen ihres örtlichen Handwerks, sondern auch die des gesamten deutschen Gewerbestandes vor schweren Erschütterungen zu bewahren.“ — Ueber den schon mehrere Wochen dauernden Ausstand der Metallarbeiter in Elberfeld und Barmen wird der „Rheinisch⸗Westf. Ztg.“ geschrieben: Der Kampf in der Metallindustrie, ber in den beiden Wupperstädten mit ungeahnter Heftigkeit entbrannt ist, dauert unverändert fort: Es sind wenig oder gar keine Anzeichen dafür vorhanden, daß in nächster Zeit zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern auf die eine oder die andere Weise eine Einigung zustande kommen könnte. Scharenweise ziehen die Ausgesperrten durch die Straßen und fassen vor den Bahnhöfen und Fabriken Posto, um jede Streikarbeit zu verhindern. Hunderte von Arbeikern liegen schon 6—7 Wochen, über 2000 schon bald vier Wochen auf dem Pflaster. Die im Metallarbeiterverbande organi⸗ sierten Arbeiter, etwa Zweidrittel aller, werden aus ihrer Streikkasse unterstützt. Aber auch die Unorganisierten oder anderswo als im sozialdemokratischen Metallarbeiterverbande organisterten Arbeiter werden von ihren Arbeitgebern, die 99 aussperren mußten, reichlich unterstützt. In dieser Woche haben die Fabrikanten die Unterstützung für Unverheiratete um 2 ℳ und die für Ver eiratete um 3 ℳ wöchentlich erhöht. — In Leipzig sind, der „Köln. Ztg.“ zufolge, die Arbeiter der Mühlenindustrie in eine Lohnbewegung eingetreten. Sie ver⸗ langen neben zwölfstündiger Arbeitszeit einen Mindestwochenlohn von 28,50 ℳ für Müller und einen solchen von 27 ℳ für andere Ar⸗ beiter. — Die Brauereiböttcher haben gleichfalls Lohnforderungen gestellt. Sie verlangen die Erhöhung des bisher 28 und 30 ℳ be⸗ tragenden Mindestwochenlohnes und die Regelung der Aushilfs⸗ arbeiten. — In Düsseldorf sind 140 Marmorarbeiter wegen Lohnstreitigkeiten in den Ausstand getreten, 100 stehen in Kündi⸗ gung. Beigelegt wurde der Ausstand der Former in der Ascherslebener Maschinenfabrik A.⸗G. durch Bewilligung der gestellten Lohnforderungen. — Nach den beim Zentralausschuß in Mailand aus Rom, Florenz, Bologna, Genua, Nobara, Padua, Verona usw. eingelaufenen Nachrichten wurde seiner Verfügung, alle Bäcker Italiens sollten sofort auf 48 Stunden die Arbeit einstellen, überall Folge geleistet. (Vergl. Nr. 149 d. Bl.) Die Ruhe ist bieher nirgends gestört; die Bevölkerung er⸗ trägt die Störung mit Gleichmut. — Wegen der Verhaftung einiger Agitatoren haben die Industrie⸗ und Landarbeiter in
Stadt und Provinz Piacenza den allgemeinen Ausstand beschlossen.
an einigen Orten auf Schutt und altem Gemäuer angesiedelt hat, und
— In Birmingham traten gestern 570 Eisenbahnangestellte zu einer Konferenz zusammen, um Stellung zu nehmen zu den Ant⸗ worten der Gesellschaften auf die Forderung der achtstündigen Arbeits⸗ zeit für gewisse Grade, Erhöhung des wöchentlichen Einkommens um 2 sh. fiñ andere und Anerkennung der Gewerkschaftsvertreter durch die Ge⸗ ellschaften. — In Johannesburg beschloß, „W. T. B.⸗ zufolge, eine Massenversammlung der Ausständigen gestern abend, am 4. Juli alle Arbeiter aus den Minen zurückzuziehen, wenn ihre Forde⸗ rungen nicht erfüllt würden oder die Regierung nicht einen obliga⸗ torischen Schiedsspruch durchsetze. Die Redner befürworteten einen weend sn Fedn Gewerben, wenn diese Resolution sich als erfolglos erweisen sollte. “
Kunst und Wissenschaft.
Vererbung im Pflanzenreich.
Eines der wichtigsten und interessantesten Gebiete, dessen Er⸗ forschun die biologische Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten be⸗ trieben hat, ist die Vererbungslehre. Man hat unter anderem in exakten Versuchen mit Pflanzen und Tieren das Verhalten von der Art abweichender Eigenschaften der Eltern bei den Nachkommen studiert, um aus der aufgedeckten Gesetzmäßigkeit Aufschlüsse über das Wesen des Vererbungsvorganges selbst ableiten zu können.
Ueber die Ergebnisse dieser Forschungen an Pflanzen unterrichtet ein gemeinverständlich geschriebenes Büchlein des Botanikers Giesen⸗ hagen, Professors an der Ludwig⸗Maximilians⸗Universität in Muͤnchen, das unter dem Titel „Befruchtung und Vererbung im flanzenreich“ kürzlich (als Band 9 der Sammlung „Wissenschaft und Bildung“) bei Quelle und Meyer in Leipzig erschienen ist (ℳ 1). Dieser Schrift sind die nachstehenden Ausführungen entnommen:
Je auffälliger die Unterschiede zwischen den Eltern sind, desto leichter werden wir die Wirksamkeit der Vermischung ihrer Erbmasse im Nachkommen feststellen können, und das Ergebnis wird für uns am augenfälligsten hervortreten, wenn wir unsere Aufmerksamkeit zu⸗ nächst auf solche Fälle richten, in denen die Eltern nur in einem Merkmal sich deutlich verschieden erweisen, oder wenn wir uns auf die Betrachtung eines solchen Merkmals bei zwei, auch in anderen Eigenschaften von einander abweichenden Eltern beschränken.
Zunächst haben wir da die Frage zu beantworten: Wie verhält sich der Nachkomme in bezug auf das Merkmal, durch das sich seine Eltern unterscheiden? Einige Beispiele mögen die Lösung dieser Frage geben. In unseren Bergwäldern, in Anlagen und als Allee⸗ baum an Straßen wächst in zahlreichen Exemplaren die Eberesche oder der Vogelbeerbaum, Sorbus aucuparia, ein Baum, der wohl zu den allgemein bekannten Gewächsen nnseren heimischen Flora gerechnet werden kann. Ein naher Verwandter ist der Mehlbeerbaum, Sorbus Aria, der gleichfalls in unseren Gebirgswäldern, wenn auch weniger häufig als die Eberesche ved gheh angetroffen wird. Beide Bäume sind in ihrer Erscheinung sehr wesentlich dadurch verschieden, daß die Blätter des Mehlbeerbaumes eine einfache, ungeteilte, rundlich eiförmige Blattfläche aufweisen, während die länglichen Blätter der Eberesche aus zahlreichen Blättchen zusammengesetzt sind. Die Blättchen stehen an einer gemeinsamen Blattspindel paarweise einander gegenüber, ein einzelnes unpaares Blättchen nimmt die Spitze der Spindel ein. Zwischen beiden Sorbusarten kann man einen Bastard erziehen, indem man den Blütenstaub des einen auf die Narben des anderen Baumes bringt. Die Bastardierung zwischen den beiden Bäumen geht auch ohne Beihilfe des Menschen biswellen in der freien Natur vor sich, Wund man findet in verschiedenen Gegenden Deutschlands, in denen die beiden Eltern wachsen, vereinzelt auch den Bastard zwischen beiden im Naturzustande vor. Die Blätter dieses Mischlings sind von denen beider Eltern verschieden. Der Umriß ihrer Blattscheibe ist länglich, am Grunde lösen sich unregelmäßige Blättchen von der Blattmittelrippe ab. Die obere Hälfte des Blattes bildet einen einzigen, großen Endlappen, dessen Randbildung und Behaarung an das Blatt der Mehlbeere erinnert. So finden wir also hier als das Ergebnis der Mischung der Erbmassen der in Beziehung auf die Blatigestalt verschiedenen Eltern beim Nachkommen eine Blattgestalt, die zwischen derjenigen der Eltern die Mitte hält. Statt des einfachen Blattes des einen Elternbaumes oder des regelmäßig gefiederten Blattes des andern tritt ein teilweise gefiedertes Blatt auf, an dessen Zustandekommen offenbar die korrespondierenden Erbteile beider Eltern beteiligt sind.
Ein zweites Beispiel: Unter den Zierblumen unserer Gärten zeichnet die aus Mexiko stammende Wunderblume, Mirabilis Jalapa, sich sehr auffällig dadurch aus, daß sie zahlreiche Spielarten bildet, die sich durch die Farbe der Blüten unterscheiden. Es gibt Abarten mit weißen, gelben, roten Blüten in verschiedenen Farben⸗ tönen und daneben kommen noch Formen mit mehrfarbig ge⸗ fleckten und gestreiften Blüten vor. Alle diese Arten können leicht miteinander gekreut werden. Wählt man zur Be⸗ fruchtung die als varietas alba bezeichnete weißblühende und die rotblühende varietas rosea, so erzielt man Samen, aus denen Nachkommen mit einer hellrosa Blütenfarhe erwachsen. Auch hier ist das in der Blütenfarbe gegebene Hmite schi desse Merkmal der Eltern in den Nachkommen gemischt. Das kräftige Rot der varietas rosea ist durch das Weiß der varietas alba in rosa gemildert. Die Mischung der Erbmassen ergibt bei den Nachkommen eine Mischung der unterscheidenden Eigenschaften.
Dieser Satz, der in den vorgeführten Beispielen in aller Deutlich⸗ keit zum Ausdruck kam, hat aber keine allgemeine Geltung. Die folgenden Beispiele werden eine zweite Möglichkeit zeigen. den Erbsen, die als Kulturpflanzen in unsern Gärten gezogen werden, gibt es gleichfalls eine große Zahl von Spielarten, die durch die verschiedenartigsten Merkmale von einander abweichen. Wir wählen zu dem Befruchtungsversuch eine besondere Abart, die rote Blüten trägt, und eine andere, die weiße Blütenfarbe zeigt. Die Nach⸗ kommen dieser beiden Eltern empfangen also mit dem Erbgut in ihren Keim von dem einen die Anlage zu roten Blüten, von dem andern die Anlage zu weißen Blüten. Wie bei der Wunderblume, wird man hier beim Nachkommen rosafarbene oder doch rot und weißgefleckte Blüten erwarten. Das Experiment hat aber ein anderes Ergebnis. Alle Nachkommen haben genau die gleiche rote Blütenfarbe wie die rotblühende Elternpflanze. Die Anlage zu weißen Blüten kommt in den Nachkommen also garnicht zur Geltung. Ein weiteres Beispiel mag als Gegenstück zu den oben be trachteten Sorbusbastard dienen. Aus Südeuropa stammt von unseren Brennesseln durch die kugeligen weiblichen Blütenähren verschiedene Nesselpflanze Urtica pilulifera, die sich vor langen Zeiten in Mitteldeutschland, im Harz und in Thüringen
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dort normal gedeiht. Sie besitzt eiförmig zugespitzte Blätter, die am Rande grobe Sägezähne tragen. Von dieser Art gübe: sich eine Abart, deren Blätter keine Sägezähne tragen. Linné hat sie als eine be⸗ sondere Art angesehen und als Urtica Dodartii bezeichnet. Befruchtet man die eine Form mit dem Blütenstaub der anderen, so erzielt man eine Nachkommenschaft, deren Blätter genau die Form der Blätter der Urtica ilulifera mit groben Sägezähnen am Rande aufweisen. Auch hier st die Wirksamkeit der von Urtica Dodartii stammenden Anlage zur Erzeugung eines am Rande ungezähnten Blattes in den Nachkommen gänzlich unterdrückt. Die vererbende Kraft der korrespondierenden An⸗ lagen ist in diesen Beispielen verschieden. Wir können die eine der beiden Anlagen und damit auch die von ihr bedingte Eigenschaft der einen Elternpflanze als die herrschende und dominserendes die andere S. 6 “ Rhen reressr⸗ “ Im Nachkommen tritt as dominierende Merkmal rein hervor, unbeein „ E1“ . dnlage as Erbgut, das in seiner Mischung väterlicher und müt Anlagen den Entwicklungsgang und die Formgestaltung ütenicher kommen beherrscht, wird aus dem Keim unverändert auch an die Pollen⸗ und Embryosackmutterzellen des Nachkommen weiter gegeben und bildet dort die Erbmasse, aus der die Pollenzellen und die Embryo⸗
säcke mit Anlagen für die nächstfolgende Generati b ausgestattet wild. Aber die einzelne Pollenzelle nn Ne Embryosack bekommen nicht die ganze Erbmasse, die aus den väter⸗