1908 / 158 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 07 Jul 1908 18:00:01 GMT) scan diff

8 Der des Ober⸗Landeskulturgerichts, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Dr. Metz ist mit Urlaub nach Gastein abgereist.

Laut Mitteilung des „W. T. B.“ ist S. M. Flußkbt. „Vorwärts“ am 4. Juli in Nanking eingetroffen und estern von dort nach Wuhu abgegangen.

S. M. S. „Jaguar“ ist vorgestern in Hongkong ein⸗

getroffen und gestern von dort nach Pakhoi in See gegangen.

Bonn, 7. Juli. Der Generalfeldmarschall Freiherr von Loë ist, dem „Bonner Generalanzeiger“ zufolge, gestern abend 11 Uhr plötzlich gestorben.

Bayern. 8 In der Kammer der Abgeordneten ist, „W. T. B.“ zufolge, eine Vorlage des Finanzministeriums eingegangen, betreffkend den Erwerb eines Kohlenbergwerks in

tockheim sowie eine Forderung von 300 600 75 für Bohrungen auf Kohle in freiem Felde.

Oesterreich⸗Ungarn. . .Das österreichische Abgeordnetenhaus hat gestern einstimmig die Dringlichkeit des sozialdemokratischen Antrages, betreffend die Reform und den Ausbau der Arbeiter⸗ versicherung, angenommen. IFIFm Laufe der Debatte teilte der Minister des Innern Dr. Frei⸗ berr von Bienerth, „W. T. B.“ zufolge, mit, daß die Arbeiten ur Fertigstellung des Entwurfs in kürzester Frist beendet sein würden. Der Entwurf werde nicht nur eine Reform der Kranken⸗, Unfall⸗ und Invalidenversicherung, sondern auch bindende Fürsorgeeinrichtungen ür den Kreis derjenigen wirtschaftlich Selbständigen vorschlagen, die nach ihrer Lebenshaltung der Arbeiterschaft nahe stehen und in gleicher und ebenso berechtigter Weise das Bedürfnis nach Versorgung für die Zeit der infolge fortschreitenden Alters verminderten Erwerbs⸗ fähigkeit empfinden. Vor Schluß der Sitzung beantwortete der Unterrichts⸗ minister Dr. Marchet eine Interpellation der deutschen aarteien, betreffend die Komenskyschule, eine Wiener Privatschule mit tschechischer Unterrichtssprache. Der Minister betonte, von einer Einschmuggelung tschechischer Schulprüfungen in Wien könne durchaus keine Rede sein. Der be⸗ stehende Rechtszustand werde genau aufrechterhalten.

Großbritannien und Irland.

Das Unterhaus hat, laut Meldung des „W. T. B.“, in seiner gestrigen Situng die zweite Lesung des Gesetzes über den achtstündigen Arbeitstag der Bergleute mit 390 gegen 120 Stimmen angenommen. 8 1““

In der gestrigen nichtöffentlichen Abendsitzung hat, wie das „W. T. 89 meldet, die Reichsduma die vom Marine⸗ ministerium angeforderten 4 200 000 Rubel für außer⸗ gewöhnliche dringende Ausgaben für die Schwarz⸗ und für die Häfen vom Schwarzen Meer ewilligt.

Gestern abend ist der Präsident des St. Petersburger Obergerichtshofes Krascheninnikow in Petrosawodsk, wohin er zur Verhandlung politischer Prozesse gekommen war, in dem Hofe eines Hotels durch einen Dolchstoß in die Brust verwundet worden. Der Täter konnte nicht ermittelt werden.

Italien. Wie die „Agenzia Stefani“ meldet, ist gestern eine päpst⸗ liche Urkunde über die Reform des Gerichtswesens des päpstlichen Stuhles erschienen. Die Urkunde umfaßt drei Abschnitte. In dem ersten eine Neueinteilung der priesterlichen Gerichtshöfe festgesetzt. Hierbei ist eine bessere Trennung in der Behandlung der vor⸗ kommenden Fälle vorgesehen und eine petenzen vermieden. zweiten Abschnitt regelt ein beson⸗ deres Gesetz (lex propria) die Tätigkeit der Rota, des obersten Appellationshofes, und der anderen päpstlichen Gerichts⸗ höfe in Rom. Der dritte Teil enthält ein allgemeines Grund⸗ reglement für die vorgenannten Gerichtshöfe. Das Reglement handelt in erster Linie vom Berufungs⸗ und Kassationsverfahren, ferner vom Schutz der wirtschaftlich Schwachen. Diesen wird das Recht zu⸗ gebilligt, entweder ohne Advokaten vor Gericht selbst ihr Recht zu vertreten oder sich einen Verteidiger zu nehmen, der die Verteidigung umsonst oder zu einer niedrigen, besor ders festgesetzten Taxe zu über⸗ hmen hat. Die Chefs der drei Sektionen unterstehen direkt dem Kardinalstaatssekretär.

Die Reform darf als eine Vorbereitung des neuen Kodex für das kanonische Recht gelten.

Norwegen.

Das Storthing hat, „W. T. B.“ zufolge, auf einen orschlag der Regierung beschlossen, daß Jonas Lie auf Staatskosten beigesetzt werden soll. In der gestrigen Sitzung der Präsident Berner dem Ver⸗

3. 8

Amerika. Zur Lage in Asuncion meldet die „Agence Havas“,

jetzt dort vollkomme ie K vdlcst worben eene Ruhe herrsche. Die Kammern sind Asien.

Einem Telegramm des „Handelsblad“ aus ia zu⸗ olge hat eine Bande von hundert Sher das Bimak ei Mahanpandjang an der Westküste von Sumatra an⸗ L11““

orenen e, während v 1 ein Mann verwundet wurde. on den Regierungstruppen Demselben Blatt wird ferner aus Batavia tel daß der Häuptling der Atchinesen Tuku Binbl der seit langer Zeit die Seele des Aufstandes 300 Mann ergeben hat. 1 Afrika. 1 3 8 Einem Telegramm der „Kölnischen Zeitung“ aus Tanger zufol e ist eine sa Mahalla ulay Hafids von Fes n Klrassar eingetroffen, von wo sie nach Tetuan weiterzugehen gedenkt.

Anhäufung von Kom⸗

Statistik und Volkswirtsch Die aufgelösten Genossenschaften in Preußen nach ihrem

worden,

Entwicklung des Genossenschaftswe

Gründ

Bei den Beratungen des Etats der Preußi schaftskasse im Abgeordnetenhaufe war Preunis

ungsjahre.

daß die Preußische Zentralgenossenschaftskasse die zahlenmäßige sens beeinflußt habe, und es wurde

en Zine Kauuptung aufgestellt

angeführt, daß offenbar die Gründung von Genossenschaften in einem

etwas treibhausmäßigen Tempo v

dafür wurde auf die schaften hingewiesen.

or sich gegangen sei. jahlreichen Auflösungen neugegründeter Genossen⸗ Es wurde angeführt, daß na

Als Beweis dem „Jahr⸗ und

Adreßbuche der Erwerbs⸗ und Wirtschaftsgenossenschaften im Deutschen

Reiche für 1907“ Jahres 1906 nicht

unter 449 Auflösungen von Genossenschaften des weniger als 381 oder 84,7 v. H. auf G

eenossen⸗

schaften entfallen, die im letzten Jahrzehnt, also seit Bestehen der reußenkasse, gegründet worden seien.

Bereits in den im Genossenschaftsstatistik für

zur deutschen

April

8. S.

herausgegebenen „Mitteilungen

1906„ (XXVII. Er⸗

änzungsheft zur „Zeitschrift d. K. pr. Statist. Landesamts“) war ieriu ausgeführt worden, daß der gefundene Satz von 84,7 %

rechnerisch richtig, statistisch aber irreführend sei.

Es ist selbst⸗

verständlich, daß der Anteil der aufgelösten Genossenschaften, die in den letzten zehn Jahren errichtet sind, an der Gesamtziffer der Auf⸗ lösungen eines (des letzten) Jahres sehr groß sein muß; der fragliche Anteil muß ja um so größer werden, einen je längeren Zeitabschnitt man der Zahl der Auflösungen eines Jahres gegenüberstellt; er muß schließlich volle 100 % erreichen, wenn die ganze Zeitspanne, in der Genossenschaften gegründet wurden, in Betracht gezogen würde.

Will man das, was bewiesen werden sollte, statistisch dartun, so

müßte ungefähr eine ähnliche Rechnung wie bei der B.

serechnung von

Sterblichkeitstafeln für wirkliche Generationen auf die Auflösungen von

Genossenschaften angewendet werden. ten nach ihrem LTT seuerrichtungen derselben Jahre in 2

Genossenscha den

ezie

Man mu

ß die aufgelösten sondern und sie je zu

hung setzen, wobei man

getrost, um gewisse Jahreszufälligkeiten auszugleichen, mehrjährige

Gruppen bilden mag.

Alsdann

ergeben sich

in Anbetracht der großen

Anzahl von Neugründungen in den gleichen Jahren doch sehr mäßige Prozentsätze für die Auflösungen, die den irreführenden Eindruck der

84,7 % auf das Preußen 3

1897. (I Jahr 1897/98. (2 Jahre 1897/99 . (3 . 1897/00.. ) 1897/01.. ) 1897/02.. ) 1897/03 .. 1897/04.. ) 1897/05.. ) 1897/06.. ) 1897/07.. .

die Za

Neu⸗ gründungen

richtige Maß zurückbringen. Es betrug nämlich in

die Zahl der Auflösungen

hl der

1 293 2 242 2 972 3 988 5 203 6 281 7 244 8 299

9 190 10 135 11 068

1 033 1 297 1 560

von im gleichen Zeit⸗ abschnitte gegründeten

Genossenschaften m

v. H. der Neu⸗ gründungen 0,62 2,32 4,04 5,04 5,65 7,13 8,35 9,80 11,24 12,80 14,09.

Inzwischen ist weiter in dem amtlichen „Jahr⸗ und Adreßbuche der Srwerds. und Wirtschaftsgenossenschaften im Deutschen Reiche

für 1908“ (Seite 480 ff.) für eine Reihe von Jah

ahren der Beweis

erbracht, daß die Auflösungen von preußischen Genossenschaften, die

jeweilig im letzten

Jahrzehnt gegründet waren, nicht

nur im

Jahre 1906 den Satz von 84,7 erreicht haben, sondern daß gleich

oder

ähnlich

hohe Sätze auch schon

in

in

Jahren,

früheren

denen von einem Einflusse der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse

noch nicht die Rede sein konnte, zu verzeichnen waren.

Die in den

Jahren 1897 bis 1907 aufgelösten preußischen Genossenschaften ver⸗ teilten sich nämlich nach der angegebenen Quelle auf die einzelnen Gründungsjahre, wie folgt:

Gründungs⸗ jahr der

aufgelösten

enossen⸗

schaften⸗.

Jahr der Auflösung

1900/1901

1902

1903

1887 und früher. 1888 1889. 1890. 1891 .. 1892 1893 1894. 1895. . 1896. 1897. 1898... 1899 99) 991 1902 190 3 1904. 1905 . 1906 .. . 1907.

1

œ e SgotbonS

1

œ nEnbSIneöeeeeen „NIUSbeSSgSSgn

1

0o dSSn SSgEEEceS bo to bo bo bo do S

bo bA 8S

Summe] 178] 197

172

176]/ 155

211] 206] 264 271

Aus den vorstehenden Zahlen ist deutlich erkennbar, daß die ein⸗

gangs angeführte Folgerung keinen Bestand hat.

Es betrug nämlich

die Zahl der Auflösungen von preußischen G eonschaften, die jeweili im letzten wvdestosn 11“

⁊1897 (gegründet 1888 bis 1897) 143 oder 80,3 v. 1898 ( 1889 87,8

Das will sagen:

1890 1891 1892 1893 1894 1895 1896 1897 1898

auch von den lange vo Preußischen Zentralgenossenschaftskasse gegründeten Genossenschaften wurden in den jeweilig nächsten zehn

1898) 173 1899) 147 1900) 152 1901) 128 1902) 188 1903) 177 1904) 233 1905) 231 1906) 264 1907) 239

Jahren

H. . 85,5 86,4 82 6 89,1 85,9 88,3 85,2 84,6 76,4

Errichtung der

ebeeebeeb aaan

immer über 80 v. H.

aufgelöst, was offenbar nicht mehr Wirkung des Bestehens der Preußi⸗ Fußsae senschaftskasse sein kann. Die hohe Auflösungsziffer

auch

muß vielmehr gleichsam als ein Beleg dafür angesehen werden, da 3 bei den wirtschaftlichen Gebilden des Genoffenschafterbesn

Kinderkrankheiten herrschen und gerade in jugendlichen Altersjahren

ihre Opfer fordern.

(Stat. Korr.)

Zur Arbeiterbewegung.

Eine v. Kattywit d demn

tg.’ zufolge, am 20. Juli auf der Ferdi

usstand zu treten,

Landtagswahl gemaßrege

olnischen Arbeiterbverein in Bogutschü 11“ schütz bei

beschloß, der „Köln. nandsgrube in 99

falls nicht eine Anzahl angeblich w lter Arbeiter wieder eingestellt ürde-- Dhn

und bewundert hat.

¹Um so befriedigter durfte man üͤber den Zustand einer

fordert weiter eine zehnprozentige Lohnerhöhung, den Achtstundentag und bessere Behandlung. Der Verliner Böhung, 88 Stellung gegen den Ausstand genommen.

Kunst und Wissenschaft.

In einem Saale des Königlichen Kunstgewerbemuseume ist für einige Monate eine Sammlung ostasiatischer Kunst⸗ werke ausgestellt, die auf die Veranlassung des Generaldirektors der Königlichen Museen, Wirklichen Geheimen Oberregierungsrats Dr. Bode während des letzten Jahres durch den Professor Grosse aus Freiburg i. Br. und Dr. Kümmel, Di⸗ rektorialassistenten am Museum für Völkerkunde, in Japan erworben worden sind. Die Sammlung besteht hauptsächlich aus Werken der älteren Kunst, die in ihrer Heimat mehr geschätzt wird, aber im Auslande weniger bekannt ist als die neuere der beiden letzten Jahr⸗ hunderte, deren Arbeiten man in Europa bisher am meisten gesammelt Die führende Kunst Ostastens ist die Maleret⸗ alter Zeit in zwei Richtungen entwickelt, von denen die eine vornehmlich die schönheit der Farbe pflegt,⸗ während die andere, die sich ausschließlich oder haupt⸗ sächlich der schwarzen b- bedient, ihr Ideal durch die Richtung und Intensität der Anie ausdrückt. Beide Schulen sind hier durch vorzügliche Werke vertreten: die koloristische durch eine Anza buddhistischer Kakemono (Hängebilder) aus dem 12. und 13. Jahrhundert, durch einige prächtige dekorative Malereien auf einem Wandschirn und Schiebetüren aus dem 16. und 17. Jahrhundert, und endlich durch einige Arbeiten der volkstümlichen Schule; di zeichnerische durch eine Reihe von Bildern ihrer besten Meister: der Chinesen Mokkei und Mokuan (12. Jahrhundert) und ihrer großen japanischen Nachfolger, des Shiubun, Cho⸗Densu (15. Jahrh.) Sesshiu, Sesson, Motonobu, Eitoku (15.—16. Jahrh.) Der älteren Plastik, die in Ching wie in Japan unter dem Ein⸗ flusse des Buddhismus herangewachsen ist, gehören einige kleinere Werke an, unter denen ein Relief mit einem sitzenden Buddha und die bemalte Holzstatuette eines Priesters besondere Beachtung verdienen. Am besten aber die spätere japanische Skulptur durch eine große, aus fürstlichem Besitze stammende Sammlung von geschnitzten und bemalten Theatermasken vertreten, die als die Arbeiten aus⸗ gezeichneter Künstler die Menge der gewöhnlichen Masken weit über⸗ ragen. Der Lack, der alte Ruhm des japanischen Kunstgewerbes, zeigt seine ganze Pracht in einer kleinen, aber erlesenen Sammlung von Stücken aus seinen besten Zeiten vom 9. bis zum 17. Jahrhundert. Einige dieser kleinen Kästen gehören zu den kostbarsten Werken der japanischen Lackkunst. Derselbe Schrank enthält auch einige der in Europa kaum bekannten alten chinesischen Lacke, die 88 in der Feinheit. der technischen Ausführung Ficcen: jenen japanischen Meisterwerken zurückbleiben, sie Ier in der Kraft der künstlerischen Komposition noch übertreffen. Die ältesten Proben der ostasiatischen Metallkunst sind zwei runde chinesische Bronzespiegel mit schöner Patina, die der Tschu⸗Periode (1122 255 v. Chr.) zugeschrieben werden. Daneben stehen, als die eh japanischen üae, eft hg vergoldete Kupferplatten mit etriebenen u e fellungen aus e j Euiko 93. 628). Eine S der Zeit der Kaiserin

i ammlung von 5 eisernen Schwertstichblättern „, auserlesenen alten handlung des Eisens von

zeugt durch die wundervolle Be⸗ Schmiede und zugleich

der Meisterschaft d . durch die klare, 85 88 enaüsches heit der Ziermotive von dem vornehmen Geschmack der afach Samurat deren Schwerter sie einst geschmückt haben. Die größte Zantvee ausgestellten Stücke endlich gehört der Keramik an, fntireeHahh der großen Bedeutung der Töpferkunst im Osten. na sst per mit wenigen, aber interessanten Arbeiten vertreten. Um so reicher stellt sich die alte Keramik der Koreaner dar, die der japanischen ihre stets bewunderten und nie erreichten Vor⸗ bilder geschaffen hat. Ihre anscheinend sehr einfachen Theeschalen offenbaren der eingehenden Betrachtung die feinsten und reichsten Reize. der Farbe und Form. Auch die japanischen Töpfereien sind zum größten Teile Teegeräte, wie sich denn die keramische Kunst Japan⸗ wesentlich im Fe salas an die Teeceremonie, Chanoyu entwickelt hot: Midzusashi, Gefäße für das Teewasser; Chais, kleine, mit Elfenbeindeckeln versehene Uinen für das grünliche Teepulverz Chawan, Teeschalen, und Kogo, kleine Dosen in mannigfaltigen originellen Formen für das Räucherwerk. Fast alle die Gefäße tragen Flußglasuren, nur einzelne figürliche Dekorationen, die dem strengen Geschmacke der älteren Teemeister wenig zusagten. Wie sehr sie ge⸗ schätzt worden sind, beweist schon die außerordentlich sorgfältige und kostbare Verpackung, die neben einigen Stücken zur Schau gestellt ist.

Sie hat sich seit

A. F. In der letzten Versammlung der Gesellschaft für Erdkunde vor Eintritt der Sommerferien machte der Vorsitzende, Geheimrat Hellmann Mitteilung über vom Vorstand beschlossene aus der Karl Ritter⸗ und der Ferdinand von Richthofen⸗

tiftung an eine größere Zahl teils mit Ausarbeltung ihrer Reise⸗ berichte beschäftigter, teils sich zu neuen Unternehmungen rüstender Forscher. Seine Hoheit der Heriog Adolf Friedrich von Mecklenburg, von seiner Durchquerung Afrikas von O. nach W. vor einigen Tagen heimgekehrt, wird am nächsten Montag durch ein Fest⸗ mahl 1S werden. Professor Dr. Neuhauß verläßt die Heimat in wensgen Wochen zum Zweck einer Studienreise nach Neu⸗Guinea; ihm wird glückliche Reise gewünscht und die Hoffnung auf Erfolge auch auf erdkundlichem Gebiete ausgesprochen. Den Vortrag des Abends hielt Professor Dr. Oscar Mann über seine Reise n Türkisch⸗Kurdistan. Der Vortragende hat als Philologe von Fach schon vor mehreren Jahren jene nordöstliche Grenzprovinz der Türkei besucht, um die kurdische Sprache, ein dem Persischen ähnliches tranisches Idiom, zu studieren und zugleich das Verhältnis zu unter⸗ suchen, in dem eine „Saza“ genannte, neben dem Kurdischen dort viel gehörte Sprache zu dem letzteren steht. Dr. Mann hat 190¼ über diese seine erste Unternehmung der Gesellschaft für Erdkunde be⸗ richtet. Die neue Unternehmung war räumlich und zeitlich erheblich ausgedehnter als die erste. Sie hat für Dr. Mann den Erfolg ge⸗ eitigt, daß er die vorgenannten Sprachstudien gründlich zu Ende führen konnte, und ihn zugleich in den Stand gesetzt, interessante ethnographische und sozialpolitische, geographische und archäologische Erfahrungen ¹ sammeln und vorzügliche Lichtbilder von Landschaften, Städten⸗ merkwürdigen Bau, und anderen. ⸗Denkmalen aufzunehmen, auf die wahrscheinlich bisher noch keine Kamera gerichtet gewesen war. Der Vortragende begann seine auf 2 Jahre berechnete Neise nachdem es ihm im Herbst 1905 gelungen, einen großherrlichen 885 laubnispaß zu erhalten, Ende Februar 1906 von Malta aus. Ueb Jaffa und Beirut erreichte er als Ausgangspunkt der Reise ins des Landes den Hafen von Alexandrette und von hier in zweit Wagenfahrt Aleppo. Während Alexandrette, bedrängt durch 1s Weitbewerb der Damagskusbahn, die frühere Bedeutung vpo Eingangspforte nach Syrien verloren hat, behanptet Alrns seine Stellung als eins der bedeutendsten andelszentren Vorderastb

im wesentlichen durch die Karawanenverbindung mit Versun sta

Bewohner der volkreichen Stadt bilden ein seltsames Arabern, Türken, Kurden, Griechen und di suchten Wochenmärkte geben ein Bild von dieser bunten Gese n der Deshin der Eben⸗ sich ausbreitende Stodt wird beherrscht, vonsäe 822 erst auf einem Hügel angelegten Zitadelle, an ihrer Nonapor. ragt der Bau eines alten Klosters uͤber seine Umgebung valtgt, Dr. Mann hielt sich hier, mit seinen Vorbereitungen bes c brei⸗ 6 Wochen auf. Die nachste Etappe war Pscherablus, das nach ien tägigem Marsch am 21. Mai erreicht wurde. Es liegt am in der Ufer des Euphrat und ist bemerkenswert durch eine Ruine, vor einigen Jahren ein schönes Relief aus schwarze bloßgelegt und nach England ausgeführt wurde. Die üng en Strom zu überschreiten, ist hier noch in derselben urspc Fa eschaffenheit, in der sie wohl schon vor 2 bis 3000 Reiter m

befunden haben mag, deshalb ziemlich beschwerlich für Roß u Linken