betreffend Kohlenmangel, an und genehmigte sodann in allen Lesungen die Regierungsvorlage, betreffend Er⸗ höhung des Landwehrkontingents.
Im Laufe der Debatte erörterte der Landesverteidigungs⸗ minister die Nachteile, die sich aus der geringen Friedensstärke der Landwehr ergeben, verwies auf die militärischen Zugeständnisse, wo⸗ durch die durch die Erhöhung des Rekrutenkontingents der Bevölkerung auferlegten Lasten erleichtert werden sollen, und betonte besonders den Wegfall der Waffenübungen im elften und zwölften Dienstjahre. Die Fortbildung des Wehrsystems müsse erfolgen unter der Devise: Möglichst vollständige Heranziehung aller Wehrfähigen mit Erleich⸗ terungen der Dienstpflicht für die Allgemeinheit.
Zur Vornahme der Delegationswahlen wurde auf den 15. d. M. eine Abendsitzung anberaumt. Die nächste Sitzung findet am 14. d. M. statt. 8 8
Großbritannien und Irland.
Der Premierminister Asquith erklärte gestern, „W. T. B.“ zufolge, im Unterhause, daß das Haus am 1. August vertagt werden würde. Die noch zur Verfügung stehenden drei Wochen sollen auf die Beratung des Finanzgesetzes und anderer not⸗ wendiger Finanzmaßregeln, des irischen Universitätsgesetzes und einer Reihe minder wichtiger gesetzgeberischer Maßnahmen verwendet werden. Die Einzelberatung des Schankkonzessions⸗ gesetzes soll auch noch begonnen werden. Die anderen wich⸗ tigen, im Regierungsprogramm vorgesehenen Maßregeln sollen bis zur ge stsession verschoben werden, die am 12. Oktober ihren Anfang nehmen soll. 1“]
Die Deputiertenkammer hat, nach einer Meldung des „W. T. B.“, gestern die Vorlage, betreffend die vier direkten Steuern, und einen Antrag mit großer Mehrheit angenommen, nach dem die Beratung des Einkommen⸗ steuergesetzes nach dem Wiederzusammentritt des Parla⸗ ments ohne Unterbrechung fortgesetzt werden soll. Der Finanz⸗ ie Caillaux hatte sich mit dem Antrage einverstanden erklärt.
Rußland.
i der gestrigen Abendsitzung der Reichsduma verlas, wie 8 29. 8 veichf tpns Präsident einen Brief von Lord Weardale, der die Abgeordneten auffordert, sich an dem bevorstehenden Kongreß des Internationalen Par⸗ lamentarischen Verbandes zu beteiligen.
Türkei.
Nach einer Meldung des „K. K. Telegraphen⸗Korre⸗ spondenzbureaus“, heben offizielle Berichte übereinstimmend den derzeitig ungünstigen Stand der bulgarischen Pro⸗ paganda in azedonien hervor. Die geringen Geld⸗ mittel, steigende Unbeliebtheit bei den eigenen Stammes⸗ genossen, die Uneinigkeit im eigenen Lager sowie schließlich die zeitweise energische wehn eghnn durch die türkischen Be⸗ hörden und Truppen haben die Situation der bulgarischen Sache in Mazedonien so untergraben, daß eine Wiedergewinnung des einstigen Einflusses unwahrscheinlich ist. In dem Maße, wie die bulgarischen Mißerfolge in der letzten Zeit zunehmen, haben die griechische und die serbische Propaganda gewonnen. Die erstere ist gegenwärtig in Mazedonien dominierend. Die serbische Propaganda wendet sich in erster Linie gegen das Bulgarentum im Wilajet Uesküb. In dessen 1“ sie ebenso Erfolge wie die griechische zu verzeichnen. Einen ungünstigen Einfluß auf die Lage in Mazedonien üben die diesjährigen teils erzwungenen, teils freiwilligen größeren militärischen Beurlaubungen. Es wurden von März bis Mai rund 25 000 Mann entlassen, und an deren Stelle sind bisher nur 18 000 Redifs eingerückt.
— Der ee Osman Pascha, Mitglied der obersten Inspektionskommission, ist zum außerordentlichen Kommandanten des Wilajets Monastir ernannt worden und vorgestern dorthin
abgereist. Amerika.
Die Nominierung Bryans zum Präsidentschafts⸗ kandidaten durch den demokratischen Nationalkonvent er⸗ folgte unter ungeheurem Enthusiasmus nach einer Sitzung, die die ganze Nacht hindurch gedauert hatte. Wie das „W. T. B.“ meldet, erhielt Bryan 892 Stimmen, Grey 59, Johnson 16. Zum Vizepräsidentschafts kandidaten wurde John W. Kern (Indianapolis) nominiert.
Der Kongreß hat eine in entschiedenen Ausdrücken ge⸗ haltene Resolution angenommen, in der Bryans bekannte Ansichten über die Tarifreform, über Ersparnisse in der Ver⸗ waltung, über die Zulassung gemischtstaatlicher Korporationen und über die Sicherstellung von Bankeinlagen bei allen Banken, die unter der Aufsicht der Regierung stehen, kurz skizziert wurden. Hinsichtlich der Tarifreform spricht sich die Resolution fur eine sofortige Revision durch Ermäßigung der Einfuhrzölle aus und erklaͤrt, die Artikel, die mit den Erzeug⸗ nissen der unter Aufsicht stehenden Trusts konkurrieren, sollten auf die Freiliste gesetzt werden. Die zum Lebens⸗ unterhalt notwendigen Erzeugnisse sollten eine wesentliche Preisreduktion erfahren, besonberse die Artikel, die mit den amerikanischen Erzeugnissen konkurrieren und die im Auslande billiger als in den Vereinigten Staaten verkauft werden.
Der Schah Asien.
Der Schah von Persien hat, „W. T. B.“ zufolge, vorgestern eine neue Pe tensic rrlbftn, in der Brechie gee⸗ waltung und die Einsetzung von Gerichtshöfen zugesagt wird.
— Der deutsche Gesan te in Schanghai hat, ali.es Quelle zufolge, das chinesische Auswärtige Amt benachrichtigt, daß die in China lebenden Türken künftighin unter deutschem Schutz stehen werden.
— Die japanische Regierung kündigt, nach einer Mel⸗ dung des „W. T. B.“, an, daß auf der Halbinsel Liaotung alle Fremden zum Bergbaubetrieb zugelassen werden würden.
Afrika.
Na eldungen aus Rabat vom 6. d. M. ist Abdul Asis 5 Beacif,chabat zu verlassen, um an der Spitze einer Streitmacht von 3000 Reitern, 3000 Mann Infanterie und mehreren Geschützen nach Marrakesch zu ziehen. Eine zweite ihm ergebene Truppe soll von Mogador nach Marrakesch auf⸗ rrechen, um gemeinsam mit ihm vorzugehen. Aus Tanger sind der Schatzkammer eine halbe Million Pesetas zugegangen, 8 1 der Sultan den Truppen den Sold auszahlte, um ich ihre Treue zu sichern. 8.
Wie das „P. üch B.“ meldet, ist die hafidische Ma⸗ halla, von Fes kommend, mit 20 Gefangenen in Tetuan eingetroffen. In der Stadt sind 250 000 Pesetas zusammen⸗
es geschickt worden. Fe Vesch gerichtet, daß das Gros der
Die Bewohner haben an die Behörden ahalla Mulay Hafids
die Stadt nicht betrete.
Parlamentarische Nachrichten.
Das Mitglied des Hauses der Abgeordneten Land⸗
gerichtsrat Feddersen
in Göttingen (nl.), Vertreter des
Kreises Tondern im Regierungsbezirk Schleswig, ist am 9. d. M. gestorben.
Statistik und Volkswirtschaft. Zur Arbeiterbewegung.
i Essen fanden gestern erneute Verhandlungen über einen neuen Aro8a ine das rheinisch⸗westfälische Plattengewerbe
statt.
Die Arbeitgeber waren, der „Köln. Ztg.“ zufolge, im Interesse
ines friedlichen Ausgleichs bereit, einen einheitlichen Akkordtarif für das ganze Gebiet auf der F abzuschließen, daß ein Durch⸗
schnittslohn für die Tariforte ermit sünse sei, eine prozentuale Erhöhung der
treten sollte.
st werden und zu ihm, wo es an⸗ Akkordsätze hinzu⸗ Der Vorsitzende des Zentralverbandes der Maurer
Deutschlands gab aber die Erklärung ab, daß der Berechnung des Durchschnittslohns überall der bestehende Höchstlohn zugrunde gelegt werden müsse und daß zu diesem Lohn dann noch ein entsprechender
Aufschlag gezahlt werden solle.
Die Arbeitgeber erklärten nunmehr
einmütig, daß sie eine derartige Zumutung ablehnen und weitere Ver⸗ handlungen zwecklos seien. Infolge des Ausstandes der Schlffsmannschaft der Ungarisch⸗
Kroatischen
Schiffsgesellschaft ist, wie „W. T. B.“ aus
Fiume meldet, der Verkehr auf den Dalmatiner Linien und nach Ancona und Venedig eingestellt worden.
In einer gestern nachmittag in Paris abgehaltenen Versamm⸗ lung von Unternehmern öffentlicher und privater Arbeiten wurde in Anbetracht der teilweisen Streiks, der Boykottierung einer Anzahl von Arbeitsplätzen und der auf den Arbeiteplätzen bestehenden anarchischen
Zustände
eschlossen, allmählich alle Arbeitsstätten für Erd⸗ arbeiten zu schli t
ießen.
“ 8* Wohlfahrtspflege. Armenpflege. 111““
Wenn das armenpflegliche Prinzip in den deutschen Groß⸗
städten auch durchweg auf dem sogenannten
Elberfelder System der
Individualisierung beruht, so fehlt es doch nicht an neuen Formen,
die dieses System ergänzen und zum Teil umba
luen. Die Erfahrung
zeitigt eben notwendige Neuerungen, die meistens dem Streben nach
besserer Kontrolle der Armen oder na
tunlichster Einschränkung der
finanziellen Belastung entspringen. Lhe das Charakteristikum des Elberfelder Systems, nämlich die Ausübung der Armenpflege durch
freiwillig sich anbietende Bürger im Ehrenamt, preiszugeben
hat eine
Reihe von Armendirektionen nach und nach besoldete Bezirksaufseher angestellt, die vermöge ihrer Beamteneigenschaft energischer unver⸗ schämte bezw. auf Betrug ausgehende Arme zurückdrängen und auch hinsichtlich der Zuweisung von Pfleglingen an die freiwilligen Armen⸗
pfleger mehr die persönlichen Eigenschaften der letzteren viel freie Zeit zur BE ”g haben, veranlagt
streng
ob z. ob sie weichherzig oder
sind, in setracht ziehen können. eben
solchen prinzipiellen Regelungen ist die Gegenwart aber auch reich an neuen Einrichtungen, die der Armenpflege einen als zeitgemäß er⸗ scheinenden sozialen Stempel aufdrücken. Es besteht ein reger, edler Wetteifer in dieser Beziehung zwischen der privaten Fürsorge und der
amtlichen Armenpflege. Beide tonen gewinnen dabei.
namentlich in
Es macht sich
der Fürsorge für das unschuldige Kind ein so plan⸗
mäßiges Handinhandarbeiten der freien sozialen Fürsorge und der
gesetzlich begründeten Armenpflege geltend, daß
letztere in dieser
Beziehung fast durchweg ihren starren, ntemmcbihen Charakter verloren n
hat, ja, daß sie
— wie z. B. in Charlotten burg — geradezu das
Bild einer warmherzigen, fürsorglichen Mutter aller verlassenen und
hilfsbedürftigen Kinder ihres Amtsbezirks verkörpert.
Aber es sind
auch schon Anzeichen vorhanden, daß diese teilnehmende amtliche
Fürforge auf weitere Gebiete sich ausdehnen will. und Armenamt in
Das Waisen⸗
rankfurt a. M. hat am 18. Mai den Beschluß
sefaßt, im Interesse der Erhaltung des Familienlebens sich der
seranwachsenden Mädchen der ärmeren Klassen in dem S
inne an⸗
zunehmen, daß solchen Mädchen, die nach der Schulentlassung Dienst⸗ botenstellen annehmen, Prämien aus der Stadtkasse gewährt werden sollen. Man will dadurch das Uebertreten solcher schulentlassenen Mädchen in die Fabrikarbeit zurückhalten und den armenamtlich
unterstützten Familien
die Bekleidung und Ausrüstung dieser
Mädchen dadurch erleichtern, daß ihnen im ersten Jahre 60 ℳ
im zweiten
50 ℳ und im dritten 40 ℳ
städiische Beibihe le
werden. Das Geld darf auch als Sparkasseneinlage für d
etreffenden Mädchen eingezahlt werden.
Die Abteilung der Arbeits⸗
vermittlungsstelle für Dienstboten erbietet sich, diesen Mädchen gute Dienststellen nachzuweisen. Für schulentlassene Knaben, die Lehrstellen annehmen, anstatt als ungelernte“ Arbeiter sofort in Tagelohn zu treten, wird in Frankfurt bereits seit einigen Jahren die gleiche Unter⸗ stützung an “ die der Armenpflege unterstellt sind, gewährt.
In Cöln
von der dortigen Armendeputation am 27. April ein
t ähnlicher Besthur gefaßt worden, nach welchem allerdings die Unter⸗
stützung für arme Mädchen,
die in ein Dienst⸗ oder Lehrverhältnis
eintreten wollen, nicht in Geld, sondern in der notwendigen Kleider⸗ ausstattung besteht.
Kunst und Wissenschaft.
Die Göttinger Königliche Gesellschaft der Wissen⸗ schaften hat jetzt die Bedingungen bekannt gemacht, unter denen die
von dem verstorbenen Dr. Paul Wolfskehl. vermachten 100 000 ℳ vergeben es zuerst gelingt, den Beweis des Satzes zu führen. Dr. Wolfskehl bemer
daß Fermat
in Darmstadt an denjenigen, dem Fermatschen t in seinem Testament,
werden
mutatis mutandis die Behauptung aufgestellt habe, daß die Gleichung X A 72 = 22 durch ganze Zahlen für alle diejenigen Exponenten 2, die un⸗
unlösbar
gerade Primzahlen
sind. Dieser Fermatsche Satz ist entweder
im Sinne Fermats allgemein oder in Ergänzung der Untersuchungen
von Kämmer für alle die
Exponenten 1 zu beweisen, in denen er
überhaupt Geltung hat. Die Aussetzung des Preises erfolgt, wie die
Voss. Ztg.“ mitteilt, unter folgenden
sedingungen: Die Königliche
2 Ulschaft der Wissenschaften in Göttingen entscheidet frei darüber, 94 lcag zuzuerkennen ist. Sie lehnt die Annahme jeder Manu⸗
kriptsendung ab, die auf die Bewerbung um den 1 Bezug hat; sie berücksichtigt für die Preiszuteilung
matschen Satz
Preis für den Fer⸗
lediglich solche mathematische Abhandlungen, die in periodischen Zeit⸗ saigach salc Mono raphien oder in Buchform im Buchhandel käuflich
erschienen sind. Die
anheim, etwa
Außer Betracht bleiben für die die in einer Sprache gedruckt sind, welche den zur Arbeit berufenen Fachgelehrten unverständlich ist. An die
esellschaft stellt dem Verfasser solcher Abhandlungen fünf gedruckte Exemplare davon an sie einzusenden. erleihung des Preises solche Arbeiten, Beurteilun 55 elle
solcher Arbeiten können vom Verfasser als richtig anerkannte Ueber⸗
setzungen treten. Die Gesellschaft behält sich für den
der Lösung der Aufgabe 1 Personen beteiligt Bse
Lösung durch die Anbe
freieste “ insbesondere auch die Teilung des e
Ermessen vor.
Fall, daß an
Üd, oder die rt worden ist, reises nach ihrem
liten mehrerer Gelehrter — die Gesellschaft
Die Zuerkennung des Preises dur
gebracht und unter starker Bewachung für Mulay Hafid nach erfolgt frühestens zwei Jahre nach der Veröffentlichung der zu
krönenden Abhandlung. Es soll innerhalb dieses .“ und ausländischen Mathematikern Gelegenheit geboten werden, über die Richtigkeit der durch die Veröffentlichung bekannt Sv Lösung sich zu äußern. Ist der Preis durch die Gesellschaft zuerkannt, so wird davon den Berechtigten durch den vorsitzenden Sekretär im Namen der Gesellschaft Mitteilung gemacht und solches öffentlich an allen den Orten bekannt gegeben werden, an denen der Preis im letzten Jahre ausgeschrieben war. Die Zuerkennung des Preises durch die Gesellschaft ist unanfechtbar. Falls der Preis bis zum 13. Sep⸗ tember 2007 nicht zuerkannt ist, können Ansprüche auf ihn nicht mehr erhoben werden.
Verkehrsanstalten.
Ueber die Beschlüsse der Internationalen Tele⸗ graphenkonferenz, die im Mal und Juni in Lissabon tagte, erfahren wir, soweit sie für das Publikum von Interesse sind, folgendes:
Für die sogenannten Berichtigungstelegramme, die von den Empfängern im Falle von Telegrammentstellungen abgelassen werden, tritt eine Erleichterung ein, indem die Taxierung nicht mehr für das ganze Telegramm und die Antwort, sondern nur für jedes zu berichtigende Wort erfolgt. In den Handelsmarken wird die Zu⸗ sammenstellung von Buchstaben und Zahlen gestattet; die bisherige heeee Zählungsweise fällt weg, Zahlen und Buchstaben werden zu⸗ ammen zu je 5 auf ein Wort gerechnet. Hausnummer und Stock⸗ werk können künftig in eine Zahlengruppe mit dazwischengesetztem Bindestrich zusammengefaßt werden. Chiffrierte Adressen werden für post⸗ oder telegraphenlagernde Telegramme nach den Ländern zugelassen, die derartige Adressen auch im Po swverkehr nicht beanstanden.
Einen Hauptgegenstand der Beratungen bildeten ferner die Vor⸗ schriften über die verabredete ( ode⸗) Sprache, die im überseeischen Verkehr fast ausschließlich Anwendung findet. Bekanntlich hat die Londoner Telegraphenkonferenz im Jahre 1903 für die Code⸗ sprache auch künstliche Wörter zugelassen; im Interesse der raschen ETEST wurde lediglich vorgeschrieben, daß die Wörter aus Silben bestehen sollen, die sich nach dem Gebrauche der acht
auptsprachen: deutsch, englisch, spanisch, französisch, holländisch, talienisch, portugiesisch oder lateinisch aussprechen lassen Leider sst diese Erleichterung vielfach mißbraucht worden, sodaß der Telegraphen⸗ betrieb mit schwer telegraphierbaren Wörtern belastet und die glatte Abwicklung des allgemeinen Verkehrs beeinträchtigt wird. DBa es sich hierbei jedoch um Auswüchse handelt und es keineswegs in der Absicht lag, die vorhandenen, mit großen Kosten hergestellten ordnungsmäßigen Codes außer Gebrauch zu setzen, so hat man die bestehenden Vorschriften im wesentlichen aufrechterhalten. Aus Betriebs⸗ rücksichten sind sie nur dahin ergänzt worden, daß die Aussprechbarkeit nach dem gewöhnlichen Gebrauche der acht Sprachen, d. h. nicht nach dem Vorkommen einzelner abnormer Wörter, beurteilt werden soll, und daß in den künstlichen Wörtern die Buchstaben ä, à, à, 6, n, ö, ü nicht vorkommen dürfen. Zu der gegenwärtigen Vorschrift, daß die Wörter der verabredeten Sprache höchstens zehn Buchstaben nach dem Morsealphabet enthalten dürfen, ist noch hinzugefügt worden, daß die Doppelvokale ae, aa, ao, oe und ue als je zwei Buchstaben gezählt werden, und daß das Gleiche für ch in den künstlichen Wörtern gilt. Diese Ergänzungen werden, soweit sich übersehen läßt, die vorhandenen Codes kaum berühren und sollen nur einer weiteren Komplizierung der künstlichen Wörter vorbeugen. Für die wirklichen Wörter, die bei der Abfassung von Telegrammen in verabredeter Sprache dei werden, bleibt alles beim alten. Wortbildungen, die durch sprachwidrige Zu⸗ sammenziehung zweier oder mehrerer Wörter der offenen Sprache zu⸗ sammengestellt sind, werden in der Codesprache nach wie vor nicht zu⸗ gelassen. Eine wichtige Neuerung ist ferner, 8 die Code⸗Wörter⸗ bücher einer aus den Telegraphenverwaltungen Deut schlands, Frankreichs und Großbritanniens bestehenden Kommission zur Prüfung unterbreitet werden können; dadurch soll den Telegrammabsendern die Gewißheit verschafft werden, daß die in den Code⸗Wörterbüchern enthaltenen Wörter den Vorschriften entsprechen und überall angenommen werden⸗ Eine Werfitztnn⸗ zur Einreichung des Codes besteht nicht; wer einen nicht geprüften Code verwendet, begibt sich nur der angegebenen Sicherheit. Es wird später bekanntgegeben werden, in welcher Weise und von wann ab die Einreichung der Codes stattfinden kann⸗
Sämtliche Beschlüsse werden, voraus esetzt daß die noch erforderliche Falehmigung 99979 b.
Regierungen erfolgt, am 1. Juli nächsten Jahres in Kraft treten. 8
.
Laut Telegramm aus Ratibor ist die Post aus Wien, di heute früh fällig war, infolge von Zugverspätung aübeslere 1 b
Theater und Musik.
8 Neues Königliches Operntheater. (Direktion Hermann Gura.)
Der gestrigen „Rigoletto“⸗Aufführung verlieh Herr rancel co d'Andrade als Gast eine ganz besondere s perlieh S. 1 voll⸗ besetzte Haus und die sich immer mehr und mehr steigernden Beifalls⸗ kundgebungen bezeugten. Das künstlerische Können dieses Vertreters der Titelpartie ist hinlänglich bekannt. Seine kraft⸗ und temperament. volle Gesangsart sowie das lebendige, seelenvolle Spiel haben wohll schon viele mehr als einmal begeistert und auch gestern erneut mit fortgerissen. Frau Heymann.⸗Engel (Gilda) war mit ihrer, wenn auch nur kleinen, so doch trefflich geschulten und ansprechenden Stimme eine tüchtige Partnerin, deren Koloratur⸗ fertigkeit und fein empfundenes Spiel gleichfalls Anerkennung ver⸗ dienen. Herr Siewert sang die Partie des Herzogs mit sehr wechselndem Erfolge und nicht immer besonders anregend. Diejenige des Grafen von Monterone wurde von Herrn Lordmann mit seiner ergiebigen, weichen Baßstimme recht eindruckevoll g. ungen. Herr Feee vermochte als Graf von Ceprano nicht besonders ervorzutreten, der „Bravo“ des Herrn Wittekopf esanglich wie darstellerisch gut zur Geltung kam. räulein
eenker (Gesellschafterin) fiel dagegen etwas aus dem ahmen des Ensembles heraus. Die Inszenierung und ganze Art der Auf. führung ließ auch diesmal die Einwirkung eines gewandten Regisseurs (Herr Sattler) erkennen. Ebenso verdient die mu kalische des Herrn Kapellmeisters Wolfram insofern noch besondere Er⸗ wähnung, als man aus ihr das wechselseitige Verständnis zwischen Diri — Darstellern hesg. ea 9 Die Ausstattung war durchaus angemessen, wie überhaupt auch d 8 abend der Direktion 8 alle Ehre machte. brste
Konzert.
In der Philharmonie veranstaltete am deutsche Gesangverein „Arion“ aus Brookl
allen Mufik, und Vaterlandsliebenden gleich neeheRne. des
doch diese Gesangsvereinigung von etwa 170 Mitgliedern, von denen
hier einige 70 Stimmen mitwirkten, eine der bedeutendsten in den Ver⸗
W ee ge 8 das deutsche Lied auch in der neuen
egt, zu Land der Zugehörigkeit tt und dadurch ein weiteres
8 terlande geschaffen hat. Sowohl sein Präsident, Herr Dr. Führer, wi 8 1890 an der Spitze der musikalischen Leitung senug. der beniit set
Claaßen haben die Sän⸗ gerfahrt über de
1 Ozean mitgemacht. dirigierte mit Umsicht und Energie und der Chor folgte shn 8 8 anerkennenswerter Hingabe. Es ist schwer zu sagen, welche der 8 mgruppen am glänzendsten war. Alle zeigten gute Sch ung und Wohllaut und fügten sich der gemtinsamen ufgabe selbstlos ein. Es wurde dadurch eine Gesamtwirkung erzielt, die der unserer besten einheimischen Gesangvereine Pn kommt. Auch die mitwirkenden Solisten, die Damen Funk und
Donnerstag der
ppers (Sopran), sowie die kleineren zwischendurch eingefügten Sonderchöre, das 1“ uartett“ und 8 „Arion⸗Quartett⸗ standen mit ihren Leistungen auf voller Höhe.