1908 / 275 p. 12 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 21 Nov 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Heer nach dem von dem Abg. Geyer gemachten Vorschlage be⸗ seitigen wollten, so würde das keine Ersparnis, sondern eine Steige⸗ rung der Ausgaben sein. Neben dem Heßr erfordert auch die Marine weitere Mehrausgaben, denn das Flottengesetz muß durchgeführt werden. Wir brauchen ferner Geld für die Beamtengehälter, wir brauchen Aufwendungen für die soziale Gesetzgebung. Aber gespart maß werden trotz allem, namentlich in der Verwaltung. Die preußische Eisenbahnberwaltung hat bewiesen, daß auch mit weniger Beamten auszukommen ist, aber der letzte Reichsetat brachte uns eine ganz bedeutende Vermehrung der Beamten. Was kann an den Bauten gespart werden! In Berlin gibt es Dienstgebäude, die in einem Jahr fast eine halbe Million Zinsen verschlungen haben. Es müssen aber auch die bindenden Beweise erbracht werden, daß die neuen Steuern tatsaͤchlich dem Bedürfnis genügen, sonst wird der Reichstag der Regierung schwerlich entgegenkommen. Etwas versüßt werden soll uns der saure Apfel, in den wir beißen sollen, durch die Aufhebung der Fahrkartensteuer und die Herabsetzung der Zuckersteuer. freue mich darüber; an diesen Ermäßigungen wird der Reichstag jedenfalls weniger Anstoß nehmen. Die Reichsfinanzreform gehört zu en allerwichtigsten Vorlagen, die je dem Reichstage gemacht worden nd; sie wird entscheidend sein für die Stellung der Parteien unter sich und zur Regierung, wie für das Ansehen Deutschlands im Rate der Völker. Aehnlich wie beim letzten Flottengesetz werden sich hoffentlich lle bürgerlichen Parteien zusammenfinden. .

Abg. Raab (wirtsch. Bgg.): So viele neue Steuern sind wohl noch niemals auf einem Brett dem Reichstage vorgesetzt worden. Wir können gewiß noch die eine odere andere Aufstellung prüfen daraufhin, ob noch ein Abstrich möglich ist. Aber darüber geben wir uns keinen hin, daß es sich um erhebliche Abstriche dabei nicht Kandeln kann. Wir sollten der Regierung dafür Dank wissen, daß e nicht den Fehler begangen hat, die Dinge zu rosig erscheinen zu sondern uns von vornherein mit dem vollen Ernst derselben t gemacht hat. Meine politischen Freunde sind sich einig darin, daß wir schon zufolge der nationalen Grundlage, auf der wir uns bewegen wollen, die heutige, man möchte sagen, schmähliche Finanzlage des Reichs nicht weiter andauern lassen dürfen. Wir wollen nicht nach den Schuldigen suchen, nicht diejenigen an⸗ lagen, die unsere Finanzen so bitterböse gestaltet haben, wir wollen feststellen, daß es nicht noch schlimmer werden darf. Den

Zesichtspunkten, die die Vorlage aufstellt, müssen wir durchaus bei⸗ stimmen. Wir haben uns auch zu vergegenwärtigen, daß die Matrikularbeiträge bei ihrer Schaffung nur als ein Aushilfsmittel die außergewöhnlichsten Notstände gedacht worden sind. Man

8

at uns ‚gesagt, es fehle zur Zeit völlig die Möglichkeit, die Leistungsfähigkeit der einzelnen Bundesstaaten zutreffend zu be⸗ teilen. Ich möchte ein Mittel in Vor

schlag bringen, das in ormern namentlich den schlägt vor, die Bodenwerte Dabei argumentiert man Rentabilität der Beschäftigung rte. Wenn wir durch die Boden⸗ schaftliche Leistungsfähigkeit der ein⸗ zelnen Bundesstaaten finden könnten, so wäre damit die Lösung des Problems erleichtert. Der bewegliche Faktor ist für mich viel mehr iheoretischer als praktischer Natur. Es ist ohnehin nur eine minimale Beweglichkeit verblieben, nachdem wir uns klar darüber geworden sind, daß wir nicht ganz sinnlos den Bundesstaaten Matrikularbeiträge aufwälzen können. Direkte Steuern wird man niemals in solcher Höhe erheben können, daß sie den vollen Deckungsbedarf ergeben, ohne auch die untersten Schichten recht erheblich mit zu treffen. Gegen die Gesamttendenz der einzelnen Steuervorschläge muß ich mich scharf wenden. Schon 1905 habe ich mein Be⸗ dauern darüber ausgesprochen, daß die damalige Vorlage noch mit den alten Argumenten und den alten Steuerobjekten operiere, daß kein Gedanke den Aenderungen der neuen, modernen Zeit entspräche. Dies gilt auch ohne Einschränkung für die neulen Steuervorschläge.

ie Finanzminister der alten Zeit haben gar zu sehr, wenn nicht usschließlich, nur die Ergiebigkeit einer Steuer ins Auge gefaßt. Wir wollen, daß man damit jetzt breche, daß man nicht so sehr auf die Ergiebigkeit der Steuer sieht, sondern auf ihre Wirkung gegen⸗ über dem ganzen volkswirtschaftlichen Organismus. Alle die Dinge, die ein ergiebiges Steuerobjekt darstellen, erscheinen in der Vorlage völlig verschont. Einige der Steuervorschläge haben geradezu einen mittelstandsfeindlichen Charakter. Dem stark bedrohten Mittelstand darf man nicht abermals einen Tritt versetzen, der ihn in den Abgrund bringt. Von diesen Grundsätzen aus treten wir an die Behandlung der Lteide g. heran und können danach feststellen, daß nur herzlich wenig Zustimmung bei uns vorhanden ist. Damit entziehen wir uns keineswegs der Verpflichtung, die wir auch im vollen Umfange empfinden und übernehmen, für gesunde Finanzverhältnisse des Reiches zu sorgen. Wenn wir nicht allen Vor⸗ chlägen der Bundesregierung zustimmen können, so wird es unsere Aufgabe sein, mit Ersatzvorschlägen vor sie hinzutreten. Ich fürchte auch nicht, daß, wenn die Vorschläge der verbündeten Regierungen nicht angenommen würden, sie etwa durch das Mittel einer Reichstagsauflösung diese Steuern durchsetzen würde; unter der aarole Bier⸗, Tabak⸗, Branntweinsteuer wird man kein bewilligungs⸗ reudiges Parlament zu stande bringen, höchstens eins mit noch zugeknöpfteren Taschen. Dagegen würde sie mit unseren Vorschlägen einer höheren Börsensteuer, Dividenden⸗, Luxus⸗, Wertzuwachs⸗ steuer mehr Glück haben bei den Wählern. Eine Neure⸗ jelung der Branntweinsteuer ist nicht unerwünscht, weil die erhältnisse auf diesem Steuergebiet so undurchsichtig und verworren sind. Eine Neuregelung könnte auch den destruktipen Parteien den billigen Agitationsstoff mit der sogen. Liebesgabe nehmen. Es besteht aber die Frage ob man nicht aus dem Branntwein mehr herausholen könnte durch eine einfache Erhöhung der Branntweinsteuer. Wir sparten dann vielleicht den sehr teuren Beamtenapparat und brauchten auch zucht so hobe Abfindungssummen zu bezahlen. Um eine ausreichende Ennschädigung der Angestellten wird man nicht herum können. Wenn wir uns an einer Beratung dieser Steuer beteiligen, so müssen wir verlangen, daß die kleinen Brenner, die kleine Landwirtschaft schonend behandelt werden. Eine Erhöhung der Tabaksteuer habe ich schon 1905 sehr energisch bekämpft. Allerdings haben sich meine Freunde damals für eine Zigarettensteuer ausgesprochen. Der Zigarettensteuer konnten wir zustimmen, weil sie so ungefähr noch in dem Augenblick kam, als die Industrie nicht so gewaltig entwickelt war, daß sie durch die Steuer berührt werden konnte. Anders aber liegt di⸗ Sache beim Tabak. In dieser Industrie werden etwa 200 000 Personen be⸗ schäftigt. Die Zigarreninduftrie ist seit Jahrzenten allmählich zu einer sehr scharfen Kalkulation des Preises gezwungen worden. Die Zigarren⸗ industrie arbeitet tatsächlich im Gegensatz zur Zigarettenindustrie mit einem sehr bescheidenen Nutzen. Fuhrwerken wir mit einer Steuer hinein, so wird der Konsum zurückgehen. Die Zigarrenindustrie beschäftiat eine große Zahl von Arbeitern, zum großen Teil schwache oder kranke Leute, die einen anderen Erwerb außerordentlich schwer ergreifen können. Hätte man seinerteit das Monopol eingeführt, so hätte sich die Sache anders gestaltet, jett aber gilt das Wort „zu spät“. Bei der Bier⸗ steuer tritt auch wieder der Gedanke bervor, den armen Konsumenten zu schützen. Aber bei der letzten Biersteuererhöhung ist diese Steuer nicht an den Konsumenten Fütengekommen⸗ sondern in der Hauptsache durch den gewerblichen Mittelstand getragen worden. Die kleinen Brauereien sind weiter zusammengeschmolzen, die großen waren ent⸗ weder kapitalkräftig genug, um die Steuer auf die eigene Tasche zu nehmen, oder sie zwangen den von ihnen abhängigen Wirten die neuen Preise auf. Wir können einer Erhöhung der Biersteuer nur zustimmen, wenn diese für den Mittelstand chmerzliche Seite der Steuer vermieden wird. Die Wein⸗ teuer soll wohl nur ein soziales Schönheitspflästerchen dar⸗ stellen, man sagt sich wohl, man kann nicht die Getränke des kleinen Mannes oder des Mittelstandes besteuern und das Getränk des Wohlhabenden freilassen. Das ist gewiß ein anerkennenswertes Argument, aber bedeutsamer scheint mir doch die Rücksichtnahme auf den Weinproduzenten, auf den Winzer. Eine ganze Reihe von Wein⸗ bauern ist nichts anderes als kleine Landwirte, und man sollte sich

neuerer Zeit in den Kreisen von Sohzialref Bodenreformern genannt worden ist. Man in den verschiedenen Staaten festzustellen. so, daß die Prosperität und die ihren Niederschlag finde im Bodenwe werte einen Maßstab für die wirt

Witwe ankündigt,

sehr überlegen, ob man diesen Naturerzeugnissen des kleinen Bauern die Absatzmöglichkeit erschweren darf. Handelte es sich wenigstens um ö von Millionen, dann könnte man leichter den bitteren Happen chlucken, aber bei einem Ertrage von 22 Millionen muß man es sich wirklich ernstlich überlegen, ob man eine Weinsteuer einfübren soll. Es ist ferner eine Erweiterung der bestehenden Erbschaftssteuer als Nachlaßsteuer vorgeschlagen worden. Für einen überaus glücklichen Gedanken halten wir die Angliererung der Wehrsteuer an diese Nachlaßsteuer. Wir nehmen an, daß die Regierung, wenn die Nachlaßsteuer fallen sollte, sofort mit einer selbständigen Wehrsteuer an uns kommen wird. Wir können die Einwände, die namentlich von Vertretern des platten Landes gegen eine solche tiefgreifende Neuerung erhoben werden, nur zu begreiflich finden; die Ab⸗ milderung, die die Vorlage bringt, geht da lange nicht weit genug. Die Besteuerung der elektrischen: Kraft ist sehr bedenklich für die kleinen Gewerbetreibenden, für das Handwerk und den Mittelstand, der immer und immer wieder auf die kleinen Kraft⸗ maschinen, auf die Motore hingewiesen worden ist, die ihm ermöglichen würden, sich neben dem Großbetriebe auch ferner zu behaupten; damit verträgt sich der Gedanke einer Besteuerung und damit einer Ver⸗ teuerung dieser Kraft sehr schlecht. Wenn der Schatzsekretär auf der Lauer sein muß, Steuerobjekte zu finden, sollte er sich doch mit dem Patentamt in Verbindung setzen. Wenn der Staatssekretär die Möglichkeit eines Elektrizitätsmonopols streifte, so muß ich doch sagen: „Daß du die Nase im Gesicht behältst!“ Für dieses Monopol ist es viel zu spät, nachdem in den letzten 20, 30 Jahren Hunderte von Millionen darauf festgelegt sind. Da hätte man viel, viel früher aufstehen müssen. Die Anzeigen⸗ steuer soll 33 Millionen bringen. Man sollte eine ganz andere Methode einschlagen als die Vorlage, um gleichzeitig weit mehr aus dieser Steuer herauszuschlagen und zur Gesundung der Preß⸗ verhältnisse selbst beizutragen; man müßte die großen Annoncen⸗ plantagen fassen, die reinen Inseratenblätter, die nur neben⸗ her auch in Politik machen, dagegen aber die ernsthaften politischen Blätter nicht behelligen. machen will, kann niemand eine Freude daran haben; nach dieser Vorlage ist es sogar zweifelhaft, ob ein Zettel, auf dem eine arme daß bei ihr ein möbliertes Zimmer zu vermieten ist, steuerfrei bleiben darf. Nach meinen Darlegungen wird ja freilich von den geforderten 500 Millionen nicht viel übrig bleiben; aber wir entziehen uns auch durchaus nicht der Pflicht, Ersatzsteuern vorzuschlagen, und wenn sie jetzt auch nicht durchdringen, schon daß sie in die Diskussion geworfen werden, wird ein Gewinn für die Zukunft sein. Wir verlangen eine Ver⸗ mehrung der Reichsbetriebe, namentlich nach der Seite des Bergwerks⸗ und Grubenbetriebes, wir halten dafür, daß die gewaltige Kaliindustrie, die durch die Privatindustrie eine wahre Verheerung erfahren hat, nur durch ein Reichskalimonopol gerettet werden kann; wir sind für eine Reichslebensversicherungs⸗ anstalt und für die Verstaatlichung der Reichsbank. Draußen weiß man kaum, daß die Reichsbank eine große Aktiengesellschaft ist. Hält man es denn wirklich für möglich, daß im Falle eines unglück⸗ lichen Krieges der feindliche General als Sieger sich abhalten lassen wird, trotzdem die Bank nicht dem Staate, sondern den Anteilseignern gehört, die Gelder aus den Kellern herauszuholen? Je länger, je mehr drängt sich auch das Petroleummonopol auf; heute haben wir ein Privatmonopol, das gar nicht wählerisch in seinen Mitteln ist. Auch die Verstaatlichung des Kohlenberg⸗ baues muß zur Diskussion gestellt werden. Wir müssen höhere Preise in Deutschland zahlen, damit das Ausland unsere Kohlen zu Schleuderpreisen beziehen kann. Die Dividendensteuer hat uns in gewissem Sinne der preußische Finanzminister vorweggenommen; aber darüber ließe sich hinwegkommen. Es dürfen doch auch nicht die Dividendenbezieher in Preußen vor denjenigen im übrigen Deutschen Reich benachteiligt werden. Ganz besonders be⸗ deutsam ist der Gedanke einer Wertzuwachssteuer; das Reich kann mit Fug und Recht verlangen, an der gewaltigen Preissteigerung des Grund und Bodens beteiligt zu werden. Mögen die Kommunen und die Einzelstaaten einen Teil vorweg beanspruchen, für uns kann immer noch ein Teil abfallen. Wenn wir so, wie es je t der Fall ist, in Schwulitäten sitzen, dürfen wir an dieser Einnahmeqguelle nicht vorbeigehen, ebensowenig wie an derjenigen der Ueber⸗ nahme sämtlicher Stempel auf das Reich. Eine Besteuerung des Luxus findet sich in dem ganzen Steuerbukett nicht, jedenfalls lange nicht ausreichend. Mit Ersatzsteuervorschlägen erst in der Kommission hervorzutreten, scheint mir zu spät. Ich wiederhole zum Schluß, daß auch wir an der Beseitigung der traurigen Finanzlage mitzuarbeiten für eine unserer vornehmsten Aufgaben halten, es handelt sich um eine Lebensfrage für unser ganzes Volk.

Gegen 6 ¾ Uhr wird die Fortsetzung der Beratung auf Sonnabend 11 Uhr vertagt.

Preußischer Landtag. Faus der Abgeordneten. 8. Sitzung vom 20. November 1908, Vormittags 11 Uhr.

(Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Ueber den Beginn der Sitzung ist in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden. 3

Nachdem die Interpellation der Abgg. Brust (Zentr.) und Genossen, betreffend das Grubenunglück auf der 91 Radbod bei Hamm, von dem Abg. Freiherrn von

wickel (Zentr.) begründet worden ist, nimmt zur Beant⸗ wortung derselben das Wort der 8

Minister für Handel und Gewerbe Delbrück:

Meine Herren! Ich habe mich zunächst der traurigen Aufgabe zu entledigen, dem tiefschmerzlichen Bedauern der Königlichen Staats⸗ regierung Ausdruck zu geben über dieses neue, große, namenlose Un⸗ glück, das unsern preußischen Bergbau betroffen hat, und ich darf viel⸗ leicht als Chef der staatlichen Bergverwaltung und Bergpolizei die Versicherung hinzufügen, daß die Trauer dieser letzten Tage auf mir und meinen Mitarbeitetn schwer lastet.

Ich benutze gleichzeitig die Gelegenheit, auch an dieser Stelle allen denen im Inland und im Ausland zu danken, die mir und anderen Organen der preußischen Staatsregierung ihre Teilnahme ausgesprochen und sich durch reiche Spenden schon jetzt bemüht haben, die Not zu lindern, die das Unglück in Radbod ja im Ge⸗ folge haben muß.

Wenn ich jetzt an die Beantwortung der Interpellation heran⸗ gehe, so muß ich vorausschicken, daß ich eigentlich nach Lage der Dinge kaum im stande bin, den ersten Teil der mir gestellten Frage irgendwie erschöpfend zu beantworten. Wenn ich trotzdem schon jetzt Gelegenheit nehme, mich hier in dieser Sache zu äußern, so tue ich es deswegen, weil ich der Ansicht bin, daß das Land nicht früh genug über den Stand der Angelegenheit unterrichtet werden kann, und daß jedenfalls Sie nicht früh genug in die Lage versetzt werden können⸗ sich über den Stand der Dinge, wie er sich nach der augenblicklichen Lage der Verhandlungen darstellt, zu unterrichten.

Ehe ich aber auf die Beantwortung der Interpellation selbst eingehe, möchte ich noch eins vorausschicken. Man hat mir in der Presse den Vorwurf gemacht, daß ich vorzeitig der Oeffentlichkeit gegenüber zu der Frage des Verschuldens der Zeche und der Berg⸗ verwaltung Stellung genommen hätte. Meine Herren, dieser Vor⸗ wurf würde begründet sein, wenn seine tatsächlichen Voraussetzungen

So wie die Vorlage die Sache

zweimal einen und denselben Vertreter der Presse empfange

8ZEI1“ ö—“” b In der ganzen Zeit habe ich, soweit ich mich erinnere,

n. Es

war das beidemal ein Vertreter des „Berliner Tageblatts“. (Heiter⸗

keit.) Ich empfing ihn zunächst an dem Tage, bevor ich nach

fuhr. Zu diesem Zeitpunkt war ich völlig außer stande,

ein Urteil über die Katastrophe, ihren Umfang und ihre Ursache 8 Das Gespräch hat sich auf allgemeine Betrachtung

zugeben.

Hamm

überhaupt

ab⸗

beschränkt und ist auch in der Hauptsache nachber richtig in

der Zeitung wiedergegeben. Tageblatts“ empfing mich, Abends auf dem Bahnhof (Heiterkeit) und stellte an mich die

Dieser selbe Vertreter des

„Berliner als ich von Hamm zurückkehrte,

Frage,

ob es richtig sei, daß die Berieselungseinrichtungen auf der Zeche⸗ völlig versagt hätten, und daß in der Zeche große Staubansammlungen gewesen wären. Ich habe ihm auf dem Bahnhof mit Achseliuaee gesagt: ich bin heute überhaupt nicht im stande, darüber ein ab. schließendes Urteil zu fällen; nach den mir bis jetzt vorliegenden sagen der gehörten Beamten, Rieselmeister und Mitglieder de Arheiterausschusses scheint alles in Ordnung gewesen zu sein. Meine Herren, eine derartige Erklärung kann ich der Presse nicht vorenthalten; denn ich halte an sich den Wunsch der Presse, über so wichtige Dinge

rechtzeitig und dauernd unterrichtet zu sein, für berechtigt, und mich stets bemüht, die Presse über den Stand der Dinge so⸗ sich in meinem Kopfe malten, zu informieren. Wenn darau

ich habe wie sie 8 Miß⸗

verständnisse entstehen, so kann man mich dafür nicht verantwortlich

machen.

Es ist dann ferner durch die Presse die Wiedergabe eines Resumés gegangen, das ich am Schlusse eines kurzen Vortrages vor seiner

Königlichen Hoheit dem Prinzen Eitel⸗Friedrich über die S geben habe. Ich bemerke dazu, daß ich von dieser Veröffen

ache ge⸗ tlichung

nichts gewußt habe, daß ich sie vorher auch nicht gelesen habe (Heiter⸗ keit), ich würde sonst die nötigen Reserven hineingebracht haben. (Zu⸗

ruf bei den Sozialdemokraten: Das ist ja üblich!:) Die Sa

che hat

sich so vollzogen, daß ich nach einem Vortrag des Berghauptwanns über die Einrichtung der Grube und über den Gang der Rettungs⸗ arbeiten einen kurzen Ueberblick über die gesamten technischen Ein⸗ richtungen, die man auf einer Grube wie Radbod zu fordern hat, gab und im Anschluß daran sagte: nach den mir vorliegenden Mel⸗

dungen meiner Beamten und nach bis jetzt gehörten Arbeiter hat sich die Sache in de dem und dem Stande befunden; ein abschließendes kann ich selbstverständlich heute nicht abgeben. denselben Standpunkt später in einem längeren Gespräch

den Mitteilungen

Ich

der m und Urteil habe Seiner

Königlichen Hoheit dem Prinzen Eitel⸗Friedrich gegenüber noch ein⸗

mal vertreten und auch eingehend begründet. Also, meine Herren, ich habe eine so dezidierte Stellung,

wie in

der Presse vorausgesetzt wird, zu dieser Frage nie eingenommen, un

ich bin auch heute nicht in der Lage, einzunehmen, ich bin auch garnicht in der Lage, die zahlreichen die der Herr Vorredner an mich gerichtet hat, zu beantworte

eine irgendwie dezidierte Stellung

Fragen, n, ohne

wenn ich mich so ausdrücken darf, die Sache mehr zu verwirren zu klären. Ich habe von dem ersten Augenblick an alles getan, um

zur Klarheit zu gelangen. der Hand hatte, befragt, soweit wir sie gerade bekommen konnten, seit ich aus Radbod zurück bin, also Beamten sitzen,

Parteien sorgsam die irgendwie von Wichtigkeit für die Beurteilung der sein könnten,

graphisch den betreffenden Behörden draußen und Berichterstattung zugegangen.

Ich habe, was ich an Beamten zunächst bei ich habe durch meinen Kommissar Arbeiter, befragen lassen; ich habe, . seit vorigen Sonntag, einen der weiter nichts zu tun hat, als die Presse aller durchzulesen; alle darin aufgestellten Behauptungen,

Sache

werden ausgezogen und sind teils schriftlich, teils tele⸗ zur sofortigen Aufklärung Stündlich bis zu diesem Augenblick

laufen Berichte und Telegramme ein; ich kann aber nicht behaupten, daß diese Berichte und Telegramme die Situation wesentlich geklärt hätten. Ich habe infolgedessen gestern Abend mit meinem technischen Referenten genau zusammengestellt, was nach meiner Auffassung heute und vorbehaltlich einer Korrektur durch noch kommende, mir unbekannte

Aussagen als feststehend angesehen werden kann, und, meine da meine Worte hier auf die Goldwage 1— wird, was ich gar nicht gesagt habe, um Ihre Zustimmung, wenn ich gegen meine sonstige Gew frei zu sprechen, bei der mich an den Aktenauszug halte, den ich heute morgen no habe auf die Gegenwart zu bringen. . 8 Ehe ich diesen Aktenauszug zum Vortrag bringe, möchte folgendes bemerken: Ich erhielt die Nachricht von dem

Herren,

gelegt werden, da man vieles

so bitte ohnheit,

Wiedergabe dieser tatsächlichen Verbältnisse

versucht

ich noch Unglück

in Radbod am Donnerstag vor acht Tagen im Laufe der Vormittags⸗

stunden und ordnete sofort an, daß mein Fachreferent nach

Hamm

reiste. Er wurde angemeldet und mußte im Laufe des Abends zwischen 9 und 10 Uhr auf der Grube eintreffen. Im Laufe des Nachmittags

lauteten die Nachrichten derartig, mich mit dem Herrn Oberberghauptmann selbst an Ort und

zu begeben. Es wurde auch eine entsprechende Mittei Oberbergamt geschickt. chende eilung

daß ich es doch für zweckmäßig hielt,

Stelle an das

Inzwischen erhielt ich bereits die Mitteilung⸗

daß die Rettungsarbeiten mit Rücksicht auf die Gefahren der Rettungs⸗

mannschaften eingestellt hätte. Die Schließung Kommissar an Ort und

seien und daß man den Schaht geschlossen des Schachtes ist also erfolgt, bevor mein Stelle war, und ich selbst war, als ich mit

dem Herrn Oberberghauptmann in Radbod ankam, nicht mehr in der Lage, irgend welchen Einfluß auf die Behandlung der Sache zu nehmen, und genötigt, mich darauf zu beschränken, diejenigen Ermittlungen anzustellen, die nach Lage der Verhältnisse und bei der allgemeinen

Unruhe, die dort herrschte, mögli Auf Grund der 8 folgende Daten.

waren. mir jetzt vorliegenden Meldungen gebe

dieselben sind anscheinend die Flö tie gelös Ausrichtung derselben sind

auf 718, 772 und 850 m Sohlen ange

ich nun

Die Schachtanlagen Radbod I und II der Berg⸗ werksgesellschaft Trier beftzt zwei Schächte von 850 m Tiefe.

Durch t. Zur setzt/

von denen die beiden obersten fast ausschließlich zur Wecterführung

dienen. Die Grube, di ist, baut auf 3 bewegten sich

fernung von den Schächten. Die streichende Länge des ganzen gebäudes betrug etwa 1000, die mehrschlägige etwa unterirdische Belegschaft betrug 1350 Mann, auf drei teilt. Die Förderung belief sich in den letzten Tagen vor dem auf 1300 bis 1400 t. Die Kohlengewinnung und Kohlenfö war fast vollständig auf die Morgen⸗ und Mittagschicht bes

(Schluß in der Dritten Beilage.)

erst vor zwei Jahren in Föͤrderung zwei Flözen, auf Flöz 3 und auf Flöz 6. D.

im allgemeinen noch in verhältnismäßig gerinase ben⸗

500 m. Schichten ver⸗

getrete ie Baue

r Ent⸗ Die Unfall

derung chränkt.